The extend of my sin - Das Ausmaß meiner Sünde von Sam_Linnifer (Wichtel-FF für FUcard, Durchgeknallte-Autoren-Zirkel) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Wenn ich du wäre, lieber Gott, und wenn du ich wärst, lieber Gott, glaubst Du, ich wäre auch so streng mit dir? Würdest Du die Gebote befolgen, nur wegen mir? Und du verzweifelst, und wir versagen, und das an jedem neuen Tag. Das Versagen nennst Du Sünde, doch können wir dann etwas anderes als Sünder sein? Was bedeutet „Sünde“, was heißt es, zu „sündigen“? Nicht zu glauben, wenn wir doch allein gelassen sind? Ich habe nie an irgendeinen Gott geglaubt, auch an keinen anderen. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, jemandem die Freundin auszuspannen, wenn ich auch zugebe, es mag daran liegen, dass sie mich ausgelacht hätten. Ich habe gelogen, wer nicht, wie konnte ich nicht, und doch, gerade zu dir war ich ehrlich, so ehrlich, dass es manchmal wehgetan hat. Ich war manchmal neidisch, aber nicht auf dich, weil ich die Wahrheit kannte. Ich liebe meine Familie,würde sie nicht tauschen wollen. Ich habe niemals getötet, nicht einmal mit Absicht ein Insekt, und doch glaube ich, dir habe ich etwas viel schlimmeres angetan. Ich habe dich gesehen, heute, ich war mir nicht sicher, ob ich es könnte, es hat so lange gedauert, bis du aufgetaucht bist, doch jetzt weiß ich, ich sehe dich und es tut weh. Ich sah dich, sah meine Schuld, und meine Sünde. Du sahst mich nicht. Sie sehen mich nie und nun bist du einer von ihnen. Als lebten wir in zwei Welten, einander so nah, dass wir uns berühren könnten, streckten wie dir Hände nacheinander aus, und doch so fern, dass wir uns nie erreichen. Ich habe mich immer gefragt, warum die Grenze so unüberwindbar ist, und doch durchsichtig, nur ein feiner Nebelschleier, warum sie mich auf die andere Seite sehen lässt und mich doch vor ihr verbirgt. Vielleicht gibt es auch dort Sehende, und wir bemerken sie nicht. Du hattest keine Antworten darauf, aber du hast mir geglaubt und nichts hätte wichtiger sein können als das. Nichts hätte wichtiger sein können als du, denn ohne dich, war ich allein. Ich erinnere mich kaum noch an die Zeit davor, sie scheint mir dunkel, und fern, aber nicht ganz so dunkel, wie die Welt es jetzt geworden ist, seit dein brennender Glanz mich blendete, als du an mir vorbei gezogen bist. Wir waren Kinder, du und ich und ich war allein. Ich habe nie verstanden, was du gesehen hast. Sie mieden mich, weil sie mich nicht verstanden, weil sie nicht sahen, was ich sah, und weil sie fürchteten, was anders war, ohne es selbst wirklich zu wissen. Sie hatten Angst und ich wusste es, ich blieb im Schatten, blieb für mich und unentdeckt, bis du erschienen bist. Dich hätten sie gern zum Freund gehabt, du warst klug und mutig, warst stark,warst schön. Du schienst keine Sorgen zu kennen, keine Furcht und doch gingst du an ihnen vorbei und zu mir hin, hast den Schatten betreten und mir die Hand gereicht. Dann mieden sie dich, weil auch sie nicht verstanden, was du in mir gesehen hast. Du warst mein Freund, all die ganzen Jahre. Warst bei mir, für mich da. Und ich habe versucht, dein Freund zu sein, doch als du mich brauchtest, lief ich fort. Es war nicht meine Schuld, dass du gestorben bist, es war nicht deine, so sehr ich dich dafür hassen will. Doch es war meine Schuld, dass du allein gewesen bist. Meine Schuld, dass du mir so viel und ich dir nichts gegeben habe. Ich kannte die Wahrheit, auch wenn du sie nicht sagtest, ich wusste, du brauchst mich, ich wusste, zum ersten Mal in deinem Leben hattest du Angst. Ich wusste es, doch ich war nicht da, du hast meine Schatten vertrieben, ich habe dich deinen Ausgeliefert. Das ist das wahre Ausmaß meiner Sünde. Du hast mich nicht erkannt, als ich heute vor die stand. Ich hätte mit dir reden wollen, doch ich konnte nicht. Du sahst mich nicht, dein Gesicht war leer. Vielleicht erinnerst du dich nicht. Wir haben so viel erlebt, doch vielleicht ist das alles nie geschehen, nichts geblieben, alles ausgelöscht. Ich dachte, nichts kann uns trennen, nun waren deine Augen und ich ging, ohne ein Wort an dir vorbei. Fort der Funke, der uns verbunden hat. All die ganzen Jahre... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)