Pirate's Dreams von Black_Melody (...might turn into nightmares) ================================================================================ Kapitel 20: Niijuu ------------------ Ruhig sah Nao seinen jungen Kollegen an. Über eine kurze Vorstellung waren sie bisher nicht hinausgekommen, zwischen ihnen herrschte eine fast schon eisige Stille. Er wusste nicht, wie er den Jüngeren einschätzen sollte, und er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Fremder Shin helfen sollte. „Was ist los? Im Prinzip sind wir Kollegen, nur für unterschiedliche Bereiche“, brach Yumehito die unangenehme Stille. „Kein Grund, mich feindselig zu behandeln.“ „Nicht feindselig, vorsichtig. Wissen ist Macht und du weißt schon zu viel über uns. Wenn du das Schiff verlässt, reicht ein Wort, um uns ans Messer zu liefern.“ Langsam setzte Nao sich auf seinen Schreibtisch und drehte einen Stift zwischen seinen Fingern. Er hatte ja wirklich nichts gegen den anderen, aber Misstrauen hatte noch niemanden umgebracht. „Ich will euch nicht ans Messer liefern, ich will Shin helfen. Und ich bleibe zumindest vorerst bei euch.“ Skeptisch sah Nao den Blonden an. „Wie alt bist du und wie viel Erfahrung bringst du mit?“ „26 und wenig, aber ich bin noch im Studium gewesen. Ich habe das ziemlich locker gesehen und von meinem Vater viel gelernt, das die Professoren gar nicht hören wollten. Glaub mir, ich werde mein Bestes geben. Ich krieg das hin.“ „Shin ist kein Experiment“, erwiderte Nao scharf. „Ich kenne ihn lange genug. Er braucht Hilfe, ja, aber fähige. Deine Motivation und deine gute Seele in allen Ehren, aber das wird nicht reichen. Ich bin zwar kein ausgebildeter Psychologe, aber ich habe mich damit beschäftigt. Ihm geht es so schon schlecht genug, bei falscher Behandlung kann es nur noch viel schlimmer werden.“ „Das ist mir klar und es wäre nett, wenn du mich unterstützen würdest. Er kennt dich und er vertraut dir. Ich brauche deine Hilfe, um an ihn heranzukommen.“ Seufzend strich Nao sich mit der Hand durch die Haare. Was würde wohl passieren, wenn er Yumehito seine Hilfe verweigern würde? Aber er würde dem Blonden weniger schaden als Shin. „Meinetwegen“, murmelte er, hob aber mahnend den Zeigefinger. „Wenn du scheiße baust, gibt’s Ärger. Weniger von mir als vom Kapitän.“ Abwartend sah Shin Yumehito an. Der Blonde hatte ihn am Nachmittag zum Gespräch gebeten, und er hatte gar nicht weiter protestiert. Er war schon neugierig, was der Ältere mit ihm besprechen wollte, auch wenn es nur bedingt wichtig sein konnte. „Was genau soll ich für dich tun?“, fragte der andere schließlich leise. „Du sollst mir helfen“, gab er ebenso leise zurück und sah den Älteren verständnislos an Was sonst sollte er erwarten? „Du musst dir darüber im Klaren sein, dass ich diese Bilder nicht löschen kann. Die Erinnerungen werden bleiben und immer etwas sein, das sich geprägt hat. Ich kann dir nur helfen, damit umzugehen und den Bildern und Szenen den Schrecken zu nehmen. Du musst dir das so vorstellen wie…“, einen Moment dachte Yumehito nach, „wie wenn ein kleines Kind auf eine heiße Herdplatte fasst. Die Erinnerung existiert und hat Erfahrungswert, aber es ist nicht schlimm.“ Shin nickte schwach. Er war zwar manchmal ein wenig leichtgläubig, aber das war ihm schon klar gewesen. Kein Psychologe konnte derartige Wunder vollbringen. „Das reicht mir ja schon“, meinte er leise. „Ich muss nur damit leben können, ohne Angst zu haben.“ „Wovor genau hast du Angst?“ Behutsam strich Yumehito ihm durch die Haare und legte eine Hand auf seine Schulter. „Davor, das alles noch einmal durchmachen zu müssen. Und… vor jedem“, flüsterte er und schloss die Augen, stützte den Kopf auf seine Handflächen. „Genau das ist das Schlimmste.“ „Wir kriegen das schon wieder hin. Vielleicht solltest du dich ins Bett legen und dich noch ausruhen. Auf uns kommt harte Arbeit zu.“ „Yume, ich weiß nicht, warum, aber ich kann nicht daran glauben, dass alles wieder gut wird. Du kannst mir vielleicht helfen, aber du kannst das alles nicht rückgängig machen.“ Leise seufzte Shin und schloss die Augen. Er wollte sich ja helfen lassen, aber ohne Hoffnung war das wohl kaum machbar, ebenso wenig wie ohne Kraft. „Ich kann niemanden an mich heranlassen. Ich hasse es, allein zu sein, aber ich kann nicht lange an Deck oder allgemein in der Nähe vieler Menschen sein, das zweite zumindest nicht an ganz schlechten Tagen.“ „Hast du schon einmal an eine Schocktherapie gedacht?“ Vorsichtig streichelte Yumehito seine Hand. „Es ist gut, dass du mir davon erzählst, das macht es leichter, die Situation einzuschätzen. Aber bei dem Problem wird es dir helfen, dich selbst dazu zu zwingen, die Nähe eines anderen anzunehmen.“ „Ich kann mich nicht einmal von Saga in den Arm nehmen lassen“, bemerkte er mit hochgezogener Augenbraue. Wie sollte der Plan der bitte aufgehen, wenn er nicht einmal den vertrautesten Menschen an sich heranlassen konnte? „Ich habe ja auch nicht von jetzt sofort gesprochen“, versuchte der Ältere ihn zu beruhigen. „Warte, bis du dich an einem Tag ganz wohl fühlst. Lieber langsam und sicher als zu übereilt und mit nur kurzfristiger Wirkung. Und danach langsam Schritt für Schritt.“ Still betrachtete Shin am nächsten Vormittag die langsam vorbeiziehenden Bäume der Promenade und die dahinter liegenden Gebäude. Es war fast normal, Orte hinter sich zu lassen, aber er hatte selten etwas Melancholisches an sich. Aus Sydney hatte er aber etwas Wichtiges mitgenommen. Er hatte Hilfe angenommen und Yumehito als Helfer akzeptiert. Er hatte das gute Gefühl, dass es ihm auf kurz oder lang besser gehen würde. „Hey.“ Sanft küsste Saga ihn auf die Wange und strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Australien gefällt dir, nicht?“ „Schon, aber mir gefallen viele Orte“, wich er aus und sah abwesend auf das Wasser. „Mir ist egal, wo wir sind, aber ich will, dass du bei mir bist.“ „Das weißt du. Und bald hast du noch mehr Unterstützung. Du musst mir nur vertrauen und dich auf Yumehito einlassen, zumindest was das betrifft. Er wird dir helfen, deswegen haben wir ihn hergeholt.“ Shin nickte nur schweigend. Er wollte darüber nicht mit Saga diskutieren, besonders, da es keinen Sinn hatte. Dass die Theorie leichter war als die Praxis wusste der Größere wahrscheinlich selbst. „Ist schon in Ordnung. Ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich will nur, dass es dir bald besser geht.“ Langsam nickte Shin wieder. Er musste an Yumehitos Rat denken, aber er wusste nicht, ob er sich jetzt schon auf diese Schocktherapie einlassen konnte. Gleichzeitig war es aber unerträglich, wie sehr der andere Rücksicht auf ihn nahm und sich um ihn kümmerte. „Hör verdammt nochmal auf, dich ständig um mich zu sorgen!“, zischte er und funkelte seinen Freund an, trat einen Schritt zurück. „Damit setzt du mich mehr unter Druck als mit sämtlichen anderen Worten! Sei doch einmal egoistisch und zwing mich zu irgendwas!“ „Shin, verdammt! Wenn es dir schlecht geht, kann ich dich nicht aufs Bett schmeißen und durchnehmen! Vielleicht brauchst du diesen Arschtritt einfach, auch wenn er nur indirekt ist, aber würdest du dir sonst helfen lassen?! Außerdem können wir dir die Hilfe nur anbieten, was du daraus machst, ist deine Sache! Aber denk daran, dass du nicht nur für dich sondern auch für mich entscheidest!“ „Was betreffen dich meine Entscheidungen?! Wir sind zusammen, aber immer noch zwei Menschen!“ Gereizt sah er den Älteren an, der kurz die Augen schloss und durchatmete, dann abwehrend die Hände hob. „Ganz ruhig. Es tut mir leid, okay? Ich will nicht mit dir streiten, aber ich will dich auch nicht verlieren. Ich will nicht, dass du unsere Beziehung aus Spiel setzt, und nein, das ist kein Vorwurf.“ Einen Moment schloss Shin die Augen und legte die Hände vor sein Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Er wollte seine Beziehung retten, aber sobald seine Gefühle mit ihm durchgingen, passierte das Gegenteil. „Mir tut es leid“, nuschelte er und ging schnell die wenigen notwendigen Schritte, um sich an Saga zu schmiegen und das Gesicht an dessen Hals zu verstecken. Er spürte, wie sein Körper augenblicklich reagierte, aber wenn er nur so seine Beziehung retten konnte, würde er das Zittern ertragen. „Du musst das nicht tun, Shin“, flüsterte der Größere ihm zu und legte locker die Arme um ihn, strich ihm durch die Haare. „Das ist schon okay“, flüsterte er mit zitternder Stimme zurück. „Halt mich nur fest und warte ab. Bitte.“ Leise keuchte er auf, als der Kapitän ihn fest an sich drückte und ihm über den Rücken strich. Es war ungewohnt, den anderen Körper so nah an seinem zu spüren, und auch wenn sein Körper zitterte, zwang er sich, sich nicht wieder zurückzuziehen. Er wollte sich wieder an die Nähe anderer Menschen gewöhnen, und er bemerkte auch, wie Yumehitos Vorschlag das gewünschte Ergebnis zeigte. Sein gehetzter Atem beruhigte sich zwar langsam, aber doch stetig, sein Herz klopfte nicht mehr panisch und das Zittern wurde schwächer. Wenn er nur lange genug wartete, würde sein Körper wieder komplett ruhig werden. „Ich tu dir nicht weh“, flüsterte der Ältere ihm zu und strich ihm durch die Haare. „Ich weiß, dass ich es dir in den letzten Tagen und Wochen viel zu selten gesagt habe, aber ich liebe dich.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Shins Gesicht. Er genoss diese Worte jedes Mal, besonders, wenn Saga sie ihm zuflüsterte. „Ich dich auch“, nuschelte er, hob langsam den Kopf und lächelte den Älteren unsicher an. Es war komisch, praktisch wieder von vorn anzufangen, aber vielleicht war das das Beste für sie. „Es ist nicht viel, aber ein Anfang“, meinte er leise. „Mach dir keinen Kopf. Du weißt, dass ich dir Zeit lasse. Bleib einfach ganz ruhig.“ Lächelnd küsste Saga ihn auf die Stirn und rieb ihm über den Rücken. „Ich will nur nicht ständig mit dir streiten. Ich weiß ja, dass du es nicht magst, wenn ich mich zu sehr um dich kümmere, aber ich kann nicht anders.“ „Schon gut“, erwiderte er und kuschelte sich an seinen Freund. Auch wenn er immer noch nicht alles hinter sich hatte, nicht einmal annähernd, war doch immerhin eine Hürde schon einmal bewältigt. Vielleicht würde mit Yumehitos Hilfe und Sagas Unterstützung sein Leben doch wieder irgendwie… normal werden. Ein sanftes, zufriedenes Lächeln schlich sich auf Yumehitos Gesicht, während er Shin und Saga beobachtete. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Jüngere so reagieren würde, aber es schien Shin selbst überrascht zu haben. Wenigstens machte der Kleine Fortschritte. „Shin und Saga nähern sich also wieder an.“ Erschrocken fuhr er herum und sah Shou an, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. „Ich wollte dich nicht erschrecken, aber vielleicht kannst du ein wenig Zeit für mich erübrigen.“ Fragend legte der Blonde den Kopf schief. Natürlich hatte er Zeit, aber es ging darum, was der Koch von ihm wollte. Wenn er das Gespräch in der Küche in Shins Beisein richtig deutete, war der andere an ihm interessiert. Nun gut, wieso sollte er das auch nicht ausnutzen? Der Ältere war attraktiv genug, um zumindest für einen One-Night-Stand zu taugen. „In deinem Bett?“, fragte er amüsiert und stemmte die Hände in die Hüften. Zu leichte Beute wollte er auch nicht sein, also sah er wieder zu Shin. „Ich weiß nicht, vielleicht braucht Shin mich in nächster Zeit dringend, wenn ich dann nicht da bin…“ „Yume, hör auf, mit den Ausreden.“ Langsam beugte der Größere sich zu ihm hinunter. „Ich krieg dich in mein Bett, ob jetzt oder in zehn Minuten macht keinen Unterschied“, flüsterte der andere ihm zu und pustete ihn sanft an. „Außerdem kommt Shin im Moment ganz gut ohne dich klar.“ „Ich denke, dann habe ich ein paar Minuten über“, antwortete leise und ließ sich von Shou, nachdem dieser seine Hand genommen hatte, mitziehen. Es war für ihn alles andere als neu, mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen, auch wenn das letzte Mal schon ein wenig zurücklag. Er hatte sich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob er schwul oder bisexuell war, weil es keine Rolle spielte. Nicht, solange sich gut anfühlte, was er tat. Kurz sah er sich neugierig in Shous Schlafzimmer um, setzte sich dann aber direkt auf das Bett und wartete darauf, dass der andere zu ihm kam. Ob er wollte oder nicht, Shin hatte sich von Saga lösen müssen, immerhin musste der andere auch noch Pflichten erfüllen, die mit ihm nichts zu tun hatten. Wahrscheinlich war es auch nicht die schlechteste Idee, wenn er sich ein wenig Zeit zum Nachdenken nahm. Es war nicht geplant gewesen, dass er sich praktisch sofort an Saga drückte, aber es war passiert. Selbst wenn er sich anfangs unwohl gefühlt hatte, es war, nachdem er seine Panik überwunden hatte, sogar angenehm gewesen. Er musste sich nur wieder an das alles gewöhnen. „Können wir reden, Shin?“ Lächelnd drehte er sich um und sah Zero an. Er hatte schon lange nicht mehr mit dem Schwarzhaarigen gesprochen, eigentlich hatte Saga alles Wichtige geklärt, aber er hatte nichts dagegen einzuwenden mit dem Älteren zu sprechen. Wieso sollte er auch? „Klar, warum nicht?“ Langsam setzte er sich auf eine Kiste und sah zu dem anderen auf. „Weil Saga mich tötet, wenn er das mitbekommt“, erwiderte der Schwarzhaarige trocken. „Er will nicht, dass wir uns sehen, weil er dich beschützen will. Meiner Meinung nach absoluter Blödsinn, aber ich kann ihn verstehen. „Moment, stopp mal bitte kurz.“ Fassungslos sah er den Älteren an. Er wusste zwar, dass Saga ihn beschützen wollte, aber von dieser Maßnahme wusste er nichts. „Saga hat dir verboten, mit mir zu reden? Na, der kann was erleben!“ Gute Absichten hin oder her, das ging zu weit! „Zu mir meinte er nur, dass wir nicht mehr miteinander ins Bett gehen sollten, dem habe ich zugestimmt, aber was glaubt der Typ, wer er ist?! Ich bin ja wohl alt genug!“ „Bleib ruhig, Shin. Ja, du bist alt genug, aber er ist dein Freund und Kapitän. Lass ihn auf dich aufpassen. Außerdem müssen wir uns ja nicht an das Verbot halten, was mache ich denn sonst gerade?“ Verschwörerisch zwinkerte der Ältere ihm zu. „Wäre ja noch schöner“, grummelte Shin und schloss kurz die Augen. „Also, was gibt’s?“, fragte er dann lächelnd. „Nichts Besonderes. Ich wollte nur wissen, wie es dir geht und ein wenig mit dir plaudern. Ich habe mich lange mit Riku unterhalten.“ „Wenn ich sagen würde, dass es mir gut geht, würdest du mir wahrscheinlich nicht glauben und es wäre auch gelogen.“ Leise seufzte er, lächelte den Schwarzhaarigen dann aber wieder schief an. „Es wird besser, immerhin bin ich nicht allein. Ich habe mich mit Saga versöhnt und konnte Shou ausreden, dass er Schuld ist. Nao kümmert sich um mich, Kazuki beschützt mich und Yumehito gibt mir Ratschläge und will mit mir das alles aufarbeiten. Außerdem… Es kann nur besser werden. Und wie geht’s dir?“ Sanft strich der andere ihm über den Rücken, während er über seine Antwort nachzudenken schien. „Ren fehlt mir noch immer“, meinte der Ältere nach einer Weile leise, „aber es ist in Ordnung. Es muss in Ordnung sein, weil ich es nicht ändern kann. Ich habe einfach noch niemanden gefunden, in den ich mich hätte verlieben können. Aber vielleicht finde ich ja doch noch irgendwann jemanden.“ „Man soll die Hoffnung nie aufgeben“, erwiderte Shin ruhig. „Und was ist zwischen dir und Riku? Könnte nicht vielleicht aus euch etwas werden?“ „Riku und ich? Ein Paar? Niemals.“ Grinsend schüttelte Zero den Kopf. „Wir kennen uns schon ewig, und genauso lang sind wir befreundet. So gut wir uns auch verstehen, aus uns wird in diesem Leben kein Paar mehr.“ Nachdenklich nickte Shin. Schade war das eigentlich schon, aber es war Zeros Entscheidung, und Liebe ließ sich nicht erzwingen. „Du findest trotzdem noch jemanden, aber niemand kann Ren ganz ersetzen. Ich vermisse ihn auch rein freundschaftlich, aber vielleicht geht es ihm gut, wo er jetzt ist.“ „Wahrscheinlich. Unser Leben ist eine Herausforderung, nicht nur spannend, sondern auch gefährlich. Angst vor Angriffen gehört dazu, ebenso wie Angst vor dem nächsten Tag. Wenn die See ruhig ist, haben wir gute Chancen, aber ein Sturm kann alles zerstören und uns in ein Land bringen, in dem wir dem Recht ausgeliefert werden.“ „Wo wir schon bei Land sind… Wir fahren wirklich nach Japan, oder?“ Er wollte zu einem weniger pikanten Thema wechseln als Rens Tod es war. So sehr er diesen auch gemocht hatte, er dachte nicht allzu gern an die gemeinsame Zeit. Seit er zurück war. Er hatte einfach genug zu tun, um sein eigenes Leben ohne Leid weiterzuführen, dabei war die Trauer um Ren nicht wirklich angebracht gewesen. „Wenn ich richtig informiert bin, ja. Allerdings kann sich das auch schon wieder geändert haben. Saga war sich teilweise nicht ganz sicher, ob es gut für dich wäre, deswegen hat er sich auch schon öfter umentschieden.“ Verwirrt zog Shin die Augenbrauen hoch. „Was hat unser Ziel mit mir zu tun? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.“ Im nächsten Moment hängte er eher für sich selbst als für Zero an: „Obwohl, das ist im Moment öfter der Fall.“ „Seine Entscheidungen sind sinnvoll, wenn du sie von seinem Standpunkt aus betrachtest. Ich vermute, er hat etwas vor, aber auch da weiß ich nichts Genaues. Frag ihn doch einfach.“ „Lieber nicht. Nachher wird er nur wieder schlecht gelaunt und wir streiten wieder. Das will ich nicht, und ich habe doch sowieso noch etwas mit ihm zu klären. Glaub nicht, dass unser Kontaktverbot vom Tisch ist, nur, weil es dich nicht stört.“ „Aber seid leise. Wir anderen wollen vielleicht schlafen oder sowas.“ „Beruhige dich, Shin, okay? Ich will nicht schon wieder mit dir streiten.“ Leise seufzte Saga und streckte eine Hand nach seinem Freund aus. „Glaubst du, dass ich mit dir streiten will? Ich will nur, dass du dieses stumpfe Verbot aufhebst und mir vorher erklärst, warum überhaupt. Warum willst du nicht, dass ich mit Zero rede? Du hättest das mit mir absprechen müssen. Darum geht es mir, und ich will das ein für allemal mit dir klären.“ „Ich will dich beschützen.“ Vorsichtig zog Saga seinen Freund in seine Arme und strich ihm über den Kopf. „Ich wollte verhindern, dass du dich wieder an gewisse Dinge erinnerst. Du hattest genug mit dir selbst zu tun.“ „Aber ich bin fast 24 Jahre alt. Ich will über solche Maßnahmen zumindest informiert werden.“ Seufzend lehnte Shin sich an seinen Freund und legte die Arme um dessen Körper. Er war zwar immer noch ein wenig sauer, aber seit er diese Nähe wieder zulassen konnte, genoss er Sagas Anwesenheit mehr als jemals zuvor. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf die Schulter des anderen und hauchte einen Kuss auf dessen Hals. „Ich muss mein Leben leben dürfen, an deiner Seite, mit dir und mit deiner Unterstützung, aber mit der Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu dürfen. Du benimmst dich teilweise eher wie mein Vormund als wie mein Freund.“ „Ich weiß. Es tut mir leid. Aber ich kann manchmal nicht anders. Ich muss meinen Geliebten doch beschützen. Ich muss auf dich aufpassen und für dich da sein. Aber wenn du möchtest, versuche ich, mich zurückzunehmen. Deal?“ Langsam nickte Shin. Natürlich wusste er, dass sein Freund es gut meinte und dass ein Änderungsversuch nicht viel ändern würde, aber er wollte jetzt nicht mit Saga diskutieren. Er war müde und wollte Frieden halten, friedlich neben Saga schlafen. Nach einer Weile löste er sich aus der Umarmung. „Lass uns ins Bett gehen“, schlug er leise vor und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Der Tag war auch lang genug gewesen. Shou konnte nicht anders, als leise zu lachen, als er spät am Abend wieder in sein Schlafzimmer kam. Nach dem doch sehr guten Sex am Nachmittag hatte er ja wohl oder übel noch wieder arbeiten müssen, aber er hatte Yumehito angeboten, noch im Bett liegen zu bleiben und sich auszuruhen. Natürlich hatte er zu dem Zeitpunkt nicht damit gerechnet, dass der Blonde zur Zeit seines Feierabends immer noch schlafen würde, aber es störte ihn nicht im Geringsten. Eilig zog er sich bis auf die Unterwäsche aus und setzte sich auf die Bettkante, strich vorsichtig über die nackte Schulter des Blonden. Auch wenn er nur dessen Rücken sehen konnte, machte Yumehito einen friedlichen Eindruck. Leise lehnte er sich weiter über den Jüngeren und küsste ihn auf die Wange. Yumehito war vielleicht ein geeigneter Nachfolger für Hiroto, aber Shou musste zugeben, dass er keine genaue Ahnung hatte, wie es weitergehen sollte. Und wie die anderen beiden es sahen. Aber irgendwie würde sich schon alles fügen. „Shou?“ Verschlafen blinzelte der Blonde zu ihm auf und lächelte ihn schwach an. „Leg dich hin. Will kuscheln“, murmelte Yumehito und zauberte so ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. Er konnte hören, wie müde der Blonde war, aber gerade das machte ihn so süß. Leise legte Shou sich unter die Decke und seufzte, als der Jüngere sich an ihn schmiegte. Sachte schloss er den zierlichen Körper in die Arme. Am Liebsten hätte er die ganze Nacht wachgelegen und den Kleineren beobachtet, aber das Leben auf See war nicht ohne. „Shou? Ich mag dich“, murmelte Yumehito schlaftrunken und ließ ihn so kurz erschaudern. Er hatte in diesem Moment nicht damit gerechnet, es gesagt zu bekommen, aber das bedeutete nicht, dass es völlig unerwartet war. Immerhin hatten sie verdammt guten Sex gehabt, und man stieg für gewöhnlich nicht mit jemandem ins Bett, den man hasste. Sanft strich er durch die blonden Haare und küsste den anderen auf die Stirn. „Ich dich auch“, flüsterte er, obwohl der Kleinere schon wieder zu schlafen schien. Irgendwann musste er noch mit dem anderen sprechen, wenn der nicht schlief, aber bis dahin genügte die Wärme und Ruhe. Zart strich Saga über den Arm seines Freundes und betrachtete diesen lächelnd. Shin war schnell eingeschlafen, aber vorher hatten sie noch ein wenig gesprochen und gekuschelt. Es tat ihm gut, Shin wieder im Arm halten zu dürfen. Vorsichtig schmiegte er sich an den nackten Rücken des Jüngeren und schloss diesen in die Arme. Im Vergleich zu vergangenen Nächten schlief der andere sogar tief und ruhig. Es beruhigte Saga, wie sein Freund sich wieder veränderte. Allein Yumehitos Anwesenheit und das Wissen, dass er Unterstützung bekam und auch weiterhin bekommen würde, schienen Shin wieder auf die Beine zu bringen. Nein, es würde nie wieder alles so sein wie vor der Entführung, dessen war er sich trotz des momentanen Verhaltens seines Freundes bewusst, aber vielleicht hatte der Kleinere auch eine wichtige Lektion erteilt bekommen, was Vertrauen und Selbstschutz betraf. Vielleicht würde Shin seine Naivität ablegen. Natürlich machte diese Seite den Kleineren irgendwie niedlich, aber es wäre besser für alle, wenn Shin ein wenig auf sich selbst aufpassen könnte. Saga musste unweigerlich lächeln, als er an seinen Plan dachte. Es konnten maximal noch ein paar Wochen sein, bis er in der Lage war, Shin etwas Wichtiges zurückzugeben. Natürlich freute er sich darauf, Shin wieder einmal zu überraschen, aber diese Überraschung war einfach unbezahlbar. Immerhin würde eine große Last von Shins Schultern verschwinden. _____________________________________________________ Samstag. Wird unser neuer Uploadtag. Ich leide unter akutem Zeitmangel freitags. Ich fahre morgens um 7 aus dem Haus und bin abends nach 19 Uhr wieder da. >.> Mal so ganz nebenbei: Was ist im Moment wieder los? Sind so viele nicht da? Oder seid ihr einfach nur aus irgendwelchen Gründen sauer, vielleicht wegen unregelmäßiger Uploads? Na ja, egal. xD Bis zum nächsten Kapitel. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)