Boku wa shiritai aisurutte donna koto von Kirihara_Kayare ================================================================================ Kapitel 8: Yuhins Bitte ----------------------- Ryo wachte auf, weil jemand an ihr rüttelte. Als sie die Augen aufschlug, sah sie in das missmutige Gesicht einer Schlosswache. “Ryo-san, der Prinz wartet auf Euch. Ihr habt verschlafen, wie mir scheint.” Die Wache klang leicht genervt und gestresst. Ryo stand auf und streckte sich ausgiebig. “Tut mir leid. Ich hoffe, Yuhin hat euch Wachen keinen Stress gemacht, zumindest nicht zu sehr.” , meinte sie dabei und unterdrückte ein müdes Gähnen. Eigentlich wollte sie nicht gegen Yuhin kämpfen. Sie wusste so, dass sie nicht gegen ihn ankommen könnte. Aber Yuhin wollte es jedes Mal. Meistens war es ein Spiel, wer länger durchhielt. Sie, indem sie auswich und wartete, bis er zu viel seiner Kraft verlor, oder er, der darauf wartete, dass sie einen Fehltritt machte und in seine Falle tappte. Und doch war er es meistens, der gewann. Sie verlor einfach zu schnell ihre Geduld. Es nervte sie zu schnell, nur ausweichen zu können, nur wegrennen zu können. Ryo schlurfte langsam zur Kampfstätte zurück. Die Wache hat sie auf dem Weg begleitet. Am Eingang zum Kampfring verabschiedete der Mann sich und wünschte Ryo viel Glück. Mehr aus Höflichkeit, als weil er wirklich wollte oder hoffte, dass sie gewinnt. Als Ryo den Kampfring schließlich betrat, stand Yuhin schon dort, wartend und die Arme vor der Brust verschränkt. “Da bist du ja!” , rief er ihr sofort tadelnd zu, als ob er mit einem Kind sprechen würde, das zu spät nach Hause gekommen ist. Ryo ließ sich nicht beeindrucken. Sie sah ihm einfach entgegen. “Tut mir leid, Yuhin. Ich habe an jemand bestimmtes denken müssen.” , entgegnete sie. Dass sie an seine Mutter gedacht hatte, sagte sie ihm natürlich nicht. Sie wusste zu gut, wie er reagierte, wenn man von seiner Mutter sprach. Alles, was vor neun Jahren geschehen war, war der Auslöser für diese Turnierkämpfe geworden. Der Tod von Yuki-ou war mehr als ein Tag, den alle als nationalen Trauer- und Feiertag ansahen. Es war ein Tag, den Yuhin und Ryo tief in ihren Seelen erschüttert und verändert hatte. Und die Kampfturniere waren eigentlich nur die offizielle Version ihres damals angefangenen und trotzdem nie wirklich stattgefundenen Kampfes. Ryo wollte nicht kämpfen. Sie hatte keine Lust darauf, sich von Yuhin umherhetzen zu lassen. “Wieso lassen wir nicht die Vergangenheit auf sich beruhen, Yuhin? Es macht einfach keinen Sinn mehr, neun Jahre später noch weiterzukämpfen.” , fragte sie, auch wenn sie wusste, dass es nichts brachte. Geistig machte sie sich schon längst auf einen Angriff des anderen bereit. “Weil es erst vorbei ist, wenn alles wie früher ist, Ryo.” Und mit seiner Antwort griff Yuhin an. Ryo war schnell. Aber Kurogane fiel sofort auf, dass sie nur halb so schnell wirkte wie in dem Kampf gegen ihn. Dem Ninja fiel aber auch auf, dass Yuhin etwas langsamer schien als zuvor. “Sind die beiden langsamer als zuvor?” , fragte Shaolan, der sich wohl die selbe Frage gestellt haben muss wie er. Kurogane nickte leicht. “Das Gefühl habe ich auch.” , antwortete er. Shaolan, Fye und er sahen noch immer bei den Kämpfen zu. Sie hatten die Zeit zwischen den Kämpfen dafür genutzt, kurz in den Gasthof zu gehen, wo Yuri-san sich um die Wunden von Fye gekümmert hatte. Das meiste waren seltsamer Weise nur Schrammen gewesen. Yuri-san hat gemeint, dass wohl jemand anderes die schlimmsten Wunden schon etwas versorgt haben musste. “Eigentlich komisch. Ich frage mich, wer von den beiden als erstes seinen kühlen Kopf verliert.” Fye lehnte halb auf dem Geländer und sah auf das Kampfgeschehen runter. “Wieso? Wieso?” , quäkte Mokona und hüpfte zu ihm rüber. Fye grinste das weiße Etwas an. “Weil derjenige, der zuerst seine Strategie aufgibt, verlieren wird.” , antwortete er. Aber Mokona sah ihn nur verwundert an. Der Kleine schien das nicht zu verstehen und hüpfte statt dessen wieder zu Shaolan rüber. “Wäre schon dämlich, wenn die Kleine da jetzt verlieren würde. Dann würde ich mich einfach nur mies fühlen.” , murrte Kurogane. Fye lächelte. “Stimmt, Kuro-rin. Dann wärest du in deinem Stolz verletzt, nicht wahr?” Kurogane sah Fye etwas genervt an. Dabei hatte Fye mit seiner Aussage natürlich genau ins Schwarze getroffen, sprichwörtlich gesehen natürlich. “Ah?” Mokona quäkte auf einmal laut. Fye und Kurogane guckten wieder runter zu den Kämpfenden. Ryo lag rücklings auf da und sah zu Yuhin hoch, der über ihr stand. Seine Arme verschränkte der Prinz vor der Brust. Seine goldenen Augen hingen an ihren blutroten Iriden. “Mist, das gibt es nicht.” , fluchte Ryo leise. Sie hatte keine Lust darauf, sich jetzt fertig machen zu lassen. Sie wollte es ein für alle mal beenden, aber Yuhin würde es unter diesen Umständen sicher nicht enden lassen. “Du wirst es nie einsehen, oder, Ryo?” Yuhins Worte waren nur ein leises Flüstern, aber grade noch laut genug, dass Ryo sie hören konnte. “Sie ist deinetwegen gestorben.” Ryo sprang auf. Ehre, Magie, andere Kampfmethoden, in diesem Moment war alles weg. Sie riss Yuhin um und kniete jetzt halb auf seiner Brust. “Nein, sie ist nicht meinetwegen gestorben!” , schrie sie ihn wütend an. Yuhin sah fast schon überrascht und erschrocken über die Reaktion zurück zu ihr. “Sie ist gestorben, weil sie etwas zeigen wollte. Ich war nur zu dumm, es zu erkennen.” Ryo biss sich fest auf die Unterlippe, bis ein kleiner Tropfen Blut von ihrer Lippe zu ihrem Kinn hinunterlief. “Ich soll nicht alleine sein. Ich darf nicht alleine sein.” Tränen bildeten ich in ihren Augen. Und Yuhin sah es ganz genau. Der Schmerz in ihren Augen. Sein Herz schien ihm zu zerspringen. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass sie nicht alleine ist, dass es okay sei. Aber sie hatte noch nicht alles eingesehen und solange würde er es auch nicht einsehen. “Und was willst du jetzt tun, Ryo?” Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren matt. Er kannte die Antwort, er wusste doch, dass es irgendwann so kommen würde. Er wusste es, seine Mutter hatte es ihm doch nur wenige Tage vor ihrem Tod erzählt. Dass Ryo sich eines Tages so entscheiden würde, dass sie ihn eines Tages alleine lassen würde. “Ich werde nach mir selbst suchen. Deswegen musst du auch auf mich warten, damit ich einen Ort habe, an den ich zurückkehren kann.” Ryo sah ihm tief in die Augen. Und Yuhin wusste, dass sie die Wahrheit sagte, dass sie eines Tages zurück kommen würde. “Wenn du weißt, wer du bist, wirst du dann wieder die Ryo sein, die ich liebe?” Ryo sah ihn nach diesen sanften Worten aus großen Augen an. Nie zuvor hatte er ihr wirklich gesagt, dass er sie liebt. Aber in diesem Moment fand er, dass sie es wissen musste, bevor sie ihn verlassen würde. Vielleicht für länger als sie und er jetzt wissen konnten. Ryo schwieg, blieb ihm die Antwort auf die Frage schuldig. Aber insgeheim wusste er, dass sie zumindest wieder etwas mehr so sein würde, wie sie war, bevor seine Mutter starb. Bevor alles für sie und ihn zu einem einzigen Dilemma wurde. Der Kampf war vorbei. Yuhin hat aufgegeben. Weiterkämpfen hätte keinen Sinn ergeben. Die Teilnehmer wurden alle zum Essen in den Schlossgarten eingeladen. Ryo war nicht gekommen. Sie war sofort nach den Kämpfen nach Hause gegangen. Yuhin hatte sich zu Fye, Shaolan und Kurogane, die in einer einsamen Ecke der Gartenanlage saßen, gesellt. Die drei Reisenden sahen den Prinzen fragend an, als er auf sie zukam. Kuroganes Blick war, wie immer, misstrauisch und ablehnend, aber Yuhin ließ sich nicht beirren. “Ich habe eine Bitte an euch.” Ohne eine Begrüßung oder ähnliches setzte er ich zu ihnen und fing an zu reden. “Und was für eine?” , fragte Kurogane sofort, der sichtlich nicht gewillt war, dem Prinzen eine Bitte zu erfüllen. Yuhin sah allen dreien einmal lange ins Gesicht, bevor er sich im Sitzen so tief verbeugte, wie es möglich war. “Begleitet Ryo auf ihrer Reise durch dieses Land und durch ihre eigene Vergangenheit.” Fye und Shaolan sahen den Prinzen verwundert an, während Kurogane missbilligend aufseufzte. “Wieso begleitest du sie nicht selbst?” , fragte der Schwarzhaarige. Yuhin setzte sich wieder grade hin und sah Kurogane entgegen. “Wenn ich das könnte, hätte ich das längst getan. Aber auf einer solchen Reise darf ich sie nicht begleiten. Denn auch, wenn sie dadurch wieder wie früher werden würde, sie würde nie die Ryo werden, die ich einst kannte.” , entgegnete Yuhin mit fester Stimme. Sein Blick hielt dem Kuroganes tapfer stand. “Stimmt. Schließlich würde sie nicht nur einsehen, dass sie eventuell einen Fehler begangen hat, sonder sie würde auch herausfinden, wer sie wirklich ist. Da wäre es wirklich nicht so toll, wenn du, der einfach nur die alte Ryo wiederhaben will, mitgeht. Aber wieso fragst du uns?” Fye sah Yuhin lächelnd an und stützte das Kinn auf seiner Handfläche. “Weil sie auf jemanden gewartet hat. Ich weiß nicht, auf wen, aber ich weiß, dass es mit ihrer Vergangenheit zutun hat. Und jetzt, wo ihr aufgetaucht seid, hat sich alles wieder ins Rollen begeben.” , antwortete Yuhin. “Mokona geht mit ihr mit!” , rief das weiße Etwas und sprang zu Yuhin. Der sah Mokona fragend an. “Wer bist du denn?” , fragte er. “Mokona ist Mokona! Mokona Modoki.” , antwortete Mokona fröhlich. Yuhin nickte verstehend. “Natürlich. Und was bist du?” “Mokona ist unser Maskottchen und Dimensionstransportmittel.” , erklärte Fye kurz. “Und ohne ihn kommen wir nicht weiter. Also müssen wir wohl hier bleiben. Das Manjuu setzt sich auch nur Blödsinn in den Kopf.” , fügte Kurogane hinzu. “Ich habe noch eine Bitte.” , fügte Yuhin nach einigen Sekunden des Schweigens hinzu. Alle sahen ihn fragend an. “Es ist nicht so, dass ihr sie begleiten sollt, um sie vor anderen zu schützen. Da hätte ich einfach einige Wachen mit ihr schicken können, das sagtet ihr bereits selbst.” Yuhin machte eine Pause. Dann sprach er mit gedämpfter Stimme weiter. “Ihr müsst sie vor sich selbst beschützen.” “Vor ihr selbst?” , fragte Shaolan. Yuhin nickte. “Alles, was sie erfahren wird auf dieser Reise, könnte ihre verletzte Seele heilen, aber genauso gut könnte es sein, dass...” Er sprach nicht weiter, sah bedrückt zu Boden. “Dass es sie innerlich nur noch mehr zerreist und sie ihr eigenes Ziel aus den Augen verliert. Und dann würde sie nie an ihr Ziel kommen.” , beendete Fye den Satz. “Ja. Und dann wäre alles umsonst. Davor kann sie keiner schützen, der sie mag oder mal gemocht hat. Man braucht Menschen, die einen annehmen, auch wenn man ihnen Probleme bereitet, man braucht Gefährten, die einem das Leben schwer machen können. Man braucht Gefährten, die da sind, obwohl sie keinen persönlichen Grund haben, da zu sein. Und deswegen bitte ich euch drei. Ryo würde es nicht wollen, aber ich bitte euch, begleitet sie auf dieser Reise, damit ich mir keine Sorgen um sie machen muss.” Wieder verbeugte er sich im Sitzen. “Vor ein paar Stunden wolltest du Fye noch umbringen und jetzt bittest du uns um so etwas?” , murrte Kurogane. “Also ich finde es okay. So können wir mehr von diesem Land sehen, nicht wahr, Shaolan-kun?” , meinte Fye. Shaolan nickte. “Dann begleiten wir Ryo.” , rief Mokona fröhlich wie immer. “Bin ich der Einzige, der dagegen ist?” , seufzte Kurogane genervt. Aber er war eindeutig überstimmt worden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)