First order moment von Gwinny ================================================================================ Kapitel 14: Fiore ----------------- „Die Arme, was macht ihr jetzt mit ihr?“, fragte James und lümmelte sich in seinen Stuhl. Sirius saß mal wieder auf seinem Schreibtisch und bügelte Falten in seine Papiere. Seine Erste Amtshandlung nach dem Betreten ihrer Abteilung war James aufzusuchen, Aiden kam ja gut mit der Kleinen klar und er wollte nicht noch länger Pferdchen spielen. „Keine Ahnung, Aiden hat sie angeschleppt, der kann sich auch drum kümmern.“, muffelte Sirius. Ihm passte sein neuer Kollege immer noch nicht. Statt zu antworten zog James lediglich die Augenbraue in die Höhe. „Ja, ich hätte die Kleine auch nicht da sitzen lassen, anscheinend hat sie auch irgendwelche magischen Fähigkeiten, Aiden meinte irgendwas von Erinnerungsübertragung bei Berührung, ich hab davon zwar nichts gemerkt, aber bei mir war sie auch nicht mehr so apathisch.“ Jemand riss die Bürotür auf. „Ah hab ich doch richtig gehört!“ Es war Ferres, der Frischling. „Ich habe die Auswertungen der Analysezauber für Euch.“, rief er und winkte mit einer dünnen Akte zu Sirius, der sich stöhnend erhob. „Danke“, meinte er, schnappte sich die Akte und trampelte zu seinem Büro zurück. Ferres zuckte mit den Schultern, grüßte James noch einmal und verschwand wieder. „Ich hab die…“, sagte Sirius, endete aber abrupt, die Tür noch in der Hand und starrte auf den Unbekannten, der sich gerade mit Aiden unterhielt. Der konnte ja noch nicht lange da sein, oder hatte er so viel Zeit bei James gelassen? „Mr. Fiore Di Tiglio“, stellte Aiden den kleinen Südländer vor und lachte verhalten über einen Witz den Sirius nicht verstand.* Der junge Mann schien Italiener zu sein, das konnte man seiner durchaus patriotischen Kleidung entnehmen, die erstens überhaupt nicht in diesen Breitengrad (also schon gar nicht nach London) passte und wahrscheinlich auch der italienischen Flagge, die auf seinem sommerlichen Zaubererumhang wehte. Zudem traute Sirius ihm trotz seiner mangelnden Größe zu bei den Frauen sehr beliebt zu sein, mit dem charmanten Lächeln, den weis blitzenden Zähnen, dem vollen, nach hinten gegelten dunklem Haar und der kleinen Goldkette um seinen Hals, die den leicht geöffneten Umhang und die durchaus trainierte braun gebrannte Brust betonte. „Mr. Di Tiglio ist der …“, er überlegte kurz. „Großonkel“; sprang der Italiener mit samtender Stimme ein. „Großonkel“, wiederholte Aiden hastig, anscheinend in der Angst gleich würde sein Gast sie mit einer Triade von Verwandtschaftsbeziehungen bombardieren, „väterlicherseits von Elli.“ Sirius Blick schweifte durch das kleine Büro und blieb an Elli hängen, die völlig vertieft an Aidens Schreibtisch saß und mit Bundstiften Bilder malte. Mit gerunzelter Stirn (er würde wegen diesem Aiden noch Falten bekommen!) trat er an den jungen Großonkel heran und schüttelte seine Hand. „Sirius Black, wir untersuchen den Fall“, stellte er sich vor und raunte Aiden zu: „Wie kommt der hierher?“ „Ich habe ihn angerufen.“, antwortete der seelenruhig. „Du hast was?“, fragte Sirius und glotzte seinen Partner dumm an, der die Zeit nutzte um Mr. Di Tiglio den Besucherstuhl heran zuschieben. „Ich habe ihn angerufen, die Nummer hatte ich aus dem Telefonbuch, das ich aus der Stube der Feligis mitgenommen habe, und ja hier in der Abteilung gibt es sogar ein Telefon. Diesem miesepetrigen Mann, der der Abteilung vorsteht scheint es zu gehören, na ja, ich habe Mr. Di Tiglio angerufen und er ist sofort gekommen.“ „Danke!“; meinte dieser unterdessen, ließ sich aber nicht auf den Stuhl nieder. „Ich arbeite in Italien beim Ministerium, für die Internationale Zusammenarbeit, es war nicht sehr schwer für mich sofort einen Interport** zu kriegen.“, erklärte er in einwandfreiem Englisch. Nun zog Sirius doch noch zwei weitere Stühle heran und sie setzten sich endlich, das ganze Gestehe machte ihn irgendwie nervös. „Habe das Bild fertig, Onkel Fio!!“, brüllte Elli dazwischen, hopste von ihrem Stuhl runter und auf Di Tiglios Schoß. „Wow, Elli!“, staunte dieser, „Das ist ja wundervoll! Du wirst mal eine große Künstlerin, Da Vinci hätte dir zu Füßen gelegen!“ Die Kleine kicherte vergnügt, auch wenn sie noch nichts mit dem Namen Da Vinci anfangen konnte schien sie sich sehr geehrt zu fühlen. „Gehen wir Tante Mare besuchen?“, fragte sie und wippte ungeduldig auf den Beinen ihres Großonkels auf und ab. „Natürlich, aber wir können uns doch nicht bei ihr ohne Geschenk blicken lassen. Wie wär‘s? Malst du ihr auch noch ein solches Kunstwerk?“, lachte er und sah ihr zu wie sie wieder zu ihren Stiften stürmte und leidenschaftlich zu kritzeln begann, das eben erhaltene Bild faltete er sorgsam zusammen und verstaute es in der Innentasche seine Umhanges. „Ich würde sie gerne mitnehmen!“; wandte er sich wieder an die Auroren, „Ich hoffe, dass sich das einrichten lässt“ Di Tiglio machte nicht den Eindruck als würde er etwas anderes akzeptieren. „Wir werden sehen, sie gehen dann erst einmal in die Abteilungen, die ich ihnen schon aufgeschrieben habe, beantragen dort die Adoption, ich werde ihnen gleich einen Memo zukommen lassen, dann geht das schneller, und dann kommen sie noch einmal wieder.“ „Das Problem ist, dass Elli die einzige Zeugin ist.“, flüsterte Sirius, „Und wenn die ganzen Formalitäten abgeharkt sind müssen wir auch noch überlegen, was wir mit ihrem Gedächtnis machen, darüber können sie sich auch schon mal Gedanken machen.“ Aiden drehte sich besorgt nach der Kleinen um, doch sie malte ungestört weiter. „Na dann!“; Di Tiglio stand schwungvoll auf, „Packen wir’s an, oder wie sagt man?“ Drei Stunden, zehn Bundstiftbilder, zwei Führungen durch das „Ritterhauptquartier“, fünf Spiele, etliche kleine Spaßzaubereien, Vorstellungen, Späße und für Sirius zwei Akten später klopfte Di Tiglio wieder an ihre Bürotür. Aiden hatte gerade wieder einmal für alle eine Tasse heiße Schokolade organisiert und trat seine ein wenig wehmütig an den strahlenden Südländer ab. „Es ist so weit alles geregelt. Ich kann sie mitnehmen!“, sagte er uns schüttelte den zweien imbrünstig die Hände, als hätten sie ein Wunder vollbracht. „Können wir jetzt zu Tante Mare?“, quengelte Elli. Sie schien langsam müde zu werden. Ihre Abenteuer für diesen Tag reichten bestimmt für ein ganzes Leben! „Sicher Principessa, aber du musst den Herren Rittern (mittlerweile hatte er das Spiel durchschaut) noch erzählen was du gesehen hast!“ Nach Luft schnappend klammerte sie sich an Di Tiglio. „Nein!“, wimmerte sie und schüttelte heftig mit dem Kopf. „Hol doch einen der Vergissmichs“, raunte Aiden zu Sirius. „Und was soll der machen?“, fragte dieser zurück. „Ich dachte ihr Chef beherrscht Legilimens?“, antwortete Aiden und schielte zu seinem Partner. „Hm, woher weißt du denn das schon wieder? Ich kenn nicht mal seinen Namen und du bist noch nicht mal zwei Tage da, also wirklich!“, muffelte dieser vor sich hin und schrieb ein Memo. „Keine Angst Elli, dir passiert schon nichts.“, versuchte Aiden das aufgeregte Kind zu beruhigen. Elli schien das aber ganz anders zu sehen und klammerte sich weiter an ihren Großonkel fest. „Komm Elli, wir spielen ein Spiel!“, sagte Di Tiglio und zog die Kleine ein Stück weg. „Weißt du noch, was wir am See immer gespielt haben?“, fragte er und strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. Zögernd nickte sie. „Ja, wir haben und Schlösser in den Wolken ausgedacht.“, flüsterte sie. „Und kannst du dich noch an dein letztes Schloss erinnern?“ „Hmmmhmm“, summte sie zustimmend und schloss die Augen um es zu rekonstruieren. „Es war…..“ Fiore Die Tigloi schaffte es Elli tatsächlich eine halbe Stunde mit Luftschlössern zu beschäftigen, bis endlich ein mittelgroßer blonder Mann eintrat. Seine warmen braunen Augen analysierten fachmännisch das Büro und in alter Manier vertuschte er diese Angewohnheit mit einfachen Gesten, wie dem Streichen durch dein schön dünner werdendes Haar, ein freundliches Nicken zu jenem und welchem. Wenn man ihn sich so ansah konnte man nicht behaupten ihn in drei Wochen auch noch aus der Masse raus erkennen zu können, er besaß wirklich das, was man ein Allerweltsgesicht nannte und seine Statur hatte sich dem, wie seine Kleidung völlig angepasst. „Sie haben mich benachrichtigt, Mr. Black?“, fragte er und seine sonore Stimme schnarrte in den Ohren wieder. „Allerdings“, antwortete der Angesprochene, „Ich habe ja bereits im Memo die näheren Umstände erläutert. Ich nehme an, dass sie uns weiter helfen können.“ Und uns wohl nicht ihren Namen zu nennen gedenken, hätte er fast noch dran gehängt. Er nickte und wandte sich freundlich lächelnd dem Mädchen zu. „Hallo du bist bestimmt Elli.“, er kicherte und es klang seltsamer weise angenehm, „Eine richtige Prinzessin“ Sofort fühlte sich Elli imponiert und strahlte wieder übers ganze Gesicht. „Pass auf Elli, ich habe mit denen da hinten gewettet, dass du schon viel erwachsener bist als die denken und auch unser beliebtestes Spiel beherrscht, hilfst du mir dabei es ihnen zu beweisen?“, fragte er halblaut und beugte sich geheimnistuerisch zu ihr herunter. „Ja!“, nickte sie schüchtern, sandte Aiden und Sirius aber böse Blicke. Wie konnten sie sie nur für nicht erwachsen genug halten? Der Vergissmich setzte Elli auf einen der Stühle und hockte sich selbst davor. „Pass auf, das Spiel dürfte für eine so schöne und starke große Prinzessin eigentlich ganz einfach sein, aber du musst unbedingt durchhalten, sonst lachen sie uns am Ende beide aus. Ich lege jetzt meine Hände an seine Schläfen“, vorsichtig führte er seine Worte aus, „Und du darfst, egal was passiert, egal, an was dich erschreckt und egal was du siehst wenn du die Augen schließt nur an einen Raum denken mit ganz vielen Flaschen, wo vielleicht zum Beispiel deine Erinnerungen drin aufbewahrt werden, aber nicht an etwas anderes denken. Schaffst du das?“ Entschlossen nickte sie und kniff angestrengt die Augen zu. Dann plötzlich riss sie sie wieder auf und beugte sich langsam vor. „Merken die, wenn wir schummeln?“, fragte sie leise, damit nur der komische Mann vor ihr sie hörte. „Ja, leider merken sie das, aber ich bin sicher, du schaffst das auch so.“, sagte er und sah ihr fest in die Augen. „Na gut!“ Sie brauchten lange. Obwohl der Minutenzeiger der Uhr nur zweiunddreißig Schritte machte, schienen Stunden zu vergehen. Auf den angespannt verzogenen Gesichtern Ellis und des Vergissmichleiters perlten Schweißtropen ab. Unnatürlich laut prallten sie auf. Der Lärm der außerhalb der dünnen Bürowände dahineilenden Menge schien nicht mehr nach innen zu dringen. Gerade als der Sekundenzeiger der penetrant tickenden Uhr auf die Zwölf rutschte, ließ der Vergissmich von dem Mädchen ab. Erschöpft ließ er sich auf den Boden plumsen. Elli sackte sachte in ihrem Stuhl zusammen und schlief. „Ich hab ja schon viel gesehen…“, murmelte der Bolde, aber das ist wirklich nicht schön. Zittrig fischte er eine Kristallphiole aus seinem Umhang, setzte den Zauberstab an seine Schläfe und zog einen langen silbrigen Faden hervor, der nach dem Abreisen in das Gefäß glitt. „Ich habe ihr die Erinnerung genommen.“, erklärte er und hievte sich mit Hilfe der dargebotenen Hände Sirius hoch. Aiden nahm ihm vorsichtig die kleine Kristallflasche ab. „Wir danken ihnen vielmals.“, sagte er und reichte ihm dann wortlos einen Aufpäppelungstrank, den er aus seiner Schreibtischschublade gekramt hatte. „Wenn wir uns revanchieren können.“, meinte Sirius und nickte ihm zu. „Gern geschehen.“, antwortete der Vergissmich jedoch lediglich, stürzte den Trank herunter und torkelte leicht aus dem Büro. Di Tiglio hatte sie schweigend beobachtet, die Hände in den Umhangtaschen vergraben. „Währe dass dann alles?“, fragte er, „Verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber Elli ist sehr erschöpft.“ Ergeben nickte Sirius. „Vorerst, aber ich muss sie bitten für uns erreichbar zu bleiben, falls noch Fragen aufkommen sollten!“ „Ich bin mir sicher das lässt sich einrichten.“, antwortete er und verfolgte aus dem Augenwinkel, wie Aiden Elli hochhob und zu ihm trug. Als er sie vorsichtig in seine Arme übergab beugte sich der Auror ein Stück weiter vor als nötig und flüsterte dem Italiener etwas ins Ohr. Dieser sah ihm tief in die Augen und nickte ernst. Bevor er aus dem Büro trat lächelte er Sirius uns Aiden noch einmal zu. „Vielen Dank, dass sie sich so gut um meine Principessa gekümmert haben, ich weiß das zu schätzen.“ „Was gab‘s denn da zu flüstern?“, fragte Sirius, zog eine Augenbraue hoch und ließ sich auf seinen Stuhl krachen. „Nichts, nichts, habe ihm nur etwas über Elli gesagt!“, meinte Aiden und räumte die Besucherstühle zurück. Verärgert grummelte Sirius in sich hinein. Er wusste, dass Aiden log. Aber was wollte er schon dagegen unternehmen? ----------------------------------------------------------------------- Ich weiß, ich weiß, die Legilimes wird eigentlich anders gehandhabt, aber das hat einfach besser rein gepasst. * Der Name Fiore Di Tiglio bedeutet, allerdings nur im Ganzen Lindenblüte ** Interports sind bei mir Portschlüssel für Reisen ins Ausland, keine Ahnung ob’s die gibt, hier schon So ich hoffe ihr konntet’s ertragen. Eigentlich ist das nur so ein Lückenfüllerkapi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)