Auf den letzten Drücker von Ganondorf (Fanfiction-Adventskalender 2011) ================================================================================ Kapitel 1: Auf den letzten Drücker ---------------------------------- Wäre der Himmel nicht wolkenverhangen und dränge etwas mehr Licht durch das Fenster, dann würde ich wissen, wogegen ich jede gefühlte Sekunde stieß. Meine Arbeit würde es auch erleichtern. Obwohl mir mein Vater jedes Jahr aufs neue verspricht, mit der Dekoration schon im November zu beginnen, so weiß ich doch am besten, dass es immer kurz vor knapp abläuft. Jedes Jahr im Dezember muss ich auf dem Dachboden die Außenbeleuchtung zusammensuchen. Was einfacher wäre, würde mein Vater nach vollendeter Tat nicht immer alles in jede Ecke und Nische schmeißen. Oder zwischendurch auf die wahnwitzige Idee kommen, den Dachboden in ein Kriegsfeld zu stürzen. Wann immer er es möchte. Bislang habe ich mir den Weg zur Mitte freikämpfen können. Soweit es mir möglich war, Ordnung zu schaffen. Beizeiten sollte ich auf einen Garagentrödel aufmerksam machen. Viele der Sachen benutzt mein Vater nicht mehr. Hinzu kommt, dass er mindestens zwanzig neue Errungenschaften mit heim bringt. Verteilt auf den ganzen Dezember. Früher hatte er sich wenigstens mit seinen Ameisenfarmen beschäftigt. Warum er diese aufgegeben hat, weiß ich bis heute nicht. Habe auch nie nachgefragt. Kein Interesse. Während ich mich durch die Kartons wühle, sehe ich unseren Wagen die Auffahrt hochkommen. Ich weiß nicht was unter den Decken im Jeep liegt, aber ich bin mir sicher, es sind weitere Errungenschaften für unser Haus. Als wäre es nicht so schon immer eine verfluchte Arbeit, die ganzen Sachen zu verkabeln und irgendwo an unser Haus zu drapieren. Gerade wenn Schnee liegt ist das besonders gefährlich. Wahrscheinlich hat meine Mutter ihn deswegen verlassen. Mein Vater ist ein bisschen zu Risikofreudig. „Lex? Bist du dort oben?“ „Nein! Das sind die Einbrecher die endlich deine verdammten Weihnachtsbeleuchtungen klauen!“, entgegne ich ebenfalls laut und hoffe wie jedes Jahr wirklich darauf. Leider wohnen wir in einer geschlossenen Wohnanlage mit allem möglichen Hightech versehen. Bedauerlicherweise haben Banditen hier keinerlei Chancen auf ein Eindringen. Auch wenn ich es mir wirklich wünsche. Ob ich dem Wachpersonal etwas in den Kaffee gießen soll? Das ächzen der Bretter verrät mir, dass mein Vater dicht hinter mir ist. „Hast du schon etwas runter gebracht?“ „Die Lichterketten und die aufblasbaren Figuren. Stehen im Wohnzimmer.“ Den Karton in den ich eben noch vertieft war, schiebe ich nun nach hinten durch. „Wie war es in der Schule? Habt ihr nicht heute euren letzten Test geschrieben?“ Wüsste ich es nicht von meinen besten Freunden, dann hätte ich es nie für möglich gehalten, eine männliche Mutter zu haben. Die Mütter meiner Freunde sollen auch diesen Smalltalk halten. Sich jeden Tag erkunden wie der Schultag war, ob es Hausarbeiten gibt, ob die Wäsche weggeräumt ist, ob der und der Test geschrieben ist, die und die Arbeit zurückgegeben worden ist, ob man sich für einen Sportkurs entschieden hat. Ehrlich, mich nervt dieser Smalltalk gewaltig. Doch habe auch ich meine Gründe darauf einzugehen. „In amerikanische Geschichte, schon. Weiß nicht. Mal schauen wie er ausfällt.“ Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Meinem Vater genügt dies nämlich nicht. „Hast du nicht gelernt Lex?“, erkundigt er sich immer leiser werdend, den Kopf in den Karton steckend den ich ihm zugeschoben habe. „Nicht wirklich.“, gestehe ich, zucke die Schulter, auch wenn er dies nicht sieht. Ich wühle in einem der Plastiksäcke herum. Sonderlich viel erkennen kann ich jedoch nicht. „Und warum hast du nicht ausreichend gelernt?“ Wie ich bereits sagte. Ich hasse Smalltalk. „Keinen Bock gehabt.“ Die darauffolgende Stille genoss ich. Zumindest die wenigen Sekunden die es brauchte, bis auch schon das nächste Thema an stand. Und Bei Gott. Hätte ich vorher gewusst was nun kommt, dann hätte ich den Smalltalk wirklich in die Länge gezogen. „Die Shurneys kommen an Heiligabend.“ Mir wäre beinahe die Krippe aus der Hand gefallen. Mir fällt es schwer nicht laut aufzustöhnen. Diese immerzu lächelnde Familie mit dem Vorzeigegarten und den ach so gebildeten Kindern kann mir am Arsch vorbei gehen! Es war schon schlimm genug, als Ms. Shurney einmal in unserem Haus stand, als ich von der Schule kam. Ich hätte sie beinahe mit dem Baseballschläger erschlagen, der immer neben der Haustür steht. Schade dass ich dazu nie kam. „Genau deswegen hat dich Mutter auch verlassen.“ Hätte ich sagen können. Auch wenn es nicht stimmte. Obwohl, vielleicht war dies mitunter ein Grund der dazu geführt hatte. Stattdessen kommt mir ein „Bitte erschieß mich doch.“ über die Lippen. „Ich glaube Candy mag dich.“ Jetzt wünschte ich mir umso sehnlicher erschossen zu werden. Erneut schüttele ich ungläubig meinen Kopf. Ich finde es schon kitschig sein Haus überhaupt mit Schmuck zu behängen. Aber die große Winterlandschaftslichterkette die sich mein Vater dieses Jahr angehäuft ist, ist wirklich nicht normal. Unser Haus erstrahlt in einem seltsamen Farbton. Blau, Weiß und Gelb. Schwer zu erklären. Tatsache jedoch, unser Haus erstrahlt tatsächlich. Das Licht ist so hell, dass die halbe Straße vor unserem Grundstück steht. Natürlich auch die Shurneys. Deren übernatürliche Freude veranlasst mich zum würgen. Mir würde es den Abend versüßen, würde ich einen dieser Shurneys ankotzen. Der Nachteil an der Geschichte wäre allerdings, dass Ms. Shurney sich um meine Besserung kümmern würde. Mir ist es bis heute schleierhaft, wie mir mein Vater einen Umzug in eine Wohnanlage antun konnte. Ich entferne mich mehrere Schritte von Candy. Sie ist nicht mein Geschmack. Außerdem spuckt sie wenn sie spricht. Dass dies an ihrer Zahnspange liegt glaube ich nicht. Auch ein paar meiner Freunde tragen eine und nicht einmal die spucken wie dieses Lama. Leider blieb meine Flucht nicht unbemerkt und Candy stellte sich an mir zu folgen. In Zeiten wie diesen muss Mann flüchten. Und würde sich die Leiter die zum Dach unseres Hauses führt nicht anbieten, dann hätte ich nicht gewusst wohin ich entkommen konnte. „Lass mich dir helfen.“ Ob mich mein Vater nun gehört hat oder nicht ist mir einerlei. Ich möchte nur weg. Während ich die Sprossen erklimme, denke ich über ein Gespräch nach, welches ich vor wenigen Tagen mit meinem Vater führte. Jetzt so im Nachhinein täte ich doch gut daran mich ein klein bisschen mehr anzustrengen. Damit meine schulischen Leistungen nicht mehr ganz Durchschnitt sind. In ein paar Jahren könnte ich an ein gutes College gehen. Obwohl, wer weiß ob mir Candy nicht dorthin folgte. Auf der letzten Sprosse riskiere ich einen Blick über meine Schulter. Sie steht am Ende der Leiter und schaut zu mir auf. Mir graust es wirklich. Oben angekommen, krabbele ich vorsichtig zu meinem Vater. Dieser tut sich schwer daran das Rentier zu befestigen. „Lass mich mal.“ Versuche mein Glück. Es dauert etwas, doch es findet Halt. Immer wieder schiele ich zu den Schaulustigen nach unten. Sehe Candy. Der Klingelton meines Handys erschrickt mich. „Geh schon. Wenn das deine Freunde sind dann ab mit dir.“ Gerne hätte ich mich bedankt. Denn auch wenn ich nichts von alledem halte, so habe ich meinem Vater doch immer geholfen. Jetzt aber denke ich nur an mich. Und das Glück, welches ich in diesem Moment habe. Das Dach verlasse ich über die hintere Regenrinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)