Weiße Lilien von GA-Sephiroth ================================================================================ Kapitel 1: The Story of Shun ---------------------------- Die Tabletten erzielten langsam die gewünschte Wirkung, der Alkohol hatte, wie gewollt, sein Werk perfekt getan. Selbst wenn ER noch rechtzeitig kommen würde. Seiji war zwar Arzt, aber in seinem jetzigen Zustand - dessen war sich Shun relativ sicher - war er nicht mehr zu retten. Langsam verschwamm seine Sicht, um ihn herum wurde alles ruhig. Auch in seinem Kopf breitete sich eine drückende Stille aus. Ein letztes Mal erinnerte Shun sich daran, wie es zu dieser Situation nur gekommen war. ~ Sam war ziemlich schwer erkrankt und außer Shun gab es niemanden mehr aus ihrer Familie. Zumindest nicht, soweit der Schwarzhaarige es wusste. Die Mutter der Zwillinge hatte sich vor einigen Jahren das Leben genommen, ihren Vater haben sie nie gekannt. Ihre Eltern hatten keine Geschwister gehabt, hatte ihre Mutter ihnen gesagt. Und auch die Großeltern waren schon seit Jahren tot. Nun war Shun allein mit seinem kranken Bruder, wusste weder was dieser hatte, noch, wie er ihm helfen konnte. Gute Ärzte kosteten Geld - und das war etwas, dass die Brüder nicht besaßen. Aber in ihrem kleinen Örtchen gab es Jungs - wie er, um die 23 - die kamen an ihr Geld. Shun hatte sich bei einem seiner Freunde erkundigt. Sie waren zwar nicht bereit, ihr Geld mit ihm zu teilen, um für Sam einen guten Arzt zu bezahlen, aber zumindest hatten sie ihm den Tipp gegeben. Er hatte schon selber mal daran gedacht, aber bisher war diese Art des schnellen Geldes einfach... undenkbar gewesen. Aber sein Bruder war alles, was er noch hatte. Und für ihn hätte Shun nun einmal alles getan. Und nun war es die einzige Option, die ihm außer Drogenhandel noch blieb: Er verkaufte sich und seinen Körper. Am Anfang war es recht hart für ihn. Er machte viele Fehler, verdiente so gut wie nichts, war oftmals dicht dran, bei einem falschen Typen sein Leben zu riskieren. Aber er war ja auch nicht gerade schwach, konnte sich im Notfall recht gut zur Wehr setzen. Das gute Geld ließ aber relativ lange auf sich warten. Sam ging es zusehends schlechter, er war inzwischen nicht einmal mehr dazu in der Lage, vernünftig aufzustehen und hinauszugehen. Irgendwann blieb er gänzlich im Bett. So gerne Shun auch bei ihm gesessen hätte, er musste das Geld auftreiben. Eine gute Freundin hatte sich bereit erklärt, sich um den kränkelden jungen Sam zu kümmern, Shun reiste für eine ganze Weile in die Stadt. Das Geld, das er sich bisher erarbeitet hatte reichte für das billigste Zimmer, das er finden konnte, durchaus eine Weile. Aber wenn er längerfristig mehr Geld wollte, musste er sich etwas anderes übrlegen. Einen Abend sprach ihn eine junge Dame an - auch das kam einmal vor, obwohl er hier speziell für Männer bereitstand. Sie war schön, wirklich unvergleichbar, so zumindest fand er, und wenn er nicht gerade hier als Schwuler abgestempelt wurde, hätte er sie sich sicherlich gerne als Freundin gewünscht. Sie betrachtete ihn eine ganze Weile recht interessiert, ihre Lippen waren umspielt von einem kühlen Lächeln. Dann alerdings fing sie an zu lachen, er verstand es nicht. "Junge, siehst du billig aus. Und so willst du Geld machen?" ein regelrecht lästerndes, ironisches Lachen ging kurz von ihr aus, er seufzte leise und senkte den Blick. "Es hat... Gründe das ich hier stehe, okay? Wenn ich das Geld hätte, sähe ich auch besser aus..." "Wenn du das Geld hättest, würdest du hier nicht stehen. Wie alt bist du? 17?" Er schaute zu ihr auf, ein wenig gekränkt. "23... und, was geht es dich an?" "Uh... aslo doch ein schönes Alter, ich dachte schon, du wärst minderjährig... schade, dann hätte ich dich verpfeifen können." "Wieso...? Wieso hättest du das tun wollen?" Er sah regelrecht ungläubig zu dem Blondchen hinüber. "Weil du mir die Kunden stiehlst. Und jetzt schau nicht so ungläubig. Du bist billig und siehst - wenn man von den billigen Klamotten mal absieht - ganz gut aus. Da gehen sogar die richtigen Kerle mal mit... Kerlen eben aus. Und, bringts dir denn wenigstens was?" Etwas beschämt sah der Junge gen Boden und schüttelte den Kopf. Traurig hob er ihn wieder, schaute zur Seite weg. "Dabei bräuchte ich das Geld dringend... mein Bruder... ich glaube, er stirbt, wenn ich das Geld nicht bald habe..." Er war sich eigentlich ganz sicher, dass sie ihm so oder so nicht glauben würde. Überrascht sah er auf, als sie plötzlich direkt vor ihm stand, ihm eine Hand auf die Schulter. "Hör zu Junge, ob die Geschichte stimmt oder nicht, das wird hier überall auf taube Ohren stoßen, es interessiert hier niemanden." Sie schüttelte kurz den Kopf. "Aber du meinst das ernst, oder?" Shun nickte kurz, er schloss die Augen, versuchte sich darauf zu konzentrieren, nicht an die kritische Situation seines Bruders zu denken. Er schluckte schwer, einen gewaltigen Kloß hinunter. "Also, hör zu, ich werde dir helfen. Ich zeig dir, wie du es richtig machst... wie du dich herausputzen musst, um die richtig dicken Fische zu angeln, okay?" Er sah zu ihr auf, ihre Blicke trafen sich. "Warum solltest du das tun?" Er war misstrauisch. "Ich will, dass du dafür aus meinem Revier verschwindest. Die anderen hier können mir nicht das Wasser reichen, sind alt und verbraucht oder einfach nicht hübsch genug, sowohl die Kerle als auch die Weiber. Aber du jagst hier meine Beute. Und das kann ich mir einfach nicht leisten, okay? Ich hab nicht dein Problem, aber genug eigene." Sie streckte ihm die Hand hin, wartete darauf, dass er auf ihr Angebot einging. Er wusste, dass es auch eine Art Falle sein konnte, dass sie ihn vielleicht einfach aus dem Weg räumen wollte - und er hatte auch schon davon gehört, dass so unscheinbare Frauen sehr wohl dazu in der Lage waren, für ihre Arbeit andere Leute zu erschießen oder sie vergifteten. Aber er hatte diese Hilfe doch bitter nötig. Ansonsten hätte er das Geld nie rechtzeitig zusammen. Er schlug ein. "Patricia mein Name. Merk ihn dir, okay?" Ihre vorher recht kühle Stimme hatte etwas an Wärme dazugewonnen. ~ Er spürte eine warme Hand an seinem Oberarm. Sie zog ihn aus dem kalten Wasser der Badewanne. Ein dumpfer Ton drang in sein Ohr, wahrscheinlich sprach jemand mit ihm. Aber er nahm es nicht mehr richtig wahr. Seine trüben Augen suchten die Herkunft des Tones, erkannten Seiji's Gesicht, kreidebleich. Shun schmunzelte, öffnete mehrmals den Mund, schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Er sah verschwommen, dass Seiji ihn wieder ansprach - nein, anschrie. Aber er hörte ihn nicht. "Es... tut mir leid..." Dann wurde alles schwarz. ~ Zwei Monate. Er hatte in zwei Monaten alles von ihr gelernt. Dabei war er mindestens ein mal in der Woche zurück bei seinem Bruder, schaute zu, wie es Sam von Mal zu Mal schlechter ging. Und es machte ihn fertig. Aber Pat gab sich Mühe, beeilte sich ziemlich. Einmal hatte er sie sogar mitgenommen zu sich, hatte ihm Sam vorgestellt. Von diesem Tag an hatte sie sich wirklich richtig ins Zeug gelegt, hatte ihn vollständig neu eingekleidet, um auf Kunden anziehender zu wirken. Sie wollte diesem Jungen wirklich helfen. "So... mehr kann ich dir nicht zeigen, nicht beibringen, nicht geben. Tut mir leid. Jetzt musst du deinen Teil der Abmachung einhalten. In der nächsten Stadt ist das Millieu nicht sonderlich ausgeweitet, vielleicht kannst du den Leuten da ja was Gutes tun, Kurzer." So nannte sie ihn immer, obwohl er mehr als einen Kopf größer war als sie. Und nur ein Jahr jünger. "Danke Pat. Wirklich... vielen Dank." Er meinte es erst. In der Zeit, die er bei ihr gelernt hatte, merkte er, wie viele Fehler er gemacht hatte. "Ruf mich mal wieder an, okay? Du bist süß." Sie zwinkerte ihm zu und schickte ihn dann los. Sie beide hassten lange Abschiede. Soetwas konnte einem in ihrem Bereich durchaus das Genick brechen. ~ "Komm schon Junge! Tu mir das nicht an jetzt! Nicht jetzt, nicht heute! Shun!" Seiji schrie den Jungen verzweifelt an, versuchte alles, um ihn zurück zu holen. Er war Arzt, verdammt! Warum also konnte er ihn nicht retten?! "Shun, komm zurück zu mir! Bitte, Sam wartet doch auch auf dich..." Jetzt klang er vollends verzweifelt. Tränen bahnten sich einen Weg über seine Wangen, perlten auf Shuns fahles, langsam auskühlendes Gesicht. ~ Seine 'Ausbildung' bei Pat hatte sich wirklich schon ausgezahlt. Er machte in nur einer Woche mehr Geld als die ganze Anfangszeit über. Aber noch reichte es nicht. Nur für eine ordentlich Untersuchung. Shun blieb in der Stadt, konnte sich das Leid seines Bruders nicht mehr ansehen, ohne in Tränen auszubrechen. Er bat Leila, die Freundin, die bei Sam geblieben war, sich eine Weile lang alleine um Sam zu kümmern. Er wollte sich voll auf seine Arbeit konzentrieren. Er war ganz glücklich darüber, dass Leila solch ein großes Herz hatte. Sie kümmerte sich voll und ganz um den kranken Bruder Shuns, während der tagtäglich mehr leiden musste. Shun legte sich immer mehr ins Zeug. Und Pat hatte Recht gehabt. Mit dem neuen Standort und der neuen Kundschaft war es gut zu arbeiten. Hier war nicht viel los, er konnte einen nach dem anderen regelrecht ausnehmen. Sicherlich war es gefährlich, er machte sich hier so einige andere zum Feind, vor allem kleine, mit Drogen zugedröhnte Stricher... aber es störte ihn nicht, solange er wusste, dass es seinem Bruder letztlich helfen würde, wenn Shun sich hier durchkämpfte. Dann kam der Abend, an dem er Seiji kennenlernte. Ein ausländischer Mann, jung, gutaussehend, geheimnisvolle, tiefe Augen, in denen Shun sich schon vom ersten Blick an verlor. Und er kam direkt auf Shun zu. Jetzt war ihm einer der größten Fehler unterlaufen, die jemandem in ihrem Gewerbe überhaupt passieren konnte. Verliebt auf den ersten Blick. "Bist du nicht ein wenig zu jung, um hier zu stehen?" Ein melodischer Bariton, es klang wie eine wundervolle Melodie in Shuns Ohren. Doch der Junge riss sich zusammen. "Nein, der Herr... ich gehe bereits auf die 24 zu. Das ist fast schon wieder zu alt, um hier gutes Geld zu machen.... oder zumindest zu alt, um den Kunden echte Freude zu bereiten." Shuns Worte riefen ein Schmunzeln auf die Lippen des Mannes. "Komm mit mir... Ich zahle jeden Preis." Shuns Herz machte einen gewaltigen Hüpfer, als er diese Worte vernahm. Er stieg zu ihm in das Taxi, mit dem der Mann hierher gekommen war, hegte keinen Moment Misstrauen gegen ihn. "Ich bin Seiji. Nennst du mir deinen Namen? Ich möchte dich ungerne nur mit Junge ansprechen." Ein leichter Akzent kämpfte sich hervor, machte Seiji für Shun aber nur nich attraktiver. "Shun... nennen sie mich eunfach nur Shun..." "Und du, Shun, gewöhnst dir an, mich nicht zu Siezen, das gefällt mir nicht." Shun stand schon immer nur auf Männer, darum fiel ihm diese Arbeit so leicht. Und Seiji war genau der Mann, auf den er sein ganzes Leben gehofft hatte. Es tat ihm etwas weh, zu wissen, dass es doch nur ein Job war. Sie kamen an Seijis Appartment an, und Shun staunte nicht schlecht. Ihm wäre fast die Kinnlade heruntergeklappt, doch er riss sich zusammen und folgte Seiji direkt nach oben - doch nicht wie üblicherweise in's Schlafzimmer. Seiji führte Shun in eine Art Wohnzimmer, setzte sich auf einen großen, schwarzen, ledernen Sessel und deutete auf die Lehne neben sich. "Setz dich hier her zu mir." Shun tat, wie ihm geheißen, setzte sich und schaute etwas unsicher zu Seiji. "bevor hier heute Nacht überhaupt irgendetwas läuft, mein schöner Junge, erzählst du mir, wieso du auf dem Strich stehst." Etwas traurig schaute er von dem Mann weg und schluckte wieder einen gewltigen Brocken herunter. "Mein... Bruder... Er ist krank... ziemlich krank. Aber wir konnten uns bisher keinen Arzt leisten... und ich weiß einfach nicht, was er hat..." Shuns Laune war damit dahin. Seiji nickt kurz. "Und... du sagst wirklich die Wahrheit? Wenn das so ist..." Er schaut kurz nachdenklich drein, Shun seufzte leise und rutschte etwas auf der Lehne des Sessels umher. "Seiji... ich... werde alles tun, was du willst... wirklich... Ich brauche das Geld." Mit einer kurzen Handbewegung deutete Seiji zum Schweigen. Der Junge schwieg. "Ich bin Arzt, weißt du? Ich habe... einen Vorschlag. Du bleibst diese Woche hier, kümmerst dich um das Haus - und natürlich auch um mein wohl - während ich mein Leben hier beginne. Ich bin gerade erst hierhergezogen, verstehst du?" Shun nickte leicht. "Und im Gegensatz dazu schaue ich mir deinen Bruder an und werde mich um ihn kümmern. Was meinst du?" Ein neues Angebot... und wie damals bei Pat konnte Shun auch hier nicht ablehnen. Immerhin hing das Leben seines Bruders davon ab. "Das... das würdest du tun? Oh danke!" Shun wäre ihm fast voller Überfreude um den Hals gesprungen, besinnte sich aber rechtzeitig. Das gehörte sich für jemanden wie ihn einfach nicht. "So, Shun... Jetzt könnten wir anfangen. Oder bist du zu müde? Ich habe dich nämlich nicht nur hergeholt, um mit dir zu schlafen. so schöne, nette Jungs wie du gehören nicht auf den Strich... dazu bist du zu gut, glaub mir. Ich denke, alleine deine Anwesenheit könnte angenehm sein." Shun lächelte. So ein Kompliment hörte er unglaublich gerne... und irgendwie machte es ihn von Seiji besonders glücklich. Aber er schüttelte den Kopf. "Nein... ich bin durchaus noch sehr wach..." Und damit tat er das, was er gelernt hatte, am besten zu tun. Nach nur zwei Tagen in diesem Haus, hier bei Seiji merkte er, wie schlimm es ihn wirklich erwischt hatte, was die Liebe anging. Ja, er hatte sich maßlos in Seiji verliebt. Und er dachte gar nicht daran, das zu verstecken. Die Arbeiten im Haus waren zahlreich, aber zu bewältigen. Und für ihn war die weitere 'Arbeit', der Sex mit Seiji, eher eine Belohnung, eine perfekte Bezahlung. Am vorletzten Tag war es um Shun endgültig geschehen. Seiji liebkoste Shun, wie die die ganze bisherige Woche nicht. Nach ihrem Spiel lag er einfach nur neben Shun und seufzte leise. "Weißt du... am liebsten wäre es mir, ich könnte dich erpressen... Dass du noch bleiben musst, bevor ich dir helfe." Shun schaut etwas geschockt aug, wurde plötzlich ziemlich bleich. "Du... willst mir nicht helfen... oder?" Seiji schüttelte den Kopf. "Doch, ich will dir helfen... ich will dich nur nicht gehen lassen, verstehst du das...?" Der Mann wandte sich an Shun, zog ihn an seinem Kinn zu sich heran und küsste ihn innig. Shun wusste nicht so ganz wie ihm geschah. Ihm war, als wäre sein innigster Wunsch in Erfüllung gegangen. Es wäre fast zu spät gewesen, doch Seiji war noch gerade in der Lage dazu gewesen, Sam zu retten. Dieses Mal konnte Shun nichts halten, er fiel Seiji, in Freudentränen ausgebrochen, um den Hals. Sam brauchte noch eine ganze Weile, um wieder wirklich auf die Beine zu kommen, es würde vielleicht Monate dauern, mochte durchaus einige Schäden zurückbehalten, doch er war gerettet. Und Shun hatte etwas weiteres dazugewonnen - eine Affäre, die fast einer Beziehung glich... Einer glücklichen, aufregend ausgelebten Beziehung. Bis Shun irgendwann Seijis Frau kennenlernte. Mit einem Schlag... war jeder Funken Freude und Wärme gewichen. Sam war gerettet, seinKörper ramponiert, seine Liebe missbraucht... Und er gab auf. ~ Seiji stand am frischen Grab, ein Straß weißer Lilien in der Hand, Tränen auf dem Gesicht. Von seiner Frau hatte er sich scheiden lassen. Seine Karriere als Arzt hatte er beendet. "Shun... ich liebe dich." Er warf die Lilien auf die noch frische Erde, zog eine Waffe aus seinem Jakett. Und auf dem Friedhof fiel ein Schuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)