First order moment von Gwinny ================================================================================ Kapitel 9: Der Orden -------------------- Noch am selben Abend traf sich der Orden. Der kurzfristige Termin hatte den seltenen Nebeneffekt, dass sehr wenige anwesend waren, weshalb man bei den Potters in Gordrics Hollow geblieben war. Im Esszimmer tummelten sich um eine gigantische Tafel die wichtigsten Mitglieder. Als durch den Kamin der letzte Fehlende sauste erwarteten ihn trotz der hohen Sicherheitsmaßnahmen und des für heute mit einem Passwort geschützten Kamins elf Zauberstäbe. „He, freut mich auch euch zu sehen.“, lachte Gideon Prewett. „Vielleicht habt ihr es ja vergessen, aber ich war derjenige, der für das Passwort des Kamins gesorgt hat.“, grinste er, „Nicht wahr, Dorcas?“ Dorcas Meadows, eine kleine blonde Hexe mir verhärmten Gesichtszügen, aber einem äußerst offenem Wesen, senkte ihren Zauberstab. Auch James und Lily wendeten ihn von dem kräftigen Mann ab, der sich den Ruß aus seinem rotbraunem Haar klopfte. „Das war seine Parole für heute, Dorcas hat den Schutz eingerichtet.“, klärte James den Rest auf und nickte Gideon kurz bestätigend zu. Dieses Spiel hatten sie in verschiedenen Varianten heute schon zu oft gespielt. Wenn der ganze Orden anwesend war wurde es langsam aber sicher zu langwierig. Demnächst müsste eine neue Methode her. Elf erwartungsvolle Gesichter starrten Dumbledore an, der am Kopf der Tafel, mit besten Aussichten zum Kamin, platzgenommen hatte. Der alte Zauberer lächelte die Ordensmitglieder liebevoll an und es war ihnen, als wären sie in ihre Schulzeit zurückversetzt. Für eine Sekunde saßen sie am ersten September an ihren Haustischen und warteten gespannt auf Dumbledores Rede um sich danach den Bauch mit den Köstlichkeiten der Hauselfen vollzuschlagen. „Es freut mich, dass es so viele noch geschafft haben.“, lächelte Dumbledore und die restlichen Erwachsenen plumpsten wieder in die Gegenwart, „Die Problematik unsers heutigen Treffens ist euch sicherlich bereits zumindest oberflächlich bekannt. Der Tagesphrophet nahm sich ja bereits heraus über das Einmischen uns nicht bekannter Einheiten ausführlich zu spekulieren. Dabei möchte ich gleich anführen, dass es sich nicht um amerikanische Geheimdiensttruppen handelt, auch wenn es bei dem neuen Mitglied der Auroren, Mr. Parker, sehr nahe liegt, aber ich habe mich bereits mit einem alten Freund in Amerika unterhalten und er bestätigte, dass nichts dergleichen der Wahrheit entspricht. Sie scheinen selbst in dieser Sache zu ermitteln.“, er machte eine kurze Pause und ließ sie die Informationen verdauen, ehe er fortfuhr. „Tatsächlich scheint es sich bei den unbekannten Schwarzkutten um eine viel ältere Organisation zu handeln, als es den meisten bewusst ist.“, fügte er lächelnd an und hob einen langen, runenverzierten Stab und einen schwarzen, silberbestickten Umhang vom Teppich auf. „Diese Requisiten finden sich bei einigen mysteriösen Gestalten in der Geschichte der Menschheit wieder, deren Auftauchen und Verschwinden sich von Merlins bis schließlich wieder in unsere Zeit zieht. Das letzte Mal wurden sie zur Gründung des Zaubereiministeriums gesichtet. Es gibt fast keine schriftlichen Aufzeichnungen von ihnen, aber einige kluge Menschen kopierten ihre Erinnerungen und gaben sie von Generation zu Generation weiter.“ Ein geheimnisvolles Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Schulleiters. „Und meinem alten Freund Nicolas haben wir es zu verdanken in den Besitz einiger solcher Kopien gelangt zu sein, die bisher kaum verändert wurden.“ Während seines letzten Satzes hatte sich Dumbledore erhoben und aus der linken Tasche seines Umhanges eine winzige steinerne Schale empor gefördert. Diese stellte er nun in die Mitte des naheliegenden Serviertisches und vergrößerte sie. „Das ist ja ein Denkarium!“, rief Emmeline Vance, eine mittelgroße brünette Hexe vergnügt und erhob sich von ihrem Stuhl, um es besser in Augenschein zu nehmen. Leise murmelnd folgten ihr die anderen. „Allerdings“, sagte Dumbledore und zog aus der rechten Tasche eine kleine Glasphiole, gefüllt mit silberner, wirbelschlagender Flüssigkeit, welche er über dem Denkarium ausgoss. Sofort bildeten sich tanzende Nebelschwaden, in denen ab und zu ein undeutlicher Schatten zu erkennen war. „Wenn ich bitten dürfte.“, lächelte der alte Professor und breitete die Arme zu einer ausladenden Geste. Neugierig senkten sich die Köpfe über die geheimnisvolle Schale und stürzten sich in ein buntes Nichts. Sirius und James stützen vorsichtig Remus und Lily, denen der unverhoffte Aufschlag auf dem alten Kopfsteinpflaster ein wenig zugesetzt hatte. Auch Alice klammerte sich, ein wenig blass um die Nase, an ihren Mann. Sie war im selben Monat schwanger wie Lily und auch außerhalb der Ordenstreffen häufig bei den Potters zu Besuch. Als letzter erschien der Direktor vor ihnen und aus alten Schatten bildete sich nun endgültig eine, an manchen Stellen verschwommene, frühmittelalterliche Stadt. In einiger Entfernung erhob sich majestätisch auf einem Felsen eine alte Burg. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. „Was ist denn hier los?“, fragte Sirius in die Stille hinein und erhielt zustimmendes Nicken von allen Seiten. Mit einem Schlag, als hätten Sirius Worte eine Lawine ausgelöst drang entferntes Gebrüll und Waffenklirren an ihre Ohren. Eine Katze wetzte über die Straße und verkroch sich in einer kleinen Gasse. „Willkommen in Camelot.“, rief Dumbledore unbeeindruckt und setzte seine Füße vorwärts, bog in eine Gasse ein und führte die Gruppe, die ihm selbstverständlich folgte, hinaus auf ein Feld und weiter über einen Hügel. „Das ist mir alles unheimlich.“, meinte Lily und drückte sich an ihren Mann. Sie war eigentlich keine ängstliche Frau, aber die Luft schien selbst in der Erinnerung vor schwarzer Magie zu vibrieren und je weiter sie gingen, desto schlimmer wurde es. „Ich weiß Lils, ich weiß.“, murmelte James. Auch er empfand die Situation nicht gerade als angenehm, denn obwohl er wusste, dass es nur eine Erinnerung war und dass ihnen nichts passieren konnte, und obwohl er als Auror ständig mit nicht gerade harmloser schwarzer Magie in Berührung kam, stellten sich ihm die Nackenhaare auf und alle Instinkte in ihm sträubten sich weiter zu gehen. Wenn es diese Schwarzkutten waren, die diese Energie frei gesetzt hatten und sie nun mit Voldemort…, nein soweit wollte er gar nicht denken. Als sie auf dem Hügel standen stockte ihnen der Atem. Vor ihnen breitete sich ein riesiges Schlachtfeld aus. Krieger in silberner Rüstung, aus Metall oder bemaltem Leder lagen tot und verstümmelt über das ganze Feld verteilt, hier und da einige in schwarzer Kluft dazwischen, nicht minder zugerichtet. In der Mitte und weiter Entfernung, vor dem Panorama eines riesigen Sees, kämpften noch einige. Heraus stachen zwei Ritter, der eine in königlicher silberner Rüstung, ein reich verziertes Schwert schwingend, der andere in goldener Rüstung, ein Schwert mit schwarzer Klinge auf seinen Gegner niedersausend. Am Fuß des Hügels erklang ein röchelndes Husten. Einer der Krieger mit einer silbernen Lederrüstung regte sich und setzte sich behutsam auf, den Rücken an den Erdwall gelehnt. „Es sind seine Erinnerungen.“, berichtete Dumbledore, ohne den Blick von dem königlichen silbernen Ritter zu nehmen. Die Blicke folgten seinem und sie entdeckten einen graubärtigen Mann in langem Gewand nicht weit von der Szene. Man konnte es fast nicht erkennen, aber er schien ein besorgtes Gesicht zu machen. Die silbernen Krieger nahmen mehr und mehr ab. Und gerade als Remus zu sprechen ansetzte: „Das ist doch nicht etwa ...“, entfuhr Alice Longbottom ein markerschütternder Schrei. Der goldene Ritter hatte sein Schwert durch seinen Gegner gestoßen, der kraftlos in die Knie sank. Ein grausiges Lachen entrann seinem Mund und gerade als der die Augen schloss, um seinen Triumph in vollen Zügen auszukosten, durchbohrte ihn das Schwert des Knieenden. „Und so gingen Arthur und sein Sohn von dieser Welt“, sagte Dumbledore traurig und wandte sich ein wenig mehr zu dem alten Mann mit dem langen weißen Bart, der entsetzt und blass zugesehen hatte. Irgendwie ähnelte er Dumbledore. „Arthur und sein Sohn“; flüsterte Lily, „aber dann ist das ja wirklich…“ „Merlin!“, hauchte Remus. Die schwarzen Krieger schien der Verlust ihres Anführer, des goldenen Ritters nicht zu stören, im Gegenteil es schienen plötzlich immer mehr zu werden und obwohl hinter Merlin ein Ersatzbataillon Camelots auftauchte und sich an ihm vorbei in die Schlacht stürzte schien die Lage aussichtslos. „Wieso unternimmt Merlin denn nichts?“, fragte Sturgis Podmore, ein kleiner blonder Zauberer mit markantem Unterkiefer, fast vorwurfsvoll. „Arthur war für ihn wie sein Sohn“, erklärte Dumbledore und in seiner Stimme schwang ein betrübter Ton mit, den sie von ihm gar nicht kannten. Ein erneutes Röcheln lenkte die Aufmerksamkeit der Ordensmitglieder kurz wieder auf den verwundeten Soldaten unter ihnen, der mühselig versuchte auf die Beine zu kommen um seinen Kameraden beizustehen. Mit einem Ruck fiel er zurück und blickte zu Merlin, die anderen taten es ihm gleich und stutzten. Hinter Merlin waren sieben in schwarze Kutten vermummte Gestalten aufgetaucht, eine von ihnen legte ihm den Arm auf die Schulter, während die anderen ihre Stäbe hoben. Sie ähnelten denen auf dem Esstisch der Potters. Hinter den Vermummten flimmerte die Luft und aus demselben seltsamen Nebel wie in der Winkelgasse formten sich wieder Gestalten, dieses mal auf Pferden, die sich auf den Abstand nicht im Geringsten unterschieden. Ein Kräftiger Wind frischte auf und riss ihnen ihre Umhänge von den Schultern. Darunter hervor kamen Ritter in weis schimmernder Rüstung mit rotem, blauem, goldenem, schwarzem, grünen, silbernem und purpurnem Untergewand. Auf ihren Rücken hatten sich Schemen abgebildet, die an Flügel erinnerten. Ihre sieben Anführer, jeder mit einem ebenso bunten Untergewand, dafür aber hellsilberner Rüstung ohne Helm und schlohweißem Haar gaben ihr Zeichen und die Krieger stürmten vor. „An dieser Stelle ist leider die Erinnerung ein wenig getrübt“, erklang Dumbledores Stimme und riss die Ordensmitglieder aus ihren Betrachtungen, „Wir vermuten, dass die Flügel und die Masse der plötzlich auftauchenden Krieger im Fieberwahn des verletzten Soldanten hinzugedichtet wurden.“ Das Bild verschwamm. Und ein neues tauchte auf. Ein weiteres Schlachtfeld, diesmal zur Hochzeit des Mittelalters. Mitten im Getümmel, links neben ihnen stand ein junger Mann mit schwarzem Umhang, auf seinem Rücken prangte ein silberner Wolf. Sein Haar war silberweis, die Gesichtszüge markant und die Augen von einem hellen braun. Unter seinem Umhang trug er eine leichte, fremdartige Rüstung aus Leder und Metall. „Uhhhaaaa!“, entfuhr es Gideon. Ein Soldat war durch ihn hindurch gestolpert, während sein Gegner mit dem Schwert auf ihn einschlug. Das Surren eines Pfeiles lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Umhangträger, der genau in diesem Moment taumelte. Ein Pfeil steckte in seiner Brust, hatte den Lederharnisch durchschlagen, der um die Einschlagsstelle zu bröckeln begann. Risse durchzogen die Kleidung des Fremden bis zu seinem Gesicht, Teile der Haut platzten ab und schließlich zerfiel er ganz zu Staub. Die Schatten sackten mit ihm in sich zusammen und formten sich neu. Sie standen auf einem verschmutzten Marktplatz. Es stank nach Fäkalien und Verwesung. Eine Horde verschmutzter Dorfbewohner, allesamt liederlich und heruntergekommen hatten sich um ein Holzpodest gescharrt, unter dem altes Heu, Abfälle und allerlei Holz gestapelt waren. Aus einem der größeren Gebäude, vermutlich dem Rathaus, traten mehrere Männer hervor, die besser gekleidet waren. Ein ihrer Spitze ein verbitterter, bereits ergrauter Mittedreißiger. „Die Zeit des Elend ist nun vorbei!“, verkündete er. Ein selbstzufriedener Zug schlich sich auf sein Gesicht und verunstaltete es zu einer abscheulichen Grimasse. „Die Hexe, die euch dies angetan ist geständig. Zu euer alle Wohl muss sie brennen.“, rief er und die Menge tuschelte. „Eine Hexenverbrennung“, stellte Sirius resignierend fest, „Na wunderbar. Ich hoffe es ist nicht Wendeline die Ulkige“ Neben ihm schnaubte James belustigt. „Denkst du etwa unsere allseits bereiten und sich in Schlachten stürzende Helden wollen sie loswerden, oder lassen sie sich auch gerne verbrennen?“ Ein Rippenstoß von Remus ließ ihn allerdings verstummen. Der Anführer des Inquisitionskommandos war beiseitegetreten und hatte den Blick auf eine junge Frau frei gegeben. Ihr weißes Kleid war kaum noch als solches zu erkennen, zerfetzt, schmutzig und an einigen Stellen mit Blut getränkt war nur noch wenig von der einstigen Färbung übrig. Ihrer Haare waren kupferrot, ähnlich Lilys und hinten ihr wirr ins Gesicht. Ihr Kopf war gesenkt und sie machte einen kläglichen Eindruck. Mit Schrecken dachten die meisten an die mittelalterlichen Foltermethoden und wurden ein wenig grün um die Nase. Angehetzt vom Redner begann die Dorfbevölkerung erst langsam, verhalten und leise, schließlich immer lauter seine Parole zu wiederholen. „Die Hexe muss brennen!“ „Das … das kann doch nicht ihr Ernst sein!“, hauchte Lily, das Gesicht wutverzerrt. Wie konnten sie Menschen nur so verblendet sein? Einige Männer trugen einen langen Holzpflog herbei, den sie in der Mitte des Podestes in ein dafür vorgesehenes Loch stießen. Er war trotzdem immer noch hoch genug um einen Menschen daran zu ketten. Die gut angezogenen Herren winkten sich aus der Menge einige kräftige Burschen herbei, die die Parole mit Begeisterung gebrüllt hatten und ließen von ihnen die junge Frau an den Pfahl ketten. Ihre Schultern zitterten. Dorcas schluchzte laut auf. In einem scheinbar letzten verzweifelten Versuch zerrte sie noch einmal an ihren Fesseln, richtete sich auf, hob den Kopf und blickte traurig in die Menge. James schrie entsetzt auf. Diese Frau hatte grüne Augen, so grüne Augen wie Lily, welche sich an ihn klammerte. Als wollten sie Lily schützen drängten die zwei restlichen Marauder sich um sie, Sirius an ihrer linken Seite, James schon die ganze Zeit rechts von ihr und Remus dahinter. Unter dem stummen anklagenden Blick der Frau erstarben die Rufe der Dorfbevölkerung. Es wurde allmählich still. Das Inquisitionskommando schaute sich unbehaglich um. Wenn die Meute jetzt ihre Meinung änderte hätte womöglich ihr letztes Stündlein geschlagen. Ihr Boss, der früh ergraute Mittedreißiger, blickte griesgrämig drein und schnappte sich die Fackel, welche einer seiner schnöseligen Schoßhunde umklammert hielt. Keine zwei Schritte später steckte diese das Stroh in Brand. Von Rauch umnebelt hatte die Frau ihren Blick starr und erschrocken auf die Ordensmitglieder gerichtet, die sich verwundert um drehten. Hinter ihnen stand ein vielleicht fünfjähriges Mädchen mit ebenso rotem Haar. Ängstlich umklammerte sie ein kleines Schmuckstück, das von ihren kleinen Händen fast vollkommen verdeckt wurde, kleine Tränen kullerten ihre Wange hinab. „Chrisanta, lauf! Lauf weg!“, rief die Frau auf dem Scheiterhaufen panisch. Wieder zerrte sie an ihren Fesseln und schrie. „Das ist ja furchtbar.“, hauchte Lily und krallte sich an Sirius Arm. „Wie kann man nur so grausam sein…. Ihre Tochter“, murmelte sie. „Ist es nicht langsam an der Zeit, dass sie zaubert?“, fragte Sturgis leise. „Sie ist ein Muggel.“, antwortete Moody, der bis dahin keinen Mucks von sich gegeben hatte. „Aber warum rettet sie dann niemand?“, fragte Sturgis verbissen und verzog das Gesicht. „Weil sie hoffen, dass es ihnen dann besser geht.“, antwortete Dumbledore und erntete verständnislose Blicke, „Vor kurzen wütete die Pest in dieser Stadt und ließ nicht viel von ihr übrig, die Menschen suchen sich einen Schuldigen. Sie wurde bisher von jeglicher Krankheit verschont, genauso wie ihre kleine Tochter, das erregte natürlich ihre Aufmerksamkeit. Man munkelte, dass sie mit dem Teufel im Bunde sei und sogar ein Kind von ihm habe.“ Mitfühlend sah er das Kind an. Camilles markerschütternder Schrei ließ die Ordensmitglieder auffahren. Die Flammen schlugen bereits empor und leckten an ihren Füßen. Der Wind frischte auf, zerrte an den Flammen und den Kleidern der Dorfbewohner, welche hecktisch vom Scheiterhaufen zurück sprangen. Aus Angst von Funken getroffen zu werden. So plötzlich wie der Wind kam hörte er wieder auf. Doch dafür erhellte sich nun der Himmel, als wolle die Sonne die Erde küssen. Ein Lichtstrahl stürzte herab. Panisch stürmten die Menschen auseinander. Der Inquisitor trat lachend einen Schritt nach vorn. „Da seht ihr es, der Teufel kommt, um sie zu holen, weil sie versagt hat.“, brüllte er. Seine Stimme wurde mit dem Einschlag des Lichtfunkens hinweggefegt. Und dort, wo der moderne Mensch nun einen verformten Steinklumpen, als letztes Überbleibsel einer Steinschnuppe, vermutete, stand ein Mensch. Sein weises Haar fiel ihm den Rücken hinab, auf sein weißes, silberdurchwirktes Gewand. Irritiert sah er sich um und entdeckte zuerst das Mädchen. „Chrisanta?“, formten seine Lippen lautlos und verwundert sah er ihr in die verweinten Augen. Dann, ruckartig, drehte er sich um. „Was…?“, wollte er fragen, brach ab und starrte für einen Augenblick fassungslos auf den Scheiterhaufen. „Camill!“, hauchte er, „Nein!“. Die Luft um ihn knisterte gefährlich und selbst der so euphorische Inquisitor trat erschreckt zurück. Eiligst stürzte er vor, sprang mit einem gewaltigen Satz auf den Scheiterhaufen, zerriss die Metallketten und nahm Camill auf den Arm. Die Flammen schienen ihm nichts auszumachen, schmeichelten um seine Beine ohne eine Spur zu hinterlassen und tänzelten ungestraft weiter um ihn. „Da seht ihr es, der Teufel holt sie und ihr Balg zu sich!“, rief der Inquisitor noch einmal. Doch niemand kümmerte sich um ihn. Der Weißhaarige trug ungerührt die Frau vom Scheiterhaufen und die Bevölkerung beglotzte ihn ehrfurchtsvoll. „Ja, ja, da seht ihr es!“, geiferte er, angestachelt von der Ignoranz um ihn. „Öffnet die Augen, oder ihr werdet im Fegefeuer schmoren!“ Gemächlich drehte der Fremde sich um und fokussierte den Inquisitor. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, die Luft um ihn knisterte wieder voller Magie. „IHR“, seine Stimme donnerte tief über den Marktplatz. „Werdet es nicht noch einmal wagen Euch an unschuldigen Menschen zu vergreifen. Es ist nicht meine Aufgabe Euch zu richten, aber ich kenne denjenigen sehr gut, dem dies obliegt. Seit also vorsichtig. Ich habe Euch im Auge, jeden Schritt den Ihr zukünftig macht wird unter meiner Beobachtung stattfinden. Nur eine falsche Geste, nur ein falsches Wort und das Fegefeuer wird Euer geringstes Problem.“ Seine knisternde und funkenschlagende Aura verdichtete sich an seinem Rücken und bildete große, durchscheinende silberne Schwingen. Verachtend wanderte sein Blick über die Köpfe der Menschen, ehe er sich der Frau in seinen Armen zuwandte, ihr liebevoll auf die Stirn küsste und zu dem kleinen Mädchen ging, welchem er die Hand reichte. „Gehen wir jetzt nach Hause, Papa?“, fragte sie ihn mit großen Augen und nahm seine Hand. „Ja, wir gehen jetzt nach Hause.“, sagte er sanft. Das Bild verschwamm erneut. Hustend und nach Luft schnappend fanden sich die Mitglieder des Phönixordens im Esszimmer der Potters wieder. Still, die Bilder verarbeitend, die sie gerade gesehen hatten setzten sie sich wieder an den Tisch. „Das einzige Problem mit diesen Erinnerungen ist, dass nichts so war, wie es schien.“, sagte Dumbledore und sah seine Verbündeten über seine aneinandergelegten Finger hinweg an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)