First order moment von Gwinny ================================================================================ Kapitel 13: erster Fall 2 ------------------------- Mit geschlossenen Augen zuckte Aiden mit dem Kopf, als wolle er eine Fliege verscheuchen, nur um diese Bilder für einige Minuten aus seinem Kopf zu kriegen. Durchdringend sah er Elli an, deren Schluchzer abebbten. „Möchtest du mir vielleicht noch etwas sagen, Elli?“, fragte er und beobachtete aufmerksam ihre Mimik. „Bist du jetzt böse?“, fragte sie weinerlich und sah betreten weg. „Nein, natürlich nicht, aber du musst ehrlich mit mir sein, ja.“, antwortete er sanft. „Mama und Papa wussten auch nicht woher das kommt, aber ich kann das jetzt schon viel besser! Früher durfte ich nie mit anderen Kindern spielen, aber Papa hat gesagt, dass das nicht schlimm ist, weil Opa das auch konnte.“ „Verstehe. Möchtest du mit zu meinem Arbeitsplatz kommen? Meine Kollegen basteln immer ganz viele Papierflugzeuge, die dann überall herumsegeln. Aber du darfst niemanden davon erzählen, der es nicht kennt, weil es geheim ist.“ „Oh ja!“, strahlte sie und ließ sich von Aiden bereitwillig auf den Arm nehmen. „Wir können sie doch nicht mit ins Ministerium nehmen!“, flüsterte Sirius erschrocken und bemühte sich es die Kleine nicht hören zu lassen, „Ich mein, sie ist ein Muggel, wir haben hier ein Geheimhaltungsabkommen!“ Aiden schüttelte unmerklich den Kopf: „Sie ist kein Muggel, ich erklär es dir im Büro“, er ließ Elli kurz runter und gab ihr den Rest seiner Süßigkeiten, ohne sie von der Hand zu lassen. „Niemand darf sie jetzt berühren, sie ist noch sehr labil und hat mich gerade mit ihren Erinnerungen überrollt. Anscheinend hatten wir Glück, dass sie sich vorher nicht hat berühren lassen, oder zu weit in sich zurückgezogen war. Ihr werdet doch eine Stelle für Kinder haben?“, hauchte er genauso leise zurück. Sirius hielt kurz die Luft an. „Hat sie wirklich alles gesehen?“, fragte er leise. Aiden nickte düster. „Und was ich davon sehen konnte hat mit nicht gefallen. Was auch immer es war, es hat ihnen tatsächlich bei lebendigem Leib die Herzen herausgerissen. Wir müssen der kleinen die Erinnerung später nehmen, noch hat sie es nicht ganz realisiert. Nicht auszudenken, was dann mit ihr geschieht.“ Im Hintergrund legte sich gerade ein frisch angetroffener junger Auror mit Wulf an. Wahrscheinlich mochte der alte ihn nicht, weil er ein rangniederer Frischling war. Was für ein Idiot! Sirius verdrehte die Augen und wandte sich dem neuen Problem zu, während Aiden Elli wieder auf seinen Arm zog und mit keinen Spielen von allen anderen abschirmte. „Was ist denn hier los?“; polterte Sirius und auch wenn er nicht gelernt hätte Muggelpolizisten gegenüber immer, wirklich immer, autoritär aufzutreten, hätte er sich nur schwer zurückhalten können. „Detective Cief Inspektor Black!“ Oh, welcher Sesselfurzer redete jemand mit dem vollen Dienstgrad an? Als Antwort ließ er nur ein Knurren hören, was Wulf aber gar nicht zu denken gab, denn der fuhr in dem gleichen kriecherisch vorwurfsvollem Ton fort: „Dieser,… dieser …“, vor Aufregung verhaspelte er sich, „… dieser Jungspund zertrampelt alle Spuren und will doch tatsächlich meine Leute hier abziehen“, also ob es sich bei der Muggelpolizei um ‚seine‘ Leute handeln würde, „Obwohl er einen niederen Dienstrang hat!“ Gespielt verblüfft sah Sirius von seinem Auroren, es handelte sich wohl um Ferres, der frisch von der Ausbildung dazu gestoßen war, zu Wulf. „Das kann ich ja gar nicht glauben!“, quietschte er entsetzt, „Ferres, was muss ich da hören, sie haben einen niederen Rang als Wulf, das enttäuscht mich aber!“ Ferres biss sich auf die Lippe, um damit sein Lachen zu ersticken, als er Wulfs selbstzufriedenen Blick sah ballte er die Hände zu Fäusten, und hätte sie sich am liebsten in den Mund gestopft, kurz davor sich auf den Boden zu schmeißen und loszubrüllen. Wulf, Schnarchkessel in Uniform, verstand natürlich alles falsch und wollte sich gerade bei Detective Chief Inspektor Black bedanken, als er sein wutverzerrtes Gesicht bemerkte. „RAUS, Sie Schande der englischen Polizei!“, bellte Sirius und betrachtete mit Genugtuung, wie Wulf den Schwanz einkniff und davon wuselte, an Damly vorbei, der ihm verdutzt hinterher starrte. „Was ist denn dem gegen den Besen gesprungen?“, fragte er Sirius, der nur unwillig den Mund verzog, meinte das solle er Ferres fragen und gleich mal vor Ort die Spurensicherung übernehmen. „Aiden, ab ins Ministerium!“, rief er, wieder mit besserer Laune, in die Wohnstube. Auf dem Weg durch den Garten, sie nahmen den Hinterausgang um nicht noch einmal durch die Küche zu müssen, und auch auf der Straße klebten Ellis Augen beständig an Sirius. „Na, Kleine!“, meinte er und grinste freundlich, doch Elli verbarg schnell ihr Gesicht an Aidens Schulter, der vor sich hin gluckste. „Sag mal, wie willst du sie ins Ministerium bringen?“, flüsterte Sirius vorsichtig. Doch Aiden bedachte ihn nur mit einem Blick, der eindeutig sagte: „Ne, lass du mal, ich mach das schon“ „So, Elli, bereit für noch mehr Geheimnisse?“, fragte er mit mystischem Unterton. Aufgeregt löste sie sich von seiner Schulter und mit glitzernden Augen versuchte sie so ernst wie möglich zu sagen: „Ja!“ Das ganze sah so seltsam aus, dass Sirius sich auf die Lippe biss und ein grunzendes Geräusch, ein im Keim erstickter Lacher, von sich gab. Die Kleine war einfach niedlich. „Also“, begann Aiden und imitierte ihren Ton, „Wir Ritter haben ja normalerweise Pferde, auf denen wir reiten, aber in der Stadt ist das ein wenig unpraktisch mit den ganzen Autos.“ Absolut ernst nickte Elli. „Ja, da würden die doch bestimmt ganz dolle Angst haben und die sind ja so groß und dann laufen die doch bestimmt weg!“ „Genau“, bestätigte Aiden ihre Schlussfolgerungen, obwohl es durchaus noch berittene Polizisten gab, aber das jetzt noch erklären zu müssen würde definitiv zu lange dauern. „Und deshalb haben wir jemanden, der uns immer fährt, wenn wir es möchten. Er heißt der ‚Fahrende Ritter‘“ Mittlerweile ging auch Sirius ein Licht auf. Aber Elli runzelte die Stirn und zog nachdenklich die Nase kraus, „Ein fahrender Ritter? Wie soll denn das funzionieren?“, und schien ganz stolz ein so seltsames Wort richtig gebrauchen zu können. „Nun, das funktioniert“, unauffällig verbesserte Aiden sie, „ganz einfach. Wir sind ja ganz besondere Ritter, du erinnerst dich doch noch, dass ich dir gesagt habe, dass du mit niemanden darüber sprechen darfst, weil es geheim ist.“ Bestätigend nickte sie. „Also, jetzt kommt noch ein ganz großes Geheimnis, du darfst es niemanden verraten, weil wir nicht nur Ritter sind, sondern auch Zauberer, ich bin einer und Sirius ist einer und Prinz James auch und auch Prinzessin Lily kann zaubern.“ Begeistert klatschte Elli in ihre kleinen Hände und ein überdimensionales Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Dann ist sie ja eine Fee!“, strahlte sie, „Eine richtige Prinzessin Fee, darf ich sie sehen? Oh bitte, bitte, darf ich sie sehen?“ Sirius schenkte Aiden ein hämisches Grinsen, na da hatte er sich aber was eingebrockt. „Na gut, aber erst geht’s zum Hauptsitz der Ritter, ja? Möchtest du den ‚Fahrenden Ritter‘ rufen, Elli?“, fragte Aiden und begann bereits nach seinem Zauberstab zu fischen. „Wie macht man das?“, fragte Elli unsicher und linste auf Aidens Hand, mit der er nun endlich das Holzstöckchen aus seinem Jackett befreit hatte. „Du musst einen Zauberstab in die Luft halten, mit welcher Hand malst du am liebsten?“ Fragend sah sie ihn an. „In welcher Hand kannst du am Besten den Stift halten.“, erklärte Sirius, der die beiden aufmerksam beobachtet hatte. „Hmmm, rechts“, antwortete sie. „Dann geb ich dir jetzt meinen Zauberstab, aber du musst sehr vorsichtig sein. Er darf nicht kaputt gehen und du solltest vielleicht auch nichts in die Luft jagen, sonst bekommen wir schrecklichen Ärger.“ Er zwinkerte und führte vorsichtig die Hand des Mädchens, in welche er den Zauberstab gelegt hatte. „Und nicht erschrecken!“, raunte er gerade noch rechtzeitig, bevor ein ohrenbetäubender Knall Elli verschreckt die Hände auf die Ohren pressen lies. „Ganz ruhig!“; sanft nahm Aiden ihre winzig kleinen Hände in seine großen. Mit quietschenden Reifen stoppte ein Monstrum von Bus vor ihnen. Es handelte sich um einen Dreidecker in einem furchtbar grellem Violett und goldender Schrift über der Windschutzscheibe, die den Namen „Der Fahrende Ritter“ verriet. Heraus sprang ein etwas in die Jahre gekommener Mann, dessen Doppelkinn über seine, ebenfalls violette, Uniform schwabbelte. „Willkommen im Fahrenden Ritter“, raunzte er unmotiviert im Tempo einer Schnecke und öffnete gerade den Mund um fortzufahren, da schnitt ihm Aiden das Wort ab. „Vielen Dank, wir würden gerne nach London, zum Ministerium“ Unterstützend nickte Sirius und verwies zusätzlich auf sein Aurorenabzeichen, welches er wieder angeheftet hatte. „Aber sicher doch, elf Schickel für jeden, mein Name ist Fredus Pompington, ich bin heute Ihr Schaffner.“, grummelte er und schlurfte in den Bus zurück. „Der ist aber unheimlich!“, murmelte Elli. Im inneren schoben sie sich mehrere Sessel zusammen und machten es sich gemütlich. Nachdem Aiden das zahlen übernommen hatte kam er mit drei Tassen heißer Schokolade zurück und überreichte jedem eine. „Man dieser Fahrer, Ernie, ich wette der sieht weniger als ein Maulwurf….“, nuschelte Aiden und brachte Sirius zum Feixen. „Und er fährt wie ein wildgewordener Knallrümpflingerkröter, das kann ich dir sagen.“ „Kann ich auch so einen haben?“; fragte Elli plötzlich in die Stille. Sie waren die einzigen im Bus und abgesehen von dem tatsächlich katastrophalen Fahrmanövern Ernies und dadurch bedingten quietschenden Rutschmanövern einiger Sitzgelegenheiten (Sirius hatte ihre eigenen nach der ersten Kurve mit einem Dauerklebefluch angehext, es war ihm ziemlich egal ob sie die Sessel je wieder wegräumen konnten) war es ruhig geblieben. „Was?“, fragte Aiden irritiert. Er war gerade damit beschäftigt gewesen den letzten Schluck Kakao, der noch nicht auf seinem Hemd gelandet war, aus der Tasse zu schlecken. „Einen Zauberstab!“; meinte Elli genervt, als wäre es furchtbar offensichtlich, was sie meinte. „Eigentlich darf man erst mit elf Jahren einen besitzen, aber ich denke Sirius wird dir einen Kinderzauberstab organisieren!“,grinste Aiden und schielte zu seinem Kollegen, der ergeben seufzte. Das hatte ja wohl noch Zeit. Der Bus schleuderte um eine Kurve. Mit einem lauten Platsch landete der mühsam behütete Rest Aidens Getränk auf einem vorbeirutschenden Ohrensessel. „Na toll“, maulte er, „Das mach ich aber nicht sauber!“ Auf der Suche nach Schokoladenflecken auf seinem Hemd wanderte sein Blick automatisch zu den Blutflecken auf Ellis lachsfarbenem Pullover. „Sag mal Elli, du magst doch Prinzessinnen?“, fragte er. Sirius hörte sofort, dass sein geschätzter Kollege etwas vor hatte. Der konnte auch nie Ruhe geben. „Ja?“, fragte Elli, ebenfalls ein wenig skeptisch durch Aidens Unterton. „Wie wäre es, wenn wir dich heute zu einer machen? Mit einem angemessenem Kleid?“, fuhr er fort. „Oh ja!“, freute sie sich und ihre Augen leuchteten erwartungsvoll. „Aber es muss Pink sein und glitzern und solche Puffärmel haben?“, meinte sie und zählte ihre Bestimmungen an den Fingern ab. „Dann gehört aber noch eine Krone dazu!“, mischte Sirius sich ein. „Und Aiden wird es eine Freude sein heute dein Diener zu sein, jede ordentliche Prinzessin braucht einen Diener, nicht wahr?“; lachte er unbeirrt von Aidens scharfen Seitenblicken. „Sicher, aber Sirius wird mit Vergnügen dein Pferd ersetzen, immerhin haben wir für eure durchlauchtigste Königlichkeit heute keines zur Verfügung.“ Nun starrte Sirius den selbstzufriedenen Aiden von der Seite böse an. Er war doch kein Pferd! Aber ein Diener zu sein war auch nicht besser. „Also dann kümmern wir uns doch erst einmal um die angemessene Kleidung.“ Aiden klatschte voller Tatendrang in die Hände bevor er seinen Zauberstab zog. „Gehen wir denn dann jetzt Einkaufen?“, fragte Elli, die Erwachsenen abwechselnd mit ihren großen Kulleraugen taxierend. „Nein, Prinzessin“, zwinkerte Sirius, „Aiden wird zaubern, aber damit es auch geling, darfst du nicht hinsehen, am besten guckst du zu mir, nicht dass er sich noch verzaubert und dann hast du einen alten Wischlappen als Kleid!“ Ängstlich weiteten sich ihre Augen. „Oh nein!“; hauchte sie und versuchte angestrengt die Fenstersäule zwischen Sirius Kopf und dem dahin wirbelndem Panorama hinter den Scheiben zu fixieren. Dankend nickte Aiden Sirius zu. Es wäre sicherlich nicht schön geworden, wenn die Kleine die Blutspritzer auf ihrem Pulli wiederentdeckt hätte. Unter dem wachenden Blick seines Kollegen schwang er den Zauberstab, murmelte unablässig unverständliche Worte. Der besudelte Stoff des Oberteils und der Hose begannen sich neu zu weben. Erst ganz langsam, dann immer schneller lösten sich Konturen und Farmen auf. Ellis Augen weiteten sich, um nicht aufzuschreien klemmte sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne. „Das küdschelt!“ „Schon vorbei!“, erlöste Aiden sie da schon, „Du darfst jetzt gucken!“ Und betrachtete ein wenig selbstzufrieden sein Werk. Elli trug jetzt ein bodenlanges dunkel rosa Kleid mit ausschweifendem Rock, darüber lag locker ein dünner, seidiger, glitzernder Stoff , aus dem auch die Ärmel gefertigt waren und ein ebenso rosa Oberteil mit lila Bändern geschnürt. Jede Barbie würde vor Neid erblassen. (Fand Aiden zumindest.) „Wow“, meinte Elli. Doch bevor sie sich Aiden an den Hals werfen konnte (sofern sie es denn gewollt hätte) fiel Sirius dazwischen, indem er mit einem Schlenker seines Zauberstabes Ellis Locken richtete und ein funkelndes Diadem (vorher die Kakaotasse) aufsetzte. Kaum war sie fertig herausgeputzt stoppte der Bus mit quietschenden Reifen, Aiden und Sirius ruckten nach vorne, in der Not der Gleichgewichtslosigkeit aneinandergeklammert, während Elli behütet in ihren Sitz plumpste. Die Türen öffneten sich, ein Blick aus dem Fenster verriet, dass sie sich in einer Gasse der Londoner Innenstadt befanden, um die Ecke befand sich die rote Telefonzelle, einer der Eingänge zum Ministerium. „Und schon sind wir da!“, brummte Sirius. Draußen nahm er Elli auf seine Schultern, was sich mit Kleid natürlich nicht besonders einfach gestaltete, aber als persönliches Pferdchen hatte man eben seine Pflichten zu erfüllen und außerdem war es ja nicht mehr weit. Um den Rest durfte sich dann Aiden kümmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)