Ein Kinderspiel von Glasschmetterling (Goose-Story für Alexielsama) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ein Kinderspiel – Kapitel 1 „Es muss ein Schüler gewesen sein.“ „Und welche Falle wirst du stellen, um ihn zu erwischen?“ Amüsiert. „Ich weiß es nicht. Vielleicht haben die Schulsprecher eine bessere Chance, ihn zu finden.“ „Harper findet vielleicht seine Nase, wenn er mit beiden Händen danach sucht.“ „Dann eben Miss Granger.“ „Sie denkt zu eindimensional dafür.“ „Das glaube ich nicht. Aber lass uns wetten.“ Einige Treppen später trat ihre beste Freundin Ginny vor ihr hinter einem Wandvorhang hervor, den roten Zopf zerzaust und mit schwarzen Ringen unter ihren Fingernägeln. „Er ist so ein Arsch!“, fauchte sie, allerdings versicherte sie sich zuerst mit einem schnellen Blick den Flur entlang, dass kein Lehrer in der Nähe war. Hermine ersparte sich jede Frage zum Ziel von Ginnys Ausbruch, denn sie wusste genau, dass ihre Freundin gerade von einer Strafarbeit in den Kerkern zurückgekommen war, sondern wartete auf die Fortsetzung – die allerdings kam nie. „Möchten Sie das nicht noch ein wenig näher ausführen, Miss Weasley?“, fragte eine gefährlich weiche Stimme hinter ihnen und die beiden Mädchen wirbelten herum, während Hermine innerlich vor sich hinfluchte. „Einen wunderschönen guten Abend, Professor Snape“, entgegnete sie mit gezwungen ruhiger Stimme und wandte sich ihrem Zaubertränkeprofessor hinter ihr zu, während sie innerlich fluchte und sich fragte, ob der Mann im Schloss apparieren konnte. Fast konnte sie spüren, wie Ginny neben ihr darum kämpfte, ihr manchmal wildes Temperament unter Kontrolle zu bringen, doch noch bevor Hermine irgendetwas sagen konnte, um ihr die dazu nötige Zeit zu verschaffen, folgte der nächste Anschlag. „Ich höre, Miss Weasley?“ Manchmal fragte sich Hermine, wie es dem Mann gelang, so viel Herablassung, Arroganz und Bösartigkeit in so wenige Worte zu packen, und wieso es ihr nicht gelang, seine Angriffe einfach zu ignorieren und ihn mit genau so viel Höflichkeit zu behandeln, wie er von ihr erwartete. Ginny hingegen schien von diesen Gedanken vollkommen unberührt und sah eher so aus, als ob sie ihn erwürgt hätte, hätte sie eine reelle Chance gehabt, an ihn heranzukommen, bevor er ihr einen Fluch auf den Hals hetzte. „Ich sprach von einem Klassenkollegen“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und funkelte Snape an, was diesen überhaupt nicht beeindruckte. „Selbst wenn ich Ihnen nicht die letzten drei Stunden beim Putzen von Fliegenpilzen zugesehen hätte, Miss Weasley, würde ich das doch stark bezweifeln.“ Ginny entschloss sich, darauf lieber nichts zu antworten, was Hermine gelinde überrascht, da das ihrer Freundin in der Zaubertränkestunde davor auch nicht gelungen war. Doch in diesem Fall schien es zu wirken, denn Snape besann sich auf den eigentlichen Grund, wieso er hier war. „Die Schulleiterin möchte Sie und mich sprechen, Miss Granger.“ „Wieso das? Gab es Probleme mit einem der Schüler?“ Hermine blickte überrascht auf und konnte den Gedanken an Robin und Charles nicht unterdrücken, die sie eben hatte davonschleichen sehen – eine Reaktion, die von Snape nicht unbemerkt blieb. „Haben Sie denn jemanden Bestimmten im Sinn?“ Manchmal fragte sich Hermine, ob ihr Okklumentikwall nicht stark genug wäre oder ob Snape vielleicht einfach an ihm vorbeisehen konnte, obwohl das nach allem, was sie über Magie wusste, vollkommen unmöglich war. „Nein, Professor. Und ich denke, ich sollte die Direktorin nicht warten lassen.“ Sie wollte gerade den Wandteppich zur Seite schieben, durch den Ginny gekommen war, als Snape in trockenem Tonfall feststellte: „Wenn Sie nicht möchten, dass die Direktorin wartet, sollten Sie vielleicht keinen Umweg nehmen. Sie ist in der Große Halle.“ Hermine wandte sich abrupt um und rauschte in die andere Richtung davon, an Snapes kleiner, spöttisch-einladender Geste vorbei. Beschämt spürte sie dabei, wie sich die Hitze auf ihren Wangen ausbreitete, doch glücklicherweise hatte sie sich wieder beruhigt, als sie gemeinsam mit ihrem Lehrer die Eingangshalle erreichte und er erneut Gelegenheit bekam, ihr ins Gesicht zu sehen. Kaum war sie in die Nähe der Flügeltür gekommen, bemerkte sie ein lautes Prasseln, fast wie Hagel, und automatisch blickte sie zu den großen, hohen Fenstern auf. Nichts. Nur vereinzelte Schneeflocken tanzten friedlich und leise davor, von Licht aus dem Inneren beschienen. Snape schnaubte hinter ihr, doch Hermine runzelte nur in einer fast unbewussten Geste die Stirn und drückte die schwere Türklinkte nach unten. „Hier sind Sie“, rief Professor Flitwick freudig und beschwor einen großen, schwebenden Regenschirm über ihrem Kopf, der gerade noch verhindern konnte, dass sie von einem großen Lebkuchenherz erschlagen wurde. Erst jetzt registrierte sie, dass das Geräusch, das sie zuvor gehört hatte, gerade erheblich lauter geworden war, und außerdem, woher es kam. Der Boden der Großen Halle war von Bonbons und anderen Naschereien in allen Größen, Farben und Formen bedeckt, und von der winterlich grauen, wolkenverhangenen Decke fielen immer mehr und mehr Süßigkeiten herab wie schwere, bunte Hagelkörner. Vor dem Lehrertisch standen die Direktorin, Professor Sprout, ihr Schulsprecherkollege aus Slytherin und der Hausmeister unter einer großen, magischen Glocke und um sie herum türmten sich die Leckereien wie Schneewehen. „Kommen Sie, kommen Sie!“, quiekte Professor Flitwick, was ihm einen missbilligenden Blick von Snape einbrachte, während Filch mit einer großen Schaufel einen Pfad freiräumte, auf dem sie sich zu den anderen gesellen konnten. Der kleine Professor für Zauberkunst schien die Situation eher amüsant als problematisch einzuschätzen, und aus dem Augenwinkel konnte Hermine sehen, wie er sich verstohlen eine Eismaus in die Umhangtasche steckte. „Ah, Miss Granger, Professor Snape“, begrüßte sie nun auch die Direktorin, die um einiges säuerlicher wirkte als ihr Kollege, allerdings nicht annähernd so griesgrämig wie Filch oder Snape, der die Situation seiner Miene nach zu urteilen für alles andere als komisch hielt. „Nun, da wir vollständig sind, können wir ja beginnen. Wie Sie sehen, hat sich kurz nach dem Abendessen hier ein Problem ergeben, und ich wäre dankbar über alle Vorschläge von Ihrer Seite, wie wir damit umgehen könnten.“ Hermine fühlte, wie ein surreales Gefühl in ihr hochstieg. Die Tische, die Teller, die Bänke, selbst die großen, geschmückten Tannenbäume waren nur noch als Erhebungen unter den Massen an Süßigkeiten zu erkennen, und sie hoffte, dass nicht irgendwann das gesamte Schloss so mit Bonbons vollgestopft wäre, dass die Schüler keinen Platz mehr hatten. „Hatte der Finite Incantatem keinen Erfolg?“, fragte Snape mit gerunzelter Stirn und blickte die Bonbons, die unter ihren Füßen knirschten, an, so als ob sie eine besonders abstoßende Tränkezutat wären. „Bedauerlicherweise nein. Aber damit Sie alle wissen, womit wir es hier zu tun haben... Finite Incantatem!“ Alles verschwand. Nun, fast alles. Der magische Schutzschild, die Schneewehen von Süßigkeiten, der beschworene Regenschirm von Professor Flitwick. Nur einige, fast verloren wirkende Bonbons aus dem Honigtopf blieben auf den Tischen und auf dem Boden verstreut liegen, und Hermine begann sich gerade zu wundern, als Professor McGonagall die Glocke über ihren Köpfen wiederherstellte, um zu verhindern, dass sie vom wiedereinsetzenden Hagel an Süßigkeiten erschlagen wurden. „Nun, es ist offensichtlich, dass es sich hier um eine Variante des Geminio-Zaubers handelt“, bemerkte Sprout, ganz offensichtlich in dem Bemühen, die Diskussion voranzutreiben. „Und er scheint sich automatisch zu erneuern, nachdem er unterbrochen wurde.“ Die Süßigkeitenhaufen am Boden waren zwar nach Dixons Zauber verschwunden, doch sie begannen fast sofort, sich wieder aufzutürmen, und Hermine fragte sich unwillkürlich, wie zur Hölle sie hier morgen frühstücken sollten. Professor McGonagall nickte nachdenklich. „Das bedeutet, wir müssen den Auslöser des Zaubers finden, damit diese Person aufhört, ihn immer wieder erneut zu wirken.“ Sie wandte sich an ihre drei Hauslehrerkollegen. „Ich möchte, dass Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern sprechen. Machen Sie ihnen den Ernst der Lage begreiflich und bitten Sie sie, mit allen Hinweisen zu diesem Thema zu Ihnen oder direkt zu mir zu kommen. Dasselbe gilt natürlich auch für Sie, Miss Granger, Mr Harper.“ Sie nickte Hermine und ihrem Schulsprecherkollegen aus Slytherin zu. „Das wäre für den Moment alles. Bitte kommen Sie morgen vor dem Frühstück in mein Büro, um die neuesten Entwicklungen zu besprechen. Vielleicht haben wir dann bereits Hinweise auf die Urheber dieses... zweifelhaften Streiches.“ Schon in dem Moment, als Professor McGonagall die Worte gesagt hatte, war Hermine klar gewesen, dass „den Ernst der Lage begreiflich machen“ eine sehr schwierige Aufgabe werden würde. Ihre Mitschüler aus Gryffindor hörten der Schulleiterin zwar aufmerksam und einigermaßen ruhig zu, doch sobald der letzte Zipfel ihres schottengemusterten Umhanges durch das Portraitloch verschwunden war, begann der Großteil von ihnen, zu tuscheln, zu kichern oder unkontrolliert zu lachen. Viele von ihnen hielten es für den besten Streich, seit die Weasley-Zwillinge ihren tragbaren Sumpf im Korridor zu Umbridges Büro platziert hatten, und vor allem die Jüngeren waren restlos begeistert. Hermine fand sich als die einzige, die das Spektakel selbst gesehen hatte, unfreiwillig im Zentrum der Aufmerksamkeit wieder, und war gezwungen, fünf Mal dasselbe zu erzählen: wie die große Halle aussah, wie sauer McGonagall und vor allem Snape dreingesehen hatten und dass die Bonbons zwischen den Haustischen knöchelhoch lagen. Danach gelang es ihr mit Ginnys tatkräftiger Hilfe endlich, in den Schlafsaal zu verschwinden, nur um sich in eine erneute Runde an Lästereien über Snape zu vertiefen, die Hermine merkwürdigerweise nicht einmal ein besonders schlechtes Gewissen bereiteten. Held hin oder her, Snape war einfach ihr meistgehasster Lehrer, und dass ihm das Chaos in der Großen Halle eindeutig missfiel war das Einzige, das Ginny mit den schwarzen Resten von Fliegenpilzen unter ihren Fingernägeln versöhnen konnte. *** Der nächste Morgen brach kalt und klar an, und Hermine, die in der Nacht schlecht geschlafen hatte, entschloss sich schließlich, aufzustehen, und stand so früher als alle anderen in McGonagalls Büro, noch bevor die Schulleiterin eingetroffen war. Die Tür hatte sie eingelassen, obwohl ihre ehemalige Hauslehrerin sich noch in ihren privaten Räumen befand, und während sie über die tief verschneiten Fensterbretter hinweg auf die Ländereien hinaussah, hörte sie eine spöttische Stimme hinter sich. „Miss Granger versucht sich mit unnötigem Mehraufwand einzuschleimen, wie immer.“ Erschrocken zuckte sie zusammen, sie hatte weder die Tür gehört noch seine Schritte, bevor sie sich zusammennahm und sich zu ihm umwandte. „Auch Ihnen einen guten Morgen, Professor.“ Er stand neben dem friedlich schlummernden Portrait von Dumbledore und wie jedes Mal nahm sie sich vor, höflich zu ihm zu sein, allein schon wegen der Strafarbeiten und der Punkteabzüge, doch meistens hielt ihre Entschlossenheit nur bis zu seiner ersten Beleidigung an. „Oder halten Sie das vorliegende … Problem wirklich für so schwerwiegend, dass Sie deswegen nicht schlafen konnten, Miss Granger?“ „Im Gegensatz zu bestimmten Personen versuche ich, die Schulleiterin zu unterstützen.“ Snape hob die Augenbrauen. „Und glauben Sie ernsthaft, dass Professor McGonagall Ihre Hilfe benötigt, um einen Kinderzauber aufzuheben – nachdem sie mit dem Lachen fertig ist, natürlich?“ Obwohl sie es ihren Hauskameraden gegenüber standhaft bestritten hatte, war der Humor der Situation auch an Hermine nicht verloren, und sie freute sich jetzt schon auf Rons Reaktion auf ihren Brief, in dem sie den Zustand der großen Halle ausführlich beschrieben hatte. Aber Professor McGonagall? „Die Schulleiterin hat um unsere Mitarbeit gebeten“, antwortete sie schlicht und ein wenig einfältig, doch auch daran schaffte Snape es, Anstoß zu nehmen. „Ich sehe, Miss Naseweis will die Welt wieder einmal im Alleingang retten. Haben Sie denn wenigstens schon eine Idee, wie Sie das anstellen könnten?“ Hermine spürte die Versuchung, sich hier einer kleinen Notlüge zu bedienen, entschloss sich aber schließlich dagegen. Bei Snape hatte das ohnehin keinen Zweck. „Nein.“ „Und dabei ist das Problem doch so kindisch ...“ Er klang spöttisch, wie immer, und doch schwang ein Unterton in seinen Worten mit … In diesem Moment trat Professor McGonagall aus dem versteckten Durchgang zu ihren Räumen hervor, und Snape wandte sich automatisch ihr zu, beachtete Hermine nicht weiter. „Severus, Miss Granger.“ „Professor!“ Trotz allem, was Hermines Vernunft zu diesem Thema zu sagen hatte, fühlte sie sich doch irgendwie ertappt, denn sie wusste, wenn die Schulleiterin nicht aufgetaucht wäre, hätte sie sicherlich die Grenze der Höflichkeit überschritten. Doch zu ihrer Überraschung blieben ihr weitere bissige Kommentare von Snape's Seite erspart und sie musste nur die peinliche Stille ertragen, die zum Glück wenige Sekunden später durch die Ankunft der anderen Hauslehrer und ihres Schulsprecherkollegen unterbrochen wurden. Doch während sie die Hinweise, die sie erhalten hatten – oder eher den Mangel daran – besprachen, gelang es Hermine nur schwer, ihre Gedanken im Zaum zu halten. Irgendetwas an dem, was Snape gesagt hatte, an der Art, wie er es gesagt hatte, hatte ihr Unterbewusstsein auf eine Idee gebracht, die nur noch nicht den Weg in ihr bewusstes Denken geschafft hatte. Aber eher würde sie einen Knallrümpfigen Kröter mit in ihr Bett nehmen, als dass sie ihn fragen würde, dessen war sich Hermine sicher. „Die Flasche gehört schon fast mir. Miss Granger hat keine Ahnung.“ „Hast du etwa mit ihr gesprochen, Severus?“ „Vielleicht.“ „Und sie auf eine falsche Spur gelockt?“ „Möglicherweise.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)