Wie funktioniert das? von Gingerred ================================================================================ Kapitel 1: Es ist leichter als man denkt ---------------------------------------- Über Antonios Anwesen in Spanien senkte sich die Sonne. Es war Mitte Sommer, und die warme Luft auf seiner Veranda veranlasste einen dazu sich zu wünschen es bliebe so wie es war. Mücken sirrten blutdurstig durch die Luft, Zikaden und Grillen stimmten ihre Lieder an und strichen beruhigende Melodien durch das hohe Gras. Inzwischen sollte es für Antonio nichts Besonderes mehr sein an einem warmen Sommerabend auf der Veranda unter dem Mückennetz zu sitzen und auf das Dorf am Fuße des Hügels zu blicken während er sich ein Glas feinsten, französischen Wein einverleibte. Doch es wäre gelogen, wenn er dies behauptete. Besonders liebte er diese Abenden, wenn er sie mit geliebten Menschen teilen durfte. Er hatte sich ein wenig einsam gefühlt, an seinem freien Tag, und hatte daher jemanden eingeladen. Es hätte Francis sein können, doch der hatte heute ein Date mit einem jungen Mädchen. Es hätte aber auch Gilbert sein können, doch der wurde von Ludwig beauftragt sich um Feliciano zu kümmern. Somit fiel auch Feliciano weg, denn dieser hatte mit Unkrautvernichter den Garten des Deutschen zerstört und musste ihn nun wieder aufbauen. Aber wo er schon bei den Italienern war, gab es doch immer eine Person, die sich trotz Protest und Nörgelei dazu beeinflussen ließ die Zeit mit ihm zu verbringen. "Aah, ich liebe es abends hier auf der Veranda zu sitzen~ Du nicht?" Der Italiener brummte und trank aus seinem Weinglas um nichts sagen zu müssen. "Es ist schön dass du hier bist~ Schade zwar, dass die anderen keine Zeit für mich fanden, aber ich freue mich immer-" Lovino beendete seinen Satz: "Du freust dich immer wenn du Besuch hast, das weiß ich inzwischen." Wenn Antonio es auch jedes verfluchte Mal erwähnte, wenn er bei ihm zu Besuch war, konnte man es ja nicht vergessen. Er sah zu ihm rüber, trank erneut von seinem Wein. "Aah, Lovino. Das ist richtig~ Aber ich hätte auch sicher mehr Gesprächsstoff, wenn du auch mal mit mir reden würdest." Dass Lovino nicht der Gesprächigste sein konnte, war Antonio durchaus bewusst. Der temperamentvolle Italiener fluchte lieber, nörgelte oder machte Dinge schlimmer als sie es waren. Aber mit ihm eine Unterhaltung zu führen... oder ihn dazu zu kriegen zu arbeiten... das war eine Herausforderung. "Ich habe nichts mehr groß zu erzählen.", sagte Antonio kopfschüttelnd und stellte den Wein beiseite. Fragend musterte er Lovino. Er erzählte nur von sich, wenn ihm Dinge widerfahren waren die ihn nervten. Aber nie erzählte er lustiges oder schönes. Immer noch schweigend saß Lovino auf dem Liegestuhl und nippte an dem letzten Schlückchen Wein, das sich noch im Glas befand. "Hast du denn gar nichts zu erzählen?" Jetzt stellte er es neben sich: "Doch, es gibt vieles zu erzählen. Aber man muss ja nicht ständig quatschen, wir sind doch keine Weiber." Und irgendwo auf der Welt, dachte sich Antonio gerade, griff Elisabetha gerade instinktiv zu ihrer Pfanne und wusste nicht mal wieso. Er schmunzelte: "Ich möchte es aber gerne wissen. Was ist denn so tolles passiert?" Lovino seufzte und faltete die Hände hinter seinem Kopf: "Ach, es ist eigentlich gar nicht so schön.", das fing ja gut an: "Ich hatte heute ein Date." Antonio sah ihn überrascht an. Nicht etwa weil es überraschend war, dass eine solch... schwierige Version eines Italieners es tatsächlich geschafft hatte sich ein Mädchen anzulachen. Nein es war einfach überraschend, dass dieses Mädchen sich auch noch auf ein Date mit ihm einließ. "Ein Date?", fragte er nochmal nach und bekam ein Nicken als Antwort. "Und wie ist es gelaufen?" "Ganz gut, zu Anfang." Dann Stille. Lovino musste man echt alles aus der Nase ziehen... "Und dann?" "Ach, was weiß ich.", knurrte er genervt und verschränkte die Arme: "Ich hab sie mitgenommen, in ein Restaurant. Wir haben gelacht und geredet und hatten Spaß.", klang eher nach Feliciano. Er seufzte kurz. "Aber was genau war nun daran nicht gut?", Antonio grinste neckisch: "Vielleicht die Tatsache dass daran nichts schlechtes war, worüber du dich beschweren kannst?" Der todbringende Blick verriet Antonio, dass dieser Kommentar für überflüssig galt. "Bastardo!", knurrte Lovino und sah ihn nicht mehr an: "Du wolltest es doch wissen, oder? Also spotte nicht!" Er räusperte sich um nochmal anzufangen: "Also, wir waren in dem Restaurant, es war gut und schön... bis zu dem Zeitpunkt an dem sie mich küssen wollte." Nun war Antonio ratlos. Was konnte an einem Kuss schlecht sein? "Ich war... naja... ich hab ihr die Wange hin gehalten. Das war alles, was ich mich getraut hatte.", nun schmollte Lovino, in Erwartung dass Spott folgen würde... doch er kam nicht. Stattdessen legte der Spanier einen Arm um ihn und zog ihn zu sich: "Lovino, wie niedlich~ Du wurdest verlegen~" "Das weiß ich auch, stupido!", knurrte er mies gelaunt und befreite sich aus dem Griff: "Es ist nur, dass ich geplant hatte sie zu küssen, und nicht umgekehrt. Ich wollte, dass sie etwas von mir hat, damit man erkennt dass ich sie zuerst hatte." Wieder kurze Stille. Dann amüsiertes Kichern seitens Antonio. "Was lachst du so dämlich?", zeterte Lovino mit einer verschämten Röte im Gesicht. "Du willst also ein Zeichen auf ihr setzen? Verpasse ihr einen Knutschfleck." "Einen Knutschfleck?" "Genau~" Lovino schien zu überlegen. Er sah an Antonio vorbei auf die in roten Tönen getauchte Landschaft Spaniens, wand schließlich wieder den Kopf zu ihm und sah ihn fragend an. In seinem Blick lag etwas ungewohntes. Es schien, als sei dieses Thema ihm irgendwie peinlich. Er neigte kurz den Kopf, wechselte die Blicke zwischen Landschaft und Antonio noch ein paar mal, räusperte sich und sagte dann verlegen: "Und wie geht so etwas?" Es war schön, dass Lovino es tatsächlich geschafft hatte sich mit einer Frau zu treffen. Wenn er wollte, konnte dieses zynische Wesen auch ein richtiger Chameur sein~ Der Stereotyp der Italiener besagte aber, dass sie gute Liebhaber seien. Was Lovinos Bruder Feliciano auch eindeutig war, aber bei Lovino war man sich nie ganz so sicher. Und nun kam die Gewissheit. "Was?", fragte Antonio. Als habe er nicht ganz verstanden was er gehört hatte. "Ich habe gefragt wie das geht." Wieder kurzes Schweigen. Wie erklärte man, wie ein Knutschfleck funktionierte? "Naja...", Antonio hob seinen Arm: "Beispielsweise hier. Erst küsst du darauf, dann beißt du leicht rein und saugst ein wenig.", er machte es an seinem Arm vor. Ein kleiner, roter Fleck entstand auf seinem Handgelenk. Er zeigte es Lovino. "Beißen?", fragte er ungläubig, als er das Handgelenk betrachtete. Der Fleck war kaum innerhalb einer Minute schon wieder verschwunden. Antonio nickte. "Aber das tut doch weh. Ich weiß nicht wie man so etwas gut finden kann.", ungläubig verschränkte er wieder die Arme und sah zur Seite. "Nein Lovino, es ist eigentlich ein ganz schönes Gefühl~", Antonios sonniges Gemüt strahlte in Erinnerung an seinen ersten. Lovino musterte ihn eindringlich: "Das klingt als hättest du schon eine Menge Erfahrung, Casanova.", das erste Mal an diesem Abend grinste er. Doch Lovinos Grinsen hatte immer irgendwas mit Gehässigkeit zu tun. Antonio stand auf, stemmte theatralisch empört die Hände in die Hüften. Er spielte dieses Spiel gerne mit~ "Ahja? Wenigstens habe ich mich getraut.", sein schelmischer Unterton veranlasste Lovino dazu auch aufzustehen. Er tat es Antonio mit der Geste gleich und sagte empört: "So? Du beißt also Frauen? Das erklärt eindeutig wieso deine Freundinnen kommen und gehen." "Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht weh tut." "Hundebisse tun auch weh." "Das kann man nicht vergleichen!" "Doch, in meinen Augen bist du eine Promenadenmischung." Punkt für Lovino. Antonio fühlte sich aber nicht beleidigt. Und sauer war er schon gar nicht. Dazu kannte er Lovino einfach schon zu lange. Aber dass er einfach nicht auf das hören wollte was man ihm sagte... Mit diesem Problem hatte er schon früher zu kämpfen gehabt. Als Lovino noch ein kleiner Junge unter seiner Obhut war, hatte er vieles Falsch gemacht. Beispielsweise erklärte ihm Antonio einst, es sei einfach das Bücherregal zu putzen wenn er sich irgendwo drauf stellen möge. Aber Lovino sagte hingegen, dass es ihm zu umständlich sei den Stuhl heran zu schieben, und kletterte deswegen immer das Regal rauf. Sodass es drohte zu kippen. Antonio hatte ihm erst vormachen müssen, wie viel weniger Kraft es verbrauchte (und wie viel weniger gefährlich es war) sich irgendwo drauf zu stellen. Heute machte er es richtig. Er musterte Lovinos schelmisches, siegessichere Lächeln und plusterte die Wangen auf: "Und ich sage dir, es tut nicht weh." Lovino wand desinteressiert den Kopf zur Seite. Nun war langsam mal Schluss, dachte sich Antonio. Er packte Lovino fest an den Schultern und zog ihn zu sich heran. "Bastardo! Lass mich los!", zeterte er genervt und wand sich in dem Griff. Doch Antonio ließ nicht los. Er neigte seinen Kopf leicht, näherte sich Lovinos Hals und biss sanft hinein. Und plötzlich war Lovino still. Er zeterte nicht mehr, maulte, meckerte und beleidigte ihn auch nicht mehr. Doch das irritierte Antonio ganz und gar nicht, er kannte dieses Gefühl der Überraschung nur zu gut. Er ließ kurz von seinem Biss ab, leckte über seine Haut. Das Schaudern, dass Lovino durch Mark und Bein ging war für ihn deutlich zu spüren und brachte Antonio zum schmunzeln. Er sog spielerisch an der Stelle, biss noch einmal hinein und tat, wie er es immer tat. Plötzlich fand Lovino seine Stimme wieder. Er stöhnte leise auf: "Ha~ah verdammt, du Arsch. A- antonio lass das gefälligst.", forderte er kleinlaut. Der herrische Tonfall war gewichen und Beleidigungen wie Bastardo oder Stupido linderten sich auf Arsch oder Idiot herunter. "Antonio!", er biss die Zähne zusammen um nicht aufzustöhnen: "B- bitte Toni, ich habe es jetzt kapiert." Bitte? Überrascht ließ er von ihm ab und nahm die Hände wieder von seinen Schultern. Er musterte Lovino neugierig. Sein Gesicht war hochrot angelaufen. Er sah zur Seite, um Antonio nicht ansehen zu müssen und seine Atmung lief für einen kurzen Moment ein wenig unregelmäßig. In dem Licht wirkte Lovino schlichtweg wie ein junges Mädchen, das kurz davor stand ihrem Schwarm seine Liebe zu gestehen~ Antonio lachte leise: "Lovino, du bist so rot dass du einer Tomate Konkurrenz machen könntest~" Unbeholfen sah Lovino zu Antonio auf. Wenn Blicke töten könnten... "Bastardo! Stupido! Brindisi marcio!", warf er ihm nun sein ganzes Wortvokabular an Beschimpfungen an den Kopf: "Hör auf über mich zu lachen, faulende Milchtüte!" "Faulende Milchtüte?" Lovino knurrte beleidigt. Langsam klang seine Röte im Gesicht ab und hinterließ einen verschämten, rosaroten Schimmer um die Nase: "Was sollte das denn bitte?!" Antonio lächelte amüsiert: "Hat nicht weh getan, oder?", er sah zu dem rötlich- violettem Fleck an dessen Hals und schmunzelte. Er konnte es immer noch~ Verlegen fasste sich Lovino an die Stelle am Hals und wischte den Speichel fort: "Nein, hat es nicht.", gab er geschlagen zu: "Es hat mich nur überall so komisch geschüttelt. Arsch.", dass ihm heiß geworden war und Dinge wie dass es angenehm gewesen war ließ er weg. Antonio grinste ihn nur liebenswert an und sah auf die Sonne, die langsam am Horizont verschwand. Vorsichtig trat er auf Lovino zu, neigte den Kopf leicht und fragte: "Wann hast du denn dein nächstes Date?" "Gleich morgen.", gab er nüchtern zurück und sah ihn nicht an. Der Spanier kicherte: "Du solltest ein Halstuch tragen~ So ein Ding hält für eine gute Woche~", dann rannte er los, dicht gefolgt von einem wutentbranntem Italiener. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)