Sasori Holmes und Dr. Deidara von Galenhilwen (wenn klassische Literatur auf Anime trifft) ================================================================================ Kapitel 13: In der Höhle des Löwen ---------------------------------- Man konnte nicht behaupten, dass zwei vollkommen ereignislose Tage vergangen waren. Doch ebenso wenig war es richtig zu behaupten, dass gravierende Neuigkeiten ins Haus gestanden hätten. Zwei Tage und Nächte hatte sich in Bezug auf den Fall nichts Nennenswertes ergeben. Doch trotz, oder aber möglicherweise gerade wegen, des Geschehens in der Lagerhalle hatte Deidara sein Anliegen nicht vergessen gehabt und war Sasori auf Schritt und Tritt gefolgt, bis dieser sich zu einem Gespräch bereit erklärt hatte. Und nun musste der Rothaarige irgendwie zugeben, dass die Hartnäckigkeit seines Freundes zu einer deutlichen Entspannung ihrer privaten Verhältnisse geführt hatte. Zumindest gab der Blonde seither Ruhe. Sasori hatte ihm versichert, dass er sich dazu bereit erklärte die Dinge hinzunehmen wie sie waren, dafür jedoch die Zeit bekam, die er benötigte. So versuchte er Deidara nicht ständig abzublocken, aber gleichwohl zu bestimmen was er zulassen wollte und was nicht. Und zu seiner eigenen Überraschung war diese Vereinbarung durchaus in Ordnung für ihn. Für sie beide. Die zweite Nacht nach ihren Beobachtungen war hereingebrochen und die beiden Ermittler hatten beschlossen den belebten Hafen vorerst hinter sich zu lassen, um in dem stillgelegten Teil ihre Suche fortzusetzen und zu intensivieren. Akribisch untersuchten sie jede Gasse, jeden Weg, jede Fassade. Doch nichts erschien ihnen verdächtig. Bis sie auf einen kleinen Platz inmitten einiger steinerner und rustikaler Gebäude traten, der von Kopfsteinpflaster gesäumt war und sich alleine dadurch vom Rest des nahezu gesamten Hafens abhob. Sasori blieb stehen und sah Deidara mit hochgezogener Augenbraue an: „Schau mal, dort drüben.“ Der Blonde spähte in die von seinem Freund angedeutete Richtung, griff seine Fackel etwas fester und schritt langsam auf das Objekt der Begierde zu. Dann sah er über seine Schulter und schüttelte leicht den Kopf: „Was will man in einem Hafen denn bitte mit einem Brunnen?“ Der Rothaarige schloss auf und die beiden Ermittler lehnten sich über den aus großen Steinen geformten Ring. Doch viel zu erkennen gab es für die beiden nicht. Bereits nach knapp 4 Reihen Stein, eine mehr als der Brunnen den Boden unter ihren Füßen überragte, verschlang eine tiefschwarze Dunkelheit den Schein ihrer Fackeln und verbarg den Betrachtern das Geheimnis, was sich wohl unter ihnen befinden mochte. Sasori stutzte: „Merkwürdige Konstruktion, in der Tat. Es sind keine 20 Meter Fußweg zum Hafenbecken und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass dieser Brunnen Trinkwasser zu befördern scheint.“ Deidara kratzte sich am Kopf und trat wieder einen Schritt zurück, ehe er mit den Schultern zuckte und gedankenverloren murmelte: „Schön und gut. Aber welchen Sinn erfüllt er dann? Und davon einmal ganz abgesehen... ist es für uns wirklich von Belang oder befriedigst du schlichtweg lediglich deine Neugierde?“ Der Rothaarige sah seinem Freund in die Augen und kicherte: „Aber Deidara. Ich würde nicht einen Fall abschließen, wenn ich mich ausschließlich für die Dinge interessiere, die offensichtlich eine Spur bereiten. Oft ergeben sich erst im Nachhinein die Zusammenhänge.“ Auch er trat einen Schritt zurück und legte dem Blonden seine Hand auf die Schulter: „Ohne eine gewisse Portion Neugierde wäre ich vermutlich ein miserabler Detektiv. ALLES kann ein Hinweis sein, wenn man sich auf dem richtigen Pfad bewegt.“ Nun lächelte auch Deidara, jedoch sanft und auf eine gewisse Art bewundernd: „Touché. Ich werde nie ein solch glorreicher Ermittler werden wie du.“ - „Das ist auch nicht nötig.“ Nun funkelte in den blauen Augen Deidaras Verwunderung auf und Sasori fuhr schmunzelnd fort: „Deine Geschicke liegen eben nicht unbedingt in der Arbeit eines Ermittlers. Was selbstredend nicht bedeuten soll, dass ich dich für unfähig halte. Ich wollte damit lediglich sagen, dass deine Passion, dein Talent, eben anderswo liegt. Und das ist und bleibt die Arbeit mit hochgradig gefährlichen Sprengstoffen.“ Deidara lächelte, legte seine Hand auf die von Sasori, welche auf seiner Schulter ruhte, und nickte: „Danke. Dieses Lob bedeutet mir viel und...“ Er hielt inne. Leise hauchte er: „Sasori, schau nur, da vorne. Ich fürchte wir kriegen Gesellschaft.“ Der Blonde war zwar ein wenig erbost, dass sie wieder einmal mitten in einem Gespräch unterbrochen wurden, doch irgendwie war er bereits zum Teil daran gewöhnt. Ein vollständiges Gespräch war doch eigentlich nun wahrlich nicht zu viel verlangt. Vermutlich suchte er sich jedoch auch stets einen ungünstigen Moment für derlei Dinge aus. Sasori sah sich um. An einer Hauswand, die zu einer kleinen Gasse gehörte, flackerte der Schein von Fackeln, welcher sich offensichtlich in ihre Richtung bewegte. Kurzerhand entriss er Deidara dessen Lichtspender und ließ diesen gemeinsam mit seinem eigenen in den Brunnen fallen, so dass sie von der Dunkelheit der Nacht umhüllt wurden. Er griff den Blonden an dessen Handgelenk und zog diesen anschließend mit ein paar Schritten hinter sich her in eine andere Gasse hinein. Neugierig schoben die beiden Ermittler ihre Köpfe an der Hausecke hervor und harrten der Dinge, die da kamen. Die Gruppe der Verhüllten schritt andächtig auf den Platz und wanderte zielsicher auf ein Haus zu, welches gegenüber des Hafenbeckens stand und von allen hier befindlichen Gebäuden die größte Entfernung zum Wasser aufwies. Einer der Kuttenträger öffnete die unscheinbar wirkende Haustür und wartete geduldig, bis seine Brüder und Schwestern in dem kleinen Haus verschwunden waren, ehe er ihnen folgte und hinter sich die Tür wieder schloss. Der Schein der Fackeln züngelte ungeduldig mit den Schatten tanzend durch das Fenster. Mit einem erneuten Griff um das Handgelenk zog Sasori seinen Freund wieder hinter sich her, bis sie wieder am Brunnen angelangt waren und dort hockend Stellung bezogen. Neugierig verfolgten die beiden Ermittler, wie der Schein des Feuers in dem Haus sich von ihnen entfernte und sich der Dunkelheit wieder zu ergeben drohte. Vorsichtig pirschten Sasori und Deidara auf das Haus zu, an dem sie sich geduckt unter das große Fenster hockten. Der Rothaarige jedoch wollte diese Spur nicht auch wieder verlieren und wagte einen schüchternen Blick durch die Scheibe ins Haus hinein. Die Verhüllten verschwanden durch eine Tür aus seinem Blickfeld und nahmen das Licht ihrer Fackeln mit sich. Wohin auch immer diese Gestalten wollten, dieses Mal würde er es herausfinden. Er hatte es im Gefühl, dass sie dem Geheimnis ungemein nahe gekommen waren. Bisher hatten alle Spuren hierher geführt. Es musste hier etwas geben, das ihm weiterhelfen könnte. Beherzt zog er den Blonden wieder hinter sich her und wisperte: „Deidara, ab sofort verlässt kein Wort mehr unsere Lippen. Wir bewegen uns möglicherweise in die Höhle des Löwen. Bist du bereit?“ Der Angesprochene schluckte schwer und maulte leise: „Nein, eigentlich nicht. Aber ich kenne dich zu lange und zu gut um nicht zu wissen, dass mein Befinden dich nicht davon abhalten wird denen zu folgen.“ Sasori lächelte und öffnete die Tür. Leise betraten die beiden das Haus und sahen sich rasch um. Es war zu dunkel, um wirklich etwas erkennen zu können. Deutlich war alleine nur, dass sie sich in einem kleinen Flur befanden, rechts von ihnen die Tür zu einem Zimmer lag und direkt dahinter, ebenfalls auf der rechten Seite, eine Treppe in die obere Etage führte und eine weitere durch eine Tür betreten werden konnte. Da sich im Haus selbst nichts weiter tat vermutete der Rothaarige, dass die Verhüllten genau hier verschwunden sein mussten und diese Treppe in den Keller zu führen schien. Langsam schritt er voraus, von Deidara dicht gefolgt. Zu seiner Verwunderung knarzte es nicht unter seinen Füßen. Im Gegensatz zu der Treppe aufwärts bestand diese, auf der sie sich befanden, aus massivem Stein und erlaubte ein geräuschloses Vorankommen. Ohne Wiederworte oder Gegenwehr ließ er seine Hand von Deidara greifen und feste drücken. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass es jemanden gab, den er beschützen konnte und dem er das Gefühl von Sicherheit vermittelte, selbst wenn es, wie in diesem Fall, keinerlei wirkliche Sicherheit gab. Wortlos schritt er Stufe um Stufe mit dem Blonden an seiner Hand weiter hinab. Endlos schien die Wendeltreppe sich in das Erdreich zu bohren. Bis sie das warme Licht von Feuer an der Wand flackern sahen und einen Augenblick innehielten. Behutsam arbeitete Sasori sich nun, vorerst wieder alleine, Zentimeter um Zentimeter vor, bis er sehen konnte, was am Ende der Stufen auf sie wartete. Es war gleichermaßen beeindruckend wie erschreckend. Ein Gang eröffnete sich ihm, der von der Treppe aus nach rechts und geradeaus führte. Links des Ganges, der geradeaus führte und für Sasori als einziger einzusehen war, waren massiven steinerne Mauern, die ab und an von schweren hölzernen Türen durchbrochen wurde. Rechts jedoch säumte eine massive Brüstung aus schwarzem Stein, von imposanten dunklen Steinsäulen gespickt, den Rand und ließ einen flüchtigen Blick auf das erhaschen, was sich dahinter verbergen mochte. Vorsichtig winkte der Rothaarige seinen Freund heran, ehe er mit einem prüfenden Blick nun vollständig um die Ecke zu ihrer Rechten schaute. Und erst dadurch wurde ihm das Ausmaß dieser Anlage tatsächlich bewusst. Der Gang umschloss eine riesige Halle, die an jeder Seite wenigstens 40 bis 50 Meter lang zu sein schien und am anderen Ende kaum mehr zu erkennen war, da sie sich in ein unwirkliches Licht aus blau und schwarz gekleidet nur unwesentlich von absoluter Finsternis abhob und eine Kälte ausstrahlte, die weniger mit Temperaturen, als mit Empfindungen zu tun hatte. Selbst Sasori spürte die eisige Gänsehaut auf seinem gesamten Körper, die ihm langsam in jedes einzelne Glied zu kriechen gedachte. Zu seiner Erleichterung war jedoch keine einzige Person in Sichtweite, so dass er Deidaras Handgelenk ein weiteres Mal an diesem Abend griff und die beiden Ermittler sich in geduckter Haltung bis zur Brüstung pirschten. Er konnte das Zittern des Blonden deutlich spüren, auch wenn er am eigenen Leib bebte vor Aufregung und doch auch Furcht. Das fahle Licht wirkte kalt und grausam, die Steine massiv und abschätzig, die Kuppel über der riesigen Halle bedrohlich. Es war kein Ort, an dem man sich gerne aufhielt. Es war ein böser Ort, die Luft schien vor diabolischer Präsenz zu vibrieren und eine leise Stimme in seinem Hinterkopf verlangte schlichtweg nur eines: Lauf! Doch zu nahe war er dem Geheimnis dieser Verhüllten. Zu nahe dem Täter, der sich seiner Überführung bereits viel zu lange entzog. Und viel zu nahe war Sasori dem Gefühl endlich sein Meisterstück zu einem Ende zu bringen und mit dem Zeit seines Lebens ersehnten Stolz in Berührung zu kommen. Ein nie gekannter Stolz aus sich selbst heraus, die Bestätigung, dass er tatsächlich ein Meister seiner Klasse war. Sein Beweis, dass die Worte seines Vaters Lügen gestraft würden. Er konnte nicht aufgeben. Nicht jetzt und nicht hier. Langsam erhob sich der Rothaarige und erlangte nach und nach einen Blick auf das, was seine bisherigen Eindrücke vermutlich um Längen in den Schatten zu stellen fähig war. Seine Augen weiteten sich und, ohne den Blick von dem Gesehenen abwenden zu können, zog er auch Deidara abwesend in eine aufrechte Position, dem es ebenso durch Mark und Bein zu kriechen schien, wie ihm selbst. Problemlos über 50 Meter trennten die Ermittler an ihrer Position vom Boden der Halle. Eine Art Laufsteg aus schwarzem Stein führte genau in der Mitte von einer Seite zur anderen und mündete ihnen gegenüber in ein imposantes Podest, welches über ein paar Stufen zu betreten war. Links und rechts des Laufstegs tummelten sich zahllose Verhüllte, es mussten derer hunderte sein. Fackeln erhellten den steinernen Weg durch ihre Mitte und auch das Podest, welches trotz ihrer Entfernung dazu einen infernalischen Eindruck machte. Ein Altar türmte sich vor einer Wand auf. An der Wand selbst prangerte ein gut 10 mal 10 Meter großes Jashinsymbol, aus menschlichem Blut aufgetragen und von einer drohenden und Unheil verkündenden roten Färbung. Sasori stutzte. Ein letzter Teil schien dem Symbol jedoch zu fehlen, es war unvollständig. Die Frage nagte an ihm, was dies nur zu bedeuten hatte. Mochte das etwas mit dem ominösen Propheten zu tun haben, von dem sie zwei Nächte zuvor erfahren hatten? Er unterbrach seine Überlegungen, da einer der Verhüllten aus den vordersten Reihen zum Altar schritt, die Hände bedächtig hob und die für eine solche Menschenansammlung unheimliche Stille übertönte: „Brüder und Schwestern. Die Zeit rückt näher, da unser Prophet endlich die Sphären der absoluten Perfektion, der absoluten Unsterblichkeit erlangen wird. Wollen wir ihn ehren, wie es einem Propheten gebührt.“ Jeder einzelne der anwesenden Hundertschaft sprach gleichmäßig mit im Chor: „Heil dem Propheten.“ Der Mann auf dem Podest sprach weiter: „Zuvor jedoch wollen wir Jashin, unserem Herrn, unseren Dank und unsere Demut beweisen. Bringen wir ihm ein Opfer, auf dass der mächtige Jashin unserer Seelen gnädig sein wird.“ - „Gelobt sei Jashin, der mächtige Herr und Meister.“ Stille kehrte ein. Nur Schritte hallten von den mächtigen Wänden wieder, die sie umgaben. Zwei Verhüllte schritten, mit einer dritten nahezu leblosen Person zwischen sich, langsam und bedächtig über den massiven Steg auf den Altar zu. Der Mann zwischen ihnen schien nicht mehr sonderlich jung zu sein, jedoch ebenso wenig ein Greis. Er musste mittleren Alters sein. Seine Beine schleiften kraftlos hinter dem Gespann über den Boden. Sein Oberkörper war frei und erlaubte einen entsetzten Blick auf die tiefen Striemen, die den gesamten Rücken bedeckten und die einst helle Haut blutrot tönten. Das menschliche Fleisch war aufgerissen, geradezu aufgeplatzt und ließ lediglich ahnen, welche Qualen hinter diesem Menschen lagen. Die beiden Verhüllten legten den Körper des Mannes auf dem Altar ab und positionierten sich am Rand des Podestes. Dann erhob der Sprecher seine Stimme wieder: „Brüder und Schwestern. Heißt den Propheten willkommen, der unser aller Seelen erleuchtet und zum großen mächtigen Jashin geführt hat.“ - „Willkommen, großer Prophet.“ Wieder legte sich Stille über die Hundertschaft und Schritte hallten durch den riesigen Raum. Nun wurde Sasori endgültig neugierig. Er hatte schon seit Längerem vermutet, dass es eine Art Anführer zu geben schien. Und nun schien sich diese Ahnung zu bestätigen. Aufgeregt kaute der Rothaarige aus seiner Unterlippe. Nur noch wenige Augenblicke trennten ihn von dem Mann, den er seit nunmehr Wochen zu fangen versuchte. Sein Puls stieg ins Unermessliche, sein Herz schien sich überschlagen zu wollen und sein Verstand traute sich keinen einzigen Gedanken zu in der Angst, er könne so laut sein und die Beobachtenden verraten. Seine Hand festigte den Griff um die des Blonden, der sich dicht an ihn presste und ebenfalls den Atem anzuhalten schien. Eine großgewachsene Gestalt schritt erhobenen Hauptes, jedoch ebenfalls völlig zur Unkenntlichkeit verhüllt, über den Laufsteg und die Reihen an Jüngern, die er passierte, sanken ehrfürchtig und demütig auf die Knie. Der Prophet trug eine schwarze legere Hose, sein Oberkörper jedoch wurde ausschließlich von dem dunklen Umhang umschmeichelt. Durch seine zu den Seiten erhobenen Arme erlaubte er dennoch einen guten Blick auf den unbedeckten Torso, der von einer unnatürlichen Muskulatur war. Aus jedem sichtbaren Muskel sprach die pure Körperkraft, trotz der recht entspannten Körperhaltung. Er schien den imposanten Auftritt sichtlich zu genießen und weidete sich an den untergebenen Jüngern, die ihm zu Füßen lagen. Er bezog hinter dem Altar Position und war nun mit seiner Vorderseite in Sasoris und Deidaras Richtung gewandt. Jedoch ließ auch sein Umhang keinerlei Blick in das versteckte Gesicht zu, was den Rothaarigen zwar enttäuschte, weniger aber wirklich zu überraschen fähig war. Zum Einen hatte er dies bereits durch die anderen Verhüllten vermutet und zum Anderen war dieser Prophet viel zu gerissen, um sich auch nur den kleinsten Fehler zu erlauben. Dessen war Sasori sich in den letzten Wochen mehr als bewusst geworden. So entschied er insgeheim, zunächst der Dinge auszuharren, die nun kommen mochten. Einer der beiden Jünger, die sich am Rande des Podestes aufgestellte hatten, zog einen goldenen Kelch aus seinem großzügigen Ärmel, den er dort vermutlich bereits die ganze Zeit in der Hand gehalten zu haben schien. Er schritt andächtig auf den Propheten zu und überreichte diesem den Kelch mit einer tiefen Verbeugung. Der Prophet erhob den Kelch über seinem Kopf und der Sprecher brach die angespannte Stille erneut: „Siehe, das Blut welches dir die Kraft des ewigen Lebens verleiht. Der Trunk, der dich dem großen Jashin zum Bruder macht. Der Trunk, der deine Adern mit der Macht der Unsterblichkeit zu erfüllen fähig ist.“ Der Kelch wanderte an des Propheten Lippen, das rote Blut rann seine Kehle hinunter. Er setzte den Kelch wieder ab, den der Jünger entgegennahm und zum Symbol an der Wand trug, um dort mit den Resten die Lücke noch ein wenig zu verkleinern, die bis zur Vollständigkeit fehlte. Indes streckte der Prophet nun seine Arme vollständig aus, der muskulöse Körper spannte sich an jeder Stelle an und ließ die kräftigen Muskeln noch weiter hervorragen. Und dann begann der Körper des Propheten sich zu verändern. Die Haut bedeckte sich mit schwarzweißen Mustern, die Augen begannen in einem unwirklichen violett zu glühen, der Körper selbst, doch insbesondere die Hände wandelten sich in raubtierhafte Formen. Die Lippen des transformierten Mannes bewegten sich, doch zu Sasoris Bedauern schien dieser lediglich zu flüstern und kein Wort drang an seine Ohren. Dann, plötzlich, ging alles ungemein schnell. Der Prophet baute sich über dem Opfer auf, erhob eine seiner Pranken und rammte diese in die sich noch bewegende Brust. Der geschundene Mann kreischte auf, wenngleich auch sehr schwach. Vermutlich war dies alleine der Grund, weshalb auch Deidaras entsetztes und unbeabsichtigtes Aufschreien laut und deutlich durch den gesamten Komplex hallte. Der Sprecher riss den Kopf empor und entdeckte die Ermittler, ehe er aufgebracht rief: „Eindringlinge! Schnappt sie! Das Ritual des Propheten darf nicht gestört werden!“ Eine ganze Brigade schien sich plötzlich von den Knien zu erheben und den Schauplatz unter ihnen zu verlassen. Der Blonde sah Sasori geschockt an und hauchte: „Verflucht, bitte verzeih mir...“ Der Rothaarige zog den Geschockten abermals am Handgelenk hinter sich her und stürmte die Wendeltreppe empor, während er versucht ruhig sprach: „Mach dir keine Vorwürfe, Deidara. Lauf lieber schneller und bete, dass wir uns vor ihrem Übergriff erwehren können.“ Er machte dem Blonden wahrlich keinen Vorwurf aus der Reaktion. Ein jeder hätte vermutlich ebenso reagiert, wenn er eine solche Tat mit eigenen Augen hätte mitansehen müssen. Vielleicht mit wenigen Ausnahmen. Doch die Abscheu und der Schreck Deidaras war absolut nachvollziehbar, selbst für Sasori. Er selbst hatte die Hand vor seinen Mund geschlagen, um seinem Entsetzen Ausdruck zu verleihen. Rasant stiegen sie Stufe um Stufe wieder hinauf, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Tür in das kleine Haus erreichten, welches sie umgehend verließen und ins Dunkel der Nacht verschwanden. Ihre Verfolger gaben ihr Vorhaben auf dem Platz auf und kehrten so ruhig wie gewohnt in ihre Katakomben zurück. Die beiden Ermittler hielten im belebten Hafen an, nachdem sie sich sicher waren, dass niemand mehr hinter ihnen her war. Keuchend sah Sasori Deidara abermals an und legte diesem beruhigend die Hand auf die Schulter: „Schau bitte nicht mehr so traurig. Es ist nicht deine Schuld, mein Freund. Es wäre jedem anderen gleichermaßen ergangen. Wahrscheinlich bereits viel früher, als dir.“ Der Blonde sah fragend auf: „Du... du bist mir nicht böse?“ Der Rothaarige schüttelte ungläubig den Kopf: „Wie käme ich dazu? Wäre es dir nicht passiert, so wäre ich vermutlich derjenige gewesen, den es übermannt hätte. Selbst mir trieb dieser Anblick sämtliche Nüchternheit aus den Adern...“ Deidara musterte das Gesicht seines geliebten Freundes. Doch fürwahr, dieser sprach die Wahrheit. Dieser zeigte, dass auch ein Sasori die Grenzen der Monotonie zu erreichen fähig war. In sich den Kern eines fühlenden Menschen verbarg. Von einer unsagbaren Mischung aus Glück, Erleichterung, einem nachhaltigen Schreck und dieser Erkenntnis ergriffen vergaß er jede Vereinbarung und jegliche Etikette. Dem Ende so nahe wie niemals zuvor gewesen zu sein ließ Deidara erkennen, dass Zeit nicht immer ein Verbündeter war. Er zog Sasori mit seinen Händen an dessen Wangen zu sich und versank in dem Rausch, den diese sündig weichen und süßlich bitter schmeckenden Lippen in ihm auslösten. Dieses Mal jedoch sann er nach mehr. Als der erste Schreck von seinem Freund abzulassen schien und dieser auf die elektrisierende und gleichwohl beflügelnde Zuwendung einging wagte der Blonde den nächsten Schritt. Er musste es wagen. Wer konnte ihm schon versichern, dass die Zeit nicht eines lieben Tages gegen sie arbeitete und sie voneinander trennte, ohne dass er jemals zu zeigen fähig gewesen wäre war er ersehnte oder seinen Gefühlen den nötigen Ausdruck zu verleihen. Zärtlich strich seine Zunge über die zarten, zitternden Lippen Sasoris, die sich wahrhaftig leicht öffneten und einen ungeahnten Strom an Gefühlen losließen. Sich in die sinnlich warme Mundhöhle des Rothaarigen vorwagend und diese von Sehnsucht und Lust ergriffen erkundend, spürte Deidara seine eigene Körpertemperatur steigen, Schmetterlinge in seinem Unterleib flattern und das Aufrichten seiner Nackenhaare. Der zitternde Körper in seinen Armen presste sich an den seinigen. In einem intensiven und immer leidenschaftlicher werdenden Gerangel ihrer Zungen begaben sie ihrer beider Hände auf dem Rücken des jeweils anderen auf eine Erkundungstour und ließen die beiden Ermittler für den Augenblick in eine Welt eintauchen, die fernab jeder Realität schien und doch zu schön war, um sich ihr je wieder entziehen zu können. Alleine ein Mann vermochte dem Glück nichts abgewinnen zu können. Doch er schwelgte in eigenen Plänen und Gefühlen der Macht. Der Prophet tief unter der Erde blickte verheißungsvoll aus violett leuchtenden Augen auf, als seine Jünger zurückkehrten. Alles lief genauestens nach Plan. Er hatte zwar nicht gesehen, wer sie dort beobachtet hatte, doch das war nicht nötig, denn er WUSSTE wer es gewesen war. Und schon bald würde er nicht länger wie eine Ratte in den tiefen der Dunkelheit hausen müssen. Schon bald würde er die absolute Unsterblichkeit erlangen und er freute sich, dass die beiden Ermittler noch keinen blassen Schimmer zu haben schienen, welche Rolle ihnen bei dieser Sache zuteil werden würde. Sein diabolisches Lachen erfüllte die Halle, während er die letzten Züge des Symbols auf den Boden um den Altar setzte und mit der Kette in der Hand seine Gebete an Jashin richtete... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)