Von Werkatzen und Wirrköpfen von genek (oder Der Tag, an dem irgendwie alles schief ging) ================================================================================ Kapitel 1: Von Werkatzen und Wirrköpfen --------------------------------------- oder Der Tag, an dem irgendwie alles schief ging Es gibt Morgen, an denen man schon ganz kurz nach dem Aufwachen einfach weiß, dass der Tag eine einzige Katastrophe werden wird. Dafür mag es die verschiedensten Gründe geben, so zum Beispiel die Aussicht auf einen Tag voll dröger Büroarbeit, die plötzliche Erkenntnis „Es ist Montag“ oder schlicht und ergreifend aufkeimende Krankheit. Als Yoruichi Shihouin eines schönen Herbstmorgens mühsam die Augenlider auseinander zu bekommen versuchte, fühlte sie sich einfach nur elend. Jeder Knochen in ihrem Körper schien ihr mindestens doppelt so schwer wie am Tag zuvor, ihr Kopf glühte und sie hatte das Gefühl, allein das Aufsetzen im Bett hätte ihren Puls soeben auf 180 schnellen lassen. Nein, es gab keinen Zweifel: Sie hatte sich erkältet, und das gleich richtig. Obwohl sie sich fühlte, als hätte man ihr Hirn durch einen Haufen aufgeweichtes Toastbrot ersetzt, beschloss sie, sich zusammen zu reißen und trotzdem zum Dienst anzutreten. Immerhin war sie sowohl Kommandantin der Zweiten Einheit der Dreizehn Hofgarden als auch Anführerin der Mobilen Geheimtruppe und Oberhaupt der Shihouin-Familie, wie stünde sie denn da, wenn sie sich von so etwas kleinem wie einer Erkältung einfach aufhalten lassen würde! Entschlossen, wenn auch ziemlich wackelig auf den Beinen, machte sie sich so auf in Richtung Büro. ~*~ Es gibt Morgen, an denen man schon ganz kurz nach dem Aufwachen einfach weiß, dass der Tag ein voller Erfolg werden wird. Dafür mag es die verschiedensten Gründe geben, so zum Beispiel die Aussicht auf einen freien Tag, die plötzliche Erkenntnis „Es ist Wochenende“ oder der Gedanke an den bevorstehenden Durchbruch in einem großen Projekt. Als Kisuke Urahara an selbigem schönem Herbstmorgen die Augen aufschlug, war er so motiviert und energetisch wie schon lange nicht mehr. Zwar stellte er nach einem kurzen Blick auf die Uhr fest, dass er ziemlich spät dran war, und meinte bereits auf dem Gang in nicht allzu weiter Entfernung die wütende Stimme seiner Vizekommandantin zu vernehmen, aber er war sich sicher, dass er heute endlich seine Arbeit an diesem verflixten Projekt, das ihn jetzt schon so lange beschäftigt hatte, abschließen könnte. Munter pfeifend zog er sich an, besorgte sich aus der Küche etwas, das mit viel Phantasie als Frühstück durchging, und überlegte, was er denn als erstes tun sollte. Er könnte sich zwar sofort ins Labor aufmachen, aber eigentlich war der Tag viel zu schön, um sich die ganze Zeit in diesem dunklen Raum aufzuhalten, befand er. Das könnte er ruhig auch etwas auf später verschieben, und so beschloss er, vorher seiner alten Freundin Yoruichi einen Besuch abzustatten. Seit er den Kommandantenposten der Zwölften Einheit übernommen hatte, sah er sie nicht mehr so oft wie früher, als er noch für sie gearbeitet hatte, und er vermisste ihre unbekümmerte Art. Höchst zufrieden mit dieser Tagesplanung machte er sich folglich auf direktem Wege (wenn auch durch die Hintertür, um Hiyori aus dem Weg zu gehen, denn der Tritt vom Vortag schmerzte immer noch, und auf eine erneute Bekanntschaft mit ihrer Sandale konnte er bis auf weiteres getrost verzichten) auf zu den Quartieren der Zweiten Einheit. ~*~ Als Byakuya Kuchiki mehr als drei Stunden zuvor aufgestanden war, hatte er sich für den Tag fest vorgenommen, sich durch nichts und niemanden von seinem strikten Trainingsplan ablenken zu lassen. Wollte er wie sein Vater und sein Großvater in den Hofgarden eine hochrangige Position erreichen, dann musste er seine Fähigkeiten weiter verbessern, und dafür war harte Arbeit an sich selbst unerlässlich. Allerdings waren seine Trainingseinheiten in den letzten Tagen immer wieder unterbrochen worden, und zwar jedes Mal wieder von dieser vermaledeiten Yoruichi. Allein beim Gedanken an die aufsässige und alberne Kommandantin knirschte Byakuya unwillig mit den Zähnen. Wie konnte man sich in dem Alter denn noch so kindisch benehmen? Und wie sie immer meinte, sie müsste mit ihm „spielen“, tze, als ob er sie je darum gebeten hätte! Gerade im Moment war er besessener denn je von dem Gedanken, besser zu werden, denn er hatte mit Schrecken festgestellt, dass ihm sogar jüngere Shinigami teilweise überlegen waren. In ganz Seireitei wusste man von dem Wunderkind, das die Zentralakademie der Spirituellen Künste in nur einem Jahr abgeschlossen hatte, und folglich sofort einen Rang in der Fünften Einheit übernommen hatte. Aufgrund des Adelsstatus der Kuchiki-Familie musste Byakuya erst gar keinen Akademie-Abschluss vorweisen können, aber er hatte es sich trotzdem zum Ziel gesetzt, all deren Absolventen um Längen zu übertreffen, und deswegen führte kein Weg an hartem Training vorbei. ~*~ Als Urahara im Büro der Zweiten Einheit ankam, fand er es leer vor. Auch wenn Yoruichi wie er selbst nicht unbedingt ein Arbeitstier war, so spät würde selbst sie nicht zur Arbeit kommen. Bevor er noch weitere Überlegungen anstellen konnte, hörte er hinter sich ein wütendes Räuspern. Auch ohne sich umzudrehen wusste er bereits nur zu gut, wer da hinter ihm stehen musste. „Was willst du hier?“ Urahara hatte Yoruichi schon oft im Spaß gesagt, dass Soi Fon gar kein Zanpakuto bräuchte, um ihre Gegner zu erledigen, sondern dass ihr wütender Blick dafür alle Male reichen müsste. Er versuchte ihn mit einem unschuldigen Lächeln zu kontern. „Aach, nichts weiter eigentlich, ich wollte nur Yoruichi guten Tag sagen“, meinte er verbindlich. „Die Kommandantin ist krank. Ich persönlich habe dafür Sorge getragen, dass sie sich den Tag frei nimmt und sich auskuriert. Sie soll nicht gestört werden“, antwortete sie, immer noch kühl und offenkundig abweisend. „Krank? Ach du meine Güte, ich hoffe doch, nichts wirklich Schlimmes?“ „Das ist nicht von deinem Interesse. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du gehen würdest, denn wir haben hier zu tun. Außerdem solltest du als Kommandant sicher auch anderswo Pflichten zu erfüllen haben!“ Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und war in einem Augenblick verschwunden. Urahara sah ihr völlig verblüfft nach. Was diese kleine Person sich gegenüber einem Ranghöheren so alles herausnahm, es war einfach nicht zu fassen. Immer noch fest entschlossen, sich an diesem Tag durch nichts die gute Laune verderben zu lassen, machte er sich deshalb auf in Richtung des Shihouin-Anwesens, um seiner Freundin dort einen Besuch abzustatten. Soi Fons Vorwurf, er würde nicht arbeiten, überging er einfach. Und überging die nagende Stimme seines Gewissens, die ihr insgeheim beipflichtete. ~*~ Yoruichi war keine fünf Minuten im Büro gewesen, als Soi Fon angesichts ihres Zustandes entsetzt beschlossen hatte, sie sofort wieder zurück zum Anwesen zu begleiten. Auch wenn sie sich normalerweise von diesem Persönchen nichts sagen ließ, im Moment war ihre Willenskraft irgendwo im negativen Bereich, und so hatte sie sich widerstandslos von ihrer Schülerin wieder ins Bett unter einen Haufen warme Decken stecken lassen und ihr versprochen, auch wirklich die ganze Kanne Tee zu trinken und keinesfalls das Haus zu verlassen. Um ehrlich zu sein, war Yoruichi Soi Fon dafür sehr dankbar, denn sie fühlte sich einfach nur matt und erschöpft und konnte diesen freien Tag wahrlich brauchen. Sie hatte offenbar eine Weile gedöst, denn sie wusste erst gar nicht, wo oben und wo unten war, als sie plötzlich ein leises Klopfen an der Tür hörte. „Jaah, herein?“ krächzte sie (mittlerweile hatte sich das ekelhafte heiße Gefühl also auch auf den Hals ausgeweitet, ganz große Klasse). Die Schiebetür öffnete sich und Kisuke streckte den Kopf herein. „Aah, wie ich sehe lebst du ja doch noch, wie schön!“ kam es gut gelaunt als Begrüßung. „Idiot. Ich fühle mich jedenfalls mehr tot als lebendig“, antwortete sie, musste aber trotzdem lächeln. „Wie bist du überhaupt hier reingekommen? Ich hätte schwören können, Soi Fon hätte den Wachen gesagt, sie sollten niemanden hereinlassen, ganz besonders nicht ganz bestimmte Kommandanten.“ Kisukes Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Oh, ich bin sogar sehr sicher, dass sie das getan hat. Irgendwie habe ich den schleichenden Verdacht, dass sie mich nicht besonders mag“, er lachte leise auf, „aber die Wachen der Shihouin-Familie sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, was meinst du, Yoruichi?“ Sie warf ihm zur Antwort ein Kissen an den Kopf, bereute diese überflüssige Anstrengung aber sofort wieder. Urahara warf ihr einen mitleidigen Blick zu, dann strahlte er plötzlich. „Du hast Glück, dass es eine Erkältung ist! Ich habe vor ein paar Tagen ein Mittel zur Linderung von Erkältungssymptomen gefunden, wirkt erstklassig!“ Unter Yoruichis skeptischem Blick kramte er in den Schichten seiner Uniform herum, bis er schließlich ein kleines Fläschchen mit einer goldgelben Flüssigkeit zu Tage förderte und ihr reichte. Immer noch etwas misstrauisch nahm sie es an, öffnete es und roch vorsichtig daran. Es roch entfernt nach Minze, erfrischend und angenehm kühl. „Und es hat auch diesmal keine Nebenwirkungen, ja? Du erinnerst dich hoffentlich noch daran, was dein tolles Anti-Kopfschmerz-Medikament bei unserer Truppe angerichtet hat?“ „Oooh, das, jaah, aber das war ein einmaliges Versehen. Du hast mein Wort, völlig risiko- und nebenwirkungsfrei“, strahlte er. Yoruichi sinnierte einen Moment, dann dachte sie „schlimmer kann es ja eh nicht mehr werden, also was soll’s“ und trank das Fläschchen in einem Zug aus. ~*~ Urahara hatte kurz danach das Anwesen wieder verlassen, da er gesagt hatte, wenn er nicht wenigstens jetzt anfangen würde zu arbeiten, würde Hiyori ihn höchstpersönlich umbringen, und ihr zuvor noch mal gute Besserung gewünscht. Yoruichi hatte sich, auf einmal unglaublich müde, zufrieden in all ihre Decken eingekuschelt und war kurz darauf wieder fest eingeschlafen. Als sie etliche Zeit später wieder die Augen öffnete, hatte sie dieses komische Gefühl irgendwo auf Magenhöhe, dass irgendetwas absolut und vollkommen nicht in Ordnung war. Normal beschlich sie dieses Gefühl nur dann, wenn sie sich in einer Gefahrensituation während einer Mission befand. Ein Eindringling also? In ihrem Haus? Irgendeine Form von Gefahr? Sofort spannte sie alle ihre Muskeln an, spürte die Energie in ihrem ganzen Körper, und fokussierte alle Sinne. Der Raum kam ihr plötzlich viel größer vor, die Decken viel schwerer, die Kleidung viel loser, sie selbst… kleiner? Yoruichi sprang auf, und landete auf allen Vieren, kampfbereit, zum Angriff gerüstet. In voller Höhe von – zwanzig Zentimetern?! Ihr überraschter Aufschrei ging in einem panischen Japsen unter, als sie einen Blick auf das warf, was vor kurzem noch ihre Arme gewesen waren. Fell. Fell. Schwarzes Fell, Pfoten, Krallen. Ein kurzer Blick nach hinten, japp, ein Schwanz. Ein verdammter Schwanz. Einen kurzen Moment lang hoffte sie, in einem völlig verdrehten Fiebertraum zu stecken (und in diesem Fiebertraum in dem Körper einer Katze, aber hey, sie hatte schon sehr viel Abgefahreneres geträumt, wieso also nicht) und biss sich selbst leicht in den Vorderlauf. Es tat weh. ~*~ Es tat weh. Immer noch. Urahara hatte sich, um ganz unbescheiden zu sein, für besonders schlau gehalten, als er über die Dächer der Baracken in sein Labor schleichen wollte, um so seiner aggressiven Vizekommandantin zu entgehen. Doch da hatte er die Rechnung ohne Madame Sarugaki gemacht, die ihn inzwischen offenbar gut genug kannte, um solche Aktionen von seiner Seite schon vorher zu sehen. Folglich hatte sie ihn bereits dort erwartet, ihm einen Tritt verpasst, der sich gewaschen hatte, und ihn angeschnauzt, er solle jetzt sofort in die Gänge kommen. So viel von wegen „Kommandant sein macht Spaß“ dachte er amüsiert, rieb sich die immer noch schmerzende Nase, und beugte sich wieder über seine Aufzeichnungen. Das Projekt, an dem er jetzt schon wochenlang gearbeitet hatte, stand kurz vor dem Abschluss, und es war ohne Zweifel eins seiner Besten bis jetzt. Er zog das kleine, mit goldgelber Flüssigkeit gefüllter, Fläschchen aus dem Regal und öffnete es, um eine Probe zu entnehmen. Er brauchte zehn Sekunden, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Er brauchte fünfzehn Sekunden, um zu kombinieren, was passiert war. Er brauchte weitere vierzig, um sich vollauf darüber klar zu werden, was das bedeutete. Er brauchte drei Sekunden, um das Labor fluchtartig in Richtung Shihouin-Anwesen zu verlassen. ~*~ Yoruichi war immer noch in einer Mischung aus Schock, völliger Verwunderung, aufkeimender Panik und dem schrägen Bedürfnis, in lautes Lachen auszubrechen, wie eine Salzsäule in dem Gewirr aus ihrer (nunmehr überflüssigen) Kleidung und den unzähligen Decken gestanden, als es zum zweiten Mal an diesem Tag leise an der Tür geklopft hatte. „Kommandantin Yoruichi? Seid Ihr wach?“ Yoruichi durchfuhr eine erneute Panikwelle. Das war Soi Fons Stimme, was um Himmels Willen sollte sie denn jetzt tun? Die Leute würden ausrasten, wenn sie feststellen würden, dass sich Yoruichi Shihouin in ein Fellknäuel verwandelt hatte. Man durfte sie auf keinen Fall so sehen! „Ich komme herein, um Euch neuen Tee zu bringen.“ Auch wenn es normalerweise nicht auf ihrem Verhaltensplan stand, tat Yoruichi das Einzige, was ihr in ihrer momentanen Lage als sinnvoll erschien: sie ergriff die panische Flucht durchs Fenster, und ließ den leeren Raum hinter sich. ~*~ Als Urahara schwer atmend und völlig aus der Puste vor dem Shihouin-Anwesen ankam, ertönte ein gellender Schrei aus dem Inneren des Haupthauses, der wohl jedem Lebewesen im Umkreis von zwei Kilometern das Trommelfell zerrissen hatte. „KOMMANDANTIN YORUICHIIII!!!“ Es war keine Kunst, aus dem Schrei herauszulesen, wer da geschrien hatte. Und es war noch weniger eine Kunst festzustellen, dass er offenbar zu spät dran war. Das Tor zum Anwesen öffnete sich mit einem Ruck, und ein panischer Trupp Wachen gleich einem aufgescheuchten Bienenschwarm stürmte hindurch. „Die Kommandantin ist Opfer des Verschwindens der Seelen geworden!“ „Wir müssen sofort den Generalkommandanten benachrichtigen!“ „Das ist der Untergang!“ Japp, er war eindeutig zu spät dran. ~*~ Yoruichi saß keuchend unter einem Busch und versuchte verzweifelt, sich wieder zu beruhigen. Soi Fons Schrei und das panische Ausschwärmen der Wachen waren ihr nicht entgangen. Sie steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten, denn sie war ohne jede Spur aus einem bewachten Raum entkommen, und hatte dabei ihre Kleidung zurück gelassen. In Anbetracht der momentanen Vorfälle in Rukongai war das eine äußerst schlechte Verkettung von Indizien. Yoruichi fluchte und versuchte, eine logische Erklärung für den ganzen Schlamassel zu finden. Denn Shinigamis schliefen normalerweise nicht als Mensch ein und wachten als Katze wieder auf. Einen Kidou-Bann schloss sie kategorisch aus, von einem solchen hatte sie noch nie gehört, und es passte zu keiner Beschreibung eines Bakudou-Zaubers, dem sie in all ihrer Berufserfahrung je begegnet war. Die Erkältung konnte ebenfalls nicht der Auslöser sein, was sollte denn das für ein Virus sein, der Menschen in Katzen verwandelte?! Apropos Erkältung, die Symptome waren fast schon abgeklungen, stellte Yoruichi überrascht fest, nachdem der Adrenalinschock allmählich nachließ. Stimmt, dafür war sicher Uraharas ominöses Mittelchen verantwortlich. Moment. Uraharas ominöses Mittelchen. „Kisuke, du Vollidiot!!!“ ~*~ Byakuya stöhnte erschöpft auf und ließ sich am Stamm des Baumes, an dem er gelehnt hatte, nach unten rutschen. Er hatte nunmehr schon seit mehreren Stunden ununterbrochen an seinen Kendo-Fertigkeiten gefeilt, und war mehr als nur völlig erledigt. Fertig mit der Welt, aber auch durchaus zufrieden mit sich selbst, beschloss er, erst mal eine kleine Pause einzulegen, bevor er mit dem Training weitermachte. Aus halb geschlossenen Augen sah er, wie eine kleine schwarze Katze mit einem gewaltigen Sprung über die Mauer des Kuchiki-Gartens setzte, und unter einem Busch verschwand. Er verzog missbilligend das Gesicht. Er konnte nicht viel mit Tieren anfangen, schon gar nicht mit Katzen, und wo auch immer das Vieh hergekommen war, er wollte es nicht in seinem Garten haben. Allerdings war es ihm im Moment viel zu anstrengend, wegen dieses Tieres jetzt aufzustehen um es zu verscheuchen, also blieb er, wo er war. Und dann begann die Katze plötzlich lautstark und höchst ordinär zu fluchen. ~*~ Er wusste selbst nicht mehr ganz, wie er es eigentlich angestellt hatte (auch wenn er im Nachhinein vehement bestritt, er habe gasförmiges Betäubungsmittel, einen Kidou-Zauber oder sein Reiatsu eingesetzt), aber Urahara war es gelungen, die panische Shihouin-Wache etwas zu beruhigen. Schließlich sei Yoruichi für ihre spontanen Entschlüsse bekannt, es war keine Seltenheit, dass sie plötzlich auf irgendwelche Missionen verschwand, ohne es für nötig zu halten, ihre Untergebenen darüber zu informieren. Und dass sie ihre Kleidung unordentlich zurückgelassen habe, sei ebenfalls noch lange kein Beweis dafür, dass ihr etwas zugestoßen wäre. Das alles hatte Urahara versucht den Leuten näher zu bringen, während er gleichzeitig Soi Fons Attacken ausgewichen war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien sie ihn irgendwie zu verdächtigen (Urahara verfluchte insgeheim ihre gute Intuition und nahm sich fest vor, sein unbescholtenes Pokerface noch einmal besser einzustudieren). Während er die junge Dame möglichst ohne den Einsatz massiver Gewalt auf Abstand hielt, versprach er hoch und heilig, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Kommandantin zu finden. Sollte ihm das in der nächsten Stunde (hier wurde ihm von Soi Fon ein wütender Tritt verpasst, woraufhin er sein Zeitfenster auf eine Viertelstunde reduzierte) nicht gelingen, so würde er persönlich dem Generalkommandanten Bericht erstatten. Insgeheim fragte sich Urahara verzweifelt, wie viele Katzen es wohl in Seireitei geben mochte. ~*~ „…“ „…“ „Aah. Einen wunderschönen guten Tag, kleiner Byakuya.“ „…“ „Und schau mich gefälligst nicht so saublöd an, ich kann absolut nichts dafür!“ „…“ „Willst du jetzt mal allmählich was sagen oder hast du deine Zunge verschluckt, häh?!“ „… du bist eine sprechende Katze.“ „Falsch, du selten dämlicher Idiot! Ich bin’s!“ „…“ Yoruichi wurde es zu bunt. Normalerweise war dieses Balg andauernd am Schimpfen und Reden, und jetzt saß der Typ da, stumm wie ein Fisch, und starrte sie an wie das achte Weltwunder. Mit einem abrupten Sprung saß sie zu seinen Füßen und funkelte ihn wütend an. So schwer konnte man doch gar nicht von Begriff sein! „Ich bin’s, Yoruichi, du Trottel!“ Byakuya klappte der Mund auf, eindeutig um zu schreien, dann besann er sich eines Besseren, klappte den Mund wieder zu, atmete einmal tief durch, und warf ihr dann einen dermaßen spöttischen-wütenden Blick zu, dass Yoruichi ihm am liebsten eine gewischt hätte. „Aha, du hältst es also für witzig, dich als verlaustes Vieh zu tarnen und in anderer Leute Gärten herumzustromern, hm?“ Jetzt verpasste Yoruichi ihm wirklich einen Hieb in den Unterschenkel. „Was heißt hier witzig, du Idiot?! Glaubst du, ich mache das freiwillig?!“ fauchte Yoruichi los. Byakuyas Gesichtsausdruck wechselte von spöttisch-wütend zu ganz einfach wütend. „Was fällt dir blöden Kuh eigentlich ein! Ist doch nicht mein Problem, ob du das freiwillig machst oder nicht! Raus! Aus! Diesem! Garten!“ Er griff nach ihrem Nacken, mit der eindeutigen Absicht, sie zu packen und hochzuheben, doch Yoruichi entwischte ihm in einer einzigen Bewegung. Immerhin etwas, ihre Shunpo-Fähigkeiten schienen auch in diesem Katzenkörper noch bestens zu funktionieren. „Verdammt! Na warte, wenn ich dich erwische, du blöde Kuh!“ knurrte Byakuya und setze ihr nach. ~*~ Urahara hatte währenddessen erfreut festgestellt, dass er mit viel Konzentration immer noch Spuren von Yoruichis spirituellem Druck wahrnehmen konnte, und somit ihrer Fährte folgen. Offenbar war sie in großer Panik davongestoben, denn der Weg führte über mehrere Mauern und Dächer einmal durch halb Seireitei. Urahara hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, denn das alles war seine Schuld. Ganz offenkundig hatte er die beiden Fläschchen vertauscht und seiner Freundin somit anstatt des Erkältungsmittels etwas von dem Prototyp seines neusten Forschungsprojektes gegeben, das Shinigami erlauben sollte, andere Formen anzunehmen, um so in verdeckten Ermittlungen völlig unbemerkt zu bleiben. Immerhin wusste er, dass es nur ein kurzzeitig dauernder Effekt war, und keine anhaltende Verwandlung, aber er war sich sicher: Yoruichi würde ihn so was von umbringen… Er sah vor sich die nächste Mauer aufragen, und das Reiatsu dahinter war sehr viel konzentrierter als bei all den Stationen zuvor. Hoffnungsvoll setzte er geschickt über das Hindernis hinweg, bereit, es mit seiner alten Freundin aufzunehmen. Denn eins, das hatte er in seiner bisherigen Berufserfahrung gelernt: Nichts ist furchterregender als eine wirklich wütende Frau. ~*~ Das Bild, welches sich ihm hinter der Mauer bot, war einfach nur unbeschreiblich. Auf der anderen Seite des großen (und irgendwie ziemlich verwüstet aussehenden) Gartens, der sich vor ihm erstreckte, saß eine kleine schwarze Katze auf dem Dach einer hohen Steinlaterne, und blickte keck auf einen japsenden Jungen hinab, der in einigen Metern Entfernung vornüber gebeugt stand und nach Atem rang. Bevor Urahara irgendetwas unternehmen konnte, hob der Junge seinen Kopf und fauchte los. „Na warte, du dumme Nuss, das wirst du noch bitter bereuen! Du verdammte Werkatze!“ Die Katze ihrerseits schien diese Drohung nicht im Geringsten zu beunruhigen, stattdessen konterte sie unverhohlen spöttisch. „Dann lass es mich doch bereuen, vorausgesetzt natürlich, du bist in der Lage, mich überhaupt zu erwischen!“ Urahara war ehrlich perplex. Er hatte einiges erwartet, aber dass sowohl Yoruichi als auch Byakuya Kuchiki einfach zur üblichen Tagesordnung übergegangen waren (und der Katzenkörper offenbar nur noch mehr zur Wettbewerbsstimmung beitrug), das hatte er ehrlich nicht vorausgesehen. Allerdings war er ja nicht hergekommen, um den beiden beim Spielen zuzusehen, und wenn er Yoruichi nicht bald zurück brachte, so käme er in das zweifelhafte Vergnügen, nähere Bekanntschaft mit Suzumebachi zu machen, worauf er dankend verzichtete. Also beschloss er, sich bemerkbar zu machen. „Hey da, Yoruichi, wie geht’s so da d-“ Weiter kam er nicht, bevor es ein plötzliches Aufflackern in der Atmosphäre der Geistpartikel auf der anderen Seite des Gartens gab, die Steinlaterne mit einem plötzlichen Poltern umfiel, und eine sehr perplexe, und überdies hinaus sehr nackte, dafür aber menschliche, Yoruichi den Trümmern entstieg. „Nanu? Schon vorbei?“ „Um Himmels Willen, zieh dir was an!“ „Haha, na sieh an, sind wir etwa schüchtern, Herr Kuchiki?!“ „Ich sagte zieh dir was an, du liederliche, dämliche Katze!!!“ „Aaah, wir sind schüchtern!“ „Hey, Yoruichi, du bist mir nicht böse oder so, oder?“ „Ach was, Kisuke, eigentlich würde ich dich zwar gerne umbringen, aber- „ICH BIN NICHT SCHÜCHTERN, ABER ICH HABE WENIGSTENS SINN FÜR ANSTAND IM GEGENSATZ-“ „- andererseits ist es unwahrscheinlich praktisch-“ „Freut mich zu hören, freut mich zu hören-“ „HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU DU-“ „- jaah, sogar die Erkältungssymptome sind weg! Das Zeug ist multifunktional-“ „Ernsthaft? Komisch, das war so nie geplant-“ „UND WER ZUR HÖLLE IST DAS ÜBERHAUPT-“ „- doch, doch, ich fühl‘ mich super-“ „-vielleicht solltest du dir aber doch was anziehen, meinst du ni-“ „KISUKE URAHARA! WAS UM ALLES IN DER WELT HAST DU MIT DER KOMMANDANTIN GEMACHT?!?!“ „Oh hallo, Soi Fon!“ „Ach du meine- nein nein, Waffengewalt ist doch gar nicht nötig, Fräulein Soi Fon, wirklich nicht!!!“ „RAUS! AUS! MEINEM! GARTEN! IHR! SPINNER!“ ~*~ Einige hundert Meter entfernt im Salon des Haupthauses ließ Ginrei Kuchiki nachdenklich seine Teetasse sinken. Wen auch immer sein Enkel da eingeladen hatte, es klang nach einer munteren Versammlung. Naja, solange der Junge Spaß hatte, sollte es ihm Recht sein. Es war doch immer schön, wenn sich die verschiedenen Mitglieder der Truppe so gut verstanden, dass sie zusammen trainierten, dachte er zufrieden und widmete sich wieder seinem Tee. ~*FIN*~ Jaah, ein leicht zusammenhangloser One Shot, ich weiß. Allerdings habe ich mich schon immer gefragt, wie und warum sich Yoruichi in eine Katze verwandeln kann. Und Uraharas Experimente erschienen mir die plausibelste Erklärung :D Ich hoffe, es gefällt :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)