Beyblade Metal Masters von _Nira_ (Rebirthing of Fighting Spirit) ================================================================================ Kapitel 11: Aufs Kreuz gelegt ----------------------------- Kapitel 11: Aufs Kreuz gelegt Seufzend blieb Rafael stehen und starrte in den strahlendblauen Himmel. Gestern Nacht hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht. Wie er es schon in seinem Brief erwähnt hatte, brauchte er einfach Abstand zu der ganzen Sache. >Wie die anderen wohl reagiert haben?< fragte er sich und sein Blick wurde nachdenklich. Mühsam streckte er sich und richtete seine Augen wieder nach vorne. „Ich sollte aufhören darüber nachzudenken. Die sollen sehen, wie sie klar kommen“ murmelte er und setzte seinen Weg fort. Er war einfach losgezogen, ohne Plan, raus aus der Stadt und jetzt befand er sich irgendwo an einem Waldrand. Ein leises Plätschern verriet ihm, dass er sich in der Nähe eines Flusses befand. Wieder blieb er stehen und überlegte, was er nun machen sollte. Schließlich kam Rafael zu dem Schluss, eine Pause einzulegen, da er schon seit ein paar Stunden durchgehend unterwegs war. Er folgte dem Geräusch des Wassers und kam wenig später tatsächlich an besagtem Fluss an. Er stellte seinen Rucksack neben sich und kniete sich am Flussufer nieder. Er formte seine Hände zu einer Schale und spritzte sich das kühle Nass ins Gesicht. „Ah, das tat gut“ seufzte Rafael erleichtert und wischte sich das überschüssige Wasser mit seinem T-Shirt aus dem Gesicht. Er setzte sich auf den steinigen Boden und atmete tief durch. Plötzlich hörte er hinter sich etwas aus dem Wald kommen. Sofort rappelte er sich auf und sah gespannt, wer oder was da jetzt auf ihn zukam. >Das ist jetzt nicht wahr< dachte er entnervt, als sich eine Gruppe von etwa zehn Jungs auf ihn zu bewegte. „Hey, was hast du hier verloren?!“ fragte einer schroff. „Ich bin nur auf der Durchreise“ erwiderte Rafael ruhig. „Tja, Pech für dich! Wenn du gegen uns verlierst, kriegen wir deinen Bey, verstanden?!“ sagte ein anderer. Rafael verdrehte die Augen, holte aber Vulpine hervor und ließ ihn im Starter einrasten. „Von mir aus… Ihr gewinnt doch sowieso nicht“ meinte er herablassend und stellte sich in Position. „Dann zeig mal, was du kannst!“ kam es nur zurück. „Let it rip!“ rief die Gruppe und zehn Beys landeten auf dem Boden. Rafael feuerte seinen ebenfalls ab und wurde sofort von seinen Gegnern umzingelt. „Als ob mir das was ausmachen würde. Vulpine!“ rief er und sein Bey haute schon drei Gegner mühelos weg. Die anderen scharrten sich weiterhin um ihn und versuchten so anzugreifen. Rafael wartete noch einen Moment bis alle nah genug dran waren, damit er seinen Special Move einsetzten konnte. Der würde reichen um die Gegner zum Stehen zu bekommen. Plötzlich schoss aus dem Wald von einem Ast aus ein weiterer Bey auf den Boden und mischte sich ins Geschehen ein. Verdutzt sah Rafael auf den hellblau/schwarzen Bey. Er konnte auf den ersten Blick nicht sagen, was es für ein Typ war. „Corvus!“ rief plötzlich jemand. Aus dem Bey erhob sich ein schwarzer Rabe, der von einer hellblauen Aura umgeben war. Gebannt sah Rafael auf den Vogel, der jetzt mit seinen Flügeln ausholte und im wahrsten Sinne des Wortes mächtig Wind machte. Die anderen sieben Beyblades wurden einfach weggefegt und landeten vor, neben oder hinter ihren Besitzern. Vom Ast, von dem aus der Bey gerade abgefeuert wurde, sprang nun jemand und näherte sich der Gruppe. Es war ein junges Mädchen, vermutlich so alt wie Rafael, vielleicht etwas jünger. Ihre kupferroten Haare, die sie zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengebunden hatte, wehten leicht im Wind und ihre dunkelblauen Augen fixierten die Bladergruppe ernst. „Wah, die schon wieder! Nichts wie weg!“ rief einer und auch der Rest der Gruppe verschwand wieder im Wald. Gebannt sah Rafael auf das Mädchen und musterte sie nun etwas genauer. Sie trug ein Top, das aussah, als hätte sie zwei an. Das untere war schwarz, das obere hatte eine mittelrote Farbe und betonte ihre schlanke Figur perfekt. Außerdem trug sie eine schwarze Jeans, welche an der Hüfte zwei Gürtel hatte – einer in rot, einer in dunkelgrau. Ihre Schuhe waren einfache Turnschuhe in einer schwarz/weißen Färbung. Sie kam nun auf ihn zu und fing ihren Bey auf. „Man, diese Typen nerven wirklich“ schnaufte sie genervt und wandte sich an Rafael. Der Schwarzhaarige musste erst mal seine Sprache wiederfinden. Energisch rang er sich dazu durch, etwas zu sagen, denn er war von ihrem Aussehen einfach nur geplättet. „Ja, stimmt. Wer waren die?“ wollte er wissen. „So ein paar Möchtegerns aus der Stadt, hier in der Nähe. Sie halten sich für was Besseres, dabei müssen sie sich zusammentun, um gegen schwächere Gegner zu kämpfen. Einfach nur erbärmlich“ erwiderte sie. Rafael nickte verstehend und sah zu seinem Bey, den er kurz darauf auffing. „Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt“ lachte sie plötzlich verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Mein Name ist Kaori Akane.“ Rafael nahm die dargebotene Hand und stellte sich ebenfalls kurz vor. „Ich bin Rafael Saitoh.“ Kaori lächelte ihn an. „Was hast du da denn für einen Bey? Du hast eben einen ziemlich beeindruckenden Angriff hingelegt“ meinte er schließlich. Die Blauäugige hielt ihm seinen Bey hin. „Das ist Dark Corvus“ präsentierte sie stolz. „Wow, nicht schlecht. Er ist bestimmt stark“ sagte Rafael. „Natürlich“ grinste Kaori zurück. „Flame Vulpine ist aber auch nicht schlecht“ meinte er und hielt nun seinen Bey hoch. „Das können wir ja mal in einem Kampf klären“ sagte Kaori. „Später. Ich will erst mal was Essen. Sagtest du nicht, dass es hier in der Nähe eine Stadt gibt?“ hakte er nun nach. „Ja, in der Nähe ist gut. Es sind bestimmt locker zehn Kilometer bis dahin“ erwiderte sie nachdenklich. Rafael packte seinen Bey weg und hob seinen Rucksack auf. „Dann lass uns mal loslaufen“ meinte er nur. Kaori sah ihn erstaunt an, doch dann gingen sie schließlich beide los. Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden, doch dann ergriff Kaori das Wort. „Jetzt weiß ich auch wieder, wo ich dich schon mal gesehen hab. Du hast doch auch an Battle Blader teilgenommen und erst vorgestern bei der Weltmeisterschaft gekämpft, oder?“ fragte sie nach. Rafael nickte. „Ja, das ist wohl wahr“ seufzte er zurück. „Wieso bist du dann nicht bei deinem Team?“ hakte Kaori interessiert nach. „Eine längere und etwas komplizierte Geschichte“ erwiderte Rafael nachdenklich. „Was ist passiert?“ wollte sie wissen. Rafael schnaubte. Vielleicht war es doch mal ganz gut mit jemanden darüber zu reden. Immerhin nagte die ganze Sache doch ziemlich an ihm – ansonsten würde er sich wohl kaum so seltsam benehmen. „Also… ich hab ein Mädchen bei mir im Team. Sie heißt Ashley und ist mit Kyoya zusammen“ fing er nun an. „Kyoya? Meinst du Kyoya Tategami?“ fragte Kaori nach. Rafael nickte. „Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat“ meinte sie nur verblüfft. „Das wissen die Wenigsten. Und dabei hat er sie jetzt schon seit fast einem Jahr“ ergänzte Rafael. „Wow“ machte Kaori erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. „Jedenfalls, war ich schon lange in Ashley verliebt – wir beide kennen uns auch eine kleine Ewigkeit – aber ich hatte eben nie eine Chance bei ihr. Nachdem sie dann auch noch mit Kyoya zusammengekommen ist, war ich richtig angepisst und ich hab in den letzten Monaten einen fatalen Fehler gemacht, als ich die beiden auseinanderbringen wollte. Es hätte auch fast geklappt, aber selbst wenn… Ashley wäre sowieso nicht zu mir gekommen“ erklärte er. „Du hast wohl nach dem Motto: ‚Wenn ich sie nicht haben kann, dann auch kein anderer’ gehandelt, oder? Vielleicht unbewusst, aber ich denke, das war der Hintergedanke“ schlussfolgerte Kaori schließlich. „Ja, kann sein“ seufzte Rafael zurück. „Was war die Konsequenz daraus?“ wollte sie wissen. „Eine geschwollene Wange und eine sehr gereizte Tag-Partnerin, wegen der wir das Finale verloren haben“ antwortete er schlecht gelaunt. „Du schiebst deiner Partnerin die Schuld in die Schuhe?“ hakte Kaori nach. „Nicht so ganz“ gab Rafael zu. „Ich weiß schon, warum ich lieber alleine kämpfe. Da muss ich mich mit so was nicht auseinandersetzen“ erwiderte Kaori schulterzuckend. „Ist das der Grund, warum du nicht an der Weltmeisterschaft teilnimmst?“ fragte Rafael nach. „Auch. Ich hätte letztes Jahr zu gerne an Battle Blader teilgenommen, aber ich hab den Aufruf zu spät gehört und als das Turnier angefangen hat, hatte ich gerade 45.000 Punkte. Es hat nicht gereicht, auch wenn ich eigentlich ziemlich nah dran war“ erwiderte Kaori. „Im Endeffekt kannst du froh sein, dass du nicht teilgenommen hast. Das Turnier war ziemlich… katastrophal“ meinte Rafael schließlich. „Ich hab’s mir damals in den Zuschauerreihen angesehen. Am meisten haben mir Kyoya und Kayla Leid getan“ gab Kaori ehrlich zu. „Kayla kenn ich auch schon ewig. Es war ziemlich schlimm sie so zu sehen, aber die Zeit nach dem Turnier war noch härter als der Kampf selbst“ erzählte Rafael. „Warum?“ fragte Kaori. „Kayla war von dem Kampf regelrecht traumatisiert. Sie ist davon seelisch und körperlich vermutlich für den Rest ihres Lebens gekennzeichnet. Zwar spielt sie uns immer die Starke vor, aber man merkt irgendwo doch, dass sie nicht mehr die Alte ist“ meinte er. Kaori nickte verstehend. Auf einer kleinen Anhöhe blieben die beiden schließlich stehen. Einige Kilometer vor ihnen befand sich die Stadt, von der Kaori gesprochen hatte. „Wir sind ja schon fast da“ stellte Rafael erstaunt fest. „Na ja, der letzte Teil bis dahin zieht sich noch eine Weile, aber wir haben ja Zeit und können uns noch ein wenig austauschen“ meinte sie gutgelaunt und ging weiter. Rafael lächelte. Irgendwie musste er ein wenig an Ashley denken, wenn er sie so sah, aber mit jeder weiteren Minute stellte er fest, dass zwischen den beiden Mädchen wirklich Welten lagen. Kaori strahlte etwas Geheimnisvolles aus, während man bei Ashley eher das Gefühl hatte, man traf den Sonnenschein persönlich. Eine lustige Vorstellung, bei der Rafael leicht grinsen musste. Vielleicht würde sich mit Kaori ja irgendwas ergeben, aber dazu musste er sie erst besser kennenlernen und ihren Charakter einschätzen. Schlecht wäre es ja nicht, aber er hatte seinem Team versprochen, in Frankreich wieder dabei zu sein, denn ewig wollte und konnte sie nicht hängen lassen. „Was ist los?“ fragte Kaori plötzlich. „Nichts, schon okay“ winkte Rafael nur ab. „Weißt du, auf was ich jetzt mal so richtig Lust hab?“ fragte Kaori grinsend. „Auf was denn?“ stellte Rafael erwartungsvoll die Gegenfrage. „Auf eine richtig gute Pizza. Ich hab ewig keine mehr gegessen“ meinte sie. Rafael grinste. „Ich auch nicht. Na, dann lass uns Pizza essen gehen“ stimmte er zu. Beide mussten lachen. Als sie sich wieder beruhigt hatten, setzten sie ihren Weg eine Weile schweigend fort. „Wo willst du heute die Nacht verbringen?“ wollte Kaori wissen. „Ich weiß es noch nicht“ gab Rafael ehrlich zu. „In einem Hotel oder einer Pension, denk ich mal.“ Kaori nickte verstehend. „Werde ich wohl auch.“ „Okay, dann gehen wir jetzt was Essen, schauen uns anschließend nach einer Bleibe für die Nacht um und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Was hältst du davon?“ fragte Rafael nach. „Gerne doch. Und morgen will ich mal gegen dich kämpfen“ forderte Kaori ihn auf. „Das wäre mein nächster Punkt gewesen“ lachte Rafael zurück. „Schön, dass wir uns einig sind“ meinte sie grinsend. Eine halbe Stunde später waren sie schließlich in der Stadt. Es war keine große Stadt, trotzdem gab es hier alles, was man so brauchte. Diverse Geschäfte, Restaurants, kleinere Pensionen und Hotels, sowie ein kleiner Park, der mit Beyarenen versehen war. „Da können wir dann morgen kämpfen, wenn die kleinen Kinder mal Platz machen“ sagte Kaori grummelnd. „Das soll mal nicht unsere Sorge sein“ lächelte Rafael zurück. Die beiden sahen sich noch eine Weile um, dann ließen sie sich in einem Restaurant nieder und bestellten sich ihre Pizzen. „Was war der ausschlaggebende Grund, warum du die anderen sitzen gelassen hast? Immerhin nehmt ihr an der Weltmeisterschaft teil – so eine Chance würde ich mir an deiner Stelle nie entgehen lassen“ fragte Kaori nach. „Ashley hat mir gestern an den Kopf geworfen, dass das Team besser ohne mich dran wäre. Ich weiß nicht, aber der Satz hat mich hart getroffen, vor allem, weil ich schon immer Probleme hatte mich mit jemand zu arrangieren – besonders im Kampf. Aber, ich hab dran gearbeitet und eigentlich hat es auch funktioniert, bis das dann mit Ashley und Kyoya war“ erklärte Rafael seufzend. „Deshalb kämpfe ich ungern im Team. Corvus und ich sind schon Team genug. Ein zweiter Spieler würde mehr kaputt machen als von Nutzen zu sein“ erwiderte Kaori sachlich. „Genug von mir. Erzähl mal was von dir“ forderte Rafael sie auf. „Hm… von mir“ überlegte Kaori. Sie lächelte ihn vielsagend an. „Ich komme hier aus Japan und bin leidenschaftliche Bladerin. Freunde hab ich nicht so wirklich, nur hin und wieder mal eine Beziehung, aber ansonsten ziehe ich meistens alleine durch die Gegend“ erzählte sie. Rafael nickte verstehend. Er wollte gerade noch etwas sagen, aber in diesem Moment kam die Kellnerin mit den Pizzen auf den Händen und stellte sie auf dem Tisch ab. „Dann mal guten Appetit“ wünschte Kaori ihm. „Dir auch“ lächelte Rafael zurück. Nachdem die beiden mit dem Essen fertig waren, machten sie sich daran, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. „Also, wir haben noch ein Doppelzimmer frei“ sagte die junge Frau an Rezeption freundlich. „Gut, ich denke hier können wir bleiben, oder?“ Rafael wandte sich an Kaori, die nur nickte. „Dann haben sie die Zimmerschlüssel. Unsere Frühstückszeiten sind von 8.00 bis 10.30 Uhr. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“ meinte die Rezeptionistin freundlich und legte den Schlüssel auf den Tisch. Die beiden liefen in den zweiten Stock und fanden dort ihr Zimmer vor. Rafael warf seinen Rucksack ungeachtet in die Ecke und schmiss sich auf die eine Hälfte des Doppelbettes. Zufrieden atmete er durch. Kaori stellte ebenfalls ihre Sachen ab und setzte sich auf die andere Hälfte. „Warum hast du eigentlich keine guten Freunde?“ fragte Rafael interessiert und drehte sich zu ihr. „Keine Ahnung“ seufzte Kaori zurück. „Irgendwie gerate ich immer an die Falschen.“ Dass hinter diese Aussage etwas ganz anderes steckte, sollte Rafael erst erfahren, wenn es schon zu spät war. Stattdessen nickte der Schwarzhaarige nur verstehend. Kurz darauf setzte er sich auf und sah sie eine Weile an. „Was ist?“ wollte Kaori wissen. „Ich weiß auch nicht… Du machst mich total verrückt“ erwiderte er. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf das Gesicht der Orangehaarigen. Sie drehte sich um und setzte sich im Schneidersitz ihm gegenüber. „Ach, tu ich das?“ wollte sie wissen. Das abenteuerlustige Funkeln in ihren Augen unterstrich ihre Aussage nochmals. Rafael grinste und beugte sich zu ihr vor, sodass ihre Gesichter nicht mehr weit voneinander entfernt waren. „Ja, tust du“ bestätigte er und sah ihr tief in die unergründlichen Seelenspiegel. Nun grinste auch Kaori, bevor sie sich zu ihm vorbeugte, die letzten Zentimeter schamlos überbrückte und ihn küsste. Rafael riss die Augen auf. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie ihm eine Scheuern würde, aber das kam nun wirklich unerwartet. Es dauerte einen Moment, bis er sich von dem kleinen Schock erholt hatte, doch dann küsste er vorsichtig zurück. Etwas schüchtern hob er die Hand und legte sie in ihren Nacken. Kaori seufzte kurz auf und löste sich dann wieder von ihm. „Hm… du kannst gut küssen“ stellte sie nüchtern fest. Rafael wurde leicht rot. „Seltsam, wenn man bedenkt, dass ich der Hinsicht eigentlich gar keine Erfahrung hab“ erwiderte er und sah zur Seite. „Komm schon. Das kann doch jeder“ meinte sie grinsend. Verwundert sah er sie an. Wie weit war sie denn bereit zu gehen? Immerhin kannten sie sich erst einen halben Tag. „Also, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“ sagte Rafael nachdenklich. „Wenn du nicht willst, soll’s mir recht sein, aber ich verspreche dir…“ Kaori legte den Kopf auf seine Schulter. „… du würdest es nicht bereuen.“ Rafael schluckte. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Sein ganzer Körper spielte verrückt und es fühlte sich an, als würden Ameisen in seinem Bauch Tango tanzen. Ein geniales Gefühl, was er vorher noch nie gehabt hatte. Dieses Mädchen machte ihn wirklich wahnsinnig und obwohl er sie erst so kurz kannte, zweifelte er nicht an ihrem Versprechen. Ob er es wahr haben wollte oder nicht – Kaori hatte ihm total den Kopf verdreht. Kaori lehnte sich zurück und sah ihn eindringlich an. „Und?“ fragte sie nach. Rafael musste seine Sprache erst mal wieder finden. Selbst wenn er wollte, er konnte einfach für ein paar Sekunden nichts sagen – so perplex war er. „Kann ich wirklich darauf vertrauen, dass du dein Wort hältst?“ fragte er schließlich. „Natürlich“ bestätigte Kaori ohne zu Zögern. Rafael beugte sich zu ihr vor und küsste sie erneut, dieses Mal jedoch viel intensiver. Fordernd strich er mit der Zunge über ihre Lippen und bat um Einlass, welcher ihm kurz darauf auch gewährt wurde. Kaori ließ sich offenbar darauf ein, denn sie leistet keinen Widerstand, als er ihre Mundhöhle erkundete und ihre eigene Zunge neckte. Kurze Zeit später mussten sich beide wegen des Luftmangels voneinander lösen. „Gut“ meinte er schließlich, beugte sich über sie und drückte sie sanft auf die Matratze. „Weil… es wäre nämlich mein erstes Mal.“ Wieder wurde Rafael bei dieser Aussage leicht rot. Kaori grinste. „Für mich ist das kein Problem“ erwiderte sie ruhig. „Na dann“ lächelte Rafael zurück. Er küsste sie erneut, sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich. Das Weckerklingeln riss die beiden aus dem Schlaf. Müde angelte Rafael, der auf dem Rücken lag, nach seinem Handy und brachte es zum Schweigen. Kaori, die auf seiner Brust lag und auch so brutal aus dem Schlaf gerissen worden war, gab einen unwilligen Laut von sich und kuschelte sich enger an den Schwarzhaarigen. Rafael sah an die Decke. Er hätte sich nie erträumt, dass sein erstes Mal so toll sein würde. Kaori war einfach… genial. Er hatte sich wirklich Hals über Kopf in sie verliebt und er hoffte, dass das Ganze, trotz der Verantwortung gegenüber seinem Team, eine Zukunft hatte. Vorsichtig sah er zu ihr hinunter und lächelte leicht. Schläfrig blinzelte Kaori ihm entgegen. „Guten Morgen“ sagte Rafael sanft. „Morgen“ nuschelte sie zurück. Rafael zog sie ein Stück zu sich hoch und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Kaori seufzte wohlig auf und schloss genüsslich die Augen. „Heute steht unser Match an“ sagte sie plötzlich unvermittelt. Rafael überlegte kurz. „Stimmt. Nach der Nacht gestern hatte ich es fast vergessen“ gab er ehrlich zu. Kaori lächelte verschlagen. „Tja, ich nicht“ erwiderte sie nur. Damit drehte sie sich um, stand auf und sammelte ihre Klamotten ein, bevor sie kurz darauf im Bad verschwand. Rafael stützte sich auf seinen linken Ellenbogen und sah verwundert zur Badtür. Was war denn plötzlich los? Gestern Nacht hatte sie sich ihm völlig hingegeben, hatte kein Anzeichen von Ablehnung an den Tag gelegt und jetzt benahm sie sich auf einmal so seltsam. Irgendwas stimmte doch da nicht. Rafael ließ sich wieder in sein Kissen sinken und griff sich an den Kopf. Das würde sich bestimmt gleich alles klären – hoffte er zumindest. Kurze Zeit später kam Kaori fertig angezogen ins Zimmer zurück. „Gehen wir dann frühstücken?“ wollte sie interessiert wissen. „Ja, ich zieh mich nur noch an“ erwiderte er und schwang sich aus dem Bett. Schnell sammelte er ebenfalls seine Klamotten ein und verschwand kurz darauf ebenfalls im Bad. Rafael blieb einen Moment vor dem Spiegel stehen und besah sich darin. Irgendwie wurde dieses seltsame drückende Gefühl immer intensiver. Fast so, als wollte sein Instinkt ihn warnen. Aber wovor? Vor Kaori? >Ach, so ein Quatsch!< dachte er energisch und schüttelte den Kopf. „Rafael, du leidest an Wahnvorstellungen“ murmelte er zu sich selbst und bürstete noch mal kurz über seine Haare und verließ dann wieder das Bad. Er blickte zu Kaori, die sich gerade noch ihre Schuhe anzog, noch einmal prüfte, ob sie alles dabei hatte und sah dann zu dem Schwarzhaarigen. „Komm, lass uns gehen“ sagte sie einfach und öffnete die Zimmertür. Rafael folgte ihr. Das Frühstück verlief schweigend. Rafael traute sich nicht so wirklich sie auf ihr Verhalten anzusprechen. Nachdem sie fertig waren, liefen die beiden durch die Stadt und suchten nach einem geeigneten Platz, um ihr Match auszutragen. In dem kleinen Park, an dem sie gestern vorbei gelaufen waren, war nun nichts los. Alle Arenen waren leer. Das war auch ziemlich gut, denn es sollte auch schließlich keine Verletzten geben, wenn sie hier ordentlich aufdrehten. „Na dann. Auf geht’s“ meinte Kaori und machte Corvus startklar. Rafael holte Vulpine hervor und ließ ihn ebenfalls im Starter einrasten. Die beiden stellten sich in Position. „3… 2… 1… Let it rip!“ riefen sie synchron. Vulpine und Corvus kamen perfekt in der Arena auf und zogen ihre Runden umeinander. „Los, Corvus!“ rief Kaori. Ihr Bey raste auf Vulpine zu, der gekonnt auswich und kurz darauf selbst angriff. Immer wieder knallten die beiden Beys hart aufeinander und versuchten den jeweils anderen abzudrängen. Rafael knurrte. Er konnte Gleichgewichtstypen noch nie wirklich leiden. Sie waren die kompliziertesten Gegner, denn durch einen Stillstand verloren sie fast selten und auch ein Arena-Aus war schwer zu erzwingen. „Nicht schlecht. Du hältst dich ziemlich gut“ gab Kaori ehrlich zu. „Ich hab doch noch gar nicht richtig angefangen, Kleine. Da geht noch mehr! Vulpine!“ rief Rafael enthusiastisch. Vulpine legte an Tempo zu und rammte Corvus mit aller Kraft. Der hellblau/schwarze Bey wurde zurückgedrängt, doch Kaori machte sich nicht wirklich was daraus. Sie war eine ausgezeichnete Bladerin, hielt aber ihr Talent im Hintergrund. Ihre Fähigkeit, den Gegner allein durch bloßes zusehen, genau einzuschätzen, war wirklich einzigartig. Vulpine schien die Oberhand zu haben, doch so schnell gab Corvus nicht auf. Blitzschnell wich er aus und schlug erbarmungslos zurück. Rafael war überrascht über diesen heftigen Konterangriff und merkte schnell, dass er auf keinen Fall den Fehler machen und Kaori unterschätzen sollte. „Komm schon, Vulpine!“ feuerte er seinen Bey an. Der Fuchs ging auf Abstand, nur um den Schwung zu nutzen und mit alle Kraft gegen Corvus zu knallen. „Corvus, Gegenangriff! Lass dir das nicht gefallen!“ rief Kaori sofort. Wieder knallten die beiden Beys mit aller Kraft gegeneinander. >Sie ist wirklich wie ein unentdecktes Talent. Wäre sie damals schon bei Battle Blader angetreten, hätte sie in einem Kampf vielleicht ihre ganze Stärke gezeigt. Aber so… Vulpine und ich sind keine Gegner für sie< stellte Rafael knurrend fest. „War das alles? Du hast doch bestimmt noch mehr drauf! Wenn du in einem Weltmeisterschaftsteam bist, erwarte ich etwas mehr!“ meinte Kaori nun provozierend. Rafael versuchte ihre Provokation zu ignorieren. Er durfte nicht darauf eingehen. „Vulpine, los!“ befahl er deshalb. „Machen wir dem ganzen ein Ende! Corvus, Special Move: Cryptic Scythe Feather!” rief Kaori. Kurz darauf erschien ihr mächtiger Falke und breitete seine pechschwarzen Flügel aus. Als er sie niederschlug, flogen schwarze Federn wie Sicheln auf Vulpine zu. „Ausweichen!“ rief Rafael. Sein Bey wich tatsächlich gekonnt den gefährlichen Geschossen aus. Kaori sah erschrocken in die Arena. Ihr Special Move hatte noch nie versagt. Es war das erste Mal, dass es jemand schaffte, ihm auszuweichen. Corvus feuerte die letzten Federn auf Vulpine ab. „Und jetzt Special Move: Vulpine, Fire Hurricane!“ befahl Rafael. Der Symbolbolzen blitzte auf und der Fuchs erschien mit einem gewaltigen Feuersturm, der Corvus in die Luft katapultierte. „Tja, ich würde mal sagen, das war’s“ grinste Rafael triumphierend. Kaori gab nur einen verächtlichen Laut von sich. „Das denkst aber auch nur du!“ erwiderte sie selbstsicher und sah nach oben. Rafael schaute sie verwundert an und folgte ihrem Blick. „Corvus! Los!“ rief Kaori. Man sah den Bey im Licht aufblitzen und kurz darauf kam er mit einer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit wieder zurück auf die Arena zu. „Vulpine!“ versuchte Rafael die Situation noch zu retten, aber es war schon zu spät. Corvus knallte mit voller Wucht auf seinen Bey, der dadurch total aus der Bahn geworfen wurde und kurz darauf kam Vulpine klappernd vor den Füßen seines Besitzers auf dem Boden auf. Geschockt sah der Schwarzhaarige auf den Boden. Kaori fing inzwischen ihren eigenen Bey auf. Corvus flog ihr gekonnt in die offene Handfläche. Sie sah zu Rafael und seufzte leicht. „Komm schon. Nimm’s nicht so schwer. Das kann jedem mal passieren“ meinte sie aufmunternd. Rafael hob Vulpine auf und sah seinen Bey an. Er schnaufte. „Das war eine blamable Niederlage.“ Kaori lachte. „Ach quatsch. Es gibt viel Schlimmeres!“ „Meinst du?“ fragte Rafael zweifelnd. „Klar. Hier hat niemand deinen verlorenen Kampf gesehen. In einer öffentlichen Arena wäre es nicht so gewesen“ erwiderte Kaori. Rafael nickte zustimmend. „Stimmt“ erwiderte er abwesend. Eine Weile herrschte Schweigen. „Und? Was machen wir heute?“ fragte Rafael nach einer Weile. Kaori überlegte einen Moment. „Ich weiß es noch nicht genau. Kleine Kinder zu besiegen macht keinen Spaß mehr, also sollten wir uns was anderes überlegen“ meinte sie entschieden. „Schwebt dir da irgendwas vor?“ wollte er wissen. „Noch nicht so ganz“ erwiderte sie. „Dann lass uns doch vielleicht noch etwas die Stadt erkunden. Heute Abend können wir vielleicht irgendwo was trinken gehen. Morgen oder Übermorgen muss ich mich dann nämlich langsam mal auf den Weg machen, um mein Team wieder einzuholen“ sagte Rafael. „Gut, dann sollten wir die Zeit noch sinnvoll nutzen, die uns bleibt“ war Kaoris Urteil und sie lächelte. Am Abend saßen die beiden zusammen in einer kleinen Bar und ließen entspannt bei einem Cocktail den Abend ausklingen. Sie hatten irgendwie die Zeit totgeschlagen. Der ganze Mittag war völlig ereignislos gewesen. Nachdenklich fuhr Rafael mit den Fingerspitzen über sein Cocktailglas. „Machst du dir Sorgen wegen deinem Team?“ fragte Kaori unvermittelt und stellte ihr Glas auf dem Tresen ab. „Nein, ich mach mir über etwas anderes Gedanken“ gab Rafael ehrlich zu und seufzte. „Und um was?“ hakte Kaori interessiert nach. Rafael sah sie an. „Ob das mit uns beiden auch zukünftig was werden würde“ erwiderte er. Kaori sah ihn mit großen Augen an. „Vielleicht“ meinte sie daraufhin und lächelte hintergründig. „Kannst du mir nicht eine klare Antwort geben?“ wollte er wissen und schnaufte leicht. „Ich weiß nicht, wie das mit uns aussieht. Du hast dein Team und bist erst mal eine zeitlang unterwegs“ erwiderte sie nachdenklich. „Komm schon. Mit Ashley und Kyoya funktioniert das doch auch“ widersprach er hartnäckig. „Die beiden sind aber auch schon viel länger zusammen und können ihrem Partner vertrauen“ sagte Kaori daraufhin. „Heißt das, dass du mir nicht traust?“ wollte er wissen. „Genau“ bestätigte Kaori und zog an dem Strohalm ihres Getränkes. „Und warum hast du dann mit mir gleich am ersten Abend geschlafen, wenn du mir nicht vertraust?“ wollte er perplex wissen. „Dafür muss ich dir nicht vertrauen“ erwiderte Kaori kaltherzig. Rafael war absolut fassungslos. „Du vertraust mir nicht, schläfst aber mit mir. Ist das die weibliche Logik?“ fragte er nach und zog eine Augenbraue hoch. Kaori lachte. „Nein. Das ist meine Logik.“ Rafael schnaufte. „Das wird mir zu viel. Ich geh erstmal aufs Klo“ beschloss er und stand auf. Kaori sah ihm kurz nach. Als er außer Reichweite war und sie sich sicher war, dass sie von niemand beobachtet wurde, griff sie in ihre Hosentasche und holte etwas hervor, mit dem sie sich an Rafaels Glas zu schaffen machte. Schnell rührte sie den Inhalt mit dem Strohalm um. Ein paar Minuten später kam Rafael wieder. „Also, wenn ich so recht darüber nachdenke, dann versteh ich deine Logik einfach nicht“ meinte er schließlich. „Keine Sorge. Da bist du nicht der einzige“ erwiderte sie grinsend. „Na, dann bin ich ja beruhigt“ meinte er und trank von seinem Cocktail. Etwa eine Stunde später befanden sich die beiden wieder im Hotelzimmer. Rafael hatte Kaori breitbeinig auf dem Schoß, sodass sie ihn direkt ansah. Wieder küssten sich die beiden leidenschaftlich, sodass Rafael den Glauben an ihre Worte, die sie vorhin gesagt hatte, langsam verlor. Kaori hatte eine seltsame Persönlichkeit und trotz seiner guten Menschenkenntnis, war Rafael nicht imstande sie wirklich zu verstehen. Die Rothaarige drückte ihn sanft aber bestimmt auf die Matratze. Rafael merkte plötzlich, dass irgendwas nicht stimmte. Seine rechte Hand, die er eben noch in Kaoris Nacken hatte, fiel schlaff auf das Bett. „Warte mal“ brachte er hervor. Kaori richtete sich auf. „Was ist denn?“ wollte sie verwundert wissen. „Ich weiß es nicht“ erwiderte Rafael unschlüssig und versuchte sich aufzurichten, doch seine Arme krachten einfach wieder weg. Sein ganzer Körper fühlte sich schlapp an und er schaffte es nicht mehr Spannung in den Armen oder Beinen aufzubauen. >Was zum-?!< fragte er sich verwirrt. Kaoris gemeines Lachen unterbrach seinen Gedanken. „Endlich fängt es an zu wirken.“ „Was hast du mit mir gemacht?“ fragte Rafael atemlos. Kaori strich ihm sanft an der Halsseite entlang. Der Schwarzhaarige versuchte ihr die Hand wegzuschlagen, doch er schaffte es nicht einmal seine eigene richtig zu heben. „Bleib ganz ruhig“ sagte sie nur. „Ich hab dir ein Mittel für Muskelentspannung in den Cocktail gemischt. Keine Sorge, es ist nicht lebensgefährlich, aber du wirst dich die nächsten Stunden nicht bewegen können.“ Fassungslos sah er sie an. Sein Blick wechselte in einen Wütenden, so weit wie ihm das eben möglich war. „Du… du Miststück“ knurrte er angesäuert. Kaori kicherte. „Ich bin’s gern“ erwiderte sie und stieg von ihm runter. Rafael versuchte aufzustehen, aber dieser Versuch endet nur damit, dass er mit einem polternden Geräusch vom Bett fiel. Kopfschüttelnd ging Kaori auf ihn zu, hob seinen Oberkörper an und lehnte ihn gegen das Bett. „Egal, wie sehr du dich anstrengst, du wirst dich nicht so schnell bewegen können. Und bis es wieder so weit ist, bin ich verschwunden. Ach ja, und ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich die hier mitnehme“ sagte sie eiskalt und hielt zwischen Zeige- und Mittelfinger eine kleine dunkelblaue Karte mit dem Logo der WBBA hoch. Das kreditkartengroße Kärtchen war die Bestätigung für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Rafael hütete sie wie seinen Augapfel, denn sollte er sie verlieren, wäre seine Teilnahme an der WM gestorben. Und sollte Kaori sie an sich nehmen, hatte sie die Möglichkeit in Kaylas Team zu kommen. Denn ohne Rafael waren sie zu dritt und ein vierter Spieler musste zwangsläufig einfach sein. „Lass die hier“ fauchte er mühselig. „Ganz bestimmt nicht. Mir egal, was du für Idioten in deinem Team hast – das hier ist das Ticket für mich zur Weltmeisterschaft und diese Chance lass ich mir bestimmt nicht entgehen“ erwiderte Kaori entschieden und steckte die Karte in ihre Hosentasche. Wieder versuchte Rafael sich aufzurappeln, aber er schaffte es einfach nicht. Durch die ständige Anstrengung, lief ihm der kalte Schweiß über die Stirn. „Ich hab dir gesagt, dass du es bleiben lassen sollst. Glaub mir, damit verteilt sich das Mittel nur noch schneller“ belehrte sie ihn und fing an ihr Zeug zusammenzupacken. „Warum machst du das denn? Bin ich dir nicht gut genug, oder was?“ fragte Rafael verletzt und sah sie stechend an. „Die Nacht mit uns, hat mir nichts bedeutet. Ich mach das mit allen Typen, von denen ich irgendwas haben will, aber genau weiß, dass sie es mir nie geben würden. So komm ich über die Runden“ erklärte sie gefühllos. „Das fass ich nicht… Wenn ich dich in die Finger kriege, kannst du was erleben“ fauchte er wütend. Kaori lächelte sicher. „Das wollen wir doch erst mal sehen. Bis du wieder aufstehen kannst, bin ich längst weg. Kannst mir ja Glück wünschen für die Weltmeisterschaft“ erwiderte sie verschlagen. Kaori lief zur Tür. „Bleib hier!“ rief Rafael ihr zornig hinterher. Als er versuchte aufzustehen, fiel er nach vorne und landete auf der Seite. Das Letzte, was er hörte, war wie die Tür ins Schloss fiel, danach war alles ruhig, bis auf seinen schweren Atem, den er nicht in den Griff bekam. Rafael wusste nicht, wie lange er da lag. Seine Versuche, wieder auf die Beine zu kommen waren irgendwann nur pure Verzweiflungsakte, weil er es nicht ertrug, so wehr- und hilflos auf dem Boden zu liegen. „Verdammt!“ fluchte er mit zusammengebissenen Zähnen und stützte sich erneut auf die Hände. >Komm schon, steh auf!< drängte er sich selbst in Gedanken. Ihm tropfte ein Schweißtropfen von der Nase und benetzte den Boden. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen, doch er zwang sich weiterzumachen. Tatsächlich schaffte er es sich halbwegs aufzurichten und sich gegen das Bett zu lehnen. Rafael war völlig außer Atem. Er musste mehrere Male tief durchschnaufen, um wieder richtig Luft zu bekommen. Mit mattem Blick sah er an dem Bett hoch und dachte unfreiwillig an die Nacht, die er mit Kaori verbracht hatte. Hätte er es nur früher gewusst – oder hätte er vielleicht eher auf sein Bauchgefühl gehört – wäre das alles vielleicht nicht passiert. Dieses Mädchen hatte ihm damit das Herz aus der Brust gerissen und ein blutendes Loch hinterlassen. Er hatte Schmerzen – aber nicht körperlich. In seiner Seele brannten Wut und Verzweiflung dicht beieinander und versuchten das jeweils andere Gefühl zu bekämpfen. Rafael hätte nie gedacht, dass es ihm eines Tages mal so ergehen würde. Es war einfach furchtbar. Und wenn er nicht bald etwas unternahm, dann würde er auch nicht mehr zu Weltmeisterschaft können und damit auch sein Team im Stich lassen. >Nein! Das darf einfach nicht passieren. Kayla, Jayden, Ashley… sie alle verlassen sich darauf, dass ich wieder in Frankreich auftauche und sie dort unterstütze. Ich muss Kaori finden und ihr die Karte wieder abnehmen!< dachte Rafael entschlossen. Es fiel ihm schwer, aber er zog sich an dem Bett hoch, was ein wahrer Kraftakt war, und saß nach ein paar Minuten darauf. Schwer atmend sah er zur Seite und erblickte seinen Bey. Er leuchtete kurz rot auf. „Komm, Vulpine. Die schnappen wir uns“ murmelte er entschlossen. Er griff nach seinem Bey und hatte ihn kurz darauf in der Hand. Rafael kämpfte mit aller Kraft gegen dieses Mittel, was sich in seinem Körper befand an, und sein energisches Durchhaltevermögen zeigte Wirkung. Er schaffte es aufzustehen, musste sich aber an der Wand abstützen um nicht gleich wieder umzufallen. Als ihm die Beine einzuknicken drohten, machte er schnell einen schwerfälligen Schritt nach vorne und stand wieder einigermaßen stabil. Rafael sah sich kurz im Raum um und entschied sich, seinen Kram – außer Starter und Beyblade – einfach hier zu lassen. Später würde er noch mal hier her zurückkommen um alles zu packen, aber im Moment hatte er keine Zeit dafür. Kaori hatte ihren Vorsprung vielleicht schon gut ausgebaut. Er musste sie einfach einholen, damit er die Karte zurückbekam. Knurrend stolperte Rafael mehr schlecht als recht aus dem Hotelzimmer, nur mit einem Ziel vor Augen. Die kühle Nachtluft wehte ihr durch die Haare und der Vollmond schien auf ihren Weg. Mit einem zufriedenen Lächeln lief Kaori an dem Flussufer entlang, an dem sie Rafael vor knapp drei Tagen das erste Mal getroffen hatte. Ihr Triumph war dieses Mal größer gewesen als gedacht. Dass Rafael zu einem Weltmeisterschaftsteam gehörte, kam ihr mehr als gelegen. So hatte sie die Möglichkeit, an der WM teilzunehmen. Das war verwährt geblieben, da sie kein gescheites Team hatte. Aber, sie hatte schon von Kayla und den anderen gehört. Und Kaylas Beyfähigkeiten waren wirklich beeindruckend. Kaoris zufriedenes Lächeln wich in ein fieses. Eventuell konnte man ja noch innerhalb des Teams für etwas Zwietracht sorgen. Schlecht war der Gedanke nicht. Unbehelligt setzte sie ihren Weg fort, als plötzlich etwas an ihr vorbeischoss. Es kam ein paar Meter vor ihr auf dem Boden auf und brachte sie dazu, stehen zu bleiben. „Ein Bey?“ fragte sie sich erstaunt. Plötzlich leuchtete der Bey rot auf und etwas schoss aus ihm heraus und versperrte ihr den Weg. Ein großer roter Fuchs stand vor ihr, von Feuer umhüllt, angriffsbereit und fauchte sie wütend an. „Das ist… unmöglich…“ murmelte sie fassungslos und starrte den Fuchs an. „KAORI!“ brüllte plötzlich jemand. Erschrocken fuhr die angesprochene herum und erblickte, an einen Baum gelehnt und ziemlich außer Atem, Rafael, der sie wütend ansah. Er ließ seinen Starter sinken. „Nein… das gibt’s nicht…“ sagte sie erschrocken. „Her mit der Karte!“ forderte er sofort. Kaori fand ihre Fassung wieder. „Erstaunlich, dass du mich trotz deines Zustandes, eingeholt hast. Aber, die Karte kriegst du nicht“ erwiderte sie hart. „Dann fordere ich dich zum Kampf heraus! Wenn du verlierst, krieg ich die Karte, wenn ich verliere, kannst du sie behalten!“ sagte Rafael jetzt. Kaori sah ihn erst völlig verdattert an, dann fing sie unerwartet an zu lachen. „Komm schon. Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wie willst du denn so kämpfen? Da hab ich ja schon gewonnen, bevor Corvus den Starter verlässt“ erwiderte sie herablassend. „Das ist mir scheiß egal! Kampflos gebe ich die Karte bestimmt nicht auf. Wenn ich verliere, dann weiß ich wenigstens, dass ich es versucht hab!“ widersprach Rafael entschlossen. Vulpine kam wieder zu ihm und sprang seinem angeschlagenen Besitzer in die Hand. Kaori lachte kalt auf. „Wenn du unbedingt willst“ meinte sie nur verächtlich und zog Starter und Beyblade. Corvus und Vulpine rasteten in ihren Startern ein. „Let it rip!“ riefen beide synchron. Die beiden Beys kamen auf dem Boden auf und umkreisten sich. „Los, Vulpine!“ rief Rafael. Kaori zog eine Augenbraue hoch. „Corvus“ sagte sie nur. Mühelos wehrte Corvus den Ausdauertypen ab. „Noch mal!“ befahl Rafael wieder. Wieder setzte Vulpine zum Angriff an und stürzte auf den Raben los. Er gab nicht auf, egal wie aussichtslos die Lage für ihn oder Rafael war. Nach einer Weile wurde es Kaori zu blöd. „Mal ehrlich, Rafael. Was bezweckst du damit? Das sind doch nur sinnlose Angriffe. Damit verschwendest du nur deine Energie“ schnaufte sie. „Ich geb nicht auf! Egal, was mich das kostet, er es nicht wagt, anzutreten, hat schon verloren! Du machst es doch genauso, oder? Erst verführst du die Kerle, steigst mit ihnen ins Bett und wenn du das hast, was du willst, lässt du sie eiskalt fallen, ohne dir über die Konsequenzen Gedanken zu machen oder mit ihnen die direkte Auseinandersetzung zu suchen! Das ist in meinen Augen einfach nur arm! Du hast kein Rückrad, aber bist ein durchtriebenes Miststück!“ fauchte Rafael wütend. „Na und? Lass mich doch. Was funktioniert ist auch erlaubt – außerdem gehen dich meine Methoden überhaupt nichts an!“ erwiderte Kaori angesäuert und ließ Corvus angreifen. „Aber nicht, wenn du anderen damit schadest! Keiner hat so was verdient!“ widersprach Rafael sauer und Vulpine konterte kraftvoll den Angriff. Kaori gab einen verächtlichen Laut von sich. „Es kann dir doch egal sein. Willst du jetzt den Moralapostel für alle Kerle, die ich verarscht hab, spielen? Komm schon, das zieht nicht!“ erwiderte sie. „Nein“ konterte Rafael. „Was?“ fragte Kaori erstaunt. „Nein! Ich will mein Team beschützen!“ sagte er entschlossen. Kaori sah ihn verwirrt an. „Ich will nicht, dass du in unser Team kommst. Du machst da bestimmt nichts als Ärger. Wir sind alle Freunde und auch wenn es mal schlecht läuft, können wir einander verzeihen! So leicht reißt uns nichts auseinander! Und deshalb werde ich unter keinen Umständen zulassen, dass du in unser Team kommst!“ rief Rafael entschieden. „Was für eine tolle Ansprache… Fertig?“ wollte sie gelangweilt wissen. „Du kapierst es nicht. Im Herzen eines wahren Bladers brennt der Kampfgeist! Ein Feuer, das alle teilen und alle verbindet! Jeder, der das Beybladen zu niederen Zwecken missbraucht, ist in meinen Augen kein wahrer Blader!“ sagte Rafael entschlossen. „Komm schon, Vulpine! Zeigen wir ihr, wie hell unser Feuer strahlt!“ Der Fuchs entfachte seinen Feuersturm. „Corvus, Special Move: Cryptic Scythe Feather!“ rief Kaori. „Special Move: Vulpine, Vulcanic Impact!“ befahl Rafael lautstark. Der Feuersturm vergrößerte sich dadurch, dass Vulpine die Klauen an der Drehfassung öffnete und zerschlug somit die Attacke von Corvus. Dann bündelte sich das Feuer in Rafaels Bey und Vulpine raste mit vollem Karacho auf den hellblau/schwarzen Bey zu. „Corvus!“ rief Kaori erschrocken aus. Es gab eine Explosion und Staub wurde aufgewirbelt. Es dauerte eine Weile, bis man wieder etwas sah, aber als es dann so weit war, kreiselte nur noch ein Bey. Vulpine drehte sich stolz neben dem geschlagenen Corvus. Kaori sackte fassungslos auf die Knie. Rafael fing zufrieden seinen Bey auf und lächelte leicht, als er auf den Symbolbolzen sah. >Auch wenn ich grad nicht bei euch bin, Leute… mein Bey und ich merken, dass ihr im Geiste bei uns seit. Und das hat mir geholfen einen neuen Special Move einzusetzen und Kaori zu schlagen< dachte er und umfasste Vulpine fester. Er sah nach vorne und wandte sich an Kaori, die immer noch fassungslos über diese Niederlage war. Langsam ging Rafael auf sie zu. „Du weißt, was wie abgemacht haben“ sagte er schließlich. „Wie… wie hast du das gemacht?“ wollte sie fassungslos wissen. „Du hättest hier gar nicht aufkreuzen können… Und dass du das Match noch gewonnen hast… ich fass das einfach nicht.“ Rafael seufzte. „Ich wiederhol mich nur ungern. Denk mal drüber nach, was ich dir eben gesagt hab. Und jetzt her mit der Karte“ forderte er und hielt ihr die Hand hin. Widerwillig packte Kaori die Karte aus ihrer Hosentasche und übergab sie Rafael. Erleichtert atmete er auf und steckte sie weg. Dann sah er zur Seite und hob Dark Corvus auf. Er drückte Kaori den Bey in die Hand und sah ihr in die Augen. „Du bist eine gute Bladerin, aber dir fehlt die innere Einstellung. Lass das mal sacken“ sagte er sanft. Dann richtete er sich auf und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)