In Blut getränkte Sonne von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Rumflecken --------------------- „He Thale, eingepennt?“ Ein Schlag gegen den linken Oberarm riss den angesprochenen Quel’dorei aus seinen Gedanken. Naja, um der Wahrheit Ehre zu geben, dachte er nicht nach – er starrte. Und zwar in die Richtung einer Waldläuferin, die es sich auf dem Schoß eines Waldläufernovizen bequem gemacht hatte und sich augenscheinlich so ihren Alkoholnachschub für diesen Abend sicherte. Unheimlicherweise wurde sein Starren von einem Gefühl begleitet, dass ausnahmsweise nicht sagte ‚Los, schnapp sie Dir und mach Dir eine vergnügliche Nacht und morgens haust Du ab’. Vielmehr war es ein ziemlich gutes Gefühl. Getrübt von der Tatsache, dass nicht er der Elf war, auf dessen Schoß sie saß. Kopfschütteln. „Hm? Was? Nein, nein. Ich habe – nachgedacht.“ „Und was hast Du wirklich gemacht?“ Er hasste Ornethil manchmal dafür, dass er ihn durchschaute. Bevor Thalesus, die rotbraunen Haare wie immer zu einem lockeren Zopf nach hinten gebunden, etwas erwidern konnte, ertönte Leriaths Stimme. „Ach quatsch. Der hat es auf die Kleine dort hinten abgesehen.“ „Die Blutsonne? Mhm, ach was. Die tickt doch genauso wie e-“ „Haltet die Klappe.“, fuhr Thalesus Ornethil und seinen nur unwesentlich älteren Bruder unwirsch an. Beide feixten nur. „Lass mal, kleiner Bruder. Besorg’ uns lieber noch etwas Met. Die letzten Male musste ich aufstehen.“ Murrend erhob sich Leutnant Nezgaran – nur um sich sofort am Tisch festzuhalten. Es waren wohl doch ein paar Gläser zu viel gewesen. Ein kurzes Kopfschütteln und er machte sich wankend auf in Richtung Ausschank. Es stimmte, auf diesen öffentlichen, vom Adel ausgerichteten Festen mangelte es zwar an Moral und Anstand, aber damit hatte Thalesus gewiss kein Problem. Denn an Met, Rum und Bier mangelte es definitiv nicht. Für einen moralisch flexiblen Elfen wie ihn waren solche Feste also ausnahmslos ein Gewinn – viele Frauen und viel Alkohol, was wollte er mehr? Die Antwort auf diese Frage saß auf dem Schoss eines geringfügig jüngeren Waldläufers und widmete sich dem nächsten Rumglas. Schwankend torkelte der Quel’dorei weiter, in seinen Rücken bohrten sich missmutige Blicke, da er auf seinem Weg so manchen Festgast anrempelte – versehentlich natürlich. „Nezgaran, pass doch auf, wo Du hinläufst.“ Die Art des Protestes, nicht gemurmelt sondern schon fast gebrüllt, ließ Leutnant Nezgaran zur Quelle dieser Worte blicken. Thinael Blutsonne starrte leicht angesäuert auf ihre nun von Rum durchnässte Hose, während der als Sitzgelegenheit beschlagnahmte Elf ihn böse anstarrte. Thalesus überlegte einen Moment, ehe er sich entschloss den weiterzeternden Elfen zu ignorieren und zu Thinael gewandt meinte: „Das.. tut mir Leid, Blutsonne. Dachte, der Tölpel unter Euch wäre so vorausschauend gewesen, Euch ...“ Ein Faustschlag in die Magengegend unterbrach die ‚Entschuldigung’ und erzeugte für einen winzigen Moment einen Würgereflex. Der junge Waldläufer wollte seine ‚Abendbeute’ wohl beeindrucken. Grinsend blickte Thalesus ihn an und hob scheinbar beschwichtigend beide Hände. „Aber, aber, Kumpel. Wer wird denn gleich handgreiflich werden, hu? Passt auf, wichtig ist jetzt, dass wir Leutnant Blutsonne trocknen.“ Ein kurzes Zwinkern in Richtung der skeptisch dreinblickenden Genannten, ehe er sich wieder an seinen Kontrahenten wandte. „Wie wär’s? Du läufst los und besorgst ein Tuch zum Trocknen und ich schau mal, ob ich Ersatzkleidung auftreiben kann.“ Der andere Elf sah ihn zweifelnd an. Verdammt, er sollte einfach verschwinden und Thalesus nicht weiter stören. Er wollte – ja, was wollte er eigentlich? Kurzes Blinzeln, ein Seitenblick auf Leutnant Blutsonne und dann ein kleiner gedanklicher Nackenschlag: Er war verliebt. Er, der aufgrund seiner Frauengeschichten inzwischen einen recht zweifelhaften Ruf im Quartier der Waldläufer hatte. Von diesem Gedankenblitz immer noch verwirrt nahm Thalesus zur Kenntnis, dass Thinael vom Schoß des Waldläufers gerutscht war und dieser davoneilte; endlich! Thalesus sah zu der weißhaarigen Elfe. „Also, von hier aus sind es fünf Minuten, bis wir bei mir sind. Ich denke mal, eine neue Hose wäre ganz in Eurem Sinne, oder?“ „Das glaubt auch nur Ihr, Nezgaran?“, gab sie zurück. ‚Oh Sonnenbrunnen steh mir bei.’, ging es ihm durch den Kopf. Lässiges Schulterzucken. „Von mir aus lauft mit nasser Hose rum. Stört mich nicht. Aber lasst mich Euch wenigstens einen Met ausgeben. Als Entschuldigung.“ „Einverstanden.“, erwiderte Thinael ihrerseits schulterzuckend und verschwand mit dem nun wieder sehr nüchtern, aber doch überrascht wirkenden Leutnant Nezgaran in Richtung Ausschank. Der gerade zurückkehrende Waldläufer, ein Tuch in der linken Hand, schaute den beiden mit offenem Mund nach. Beim Ausschank jedoch sollten die beiden Leutnants schon nicht mehr ankommen; sie landeten in einem der Zelte, die zur Lagerung der Getränke dienten – dort, wo die folgenden sechs Mondläufe ihren Anfang nahmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)