Expecto Patronum - Ich erwarte meinen Schutzherrn von Kaiserin ================================================================================ Kapitel 9: Freier Fall ---------------------- Danke für die vielen, lieben Kommentare ^-^ Und danke Marik fürs Beta-lesen T3T *lüpphäääh* *mit Eiswagenglocke bimmel* ENS-LISTE! Wer will noch auf die ENS-LISTE? ~~~ Seine Hände zitterten so sehr, dass das Schriftstück in seinen Händen leise raschelte. Es war Samstag früh, morgen würde der 4. Advent sein und Montag daraug Heiligabend. Schnell war der Atem des Jungen, als er fassungslos wieder und wieder über die Zeilen las. Draußen hatte es immer noch nicht begonnen zu schneien. Seine grünen Augen wurden glasig, eine Hand hob sich und er drückte den Handrücken gegen seine Lippen, schluchzte leise. Und mit einem Mal rannte Harry! Er rannte hinaus aus seinem Schlafsaal, hinaus aus dem Gemeinschaftsraum, hinaus aus dem Gryffindorturm. Er rannte durch die ganze Schule, hinab in die Kerker. Er musste es jemandem erzählen! Doch nicht Dumbledore war es, dem er diese unglaubliche, unfassbare Botschaft überbringen wollte. Nein, er wollte zu Snape. Laut hämmerte er gegen die Tür des Mannes, der ihm in den letzten Tagen so viel beigebracht hatte. Nicht nur was die Zauberei anging, nein, Snape hatte ihm inzwischen sogar zugestanden, ihm einiges mehr über seine Mutter zu erzählen! Als endlich die Tür geöffnet wurde, sprang Harry dem älteren fast entgegen, wedelte mit dem Brief herum. „Professor! Sirius! Das ist ein Brief von Sirius! Er lebt! Professor Snape, er lebt!“ Jener musste den Jungen glatt an den Schultern festhalten, damit er nicht vor Aufregung um ihn herum hüpfte wie ein kleines Kind. Als der Langhaarige begriff, was sein Schüler da gesagt hatte, sah er ihn fassungslos und ungläubig an. „Was? Aber… Das ist unmöglich! Zeig mir den Brief!“ Kaum hatte er das Pergament entfaltet, wurde sein Gesicht etwas blass, während seine dunklen Augen über die Wörter flogen. Er gab den Brief an Harry zurück. „Wir gehen jetzt sofort zu Professor Dumbledore!“ Überglücklich, drückte der Junge den Brief an sich, während er den schnellen Schritten seines Lehrers nachstolperte. Was dort geschrieben stand, ließ für diesen Moment alle Müdigkeit, alle Erschöpfung von ihm abfallen. „Mein lieber Harry, sicher wirst du erschrocken und verwundert sein, diese Zeilen zu lesen. Ich war lange fort, doch nun habe ich endlich die Möglichkeit dir mitzuteilen, dass es mir gut geht. Aber allem vorran, dass ich lebe! Wie das möglich ist, weiß ich selbst nicht so genau, ich kann mich nicht an besonders viel erinnern. Ich weiß nur, dass ich irgendwann hier aufgewacht bin. Und mit hier meine ich in diesem Fall: Süd-Afrika! Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin, aber anscheinend hat der Eingeborenenstamm, bei dem ich gerade lebe, mich wohl gerettet. Es ist alles sehr kompliziert - zu kompliziert für diesen Brief! Ich war sehr lange außer Gefecht gesetzt, weshalb es so lange gedauert hat, ehe ich dir nun endlich eine Nachricht zukommen lassen kann. Harry, mein Junge, ich werde auf schnellstem Wege zurück nach England kommen! Wahrscheinlich bin ich schon fast bei dir, wenn dieser Brief eintrifft! Bitte sag auch den anderen Ordensmitgliedern Bescheid. In baldiger Wiedersehensfreude, Sirius Black“ Als nun auch der Direktor der Schule den Brief niederlegte, sah er den vor Freude überlaufenden Harry sanft an. „Das ist ganz eindeutig die Handschrift von Sirius Black“, nickte er bedächtig und Harrys Grinsen schien noch breiter zu werden. „Ich muss sofort Hermine und Ron schreiben!“ Lachend nickte der alte Mann und Harry war bereits aus seinem Büro gestürmt. Der Tränkemeister blickte ihm mürrisch nach. „Dann ist es also wirklich die Wahrheit?“, schnarrte er missgünstig. „Ja, so ist es wohl, Severus. Und ich bin froh, dass es so ist! Sirius ist nicht nur für den Jungen wichtig, es war ein großer Verlust für den Orden!“ Die leuchtend blauen Augen Dumbledores lagen auf seinem Kollegen, der immer noch die Tür anstarrte, aus der Harry verschwunden war. „Weißt du, Severus, ich hatte immer so ein Gefühl, dass dieser Torbogen im Ministerium eine tiefere Bedeutung hat. Er ist uralt und steckt voller Magie. Ich hoffe, Sirius wird uns einiges erzählen können.“ Snape schnaubte abfällig und verließ dann mit einem letzten Gruß ebenfalls das Büro. Albus sah ihn mit einem leichten Lächeln hinterher, nickte nur wissend. +++ Flatternd erhob sich Hedwig in das ewige Grau des Himmels und verschwomm bald mit den Farben, als sie in die Ferne verschwand. Glücklich seufzte Harry, wischte sich über die Augen. Er war so glücklich, dass er nicht aufhören konnte zu weinen. Schniefend ging er die Treppen des Eulenturms hinab, zurück ins warme Schloss. Dort sah er Draco, der gerade zusammen mit Blaise aus der Bibliothek kam und lief auf ihn zu. Als der Blonde ihn sah, machte er sofort ein besorgtes Gesicht, aber Harry strahlte ihn nur an. „Draco! Mein Pate! Mein Pate lebt noch!“, erzählte er ihm und hatte noch immer eine ganz zittrige Stimme. Der junge Malfoy blinzelte, musste diese Nachricht erst einordnen. Als er sie schließlich begriff, bekam er einen freudigen Glanz in den Augen. „Is nich dein Ernst!?“ – „Doch! Hier schau!“ Bereitwillig übergab Harry den Brief, der sogleich gelesen wurde. „Das ist unglaublich!“, staunte Draco. Plötzlich fiel Harry ihm um den Hals. „Ich hab gedacht, ich sehe ihn nie wieder!“, drang es tränenerstickt an Dracos Ohr. „Harry…“ Leicht überfordert blinzelte der Grauäugige. „Ich geh dann schon mal vor. Soll ich deine Tasche mitnehmen, Draco?“ Blaise hatte jene Tasche bereits geschultert und sah ihn abwartend an. Sein Gesichtsausdruck blieb neutral, fast gelangweilt. Er konnte nicht viel mit dem Gryffindor anfangen, weswegen es ihm egal war was hier passierte. „Ahm, ja, danke Blaise. Ich komme dann später nach.“ Mit einem stummen Nicken nahm der Slytherin das zur Kenntnis, wandte sich um und ging von dannen. Harry indes weinte noch immer an des Blonden Brust. „Komm, lass uns irgendwo hingehen, wo du dich beruhigen kannst“, sprach er ruhig, fasste den Schwarzhaarigen an den Schultern und ging mit ihm in den Innenhof. Auf einer der Steinbänke, auf welcher sie schon damals bei der Halloweenparty gesessen waren, ließen sie sich nieder. „Und der Brief ist wirklich echt?“ Draco überflog noch einmal die Zeilen. Harry nickte eifrig, wischte sich über die Augen und schniefte. „Professor Dumbledore hat gesagt, es ist ohne Zweifel seine Handschrift! Und ich bin mir auch ganz sicher!“ Lächelnd nahm er den Brief vom Blonden zurück und sah ihn an. „Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt…“, flüsterte er. Dann aber musste er etwas lachen. „Oh Mann, ich flenn hier rum wie ein kleines Mädchen! Sorry, Draco!“ Abermals wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Aber Angesprochener winkte nur ab. „Ach was! Du hast geglaubt er wäre tot, da ist das doch klar, dass du dich freust!“ – „Danke!“ Erneut spürte der Slytherin, wie sich die Arme des Jüngeren um ihn legten und er konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte von irgendwoher auf seinen Wangen niederließ. „Ob er wohl bald kommt?“ Als er wieder in die grünen Augen sah, die heller leuchteten als jemals vorher, lächelte er. „Natürlich, hat er doch geschrieben! Vielleicht ist er schon in England.“ Harry sprang auf. „Ich muss es unbedingt noch Remus schreiben! Er wird umkippen!“ - „Kipp du mal nicht um!“, schmunzelte Malfoy. Der Gryffindor grinste, verabschiedete sich noch von Draco und eilte dann noch einmal in den Eulenturm. Harry war so leicht ums Herz, dass er das Gefühl hatte, zu fliegen. Der Zurückgelassene sah ihm noch nach, als er längst außer Sichtweite war. Das Gefühl, welches ihm gerade ums Herz schwadete, ließ ihn irritiert und verwundert eine geraume Zeit einfach so sitzen, ehe er kurz den Kopf schüttelte und sich endlich erhob, um in die warme Halle zu kommen, wo Blaise bereits auf ihn wartete. +++ Montagmittag. Heute war Heiligabend. Ein wenig einsam kam er sich schon vor. Er war inzwischen der einzige Gryffindor, der noch da war. Zwei Ravenclaws aus der letzten Klasse, keiner mehr aus Hufflepuff und nur drei aus Slytherin waren außer ihm anwesend. Darunter Draco, der heute zu seiner Mutter nach Hause fuhr. Leise seufzte er. Draco war irgendwie seltsam seit Samstag. Immer, wenn sie miteinander redeten, starrte er ihn mit so einem nachdenklichen Gesichtsausdruck an und hörte kaum zu. Aber Draco war nicht der einzige, der sich komisch benahm. Auch Snape war abweisend zu ihm, gestern hatte er sogar den Extraunterricht ausfallen lassen. Wenn Harry es nicht besser wüsste, würde er sagen der Lehrer wirkte angefressen, ja irgendwie angesäuert. Aber wusste er es denn besser? Vielleicht war Snape wütend darüber, dass Tatze - immerhin einer derer, die ihm als Jugendlicher das Leben schwer gemacht hatten - doch noch lebte und wieder auftauchte. Dieser Gedanke behagte dem Jungen ganz und gar nicht. Er wollte nicht, dass die beiden wieder anfingen zu zanken und ihren Kleinkrieg fort führen würden. Abermals seufzte er und stocherte lustlos in seinem Mittagessen herum. Ein paar Bissen fanden noch den Weg in seinen Mund, ehe er endgültig die Gabel weglegte. Missmutig erhob er sich und ging aus der Halle. Vielleicht war ja inzwischen ein Brief von Remus angekommen. Doch als er seinen Schlafsaal kam, sah er gleich, dass keine Hedwig am Fensterbrett saß, kein Pig und auch nicht die Eule von Remus. Schwerfällig ließ sich der Schwarzhaarige auf sein Bett fallen und seufzte abermals. Das konnten ja tolle Weihnachten werden, er hätte doch mit Ron und Hermine mitfahren sollen. Murrend vergrub er das Gesicht im Kissen. Hoffentlich kam Sirius bald an. Sirius. Harry knautschte sein Kissen. Wie er sich freute! +++ Harry stand im Gang zu den Kerkern und wartete auf Draco. Der würde gleich abreisen und er wollte sich von ihm verabschieden. Er wartete nicht lange, da sah er den blonden Schopf die Treppen raufkommen. In Begleitung von Zabini. Dieser nahm Draco die Koffer ab und meinte er ginge schon mal vor, als er Harry sah. Etwas verwirrt sah Potter ihm nach. „Ich weiß nich, irgendwie glaub ich, er kann mich nich leiden.“ Draco lächelte nur und winkte ab. „Er kann generell mit wenigen etwas anfangen. Ist n Wunder, dass er mit mir befreundet ist.“ Harry nickte und sah wieder in die grauen Augen des anderen. „Dann fährst du wohl jetzt, was?“ Er konnte nicht verhindern etwas missmutig zu klingen. Dracos leichtes Schlucken bemerkte er nicht. „Ja, ich… kann meine Mutter ja nicht über Weihnachten alleine lassen. Tut mir leid, dass du dafür alleine bist.“ –„Ach, was!“, Harry winkte ab, „Sirius kommt bald!“ Fröhlich grinste er den Jungen vor sich an. Dann aber sah der Schwarzhaarige den jungen Malfoy musternd an. „Du machst das schon wieder!“, stellte er fest. Draco blinzelte. „Was machen?“ – „Du siehst mich so nachdenklich an. Das machst du ständig, seit Samstag. Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Harry lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Steinwand und sah den Slytherin auffordernd an. Er wollte eine Erklärung für dieses Verhalten. Wieder schluckte Draco, doch diesmal sah Harry es und zog die Augenbraue zusammen. „Was ist los?“, fragte er nochmal eindringlicher. Draco atmete tief ein, sah zur Seite, ehe er wieder in die grünen Augen sah und die Luft ausstieß. „Ich… denke über etwas nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis. Etwas, von dem ich nicht weiß, ob ich es einfach machen kann, oder ob es alles nur schlimmer macht.“ Harry erkannte die Art und Weise, wie Draco um das Thema herumredete. Das machte er selbst immerhin oft genug, wenn er nicht sagen wollte, um was genau es eigentlich ging. Harry nickte. „Dann… vielleicht solltest du es dann einfach mal ausprobieren und sehen was passiert. Wenn es nicht gut ist, ist es für jemanden wie dich sicher nicht schwer, es wieder auszugleichen.“ Aufmunternd lächelte er den Blonden an, welcher den Blick fest auf ihn gerichtet hatte bei seinen Worten. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es doch, oder?“ Plötzlich fand er sich zwischen Dracos abgestützten Händen wieder und schreckte etwas auf. „Vielleicht hast du Recht…“, sagte der Slytherin mit einem Raunen, das Harry vollkommen fremd war, das ihm jedoch zur selben Zeit leicht erschaudern ließ. Verwirrt sah er in die grauen Augen, die dunkler wirkten als sonst. „Draco?“ – „Scht…“ Und dann… Warme Lippen schmiegten sich gegen die seinen, eine ebenso warme Hand hatte sich an seine Wange gelegt, während er ganz still stand, erschrocken und verwirrt. Er konnte sehen, dass Dracos Augen nun geschlossen waren, während er nicht einmal blinzelte. Doch dann hörte er etwas in sich, das er lange nicht gehört hatte. Es war sein Herz. Sein Herz, das nicht so schnell und dröhnend schlug wie all die letzten, zehrenden Wochen. Es schlug ruhig. In sanftem Rhythmus. Wie angenehm. Langsam wollte auch Harry seine Augen schließen, da durchzuckten plötzlich Bilder seinen Geist. Zeitungsartikel, die ihn zerrupften. Mitschüler, die sich das Maul über ihn zerrissen. Hermine, wie sie ihn verständnislos zur Vernunft bringen wollte. Ron, wie er ihn genauso missgünstig ansah wie damals, beim Trimagischen Turnier, als alle dachten er hätte sich eingeschlichen. Alles weil er hier stand, einen Jungen küssend. Was würde nur sein Mentor sagen? Was würde wohl Snape sagen? Und Sirius? Plötzlich raste sein Herz wieder! Draco spürte einen harten Stoß gegen seine Brust, als Harry ihn mit aller Kraft fort stieß. Darüber erschrocken und vom Kuss leicht außer Atem, sah er auf Harry. Glatt stockte ihm der Atem, als er in das aufgelöste Gesicht blickte, in die panischen Augen. Er sah wie heftig Harry atmete, als würde er gleich zusammenbrechen. „Harry, es-“ Doch kaum hatte er das Wort erhoben, durchfuhr es den Angesprochenen wie ein Blitz und er wandte sich um, rannte so schnell er konnte fort. Ein gezischtes: „Scheiße!“, verließ Dracos Lippen, als er reagierte und dem verstörten Jungen nachlief. „Harry! Harry, bleib stehen, bitte!“, rief er ihm nach. Doch Harry rannte weiter, als ginge es um sein Leben. „Ich bin so ein Idiot!“, zog es durch Malfoys Gedanken. Durch die halbe Schule ging ihr Hetzen, als dann klar wurde, dass Harry zum Gryffindor Turm lief. Der Slytherin legte zu, denn wenn der Andere im Gemeinschaftsraum verschwandt, kam er nichtmehr hinterher, da das Gemälde ohne Passwort den Weg versperrte. „Harry! Jetzt lass es mich erklären!“, schrie er ihm weiter zu, betend, dass der andere doch stehen blieb. „Es tut mir leid! Warte doch!“ Doch nichts half! Der Schwarzhaarige rannte wie mit Scheuklappen die ersten Stufen des Turms hinauf. Nichts erreichte ihn, sein Kopf war voll dieser Bilder und Stimmengewirr und diesem lauten antreibenden Herz. Die sich bewegenden Treppen kamen in Sichtweite, Dracos gehetzter Atem stach ihn in die Brust. Wieder und wieder versuchte er den anderen zum Stehenbleiben zu bewegen. Harry rannte eine der Treppen hinauf, bekam nicht mit, wie sie sich zu drehen begann. In diesem Moment blieb Draco plötzlich stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. „Oh Gott, Harry, bleib stehn!“, konnte er sich selbst schreien, ja gar brüllen hören. Doch fast im selben Moment war die Treppe am oberen Absatz vorbei, Harry verfehlte den letzten Tritt und für einen kurzen Augenblick hörte man einen markerschütternden Schrei durch den Turm hallen, der abgelöst wurde von einem kurzen, dumpfen Prallen, als der schmale Körper auf einer darunterliegenden Treppe aufschlug und bewusstlos liegen blieb. Dracos geschockter Blick starrte auf das dünne Rinnsal Blut, das sich langsam von Harrys Hinterkopf ausbreitete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)