Truths and lies von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Es wurde Tag und es wurde Abend 1 -------------------------------------------- Sie hatte sich wahrlich gut entwickelt. Sie hatte echte Fortschritte gemacht. Eben so wie er es damals schon von ihr erwartet hatte. Damals, als sie zu ihm gekommen war, um gehen zu lernen, wie es ein Model tat. Ihre Haare waren wieder gewachsen und sie trug sie nun schulterlang. Sie waren hellbraun, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen waren. Das Rehbraun hatte sie schon eine ganze Weile abgelegt. Seit ihrem siebzehnten Geburtstag waren weitere drei Jahre vergangen und nun war sie zwanzig. Mit ihrem Alter war auch ihre Vernunft gekommen und die Vermutungen aller in Bezug auf sie hatten sich bewahrheitet. Sie war zu einer echten Bombe geworden. Ihr Name wurde inzwischen in einem Atemzug mit seinem genannt und das allein hatte schon sehr viel zu bedeuten. Er hatte schon lange damit gerechnet, es schon hervor gesehen, doch das es letztendlich auch dazu kommen sollte, war ein regelrechter Schock für ihn gewesen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so kommen würde. Nicht so schnell, nicht auf diese Weise, doch es war gekommen. „Ren, bist du sicher, das du den Job annehmen willst?“, Rory hatte sich zu ihm vorgebeugt, um ihm ganz tief in die Augen blicken zu können: „Bist du dir ganz sicher?“ „Ja.“, der Schauspieler lehnte sich auf der Couch im Büro des Chefs zurück und sah diesen selbstsicher an. Er würde es durch ziehen. Es musste irgendwann einmal soweit kommen und nun war es soweit. Außerdem spürte er, dass sie ihm gewachsen sein würde. „Ren, ich mache mir Sorgen um dich. Bist du dir ganz sicher, dass du ihr schon gewachsen bist?“, Rory wurde immer eindringlicher und starrte ihm fest in die Augen. „Warum sollte ich das nicht sein?“, er war überrascht. Warum dachte der Präsident, dass er ihr nicht gewachsen war? An diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht gedacht. Es hatte für ihn außer Frage gestanden. Rory sah ihn mit einem dieser Blicke an, die klar sagten: „Fragst du das jetzt wirklich?“ „Ich kann mir vorstellen, worauf Sie hinaus wollen, aber das wird mich nicht beeinflussen.“, warum wollte er sich unbedingt rechtfertigen? Rory sah ihm ungläubig ins Gesicht, zuckte kurz mit den Schultern, als wäre es ihm egal und verabschiedete ihn mit den Worten: „Dem Film wird es sowieso nicht schaden. Egal wie sehr du es funken lässt. Meinetwegen kannst du es auch krachen lassen, aber bleib sauber und verletze sie nicht.“ Ren wollte ihm schon eine Antwort entgegen schleudern, besann sich dann allerdings eines Besseren und verdrehte lediglich die Augen, als er ging. „Der Junge hat noch viel zu lernen.“, Rory ließ sich auf seiner Couch nieder und legte die Beine auf den Tisch. „Was wollte er?“, Yashiro hatte vor der Tür auf ihn gewartet und kam nun auf ihn zugelaufen. „Er wollte mich nur immer wieder fragen, ob ich mir auch sicher sei, dass ich es schaffen kann. Er hat gerade so getan, als würde er mich in ein Colluseum schicken und mich den Löwen zum Fraß vorwerfen. Und eins sag ich dir, als ich Kyoko zum letzten Mal gesehen habe, war sie noch wirklich ungefährlich.“, Ren lief an ihm vorbei und sprach recht leise. Sein Manager ließ nicht locker und stand ihm bald im Weg: „Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“ „Vor etwas mehr als einer Woche. Und da schien sie noch genauso ungefährlich wie immer.“ „Wann hast du zuletzt mit ihr vor der Kamera gestanden?“ „Bei Dark Moon.“, Ren wurde schon argwöhnischer. Worauf wollte er hinaus? Eigentlich wusste er es schon und er konnte auch verstehen, wie es dazu gekommen war, doch er wollte es sich nicht eingestehen, das durfte er nicht. „Wann hast du zuletzt mit ihr vor der Kamera gestanden, seit dem du dir eingestanden hast, was du für sie empfindest?“, Yashiro’s Stimme wurde etwas leiser, damit nicht jeder mitbekam, was er sagte. Ren war ihm dankbar. „Auch bei Dark Moon.“ „Und wann hat sie seit dem das letzte Mal deinen Gegenpart gespielt?“, Yashiro’s Stimme war kaum noch mehr als ein Hauchen. „Noch nie.“, Ren sah an ihm vorbei zu Boden. „Jetzt kannst du den Präsidenten und mich doch bestimmt verstehen oder irre ich mich da?“, der Manager sah seinen Schützling mitfühlend an. „Ich kann nicht ewig davor weglaufen. Irgendwann muss ich mich stellen und ich weiß, dass ich es schaffen kann, wenn es wirklich darauf ankommt. Ich muss mich nur auf die Hinterbeine setzen, mich im Zaun halten und dann wird es schon funktionieren.“, er sah wieder zu seinem Gegenüber auf und fasste Mut: „Ich werd das schon schaffen!“ „Darf man stören?“, Yashiro, der gerade den Mund geöffnet hatte, um etwas zu antworten, schloss ihn sofort wieder und öffnete ihn fast augenblicklich wieder sperrangelweit, als er sah, wer da zu ihnen gekommen war. Ren hatte kaum merklich stärker eingeatmet, als er die Stimme gehört hatte und wandte sich einiger Maßen gefasst zu seiner Linken, wo sie stand, Kyoko. Sie hatte ihr schulterlanges braunes glattes Haar am Hinterkopf locker mit einer großen Haarspange zusammengefasst. Unter der Spange fielen die unteren Bahnen ihres Haares auf ihre Schultern, die in eine weiße Bluse gehüllt waren. Diese war am Kragen ein Stück geöffnet und gab den Blick auf einen hübschen lilablauen Stein frei, den sie in einen kleinen Anhänger gefasst hatte, sodass sie ihn um den Hals tragen konnte. Es war ihr Glücksbringer Koon. Über ihren rechten Arm hatte sie sich ihren blauen Jeansmantel gehängt. Ihre Hose schien wie angegossen zu passen und bestand aus blauer Jeans, die auf der Vorderseite einen weißen Streifen aufgedruckt hatte. Darunter waren schwarze Stiefeletten zu sehen, deren Spitzen unter den Hosenbeinen hervorragten. Über ihrer linken Schulter hing ihre Handtasche, die bis zu ihrer Taille baumelte. Sie wirkte sehr aufgeweckt, offen und locker. „Hallo Kyoko-chan.“, Yashiro begrüßte sie sogleich offenherzig, doch Ren musste zunächst einmal schlucken: „Du siehst toll aus.“ „Danke, Yashiro-san.“, sie lächelte ihm offen entgegen: „Sie sehen aber auch nicht schlecht aus. Die letzten Monate scheinen Ihnen richtig gut bekommen zu sein.“ „Danke schön.“ „Kyoko-chan, wir haben nicht mehr viel Zeit, du solltest langsam hinein gehen.“, eine junge Frau kam hinter Kyoko auf sie zu und lächelte sie alle freundlich an: „Er wartet schon.“ „Ist gut Kessy, ich komme gleich, versprochen.“ Die junge Managerin ging an ihnen vorbei und zog sich an einem Automaten einen Kaffee. Kyoko wandte sich in der Zwischenzeit an Ren: „Mussten Sie auch in die Höhle des Löwen, Tsuruga-san?“, Kyoko deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die Bürotür des Präsidenten. Yashiro musste glucksen, sie hatte die gleiche Metapher verwendet wie Ren zuvor. „Ja, allerdings.“, er hatte sich wieder gefasst und sah sie freundlich lächelnd an. Sie war einfach zu plötzlich aufgetaucht, er hatte nicht mit ihr gerechnet und er hoffte inständig, dass sie nichts von dem Gespräch mitbekommen hatte. Es schien allerdings nicht so. „Kyoko-chan, komm bitte.“, Kessy stand bereits nervös an der Tür und trank an ihrem Kaffee. Kyoko wandte sich wieder den beiden Männern zu: „Na dann will ich mal, sonst bekommt sie noch einen Herzanfall.“ „Ist gut.“, Ren sah ihr in die Augen und lächelte sie an. Sie erwiderte das Lächeln und entfernte sich langsam rückwärtsgehend von ihnen: „Aber viel kann mir ja nicht mehr passieren, wenn Sie schon drinnen waren.“ „Warum nicht?“, er schenkte ihr einen leicht verwunderten Blick. „Nun, die Krallen haben Sie ihm schon gestutzt, mir bleiben nur noch die Zähne.“, sie wandte sich um und verschwand im Büro. Yashiro sah von der geschlossenen Tür zu seinem Schützling: „Sie ist richtig charmant geworden.“ Ren blickte ihm überrascht ins Gesicht, nicht etwa, weil er sich über seinen Manager wunderte, sondern weil ihm klar wurde, dass es vielleicht doch nicht so einfach für ihn werden würde. „Setz dich doch bitte, Kyoko-chan.“, Rory deutete mit seiner rechten Hand auf die Couch, auf der zuvor noch Ren gesessen hatte und ließ sich auf seinem vorigen Platz nieder. Die junge Schauspielerin folgte seiner sanften Geste und ließ sich in die Polster gleiten: „Was kann ich für Sie tun, Herr Präsident?“ „Nun, ich frage mich, ob du dich dem neuen Job gewachsen fühlst.“, er lehnte sich in der Couch zurück und legte den rechten Arm über die Rückenlehne, während er sein linkes Bein über das rechte schlug. „Sie meinen wohl eher, dass Sie sich sorgen, ob ich mit Tsuruga-san klar kommen werde, richtig?“, sie hatte ihn auf anhieb durchschaut. Sie war eben nicht auf den Kopf gefallen, das war sie noch nie gewesen. „Als nächstes werden Sie mich fragen, ob ich mir sicher bin, dass ich es kann. Stimmt’s?“, bohrte sie weiter. „Bist du es denn?“, er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie lehnte sich in der Couch vor und stützte ihre Ellbogen auf den Knien ab. Ein selbstsicheres Lächeln trat in ihr Gesicht: „Aber klar doch.“ „Was wollte er eigentlich von dir?“, Kanae lehnte an der Zimmerwand und sprach zu der geöffneten Kleiderschranktür, hinter der ihre Freundin verschwunden war. Sie hatte ihre Beine überkreuzt, die in einer eleganten schwarzen Stoffhose steckten und die Arme vor der Brust verschränkt. Diese wurde von einem roten Top mit Spagettiträgern verhüllt, das wie angegossen passte. Auf ihren Schultern lagen ihre schwarzen Haare, die sie offen von ihrem Kopf fallen lies. Sie war Bahrfuß. „Er wollte mir auf die Nerven gehen.“, Kyoko schien nicht gerade angetan, was man an ihrer Stimme deutlich vernahm. Sie warf ihre weiße Bluse auf den Stuhl, der neben der offenen Schranktüre stand und somit nicht von dieser verdeckt wurde. „Willst du nicht etwas genauer werden?“ „Nein, nicht wirklich.“, Kyoko warf einen Gürtel zur Bluse. „Hast du mit deiner Managerin darüber gesprochen?“, Kanae zog sich den Schreibtischstuhl heran und ließ sich darauf nieder, hatte sie doch keine Lust der bald kommenden Schimpftirade, die sie im Stande war heraufzubeschwören, im Stehen zu begegnen. „Ich konnte es Kessy nicht erzählen. Sie macht sich sowieso schon wegen jeder Kleinigkeit überdimensionale Sorgen und ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie sie reagiert hätte.“, Kyoko’s Stimme klang wieder etwas sanfter, als ihre Freundin einen Arm hinter der Schranktür hervorragen sah, der in ein rotes T-Shirt geschoben wurde. „Aber sollte sie sich nicht um dich Sorgen machen und nicht umgekehrt?“, Kanae musste lächeln. Kyoko hatte sich zwar sehr verändert, sie war erwachsener geworden, doch ihre Eigenheiten und einige ihrer Angewohnheiten hatte sie dennoch beibehalten. „Ich weiß. Aber sie macht den Job noch nicht sehr lange und dass meine alte Managerin schwanger geworden ist, kann ich ihr nicht in die Schuhe schieben, schließlich hatte Kessy ja nichts damit zu tun.“ Kanae musste kichern. „Was ist so lustig daran?“, Kyoko kam hinter der Schranktür hervor. Sie trug das rote T-Shirt, dass sie sich kurz zuvor noch angezogen hatte und auf dessen Brust der Slogan „Well shouted, lion!“ prangte. Darunter trug sie immer noch die Jeans vom Mittag, doch stand sie nun sperrangelweit offen und gab den Blick auf einen schwarzen Slip frei. Die Schuhe hatte sie schon ausgezogen und an den Füßen trug sie schwarze Socken. Kanae grinste sie bei diesem Anblick breit an. Es passte wirklich wie die Faust aufs Auge, wie ihre Freundin motzend hinter der Schranktür mit dem Slogan „Well shouted, lion!“ hervor kam: „Du bist wirklich unverbesserlich. Willst du mir jetzt endlich mal sagen, was der Boss von dir wollte?“ „Nein.“, sie verschwand wieder hinter der Tür und Kanae konnte sie im Schrank kramen hören. „Du platzt noch, wenn du es nicht bald los wirst.“, Kanae’s Belustigung war aus ihrer Stimme verschwunden. Kyoko stöhnte, als sie ihre Hose runterzog: „Er hat mich gefragt, ob ich mich wirklich dazu im Stande sähe, diesen Job zu übernehmen und warum ich mir da so sicher sei.“ Sie warf die Hose auf den Stuhl und griff nach einer Jogginghose. „Warum regst du dich so sehr darüber auf?“, Kanae beobachtete, wie ihre Freundin hinter der Tür hervor trat. „Du fragst ehrlich warum?“ Kanae nickte. Kyoko schloss die Schranktür und schritt durch das Zimmer: „Ganz einfach, weil er mir immer noch nichts zutraut. Er traut mir nicht zu, dass ich dazu in der Lage bin, diesen Job zu übernehmen.“ „Warum sollte er das nicht tun?“ „Weil er immer noch denkt, dass ich mein Problem nicht überwunden hab.“ „Das ist Blödsinn, schließlich hat er es doch selbst erlebt, dass du das schon geschafft hast. Du hast doch inzwischen schon einige dieser Filme gedreht, dass weiß er doch noch, oder?“ Kyoko wandte sich zu ihr um und sah sie leicht wütend an: „Natürlich sollte er das noch wissen.“ „Na siehst du. Warum sollte er also denken, dass du den Job nicht meistern könntest?“, Kanae stützte ihren Kopf auf ihrer rechten Hand, den rechten Arm auf der Schreibtischkante, zu der sie hinüber gerollt war. Kyoko blieb stehen, sah zu Boden und dachte ernsthaft darüber nach: „Vielleicht“, schloss sie langsam: „Vielleicht ist es auch wegen Tsuruga-san. Vielleicht traut er mir nicht zu, mit ihm spielen zu können.“, sie sah zu ihrer Freundin als erhoffte sie sich von ihr eine Bestätigung. „Nun, hast du denn Angst, dass er dich gegen die Wand spielen könnte?“, Kanae hatte den Kopf gehoben und sah sie nachdenklich an. „Natürlich nicht!“, kam prompt die Antwort, während sie sich auf der Bettkante niederließ: „Ich habe schon mal mit ihm gespielt. Gut, er hat mich damals an die Wand gespielt, aber ich hatte auch keine Erfahrung und ich hatte keine Ausbildung, so wie er.“ Kanae lächelte sie an: „Na dann mal ran an den Speck.“ „Natürlich!“ „Das heißt aber auch, dass du dir nicht mehr den Kopf drüber zerbrechen sollst.“ Kyoko sah zu Boden. „Meine Güte.“, stöhnte die Schwarzhaarige: „Ich hoffe, ich werde niemals so werden wie du.“ „Warum?“, Kyoko sah sie überrascht an. „Weil du genauso reagierst, wie es mir Yukihito von Tsuruga-san erzählt hat.“ Kyoko stand der Mund offen: „Sag mal, hast du eigentlich in letzter Zeit oft mit Yashiro-san zu tun?“ Kanae wich ihrem Blick aus, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen: „Möglich.“ Kyoko lächelte. Kanae war gegangen und nun saß die junge Schauspielerin in ihrer Wohnung, durchblätterte das Skript. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie es noch nicht all zu bald brauchen würde. Sie hatte es schon öfter erlebt, vor allem bei Dark Moon. Zuerst gab es eine Pressekonferenz, schließlich war Ren Tsuruga ein Hauptdarsteller in einem Film des Regisseurs Shingai. Das sie mitspielte zählte sie als nicht so bedeutend, wie sie es immer tat. Es half ihr auf dem Teppich zu bleiben und zu entspannen, während andere um sie herum bereits abhoben und sich über alles erhaben sahen. Sie blätterte das Skript durch und ging einige der Passagen durch. Es konnte nicht schaden sich bereits vorab Gedanken um den Ablauf zu machen. Wie sie ihre Figur darstellen wollte, hatte sie fast sofort gewusst, als sie es in den Händen gehalten und überflogen hatte. Sie musste sich nur noch einmal den Handlungsablauf in Erinnerung rufen, damit sie die Texte in den Kontext einordnen konnte. Sie hatte noch nicht alles gelernt, aus Angst Texte durcheinander zu werfen. Aber die meisten konnte sie bereits. Sie würde die letzten paar Seiten noch vor Drehbeginn beherrschen und sie den Szenen zuordnen können, da war sie sich sicher. Doch das war nicht das Problem. Es war auch nicht der wahre Grund dafür, dass sie es durchblätterte. Der wahre Grund war, dass sie nach Fallen suchte, die auf sie lauern könnten. Obwohl sie Kanae’s Rat befolgen wollte, konnte sie dennoch nicht vergessen, mit welchem Nachdruck der Präsident von LME auf sie eingeredet hatte. Es war einfach so und sie wusste noch immer nicht warum. Aus irgendeinem Grund, der ja auch nicht ganz abwegig war, erhoffte sie sich eine Lösung im Skript zu finden. Aber selbst nachdem sie es endlich durch hatte, stand sie fast genauso dumm da, wie vorher auch. Es bestand nur der kleine Unterschied, dass sie nun die letzten Seiten auch konnte. Frustriert legte sie sich in ihre Kissen und zog die Decke bis zum Kinn hoch, um sich hinein zu kuscheln. Ren saß vor der Couch in seinem Wohnzimmer, das Skript aufgeschlagen vor sich. Er konnte nichts finden. Da war nichts besonderes zu finden, dass ihm größere Sorgen bereiten sollte, als alles andere, das dort geschrieben stand. Er konnte keine Stelle finden, bei der er sagen konnte: „Da wird sie mir gefährlich werden. Das wird zum Problem.“, oder auch: „Das ist ein Grund den Job abzulehnen.“ Er konnte nichts finden. Gut, es gab schon die eine oder andere Stelle von der er dachte, dass sie ihm gefährlich werden würde, aber davon hatte er auch schon vor dem Gespräch mit Takarada gewusst und es war nichts wirklich ungewöhnliches. Er kannte solche Szenen bereits aus anderen Filmen, hatte sie immer wieder auf verschiedene Arten gespielt und sie schließlich zu einer seiner Spezialitäten gemacht. Doch das half ihm nicht weiter. Er kannte den Text, er kannte den Ablauf und er wusste, wie er seinen Charakter gestallten würde, doch er hatte keine Lösung für das vom Präsidenten angesprochene Problem gefunden. Es war deprimierend. Allmählich überkam ihn die Müdigkeit und er erhob sich. Ren stellte das Glas auf den Tisch, aus dem er die letzten Stunden Wasser getrunken hatte und zog sich auf dem Weg zum Bad das Shirt aus. Was sie wohl beim Präsidenten sollte? War es seinetwegen? War es zu vermessen so etwas in Erwägung zu ziehen? Bestimmt. Er putzte sich die Zähne und schlüpfte von seiner Jeans in seinen Schlafanzug. Hatte sie vielleicht Probleme, von denen er nichts wusste? Wie sollte er nur seine Maskerade aufrechterhalten, wenn ausgerechnet sie im Film das Objekt seiner Begierde darstellen sollte? Wie sollte er es schaffen so stark zu bleiben, dass es niemandem auffiel? Würde sie wohl noch einmal darauf herein fallen, wenn er alles, was in ihm während des Drehs aufkeimte in seine Darstellung packte? Würde es auffallen, solange er sich an das Skript hielt? Bestimmt. Er ließ sich auf der Bettkante nieder, schüttelte noch einmal das Kopfkissen auf, ließ seinen Kopf gleichzeitig hinein und die Beine ins Bett sinken und griff mit der rechten Hand nach der Bettdecke, die er unter seinen Beinen hervorzog. Ren drehte sich zur Seite und zerbrach sich noch eine ganze Weile den Kopf, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)