Weitere Unfälle in Märchenmond von Yuiki (..oder warum bestimmte Geschichten besser verschwunden wären) ================================================================================ Prolog: Altpapiersammlung, Weltenzerstörung & Co KG --------------------------------------------------- Es war einmal ein wunderschönes, magisches Reich, voll von all den Dingen, von denen ein junges Mädchen eben so träumt: beste Freunde, Abenteuer, alte Zauberer mit langem weißem Bart und schöne Pferde. Natürlich durften Magie und ungewöhnliche Kleider nicht fehlen. Das Land war bewachsen mit weichem, grünem Gras; lustige bunte Blumen streckten zwischen den Halmen ihre Blütenköpfchen hervor. Auch Wälder gab es, sie waren licht und hell, und niedriges Buschwerk bot den niedlichen Waldbewohnern, den Eichhörnchen und Häschen Schutz, sollte mal so etwas unangenehmes wie Regen das magische Reich heimsuchen. Doch es regnete selten, und meist nur dann, wenn alle Tiere schliefen und niemand sich an den kalten Tropfen stören konnte. In diesem schönen, friedlichen Land lebten alle Bewohner in Eintracht miteinander, es gab keinen Streit und nie wäre ein Tier auf die Idee gekommen, ein anderes zu fressen. Im Herzen dieses Landes, geschützt durch einen Würfel aus reinem Kristall, befand sich eine durchscheinende, zerbrechliche Seifenblase. Es war eine sehr große Blase, und während sie leicht wabbernd immer auf und ab schwebte, schillerte sie in den schönsten Farben des Regenbogens. Oft kamen die verschiedenen Bewohner des Landes sie besuchen, um sich eine Weile an der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Seifenblase zu erfreuen. Doch was in diesem Reich niemand wusste, war dass ganz am Rande des wundervollen, magischen Reiches ein alter Mann lebte. Er lebte tief unten in einer dunklen Höhle, und noch keiner hatte ihn je gesehen, denn nur selten verließ er das tiefe Loch, und nur dann, wenn sich die Nacht über das Land gelegt hatte und alle Tiere fest schliefen. Wenn er durch die Lande zog, erschauderten die Tiere unbewusst im Schlaf. Der Name dieses Mannes war Mareridt Albtraum. Er konnte die schöne, glückliche Welt dort oben nicht ausstehen, er hasste alle Bewohner für ihr Glück, während er schließlich wütend und unglücklich war. Da der alte Mann sich nie mit den anderen Bewohnern des Landes traf, hatte er nichts zu tun außer den lieben langen Tag zu lesen, Tag ein und Tag aus. Er las alles was er so finden konnte, von Kochrezepten angefangen bis zu den Liebesgeschichten der Ameisen, und dann ärgerte er sich über die Liebe die darin beschrieben war, aber er las sie trotzdem. Eines Tages entdeckte er eine alte Aufzeichnung zwischen all seinen Büchern, die er noch nie zuvor gesehen hatte, eine Aufzeichnung über die Zusammenhänge dieser Welt: Die schöne, magische Welt war die Traumwelt eines kleinen Mädchens, das noch fast nichts Schlechtes in der Welt kannte. Auf ewig war ihre Traumwelt hier konserviert, und nichts konnte diese Welt zerstören, außer die berechnende, zynische Art eines Erwachsenen. Auch erfuhr der Mann alles über sich selbst: Er war das Böse und Dunkle in den Gedanken des kleinen Mädchens, und solange sie voll glücklicher Träume war, würde er sich in dieser Welt niemals heimisch fühlen. Ein böser, berechnender Plan begann in dem einsamen Mann zu reifen: Nicht länger wollte er in dieser wiederlich-kitschigen Welt leben! Er würde alles in seiner Macht stehende tun, um das Mädchen, dem diese Traumwelt gehörte, mit der gemeinen, harten Realität zu konfrontieren und dadurch dafür zu sorgen, dass sich diese Welt endlich zu seinen Gunsten veränderte. Wie gut nur, dass die alte Aufzeichnung auch gleich verriet wie sich die Welt in ihrer jetzigen Form zerstören ließ: Man musste einfach nur die Seifenblase im Herzen des Landes zum Platzen bringen. Und so reiste der alte, verbitterte Mann zum Mittelpunkt der schönen Welt, die ruhig schlummerte, und begann sein zerstörerisches Werk. Die ganze Nacht hindurch hämmerte er sich einen Weg durch den Kristallblock, und manch einer schlief unruhig in dieser Nacht, hallte es doch weit übers Land. Der Morgen graute schon, als der Mann es endlich bis zur Seifenblase geschafft hatte. Schillerndschön und unglaublich zerbrechlich schwebte sie direkt vor ihm. Einen Moment lang zögerte er. Hatte er wirklich das Recht diese ganze Welt nach seinen Wünschen umzuformen? Doch noch bevor er sich entschieden hatte, suchte sich eine erste Böe des Morgenwinds den Weg durch das Loch im Kristall, das der Mann geschlagen hatte, und brachte die Blase zum Platzen. Die Erde bebte, ein dumpfes Grollen stieg aus ihren Tiefen hervor und brachte die Luft zum Schwingen; es riss den Mann von den Füßen, als mit einem lauten -DONK- plötzlich zwei junge Frauen vor ihm zu Boden fielen. Ängstlich nahm Mareridt ein wenig Abstand von ihnen. Noch nie hatte er Menschen in diesem Alter gesehen..in dieser Welt waren Menschen entweder Kinder oder sehr, sehr alt. Plötzlich begannen die beiden sich unter Stöhnen und Ächzen aufzurappeln, und er erhaschte das erste Mal einen genaueren Blick auf sie: Die eine war ein wenig rundlich, ihre Bäckchen plusterten sich schon auf während ihr Gehirn noch nach passenden Worten suchte um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie schien wohl geradewegs aus einer Mahlzeit geholt worden zu sein, denn sie umklammerte noch eine Gabel, auf deren Spitze ein Putenfiletstreifen steckte. Die andere hatte blondes Haar und blickte mehr als verwirrt drein, als sie den alten Mann sah, der so plötzlich vor ihr stand. Schließlich gehörten alte Männer nicht zur Standardausstattung ihrer Wohnung, in der sie sich bis eben noch befunden hatte. Zögerlich machte der alte Mann einen Schritt auf die beiden zu. Irgendwie schien von ihnen keine wirkliche Gefahr auszugehen.. Und das sollten die Zerstörer dieser Welt sein? "..Hallo?" begann er unsicher. Sofort hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden. Misstrauisch betrachtete die eine ihn, fast so als ob sie sich fragen würde, ob es nicht eine bessere Idee wäre ihn mit ihrer Gabel aufzuspießen, statt den Putenfiletstreifen. Die blonde Frau stieß die andere unauffällig in die gut gepolsterten Rippen und flüsterte: "Du, Yu-chan, warum ist hier plötzlich ein alter Mann!?" Vor Aufregung waren ihre Augen ganz groß geworden. Yu-chan versuchte daraufhin mit einem kurzen Blick die Lage einzuschätzen, aber bis auf die schwelenden Überreste des Kristallblocks war nichts zu sehen. "Vielleicht ist der vom Rettungsdienst? Was hast du überhaupt in die Luft gejagt, Teli-chan?" "Warum soll ich das bitte gewesen sein!?" gab die Angesprochene in scharfem Ton zurück. Mareridt verstand überhaupt nicht, worüber die beiden redeten. War die Aufzeichnung am Ende falsch gewesen, und die beiden waren doch nicht die erhofften Zerstörer der verhassten Traumwelt? Ein plötzlicher Ausruf des Erstaunens schreckte ihn aus seinen Überlegungen auf. Die junge Frau, die Yu-chan genannt worden war, hatte auf dem Boden neben sich anscheinend etwas entdeckt, denn sie zeigte aufgeregt darauf und rief: "Ooooh, schau mal! Das ist ja mein alter Ringbuchblock, den hab ich ja ewig nicht mehr gesehen!" Ein erfreutes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Doch die andere Frau zeigte sich nicht ganz so begeistert davon: "Alter!! Was interessiert mich dein beschissener Block!? Hier ist ein gruseliger alter Mann der uns anstarrt!!" Zum ersten Mal löste sie den Blick von dem Mann und schaute sich um. "Wo sind wir überhaupt?" fragte sie dann verwirrt. "Sie befinden sich in einer Traumwelt, die es zu zerstören gilt, zumindest wenn Sie diesen Ort je wieder verlassen und in ihr normales Leben zurückkehren möchten." las Yu-chan von dem Deckblatt des Ringbuchs vor. "Wow," meinte sie dann. "Das hat irgendso 'ne verrückte Firma auf meinen Block gekritzelt." "Erinnert mich eher ein bisschen an SAW.." murmelte Teli-chan. "Wanna play a game!?" knurrte sie dann plötzlich in einer tiefen, gruseligen Stimme, die Yu-chan und Mareridt zusammenzucken ließ. Yu-chan warf Teli-chan einen wütenden Blick zu. "Ich find das gar nicht lustig. Hier steht weiter: 'Wir sind eine im Handelsregister eingetragene Firma die Dienstleistungen anbietet, hauptsächlich Altpapiersammlungen und Weltenzerstörung. Wir machen uns aber nicht gerne selbst die Hände schmutzig, also haben wir SIE für diese wundervolle und spaßige Angelegenheit gescoutet!'" Mareridt horchte bei dem Wort "Weltenzerstörung" auf. Also doch! Die beiden jungen Frauen waren zwar sehr verwirrend und seltsam, aber offenbar doch mit der Aufgabe hier, diese Welt zu zerstören. Erleichtert atmete er auf. Auf Teli-chan's Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. "Ich mag es, Dinge zu zerstören." erklärte sie freudig. "Aber..das klingt nach Arbeit.." murmelte Yu-chan in einem unbestimmten Tonfall, der jedoch alles andere als begeistert klang. Schließlich war Yu-chan eher ein arbeitsscheues Exemplar der Gattung Mensch. Sie wandte sich wieder dem Block in ihren Händen zu. "Natürlich lehnen wir es strikt ab, Unbeteiligte mit hineinzuziehen. Deshalb wurden SIE ausgewählt, denn bei dieser Traumwelt handelt es sich um die Traumwelt Ihres vergangenen Ichs." las Yu-chan weiter vor. Teli-chan riss die Augen auf und starrte Yu-chan an. "Huh!? Das heißt DU hast das verzapft??!!" Verwirrt blinzelte Yu-chan sie an, es schien als wäre sie ein wenig mit der Situation überfordert. "Ich weiß nicht..das ist alles so lange her.." antwortete sie dann gedehnt. Sie richtete den Blick wieder auf den Block; es erschien ihr einfacher vorzulesen was dort geschrieben stand als sich Teli-chan zu stellen. "Nun zum praktischen Teil: Die Zerstörung einer solch empfindlichen Welt ist ganz einfach, Sie brauchen nichts weiter tun, als die folgende Geschichte Kapitel für Kapitel zu kommentieren. Nach dem letzten Kapitel wird die Welt zerstört sein und sie können froh und munter nach Hause zurückkehren." Ein Ausdruck der Enttäuschung schlich sich auf Teli-chan's Gesicht. "Aahh..wie laaangweilig. Das ist nicht die Art von 'Zerstören' die ich im Sinn hatte.." Yu-chan schien grundsätzlich nicht von der Idee begeistert zu sein: "Wenn wir die Traumwelt meines elfjährigen Ichs zerstören hat das sicher irgendwelche bedenklichen Nebenwirkungen.." jammerte sie. An dieser Stelle sah Mareridt sich gezwungen einzugreifen. Nicht dass die beiden sich noch entschieden wieder zu verschwinden, bevor sie ihre Arbeit getan hatten! Wofür hätte er denn dann die ganze Nacht hindurch gearbeitet?! Also nahm er all seinen Mut zusammen und sagte: "Nebenwirkungen hin oder her," (denn so genau wusste er gar nicht was Nebenwirkungen überhaupt waren) "Jedenfalls kommt ihr hier nicht wieder weg wenn ihr die Anweisungen nicht befolgt!" Er gab sich Mühe seinen gebeugten Rücken gerade zu halten um ein wenig größer und vor allem respekteinflößender zu wirken. Gut nur, dass er nicht bemerkte, wie Yu-chan und Teli-chan sich das Lachen verkniffen, denn er wirkte recht lächerlich dabei. Schließlich antwortete Yu-chan: "Ist ja gut, keine Sorge. Ein wenig neugierig bin ich ja auch, was ich damals so geschrieben habe.." Sie suchte sich einen bequemen Kristallblock, der nach der Explosion noch einfach so herumlag und setzte sich hin. Teli-chan machte es sich neben ihr bequem. Gemeinsam beugten sie sich über das Ringbuch und Yu-chan blätterte auf die nächste Seite... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)