Ein Kinderspiel von Glasschmetterling (Goose-Story für Alexielsama) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Ein Kinderspiel – Kapitel 2 „Du bist neugierig, Severus.“ „Interessant, dass du mehr über meinen Geisteszustand weißt als ich selbst, Minerva.“ „Du möchtest wissen, wie viel Miss Granger über die Bonbons herausfinden kann – gib es zu!“ „Ich werde nichts dergleichen tun.“ „Würde dir wirklich ein Zacken aus der Krone brechen, wenn du ein einziges Mal sagst, dass du sie für eine fähige Schülerin hältst und dass du wissen möchtest, wie groß ihr Potential ist?“ „Wie kommst du auf eine so absurde Idee? Ich möchte nur zusehen, wie eine – oder sollte ich sagen zwei? - Gryffindors sich quälen und dabei ein wenig Spaß haben.“ Das Frühstück in der Großen Halle fand unter dem Schutz großer, verzauberter Planen statt, die die Schülerinnen und Schüler vor den herabregnenden Süßigkeiten schützten, genauso wie das Mittag- und das Abendessen. Nach Hermines subjektivem Eindruck aßen ihre Hauskollegen allerdings deutlich weniger als sonst, und die merkwürdig ausgebeulten Taschen mancher Kinder bestätigten ihren Eindruck. Mum und Dad würden alleine bei dem Gedanken einen Herzanfall bekommen. So viele Bonbons – so viel Karies! Ihr stilles Amüsement hielt allerdings nur kurz an, da Ginny sich einen Moment später neben ihr auf die Bank fallen ließ und sich abwesend einen Zuckerfederkiel aus den Haaren zupfte, während ihr Gesicht große Nachdenklichkeit ausdrückte. Hermine spürte, wie die Neugier in ihr hochschoss, aber es gelang ihr zumindest, sich bis zu ihrem Nachtisch zu beherrschen, bevor sie ihr Buch zur Seite legte und sich ihrer Freundin zuwandte. „Ginny!“ Ein Moment der Stille, dann erst blickte das rothaarige Mädchen von seinem Teller auf. „Ähm... ja?“ „Erzähl mir doch einfach davon.“ Kurz sah Ginny verwirrt aus, dann begriff sie. „Ähm...“ Mit einem schnellen Blick kontrollierte sie ihre Umgebung, um zu verhindern, dass sie belauscht wurden, dann richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf Hermine. „Ich war gerade auf dem Weg in die Große Halle, als Snape und McGonagall von den Kerkern nach oben gekommen sind. Natürlich bin ich sofort hinter einer Statue verschwunden – eine weitere „Die Freundin des berühmten Harry Potter“-Ansprache kann ich mir getrost sparen – und hab die beiden beobachtet. Und ob du es glaubst oder nicht – Snape hat die Mundwinkel hochgezogen, und wenn es nicht er gewesen wäre, hätte ich fast gedacht, dass es ein Lächeln sein könnte. Und McGonagall hat gegrinst! Und als sie an mir vorbeigegangen sind, habe ich irgendetwas über Bonbons aufgeschnappt und über ein wenig Spaß... und das von Snape. Unglaublich!“ Hermine hob die Augenbrauen. Seit ihrer Rückkehr nach Hogwarts schien Snape nur noch missgelaunter, noch miesepetriger und noch gemeiner zu seinen Schülern zu sein als jemals zuvor, und dass er sich jetzt an irgendetwas beteiligen sollte, das irgendeiner normalen Person Spaß machen würde, bezweifelte sie stark. „Und du bist sicher, dass es um die Bonbons geht?“ Ginny zuckte mit den Schultern. „Es klang auf jeden Fall so, aber ich konnte ja schlecht nachfragen, oder? Professor Snape, ich habe gerade Ihr Gespräch mit Professor McGonagall belauscht und jetzt möchte ich wissen, ob ich alles richtig verstanden habe – ich bin mir nicht sicher, ob Sie wirklich in der Lage sind, Spaß zu haben...!“ Hermine kicherte, Ginnys Imitation einer unschuldigen Erstklässlerin gepaart mit der Vorstellung von Snapes Reaktion war wirklich amüsant – natürlich nur, wenn sie nicht am falschen Ende eben dieser Reaktion stand. „Man hätte eigentlich glauben können, dass Snape jetzt, wo er sein Leben nicht mehr tagtäglich riskieren muss, irgendwie entspannter ist“, bemerkte sie langsam, doch Ginny zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht nimmt er es Kingsley übel, dass er nicht mehr Direktor ist?“ „Aber auf Professor McGonagall scheint er nicht wütend zu sein – im Gegenteil, die beiden arbeiten besser zusammen als je zuvor, seit sie sein Leben gerettet hat.“ Ginny schnaubte. „Wer weiß schon, was im Kopf dieses Irren vorgeht – wer weiß, vielleicht hat es ihm ja auch Spaß gemacht, jeden Tag fast getötet zu werden, und jetzt ist ihm langweilig?“ Trotz ihres sarkastischen Tonfalles, der klar machte, dass dieser Vorschlag nicht wirklich ernst gemeint war, riss Hermine die Augen auf. „Ginny – das könnte es sein!“ Ginny hob die Augenbrauen. „Das könnte was sein? Ein guter Grund, mir noch eine Strafarbeit zu verpassen, wenn Snape das hört?“ „Nein – aber der Grund, wieso er uns Schüler im Moment so quält!“ „Dass ihm langweilig ist?“ Ginny klang unentschlossen, ganz so, als ob sie sich nicht entscheiden könnte, wen sie zu Madame Pomfrey schicken sollte, Snape oder ihre beste Freundin. „Überleg doch mal“, entgegnete Hermine, die Aufregung einer neuen Entdeckung, einer besonderen Erkenntnis hatte sie erfasst und sie spürte, wie sie sich weiter nach vorne beugte. „Du hast fast zwanzig Jahre spioniert, jeden Tag dein Leben aufs Spiel gesetzt, hattest das Gefühl, etwas zu tun, etwas zu erreichen, und das neben deinem eigentlichen Job, den du nicht magst und nur zur Tarnung angenommen hast. Dann wirst du fast umgebracht, die Zauberwelt erfährt dein größtes Geheimnis und du überlebst zwar, hast aber nur noch deinen alten Job – und sonst nichts. Keinen Adrenalinkick mehr, keine Aufgabe, kein Ziel. Nur noch Schüler, die du für dämlich und uninteressiert hältst, und endlose Jahrzehnte vor dir. Wäre dir da nicht auch langweilig?“ Die Worte sprudelten aus ihrem Mund und die Gedanken dazu formten sich erst, während sie sprach, die Schlussfolgerungen flossen ihr so einfach und leicht zu, dass sie sich fragte, wieso sie nicht schon viel früher darauf gekommen war. Ginny runzelte leicht die Stirn. „Wenn du es so formulierst... aber wieso sollte er dann Spaß daran haben, dass die Große Halle von Bonbons überflutet wird?“ Für einen Moment kaute Hermine auf ihrer Unterlippe, dann begriff sie plötzlich. „Du weißt doch, wie Snape ist – er möchte, dass seine Schüler die Dinge selbst herausfinden, dass sie ihren eigenen Kopf benutzen, und gibt ihnen dazu nur Hinweise. Du erinnerst dich doch an die Sache mit Professor Lupin in meinem dritten Jahr, als er uns einen Aufsatz über Werwölfe schreiben ließ, damit jemand sein Geheimnis herausfindet? Oder an die Art, wie er uns das Schwert von Gryffindor im Forrest of Dean zukommen ließ? Und natürlich an die Art, wie er uns Hausaufgaben gibt – immer mit einer Aufgabe, die man nicht in Büchern nachschlagen kann, bei der man seinen eigenen Verstand benutzen muss?“ Ginny nickte widerwillig und Hermine sprach weiter: „Ich glaube, es macht ihm keinen Spaß, dass die Halle unter Süßigkeiten begraben wird, aber es macht ihm Spaß, zuzusehen, wie wir versuchen, das Geheimnis zu lösen. Er hat es ja schon längst begriffen.“ „Hat er?“ Hermine nickte. „Oh ja. Heute Morgen, im Büro der Direktorin, hat er ein paar Hinweise fallen lassen, und nach allem, was er gesagt hat, hat Professor McGonagall auch schon eine Lösung. Vielleicht will sie sie nur nicht anwenden, weil sie denkt, dass die Schüler ein bisschen Spaß gebrauchen können nach dem letzten Jahr?“ Ginny schnaubte. „So wie du das sagst, klingt es fast plausibel.“ „Fast?“ „Ja, fast. Der Haken an deiner Theorie könnte die Grundannahme sein, dass Snape menschlicher Gefühle fähig ist.“ Sie verfolgten das Thema nicht weiter, während sie in den Gryffindorturm hinaufstiegen, aus Furcht, belauscht zu werden. Doch während sie die Treppen erklommen, konnte Hermine sehen, dass Ginny über ihre Worte nachdachte, und zwar angestrengt. Was genau ihre Freundin überlegte, erfuhr sie allerdings erst, als sie sich an einem Tisch am Rande des Gemeinschaftsraumes niedergelassen hatten, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. „Das ist doch eigentlich eine wunderbare Gelegenheit, oder?“ „Was?“, fragte Hermine, da sie nicht davon ausging, dass Ginny den Aufsatz über die Anwendung von Beschwörungszaubern meinte, den Professor McGonagall ihnen aufgegeben hatte. „Die Sache mit Snape! Jetzt, wo wir wissen, dass ihm langweilig ist, haben wir doch ein Druckmittel in der Hand.“ „Ein Druckmittel?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie bezweifelte, dass es selbst Lord Voldemort gelungen war, Snape mit irgendetwas unter Druck zu setzen, von zwei Schülerinnen nicht zu sprechen. „Naja, vielleicht sollte ich es anders formulieren. Wir haben einen Anhaltspunkt. Wir wissen, dass Snape langweilig ist. Wir wissen auch, dass er gerne Schüler quält, um sich abzulenken. Das heißt, wenn wir ihm etwas – irgendetwas – anderes geben, mit dem er sich beschäftigen kann, lässt er uns vielleicht in Ruhe.“ Hermine hob zweifelnd die Augenbrauen. „Und wie sollen wir das anstellen? Wenn wir ihm etwas schenken, denkt er wahrscheinlich, wir wollen ihn vergiften oder verfluchen.“ „Natürlich nicht.“ Ginny verdrehte die Augen. „Aber er ist ein Slytherin. Wenn wir ihm also einen Handel anbieten, bei dem er denkt, dass er mehr bekommt, als er gibt, kann er sicher nicht widerstehen.“ „Du willst also Professor Snape über den Tisch ziehen, indem du dich von ihm über den Tisch ziehen lässt?“ Der Enthusiasmus auf Ginnys Gesicht, als sie sah, dass Hermine begriffen hatte, machte Hermine ein wenig Angst. „Fast. Du sollst ihn nämlich über den Tisch ziehen, nicht ich.“ „Ich? Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Ich hätte keine Chance – dafür hasst er mich viel zu sehr, weil ich Harrys Freundin bin. Dir gesteht er wenigstens zu, dass du intelligent bist, und das ist schon mal ein Anfang. Außerdem hat er dir doch seine Hinweise gegeben, was die Bonboninvasion in der Großen Halle angeht. Das heißt, wenn du ihm – sehr widerwillig natürlich – etwas im Austausch für neue Informationen anbietest, könnte er anbeißen.“ „Aber er ist Legilimentiker!“ „Und du bist in Okklumentik nicht schlecht, und Professor McGonagall würde ihn töten, wenn er in deinen Geist eindringt.“ „Das ist auch nur ein schwacher Trost, wenn er mich schon mit Ron hat rumknutschen sehen! Oder...“ Sie spürte, wie die Röte in ihre Wangen kroch, doch Ginny verdrehte nur die Augen. „Das wird nicht passieren! Bleibt nur noch die Frage zu klären, was wir ihm anbieten sollen...“ Hermine wollte einwenden, dass sie noch nicht zugestimmt hatte, doch das verzweifelte Quietschen eines der Weasley-Scherzzauberstäbe aus der Sitzecke vor dem Kamin lenkte sie ab. Sie entschuldigte sich mit einem Seufzen bei Ginny, bevor sie hinüber lief und einige Erst- und Zweitklässler, unter ihnen – fast unvermeidlich – auch Robin und Charles zusammenstauchte, da andere Schülerinnen und Schüler im Gemeinschaftsraum auch arbeiten wollten. Erst als wieder ein wenig Ruhe eingekehrt war, nahm sie erneut neben Ginny Platz und ihre Freundin seufzte. „Aber wer mit Snape verhandelt, ist ohnehin zweitrangig – wir wissen doch noch nicht einmal, was wir ihm für unseren Handel anbieten könnten...“ In diesem Punkt konnte Hermine nur zustimmen. „Ich frage mich, was Miss Granger mit Miss Weasley zu besprechen hatte. Dass es etwas Nützliches war, bezweifle ich ernsthaft.“ „Du bist also doch neugierig!“ „Ich verfolge den Ausgang unserer Wette mit Interesse. Und ich muss sagen, wenn deine Miss Granger weiter ihre Zeit damit verplempert, über ihren Freund zu tratschen, stehen meine Chancen nicht schlecht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)