Nordische Nächte von -Nightshroud- (Various Nordics-Pairings) ================================================================================ Kapitel 2: Sommer - DenNor -------------------------- Seufzend setzte Erik sich auf. An Schlafen brauchte er jetzt sowieso nicht mehr zu denken. Eine brütende und unangenehm schwüle Hitze lag über Kopenhagen – und sehr zu seinem Leidwesen gab es in dem alten Haus keine Klimaanlage. Er schlug die Decke beiseite und löste sich aus dem Griff seines Partners. Im Winter konnte es doch recht angenehm sein, Sören neben sich im Bett zu haben. Es gab wohl niemanden sonst, der so viel Wärme abgab wie der Däne. Im Sommer jedoch machte er die Hitze nur noch unerträglicher. Es war wohl am bestens, wenn er sich erst einmal etwas zu trinken holen würde. Danach könnte er sich immer noch ein Buch nehmen und lesen. Barfuß tappte er in die Küche und nahm sich ein Glas Wasser. Seufzend lehnte er sich an die Küchenzeile und sah aus dem Fenster. Es begann bereits, wieder hell zu werden. Nordische Sommernächte waren nun mal kurz. Die ersten Lichtstrahlen erzeugten einige helle, tanzende Flecken auf der Oberfläche des Meeres, dass er hinter Sörens Garten sehen konnte. Es war doch ein wenig verwunderliche, dass er so abgeschieden wohnte und nicht mitten im tobenden Leben des Stadtzentrums. Nach einigen weiteren Minuten gedankenverlorenem Schweigen stieß er sich seufzend von der Kante ab, stellte sein Glas weg und ging zurück ins Schlafzimmer. Leise grummelte er, als sein Blick auf seinen schlafenden Partner fiel. Während der paar Minuten, die er weg gewesen war, hatte Sören sich über das ganze Bett ausgebreitet. Er lag auf dem Bauch, beide Arme von sich gestreckt und die Decke war soweit runter gerutscht, dass sein nackter Rücken zu sehen war. Erik setzte sich neben Sören und schob einen Arm zur Seite. Für einen Augenblick ließ er seinen Blick einfach über den Körper seines Partners wandern. Der Däne war etwas braun gebrannter und größer als er. Er musste zugeben, dass man ihn durchaus als „attraktiv“ bezeichnen konnte. Breite, kräftige Schultern und starke Arme waren ein Ergebnis davon, dass er seit Jahrhunderten eine schwere Kampfaxt mit sich herumtrug. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über die warme Haut streichen. Solche Zärtlichkeiten zeigte er nur, wenn der andere schlief – der war schon eingebildet genug. Ein wenig schmunzelte er über die Tättowierungen auf seinem Rücken. Das linke Schulterblatt zierte ein uraltes, verschlungenes Wikingermuster. Sachte fuhr er die schwarzen Linien nach, bis seine Finger auf einigen geheimnisvoll aussehenden Runen liegen blieben. Ihre Namen, in der alten nordischen Schreibweise. Daneben, auf dem anderen Schulterblatt, prangte ein großer Löwe, der wohl dem dänischen Wappen entnommen war. Erik stutzte ein wenig, als er sich den Löwen genauer ansah. Lächelnd schüttelte er den Kopf. Es war so typisch Sören, dass in der Pranke eine Margerite war. Wappentier und Nationalblume. Er ließ seine Finger weiter über den Rücken des Dänen wandern, bis er anstatt weicher Haut auf etwas Härteres traf. Eine der zahlreichen Narben. Ein Schuss, der eine kreisförmige Narbe gelassen hatte. Mit diesem Schuss in den rechten, unteren Bereich seines Rückens hatte Ludwig ihn im Krieg außer Gefecht gesetzt und seinen Widerstand gebrochen hatte. Erik hatte sich, nachdem sein eigener Widerstand ebenfalls gebrochen war, um ihn gekümmert. Nur wenig unter dieser Narbe fanden seine Finger die nächste. Eine ungefähr handgroße Brandnarbe, die er sich bei einem Brand im Königspalast zugezogen hatte, als er eine der kleinen Prinzessinnen aus den Flammen gerettet hatte. Auch eine ovale Narbe war das Ergebnis so einer Verteidigungsaktion. Dieses Ereignis war zwar schon länger her, aber er wusste es noch ziemlich genau. Damals waren Kyell, Sören und er von Straßenräubern überfallen worden und der Däne hatte sie verteidigt. Dabei hatte ihm einer der Räuber einen Pfeil in die Schulter geschossen. Als sein Blick weiter zu den Armen wanderte, fielen ihm die vielen länglichen Narben dort ins Auge. Viele dieser Schnitte waren entweder noch aus seiner Wikingerzeit oder kamen von den zahlreichen Kämpfen mit Berwald. Der Schwede wusste, wie man ein anderthalb Meter langes Schwert führen musste. Erik seufzte leise und gähnte. Anscheinend war er doch noch müde. Er schob Sören ein wenig zur Seite und setzte noch einen kleinen Kuss auf die verschlungenen Runen ihrer Namen, bevor er sich hinlegte und sich doch etwas an ihn schmiegte. Er gab es zwar selten zu, aber eigentlich liebte er ihn – egal, wie nervig er teilweise war. Trotz allem waren ihm solche Momente sehr wichtig. Momente, in denen er Sören etwas von den Aufmerksamkeiten zurückgeben konnte, die der Däne ihm tagsüber zukommen ließ. Momente, in denen Sören nicht gleich abdrehte oder ihn aufzog. Ein schlafender Däne hatte vielleicht doch ein paar mehr Vorteile als ein wacher. Am nächsten Morgen war es doch ein wenig kühl neben ihm, als er wieder aufwachte. Es dauerte einen kleinen Augenblick, ehe sein noch etwas schläfriges Gehirn registrierte, dass sein Partner schon aufgestanden war. Er gähnte ein wenig und setzte sich auf. Nachdem er einen flüchtigen Blick aus dem Fenster geworfen hatte, stand er auf. Gerade, als er sich frische Kleidung genommen hatte, öffnete sich die Tür und Sören kam zurück. Erik atmete hörbar ein, als ihm einmal bewusst die breite Narbe auf der Brust des tropfenden und nur mit einem Handtuch bekleideten Dänen auffiel. Ungefähr drei Finger breit zog sich das letzte Überbleibsel der Kalmar Union von seinem linken Schlüsselbein bis unter seinen rechten Rippenbogen. „Guten Morgen“, grüßte Sören ihn. „Zieh dir was an, Idiot“, murrte er, trat jedoch auf ihn zu und legte ihm behutsam eine Hand auf die Brust. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern die verhärtete Haut entlang. Einen Moment sah Sören ihn nur verwirrt an, ehe er leise fragte: „Erik? Was ist?“ Erik blinzelte und sah zu ihm auf. „Nichts.“ „Für “nichts“ ist das ein bisschen viel.“ „Idiot“, grummelte Erik, ließ sich jedoch von ihm küssen. „Du weißt doch, was es damit auf sich hat“, sagte Sören, nachdem er sich wieder von ihm gelöst hatte. Erik nickt und lehnte sich ein wenig gegen ihn. Sein Partner legte die Arme um ihn und beide blieben einen Augenblick, ganz in ihre Erinnerungen versunken, so stehen. „Du bist nass. Geh dich endlich anziehen“, murrte Erik nach einem Moment und schob ihn von sich. Sören lachte nur und stahl sich noch einen Kuss von ihm. Wenige Minuten später waren Sörens Narben wieder von seinem roten Hemd bedeckt. Erik wusste jedoch, dass sie nie wirklich verschwinden würden – ebenso wenig wie ihre gemeinsamen Erlebnisse, die guten wie die schlechten. ~~~~~~~~~~~~~~~ Der 4. Versuch dieser Story gefällt mir endlich. War eine Idee, die sich schon lange in meinem Kopf festgesetzt hatte und endlich mal raus musste. Nächster OS: Herbst - SveDen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)