Sinnbild der Täuschung von Riyoki ((Kai x Ray) // Tala x Kai) ================================================================================ Kapitel 1: Nur noch Erinnerungen -------------------------------- Ein Luftzug drang durch den kleinen Spalt des angelehnten Fensters und brachte etwas frische Luft in das recht große Polizeibüro der Mordkommission. Es war Winter und daher ziemlich kalt in Moskau, wodurch selbst dieser kleine Zug den Angestellten leicht frösteln ließ, welcher sich hier aufhielt. Anscheinend hatte er die ganze Nacht durchgearbeitet und war dabei mit dem Kopf auf dem Schreibtisch liegend eingeschlafen. Unberührter Schnee glitzerte draußen auf dem Boden und hin und wieder konnte man einen Schneemann oder ein Iglo am Gartenzaun einiger Häuser betrachten. Alles war wunderschön mit dieser weißen Pracht bedeckt, wodurch selbst Bäume zum Blickfang wurden. Während sich Kinder über das Wetter freuten und gerne die Zeit draußen verbrachten, blieben Andere, meist die ältere Generation, lieber im warmen Haus und tranken heiße Schokolade zum aufwärmen, was sich zu dieser Jahreszeit hervorragend anbot. Langsam richtete sich der junge Mann in dem Büro auf und rieb sich die Arme, erhob sich vom schwarzen Lederstuhl und ging zu der dunkelbraunen Kommode an der linken Wandseite herüber. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, schaffte er es ohne Weiteres sich frischen Kaffee zu kochen. Womöglich kam es nicht selten vor, dass er sich hier die Nächte um die Ohren schlug. Nachdem das heiße Getränk fertig war, goss er sich etwas in eine noch neugekauft wirkende Starbuckstasse ein und tapste mit dieser in der rechten Hand wieder zu seinem vorherigen Sitzplatz zurück. Erst jetzt öffneten sich langsam seine Augenlieder und er blickte müde auf den frisch gebrühten Kaffee. Ein schwerer Seufzer kam über seine Lippen, worauf er die Tasse an ihnen ansetzte und vorsichtig einen Schluck nahm. Neben den üblichen Utensilien, wie Beispielsweise einen nagelneuen Computer, dutzende von Akten und diversen Stiften, befand sich noch ein eingerahmtes Bild neben dem Flachbildmonitor auf dem großen Schreibtisch. Ein schwarzes Band war darum gebunden, was darauf schließen ließ, das der ungefähr achtzehnjährige Mann auf dem Foto wohl verstorben war. Vorne auf der Schreibtischkante informierte ein silbernes Namensschild um wen es sich in diesem Büro handelte. Kai Dragosani war darauf eingraviert. Kein Unbekannter, er war nahezu ein Meister seines Bereiches, trotz seines jungen Alters, und arbeitete mit beachtlichen Leistungen, wodurch er damals nicht lange auf eine Beförderung warten brauchte. Sein Blick schweifte von dem Heißgetränk zu dem Bild rüber und blieb dort haften. Traurig und Vorwurfsvoll wirkend streckte er seine Hand nach dem Rahmen aus, hob ihn hoch und fuhr sanft mit dem linken Zeigefinger über das Gesicht des dort abgebildeten Schwarzhaarigen. Wie so oft drückte er daraufhin das Foto an seine Brust und umarmte es regelrecht, während von dem Kaffee neben ihm ein heißer Dampf aufstieg. Nach einigen Minuten stellte er den Rahmen wieder an den ursprünglichen Platz zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs graublau-schwarze Haar. Lediglich der Polizeichef kannte seine Geschichte und die Ursache dafür, weshalb er damals diesen Berufsweg eingeschlagen hatte. Ray Chou, der Mann auf dem Foto, war der Grund. Eigentlich war es ein Tag wie jeder Andere gewesen, niemand hätte auch nur im Geringsten damit gerechnet wie schrecklich er enden würde. Schon viele Monate waren Ray und Kai ein Liebespaar gewesen, weshalb sie sich dazu entschlossen hatten zusammen zu ziehen. Alles verlief zwischen ihnen ab wie man sich eine Beziehung erträumte. Unzählige gemeinsame Interessen und Leidenschaften, reichlich Gesprächsstoff, die Tatsache Gedanken und Gefühle bei einem Blick in die Augen zu erkennen, blindes Vertrauen, Zärtlichkeit, geiler Sex und natürlich gegenseitige, nahezu Riesengroßer Liebe füreinander. Etwas, bei dem man denkt nur in einem Märchen oder Film so komplett vorzufinden. Sie waren nach Rays Konzert, der hierzulande ein sehr erfolgreicher und bekannter Klavierspieler gewesen war, lediglich noch in eine Bar gegangen und hatten auf den gelungenen Auftritt mit zwei bis drei Gläsern Wodka angestoßen und sich anschließend auf den Weg nach Hause gemacht. Allerdings sollten sie bis dorthin nicht mehr kommen. Wie immer durchquerten sie den Park zu ihrer Wohnung, die Laternen waren an und spendeten etwas Licht. Doch nachdem sie einige Schritte gegangen waren, tauchte plötzlich ein in schwarzem Ledermantel gehüllter Mann auf, welcher keinerlei Anstalten machte sie weiter gehen zu lassen. Stattdessen schien es ihn zu amüsieren wie Kai ihn anknurrte, weil er keine Lust auf solche Spielchen hatte und bereits recht müde war. Ray versuchte hingegen seinen Freund etwas zu beruhigen, doch dieser wurde von dem Fremden immer mehr provoziert. Nachdem der Russe den Mann beiseite stoßen wollte, trat dieser nur mit einer unglaublich schnellen Bewegung zur Seite, die man mit dem bloßen Auge schon gar nicht mehr wahrnehmen konnte. Dadurch geriet Kai aus dem Gleichgewicht und fiel zu Boden, doch der Sturz wurde von dem Fremden beschleunigt, indem er ihm seinen Ellenbogen in den Rücken rammte. Entsetzt darüber wollte Ray zu ihm eilen und fauchte, doch irgendetwas schien ihn daran zu hindern sich bewegen zu können. Den Schwarzhaarigen erst einmal vollkommen außer Acht lassend, hockte sich der Mann zu dem am Boden liegenden Kai und grinste diesen an. »Dein Pech, ich muss dir leider die Mitteilung überbringen, das du Würstchen nicht Mal den Hauch einer Chance gegen mich hast!« Er nahm seine Kapuze ab, worauf knallrote Haare zum Vorschein kamen und ein Gesicht, das weder Kai noch Ray zuvor je gesehen hatten und es ihnen somit vollkommen unbekannt war. Natürlich verriet der Fremde seinen Namen nicht, nachdem sie fragten wer er war. Stattdessen beschloss er Kai einfach zusammen zu schlagen, ohne auch nur den geringsten Grund dafür zu haben. Seinem Grinsen nach zu urteilen, genoss er einfach nur seine Überlegenheit dem Anderen gegenüber und hatte mächtigen Spaß an dem schmerzvollen Keuchen oder dem Blut, das den Jüngeren letztendlich besudelte. Auf einmal stand dann jedoch Ray hinter ihm, worüber er ziemlich überrascht zu sein schien, da er wohl nicht damit gerechnet hatte. Der Chinese beförderte den Fremden mit einem kräftigen Tritt zur Seite, worauf er auch gleich auf die Knie ging und besorgt auf seinen verletzten Freund blickte. Wütend und zugleich verwundert darüber richtete sich der Rothaarige jedoch schnell wieder auf, worauf er Ray für dessen Frechheit auch gleich bezahlen ließ. Er umschloss mit der rechten Hand dessen Kehle und zog ihn hoch, sodass er ein paar wenige Zentimeter über dem Boden war. »Niemand überlebte bisher so eine Aktion wie deine gerade, daher kannst du dir gewiss vorstellen was dir nun blüht, wenn du nicht vollständig dumm und ungebildet bist«, hauchte er mit einer bedrohlichen und leicht zischenden Stimme, worauf er eine Art Messer aus seinem linken Ärmel zückte. Dieses rammte er ohne irgendeine Vorwarnung direkt durch das Herz seines Gegenübers, welchen er anschließend einfach auf den Boden warf. Mit einem triumphierenden und selbstgefälligen Grinsen wand er sich ab und verschwand genau so schnell, wie er zuvor aufgetaucht war. Kai, der sich durch die ganzen Verletzungen und Schmerzen kaum noch regen konnte, starrte mit einem weit aufgerissenen Blick auf den leicht zuckenden, jedoch bereits toten Körper seines Freundes. Schmerzhaft stöhnend kroch er zu ihm herüber und richtete sich etwas auf, worauf er unglaubwürdig seinen Kopf leicht nach links und rechts bewegte. Zittrig streckte er seine rechte Hand nach Rays Gesicht aus und streichelte sanft die Wange dessen, während Tränen in seine Augen stiegen und sich letztendlich den Weg über seine Wangen bahnten. »Ray, bitte sieh mich an. Sag mir das alles okay ist, ich bitte dich.« Doch sein Flehen half nichts, der Körper seines Geliebten rührte sich keinen Millimeter mehr. Leicht fing er an ihn zu schütteln, letztendlich hatte er aber keine Kraft mehr und sackte auf dem Anderen zusammen. Er krallte sich an dem Oberteil fest und vergrub sein Gesicht in die Brust des Schwarzhaarigen, worauf er nun bitterlich zu weinen begann. »Du hast versprochen dass wir immer zusammen sein werden und wenn die Zeit käme, würden wir gemeinsam sterben«, er blickte mit Tränenverschmiertem Gesicht auf und sah in das seines Freundes. »Wieso brichst du dein Versprechen? Warum gehst du einfach und lässt mich in einer Welt ohne dich zurück?« Kai schluckte kräftig, doch das hielt seine Tränen nicht davon ab ihren Weg über seine Wangen fortzusetzen. »Lass mich nicht allein. Bitte, komm zurück«, war nun nur noch hauchend von ihm zu vernehmen, worauf sein Gesicht wieder zurück auf Rays Brust fiel, in der er sonst diesen schönen, beruhigenden Herzschlag hören konnte. Doch nun war da nichts mehr. Keine Wärme. Kein Herzschlag. Nachdem es lange Zeit gedauert hatte bis Kai halbwegs mit der Situation umgehen konnte, schwor er sich den Tod seines geliebten Rays zu rächen. Er versprach ihm seinen Mörder ausfindig zu machen und für all das büßen zu lassen, was er ihm angetan hatte. Da er viel Talent besaß war es für ihn nicht allzu schwer gewesen bei der Polizei angenommen und letztendlich in die Mordkommission versetzt, beziehungsweise befördert zu werden. Denn wo hatte man sonst die beste Möglichkeit an solchen Tätern heranzukommen, wenn nicht hier? Jedoch ist dies inzwischen mehr als zwei Jahre her und noch immer hatte er nicht die kleinste Spur des Fremden von damals gefunden, was ihm langsam aber sicher den Verstand zermarterte. Erst durch ein Klopfen an seiner Tür wurde der Russe schließlich wieder in die jetzige Zeit zurückgeholt. Kurz rieb er sich mit der rechten Hand seine rechte Schläfe, worauf er sich vernünftig und gerade auf seinen Stuhl setzte und die Person herein bat. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten, denn gleich wurde die Tür geöffnet und ein Mädchen mit Hüftlangen, dunklen, pinken Haaren trat herein. Sie lächelte ihren Gegenüber warmherzig an und runzelte dann die Stirn, kurz bevor sie etwas sagen wollte. Letztendlich war nur ein schwerer Seufzer zu hören und sie stützte sich mit beiden Händen auf die Schreibtischkante ab, um Kai tief in die Augen sehen zu können. »Du hast schon wieder die ganze Nacht durchgearbeitet, habe ich Recht? Du sollst doch auf dich aufpassen Mensch, wann begreifst du das endlich?«, sagte sie besorgt und legte dem Anderen eine neue Akte auf den Schreibtisch. »Dir auch einen guten Morgen, Takami«, kam es nur murmelnd als Antwort zurück, worauf er die Akte an sich nahm und aufschlug. Auf den Rest ging er, wie sonst auch wenn sie ähnliches sagte, nicht mehr ein. Er wollte nicht das sie sich um ihn sorgte, auch wenn ihm durchaus bewusst war das sie es dennoch tat, ganz gleich wie oft er ihr erzählte das es ihm gut ging. Eigentlich sollte sie im Grunde auch überhaupt nicht hier sein, doch das hatte er damals nicht verhindern können. Die Zwei kannten sich schon ziemlich lange, sogar bevor Ray auf der Bildfläche erschienen war, waren sie schon eng miteinander befreundet gewesen. Mit dem Erwachsenwerden baut man sich jedoch bestimmte Träume auf, und um diese verwirklichen zu können, war Takami vor einigen Jahren wieder nach Japan zurückgekehrt, woher sie eigentlich auch stammte. Sie hatte angefangen sich dort eine Existenz aufzubauen, schloss ihre Ausbildung als Sekretärin ab und rutschte durch eine großzügige Empfehlung in die Regierungsbehörde, wo sie nach mehreren Monaten als Chefsekretärin aufgestiegen war. Nachdem sie dann plötzlich von Rays Tod gehört hatte, konnte sie nicht anders und kündigte ihren Job, machte sich sofort auf den Weg nach Moskau und stand Kai die ganze Zeit über zur Seite. Sie wusste wie groß die Liebe zwischen den beiden Männern gewesen war und daher hatte sie bei dieser sehr schweren Entscheidung nicht einmal gezögert. Bereuen tat sie ihre damalige Tat nach wie vor nicht, denn erst als sie wieder im kalten Russland bei ihren alten Freunden war, merkte sie wie sehr ihr dieses Land gefehlt hatte, zumal hier neben dem Russen auch noch ihre beste Freundin Miyoshi lebte, die wie sie eigentlich aus dem Land der aufgehenden Sonne stammte. Zwar verdiente Takami nun nicht mehr so viel wie in ihrem damaligen Job, doch Kais Sekretärin zu sein machte ihr unwahrscheinlich viel Spaß und hier waren die Kollegen auch bei weitem nicht so steif wie die in der Behörde Japans. Womöglich lag es daran, das Russen einfach lockerer waren und die Dinge komplett anders angingen. »Kommst du nachher mit ins Café? Ich treffe mich dort mit Miyo, nach Feierabend kann man dort immer so schön entspannen«, bat sie lächelnd ihrem Freund an, doch dieser bewegte verneinend seinen Kopf nach links und rechts, worauf sich ein Schmollmund auf Takamis Gesicht zeichnete. »Sorry, hab noch Haufenweise Arbeit vor mir, wie du wohl unschwer erkennen kannst. Grüß sie ruhig von mir wenn du willst«, kam erneut murmelnd die Antwort, während sein Blick an der neuen Akte hängen blieb. Wie grotesk manche Menschen ihre Opfer nur zurichten konnten, unvorstellbar. Der Körper auf dem Foto war vollkommen geschunden worden, man konnte auf Anhieb nicht einmal mehr sagen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Überall klebte Blut, sowohl an der Leiche als auch in einem gewissen Umkreis auf dem Boden und den Wänden. Jedes Mal, wenn sich Kai solche Fotos ansah, stellte er sich die Frage wie Jemand nur zu so etwas in der Lage sein konnte und ob solch Morde jemals ein Ende haben würden. Er war inzwischen so vertieft in seinem neuen Fall, das Takami gar keine Chance mehr hatte auch nur noch einen Funken Aufmerksamkeit von ihm zu ergattern. Besorgt verließ sie schließlich das Büro des Älteren und überlegte, wann sie ihn das letzte Mal lächeln gesehen hatte. Es musste inzwischen schon solange her sein, das sie sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte und diese Tatsache steigerte ihre Besorgnis nur noch mehr. Natürlich verstand sie einerseits wie furchtbar schwer es für ihn sein musste Rays Tod zu akzeptieren und zu lernen damit umzugehen, doch durfte er sich ihrer Meinung nach nicht so abkapseln und sollte eher versuchen wieder Fuß zu fassen, weiterzuleben, auch wenn es noch so hart sein würde. Reden half allerdings nichts, entweder vertiefte Kai sich in seine Arbeit oder leitete jegliche Gespräche dieser Art um und fing einfach ein anderes Thema an. Jetzt musste sie jedoch erst einmal wieder an ihren Schreibtisch zurück, später würde sie sich mit Miyoshi darüber beraten, denn irgendeinen Weg musste es ja schließlich geben, zumindest glaubte sie ganz fest an den Russen und so schnell würde sie die Hoffnung an ihn auch nicht aufgeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)