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Gedanken, Erinnerungen, Gespräche eines Zauberbrechers

Oneshot(-Sammlung)
von

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Erinnerung

Nur am Rande nahm er wahr, dass seine Schritte ihn nicht dorthin führten, wo er eigentlich hinwollte. Doch die Stadt schien in diesem Moment nicht verlockend. Er hätte viel lieber noch in diesem Wald verweilt, wäre am liebsten gar nie mehr herausgekommen, und hätte sich irgendwo am Elrendarfluss in einer Höhle versteckt.
 

„Ich denke zu viel nach“, klangen ihre Worte in seinem Kopf nach, als er schliesslich dort stand, wo er er früher so oft gestanden war.

Nur wenige Gräber erhoben sich an der Südmauer der Stadt, einige wenige, die jedoch stehts mit Blumen geschmückt waren. Eines davon kannte er nur zu gut.

Er näherte sich dem Grab, und kniete sich davor, säuberte es von etwas Moos.
 

Er hatte einen Moment geschwiegen. Einen langen Moment. Er hattte fragen wollen, worüber sie nachdachte, aber er hatte es nicht getan. Er hatte die Antwort schon gekannt, oder zumindest die Richtung, in die sie führen würde. Ihre ganze Körperhaltung hatte ihm gezeigt, wie sehr sie befürchtet hatte, dass er ihr mitteilen würde, dass es nun vorbei sein mit ihrer.. Ja, was war es..? Eine Affäre? Ein Verhältnis? So zumindest hätte er es eingestuft.
 

„Hallo Shanira“, sprach er leise, während er mit den Fingerspitzen das Muster auf dem Grabstein nachzeichnete. „Es tut mir leid, dass ich dich einige Wochen nicht besucht hatte“, fuhr er weiter fort, sich mit seiner toten Tochter zu unterhalten.

Es schien ihm, als spüre er noch ihren warmen Körper an seinen gedrückt, ihre Fingerspitzen in ihrem Haar, welches sie so zu faszinieren schien. Imara hatte es nie besonders wertgeschätzt. Wegen ihr hatte er es sogar meistens kürzer gehalten, als es jetzt war. In den letzten 20 Jahren konnte es dagegen wieder wachsen.

Varendil blickte auf das Grab, und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

Nachdem er das Moos zur Seite geschoben hatte, setzte er sich einfach hin. Er legte die Arme locker um seine Knie.
 

„Warum nur ist das alles so kompliziert?“, murmelte er zu sich.

Er wollte Shanira nicht vergessen, und doch hatte er sie so selten besucht, obwohl er in Silbermond war. Jedes mal, wenn er mit Tianesas Jungen spielte, erinnerte ihn alles so stark an ihn. So stark, dass er manchmal die Erinnerungen weg blinzeln musste, dass er sich beherrschen musste, nicht wegzulaufen. Und dennoch..

Er seufzte leicht. „Shanira, ich liebe dich. Und ich werde dich nicht vergessen.“
 

Wenn er den kleinen Kiyan auf seinem Schoss sitzen hatte, mit ihm spielte, dann erreichte er eine Art Ruhe, die er schon lange nicht mehr empfunden hatte, trotz den widersprüchlichen Erinnerungen. Er liebte diesen kleinen Kerl.
 

Und gleichzeitig hatte er das Gefühl, Shanira zu betrügen dabei. „Wie kann ich den Kleinen so mögen, mit ihm spielen, wenn ich das mit dir alles nicht mehr kann? Oh Shanira.“

Fast dachte er, ihre Hand auf seiner Schulter zu fühlen, ihr kindliches Lachen, wenn sie „Papaaa“ rief, und auf ihn zu gestürmt kam, als er abends nach Hause kam.

Er hatte sie in den Arm genommen, umher geschwungen, und sie war den Abend lang nicht von ihm gewichen. Seine kleine Prinzessin.
 

Dumpf starrte er auf den Grabstein.
 

Tianesa hatte tatsächlich befürchtet, dass er es beenden würde. Aber er wusste schon jetzt, dass er das nicht konnte. Und der Kleine spielte hier eine wichtige Rolle.

Varendil hob die Hand und strich sich über das Gesicht.

< Ja. Du spielst eine Rolle, Kleiner. Obwohl ich es nicht wollte, habe ich dich viel lieber, als es mir geheuer ist. >

Er hatte versucht, wo immer es ging zu vermeiden, auf Tianesas Jungen zu treffen. Das hatte auch gut geklappt. Wenn sie zu ihm kam, dann eigentlich immer ohne Begleitung. Aus treffenden Gründen.

Ein leichtes Schmunzeln überzog sein Gesicht, ehe es sich wieder verlor. Er starrte den Grabstein an, ganz als ob er Antworten bieten würde.
 

Natürlich kam keine Antwort.

Varendil legte den Kopf auf die Arme.

Blutsbruder

„Ich sagte doch, mir geht es gut. Ich habe keine Kopfschmerzen mehr“, schnaubte Varendil, und stellte das halb geleerte Glas Wein energisch auf den Tisch. „Ausserdem habe ich mich doch schon untersuchen lassen, Waldschatten hat gesagt, es ist alles in Ordnung.“

„Waldschatten, pha, was weiss der schon.“

„Mehr als du. Er ist Heiler“

Fiyeran brummelte.

„So glaub mir doch, mir geht's wirklich gut.“, sagte Varendil, seine Stimme klang dabei etwas sanfter. Er erhob sich vom Sofa und trat zu Fiyeran, der steif im Salon stand, mit verschränkten Armen. Varendil legte eine Hand auf die Arme seines Blutsbruders, seines besten Freunds und blickte zu ihn an.

Fiyeran löste seufzend die Verschränkung der Arme. „Na gut.“

„Willst du ein Glas Wein? Ich mach eine neue Flasche auf.“ Varendil grinste.

„Hast du etwa schon eine ganze Flasche allein getrunken? Ohne mich?“, Fiyeran erwiderte das Grinsen.

„Nun ja, du bist ja bis eben noch im Wald herumgekrochen.“

Er erntete einen Knuff in die Seite. „Dir geb' ich gleich herumkriechen“, brummelte Fiyeran.

Varendil grinste leicht, dann setzte er sich wieder hin.

„Ich rieche nach Wald“, sagte Fiyeran und näherte sich der Salontür.

„Das tust du wohl, du müffelst“, erneut lächelte Varendil, „sehr schlimm stinkt das hier.“

„Warte nur bis ich wieder da bin, dann bekommst du eine Retourkutsche.“

„Werden wir ja noch sehen.“

„Schenk' du mal ein, ich ziehe mich um. Dann sehen wir weiter.“

„Aber sicher, Bruderherz.“

Fiyeran grinste und verschwand im Flur. Varendil griff nach der Weinflasche und suchte nahc dem Korkenzieher, als er überraschenderweise bereits wieder Fiyerans Schritte hörte.

„Was..ö so schnell fertig?“, sagte er, ohne zur Tür zu blicken.

„Da ist noch eines, Bruderherz“, sagte Fiyeran, und rieb sich über das Kinn.

„Hm?“ Varendil blickte ihn an. Noch immer stand der Waldläufer in voller Lederrüstung da.

„Dir geht's wirklich gut, sagst du?“

Varendil verdrehte die Augen. „Ja, sagte ich doch.“

„Warum bist du dann so schlecht gelaunt?“, fragte Fiyeran, warf ihm einen vieldeutigen Blick zu. Noch ehe Varendil antworten konnte, war er nun wirklich verschwunden.

„Äh..“

Informationsbeschaffung

Varendil klopfte an die Küchentür, und wartete ab, bis Ela ihm die Tür öffnete. Als sie ihn erblickte, sagte sie spitz: „So, der feine Herr bemüht sich auch mal wieder in die Küche“, drehte sich um und stapfte hinein. Sie setzte sich an den Tisch, wo sie gerade damit beschäftigt war, einen Brotteig zu kneten.

Varendil seufzte. „Ela, hör mal, ich habe mich doch schon entschuldigt, dass ich nicht zum Essen kommen konnte.“

Ela entfuhr nur ein „Hrmpf“, und sie knetete weiter. Varendil setzte sich zu ihr an den Tisch und lächelte sie an. „Tut mir wirklich leid. Wie kann ich das wieder gut machen?“

„Sag unserem ach so wichtigen Lordregenten, dass das Essen angebrannt ist, während du mit ihm über irgendwelche Nichtigkeiten gesprochen hast!“ Sie warf theatralisch die Hände in die Luft und zeigte danach mit ihrem teigverklebtem Zeigefinger auf ihn. Dabei musste sie sich beherrschen nicht zu kichern. Varendil wusste, sie war ihm schon längst nicht mehr böse.

„Ich werd's ausrichten, ja. Dein Bachtatzenluchsbraten ist natürlich wichtiger als jegliche Truppenbewegungen.“

„Aber sowieso“, sie nickte, und formte den Teigklumpen zu einem Ballen in der Schüssel. Dann legte sie ein angefeuchtetes Tuch über die Schüssel und stellte sie etwas zur Seite. „Du bist aber sicherlich nicht hier, weil du deiner alten Bediensteten einen Besuch abstatten willst, gibs zu. Du hast irgendwas im Sinn.“

Varendil blickte auf die Tischplatte und kam sich einen Moment vor wie ein Kind, dass man beim Süssigkeitenklauen erwischt hatte.

„Ha!“, erneut zeigte Ela mit dem Finger auf ihn. „Wusst' ichs doch.“ Sie kicherte vergnügt und rieb ihre mit Resten vom Brotteig verklebten Hände an der Schürze ab. „Sagt es schon, mein hoher Herr.“

„Elaaa,“, seufzte er langgezogen. „Du sollst mich doch nicht Hoher Herr nennen. Da komme ich mir ständig seltsam vor.“

„Na dann, sag schon was du willst, bevor ich anfange, dich Lord zu nennen.“

Varendil brummelte, dann legte er die behandschuhten Hände auf den Tisch.

„Du musst für mich etwas herausfinden. Erinnerst du dich an Abendklangs Hausdame, die mal.. nun ja.. an diesem einen Morgen hier war?“

Ela nickte, während sie nach zwei Tel-Abim-Bananen griff und anfing sie zu schälen.

„Sicherlich. Und was möchtest du nun herausfinden?“

„Sagen wir einfach, ich habe ein gewisses Interesse daran zu erfahren, für wen sie neuerdings auch noch arbeitet.“

Nachdem Ela die Bananen geschält hatte, schnitt sie sie in kleine Stücke und tropfte Honig darauf. Sie tat einen Löffel in das Schüsselchen und reichte es Varendil, der gehorsam begann zu essen.

„Warum willst du das wissen?“

„Mh.. Es interessiert mich nur, welche Anstellung so verlockend sen kann, dass sie dort nun einige Tage die Woche angestellt ist. Und ich.. nun ja.. Sagen wir ich muss mit ihr über gewisse Dinge sprechen.“

„Hm.. Valrea Sonnenschimmer“, Ela sprach den Namen der Hausdame aus, liess Varendil derweil nicht aus den Augen, „Ich werd' mich mal umhören, ich muss sowieso gleich noch einige Dinge besorgen. Und nachher ist ja diese Gerichtsverhandlung, da sind die Geschäfte und Marktstände wieder alle geschlossen.“

„Falls du es herausfindest.. Sag es mir bitte sofort, das ist wichtig. Ach.. und falls du sie per Zufall antriffst.. sag ihr, ich möchte sie sprechen.“

Ela nickte. „Gut. Aber.. Dafür habe ich wirklich mal etwas zugute. Und du machst mich neugierig“, brummelte sie.

„Sicherlich“. Varendil lächelte. „Du hast bei mir schon einige Gefallen zugute.“

„Zum Glück erinnerst du dich von alleine daran!“

Varendil lachte. „Was deine Neugierde anbelangt.. Sagen wir einfach, es ist für einen guten Zweck.“

Ein verlockendes Angebot

„Bitte, Valrea, tretet doch ein.“ Varendil lächelte die Hausdame an. Sie hatte ihm einst angeboten, sie beim Vornamen zu nennen. Die Elfe nickte und betrat den Salon, sah sich verhalten um.

„Setzt euch doch. Wünscht ihr etwas zu trinken?“ Sie blickte ihn an und sagte dann leise: „Ein.. Glas Wasser, das wäre sehr freundlich.“ Ela, die im Türrahmen stand, nickte ihr zu und ging davon, um das Gewünschte zu holen. Valrea setzte sich dann zögerlich auf den Diwan. Varendil nahm ihr gegenüber auf dem anderen Diwan Platz.

„Nun, ihr fragt euch sicherlich, warum ich mit euch sprechen will.“

„Hat es etwas mit.. Ist etwas mit Lady Abendklang geschehen?“, fragte sie schnell.

„Was?.. Oh nein, natürlich nicht. Verzeiht, ich hätte daran denken sollen, dass ihr so etwas vermutet. Nein, es geht mir um etwas anderes.“

Er rieb sich mit dem rechten Zeigefinger den rechten Nasenflügel und hielt einen Moment inne. Er wusste nicht genau, wie er sein Anliegen vorbringen konnte.

„Ich wünsche, dass von diesem Gespräch kein Wort zu Madame Abendklang dringt, selbst wenn ihr das Angebot ablehnt. Ist dies möglich?“

Valrea verengte etwas die Augen. „Es ist nichts Unmoralisches.“, beeilte Varendil ihr zu versichern, wollte gerade weiterfahren mit Sprechen, als sich die Salontür wieder öffnete.

Ela lächelte Valrea an: „Hier, euer Glas Wasser mit etwas frischer Zitrone.“, sagte sie und reichte Valrea das Glas. Diese nahm es dankend entgegen und trank einen Schluck, während Varendil abwartete, dass Ela wieder aus dem Salon ging.

„Ich habe erfahren, dass ihr seit kurzem eine Anstellung bei der Familie Sonnenlied habt, zusätzlich zu eurem Dienst bei Madame Abendklang, ist das richtig?“

„Dem ist so, aber.. Mit Verlaub, warum kümmert euch so etwas?“, wagte Valrea sich nun etwas vor, und musterte Varendil.

„Macht es euch Spass?“

Valrea zuckte mit den Schultern. „Ich weiss nicht, ob ich mit euch darüber reden sollte.“

Varendil seufzte und rieb sic h noch einmal den Nasenflügel.

„Ich weiss, dass ihr diese Anstellung annehmen musstet, weil Madame Abendklang euch nicht mehr jeden Tag die Woche beschäftigen kann. Ich frage dies, weil ich erfahren möchte, ob ihr dies wider ändern wollt.“

Valrea blickte ihn nun das erste Mal direkt an, hatte sie doch vorher die ganze Zeit ihren Kopf gesenkt gehabt. Dann blickte sie wieder in ihr Glas, offensichtlich überlegend.

„Wenn ich es könnte, würde ich es schon ändern. Ich mag ihren Sohn sehr gerne. Aber es geht ja nicht.“, sagte sie schliesslich und zuckte mit den Schultern.

Varendil lächelte. „Das wollte ich hören. Ich habe euch einen Vorschlag zu machen, Valrea.“

„Einen Vorschlag? Wofür?“

„Für diese Situation. Ich denke, es gibt eine Lösung, dass ihr wieder nur bei Madame Abendklang in Diensten steht.“

„Aber sie kann mich nicht bezahlen“, wagte Valrea sich nun erneut vor. Varendil nickte.

„Nein, kann sie nicht, auch wenn sie alles tut, um es sich nicht anmerken zu lassen. Deswegen..“ Er hielt kurz inne. „Deswegen werde ich euch bezahlen.“

„Ihr? Aber.. Wie?“ Valrea blickte ihn verständnislos an.

„Ihr steht von nun an für die restlichen Tage der Woche in meinem Dienst, werdet diesen Dienst aber bei Madame Abendklang verrichten.“

Valrea trank einen Schluck Wasser auf diese Ankündigung hin. „Sofern ihr dies wirklich in Betracht zieht, natürlich. Sollte euch der Dienst bei Familie Sonnenlied besser gefallen, dann ist mein Angebot natürlich hinfällig.“

„Nein,nein“, sagte Valrea schnell. „Ich würde liebend gern.. ich bin nur etwas überrascht.. ich..“

„Ich bezahle euch eine Goldmünze pro Woche, in der ihr bei ihr Dienst tut. Dafür erwarte ich Verschwiegenheit.“

Valrea starrte ihn nun regelrecht an, setzte an etwas zu sagen, doch dann hielt sie inne. Varendil schmunzelte. Das Angebot war zu gut, um es nicht anzunehmen, und er wusste es. Nicht, dass es für ihn ein Problem gewesen wäre, sie zu bezahlen. Er tat es gerne.

„Also.. Nehmt ihr das Angebot an?“

Valrea nickte. „Aber natürlich, edler Herr Leyklinge. Das ist.. sehr grosszügig.“ Schnell trank sie noch einen Schluck Wasser.

„Gute Arbeit wird belohnt. Und ihr habt so einen Anreiz, die beste Arbeit überhaupt zu leisten.“

„Aber..“ sie zögerte plötzlich, „was soll ich ihr erzählen, wenn ich nicht von euch erzählen darf?“

Varendil tippte mit dem Zeigefinger auf das Kinn. „Sagt einfach, ihr hättet eine Erbschaft gemacht. Eure Grosstante sei gestorben. Und da ihr nun keinerlei Geldprobleme mehr hättet, würdet ihr liebend gern den Dienst nur noch bei ihr verrichten.“

Valrea nickte langsam. „Das klingt.. ja, das kann ich sagen.“

„Ich verlasse mich auf euch. Sie darf euch nichts anmerken.“

Erneut ein Nicken.

„Gut“, sagte Varendil und stand auf. Er griff nach einem kleinen Säckchen, welches er vorsorglich auf den Tisch gelegt hatte. „Eine Goldmünze pro Woche, dies macht vier Goldmünzen in einem Mond. Hier sind 48 Goldmünzen, dies ist eine Vorauszahlung für das ganze nächste Jahr und zwei Gold zusätzlich dafür, dass ihr euch so schnell entschlossen habt.“ Er trat zu ihr und hielt ihr das Säckchen hin.

Valrea starrte ihn ungläubig an, dann griff sie nach dem Säckchen, öffnete es und blickte hinein, so als ob sie nicht glauben konnte, dass er das Angebot wirklich ernst gemeint hatte.

„Das macht es euch vielleicht etwas leichter, von einer Erbschaft zu sprechen“, schmunzelte Varendil.

„Äh.. ja.. sicherlich.. oh, edler Herr.. Vielen Dank. Das ist.. ihr seid sehr freundlich zu mir.. und zu Lady Abendklang. Sehr freundlich.“ Schnell schloss sie das Säckchen mit der Kordel und verstaute es in ihrer Tasche.

Varendil nickte nur. „Ich habe ein Interesse daran, dass meine Kämpfer ihren Dienst gut verrichten können.“

Valrea blickte ihn an. „Verstehe“, sagte sie langsam. „Nun, dann.. werde ich ihr dies nun ausrichten. Also.. dass ich nur noch für sie arbeite.“

„Ja, tut dies. Ich geleite euch noch zur Tür.“
 

Als Valrea das Anwesen verlassen hatte, setzte sich Varendil zurück in den Salon. Nur wenige Moment espäter kam Ela zu ihm und blickte ihn an. „Soso.. Ein guter Zweck..“

„Ela! Hast du etwa gelauscht?“

„Ich? Niemals“, sie schmunzelte.

Varendil seufzte.

„Frag bitte nicht nach. Ich muss jetzt noch was anderes erledigen.“

„Ich schweige wie ein Grab.. Für heute. Vorläufig.“

„Wie gnädig“, murmelte Varendil, als sie den Salon wieder verliess.

Teestunde bei Valetheera Sonnenwind

Varendil nippte einmal an der Teetasse, die ihm serviert worden war, und schenkte der Elfe auf dem Diwan ihm gegenüber ein höfliches Lächeln. Sie strahlte ihn an, während sie weiter sprach, und in einer etwas affektierten Art und Weise eine unsichtbare Strähne ihres Haars an den vermeintlich richtigen Platz zurückschob.

„Es freut mich wirklich ausserordentlich, Herr Leyklinge, dass sie mich in meinem bescheidenen Heim besuchen“, sagte sie. „Es ist sehr bedauerlich, dass ihr werter Herr Vater von uns gehen musste. Möge die Sonne über ihn wachen. Wir hatten so viele wundervoll erquickende Stunden zusammen. Wisst ihr eigentlich, dass er sehr angetan war vom Lautenspiel? Sehr oft verbrachten wir Stunden damit, einfach nur den begabtesten Musikern zuzuhören.“

Varendil seufzte innerlich, und war froh, dass er längst schon darin geübt war, eine undurchdringliche Miene wenn es nötig war über Stunden hinweg aufrecht zu erhalten. Bei Valetheera Sonnenwind war dies auch nötig. Die Elfe, die bereits ein stattliches Alter erreicht hatte, tat nichts lieber als sich selbst reden zu hören – ihr war jede Gelegenheit recht. Varendil vermutete, dass sie im Grunde einfach nur sehr gelangweilt war.

„Es ist wirklich ein Jammer“, wiederholte sie sich erneut und nippte an ihrem Tee, nur um danach sogleich weiterzufahren. „Euer Vater hat immer so hübsche Festlichkeiten ausgerichtet. Ich erinnere mich an so manch prächtigen Frühlingsball. Wollt ihr diese Tradition nicht forsetzen, mein Lieber? Es wäre eine entzückende Bereicherung für Silbermond.“

„Es wäre natürlich sehr angenehm, doch ich habe dafür leider zu wenig Zeit, auch wenn ich es sehr bedauere.“ Er log glatt, liess sich aber nichts anmerken.

„Ach, wie schade. Es gibt kaum mehr Gelegenheiten, sich zu amüsieren“, seufzte Valetheera und strich sich erneut eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück, so dass ein Diamant an ihrem Ohrring aufblitzte.

„Mal sehen, was sich machen lässt“, sagte Varendil. „Vielleicht komme ich ja doch noch einmal dazu, etwas auszurichten. Ihr wäret natürlich sofort eingeladen als mein Ehrengast.“

Valetheera lächelte gekünstelt. „Es wäre mir eine grosse Freude. Es gibt ja so wenig Möglichkeiten, sich zu amüsieren“, wiederholte sie sich, „oder auch nur, um meine Tochter ins Gesellschaftsleben einzuführen. Sie ist so schrecklich unbeholfen.“ Ihr seufzen klang ebenso gespielt wie das Lächeln künstlich ausgesehen hatte, und Varendil zermarterte sich den Kopf wie er die Sprache auf ein bestimmtes Thema bringen sollte.

„Eure Tochter ist eine sehr reizende junge Sin'dorei, Dame Sonnenwind.“, erwiderte er schliesslich. „Sollte ich ein Fest ausrichten, wäre sie natürlich auch eingeladen, mit grösstem Vergnügen.“

Valetheeras Augen ruhten einen Moment auf ihm, und er lächelte weiter, hoffe inständig, sie möge dies nicht falsch auffassen, womöglich gar etwas hineindenken in diese Aussage.

„Möchtet ihr noch ein wenig Tee?“, sagte sie schliesslich. „Nein danke. Ich fürchte, ich muss mich auch bald schon verabschieden, die Pflichten rufen.“ „Oh, wirklich? Wie überaus bedauerlich“, seufzte Valetheera.

„Ja, doch wollte ich mich noch wegen etwas ganz spezifischem an euch wenden, Dame Sonnenwind“, sagte er schliesslich, und wagte direkt den Vorstoss. „So?`Was sollte dies sein?“

„Seht, ich bin auf der suche nach einem geeigneten und guten Juwelier für ein Schmuckstück, allerdings habe ich derart lange nicht mehr in der Stadt verweilt, dass ich nicht weiss, bei welchen es sich überhaupt lohnt, etwas derartiges in Auftrag zu geben. Und ich dachte mir, da ihr ja so hervorragend ü¨ber die Geschäfte und Beziehungen unserer Kreise informiert seit, könntet ihr mir sicherlich weiterhelfen.“

Valetheera blickte ihn an und lächelte erneut. „Aber natürlich kann ich das. Doch – wenn es die Neugier erlaubt – von welchem Schmuckstück sprecht ihr, undc wozu benötigt ihr es?“

Varendil lächelte nur undurchsichtig. „Es soll ein Geschenk sein, eine Kette mit einem dazu passenden Paar Ohrringen“, erfand er.

„Ah, nun, ich könnte euch Juwelier Blutfalke empfehlen, doch ist er mehr auf Ringe spezialisiert, sowie die Juweliere Sonnenglanz – er und sie stellen hervorragende Ketten her. Vielleicht wäre das, was ihr sucht.“

Varendil strich sich über den rechten Nasenflügel. „Hm.. was ist mit Juwelier Mondfinsternis? Ist er immer noch im Geschäft? Mein Vater pflegte meiner Mutter einige Stücke dort zu besorgen.“

Valetheera nickte. „Ja, soweit ich weiss, schon. Es gibt auch noch einige Familien, die dort bestellen, gerade hat Familie Sonnenlied einige Stücke bestellt, dass sagte mir zumindest Aleia, als sie letztens beim Tee war. Ach ja, man munkelt, Himmelswispern hätte seiner jungen bürgerlichen Gespielin einen Ring von Mondfinsternis fertigen lassen – ein Skandal, wenn ihr mich fragt!“ Varendil unterdrückte ein Lachen. „Natürlich, sehr skandalös“, erwiderte er, wie sie es erwartete. „Ich erwäge selber, eine Brosche nach meinem Geschmack fertigen zu lassen, mit Blutkristallen. Ihr kennt diese sicherlich, er ist ein Meister darin.“

„Blutkristalle?“ „Ja, eine neue Mode. Man schliesst ein wenig des eigenen Blutes in Kristalle ein, und trägt sie als Schmuck. Hervorragendes Aussehen und so herrlich dekadent.“, schwärmte sie. „Seht, dieser Ring hier hat auch Mondfinsternis gefertigt.“ Sie streckte ihm ihren Ring entgegen.

„Wahrlich.. hervorragende Arbeit“, musste er zugeben. Wie auch immer der Stein gefertigt war, er war tatsächlich schön anzusehen, wenngleich Varendil auch bezweifelte, dass sich wirklich Blut darin befand. Es wirkte eher wie Einschlüsse roten Steines in kristalliner Umgebung.

„Nun, Dame Sonnenwind, ihr habt mir sehr weitergeholfen.“, sagte er und erhob sich, nur um sich tief zu verbeugen. „Ich werde mich baldmöglichst entscheiden, vielen Dank.“

Valetheera erhob sich und streckte ihm die Hand unaufgefordert hin, damit er einen Handkuss darauf setzen konnte, was er dann auch tat.

„Es hat mich gefreut, kommt doch bald wieder einmal zu Besuch. Ich bitte meine Tochter dann, ebenso anwesend zu sein, und sie kann euch mit ihrem Lautenspiel erfreuen. Vielleicht geniesst ihr es ja ebenso wie euer ehrwürdiger Vater.“

„Gewiss“, antwortete Varendil höflich. „Shorel'aran, Dame Sonnenwind.“
 

Als er endlich wieder frische Luft in der Nase hatte, atmete er tief durch. Immerhin hatte er die Informationen, die er wollte. Der alte Himmelswispern, Familie Sonnenlied – in letzter Zeit stolperte er oft ¨über sie – Valetheera Sonnenwind selber, Blutkristalle. Perfekt. Er hatte alles, um bei Juwelier Mondfinsternis Gerechtigkeit walten zu lassen.

Beschwingt führte ihn sein Schritt zu seinem nächsten Ziel.

Der Gerechtigkeit genüge getan

„Und was soll ich nun genau tun?“, fragte Mathanil, als er langsam mit Varendil die Strasse der Urahnen hinunterging. Varendil blickte zu dem Elf mit den rostroten, modisch kurz geschnittenen Haaren. Mathanil war ein ehemaliger Zauberbrecher, einer seiner Ausbilder, der in einem Einsatz weitab von heimatlichen Gestaden eine derart schwerwiegende Verletzung des Beines erlitten hatte, dass es nie wieder richtig geheilt war. Varendil wusste nicht, ob es vielleicht doch möglich gewesen wäre, es zu heilen oder nicht. Mathanil hatte diese Gelegenheit jedoch genutzt, und hatte sich zurückgezogen vom aktiven Dienst. Nunmehr Verwalter des kleinen Zauberbrecherordens hatte er in den vergangenen Jahrzehnten ein Faible für die Tätigkeiten eines Juweliers erworben und war zu einem respektablen Handwerker dieser Kunst geworden, wenngleich seine Fähigkeiten nicht an gewisse Meister herankamen.

„Ihr sollt nur einige Arbeiten beurteilen.“, sagte Varendil erneut. Mathanil war nun auch schon etwas älter, und in der Begeisterung, von Varendil besucht zu werden, hatte er schon wieder vergessen, worum der eigentlich gebeten hatte. Varendil seufzte leise. Er hatte ein schlechtes Gewissen, nun schon den zweiten Sin'dorei am heutigen Tage nur für seine Zwecke auszunutzen. Er nahm sich vor, sowohl Dame Sonnenwind als auch Mathanil Goldklinge öfters einen Besuch abzustatten, und sich nicht stets ablenken zu lassen.

„Beurteilen auf was, Junge? Jetzt spuck's schon aus“, antwortete Mathanil mit einem verschmitzten Lächeln in den Augen. „Suchst du dir etwa eine neue Frau und willst sie mit einem Schmuckstück bezirzen? Wurde auch mal Zeit. Du hast diesem Biest Flammenschlag zu lange nachgehangen.“ Varendil blieb auf die Bemerkung kurz stehen und starrte seinen ehemaligen Lehrmeister an. „Wa.. was?“ „Ach komm, du weisst doch wie das funktioniert. Man hat so einiges munkeln gehört.“

„Na wunderbar“, seufzte Varendil und setzte sich erneut in Bewegung. „Sie hat also getratscht?“

„Ach.. dies und das.. Aber das ist doch jetzt gar nicht wichtig, oder?“

„Nein, wahrlich nicht. Allerdings ist es nicht das, was du vermutest.“

„Wie schade“, gluckste Mathanil und ging ebenfalls weiter. Sein Hinken konnte man nur erkennen, wenn man ein geübtes Auge hatte, allerdings wusste Varendil, dass ihm zu langes Gehen schwerfiel, und der Stock, auf den er sich stützte, war gut sichtbar, so klein er auch war.

„Ich hab Wichtigeres zu tun als mich >Hals über Kopf wieder in neue Verpflichtungen zu stürzen“, murmelte Varendil, obwohl die Worte falsch klangen. „Wie dem auch sei...“, räusperte er sich. „Eine gute Freundin wurde von Juwelier Mondfinsternis betrogen. Ich bin zwar nicht vom Fach, aber selbst ich denke, dass er mindestens das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache hätte bezahlen müssen. Ich möchte nur, dass du mir dies bestätigst, wenn ich ihn.. nun ja..“

„Wenn du ihn in Grund und Boden redest, was?“ Mathanil lachte. „Das kann ich tun, Junge. Und alles andere überlasse ich deiner Zunge, die – wenn ich es recht im Kopf habe – beizeiten und bei Gelegenheit durchaus sehr spitz sein kann, Diplomatie hin oder her.“

Varendil grinste.

„Am besten wartest du draussen, bis ich die Stücke vorgelegt bekommen habe. Ich rufe dich dann. Ansonsten riskieren wir, dass er sie mir gar nicht erst vorlegt, weil er dich erkennt.“

„Ich bezweifle, dass es dem ehemaligen Hofjuwelier Mondfinsternis irgendwie wichtig genug ist, alle Amateurjuweliere zu kennen, aber wenn du es wünschst, werden wir es so machen.“

„Sehr gut.“
 

Wenige Momente später erreichten die beiden den betreffenden Laden an der Strasse der Urahnen. Mathanil setzte sich auf eine Bank draussen, während Varendil das Haus betrat.
 

Juwelier Mondfinsternis hatte langes, schwarzes Haar, welches im Schein der magisch leuchtenden Kugeln, die an der Wand aufgehängt waren, fast schon glänzte. Die Robe, die ihn kleidete, war schlicht, und dennoch von hervorragender Machart, glaubte Varendil zu erkennen.

„Willkommen, willkommen“, sagte Mondfinsternis. „Seid gegrüsst, Juwelier Mondfinsternis“, sagte Varendil, und setzte ein höfliches Lächeln auf. „Bei der Sonne, der Spross der Familie Leyklinge, wenn ich mich nicht irre?“ Mondfinsternis verbeugte sich tief. „Ja, der bin ich.“

„Es ist mir eine grosse Ehre, den Sohn eines derartig edlen Herren bei mir in meinem bedeutungslosen Geschäft zu haben. Womit kann ich euch behilflich sein, der Herr?“ < Unbedeutend wirst du sein, wenn ich mit dir fertig bin >, grollte Varendil innerlich, und war im selben Moment überrascht über die Anwandlungen von Abneigung, die er sogleich entwickelte.

Er behielt sein neutrales Lächeln weiterhin bei.

„Nun, es ist so. Ich befinde mich in einer etwas verzwickten Lage, aber ich bin mir sicher, ihr könnt mir helfen. Natürlich wird sich dies für euch auch sehr lohnen.“

Mondfinsternis nickte. „Ich würde alles tun, wenn es in meiner Macht steht, um euch zu helfen“, antwortete er etwas geziert.

„Wunderbart“, sagte Varendil. „Folgendes: Eine sehr gute Freundin hat vor wenigen Tagen hier zwei Schmuckstücke versetzt. Es handelt sich um zwei Ringe, einen davon mit einem Diamanten, wenn ich mich nicht irre.“

Mondfinsternis nickte langsam, verengte aber etwas die Augen. „Das ist gut möglich“, sagte er langsam. „Ich müsste in meinen Büchern nachschauen dafür.“ Das Misstrauen war ihm klar ins Gesicht geschrieben.

„Die Schmuckstücke haben einen grossen emotionalen Wert für die Dame, doch ist sie auf Gold angewiesen gewesen. Ich würde ihr nun gerne eine Freude machen, und sie zurückkaufen, um sie ihr zu schenken.“ Varendil lächelte unschuldig, während seine Worte wie erwartet die Miene von Mondfinsternis im Hinblick auf ein mögliches lukratives Geschäft aufhellten. Varendil zweifelte nicht daran, dass der Juwelier die Stücke ihm für teures Geld zurück verkaufen wollte

„Ah, aber sicherlich. Ich werde die Stücke sogleich holen. Zum Glück kommt ihr heute, morgen bereits hätte ich den einen Ring verkauft.“ Er sagte es, und ging zu einem Tisch, ergriff zielgerichtet eines der Kästchen, die darauf lagen, und reichte es Varendil. „Hier sind die zwei Stücke, wie ihr seht, noch bestens erhalten.“

Varendil nickte und öffnete das Kästchen, besah sich die Ringe. Sie schienen wirklich noch intakt – aber er hatte nichts anderes erwartet. Betrug hin oder her – Mondfinsternis war immer noch ein sehr guter und professioneller Juwelier.

„Ihr habt sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir die Stücke im Sonnenlicht ansehe, ja?“ Noch bevor Mondfinsternis antworten konnte, steuerte Varendil mit dem Kästchen auch schon die Tür an, blieb im Türrahmen stehen. Anstatt die Ringe zu mustern, rief er aber nach Mathanil, der sich ächzend von der Bank erhob, und zu ihm tappte.

„Das sind sie also, hm?“, sagte er, und blickte in das Kästchen. „So ist es“, antwortete Varendil und nahm in diesem Moment keinerlei Notiz mehr von Mondfinsternis, der ihm gefolgt war, und Mathanil erschrocken anblickte.

„Hmm...“ Mathanils Finger strichen über den Diamant. Er schwieg einen Moment, dann nannte er eine Summe von Goldmünzen. „Soviel haben sie sicherlich gekostet, als sie gekauft wurden.“ „Und wie viel wäre eine angemessene Summe, wenn man die Provision des Juweliers und die Abnutzung mit einberechnet?“

„Abnutzung? Gold nutzt sich nicht ab. Und diese hier sind hervorragend gepflegt.. Ich würde sagen..“ Mathanil nannte einen Betrag, der – wie Varendil es erwartet hatte – etwas mehr als das Doppelte des Preises, den Tianesa bekommen hatte, als sie sie in ihrer Verzweiflung Juwelier Mondfinsternis verkauft hatte.

Varendils Augen verengten sich und er klöappte das Schmuckkästchen zu. „Danke Mathanil“, sagte er, bemüht um eine ruhige Stimme. Dann drehte er sich um und starrte Mondfinsternis mit eisigem Blick an.

„Ihr seid ein elender Betrüger, der sich am Leid von anderen Sin'dorei auch noch ergötzt.“, sagte er. Mondfinsternis hob abwehren die Hände. „Mein Herr, ich weiss nicht, wovon..“ „Schweigt und erspart mir eure Lügen!“, fuhr Varendil dazwischen, und betrat das Haus wieder.

„Ihr habt Madame Abendklang weniger als die Hälfte dessen bezahlt, was ihr jedem anderen Kunden bezahlen würdet, der euch solch hervorragenden Werke verkaufen würde.“

„Aber..“

„Nichts aber. Ihr habt gemerkt, dass Madame Abendklang keinerlei Fachwissen hat, und auch nicht höhergestellt ist, um so etwas zu wissen. Also habt ihr euch bereichert.“

„Das ist nicht wahr“, warf Mondfinsternis ein. Er blickte auf das Kästchen, welches Varendil immer noch in der Hand hielt. „Ich habe ihr einen angemessenen Preis bezahlt. Wisst ihr etwa nicht, wie viele derartige Schmuckstücke im Moment versetzt werden?“ Seine Stimme klang etwas verächtlich. „Die Preise sind gefallen, natürlich hat euch das euer Laie nicht erzählt. Ich würde niemals..“

„Hör nicht auf ihn, Junge. Ich hab das längst miteinbezogen“, sagte da Mathanil, der Varendil ins Innere des Verkaufsraumes gefolgt war. „Früher hätten die Ringe noch mehr gebracht, aber ich geh mit der Zeit.“

Mondfinsternis wurde zuerst bleich, dann rot. „Ihr dulde es nicht, dass ihr mich in meinem eigenen Haus des Betrugs bezichtigt“, wagte er aufzubegehren. „Ich habe einen Preis bezahlt, die Madame war einverstanden.“

„Natürlich war sie einverstanden, denn sie ist in Geldnot. Ihr habt das genau gewusst.“

„Es gibt keine Regeln, die mir verbieten, etwas mehr für mich herauszuschlagen. Was wollt ihr nun dagegen tun, Herr Leyklinge?“, höhnte er. „Gebt mir nun mein Eigentum und verlasst mein Haus. Ich sehe, ihr habt nichts von dem inne, was euren Vater ausgemacht habt, ihr seid sehr unhöflich.“

Varendil verengte die Augen.

„Wagt es nicht, über meinen Vater zu sprechen, Betrüger. Er war ein Ehrenmann, ganz im Gegensatz zu euch. Er hätte es niemals auch nur in Betracht gezogen, eine Dame, die allein für ihren Sohn sorgen muss, derartig auszunutzen.“, sagte er kühl, und trat einen Schritt näher zu Mondfinsternis.

„Ihr könnt euren Krempel behalten. Madame Abendklang will damit auch gar nichts mehr zu tun haben. Allerdings werdet ihr ihr den Rest des Goldes bezahlen, der ihr rechtmässig zusteht.“

„Rechtmässig.. pha“, höhnte Mondfinsternis erneut. „Nichts da. Der Preis wurde bezahlt, es gibt nichts mehr, was ihr fordern könnt.“

„Nein, fordern kann ich nichts mehr“, antwortete Varendil seelenruhig. Mondfinsternis lachte, als ob er sich schon auf der sicheren Seite wusste.

„Allerdings..“, sagte er, und strich sich über den Nasenflügel. „Allerdings bin ich davon überzeugt, dass ihr auf eure Kundschaft angewiesen seid.“

„Wie?“ Mondfinsternis, der schon hatte nach dem Kästchen greifen wollen, hielt in der Bewegung inne.

„Ihr habt euch einen Adeligen zum Feind gemacht, Mondfinsternis. Und ihr wisst sicherlich, was es bedeutet, im Adel in Misskredit zu stehen, hm?“

Mondfinsternis wurde erneut bleich. „Ihr könnt.. gar nichts gegen mich ausrichten.“

„Ich allein sicherlich nicht. Aber ich bin mir sicher, wenn Dame Sonnenwind das Gerücht streuen würde, ihr kostbarer Blutkristall-Ring sei zerbrochen wegen schäbiger Herstellungsweise, und dass sie nie mehr etwas bei euch bestellen würde, dann würde euch nach und nach jegliche Kundschaft weglaufen. Ich habe auch Beziehungen.“

Er blickte den anderen kalt an, und reichte ihm das Kästchen zurück. „Der Herr Himmelswispern wäre wohl ebenso betrübt über diese Nachrichten wie Arelia Sonnenlied.“

Die Nennung zweier weiterer seiner Kunden, die zum Adel gehörten, war zu viel für Mondfinsternis. Er nahm das Kästchen zwar in die Hände., aber wich etwas zurück.

„Aber..“

„Wie wollt ihr euer Einkommen sichern, wenn sich der ganze Adel von euch abwendet? Denkt an euren Lebensstandart. Denkt an eure Familie. Ihr könnt diesen Goldbetrag verschmerzen, den ihr Madame Abendklang schuldet“, redete Varendil weiter in Mondfinsternis' Gewissen. „Allerdings könnt ihr es nicht verschmerzen, wenn ihr keinerlei Aufträge für die wirklich teuren Stücke mehr bekommt. Seid vernünftig.“

Mondfinsternis wollte noch einmal zu einem „Aber“ ansetzen, doch Mathanil unterbrach ihn. „Sagt jetzt lieber nichts mehr, Mondfinsternis, es braucht nämlich auch nicht viel, um euch auch noch in der Juwelierzunft in Misskredit zu bringen. Tut lieber, was der junge Leyklinge sich in den Kopf gesetzt hat.“

Mondfinsternis drehte sich um, legte behutsam das Kästchen auf den Tisch und schweig einen Moment. Einen langen Moment, indem Varendil sich bemühen musste, nicht auf die Lippen zu beissen vor gespannter Nervosität. Er hatte alles, was er hatte, auf eine Karte gesetzt – doch konnte er das Spiel immer noch verlieren.
 

Schliesslich wandte sich Mondfinsternis wieder um und sagte tonlos: „Ich werde das Geld Madame Abendklang überbringen lassen.“

„Ich hole es selbst ab, und überreiche es ihr“, sagte Varendil, seine Stimme klang immer noch kalt. „Nur um sicherzugehen, dass ihr es ernst meint. Ich werde jedes Stück Gold nachzählen. Ich erwarte auch einen entschuldigenden Brief mit eurer Unterschrift.“

„Aber..“

„Kein Aber. Ich denke, 10 Goldstücke zusätzlich als Entschädigung für die seelische Ungemach, die sie erleiden musste, ist auch noch angebracht. Ich komme alles heute Abend abholen.“

„Mein Herr“, sagte Mondfinsternis, schon fast wimmernd.

„Das wäre dann alles. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.“, sagte Varendil und erlöste Mondfinsternis schliesslich aus seiner Pein, verliess ohne Abschiedsgruss das Gebäude.

Mathanil folgte ihm, leicht grinsend.
 

„Dem hast du's aber gezeigt, Junge. Respekt.“, sagte er und klopfte Varendil auf die Schulter, der nur brummelnd etwas erwiderte: „Ich hasse Ungerechtigkeit.“

Wer Recht hat..

Varendil blickte sie an. Dann richtete er sich auf dem Bett wieder etwas auf, kam zum Sitzen.

„Verzeihung“, murmelte er förmlich, obwohl er es nicht meinte. Nein, das tat er wirklich nicht.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Es raschelte, und schliesslich setzte sie sich auch auf, neben ihn, blickte ihn schweigend an.

Er blickte auf die Bettdecke.

„Verzeihung“, murmelte er erneut, weil er die Stille durchbrechen wollte. Immer noch sagte sie nichts. Seine Haare fielen ihm über den Rücken und die Brust. Sachte entzog er sich ihrer Hand und stand auf, nur weg von dem Bett. Er rieb sich einmal über das Gesicht, während ein weiteres Rascheln andeutete, dass sie sich die Decke um den Körper gewickelt hatte.

„Verzeihung“, murmelte er ein drittes Mal, ehe er schliesslich einen Blick auf sie wagte. Auch wenn er ihren enttäuschten Blick wohl nur schwer ertragen konnte, fühlte er sich dennoch verantwortlich.

Wie er erwartet hatte, hatte sie sich die Decke um den halbnackten Körper gewickelt. Ihr dunkles, schwarzes Haar fiel ihr halb ins Gesicht, und sie hob in dem Moment die Hand, um ein paar Strähnen hinter die Ohren zu streichen.

„Was ist dein Problem, Varendil, hm?“, sagte sie schliesslich. Varendil drehte sich wieder weg, obwohl ihre Stimme keineswegs verächtlich geklungen hatte, konnte er ihren Anblick nicht ertragen.

„Ich.. es..“ Er suchte nach Worten. „Verzeihung“, brachte er nur erneut über die Lippen. Es gab keine Erklärung.

Er suchte nach seiner Robe, die achtlos auf dem Boden gelandet war, nahm sie auf, und zog sie sich über den Kopf.

Sie stand auf und trat hinter ihn, legte ihm erneut die Hand auf die Schulter. Sie war fast gleichgross wie er. Dann umrundete sie ihn, halbnackt wie sie war, und blickte ihn an, aufmerksam.

Sie war schön. Sie war perfekt. Ihre Rundungen luden zum verführerischen Entdecken ein, ihre Lippen waren sinnlich und wohlgeformt und ihre Haut war samtig und weich. Und doch bot sie ihm keinen Reiz. Er blickte sie kaum an, senkte wieder den Kopf.

„Wer ist sie?“, sagte sie schliesslich, und lächelte. Es war ein seltsames Lächeln, eine Mischung aus Bedauern und gleichzeitiger Neugier. Sie wusste selbst, dass sie verführerisch war, dass sich die Männer nach ihr die Finger leckten. Sie wusste, dass sich manch ein Mann so sehr nach ihr verzehrte, und sie niemals in die Finger bekommen würde.

Varendil blickte wieder hoch. „Wie.. woher..“

Sie lachte leise und entfernte sich wieder von ihm, setzte sich auf die Bettkante. Varendil drehte sich zu ihr.

„Das sieht man dir an“, sagte sie.

„Wirklich?“

„Varendil Leyklinge, wir mögen nie die besten Freunde gewesen sein, doch ich kenne dich gut genug und vor allem lang genug, um zu wissen, dass es Zeiten gab, an der du eine solche Einladung nie ausgeschlagen hättest.“

Varendil blickte einen kurzen Moment zu Boden, ehe er sich zwang, sie wieder anzusehen.

„Verzeihung, ich..“

„Entschuldige dich nicht dauernd.“

„Diese Zeiten.. sind vorbei.“

„Bist du sicher? Sie waren erst vorbei, als du dich für die Flammenschlag entschieden hast, und für ein glückliches Familienleben. Doch dies ist längst vorbei.“

„Ja, aber..“

„Also.. Wer ist sie?“

Varendil seufzte.

„Oder eher.. Sag mir, was sie getan hat, dass du für sie auf ein paar nette Stunden verzichtest. Sag mir, was sie getan hat, um dich einzufangen.“ Ihr Lächeln war ehrlich und doch spürte Varendil, dass es auch eine gewisse Traurigkeit beinhaltete. Er blickte sie an.

„Ich weiss es nicht“, antwortete er. Es war die Wahrheit. „Ich weiss es wirklich nicht.“

Erneut stand sie auf, und kam ihm nahe. Direkt vor ihm stützte sie die Hände auf die Hüften.

„Varendil Leyklinge, ich habe schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt, als du bei unserem Magietraining auf mich eingeprügelt hast, als wäre ich ein wirklicher Feind.“

„Dafür habe ich mich doch schon entschuldigt, ich..“

Sie wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. „Darum geht's nicht. Das ist längst verziehen.“

„Worum dann?“, wagte er zu fragen.

„Warum bist du bei mir, und nicht bei ihr?“, fragte sie und blickte ihn an, durchdringend. Er hielt ihrem Blick eine Weile stand, ehe er zu Boden schaute.

„Ich schätze, ich habe einen Fehler gemacht.“

„Sehr gut erkannt“, sagte sie und konnte einen leichten ironischen Unterton nicht verbergen.

„Nicht, dass das nicht langsam ein Muster wäre..“

„Wie meinst du das?“

„Erinnerst du dich an die Affäre mit der Sonnenfeder? Oder der Streit mit dieser anderen da..? Ich hab ihren Namen vergessen. Bevor du die Flammenschlag genommen hast, und glückliche Familie gespielt hast, bist du immer zu mir gekommen, wenn du Trost brauchtest. Trost einer Frau, meine ich natürlich.“

Varendil blickte sie an. Sagte nichts, denn sie hatte Recht. Trost war sogar übertrieben. Vergessen. Trost gab ihm Fiyeran, sein Bruder.

„Ich war eine Närrin zu glauben, dass dein wieder erwecktes Interesse seit gestern wirklich an mir lag.“ Trotz ihrer harschen Worte lächelte sie.

„Ich wäre aber auch eine Närrin, wenn ich versuchte, dich zu halten. Also..“

Sie entfernte sich wieder etwas von ihm, und sammelte ein paar Sachen ein, die eindeutig ihm gehörten, und im Zimmer verstreut lagen. In ihrer – oder eher seiner Gier – waren sie vorhin nicht gerade auf Ordnung bedacht gewesen, als sie das Zimmer im Gasthaus in Beschlag genommen hatten.

Varendil sagte nichts. Was hätte er auch sagen können? Eine Entschuldigung hätte ihre Enttäuschung auch nicht besser gemacht. Er schämte sich.

Sie kam wieder zu ihm, und drückte ihm ein Bündel in die Hand, lächelte.

„Also schicke ich dich jetzt weg.“

„Du schickst mich weg?“, wiederholte er verdutzt.

„Exakt. Ich glaube, du solltest dein Problem mit ihr eher lösen, anstatt wie ein Jungelf davor wegzurennen, in die Arme einer Bekannten aus der Jugendzeit, die schon immer ein bisschen verliebt in dich war und deswegen immer für dich da ist.“ Sie wirkte immer noch freundlich, aber ihre Augen glitzerten etwas, und Varendil schluckte. Er wollte lieber nicht sehen, wie sie in Tränen ausbrach.

„Egal was es ist, aber du kannst es weder mit extrahartem Training noch mit endlosen Stunden Liebesspiel lösen.“

Er blickte sie an. „Du hast Recht“, gab er schliesslich zu. „Ich sollte..“

„Geh, bitte geh einfach, ja?“, unterbrach sie ihn. „Und wenn du das nächste Mal zu mir kommst, dann.. als Freund. Nicht als jemand, der Trost braucht.“

„Es tut mir leid“, sagte Varendil, und er sprach es aus tiefstem Herzen. Denn es tat ihm leid. Er hatte nicht gesehen, was er ihr antat, aber er hätte es sehen müssen.

„Entschuldige dich nicht.“, murmelte sie, und wischte sich mit dem Handrücken über das linke Auge. „Dummer Idiot“, fügte sie hinzu. Dann drehte sie sich um und liess sich zurück auf das Bett fallen.

Varendil trat zur Tür und verliess ihr Zimmer, verliess das Gasthaus.

< Du solltest dein Problem mit ihr eher lösen.. Jungelf.. Trost suchen..> Ihre Worte hallten in seinem Kopf nach.
 

Seine Schritte lenkten ihn aus Silbermond hinaus, nicht wie vorgesehen nach Hause. Es war bereits Nachmittag. Er spürte die Sonne, die ihre letzten kraftvollen Strahlen über das Land der Sin'dorei legte, und Bäume, Gräser, Büsche, Tiere liebkoste, Kraft und Energie spendete.

Er spürte die Wärme, die die Haut seines Gesichts liebkoste, doch er blickte nicht hoch, nahm nicht die Landschaft war, hatte keinen Blick übrig für einen in voller Blüte stehenden Friedensblumenstrauch. Den Kopf gesenkt ging er schweigend hinunter zur Küste, zum Meer, dessen ruhiger Wellenschlag auf und ab wogte.

Er liess sich in den Sand fallen, schlang die Arme um die Beine und starrte auf das Blau.

Zuerst war er wütend gewesen, was Fiyeran sich erlaubt hatte. Ihn lächerlich genannt hatte. Oh ja, er war wütend gewesen, und hatte seinen Bruder gemieden für den Rest der Woche.

Und es hatte an ihm genagt. Nicht losgelassen.

Fiyeran kannte ihn besser, als er sich selbst kannte. Und er hatte Recht behalten.

Varendil hielt es nicht aus ohne sie. Er vermisste sie. Und er war ein Narr gewesen.

Langsam klärten sich seine Gedanken und ordneten sich, im Rhythmus des stetigen Wellenschlags des Meeres dachte er das erste Mal nach.

Und egal wie er es drehte und wie er es wendete, war die Erkenntnis stets dieselbe. Er hatte nicht nur einen Fehler begangen, sondern gleich mehrere. Und er hatte ihr weh getan, obwohl er es nicht gewollt hatte.

Er hatte nicht gelogen. Er hatte wirklich nicht darüber nachgedacht, wie er zu ihr stand. Aber nicht, weil er sich mit ihr nichts weiter als eine Affäre vorstellen konnte, sondern weil er es sich verboten hatte, darüber nachzudenken.

Varendil rieb sich die Stirn und seufzte.

Fiyeran hatte Recht gehabt, damals, nach ihrem Tavernenbesuch am Falkenplatz vor einigen Wochen. Er hatte nicht darüber nachgedacht, weil er Angst hatte. Er hatte Angst, und er hatte es nicht einmal erkannt.

Erneut seufzte er und blickte auf das Meer. In der Ferne konnte er die Insel von Quel'Danas ausmachen. Die Baumkronen der Bäume schimmerten fast golden im Abendlicht.

Und nun hatte er es zunichtegemacht. Er war doch nie ein Feigling gewesen. Niemals. Er hatte sich immer in einen Kampf gewagt, ausser er war völlig aussichtslos gewesen. Er hatte selten Angst gehabt, und war stolz darauf gewesen, rational zu denken. Vernünftig zu sein. Angst – aber auch törichte beserkerartige Wut, das war ein Attribut, welches nicht auf ihn zutreffen sollte. Einen stolzen Sin'dorei. Er war doch kein Wilder. Er hatte keine Angst. Er war vernunftbegabt.

Aber das war ein Kampf auf einem Schlachtfeld, das er nicht kannte. Und er hatte sich von der Angst leiten lassen, weil er das Gefühl nicht erkannte.

Er hatte Angst, dass sich alles wiederholen würde. Und er hatte Angst, dass er einen erneuten Verlust wie den von Imara nicht ertragen würde.

„Fiyeran, du hattest Recht“, sagte Varendil. Die Worte klangen vertraut, er hatte sie oft gesprochen.

„Ich hatte Angst“, sagte er. Diese Worte klangen fremd.

„Ich habe Angst“, korrigierte er sich.

Seine Hand fuhr durch den warmen Sand, als er wieder in Gedanken versank.
 

Die Sonne war gerade untergegangen, als Varendil sich endlich rührte. Bewegungslos hatte er dagesessen und nachgedacht. Seine Glieder protestierten, als er sie zwang, sich zu bewegen, und schliesslich aufstand. Sein rechte Bein war eingeschlafen, und einen Moment lang kämpfte er gegen das eklige Gefühl an.

Es nützte nun nichts mehr, herum zu sitzen. Jeder weitere Tag, jede weitere Stunde war verschwendet. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Und er war sich sicher, dass es dieses Mal die richtige Entscheidung war. Er hatte die Angst analysiert. Er wusste, sie würde ihn stets begleiten, und vorsichtig machen, aber wie sollte er wissen, ob sie sich bewahrheitete, wenn er es nicht versuchte.

Fiyeran hatte Recht gehabt.

Und er vermisste sie. Sie und ihren Sohn.



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