In Blut getränkte Sonne von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ausbildungsjahre --------------------------- Die Sonne schien grell und unerbittlich vom Himmel in den magisch zum ewigen Frühling gezwungenen Wald der Quel'Dorei. Mehr als nur eine perfekte Gelegenheit also, um die Ausdauer auf eine harte Probe in quälender Hitze zu stellen. Thinael und ihre Einheit hatten für diese Woche einen leeren Dienstplan vorgesetzt bekommen, da in der Stadt belanglose, doch ausschweifende Festlichkeiten vorbereitet und gefeiert wurden. Nur zwei weitere Elfen der mittlerweile zehnköpfigen Truppe kamen in solchen Tagen und zu diesen Wetterbedingungen auf dieselbe Idee, ihre Ausbildung nicht schleifen zu lassen. Fünfzehn Jahre lang stritten die Drei mittlerweile schon darum, wer es wert war, sich die Elite ihrer Mannschaft nennen zu dürfen. Es galt, der Schnellste, Leiseste und Zielsicherste zu sein. Selbstdisziplin war etwas, das noch höher geschätzt wurde, als bedingungslose Befehlsausführung. Cathara Sonnenhoffnung, der Leutnant, hatte eine etwas andere Moral als ihre Kollegen. Sie schätzte den Geist ihrer Rekruten und war der Meinung, es sei nicht selbstverständlich, dass sich junge Elfen in der Blüte ihrer Jahre nichts sehnlicher wünschten, als ein paar freie Tage. Aus diesem Grund vergab sie selbige auch nur zweimal im Jahr. Die jüngste Blutsonne und ihre beiden Konkurrenten störten sich nicht an den Überzeugungen ihres Leutnants, denn zumindest Thinael hatte sich über die Jahre der Ausbildung in etwas zurückgezogen, dass man soziale Abgeschiedenheit nennen konnte. Etwas, wie einen Freundeskreis besaß sie nicht. Wert auf eine enge Bindung zu ihren Kammeraden legte sie ebenso wenig. Auf die wirkte sie ohnehin sehr eigen. Still, schroff, schlecht gelaunt und in den Nahkampfeinheiten sogar brutal. Letzteres war eine Eigenschaft, die in den letzten Jahren häufiger vorkam, auch in anderen Truppen. Weshalb man seit einiger Zeit darüber nachdachte, Übungsattrappen auf dem Platz aufzustellen und die Rekruten nicht mehr aufeinander losgehen zu lassen. Ein weiterer Grund dafür war, dass sich die Magister - um es mit Thinaels Worten auszudrücken - in die Hosen machten. Diese Methode, Fähigkeiten zu perfektionieren und richtig auf einen tatsächlichem Kampf vorbereitet zu sein, fanden sie zu primitiv und grob. Deshalb standen also irgendwann diese unsinnig aussehenden Holzköpfe in Silbermond. Es muss jedoch erwähnt werden, dass diese neue Anschaffung den Priesterturm ein wenig entlastete. Neben ihrer etwas seltsamen Art hatte sie auch wenig Interesse daran, sich großartig mit den anderen Waldläufern zu beschäftigen. Ihr lag mehr daran, ihre Brüder zu übertrumpfen, die kürzlich befördert worden waren. Die beiden Zwillinge, mit denen sie über die Jahre der Ausbildung hinweg nicht einen Bruchteil der Zeit mehr verbringen konnte, wie es früher der Fall war. Manchmal, in seltenen Momenten, bedauerte sie diesen Umstand. Nichts, was sie jemals offen zuzugeben gedachte. Den bisher größten Teil ihrer Jugend hatte die Waldläuferin mit Thariel und Athriel verbracht. Viel zu viel Unsinn sammelte sich über diese meist unbeschwerte Zeit hinweg an. Die beiden waren es auch, die ihr den Platz als Verteidiger Silbermonds ermöglichten. Zumindest hätte sie ohne ihre Brüder noch drei Jahrzehnte auf diesen Tag warten müssen. Auf diesen winzigen Schönheitsfehler ihrer Laufbahn blickend, wurde noch deutlicher, wie die Prioritäten des Leutnants Sonnenhoffnung festgelegt waren. Als Thinaels Akte im fünften Jahr aufgrund eines unschönen Zwischenfalls mit einem weiteren Rekruten überprüft wurde, sah der Leutnant von einer Suspendierung ab. Obwohl sie schwarz auf weiß vor sich liegen hatte, dass die junge Blutsonne ihre Volljährigkeit noch lange nicht erreicht hatte und somit nur Dank geschickter Urkundenfälschung dem Korps beitreten konnte. Eine Rüge und Putzdienst waren der Lohn für diesen Betrug und das Veilchen des Rekruten. Sonnenhoffnung lag mehr an Leistung, als an bürokratischen Fakten. Auch wenn ihre jüngste Rekrutin alles andere als ein Rudeltier war, so kannte das Mädchen ihre Pflichten und wusste, sie gewissenhaft zu erfüllen. Selbst wenn sie es schwer hatte, sich an den neuen Umstand zu gewöhnen, nie für sich allein sein zu können. Auch daran, ihre Brüder zu vermissen - die mittlerweile den Außeneinsätzen zum Opfer gefallen waren und somit mehrere Wochen der Stadt fern blieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)