Partyrockalypse von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 1: Partyrockalypse -------------------------- Mit einem lauten Keuchen erwachte er aus dem Koma. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, er brauchte Zeit, bis seine Atmung sich beruhigte und mit gehetztem Blick, sah sich der junge Mann die Umgebung an. Ein Krankenhaus. Alles war in sterilem weiß gehalten, wie üblich, doch die Gerätschaften um das Bett herum, schienen wild durcheinander zu stehen. Sofort runzelte er die Stirn und blickte auf den Herzmonitor, doch er gab kein Zeichen von sich, der Infusionsbeutel war auch leer. Es kostete ihn Überwindung und trotzdem zog er sich unter einem lang gezogenen Schmerzenslaut die Nadeln aus dem Fleisch. Mit leisem Klappern landeten sie auf dem Boden und er kämpfte sich aus dem durch gelegenen Bett hoch. Es war anstrengend. Seine Glieder wollten nicht so, wie er und beinahe wäre er weggeknickt. Die Beine fühlten sich taub an, die Arme schwach und kaum machte er diesen kläglichen Versuch des Laufens, wollte sich sein Magen umdrehen. Doch er kämpfte sich weiter nach vorne, erreichte schließlich die Tür und mit einiger Anstrengung schaffte er es auch diese zu öffnen. Die Gänge des Krankenhauses waren menschenleer. Ampullen, Pillen, Handtücher, alles lag verstreut auf dem Boden, Schränke waren umgeworfen. Als wären sie alle voreilig geflüchtet. Nur vor was? Zielstrebig bahnte sich der junge Mann einen Weg durch die Korridore. Mittlerweile fiel das Laufen leichter, doch das mulmige Gefühl blieb und nagte sich durch seine Eingeweide. Seine Hilferufe verhallten in den leeren Gängen, doch glücklicherweise konnte er ein paar brauchbare Klamotten auftreiben. Bis er schließlich den Eingang fand. Die Drehtür bewegte sich noch leicht, eine Scheibe war eingeschlagen, jedoch mit Brettern vernagelt, an den anderen Fenstern klebten Zeitungen, als hätten die Leute nicht gewollt, das man sie sieht. Das irgendetwas hereinkam und sie fand. Je näher er der Tür kam, umso lauter schien sein Herz zu schlagen. Die ganze Zeit über spukte die Frage, was ihn wohl dahinter erwartete durch seinen Kopf. So wie dieses Krankenhaus aussah, konnte es nicht normal sein. Ein plötzliches Klappern brachte ihn aus der Bahn. Hektisch drehte er sich um – vielleicht ein wenig zu schnell, als sich alles drehte – doch fix beruhigte er sich und sondierte die Umgebung. Eine gekrümmte Gestalt tauchte hinter einer Ecke auf. „Geh nicht raus!“, schallte es sofort durch den Gang. Die fremde Person richtete sich zu seiner vollen Größe auf und kam langsam aber sich immer näher. Mit gehetztem Blick suchte er seine Umgebung ab, irgendetwas, womit er sich im schlimmsten Falle verteidigen konnte, doch gerade hier im Eingangsbereich war so gut wie gar nichts. „Da draußen laufen sie rum“, der Fremde kam immer näher und nun konnte er auch dessen panischen Gesichtsausdruck erkennen. Gehetzt blickte er sich um und kaum war er in Reichweite, senkte sich auch voller Angst seine Stimme. „Geh bloß nicht raus, oder sie machen das gleiche mit dir“ „Wer sind denn sie?“, fragte er und musterte die Gestalt vor sich, seine Stimme war noch immer rau, unauffällig versuchte er sich zu räuspern und doch klang es in seinen Ohren viel lauter. „Früher waren sie Menschen und dann ist diese... diese Seuche ausgebrochen“, wieder blickte der Fremde sich gehetzt um und fixierte ihn dann, „Aber du scheinst noch normal zu sein. Geh bloß nicht raus, ich bitte dich“ Der Mann unterdrückte noch ein Seufzen, das klang doch total lächerlich. Sie waren hier doch nicht in einem dieser Zombiefilme oder dergleichen. Also drehte er sich ohne weiteren Kommentar um und schritt auf die Tür zu. Kaum legte er die große Hand daran, vernahm er wieder die Stimme hinter sich. „Es frisst sich bis in deine Knochen und macht dich vollkommen willenlos“ Ein Augendrehen folgte: „Das ist doch vollkommener Schwachsinn. Ich gehe jetzt“, seine Stimme klang nun endlich kräftiger und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen marschierte er auf die Drehtür zu und schon war er draußen, an der der frischen Luft. Nebel kletterte aus den Gullis und waberte über den teils aufgebrochenen Asphalt. Zerrissene Zeitungen wölbten sich in dem leichten Luftzug. Autos standen kreuz und quer auf der Fahrbahn, Türen waren aufgerissen, Motorhauben geöffnet, bei einem blinkte das Warnlicht. Die Straßen waren ebenso menschenleer, weit und breit war niemand zu sehen. In den Häusern konnte er keinen entdecken. Und auch hier waren die Fenster entweder zerstört oder zugenagelt. Türen waren herausgerissen und lagen zersplittert auf dem Boden. Es sah aus, wie eine postapokalyptische Welt. Mit müden Augen blickte er noch ein mal über die verwüstete Landschaft, als er am Ende der Straße eine Bewegung ausmachen konnte. Jemand – vielleicht einer von ihnen? - tauchte hinter einem Auto auf. Mit schnellen, zuckenden Bewegungen, glitt er fast schon über die gebrochene Straße. Dafür das diese Leute willenlos sein sollten, bewegten sie sich anscheinend aber ziemlich schnell. Er schwebte beinahe über den Asphalt, von weitem wirkte es fast, als hätte er Rollen unter den Füßen. „Hey! Was ist hier los?“, rief er über die Straße hinweg und machte die ersten Schritte auf die Person zu. Er würde keiner von diesen Leuten sein, von dem der Kerl im Krankenhaus ihm erzählt hatte. Immerhin sah er noch wie eine normale Person aus. Keine zerrissenen Klamotten oder Gliedmaßen, die in kuriosen Winklen abstanden. Warum sollte er sich dann also fürchten? Er hatte schon fast die Hälfte geschafft, konnte leise Musik hören. Der Mann, der sich dort mit so geschmeidigen Schritten immer wieder im Kreis bewegte und sich um seine eigene Achse drehte, konnte ihn also nicht verstehen. Das Lied, das er dort hörte, schien eines dieser typischen Partysongs zu sein, die sonst immer – oder in dieser Umgebung würde ein früher besser passen – immer in Discos liefen. Doch näher kam er an diese Person gar nicht heran, als er hinter sich Schritte ausmachen konnte und noch bevor er wusste, wie ihm geschah, wurde er von den Beinen gerissen und mit einem schmerzhaften Aufprall kam er hinter einem der Wagen zum erliegen. Seine eisblauen Augen blickten zornig hoch, zu demjenigen, der ihn dort getacklet hatte. Es war wieder der Fremde aus dem Krankenhaus. „Was soll der Scheiß?“, fauchte er. „Bist du total wahnsinnig? Du sollst ihnen doch nicht zu nahe kommen, sonst stecken sie dich an!“, der Kerl kramte in seinen Taschen herum und zog schließlich ein Paar Ohropax hervor. Dieses reichte man an ihn weiter. Doch der Mann verstand nicht und drehte sie mit fragendem Blick zwischen den dünnen Fingern. „Was soll ich damit?“ „Steck sie rein und spiel mit“ Er verstand noch immer nicht, doch er tat, wie ihm geheißen. Doch jetzt blieb noch eine Frage offen: „Und was ist mit dir?“ Der Kerl fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und wagte einen Blick über die Kühlerhaube des Wagens, hinter dem sie noch immer kauerten. Nach wenigen Sekunden blickte auch das Paar blauer Augen herüber. Der Mann drehte sich noch immer, schlurfte rückwärts mit den Füßen, über den Boden und noch bevor sie auf den Beinen waren, um ihn aufzuhalten, krachte er gegen einen der Wagen. Leicht wiegte sich die Karosse zurück und schon im nächsten Augenblick schalte Musik durch das ganze Viertel. Verwirrt sah er zu dem Mann, den er im Krankenhaus getroffen hatte. Er konnte so gut wie gar nichts hören, doch seine Augen zeigten ihm, das Panik den Fremden befiel. Dieser stand in Sekundenschnelle auf den Beinen und drehte sich in Richtung Krankenhaus. Doch mit einem Mal mussten sie feststellen, das die Straße wie aus dem Nichts besiedelt war. Dutzende Menschen tummelten sich nun auf den Straßen und vollführten die gleichen Bewegungen, wie der Einzelne eben noch. Der Krankenhaus-Kerl zog sich die Kapuze über den Kopf und rannte los, wieder zurück zu den sicheren Hallen des Gebäudes. Langsam erhob er sich, als er sah, wie die ganzen Leute sich auf den Mann zubewegten – und das schneller, als er gedacht hatte. Sie schlurften mit den Füßen über den Boden, ihre Arme zuckten immer wieder nach oben und immer wieder machten sie kleine Sprünge. Es sah fast so aus, als würden sie einen bizarren Tanz aufführen. Doch was sollte nur so schlimm an diesen Leuten sein? Er konnte es nicht verstehen, bis sie den Mann eingekreist hatten und die Arme hungrig nach ihm ausstreckten. Neugierig auf das, was nun passierte beugte er sich weiter nach vorne und zog einen der Ohropax heraus, damit er das Geschehen besser mitkriegen konnte. Der Rhythmus des Songs drang ihm sofort in die Ohren und sein Herz begann im gleichen Beat zu schlagen. Es war wirklich fesselnd. Genauso wie das Geschehen vor seinen Augen. Langsam löste sich die Masse, als hätte sie ihren Hunger gestillt und glitt dieses Mal schneller zurück. Der Fremde, den er im Krankenhaus getroffen hatte, derjenige, der ihn vor all dem, was hier passierte gewarnt hatte, hockte auf dem Boden. Die letzten dumpfen Beats der Bridge verklangen und als der Refrain einsetzte, sprang er auf, vollführte die gleichen Bewegungen wie die Menschen um ihn herum. Mit glasigen Augen, offenem Mund stierte er zu ihm herüber, seine Füße schlurften über den Boden, jedoch bewegte er sich nicht vorwärts, sondern seitwärts auf ihn zu, tippte mit einem Fuß immer wieder auf dem Boden, seine Arme zuckten. Es dauerte keinen Augenblick und er verstand sofort. Trotz des erschrockenen Ausdrucks, der sich auf seinem Gesicht manifestierte, versuchte er sich schnellstmöglich den Bewegungen anzupassen. Seine Schuhsohlen kratzten über den Asphalt, als er sich rückwärts schob. Er warf die Arme genauso in die Luft, wie die Menge um ihn herum. Es brauchte nicht lange und seine Bewegungen verschmolzen mit der Musik. Würde er sich ganz darauf konzentrieren, war es um einiges einfacher, diesen verrückten Tanz nachzuahmen, als man dachte. Es brauchte nicht lange und seine Füße glitten gekonnt über den Boden, er bewegte passend die Arme dazu und seine Bewegungen verschmolzen immer mehr mit dem Rhythmus, mit der Menge. Es war, als wäre er schon einer von ihnen. Und so bemerkte er erst gar nicht, wie sie sich um ihn herum versammelten, die Arme nach ihm ausstreckten. Die Musik packte ihn einfach, erfüllte seinen Körper. Und im nächsten Moment fand er es gar nicht mehr so schlimm, wie sie zu sein. Er könnte jeden Tag so schlurfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)