Mein Tagebuch von Kupferschweif (OS-Reihe zum Thema "Was geschah davor?") ================================================================================ Kapitel 4: Inu Yasha -------------------- Liebes Tagebuch, Heute ist etwas unglaubliches passiert! Als ich im Wald unterwegs war, hab ich jemanden getroffen, der mir wirklich ähnlich gesehen hat. Ich hab Mama heute Morgen gesagt, dass ich mit den anderen Kindern im Dorf Kemari spielen wollte, aber das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich würde ich gerne mit ihnen spielen, aber sie wollen mich ja nie mitspielen lassen. Mama soll sich aber keine Sorgen um mich machen. Ich glaube, sie fühlt sich in letzter Zeit noch schlechter als sonst. Dass sie viel weint, ist ja nichts Neues und darum versuche ich ja schon immer, ihr keinen Kummer zu bereiten, aber seit einigen Tagen schon ist da glaub ich noch etwas anderes. Sie hustet immer wieder so komisch und kriegt dann kaum Luft. Aber sie sagt immer, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Ich glaube, dass sie husten muss, wenn sie mal wieder Kummer wegen mir hat und sich darum zu sehr aufregt. Also sage ich ihr jeden Morgen, dass ich mit den anderen Kindern im Dorf spielen gehen will und spaziere dann durch den Wald. Das hab ich auch heute wieder gemacht. Im Wald war ungewöhnlich wenig los. Kein Vogel hat gesungen und auch sonst war kein Tier zu hören. Als hätte sie irgendetwas sie unheimlich erschreckt und sie würden sich nicht trauen, auch nur einen leisen Laut von sich zu geben. Ich bin neugierig geworden und wollte herausfinden, was dahinter steckte oder ob alle Tiere gleichzeitig mitten am Tag eingeschlafen waren. Und dann hat sich der Wind ein bisschen gedreht und ich habe etwas gerochen... ich kannte den Geruch nicht, aber er kam mir so vertraut vor, als wäre es ein alter Bekannter... mehr noch, ein Verwandter, als wäre es ein Teil von meinem eigenen Duft. Ich konnte nicht anders, als diesem Geruch zu folgen, obwohl ich kein gutes Gefühl dabei hatte. Als würde etwas Gefährliches in den Wäldern lauern und nur darauf warten, mich, eine einfache Beute, anzuspringen und mir den Hals umzudrehen oder mich auch gleich mit Haut und Haaren zu fressen. Es hat gar nicht allzu lange gedauert, bis ich die Quelle dieses Geruchs gefunden habe. Auf einmal stand ich ihm gegenüber. Er war ziemlich groß und ich musste den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um in sein Gesicht sehen zu können. Ich fand es richtig unheimlich. Er hatte weiße Haare, genau wie ich und seine Augenfarbe glich meiner auch auf erschreckende Weise. Seine Hände waren ebenfalls wie meine: lange, schlanke Finger mit Krallen daran. Der einzige Unterschied waren unsere Ohren und unsere Gesichter: Er hat spitz zulaufende Ohren und merkwürdige Zeichnungen im Gesicht, jeweils zwei Streifen auf den Wangen und einen Sichelmond auf der Stirn, während ich ja kleine Hundeohren auf dem Kopf und ein... sauberes Gesicht habe. Sein Gesicht erinnert mich an das, was ich manchmal sehe, wenn ich schlafe, nur dass das Gesicht aus meinen Träumen nicht ganz so... fein aussieht und nur einen Streifen auf jeder Wange und keinen Mond auf der Stirn hat. Ich hab mich gefragt, ob der Mann vor mir wohl mit dem Mann aus meinen Träumen verwandt ist, aber noch bevor ich die Frage laut stellen konnte, hat der Mann sich umgedreht und ist einfach weggegangen. Ich wollte ihm folgen, doch ich war wie erstarrt. Das war schließlich ein Dämon und ich weiß nicht genau, wie viel Dämonen Verwandtschaft bedeutet. Vielleicht hätte er mich getötet, wenn ich ihn angesprochen hätte. Aber er hat mich durch und durch beeindruckt. Ich bin mir sicher, dass er der Grund für die Stille im Wald war. Und so wie er dagestanden hat, sah er auch wirklich imposant aus, mit seiner Rüstung und diesem flauschigen Schulterfell. Als er weggegangen ist, musste ich ein bisschen schlucken. Er ist so elegant gelaufen und nicht mal ich konnte seine Schritte hören! Hätte ich nicht gesehen, dass er den Weg entlang gegangen ist, hätte ich es wohl nicht geglaubt! Ich möchte auch einmal so auftreten! Ich möchte auch einmal alle Tiere im Wald dazu bringen, still zu sein, andere mit meinem bloßen Anblick beeindrucken und mit meinem Gang den Atem stehen bleiben lassen. Als der fremde Mann schon längst weg war, bin ich wieder zurück zum Dorf gegangen. Ich war noch nicht ganz da, als Mama mir entgegengelaufen kam. Sie hatte mitbekommen, dass ich nicht mit den anderen Dorfkindern gespielt habe und sich darum Sorgen gemacht, hat sie mir gesagt. Das tat und tut mir natürlich leid. Ich flunkere sie doch an, gerade damit sie sich keine Sorgen macht. Aber sie sagte, dass ich ihr immer die Wahrheit darüber sagen muss, wo sie hingeht und dass ich nicht ganz so weit vom Dorf weggehen darf. Mama war zum Glück nicht böse auf mich, nur erleichtert, dass ich wieder da war. Wir sind dann nach Hause gegangen, wo sie mir etwas zu essen gemacht hat. Dann hat sie mich gefragt, was ich so alles im Wald erlebt habe und ich habe ihr von dem fremden Mann erzählt, den ich gesehen habe und von dem ich glaube, dass er irgendwie mit mir verwandt ist. Ich war so aufgeregt darüber, ihr das erzählen zu können (ich hatte mich innerlich schon damit abgefunden, dieses Erlebnis für mich zu behalten und niemandem davon erzählen zu können, diesen Mann nie wiederzusehen und nie zu erfahren, ob dieser Dämon wirklich mit mir verwandt ist und ob er Mama und mir vielleicht helfen kann), dass sich meine Stimme fast überschlagen hat. Mama hat mir ganz ruhig zugehört und mich ziemlich komisch angesehen. Diesen Ausdruck in ihren Augen hab ich noch nie gesehen und ich werde ihn wohl auch nie vergessen. Sie hat mir dann gesagt, dass dieser Mann wohl wirklich mit mir verwandt ist. Er ist wohl mein Bruder! Genau kann sie es natürlich nicht sagen, aber sie hält es für sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann mein älterer Bruder Sesshoumaru war! Ich habe mich wirklich gefreut, weil ich dachte, dass er mir und Mama bestimmt helfen wird, aber diese Freude hat meine Mutter schnell gedämpft. Sie hat gesagt, dass er gegen die Beziehung von ihr und unserem Vater war und dass er grundsätzlich nicht viel von Menschen hält und uns daher auch nicht helfen wird. Außerdem hat sie mich auch noch vor ihm gewarnt und gesagt, dass er sehr gefährlich sein kann und ich mich besser von ihm fernhalten sollte. Aber ich verstehe das nicht so ganz: Wenn er etwas gegen mich hat und mir gefährlich werden könnte, warum hat er mich dann heute nicht angegriffen? Ich hätte ihm wohl kaum etwas entgegenzusetzen gehabt. Ich hoffe, dass ich Sesshoumaru noch einmal wiedersehe, dann werde ich ihn fragen, warum er mich nicht angegriffen hat und ob der Mann aus meinen Träumen wirklich mein Vater ist, wie Mama immer sagt, wenn ich sie frage... Sie hustet schon wieder... Ich werde sie mal fragen, ob ich irgendetwas tun kann, damit sie sich besser fühlt. Bis morgen Inu Yasha Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)