Das Internat von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Ritsuka hatte Hunger. Er hatte Hunger, weil er, anstatt in die Cafeteria zu gehen und mit allen Anderen Abend zu essen, zu der Wohnung seines Klassenlehrers ging, um ihm einen Pulli zurüchzugeben, der ihm vor gefühlten zwei Jahren unter sehr peinlichen Umständen geliehen wurde. Der Junge konnte sich nicht erinnern, wie oft er die Nase in den Pulli gesteckt hatte, nur um diesen betörenden Geruch wieder seine Nase kitzeln zu lassen. Nur hatte der Pulli mit der Zeit seinen Geruch verloren, da Ritsuka sogar mit ihn sein Bett genommen hatte. (Er hatte dies heimlich getan, denn wenn seine Mitbewohner bemerkt hätten, dass er an einem Pulli ihrers Lehrers schnüffelte, wäre er ein toter Mann.) Also hatte Ritsuka den Pulli klammheimlich mit der Hand gewaschen (penibel darauf achtend, dass er nicht einging) und ging nun, das Kleidungsstück fest umklammert, zu der anderen Seite des Campus um den Pulli wieder zurückzugeben. /Oh Gott, was soll ich nur sagen, wenn er fragt, wieso das so lange gedauert hat?? Ich werde einfach den Pulli zurückgeben und schnellstens wieder verschwinden./ Er nickte bekräftigend und beschleunigte seine Schritte. Doch seine Gedanken schweiften wieder ab.... / Schwarz steht dir gut? Was hat er damit gemeint? Soll ich den Pulli etwa behalten? Oh Goooott, ich werde es nie schaffen normal mit ihm zu reden!!/ Seine Schritte wurden wieder langsamer und der Schüler bekam ein flaues Gefühl im Magen. (Was natürlich auch am Hunger liegen könnte) Schließlich erreichte er einen der unzähligen Höfe, überquerte ihn und gelangte zu einer Ansammlung mehrerer kleiner Häuser. Er schaute sich suchend um und fand schließlich ein winziges Häuschen und dem Namen Agatsuma auf der blauen Eingangstür. Er machte vorsichtig das Gartentörchen auf und zuckte zusammen, als es durchdringend quietschte. /Maaan, du brichst hier doch nicht ein! Jetzt sei nicht so ein Schisser./ Es gab nur ein Problem. Er stand vor der Haustür und seine Hand wollte sich einfach nicht dazu bewegen, anzuklopfen. Sie rührte sich keinen Zentimeter. Da stand er also, zitternd vor der Haustür eines Mannes, einen zerknauschten Pulli fest im Arm. /Da hätte ich mir das Bügeln eigentlich sparen können./, dachte er bei sich und straffte endlich seine Schultern. Dann strich er in einem armseligen Versuch, den Schaden zu beheben, den Pullover glatt und klopfte vorsichtig an. Er hörte dumpfe Schritte und nicht zwei Sekunden später ging die Tür mit einem leisen Quietschen auf. Und dahinter stand etwas... undefinierbares. Nur, dass es eigentlich Soubi Agatsuma in einer knallpinken Schürze mit unmengen von Rüschen und einem Kochlöffel in der Hand war. Er hatte die Haare mit (und das ist nur eine Vermutung) zwei Esstäbchen hochgesteckt, sodass ihm nur noch ein paar Strähnen auf seine Schultern fielen. Er hatte sein typisches ruhiges Lächeln aufgesetzt, doch wirkte er nach einigen Sekunden irritiert, weil der Schüler ihn mit weit aufgerissenen Augen anglotzte. "Du siehst aus wie ne Kuh, wenn's donnert.", lachte er. Ritsuka wurde knallrot und schloss hastig seinen Mund. Er wollte schon wieder in seine altbekannte Schüchternheit zurückfallen, als er dieses Gefühl in sich spürte. Es war wie ein Kitzeln. Es lief von seinem Bauch, unter sein Brustbein, verweilte dort ein wenig und schoss schließlich hinauf in seinen Mund. "Sie sehen aus wie ein Irrer, der einen Ausflug ins Candy Land unternimmt." Daraufhin legte der Mann seinen Kopf in den Nacken und lachte schallend. Der Junge kam nicht umhin zu bemerken, dass Agatsuma-sensei sehr schön aussah, wenn er lachte. Seine Schultern bebten, sein Haar schwang sanft hin und her und seine zarten Lippen entblößten eine Reihe weißer Zähne. /SCHEIßE!! Hör auf so einen Müll zu denken. Du könntest in deinem Hirn auch gleich einen Puff aufmachen./ Noch bevor Ritsuka dazu kam, sich weiter selbst zu beschimpfen oder ernsthafte Selbstmordabsichten zu entwickeln, roch er etwas Angebranntes. Auf einmal ist das Lächeln vom Gesicht seines Lehrers verschwunden und mit einem lauten 'Scheiße' drehte er sich um und rannte ins Haus. Die Tür ließ er einfach offen. Zögernd betrat Ritsuka das Haus und schloss leise die Tür hinter sich. Langsam sah er sich um. Es war klein, ohne Frage, doch es strahlte die gleiche Ruhe und Schönheit aus, wie auch sein Besitzer. Die Räume waren lichtdurchflutet, das Holz des Bodens war von dunklem Braun und überall standen Gemälde. An den Wänden lehnend, aufeinander gestapelt, auf Staffelleien und an der Wand hängend. Vorwiegend zeigten sie Schmetterlinge, aber auch Blumen. Ritsuka näherte sich vorsichtig einem kleinen Beistelltisch, auf dem Kohlezeichnungen wüst verstreut waren. Er blätterte sie interessiert durch. Es waren vorwiegend Gesten, Momente, festgehalten auf einem Stück Papier. Dieser Mann war wirklich ein überaus begabter Maler. Auf einmal schallte ein Schmerzensschrei durch das ganze Haus. Der Schüler drehte sich um und rannte so schnell er konnte in Richtung des Schreies. Er kam in einen großes Raum, der wohl Küche und Esszimmer zugleich war. Sein Lehrer stand über einen großes Kochtopf gebeugt und nuckelte schmollend an seinem Finger. Ritsuka betrachtete schweigend die Szene, die sich ihm bot: Ein großer, gutaussehnender Mann mit einer furchtbar albernen Schürze, der verdrossen an seinem Finger lutscht. Seufzend schlug der Junge die Hand gegen die Stirn. Es war wieder dieses Gefühl, was ihn dazu trieb, den großen Mann an den Schultern zu packen, rückwärts auf einen Stuhl zu schieben und zu sagen: "Bleiben Sie da sitzen und halten Sie die Klappe." Dann zog er dem verdutzen Mann die Schürze aus, band sie sich selbst um und näherte sich dem Kochtopf, welchem ein nicht sehr vertrauenserweckender Geruch entströmte. Er besah sich den Inhalt und schüttelte resigniert den Kopf. "Das müssen wir wegschütten. Können Sie echt keine Soup Kare kochen? Können Sie überhaupt kochen?" Agatsuma-sensei hatte immer noch den Finger im Mund, nickte aber heftig. Das hieß wohl, er konnte kochen. "Ich kann kochen, nur nicht das da." , nuschelte er beleidigt. Ritsuka musste lachen. Dass dieser Mann auch unglaublich süß sein konnte, hatte er nun wirklich nicht gedacht. Fast hätte er es laut ausgesprochen, doch er wendete sich im letzten Moment besagtem das da in der Spüle zu. Mit einem weiteren Seufzen, begann er schließlich die Schränke zu durchwühlen, um neu anzufangen. Soubis Sicht: Soubis Finger pochte fortwährend, doch das war ihm herzlich egal. Seine Aufmerksamkeit galt eher dem Jungen, der da in seiner Küche stand und emsig damit beschäftigt war, sein Abendessen zuzubereiten. Diese rosa Rüschen... Sie standen ihm wirklich. Der Junge war wirklich das Süßeste was er je in der Schule hatte wandeln sehen. Seine Blicke wanderten vom glänzend schwarzen Haarschopf, den Rücken hinunter und weiter runter... Er betrachtete den sanften Schwung des gebeugten Nackens, die schmale Taille und das feste Hinterteil. Soubi musste schlucken. Dieser Junge war nicht nur süß, er war auch verdammt sexy. Die Schürze schmiegte sich an seine Brust und umfing seine Taille wie die Arme eines Liebhabers. "Tzzz." /Reiß dich zusammen, er ist 8 Jahre jünger als du!! Außerdem wird er dich hassen, wenn er erfährt, dass du auf ihn stehst. Das ist doch abstoßend. Und bei seiner Reaktion auf männliche Wesen wäre das wohl eher kontraproduktiv. Trotzdem, er bleibt süß../ Um sich von seinen Gedanken abzulenken, stand Soubi auf und ging an einen der Küchenschränke, um den Tisch zu decken. Dabei streifte er versehentlich Ritsukas Nacken mit seinem Arm. Der Junge zuckte so heftig zusammen, dass er sich beinahe einen Finger abgeschnitten hätte. "Kleiner, pass doch auf! Du verletzt dich noch!" "Nein, danke ich komm schon klar. Ich kann kochen! Und nennen Sie mich nicht Kleiner!" schrie Ritsuka. Soubi betrachtete vollkommen verdutzt den schweratmenden Jungen vor sich. Da erst bemerkte er, dass der Kleine zitterte und das Messer so fest hielt, dass seine Knöchel weiß hervortraten. /Er hat Angst. Aber wovor?/Ganz vorsichtig nahm Soubi ihm das Messer aus der Hand. Dann trat er einen Schritt zurück, obwohl sein Verlangen diesen Jungen zu beschützen, ihn zu berühren immer mehr wuchs. Doch er durfte jetzt nichts falsch machen. Er setze sich langsam auf den Boden und sah zu seinem Schüler hoch. "Willst du mir nicht erzählen, was mit dir los ist? Denkst du ich habe nicht bemerkt, dass du anderen Männern ausweichst? Egal, was es ist, du kannst es mir erzählen, ich werde weder nachfragen, noch jemand anderem erzählen. In den meisten Fällen fühlt man sich danach besser." Zu seiner Überraschung fiel Ritsuka auf die Knie. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und weinte. Seine Schluchzer schüttelten ihn am ganzen Körper. Soubi streckte die Hand aus, ganz langsam näherten sich seine Fingerspitzen dem gesengten Kopf des Jungen. Für den Bruchteil einer Sekunde gestattete er sich, die Hand trösten auf das schwarze Haar zu legen, bevor er schnellstens wieder zurückzog, um den Kleinen nicht zu erschrecken. Er wartete.... Dann, als der Junge keine Reaktion zeigte, ließ er seine Hand nochmal auf den Kopf des Jungen sinken. Er verweilte in dieser Position für etwa 10 Minuten, auf dem Boden sitzend und den Arm ausgestreckt, bedacht auf keine andere körperliche Nähe, als seine Hand, die noch immer beruhigend auf dem Kopf des Jungen lag. Dieser schien sich langsam zu beruhigen, sein Körper bebte nicht mehr so stark, seine Schluchzer waren nicht mehr so laut. Dafür schien er langsam nach vorne zu kippen. Der Mann fing ihn auf und zog ihn sanft zu sich. Der Junge lag wie eine Stoffpuppe in seinem Armen, alle Kraft schien aus dem kleinen Körper gewichen zu sein. "Ist es wieder gut?" Soubi schob den Jungen langsam von sich, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er sah in weit aufgerissene, leicht verschleierte Augen. Plötzlich schienen sie sich zu klären und der Schüler schien zu realisieren, in welcher Lage er sich befand. Er stieß seinen Lehrer grob von sich und stand hastig auf. Ritsukas Sicht: Er hörte wie Agatsuma-sensei hinter ihm aufstand und auf ihn zu lief. Nah neben ihm kam er zum Stehen und Ritsuka spürte eine federleichte Berührung im Nacken..... Eine federleichte Berührung im Nacken... Er zuckte stark zusammen und umklammerte das Messer fester, um sich im Notfall zu verteidigen. Er vernahm eine tiefe Stimme hinter ihm. /Nein, Schluss damit!! Seine Worte, was sagt er?/ Er konzentrierte sich auf das eben Gesagte, doch dann spürte er den anderen Körper näher kommen. Und etwas brannte durch. Ritsuka hatte so lange dagegen angekämpft, es verdrängt. Er drehte sich mit dem Messer in der Hand um, bereit zuzustechen. Doch vor ihm stand nicht sein Peiniger. Es war ein überaus schöner Mann, mit weit aufgerissenen sanften Augen. Für einen Moment beruhigte er sich, ließ sich das Messer aus der Hand nehmen. Der Mann, sein Lehrer, wich vorsichtig zurück, setzte sich auf den Boden. Jetzt war er nicht länger größer als er, Ritsuka wagte, sich ein wenig zu entspannen. Doch dann fing der Mann an zu reden. Er sprach von Männern, erzählen... Aber erzählen bedeutet erinnern. Das wollte Ritsuka nicht, auf gar keinen Fall. Doch es war zu spät, er begann sich zu erinnern. Eine federleichte Berührung im Nacken, eine tiefe Stimme hinter ihm, die Qualen danach... Er spürte nur noch den weit entfernten Schmerz in seinen Knien, als sie auf dem harten Boden aufschlugen. Eine warme Hand auf seinem Kopf. Seine Erinnerungen bedrängten ihn, quälten ihn mit Dingen, die er für immer vergessen wollte. Die Hand, die ihm grob den Kopf nach unten drückte, der Geruch von Gummi in seiner Nase, Kälte. Doch da war kein Gummi. Er roch den unglaublich beruhigenden Geruch von frischem Heu, Wärme umfing ihn und die Stimme, die er hörte, war zwar auch tief, aber sanfter, melodischer. Er blickten unsicher in zwei veilchenblaue Augen und begann wieder in die Realität zurückzukehren. Dann bemerkt er die Arme, die ihn umfingen, ihn nah an dem anderen Körper hielten. Erschrocken stieß er seinen Lehrer von sich und rannte aus dem Haus. Er rannte, tief ins Dunkel hinein, für eine lange Zeit. Die kalte Nachluft brachte ihn langsam wieder zur Besinnung und er steuerte auf seinen Lieblingsplatz außerhalb des Schulgeländes zu. Da spürte er einen leichten Widerstand beim gehen und sah verwirrt an sich hrunter. Er trug immer noch die lächerliche Schürze von Agatsuma-sensei. Wieso ein Mann wie er ein solches Kleidungsstück besaß, war ihm schleierhaft. Er zog sie aus und besah sie sich genauer. Oh Gott, sie war wirklich schrecklich. Überall waren kleine Blumen, Kühe und Hasen aufgedruckt und sie besaß am Saum eine stattliche Anzahl Rüschen. Er erreichte seinen Lieblingsplatz, legte sich unter die Bäume und hielt die Schürze vor sich in die Luft. /Diese Schürze ist absurd./ Und Etwas brach auseinander. Die Hülle, die er die ganzen Jahre um sein Herz und seinen Körper gelegt hatte, verschwand. Seine Angst, sich zu erinnern, in der Vergangenheit stecken zu bleiben, wie seine Mutter, verschwand. Auf einmal musste Ritsuka lachen. _______________________________ So, weiter gehts mit Kappi 3 :) Ich hoffe, es hat euch gefallen :) Bitte etwas konstruktive Kritik, wenn nötig oder einfach eine Bemerkung, damit ich weiß wies war :) Viel Vergnügen :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)