Du bist nicht alleine von Rebi-chan ================================================================================ Kapitel 1: Du bist nicht alleine -------------------------------- Titel: Du bist nicht alleine Teil: 1/1 Autor: Rebi eMail: rebi85@gmx.de Serie: Weiß Kreuz Rating: PG-14 Genre: Shounen-Ai Pairing: Aya/Omi Disclaimer: Keiner der Bishounen gehört mir. Ich verdiene hiermit auch kein Geld. Inhalt: Omi wird bei einer Mission verletzt und fällt ins Koma... Kommentar: Fragt mich bitte nicht, wie ich auf diese Idee gekommen bin. Ich weiß es leider selbst nicht xD Ich hatte nur plötzlich so ein Bild im Kopf und musste dazu unbedingt eine FF schreiben. Sollte ich irgendjemandem die Idee geklaut haben, so tut es mir aufrichtig leid. „Bombay, Achtung!“, rief eine vertraute Stimme, doch es war bereits zu spät. Das baufällige Gebäude hatte die kleine Explosion, mit der sie die Tür vorhin aufgesprengt hatten, wohl nicht so gut verkraftet, wie es anfangs ausgesehen hatte. Schon die ganze Zeit waren kleine Steine von der Decke herunter gerieselt, doch sie hatten diesen keine allzu große Beachtung geschenkt. Dies erwies sich nun als riesiger Fehler. Ein großer Betonbrocken löste sich knirschend aus der rissigen Decke und stürzte hinab. Genau auf einen blonden Jungen zu. Dieser blieb eine Sekunde zu lang erschrocken stehen. „Bombay!!“, rief die vertraute Stimme wieder und hinter ihm wurden Schritte laut. Dies alles half ihm, sich aus seiner Erstarrung zu befreien. Mit einem Sprung zur Seite versuchte er sich in Sicherheit zu bringen, doch es war bereits zu spät. Das Betonstück traf ihn mit ungeahnter Wucht und quetschte ihn unter sich ein. Ein erstickter Schrei lag auf den blassen Lippen, ehe er mit dem Kopf auf den harten Boden schlug und alles um ihn herum schwarz wurde. Entsetzt starrte ein rothaariger junger Mann auf seinen Teamkollegen, rannte dann zu ihm und versuchte den Betonbrocken vom Körper des anderen zu heben. Erinnerungsfetzen schossen ihm durch den Kopf. Vor seinem inneren Auge sah er Aya und das Haus seiner Eltern. „Nicht noch einmal...“, flüsterte er leise und die Angst, dass sich das Ganze nun wiederholen könnte, verlieh ihm fast übermenschliche Kräfte. Irgendwie schaffte er es schließlich, das Betonstück von Omi zu schieben, hob dann den reglosen Körper einfach auf seine Arme und lief aus der großen Lagerhalle, die immer weiter einzustürzen drohte. In einem langen Gang kamen ihm zwei Gestalten entgegen, die er als die von Ken und Youji erkannte. Sie trafen sich an der Tür, die sie zuvor aufgesprengt hatten. Entsetzt sah Ken den blonden Jungen an. „Was ist passiert?“, wollte er sogleich wissen. Ran schüttelte den Kopf. „Später. Wir müssen hier raus. Er braucht einen Arzt.“ So schnell sie nur konnten, verließen sie das Gebäude und liefen zum Wagen, der etwas abseits stand um nicht aufzufallen. Youji setzte sich ans Steuer, Ken nahm neben ihm Platz und Ran setzte sich mit Omi auf die Rückbank. Während der Fahrt versuchte er den reglosen Körper in seinen Armen so ruhig wie möglich zu halten, was bei Youjis Fahrkünsten nicht gerade einfach war. Normalerweise hasste er es, den ehemaligen Schnüffler ans Steuer zu lassen, da dieser wirklich so fuhr, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Doch diesmal war er dankbar dafür. „Halte durch...“, flüsterte er leise und strich einige blonde Strähnen aus Omis Stirn. Dieser reagierte nicht, atmete aber regelmäßig und auch sein Herz schlug – zwar langsam aber es schlug. Mit quietschenden Reifen hielt Youji vor dem Krankenhaus. Ein Blick auf das Gebäude sagte Ran, dass dort auch seine Schwester untergebracht war. Schnell entfernte er Omis Darts, die er bei sich trug. Solche Waffen würden nur unnötiges Aufsehen erregen und das konnten sie im Moment nicht gebrauchen. Ken war bereits aus dem Wagen gesprungen und in das Gebäude gelaufen, hatte einen Arzt aufgetrieben, der nun mit ihm nach draußen gelaufen kam. Ein Pfleger kam mit einer fahrbaren Liege nur Augenblicke später dazu. Vorsichtig legte Ran den Jüngsten ab. „Was ist passiert?“, wollte der Arzt nun wissen und sah die drei verbliebenen Weißmitglieder der Reihe nach an. „Ein Betonstück hat ihn unter sich begraben...“, erklärte der Rothaarige schließlich scheinbar emotionslos. „Bitte! Helfen Sie ihm!“, meinte nun Ken, den es nicht ganz so kalt ließ wie ihren Leader. Er hatte den Kleinen liebgewonnen und wollte nicht, dass ihm etwas passierte. Der Arzt blickte etwas verwirrt, stellte aber keine weiteren Fragen sondern wies den Pfleger an, Omi nach drinnen zu bringen, wo er ihn eingehend untersuchen wollte. Ran schluckte, als er dem Pfleger nachsah, folgte ihm dann einfach bis vor eine Tür, wo ihm der Zutritt von einer Schwester verweigert wurde. Fast hätte er sie einfach beiseite geschoben und wäre dem Pfleger weiterhin gefolgt, doch Youji hielt ihn am Arm fest. „Lasst uns hier warten...“, meinte er leise und deutete mit dem Kopf auf einige Plastikstühle, die um einen kleinen Tisch herum gruppiert standen. Widerwillig ließ er sich zu den Stühlen schieben und setzte sich schließlich. Ken und Youji setzten sich zu ihm. Ein unangenehmes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit. Minutenlang sprach keiner ein Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. „Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen...“, flüsterte Ran schließlich. Er hielt das Ganze nicht mehr auf. Dieses ganze Geschweige brachte doch überhaupt niemandem etwas. Omi am allerwenigsten. Ken und Youji sahen ihn an, schüttelten dann synchron den Kopf. „Er wusste genauso gut wie wir, welches Risiko wir jedes Mal eingehen. Es gibt also keinen Grund, dass du dir die Schuld an dem Ganzen geben solltest“, versuchte Youji ihn zu beruhigen. Ran schüttelte nur den Kopf. „Ich hätte ihn früher warnen müssen... Dann hätte er ausweichen können... Und das alles wäre gar nicht erst passiert...“ Er konnte nicht anders, als sich weiterhin Vorwürfe zu machen. Ken betrachtete ihren Leader. Dieser war noch blasser als sonst. Seine Augen waren trüber, fast schon stumpf. Jeglicher Glanz war aus ihnen gewichen. „Niemand hätte wissen können, dass so etwas passiert...“, murmelte er leise und legte dem Rothaarigen eine Hand auf die Schulter. Unwirsch schob Ran die tröstende Hand weg und stand auf. Er konnte einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Ungeachtet der Blicke der beiden anderen begann er unruhig den Gang auf und ab zu laufen. So ging das wieder fast endlose Minuten lang, bis Youji endlich genug hatte, ruckartig aufstand und den Rothaarigen mit dem Rücken an die Wand drückte. „Wenn du hier durchdrehst, bringt das Omi überhaupt nichts. Also beruhig dich und setz dich wieder. Wir machen uns alle Sorgen.“ Mit einem bedrohlichen Funkeln schob er den braunhaarigen von sich. „Lass mich...“, grummelte er und ließ die beiden einfach stehen, wo sie waren. Er musste weg, brauchte einen Moment für sich. Also flüchtete er in das Zimmer seiner Schwester, die wie immer ruhig im Bett lag und von ihrer Umgebung scheinbar nichts mitbekam. „Hey, Kleines...“, begrüßte er sie. Mit dem Eintreten ins Zimmer hatte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig verändert. Zuvor hatte er so getan, als würde es ihm überhaupt nichts ausmachen, was mit Omi passiert war. Doch nun, da er alleine mit seiner kleinen Schwester war, bröckelte diese Maske und unendliche Trauer trat hervor. Leise setzte er sich an das Bett und nahm die blasse, leblose und doch warme Hand in seine. Der Staub des alten Gebäudes hing noch an seiner Kleidung und wenn Aya wach gewesen wäre, dann hätte sie mit Sicherheit mit ihm geschimpft. „Verzeih mir...“, begann er ganz leise und starrte vor sich hin. „Ich konnte wieder nicht diejenigen beschützen, die mir etwas bedeuten...“ Er schluckte. Niemals hätte er dies vor jemand anderem gesagt, aber hier konnte er so sein, wie er eigentlich sein wollte. Nach Außen hin gab er sich immer stark und unnahbar, doch hier war dies alles nicht wichtig. „Weißt du... Wir hatten heute wieder eine Mission... Es... sollte eigentlich ganz einfach sein... Und trotzdem konnte ich Omi nicht beschützen...“, erzählte er weiter, so als würde Aya ihm zuhören. Was sie jetzt wohl sagen würde? Wäre sie enttäuscht von ihm? Würde sie ihn vielleicht trösten und ihn aufmuntern? Eine einzelne Träne rollte über seine Wange. Verstohlen wischte er sie weg. „Ich wünschte, du würdest aufwachen...“, hauchte er nun, wie schon so oft. Doch dieser Wunsch blieb wie auch sonst immer unerfüllt. Traurig betrachtete er das Gesicht seiner Schwester, strich ihr sanft über die Wange und hauchte ihr dann einen Kuss auf die Stirn. Dann erst erhob er sich, holte tief Luft und verließ dann das Zimmer. Auf dem Gang kam ihm Ken entgegen, der ihn wohl schon gesucht hatte. Wieder hatte er seine Maske aufgesetzt. Sein Gesicht verriet nun nichts mehr von seinen Gefühlen. „Hier steckst du. Ich hab dich schon gesucht!“, meinte Ken und sah ihn an. „Wie geht es Omi?“, fragte er leise und doch bestimmt. Ken ließ die Schultern und den Kopf hängen. „Der Arzt meinte, er hätte Glück im Unglück gehabt... Er... wird wieder gesund... allerdings...“ Ran hob eine Augenbraue. „Allerdings?“ Ken sah ihn an, seufzte dann leise. „Allerdings kann man jetzt noch nicht sagen, ob er jemals wieder laufen kann... Einige Verletzungen an der Wirbelsäule...“ Er schluckte und sah traurig in die amethystfarbenen Augen des anderen. Eiskalt lief es Ran den Rücken hinab. Immer wieder hallte das gerade Gesagte in seinem Kopf wieder. „Komm... lass uns zu ihm gehen...“, riss ihn Ken schließlich aus seinen düsteren Gedanken. Der Rotschopf nickte nur schweigend, folgte dem Fußballer schließlich in ein Zimmer, das nicht weit von dem seiner Schwester entfernt lag. Als er das Zimmer betrat, hörte er direkt das Piepsen der Geräte, die um das Bett aufgestellt worden waren. Ein Arzt und eine Schwester standen so, dass sie den übrigen Weiß-Mitgliedern den Blick auf den jüngsten versperrten. Erst als die Tür leise ins Schloss fiel, blickte der junge Arzt auf, sagte etwas zu der Schwester, die daraufhin nickte, und ging dann zu den dreien entgegen. „Wir haben ihn soweit stabil. Allerdings ist er immer noch nicht bei Bewusstsein. Er hat bisher auch auf keine unserer Versuche ihn zu wecken reagiert. Wir können im Moment also nur abwarten“, erklärte er, wartete dann, bis die Schwester fertig war und verließ mit ihr das Zimmer. Ran hatte nur halbherzig zugehört. Er konnte den Blick nicht von der blassen Gestalt unter der Decke wenden, trat dann langsam ans Bett. Als er Omi so liegen sah fühlte er sich mit einem Mal genauso hilflos wie es auch immer mit seiner Schwester gewesen war. Er wollte etwas tun, doch er wusste nicht, was. Der Rothaarige schluckte, spürte dann eine Hand auf seiner Schulter und blickte neben sich. Ken und Youji hatten sich zu ihm gestellt und Youji war es gewesen, der nun seine Hand auf seine Schulter gelegt hatte. Er ließ es zu, fand es irgendwie tröstlich, dass er diesmal nicht alleine war. „Er wird wieder... Da bin ich mir sicher...“, meinte er leise. Ran nickte. „Und trotzdem hätte es nicht passieren dürfen... Ich... hätte einfach besser aufpassen müssen...“ Ken war auf die andere Seite des Bettes gegangen und warf ihm nun einen bösen Blick zu. „Hör endlich auf, dir die Schuld zu geben“, meinte er nur. Der Leader verzichtete auf eine Antwort, ignorierte ihn sogar komplett. Fast schien es so, als lebe er in einer komplett eigenen Welt. Youji gab Ken einen Wink. „Wir gehen schon mal. Manx wird sich die Daten abholen wollen...“, erklärte er ehemalige Schnüffler, doch Ran hörte gar nicht richtig zu. Er nickte abwesend, zog sich dann einen Stuhl neben das Bett und setzte sich. „Ich bleibe hier... Das bin ich ihm schuldig...“, murmelte er und betrachtete das blasse Gesicht des jüngsten. Er bekam nicht mit, wie die beiden anderen das Zimmer verließen. ~ * ~ Die nachfolgenden Stunden wurden zu Tagen und schließlich waren bereits zwei Wochen vergangen. Ran war nicht von Omis Seite gewichen außer um die Toilette aufzusuchen oder seine Schwester zu besuchen. Und auch das brachte er nur fertig, wenn Ken oder Youji vorbei kamen. Die beiden schmissen den Blumenladen komplett alleine, hatten aber über die ganzen beiden Wochen nur jeweils vormittags geöffnet gehabt. Es benötigte auch ziemlich viel Überredung, damit Ran wenigstens alle zwei Tage nach Hause kam um zu duschen und noch mehr Engelszungen um ihn überhaupt zum Essen zu bewegen. Er wurde zunehmend blasser und magerer, machte sich unendliche Vorwürfe. Doch Omi war in der ganzen Zeit weiterhin regungslos geblieben. ~ * ~ Es waren nun genau zwei Wochen vergangen. Ran war wie immer an Omis Bett eingeschlafen, hielt im Schlaf dessen Hand. Die Schwestern hatten sich bereits an ihn gewöhnt, sodass es nichts außergewöhnliches mehr war, wenn sie ihn morgens in dieser unbequemen Haltung schlafend vorfanden. Die Zeiger der Uhr sprangen gerade von 11:59 Uhr auf 12 Uhr um. Wenn jetzt jemand das Zimmer betreten hätte, hätte er sicher gedacht, dass dort jemand einfach aufwachen würde. Langsam schlug Omi die Augen auf. Zuerst erkannte er nur Schemen und Umrisse, Hell und Dunkel. Das Mondlicht erhellte das Zimmer nur spärlich, doch irgendwann konnte er die Einrichtung des Zimmers erkennen, spürte dann einen leichten Druck an seiner Hand. „Wo...“,flüsterte er leise, versuchte sich aufzusetzen, doch irgendwie schaffte er es nicht. Er fühlte sich kraftlos. Zudem hatte er kein Gefühl in seinen Beinen. Es machte ihm Angst. „Was...“, kam wieder nur sehr leise über seine Lippen. Irgendwie schaffte er es nun, seinen Kopf soweit zu drehen, dass er zu seiner Hand schauen konnte. Was er dort sah verwunderte ihn. Er hatte erwartet, einfach nur seine Hand zu sehen, doch statt dessen sah er einen dunklen Haarschopf. Verwundert blinzelte er, musste dann unwillkürlich lächeln. Er kannte diesen Haarschopf, nur dass die Farbe fehlte. Dieser Haarschopf gehörte Aya. Aya, den er immer bewundert hatte. Aya, zu dem er aufblickte. Aya, dem er vertraute. Aya, den... den er liebte. Als er das selbst begriff, begann sein Herz schneller zu schlagen. Sofort registrierten die Geräte um ihn herum die Veränderung und das Piepsen nahm deutlich an Tempo zu. Von dieser Veränderung wurde Ran wach. Verschlafen rieb er sich über die Augen. Erst als er wirklich wahrnahm, was ihn überhaupt geweckt hatte, riss er die Augen auf, setzte sich auf und blickte auf die Geräte, dann zu Omi. „Omi?“, fragte er leise. Er konnte nicht glauben, was er da sah. War Omi wirklich wach? Der blonde traute seiner Stimme nicht, versuchte deshalb zu lächeln und nickte leicht. „Oh Gott...Omi... Gott sei Dank! Du bist wieder wach!“, rief Ran aus und zog den jüngeren einfach in seine Arme. Er war überglücklich über diese Tatsache, dass es ihm vollkommen egal war, dass er nun seine Gefühle offen zeigte. Immer noch extrem kraftlos versuchte Omi die Umarmung zu erwidern, schaffte es auch irgendwie, seine Finger in das Hemd des Älteren zu krallen und hielt diesen so fest. „Wie... komme ich denn hierher?“, fragte er schließlich ganz leise, sodass der rothaarige fast Probleme hatte, ihn zu verstehen. Sanft löste er sich von dem Jüngeren, setzte sich einfach zu ihm aufs Bett und nahm wieder seine Hände in die eigenen. „Erinnerst du dich an den Unfall?“, fragte er leise. Sein Gesicht sah müde aus und noch blasser als sonst, wobei sich Omi aber nicht sicher war, ob dies nicht einfach nur wegen des Mondlichts so aussah. Der jüngere nickte. „Ich weiß noch, wie der Stein runtergefallen ist... Aber danach...“ Nun schüttelte er den Kopf. Ran nickte. „Wir... haben dich ins Krankenhaus gebracht. Das... war vor zwei Wochen.“ „Vor zwei Wochen? So lange... habe ich geschlafen?“, wollte der blonde wissen und schluckte. Sein Hals war ganz trocken. „Aya? Kann ich was zu trinken haben?“ Der Rothaarige musste lächeln, nickte. „Natürlich“, erwiderte er, ließ aber nur ungern die Hände des kleineren los. Schnell stand er auf, füllte etwas Wasser in ein Glas, welches auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand und hielt es schließlich Omi an die Lippen. Gierig begann dieser zu trinken, lächelte schließlich. „Danke...“, meinte er leise und ließ sich in die Kissen zurück sinken. Das Glas weiterhin in der Hand haltend setzte sich Ran wieder zu dem jüngeren auf das Bett. „Omi... Es tut mir leid... Ich hätte besser aufpassen müssen...“, meinte er schließlich leise. Das war etwas, das er dem anderen schon die ganze Zeit sagen wollte. Der blonde aber schüttelte den Kopf, nahm wieder eine der Hände des anderen. „Dich trifft keine Schuld. Du hättest nichts daran ändern können...“ Er versuchte zu lächeln, schaffte es allerdings nicht so richtig. Ran wollte irgendetwas machen, wollte den jüngeren trösten, für ihn da sein. Langsam rutschte er näher, stellte das Glas beiseite und nahm Omi einfach noch einmal in den Arm. „Es tut mir leid...“, flüsterte er noch einmal und schloss die Augen. Wieder krallte Omi seine Hände in Rans Oberteil, kuschelte sich regelrecht in diese Umarmung. „Ich bin dir nicht böse...“, antwortete er. Sofort fühlte sich Ran besser, drückte den Jüngeren und strich ihm leicht durch die Haare. „Aya...?“, begann Omi schließlich. Dieser schüttelte den Kopf. „Nenn mich Ran...“, lächelte er schließlich. Überrascht blickte Omi auf, sah in zwei amethystfarbene Augen und musste dann lächeln, drückte sich sanft an den anderen. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich vergessen, was er fragen wollte. Erst Ran brachte ihn wieder darauf. „Was ist denn? Du wolltest doch irgendetwas wissen, oder?“ „Eh? Ach ja... Stimmt...“, meinte er schließlich und wirkte plötzlich etwas traurig. „Ich... ich spüre meine Beine nicht mehr...“, fügte er leise hinzu und sah dann fragend nach oben. Ran schluckte. Irgendwie hatte er gewusst, dass diese Frage früher oder später kommen würde. „Deine Wirbelsäule wurde verletzt... Die Ärzte... Sie wissen nicht, ob du... jemals wieder laufen können wirst...“, erklärte er schließlich leise und stockend. Fassungslos starrte Omi ihn an. Eine kleine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und rollte über seine Wange. „Nie wieder?“, wollte er wissen und krallte sich noch stärker an Ran. „Omi... bitte... verlier jetzt nicht die Hoffnung...“, versuchte er den kleineren zu beruhigen. „Egal was passiert, du bist nicht allein.“ Omi schluckte, nickte leicht. Das musste er nun erst einmal richtig verarbeiten. „Ich bin für dich da...“, fügte Ran hinzu und strich dem anderen beruhigend über den Rücken. Still weinte Omi nun. Er konnte nicht anders als seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Der Gedanke daran, nie wieder laufen zu können, war einfach viel zu schlimm, als dass er ihn einfach so vergessen könnte. So blieben sie eine Weile sitzen, bis Omi schließlich wieder eingeschlafen war. Sanft bettete Ran den schlafenden Jungen auf den Kissen, deckte ihn dann zu und strich ihm über die Wange. Beruhigt über die leichten Bewegungen des jüngeren ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder, nahm die Hand des blonden erneut in die seine und blieb wie schon zuvor bei ihm sitzen. So schlief er auch ein, ließ sich nach vorne sinken und bettete seinen Kopf auf seinen Armen, ohne die Hand des jüngsten loszulassen. Omi wachte erst am nächsten Morgen wieder auf als die Schwester hereinkam um nach dem Rechten zu schauen. Sie lächelte ihn an, fragte freundlich nach seinem Befinden. Dass Ran noch immer bei ihm war und immer noch schlief, schien sie gar nicht zu stören. Ihn selbst machte dies glücklich. Ganz leicht begann er, durch die roten Haare zu streichen, freute sich, dass diese so schön weich und fein waren. Dass Ran davon aber wach wurde, hatte er nicht gewollt. Trotzdem blinzelten ihn nach wenigen Minuten zwei verschlafene amethystfarbene Augen an. „Oh... Guten Morgen...“, murmelte er, gähnte hinter vorgehaltener Hand und setzte sich auf, streckte sich leicht. „Guten Morgen...“, lächelte Omi und blickte dann zur Tür, die sich gerade öffnete. Der junge Arzt, der ihn schon die ganze Zeit betreut hatte, kam zur morgendlichen Visite und traute seinen Augen nicht, als er Omi wach im Bett sitzen sah. „Tsukiyono-san, Sie sind wach?“, fragte er ungläubig und trat an das Bett heran, warf Ran dann einen bösen Blick zu. „Warum haben Sie mich nicht direkt verständigt?“ Dieser zuckte nur die Schultern. „Es war mitten in der Nacht und ich wollte nicht zuviel Aufsehen verursachen...“, entschuldigte er sich, hatte wieder seine altbekannte Maske aufgesetzt. Omi grinste in sich hinein. Er wusste, dass der Rothaarige auch anders sein konnte. Genau dieser wuschelte ihm nun durch die blonden Haare. „Ich geh mir mal einen Kaffee besorgen und besuche meine Schwester, solange du untersucht wirst“, erklärte er, bekam ein Nicken von Omi und verließ dann das Zimmer. Omi blieb mit dem Arzt alleine zurück und ließ die Untersuchung stillschweigend über sich ergehen. Beschwingten Schrittes machte sich Ran auf den Weg zur Cafeteria, besorgte sich einen Becher mit Kaffee und marschierte dann schnurstracks ins Zimmer seiner Schwester. „Hey Kleines! Du wirst es nicht glauben, was passiert ist!“, begrüßte er sie, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und setzte sich an ihr Bett. Wie immer reagierte sie nicht, doch diesmal war es weniger schlimm für Ran. Er erzählte ihr, dass Omi aufgewacht war und wie sehr er sich freute. „Wenn du doch nur auch endlich aufwachen würdest...“, meinte er schließlich sehnsüchtig, leerte seinen Becher und verabschiedete sich von Aya. Auf dem Weg zurück zu Omis Zimmer überlegte er, ob er direkt hinein gehen sollte, entschied sich dann aber anders. Youji und Ken wussten noch nicht Bescheid. Vielleicht wäre es gut, wenn er sie anrufen würde. Also verließ er das Krankenhaus, atmete die frische, kühle Luft tief ein und zog dann sein Handy aus der Tasche. Ken hatte es glücklicherweise irgendwann einmal mitgenommen um den Akku aufladen zu können, sodass er es nun ohne Probleme benutzen konnte. Eine verschlafene Stimme meldete sich, die er als die von Ken erkannte. „Guten Morgen, Ken. Omi ist wieder wach“, meinte er und kam damit direkt zur Sache. Er hasste es nun mal, wenn man Ewigkeiten um den heißen Brei herumredete. „Morgen... Aha... Omi ist... AUFGEWACHT???!!!“, meinte Ken und seine Stimme überschlug sich beinahe beim letzten Wort. „Genau. Letzte Nacht schon“, bestätigte Ran und grinste leicht. Zugern hätte er jetzt Kens Gesicht gesehen. „Warum hast du nicht sofort angerufen?!“, wollte er sofort wissen. Ran seufzte. „Ich kenne euch jetzt lange genug, um zu wissen, dass es nicht gut wäre, euch aus dem Bett zu holen...“, meinte er nur und bekam ein zustimmendes Grummeln vom anderen Ende der Leitung. „Jedenfalls ist Omi wieder wach und wird gerade vom Arzt untersucht. Ihr könnt ja später vorbei kommen. Ich glaube, er freut sich bestimmt darüber.“ „Na klar, machen wir!“, rief der Fußballer erfreut. „Dann bis später!“ Bevor Ran noch etwas erwidern konnte, hörte er auch schon ein Tuten vom anderen Ende und seufzte. Allerdings war er froh, auch das erledigt zu haben und ging nun zurück zu Omis Zimmer. Leise klopfte er an die Tür, betrat dann das Zimmer und fand Omi aufrecht im Bett sitzend und aus dem Fenster schauend. „Na du?“, meinte er leise, schloss die Tür und setzte sich auf den Stuhl neben das Bett. Omi lächelte ihm zu. „Der Arzt meinte, dass meine Beine vermutlich wieder in Ordnung kommen werden“, erklärte er. „Genaueres könne er aber erst in ein paar Tagen sagen.“ Erleichtert nickte Ran, lächelte dann sanft. „Das freut mich.“ Mit einem undefinierbaren Blick wurde er aber schließlich angeschaut und gemustert. „Er meinte auch, dass du die ganze Zeit hier warst...“, meinte der blonde schließlich leise. „Er hat sich schon Sorgen um dich gemacht, weil du kaum was gegessen hast...“ Ran blickte in Omis Augen, sah dort eine riesige Besorgnis und setzte sich nun einfach zu dem anderen aufs Bett, legte ihm eine Hand auf die seine. „Es war meine Schuld, dass das überhaupt passiert ist. Es war das Mindeste, das ich tun konnte...“, erklärte er schließlich leise. Omi schüttelte nur leicht den Kopf. Sein Herz klopfte wie wild und er war froh, nicht mehr an diverse Geräte angeschlossen zu sein, die das hätten verraten können. „Du bist verrückt...“, erwiderte er nur und lächelte selig. Ran hatte sich wirklich Sorgen um ihn gemacht. Nie hätte er sich das auch nur zu träumen gewagt. Ran enthielt sich eines Kommentars, lächelte daher nur leicht. Verrückt waren sie schließlich alle in gewisser Hinsicht. „Das hättest du nicht tun müssen... Schließlich musst du auch an deine eigene Gesundheit denken“, meinte der blonde nun mit ernstem Gesicht. Der rothaarige ließ alles schweigend über sich ergehen. Er wusste, dass es nicht sonderlich gut für ihn war. Aber er hatte einfach nicht anders gekonnt als ständig am Bett des Jungen zu sitzen. Erst als Omi nichts mehr sagte, blickte der ältere auf. „Hört sich nach einem ‚Aber‘ an...“, meinte er schließlich und sah dem anderen in die Augen. „Hm... hat es sich so angehört?“, wich Omi ihm aus. Seine Wangen färbten sich in einem sanften Rotton. Ran schmunzelte ganz leicht und nickte dann. „Ja, so hat es sich angehört. Also?“ „Uhm...“, begann Omi und versuchte sich mit einem imaginären Punkt irgendwo auf der Bettdecke abzulenken. „Aber... ich bin froh, dass du bei mir warst...“, brachte er dann ganz leise raus und hätte sich am Liebsten unter der Decke verkrümelt. Überrascht wurde er aus zwei amethystfarbenen Augen angeschaut. Damit hatte Ran nun wirklich nicht gerechnet. Unwillkürlich musste er lächeln und drückte Omis Hände sanft. Omi zuckte zusammen. Scheinbar erwartete er jetzt nun eine Standpauke oder ähnliches, wurde allerdings enttäuscht. Ran zog ihn nur in seine Arme und hielt ihn fest. „Oh...“, brachte der blonde nur hervor und hielt sich einfach an dem anderen fest. „Du bist süßer, als ich für möglich gehalten habe...“, hauchte Ran plötzlich. Wenn Omi nicht schon rot gewesen wäre, wäre er nun tiefrot angelaufen. „Ran...?“, flüsterte er, schmiegte sich dann einfach an den anderen und schloss die Augen. „Hm?“ „Nichts...“, kam nur als Antwort. Eine Weile blieben sie so sitzen, bis Ran sich von dem Jüngeren löste. „Meinst du, ich kann dich eben alleine lassen?“, fragte er und strich über die blonden Haare. „Wo willst du denn hin?“, wollte Omi wissen und krallte seine Hände wieder in das Shirt des anderen. Lächelnd löste Ran die schlanken Finger aus dem Stoff und blickte in zwei blaue Augen. „Noch einen Kaffee holen. Ich hatte schließlich kein Frühstück“, erklärte er. „Frühstück?“, fragte Omi nach und auf Kommando knurrte auch schon sein Magen. Ran gluckste, kniff dann aber schnell die Lippen aufeinander, als er von Omi erstaunt angeschaut wurde. „Das solltest du öfters tun. Das hört sich schön an.“ „So oft wirst du das nicht hören. Das kann ich dir versprechen“, meinte Ran ernst und stand dann auf, ging zur Tür. „Was? Wo... wo willst du hin?!“, fragte Omi entsetzt, versuchte in Rans Richtung zu krabbeln. „Bleib sitzen und warte einfach. Ich bin gleich wieder da“, meinte der Rothaarige und grinste frech, verschwand dann aus dem Zimmer. Verwirrt blieb Omi zurück, blickte auf die Tür und wartete ungeduldig. Zwei Minuten später öffnete sich die Tür erneut und Ran schob einen Rollstuhl vor sich her ins Zimmer. Nun noch verwirrter beobachteten ihn zwei blaue Augen, wie er die Tür schloss und den Rollstuhl neben das Bett schob. „Dadrin soll ich sitzen?“, fragte Omi ungläubig. „Du kannst im Moment nicht laufen. Und damit kannst du zumindest das Zimmer verlassen“, erklärte Ran und schlug die Decke, mit der Omi bis gerade noch zugedeckt war, zurück. Der Junge trug einen dunkelblauen Pyjama, der ein wenig zu groß war. „Du kannst mich doch auch tragen!“, protestierte der blonde. „Das schon. Aber ich kann dich nicht ständig tragen.“ „Warum nicht? Ich... bin ich so schwer?“ Ran musste lächeln, setzte sich aufs Bett. „Nein. Du bist nicht zu schwer. Aber möchtest du denn die ganze Zeit auf meinem Arm sitzen wie ein kleines Kind?“ Omi zögerte. Ein kleines Kind wollte er nicht sein, aber wenn er dadurch Ran näher sein konnte, dann würde er auch das über sich ergehen lassen. „Wie ein kleines Kind vielleicht nicht...“ Der rothaarige schmunzelte, stand auf und hob Omi einfach auf seine Arme nur um ihn wenige Augenblicke später in den Rollstuhl zu setzen. Omi grummelte, warf Ran einen bitterbösen Blick zu. „Nicht schmollen. Ich nehm dich auch mal mit zu meiner Schwester und kauf dir gleich alles in der Cafeteria, was du möchtest. Aber zieh nicht so einen Schmollmund, sonst musst du mit den Konsequenzen leben“, warnte der Weiß-Leader ihn, nahm die dünne Decke von einem Stuhl, die ihm scheinbar eine Schwester ständig umgelegt hatte und deckte Omis Beine damit zu. „Welche Konsequenzen denn?“, wollte Omi wissen und zog weiterhin einen Schmollmund. Ran sah ihn an, beugte sich dann einfach zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Diese. Und jetzt Abmarsch... eh... Abfahrt!“, grinste er frech und vollkommen ungewohnt für den blonden Jungen, der nun perplex vor sich hinstarrte und seine Lippen mit einem Finger betastete. Hatte er tatsächlich gerade einen Kuss bekommen? Hatte RAN ihn gerade wirklich GEKÜSST? Er merkte gar nicht, wie gerade dieser ihn aus dem Zimmer auf den Gang hinausschob und den Weg zur Cafeteria einschlug. „Omi? Hey, nicht schlafen. Das hast du zwei Wochen lang gemacht...“, sprach Ran ihn schließlich an. Sie waren bereits in der Cafeteria und standen vor der Theke, in der Kuchen, Gebäck und belegte Brötchen ausgelegt waren. „Wie?“, fragte der blonde verwirrt und blickte in zwei amethystfarbene Augen, wurde sogleich rot. Ran lächelte. „Was möchtest du essen?“ Mit immer noch roten Wangen richtete Omi nun seinen Blick auf die Theke, deutete dann auf eine Torte mit viel Sahne. „Bekomm ich davon ein Stück?“, fragte er leise. Der rothaarige lächelte, bestellte ein Stück der Torte, ein belegtes Brötchen und zwei Tassen Tee. Alles zusammen wurde auf ein Tablett gestellt und auf Omis Schoß verfrachtet, der immer noch nicht ganz wusste, wie ihm geschah. Nachdem Ran gezahlt hatte, schob er den Jungen an einen freien Tisch, nahm ihm das Tablett ab und stellte dieses auf den Tisch. „Was ist denn eigentlich los? Seit wir das Zimmer verlassen haben bist du so seltsam...“, meinte Ran schließlich und setzte sich neben Omi an den Tisch, sah ihn an. Dieser schluckte, blickte auf seine Hände, die er auf seine Oberschenkel gelegt hatte. „Du... hast mich geküsst...“, sagte er so leise, dass der rothaarige es zwar verstehen konnte, alle anderen um sie herum allerdings nicht. „Und deswegen bist du nun so? Ich sagte doch, wenn du weiter schmollst, musst du mit den Konsequenzen leben...“, erwiderte der ältere und nippte an seinem Tee. „Du hättest mich vorwarnen können...“, flüsterte Omi mit immer noch roten Wangen, sah aber nun auf. „Dann wäre aber der Überraschungseffekt weg gewesen...“, gab Ran zurück und nahm sich das belegte Brötchen um hineinzubeißen. Omi hatte sein Essen immer noch nicht angerührt, blickte nun den rothaarigen offen an. „Würde ich denn ohne Vorwarnung wieder einen Kuss bekommen?“, wollte er wissen. Ran hielt inne, sah den anderen an und schmunzelte dann leicht. „Mal schauen. Wenn du lieb bist und jetzt etwas isst, dann vielleicht.“ Blinzelnd griff der jüngere nach der Gabel und begann schweigend sein Tortenstück zu essen. Es schmeckte gut, doch irgendwie war er nicht wirklich bei der Sache, sondern dachte immer wieder über die eigenartige Veränderung seines Leaders nach. Fühlte er sich immer noch ihm gegenüber schuldig, weil er zugelassen hatte, dass ihm etwas passiert war? Oder tat er das alles nur, weil er ihn von der derzeitigen Situation ablenken wollte? Oder aber war es für ihn einfach nur ein Spiel und er wollte testen, wie weit er kam? Letzteres konnte er sich einfach nicht vorstellen. Wohl eher dann, dass er sich immer noch schuldig fühlte und es wieder gutzumachen versuchte. „Du musst nicht so freundlich zu mir sein. Ich bin dir nicht böse wegen dem ganzen hier“, meinte er schließlich einfach. „Du glaubst, ich hätte ein schlechtes Gewissen und würde das alles deshalb tun?“ Omi nickte nüchtern, nahm dann einen Schluck von seinem Tee, blickte Ran aber nicht an. Er hatte Angst, in dessen Gesicht Ablehnung oder Schadenfreude oder sonst etwas negatives zu sehen. „Dann glaubst du mir sicher nicht, dass ich das alles tue, weil ich dich gern habe...“, bekam er als Antwort. Rans Stimme hörte sich leicht traurig an und nun schaffte der blonde es doch und blickte den anderen an. Dieser sah ihn an. In den Augen war kein schelmisches Glitzern zu erkennen und sein Gesicht wirkte so traurig, wie sich seine Stimme angehört hatte. „Es... es ist schwer zu glauben... Du warst schließlich bisher immer so kalt und unnahbar...“, erwiderte Omi. Er wollte es glauben, doch es kam ihm vor, wie in einem Traum. Trotzdem versetzten ihm seine eigenen Worte einen Stich ins Herz. Sofort blickte er weg, trank dann seinen Tee aus. „Bringst du mich zurück in mein Zimmer?“, fragte er schließlich leise. Ran nickte, trank ebenfalls seinen Tee aus, stellte dann das Geschirr zusammen und brachte es zurück an die Theke, ehe er Omi im Rollstuhl vor sich herschob. Der blonde schwieg, auch nachdem er bereits wieder in seinem Zimmer war. Er blieb einfach still im Rollstuhl sitzen, starrte irgendwelche Löcher in die Luft. Erst als Ran ihn sanft auf seine Arme nahm und auf dem Bett absetzen wollte, hielt er sich instinktiv fest. Verwundert sah der Rothaarige ihn an, setzte sich auf das Bett und nahm Omi auf den Schoß. „Was ist denn los?“, fragte er besorgt. Omi lehnte sich an ihn, schloss die Augen und ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich will nicht, dass man mit mir spielt... Ich habe auch Gefühle...“, flüsterte er schließlich. „Ich spiele nicht mit dir. Und ich weiß, dass du auch Gefühle hast. Habe ich irgendetwas getan, das dich verletzt hat?“, erwiderte der ältere leise. Der andere blickte ihn mit unergründlichen blauen Augen an. „Der Kuss...“, flüsterte er leise, hangelte sich dann einfach an Ran hinauf, sodass er ihm direkt in die Augen schauen konnte. „Hass mich bitte nicht... Ich liebe dich...“, flüsterte er weiter und küsste den Rothaarigen schließlich einfach. Überrascht hielt Ran Omi fest, sah dass dieser die Augen zusammengekniffen hatte und musste schließlich in den Kuss lächeln. Ängstlich versuchte der blonde sich zu lösen, wurde aber einfach weiter an den warmen Körper gezogen und nun richtig geküsst. Mit roten Wangen erwiderte er den Kuss, klammerte sich an den anderen. Kleine Tränen rollten über seine Wangen und er wusste selbst nicht genau, warum er eigentlich gerade weinte. Er war leicht außer Atem, als sie sich lösten. „Nicht weinen...“, lächelte Ran und strich ihm sanft über die Wangen und wischte damit die Tränen beiseite. „Ich... ich wein doch gar nicht....“, schluchzte Omi lächelnd. „Du hasst mich nicht?“ Ran kicherte leise. „Warum sollte ich dich denn hassen?“ „Naja... wegen...“, versuchte er zu beginnen, kam aber nicht weiter, da Ran ihn bereits wieder küsste. Blinzelnd kicherte Omi in den Kuss hinein, schloss dann die Augen und genoss die sanften Lippen seines Geliebten. Ein Klopfen an der Tür ließ die beiden aufhorchen. Sofort löste sich Omi von dem anderen, blickte mit tiefroten Wangen zur Tür. Ran strich ihm noch einmal kurz über die Wange und setzte ihn dann sanft auf das Bett zurück, stand selbst auf und schob den Rollstuhl beiseite. Die Tür öffnete sich und Ken guckte ins Zimmer. Als er Omi im Bett sitzen sah, immer noch mit roten Wangen, aber wach und scheinbar quietschfidel, trat er ins Zimmer, ging sofort auf den jüngsten zu und umarmte ihn. „Du bist wirklich wach!“, rief er. Omi quietschte auf, lachte dann und schob Ken leicht von sich. „Wenn du mich weiter so drückst, dann gleich nicht mehr!“, neckte er ihn. Ran hingegen strafte Ken nur mit einem bösen Blick. „Du solltest besser nicht an meinen Worten zweifeln“, meinte er nur ruhig, wuschelte Omi dann leicht durch die blonden Haare. „Ich lass euch eben alleine und besuche meine Schwester“, erklärte er. Als Ken das Zimmer gestürmt hatte, hatte er sofort wieder seine altbekannte Maske aufgesetzt. Omi lächelte ihm zu, nickte dann. „Am besten gehst du auch mal wieder nach Hause und schläfst dich richtig aus.“ „Glaubst du wirklich, dass ich dich alleine lassen kann?“, meinte der rothaarige leise. Omi nickte wieder. „Natürlich. Deine Gesundheit ist schließlich auch wichtig. Also tu auch mal, was andere dir sagen.“ Frech grinste er den älteren an. „Frechdachs...“, hörte Omi nur noch ehe Ran aus dem Zimmer verschwunden war. Der blonde Junge blieb mit Ken alleine zurück, der nur verdutzt aus der Wäsche guckte. „War das wirklich gerade Aya? Oder was hast du mit ihm angestellt?“, fragte er und blinzelte Omi an. Dieser kicherte nur, angelte sich die Decke und kuschelte sich darunter. „Das war er, wie er leibt und lebt. Aber ich hab nichts mit ihm angestellt...“, erwiderte er. „Hm... Wenn ich’s mir so recht überlege, dann ist der schon die ganze Zeit so seltsam drauf... Er war kaum von deiner Seite wegzubekommen... Youji musste fast schon Gewalt anwenden, ehe er ihn dazu gebracht hatte, mit nach Hause zu kommen um wenigstens mal zu duschen oder andere Klamotten anzuziehen...“, meinte Ken nachdenklich. „Er war wirklich die ganze Zeit über hier?“, wollte Omi wissen, der dies immer noch nicht ganz glauben wollte. Bestätigend nickte Ken. „Ja, aus irgendeinem Grund wollte er dich nicht alleine lassen und bei dir sein, wenn du aufwachst. Er hat sich wohl die ganze Zeit über Vorwürfe gemacht, weil er angeblich nicht auf dich aufpassen konnte.“ Ken verdrehte die Augen und zog eine Grimasse, die Omi ein Lächeln entlockte. „Das habe ich mit ihm schon geklärt... Und ich hoffe, er hat es auch verstanden...“ Der jüngere kicherte wieder. Ken lächelte ihm zu, deutete dann auf die Beine des anderen. „Hat der Arzt schon irgendwas gesagt?“ Omi seufzte, schüttelte den Kopf. „Er meinte, ich müsste einige Tage abwarten, dann könnte er mehr sagen. Aber die Chancen stehen angeblich ganz gut, dass ich wieder laufen kann. Bis dahin...“ Er sprach nicht weiter, blickte etwas traurig drein. „Bis dahin werde ich wohl für Weiß nicht von Gebrauch sein...“ „Na, na... Jetzt sieh mal nicht so schwarz...“, grinste Ken. Er hatte mit Absicht diesen Wortwitz gemacht, versuchte Omi damit aufzuheitern. „Manx ist bereits informiert und wir werden in der Zwischenzeit keine Missionen bekommen. Weiß soll schließlich so bleiben, wie es ist.“ Omi lächelte etwas traurig. Ken hatte es gut gemeint, doch ganz aufheitern konnte ihn gerade niemand, jedenfalls kein Anwesender. Ran hätte es vielleicht geschafft, doch der war gerade bei seiner Schwester. Er sprach auch nicht aus, was er gerade dachte: Was wäre, wenn er nie wieder laufen können würde? Nach einiger Zeit verabschiedete sich Ken schließlich, versprach aber, am Abend mit Youji zurück zu kommen. Ran hatte sich in der ganzen Zeit nicht blicken lassen. Omi nahm an, dass er endlich einmal das Richtige getan hatte und nach Hause gefahren war um sich dort erst einmal auszuschlafen. So blieb der blonde alleine zurück, rief dann irgendwann nach einer Schwester und fragte sie nach etwas zu lesen, da ihm einfaches Herumliegen zu langweilig war. Der rothaarige Leader der Weiß-Gruppe war nach einem Besuch bei seiner Schwester wirklich nach Hause gegangen und schlief nun tief und fest. Er hatte während der zwei Wochen im Krankenhaus wirklich kaum gemerkt, wie müde er eigentlich war. Sein Bett fühlte sich gut an, ganz anders als der Stuhl im Krankenhaus. Dennoch hatte er immer das Gefühl, dass etwas bestimmtes fehlen würde. Er verschlief das Mittagessen und auch beinahe das Abendessen. Doch Youji und Ken machten einen ziemlichen Krach in der Küche, so dass er doch wach wurde. Immer noch verschlafen trabte er in die Küche und betrachtete das Chaos, das die beiden angerichtet hatten. „Oh, welch seltener Besuch...“, grinste Youji und hob grüßend die Hand. „Omis Standpauke halt wohl doch etwas gebracht. Ich dachte mir schon, dass du hier bist, als du nicht wieder aufgetaucht bist.“ „Welche Standpauke?“, wollte Ran wissen und nahm den beiden einfach die Töpfe ab. „Schert euch aus der Küche... Euch kann man ja nicht zuschauen beim Kochen...“, schnauzte er die beiden aus und scheuchte sie damit aus dem Zimmer. Lachend verzogen sich die beiden und überließen dem rothaarigen das Feld. Dieser hatte nun erst einmal die Arbeit, das ganze Chaos zu beseitigen und dann auf die Schnelle ein Essen zu zaubern. Gemeinsam mit Youji und Ken aß er zu Abend. Die beiden waren aufgedreht wie immer und Youji fragte den Rothaarigen nach Omi aus, da Ken scheinbar nichts erzählt hatte. Auch Ran erzählte nicht so viel, dass Youji zufrieden gewesen wäre. „Du besuchst ihn doch eh gleich, dann wird er dir doch alles erzählen können“, wich er aus und räumte dann den Tisch ab. „Meine Güte... Was ist schon dabei, wenn ich schon vorher alles weiß?“ Weder Ken noch Ran antworteten, sondern packten Youji einfach in eines der Autos und fuhren gemeinsam ins Krankenhaus. Omi saß im Rollstuhl am Fenster als die drei das Zimmer betraten. Ein junger Pfleger hatte ihm geholfen, da er nicht wusste, wie er es alleine bewerkstelligen konnte ohne aus dem Bett zu fallen. Er drehte sich um und strahlte die drei an, rollte dann etwas ungeschickt auf sie zu. „Schön, dass ihr mich besucht!“, rief er quietschfidel. Youji traute nun wirklich seinen Augen nicht, als er Omi nicht im Bett vorfand, war dann aber sichtlich erleichtert, ihn wohlbehalten zu sehen. „Na Sexy?“, grinste er den jüngsten an, nahm ihn dann zur Begrüßung in den Arm. Omi freute sich, erwiderte die Umarmung. Auch die von Ken, die er im Anschluss bekam. Ran begnügte sich damit, dem blonden durch die Haare zu streichen. Der kleinere hätte zwar gern auch von Ran eine Umarmung oder auch gleich einen Kuss gehabt, doch er freute sich, überhaupt eine Reaktion bekommen zu haben. „Na dann erzähl mal. Was sagt der Arzt? Gibt es schon was neues?“, platzte Youji heraus. Omi rollte zum Bett, sah dann Ran an. „Hilfst du mir kurz?“, fragte er leise, überging Youji damit einfach, der ihn böse anfunkelte. Ran nickte, hob den jüngsten aus dem Rollstuhl und setzte ihn ins Bett, zog dann die Decke über die schlanken Beine des anderen. Omi lächelte ihn glücklich an, ehe er nun Youji anblickte. „Der Arzt hat mich vorhin noch einmal durchgecheckt. Er meint, ich könne in zwei Tagen nach Hause. Allerdings kann er immer noch nicht sagen, was mit meinen Beinen sein wird“, erzählte er dann. Der Ex-Schnüffler lächelte etwas gequält. Auch ihm gefiel es nicht, was mit Omi passiert war. Aber dagegen tun konnte er selbst auch nichts. „Das wird schon wieder. Du wirst sehen, bald wirst du wieder laufen können“, versuchte er ihn aufzuheitern und setzte sich auf das Bett, wuschelte durch die blonden Haare. Omi lächelte, nickte. „Wir werden sehen. Erst einmal bin ich froh, wieder nach Hause zu dürfen. Auch wenn ich dann wohl auf Hilfe angewiesen sein werde.“ „Du solltest eigentlich wissen, dass wir dir gern helfen...“, meinte nun Ran, der sich ans Fenster gestellt und hinaus geschaut hatte. Er hatte die ganze Zeit nichts gesagt. „Ich möchte euch aber nicht zur Last fallen...“, meinte Omi leise und etwas traurig. Ran drehte sich um und setzte sich auf die andere Seite vom Bett, sah Omi dann an. „Das würdest du doch gar nicht. Omi, wir sind doch sowas wie eine Familie. Und in einer solchen hilft man sich doch gegenseitig...“, erwiderte Ken und lächelte. Der blonde sah von einem zum anderen. Youji und Ran nickten zustimmend. Das Gefühl, dass die drei in ihm auslösten, war so überwältigend, dass er anfing leise zu weinen. „Ihr seid einfach... einfach klasse...“, schluchzte er und wischte sich über die Augen. Ran atmete kurz tief ein und zog den kleineren dann einfach in eine Umarmung. Youji und Ken staunten nicht schlecht, als sie dies sahen, doch irgendwie hatten die beiden sich schon so etwas gedacht und heimlich darüber spekuliert, wann der rothaarige sich endlich ein Herz fassen und Gefühle zeigen würde. Omi blinzelte überrascht, kuschelte sich dann aber in die Umarmung. „Danke...“, meinte er leise und versuchte seine Tränen zu trocknen. Über eine Stunde lachten und scherzten sie miteinander, bis schließlich eine Schwester das Zimmer betrat und um Ruhe bat. Omi hatte sich irgendwann wieder von Ran gelöst. Dieser war wesentlich offener als sonst, was nicht nur den blonden gefiel. Auch Youji und Ken empfanden dies als sehr angenehm. „Es ist schon spät. Wir sollten nach Hause...“, meinte Ken schließlich mit einem Blick auf die Uhr. Er stand auf und sah die anderen beiden an. Youji nickte, stand ebenfalls auf und wuschelte Omi durch die Haare. „Wir kommen morgen wieder vorbei. Aya, kommst du mit?“ Der rothaarige schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe hier... Wenn es Omi nichts ausmacht." Dessen Augen leuchteten als er den Kopf schüttelte. „Überhaupt nicht!“, meinte er erfreut. Ken grinste und verließ schließlich mit Youji das Zimmer. Ran und Omi blieben alleine zurück, sahen sich dann an. „Du musst aber auch ein wenig schlafen, ja?“ Sofort hatte sich der rothaarige noch einmal verändert, lachte nun leise. „Ich hab den ganzen Tag verschlafen. Glaubst du wirklich, ich könnte jetzt noch viel schlafen?“ „Du musst!“ Omi ließ sich nicht beirren und sah Ran deshalb sehr ernst an. Dieser schmunzelte leicht, beugte sich zu dem blonden und sah ihm tief in die Augen. „Und wenn nicht? Was machst du dann?“ Der jüngere blinzelte, überlegte kurz und grinste dann frech. „In dem Fall werde ich wohl dafür sorgen müssen, dass du müde wirst...“, meinte er leise und zog Ran einfach weiter zu sich, küsste ihn. Überrascht erwiderte Ran den Kuss, schloss dann die Augen und drückte Omi sanft zurück in die Kissen. „Damit willst du mich also müde machen?“, wollte er nach einer Weile wissen, nachdem er den Kuss gelöst hatte. „Keine gute Idee?“, fragte Omi mit roten Wangen. Ran lächelte. „Wenn du selbst auch müde werden willst, dann mach ruhig so weiter.“ Der blonde quietschte, versteckte dann sein Gesicht in seinen Händen. Eigentlich war er wahnsinnig glücklich darüber, was sein Angebeteter gerade gesagt hatte, doch er wollte seine viel zu roten Wangen nicht mehr zeigen. „Versteck dich nicht, mein Süßer...“, hauchte Ran und nahm die Hände des anderen von dessen Gesicht. „Dein Süßer?“, fragte Omi leise und konnte es kaum glauben, was er da hörte. „Möchtest du das denn nicht sein? Ich dachte, du liebst mich...“, erwiderte Ran und ließ seine Finger durch die blonden Haare des anderen gleiten. Blaue Augen blinzelten ihn an. „Natürlich liebe ich dich! Und ich möchte nichts lieber, als dein Süßer zu sein“, flüsterte er erfreut. Der rothaarige lächelte, strich über die roten Wangen des jüngeren. Plötzlich veränderte sich Omis Gesichtsausdruck schlagartig. „Ich werde dir aber wohl nie ebenbürtig sein...“, meinte er leise und deutete auf seine Beine. „Ich werde wohl immer ein Klotz an deinem Bein sein.“ Ran lächelte. „Du wirst nie ein Klotz am Bein sein. Und schau nicht so pessimistisch drein. Noch steht nicht fest, ob du nicht wieder laufen kannst. Und selbst wenn es so sein würde, dann würde ich mich liebend gern um dich kümmern.“ „Aber ich möchte dir nicht zur Last fallen!“, rief Omi leise aus. „Seit wann fallen geliebte Menschen einem zur Last?“ Omi blinzelte wieder, sagte aber nichts. „Omi, es ist mir egal, was passiert. Ob du nun wieder laufen können wirst oder nicht. Es ist mir egal, solange du bei mir bleiben willst. Selbst wenn ich dich überall hintragen müsste. Es würde mich nicht stören. Bleib einfach nur bei mir, ja?“ Der blonde lächelte überglücklich, nickte dann nur und drückte den älteren an sich. „Ja, ich will für immer bei dir bleiben...“, flüsterte er noch leise. Jetzt war es ihm egal, was auch immer passieren würde. Sein Glück war allerdings perfekt, als Omi etwa eine Woche nach seiner Entlassung bei einer Untersuchung mitgeteilt bekam, dass er keine bleibenden Schäden davongetragen hatte und bald wieder laufen würde können. ~ * ENDE * ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)