Emma McGahee von Rudey_Rudey ================================================================================ Kapitel 1: Hogwarts - Schule für Hexerei und Zauberei ----------------------------------------------------- "Mutti, beeil dich! Wir haben nur noch fünf Minuten, um den Zug zu erreichen!" "Ich komm ja schon, aber dein Koffer ist nicht gerade leicht, weißt du? Du hättest wirklich nicht so viel mitnehmen müssen. Und außerdem tut mein blöder Fuß weh!" "Das stand alles auf der Liste. Und für deinen Fuß kann ich auch nichts." "Ach ja? Warum stellst du den Koffer auch mitten in den Weg? Und deine tausend Hosen und zusätlichen Röcke wären auch nicht nötig gewesen. Ich bitte dich - hab ich dir nicht Schuluniformen gekauft?" Emma verdrehte die Augen. Schon seit Tagen war sie so aufgeregt endlich auf die neue Schule zu kommen. Bevor der Brief kam, dass sie aufgenommen war, hatte sie nicht einmal gewusst, dass es eine solche Schule überhaupt gab; geschweige denn, dass es Zauberer und Hexen gab. Und nun durfte sie nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. Direkt eine Woche nachdem der Brief mit einer Eule zu ihnen in die Küche gerauscht kam, waren sie und ihre Mutter nach London gefahren und hatten sich in einem etwas heruntergekommenen Pub mit einem der Lehrer von Hogwarts getroffen. Sein Name war Professor Bloomings. Er unterrichtete Zauberkunst, wie er ihnen erzählte und hatte geschäftlich in der Stadt zu tun. Mit Professor Bloomings zusammen waren Emma und ihre Mutter dann über den Hinterhof auf die Winkelgasse gekommen. Die Winkelgasse war eine viel belebte Straße mit hunderten von kleinen Läden, in denen man alles kaufen konnte. Es gab Buchläden vollgestopft mit tausenden und abertausenden von Büchern und Apotheken, in denen man die merkwürdigsten Arzneien und andere Mittelchen kaufen konnte, von Drachenzehennägeln über Fischaugen bis hin zu Bubotublereiter (wofür auch immer das gut sein sollte). Am meisten hatte Emma der Scherzartikelladen Weasleys Zauberhafte Zauberscherze gefallen. Nachdem Emma und ihre Mom in der Zabererbank Gringotts ihr Geld in Zauberergeld getauscht hatten, waren sie durch unendlich viele Geschäfte geschlendert, hatten sich hier etwas erklären lassen , dort etwas besonderes ausgesucht und alles besorgt, was auf der Liste stand. In Madam Malkins - Anzüge für alle Gelegenheiten hatte Emma ihre Schuluniform anfertigen lassen. Als sie am Abend zurück nach Little Whinging fuhren, schlief Emma erschöpft auf dem Beifahrersitz, überwältigt von den vielen neuen Eindrücken. In den nächsten Tagen und Wochen durchstöberte Emma all ihre neuen Schulbücher und versuchte sogar den ein oder anderen Zauberspruch mit ihrem neuen Zauberstab. "Ein Weißdorn-Zauberstab mit Phönixfederkern, leicht federnd, liegt geschmeidig in der Hand. Sehr gut geeignet für für bezaubernde Arbeit", hatte der recht junge Verkäufer mit dem Stoppelbart in dem Zauberstabgeschäft Olivander gesagt. In der Nacht bevor es dann endlich losgehen sollte, hatte Emma kaum Schlaf gefunden. Sie hatte sich von einer Seite auf die andere gewälzt und darauf gewartet, dass in dem Schlafzimmer ihrer Mutter endlich eine Regung zu hören sein würde. Doch an dem Morgen war alles schief gelaufen. Als es endlich so spät war, dass die Sonne aufging, war Emma aufgestanden und in die Küche gegangen. Mit frischem Kaffe konnte sie Wilhelmina, ihre Mutter, immer locken. Doch während der Kaffe kochte und das Toast im Toaster vor sich hinbrutzelte, kam ein Anruf. Mit verquollenen Augen und fest in den Morgenrock gewickelt, schlurfte Wilhelmina die Trepper herunter. "Wer ruft denn in dieser Herrgottsfrühe an; um Himmelswillen noch mal!" Dann sah sie ihre Tochter fleißig in der Küche stehen und ihr Blick wurde misstrauisch: "Und was machst du schon so früh auf den Beinen und dann auch noch in der Küche?" Ohne eine Antwort abzuwarten, griff sie zum Hörer und blaffte hinein: "Ja?" Emma musste nicht einmal fragen, wer am anderen Ende der Leitung war. Das Telefonat war nach fünf Minuten vorbei, wobei Wilhelmina die meiste Zeit davon entweder schrie oder die Augen verdrehte und ihren genervtesten Blick aufsetzte, den sie besaß. "Benjamin?", fragte Emma. Ihre Mutter kniff die Lippen so fest aufeinander, dass es wehtun musste und nickte einmal heftig. Dann zog sie ihren Morgenmantel fester und sagte knapp: "Ich geh duschen. Danach will ich einen Kaffe, sonst überlebe ich den Tag nicht." Und so stapfte sie die Treppe wieder rauf, knallte die Badtür hinter sich zu, als wäre es Emmas Schuld, dass sie sich schon wieder mit ihrem Ex-Mann gestritten hatte, und dann hörte man nur noch den CD-Spieler mit lauter Musik von oben dröhnen. Welch grandioser Start in den Tag. Und dabei hatte sich Emma so sehr auf die neue Schule gefreut! Jetzt wurde er schon so früh von Benjamin kaputt gemacht. Was hatte er eigentlich schon wieder von Wilhelmina gewollt? Es war einfach nicht fair, dass er ihnen den letzten gemeinsamen Vormittag zerstörte, den sie noch hatten. Als Wilhelmina nach einer viel zu langen Dusche wieder nach unten kam, stieß sich sich zu allem Unglück auch noch den Fuß an Emmas schweren Koffer, den sie am Tag zuvor gepackt hatte und, um ihn ja nicht zu vergessen - als wäre das möglich - in den Flur neben die Treppe gestellt hatte. Unter lautem Fluchen und mit noch schlechterer Laune waren Mutter und Tochter dann letztlich doch noch zum Bahnhof gekommen. Doch nun war es kaum möglich durch die riesigen Menschenmassen zu kommen, ohne den Koffer gegen jedes zweite Bein zu rempeln. Endlich erreichten sie die Absperrung zwischen den Bahnsteigen 9 und 10. Professor Bloomings hatte ihnen erklärt, dass sie einfach durch diese Absperrung laufen sollten, um auf Gleis 9 3/4 zu kommen und dann würden sie den Zug schon sehen. "Einfach da durch?", zischelte Wilhelmina ihrer Tochter zu. "Das ist total idiotisch! Das ist eine feste Mauer. Wenn wir dagegen laufen, halten uns die Leute für total verrückt!" Emma sah sich die Wand genau an. Langsam wurde sie sich auch unsicher. "Wir sollten es zumindest versuchen, oder? Uns bleibt ja nichts anderes übrig", schloss sie letztlich ihre Überlegungen. "Also schön", sagte ihre Mutter und mit zusammengekniffenen Augen und Emmas Hand in ihrer ging sie langsam auf die Absperrung zu. Auch Emma behielt ihre Augen vorsichtshalber geschlossen. Gleich würde es einen furchtbaren Knall geben und Leute würden sich nach ihnen umdrehen, um ihnen einen Vogel zu zeigen. Doch nichts geschah. Stattdessen öffnete Emma ihre Augen vorsichtig, um wenigstens durch einen winzigen Spalt hindurchzusehen. Das einzige, was sie sehen konnte, war grelles Licht, das durch den Bahnhof flutete. Dann öffnete sie die Augen vollständig. Vor ihnen stand eine große knallrote Dampflokomotive. Hunderte von Schülern wuselten herum, verabschiedeten sich von ihren Eltern und Geschwistern. Es herrschte ein Durcheinander von Tierrufen. Man hörte Katzen fauchen, Eulen schreien, Kröten quaken und hie und da kläffte ein Hund oder fiepte eine Ratte. Dazwischen riefen sich Schüler untereinander etwas zu, andere versuchten ihren Eltern etwas zu erzählen. Besorgte Eltern umarmte ein letztes Mal ihre Kinder und gaben ihnen Ratschläge oder Ermahnungen. Emma und Wilhelmina standen stocksteif da als ihnen von hinten ein Kofferwagen mit zwei Koffern darauf in die Knie gestoßen wurde. "Entschuldigen Sie", raunte sie ein magerer hochgewachsener Zauberer mit Spitzhut auf dem dunklen Haar an, "aber Sie stehen hier wirklich ungünstig. Der Zug fährt jede Minute. Wenn sie nicht mitwollen - bitte schön, aber meine Söhne sollten ihr Handwerk perfektionieren." "Entschuldigung", nuschelte Wilhelmina und zog Emma und ihren Koffer beiseite. Nun sah man hinter dem hageren Mann seine beiden Söhne aus der Absperrung kommen, welche von dieser Seite ein riesiges Tor war. Der eine Sohn war ebenso sehnig und dünn wie sein Vater. Sein Bruder war etwas kleiner und wirkte nicht ganz so ausgemergelt. Beide hatten das gleiche stumpfe dunkle Haar wie ihr Vater. Kurz darauf erschien die Mutter der beiden Jungen. Auch sie war groß und hatte lange knallrote Haare. Sie hatte ihre Lippen geschürzt und machte einen Blick als würde sie einen furchtbaren Gestank riechen. Emma und ihre Mutter wichen weiter zurück und als die Familie, die gerade hinter ihnen aufgetaucht war, anfing sich rasch und emotionslos zu verabschieden, stieß die Lokomotive eine dunkle Dampfwolke in die Luft. Wilhelmina sah erschrocken ihre Tochter an, nahm sie in die Arme, drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange und schluckte ein paar Tränen hinunter. Dann gab sie ihr einen kleinen Schubs und rief ihr nach: "Und wehe du schreibst mir nicht mindestens einmal die Woche!" "Ich liebe dich auch, Mom!", schrie Emma durch die Menge hindurch zurück. Ein paar der Wartenden sahen sich nach ihr und Wilhelmina um und lächelten verständnisvoll. Gerade als Emma ihren Koffer durch die Tür gehievt hatte, schlossen sich die Türen des Waggons und der Zug setzte sich in Bewegung. Emma versuchte durch das Fenster einen letzten Blick auf ihre Mutter zu erhaschen, doch zu viele Menschen versperrten ihr die Sicht. Nun war sie völlig auf sich allein gestellt. Und mit einem Mal überkam sie eine furchtbare Angst. Noch nie zuvor war sie so lange ohne ihre Mutter von zu Hause weg gewesen. Sie kannte hier niemanden und hatte keine Ahnung von Zauberei. Was, wenn sie eine totale Niete sein würde? Natürlich waren die leichten Zauber, die sie aus den Büchern gelernt hatte, fast alle geglückt, aber die Lehrer würden sicher mehr verlangen und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Kinder, bei denen die Eltern bereits zaubern konnten, genauso wenig wussten, wie sie selbst. Etwas verloren stand Emma noch immer an der Tür. Langsam spürte sie einen dicken Kloß ihre Kehle hinaufkriechen. Sie konnte jetzt nicht weinen. Nicht hier, wo es alle sehen würden. Dann wäre sie noch vor ihrem ersten Tag die Heulsuse, die nicht einmal fünf Minuten ohne ihre Mami sein konnte. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief ein. Dann griff sie entschlossen nach ihrem Koffer und drängelte sich durch die überfüllten Flure und Abteile. Es kam ihr vor, als würde der Zug niemals enden und sie überlegte gerade sich auf ihren Koffer zu setzen, als sie an einem fast leeren Abteil vorbei kam. Sie klopfte an und vor ihr saßen die beiden Brüder, die noch nach ihr und ihrer Mutter auf den Bahnsteig gekommen waren. "Ist bei euch noch Platz?", fragte sie vorsichtig. Der kleiner von Beiden schien sich nicht im Geringsten für Emma zu interessieren. Er starrte einfach weiter aus dem Fenster und nahm keine Notiz von dem, was da vor sich ging. Doch der größere musterte sie von oben bis unten. Als er ihr Gesicht anstarrte, kniff er die Augen leicht zusammen und sagte recht kühl: "Du bist kein Reinblüter, oder?" "Ähm…", erwiderte Emma, denn sie wusste nicht, was er von ihr wissen wollte. "Ich meine, deine Eltern sind Muggel. Ist doch so, oder?" "Muggel?", fragte Emma unsicher. Den Begriff hatte sie auf der Winkelgasse schon einmal gehört und auch in einem ihrer Zaubererbücher war sie auf das Wort gestoßen. "Nicht-Magier", mischte sich jetzt der kleinere von Beiden ein. "Natürlich ist sie kein Reinblüter, hast du vorhin nicht ihre Mutter gesehen? Der wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen." Endlich drehte er sich um und sah Emma direkt in die Augen. "Außerdem ist sie direkt nach dem Durchgang stehen geblieben." "Schon gut", sagte nun der größere und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wollte ja nur sicher gehen." Emma stand noch immer in der Tür und wusste nicht recht, ob die Plätze nun noch frei waren oder nicht und wenn sie es waren, ob sie sich wirklich zu den Brüdern setzen wollte. Sie kamen ihr doch etwas unsympathisch vor und sie wusste nicht recht, ob sie einen von ihnen mögen sollte oder nicht. Gerade als sie sich entschieden hatte kehrt zu machen und nach anderen Plätzen Ausschau zu halten, rief einer der Beiden: "Jetzt sei nicht beleidigt und setz dich hin." Es war nicht gerade freundlich, aber auch nicht völlig unhöflich und so holte Emma schon das zweite Mal in kurzer Zeit tief Luft und zu dritt schafften sie es ihren Koffer auf die Gepäckablage zu wuchten. Emma nahm gegenüber des kleineren Bruders Platz und fing gerade an sich die Landschaft anzusehen, die vor dem Fenster vorbei rauschte, als sie angesprochen wurde: "Willst du uns nicht zumindest sagen, wie du heißt?" Emma war sich nicht sicher, wer von den beiden gesprochen hatte und so vermied sie es die Brüder anzusehen, während sie antwortete: "Emma. Emma McGahee." Ihr Gegenüber lächelte ihr freundlich zu. "Ich bin Joel Prewett. Und der da", er deutete auf seinen Bruder, der gerade ein Buch aus seiner Tasche hervorzog, "ist mein Bruder Oscar. Wir sind auch neu hier. Okay," fügte er hinzu und grinste jetzt noch breiter, "ganz neu auch nicht. Immerhin kennen wir uns aus. Sogar in der Umgebung von Hogwarts. Wir haben da nämlich mal gewohnt." Oscar schlug das Buch zu, das er gerade angefangen hatte zu lesen. Er sah seinen Bruder an als wollte er ihn gleich erwürgen. "Willst du ihr jetzt unsere ganze Biografie erzählen, oder was? Das geht sie überhaupt nichts an!" Emma sah ihn etwas verwirrt an, dann sah sie wieder zu Joel rüber und sah, dass er nur schief grinste. Er bedeutete ihr sich zu ihm zu beugen und dann flüsterte er ihr zu: "Der ist immer so. Mach dir nichts draus. Aber eigentlich ist er ganz nett. Er will nur nicht, dass der Rest der Welt das erfährt." Mit einem Zwinkern lehnte er sich wieder zurück und wühlte ebenfalls in seinem Rucksack. Oscar warf seinem Bruder einen vernichtenden Blick zu, doch er erwiderte nichts. Dann versteckte er sich wieder hinter seinem Buch Geschichte der Zauberei. Mit einem mal hielt Joel Emma etwas vor die Nase. Es sah aus wie ein Klumpen Schokolade, nur dass dieser sich bewegte. "Willst du einen?", fragte er sie. Emma musterte das braune Etwas in seiner Hand. "Schokofrosch", erwiderte Joel auf ihren fragenden Blick. "Nimm ihn ruhig, aber pass auf, dass er dir nicht weghüpft." Emma nahm den Frosch und dieser machte einen gewaltigen Sprung ihren Arm hinauf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er wirklich springen konnte und so zuckte sie erschrocken zurück und der Forsch fiel in ihren Schoß. Auf der weiteren Fahrt zeigte Joel ihr die verschiedensten Süßigkeiten. Ein paar von denen hatte sie schon in London in der Winkelgasse gesehen, doch probiert hatte sie nichts davon und so aßen sie sich durch die ulkigsten Sachen, wie Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung, Eismäuse oder Zischende Wissbies. Die Fahrt verging wie im Flug während sie herumalberten und Joel ihr die merkwürdigsten Geschichten aus der Zaubererwelt erzählte. Oscar schweig während der ganzen Zeit und nachdem er Geschichte der Zauberei beiseite gelegt hatte, kramte er ein weiteres Buch heraus: Leben und Leiden des Dunklen Lords. "Wer ist der Dunkle Lord, Oscar?", fragte Emma. Oscar, der nicht damit gerechnet hatte auf einem Mal direkt angesprochen zu werden, sah langsam aus seiner Lektüre auf. Dann sagte er erstaunt: "Noch nie etwas von Du-weißt-schon-wer gehört?" Erneut kam sich Emma etwas dumm vor. "Nein", antwortete sie wahrheitsgemäß. "Er war ein Herrscher. Tausende von Hexen und Zauberern hat er umgebracht, zusammen mit seinen Anhängern." "Den Todessern", sagte Emma und schlug sich überrascht die Hand vor den Mund. Joels Unterkiefer war aufgeklappt und auch Oscar sah sie verwundert an. "Ja", sagte er dann langsam. "Aber ich dachte, du weißt nichts über unsere Welt? Woher kennst du dann die Todesser?" Emma zuckte, immer noch von sich selbst überrascht, die Schultern. Sie hatte keine Ahnung, woher sie das wusste. Vielleicht hatte sie es auf der Winkelgasse aufgeschnappt, überlegte sie. Doch daran erinnern konnte sie sich nicht. "Wie auch immer", fuhr Oscar nun fort, "er war ein überaus mächtiger Zauberer - der mächtigste, wenn du mich fragst - wurde aber besiegt von-" "Harry Potter", sagte Emma und wieder sahen Oscar und Joel aus als hätte ihnen jemand ins Gesicht geschlagen. "Das weiß ich aus Neuere Geschichte Hogwarts von Cuthbert Binns. Da wird er erwähnt im Zusammenhang mit einem Lord Voldemort. Ich dachte, das würde wohl dieser Dunkle Lord sein, weil der auch so viele schlimme Dinge gemacht hat." "Ja, genau. So ist es auch", entgegnete Joel. "Aber keiner nennt ihn bei seinem richtigen Namen. Weiß nicht, wieso." "Weil alle Angst vor ihm hatten und ich glaub, der Name war auch mal irgendwie verflucht und dann wurden die, die ihn ausgesprochen haben sofort getötet." Und bei einem Blick auf Emma fügte Oscar hinzu: "Na ja, vielleicht nicht gleich getötet, aber bestimmt gefangen genommen und gefoltert." "Gibt es denn jetzt immer noch solche Todesser?", fragte Emma. "Glaub schon", antwortete Oscar. "Unser Dad hat mal erzählt, dass es irgendwie eine Gemeinschaft von denen gibt. Und die treffen sich immer und quälen zum Spaß irgendwelche Muggel und so." Die weitere Fahrt sah Emma schweigend aus dem Fenster. Als es bereits dunkel wurde, kam eine ältere Schülerin in ihr Abteil und sagte mit einem auf ihrer Brust glänzenden V: "Wir sind bald da. Vielleicht solltet ihr euch besser eure Umhänge anziehen." Schon am Morgen hatte Emma überlegt, wann genau sie sich die Schuluniform denn anziehen sollte. Doch in der Eile hatte sie es irgendwann vergessen und war dann am Bahnsteig heilfroh gewesen, dass sie den Umhang noch nicht übergezogen hatte. Die meisten waren in ihren Alltagskleidern gekommen. Keine zehn Minuten später saßen sie, Oscar und Joel fertig angezogen auf ihren Sitzen und lauschten dem quietschenden Bremsen der roten Lokomotive. Nun kam auch ein etwas unsicherer Ausdruck auf den Gesichtern der Brüder zum Vorschein, worüber Emma mehr als froh war. Als der Zug vollständig zum Stehen kam, wurde es plötzlich laut auf den Gängen. Jeder wollte als erstes nach Draußen, doch die drei standen in ihrem Abteil und warteten darauf, dass sich der Gang vor ihnen etwas lichtete. Endlich wurde es etwas stiller und sie öffneten die Tür und brachten ihr Gepäck nach Draußen. "Erstklässler!", rief eine dröhnende Stimme über den dunklen Bahnsteig. "Erstklässler, bitte mir folgen. Erstklässler hier hinüber!" Emma, Oscar und Joel folgten dem Rufen bis sie schließlich vor einem Hünen von Mann standen. Er hatte so breite Schultern, dass sich mindestens zwei ausgewachsene Männer hinter seinem Rücken hätten verstecken können und auch schien er alle Schüler um mindestens drei Köpfe zu überragen. Er sah einfach zum Fürchten aus. Umso überraschter war Emma als Oscar und Joel vor Freude strahlend auf ihn zu rannten und ihn begrüßten. Emma stand in einigen Metern Entfernung und beobachtete die Drei, wie sie sich kurz unterhielten, bevor der Riese von einem Mann plötzlich wieder zu schreien anfing: "Erstklässler, bitte hier her! Lasst euer Gepäck stehen, es wird für euch zur Schule gebracht! Erstklässler…" Joel kam auf Emma zu gerannt und winkte ihr fröhlich zu. "Das ist nur Professor Smareck, keine Angst, wir kennen ihn von unserer Zeit in Hogsmeade" und bei Emmas fragenden Blick fügte er rasch hinzu: "Erklär ich dir später." Dann folgten sie Professor Smareck einen dunklen Pfad entlang und Emma musste sich tierisch konzentrieren, um nicht auf dem glitschigen Boden auszurutschen. Dann sagte Professor Smareck mit seiner tiefen Stimme: "Und nun kommt das Beste: Ihr seht gleich das erste Mal Hogwarts. Haltet euch zurück mit euren Aahs und Oohs. Das ruiniert irgendwie jedes Jahr die Stimmung." Dann bogen die Schüler um eine Kurve und hinter einigen Sträuchern kam das atemberaubendste Schloss zum Vorschein, das Emma in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Mit seinen tausenden von Türmchen und den erleuchteten Fenstern sah es zugleich fantastisch als auch imposant und gleichzeitig einladend aus. Emma hatte das Gefühl als würde sie in wachem Zustand träumen und als sie die Augen zukniff, um sich zu vergewissern, dass das Schloss noch dastehen würde, wenn sie sie wieder öffnete, spürte sie einen Knuff in ihrer Seite und Joels Stimme, die ihr zuflüsterte: "Schon cool, oder? Man muss es einfach lieben. Auf diesen Augenblick hab ich mich am meisten gefreut." Emma nickte und sah wieder auf das Schloss. In all seiner Größe und Pracht vermittelte es ihr doch ein Gefühl von Heimat. Endlich war sie in ihrer neuen Schule angekommen. In einer neuen Welt, in der sie so viel würde lernen müssen. Sie war in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei angekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)