Atlantis von Galenhilwen ================================================================================ Kapitel 15: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt - Teil I ---------------------------------------------------------------- Eigentlich war Sasori nicht gewillt, dieses wundervolle Gefühl jemals wieder enden zu lassen, doch bereits jetzt merkte, spürte und sah er die durchdringenden Blicke, die von allen Seiten auf ihnen ruhten. Er musste es unterbrechen. Nicht für sich, sondern für Deidara. Er schluckte, als ihm dieser Gedanke erst im Nachhinein bewusst wurde. Er wollte es dem Blonden ersparen genau das zu erleben, was er erlebt hatte. Und wenn er sich selbst dafür wieder unglücklich machen musste, dann war es eben so. Er lockerte die Umarmung ein wenig und versuchte sich mit seinen Händen, die auf der Brust des Geologen ruhten, auf Abstand zu bringen. Deidara jedoch hielt ihn an seinen Hüften fest und lehnte sich nur mit dem Oberkörper ein Stück zurück, so dass sie sich in die Augen sahen. Für einen kleinen Augenblick versank Sasori in dem endlosen Blau und tauchte schier darin ein. Bis er diesen Blick seines Gegenüber wiedererkannte und diese Beobachtung ihn zum wiederholten Male in Panik versetzte. Dieses Mal jedoch war die Panik weit größer. Sasori erkannte den Blick, den der Blonde ihm bereits am Wasserfall zugeworfen hatte, kurz bevor... innerlich seufzte der Krieger und legte sich die Angelegenheit zu seiner Beruhigung zurecht. Kurz bevor Atlantis angegriffen wurde. Er hatte es dort schon viel zu weit gehen lassen. Hier jedoch dürfte es nicht einmal im Ansatz so weit kommen! Er spürte, wie Deidara rechte Hand von seiner Hüfte abließ und über seinen Arm zu seiner Schulter wanderte. Die Blicke, die sie trafen, schien der Blonde gar nicht wahrzunehmen. Blankes Entsetzen zeichnete die Gesichter der Atlanter. Vielleicht mal abgesehen von Konans. Ehe Deidara wirklich realisieren konnte, was geschah, hatte Sasori seine Hand kurz vor dessen Hals ergriffen, schob sie, und ihn selbst direkt mit, zurück und machte einen Schritt nach hinten. Der Rothaarige wich seinem Blick aus und sprach monoton: „Ich habe noch zu tun. Ich muss einen Bericht anfertigen...“ Enttäuscht nickte der Geologe und spürte, wie ihm nur noch nach Heulen zumute war. Was um alles in der Welt hatte er verbrochen, dass er zum wiederholten Male kurz vor dem perfekten Augenblick scheiterte? Wieso machte Sasori plötzlich einen Rückzieher, wo es doch zuvor am Wasserfall so unverschämt gut ausgesehen hatte? Sein Blick wanderte traurig umher und registrierte erst jetzt, wie die atlantischen Bewohner sie anstarrten. Das war ihm bisher gar nicht aufgefallen. Vermutlich, so schloss der Blonde daraus, war es Sasori schlichtweg unangenehm vor all diesen... Er entschied sich dazu, den Satz lieber nicht zu beenden, da er kein freundliches Wort hätte finden können in diesem Augenblick. Konan hatte die beiden die ganze Zeit über beobachtet und eines war ihr bei diesem Anblick mehr als klar geworden: ihre Weissagung betraf Deidara und Sasori und niemanden sonst. Das rauschende Gold... nichts anderes, als eine kryptische Beschreibung für Deidaras, wie sie ein wenig neidisch zugeben musste, ungewöhnlich schönen, langen, blonden Haare. Und niemand hatte wohl diesen Schatz, diese liebevolle Zuwendung, mehr vermisst als ihr langjähriger guter Freund. Rituale hin oder her, sie konnte nicht länger mit ansehen, wie verzweifelt der Rothaarige darüber zu sein schien endlich etwas zu erhalten, das er glaubte nicht annehmen zu dürfen. Darüber hinaus hatte sie auch wieder Neuigkeiten für Deidara, sie musste die beiden Kletten nur endlich mal eine gewisse Zeit lang voneinander trennen. Es wurde Zeit, dass sie dem Ganzen ein wenig auf die Sprünge half, sonst wäre Deidara vermutlich wieder weg, ehe Sasori überhaupt bemerkte, was da zwischen den beiden entstanden war. Lächelnd blickte sie plötzlich auf. Ihr kam eine Idee und sie beugte sich herüber zu Nagato, um diesem ihren Plan ins Ohr zu flüstern. Deidara und Sasori hatten sich gerade abgesprochen, den Rückweg nach Hause anzutreten, als die Blauhaarige zu ihnen kam und sie warm anlächelte: „Wartet mal eben ihr zwei.“ Ihr Blick richtete sich auf den Geologen. „Deidara, ich soll dir von Nagato ausrichten, dass er dich bei Itachi erwartet. Er wollte mit dir die nächsten Erkundungstouren besprechen. Immerhin scheint es noch gefährlicher geworden zu sein und...“ Der Blonde verdrehte genervt die Augen und seufzte: „Schon gut, ich weiß schon Bescheid.“ Schließlich sah er Sasori an und lächelte: „Bis nachher. Ich beeile mich.“ Noch immer auf den Rothaarigen fixiert drängelte er sich durch die Menschenmassen, die sich langsam, aber sicher auflösten und den Platz wieder freigaben. Der Krieger hielt einen Augenblick lang inne und sah Konan an. Wieder lächelte sie: „Was ist mit dir? Du scheinst über etwas nachzudenken...?“ Verlegen kratzte Sasori sich am Hinterkopf und seufzte: „Schon, aber... nun, ich möchte dich nicht in so schweren Zeiten mit meinen privaten Problemen behelligen. Es... es ist im Vergleich zu unseren sonstigen Problemen auch lächerlich und...“ - „Sasori! Nun sag schon, ich freue mich, wenn ich mich ein wenig ablenken kann mit etwas, das nicht ganz so viel Tragik mit sich bringt.“ Sie lächelte abermals freundlich und freute sich innerlich darüber, dass ihr der Rothaarige unbewusst sehr bei ihrem Plan entgegenkam. Dieser sah sich schließlich seufzend um und nickte: „Gut, aber wenn es dir Recht ist...“ - „Wie wäre es, wenn ich dich einfach nach Hause begleite?“ Ein leichtes Lächeln umspielte Sasoris Lippen, was der Blauhaarigen Antwort genug war. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln gingen die beiden los. Erst als sie die Stadtgrenze passiert hatten und auf dem Weg zu Sasoris Haus waren richteten sie wieder ihre Aufmerksamkeit aufeinander. Zutiefst nachdenklich und sehr unsicher versuchte der Rothaarige seine Sorgen auch wirklich zu offenbaren: „Weißt du, ich habe nie etwas in Frage gestellt, was mir an Aufgaben zugeteilt wurden, was an fremden Ritualen und kulturellen Gegebenheiten auf mich zukamen und was für ein Leben ich führte, um Anerkennung und Integrität zu erlangen.“ Leise kicherte Konan plötzlich und hob sofort entschuldigend ihre Hände: „Nichts für ungut, mein Freund. Es ist nur erfrischend, wie du versuchst ein Anliegen in intellektuelle Floskeln zu verpacken. Natürlich weiß ich, was du alles erlebt hast, ich habe dich auf diesem Weg stets begleitet. Also wie kann ich dir helfen?“ Etwas beleidigt verschränkte der Krieger die Arme: „Mach es mir nicht noch schwerer, als es ohnehin ist!“ Er seufzte. „Jedenfalls... ich stecke in einem Konflikt, den ich alleine nicht zu lösen fähig scheine.“ Die einstige Hohepriesterin sah ihn aus den Augenwinkeln an und grinste frech: „Es geht um Deidara, richtig?“ Das Ausbleiben einer Antwort und das augenblicklich rote Gesicht Sasoris erklärte alles. Noch immer grinsend richtete sie ihren Blick wieder nach vorne: „Und worin liegt das Problem?“ Noch immer mit einer gewissen Röte um die Nase sah Sasori grimmig auf: „Hör auf, so dumm zu fragen! Das weißt du doch genauso gut, wie ich auch. Ich...“ Plötzlich blieb er stehen. Konan tat es ihm gleich und drehte sich zu ihm um. Es tat ihr richtig weh zu sehen, wie sehr er unter der Situation litt. Seine Augen sprachen Bände. Sasori stützte sich an einem der riesigen Pilze ab und sprach mit bedeckter Stimme: „Ich habe noch nie... ich habe mich noch nie in meinem Leben so... wohl gefühlt... Und gleichzeitig weiß ich, dass ich es nicht darf...“ Verständnislos darüber verschränkte die Blauhaarige die Arme vor der Brust: „Worauf willst du hinaus? Du meinst doch nicht etwa ernsthaft die Verpflichtung zur Sicherung einer Nachfolgerin für Tsunade?“ - „Natürlich meine ich das! Vom ersten Tag an, schon als Novizen, wurde uns ein asketischer Lebensstil eingebläut.“ - „Sasori, in nicht einmal mehr zwei Wochen ist die Entscheidung gefallen wer es sein wird. Danach kannst du tun und lassen, was du möchtest! Du bist doch nicht verpflichtet deine Gefühle zu verleugnen, nur damit Tsunade eine Nachfolgerin haben wird!“ Wütend schlug der Krieger mit der Faust gegen den Stamm und knurrte: „Doch, genau das bin ich! Unser Leben lang, so lange ich hier bin, wurde unser Leben aus Regeln und Verboten gemacht. Und eine der Wichtigsten, wenn nicht gar DIE Wichtigste war, dass wir...“ Schon wieder lief er rot an. Wie er das hasste. Aber er sprach einfach durch diese Erziehung nicht einmal gerne darüber. Dachte nicht gerne daran. Er seufzte: „Du weißt so gut wie ich, dass wir absolut unberührt sein müssen! Das war nie ein Problem für mich, doch jetzt...“ Seine Wangen färbten sich noch eine Spur dunkler und sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. „Jetzt ergeben sich genau zwei Probleme! Erstens verbietet meine Position in diesem Reich mir unter allen Umständen eine Nähe zuzulassen, von der ich niemals dachte sie jemals erfahren zu dürfen. Und Zweitens ist es mir durch mein bisheriges Leben hier in Atlantis unmöglich auf irgendwelche Erfahrungswerte zurückzugreifen... Egal in welcher Hinsicht!“ Milder gestimmt nickte Konan nachdenklich und seufzte nun ebenfalls: „Tut mir Leid, Sasori. Ich wollte dich nicht angreifen. Weißt du, ich halte diese Nachkommensgeschichte ohnehin für reichlich antiquiert! Ich habe Tsunade schon oft versucht diesen Unsinn auszureden, doch sie hält an vielen Dingen fest, die selbst in meinen Augen nicht mehr zu unserem Reich und dessen Lebensstil passen. Aber du weißt wie sie ist!“ Liebevoll legte sie dem Rothaarigen eine Hand auf die Schulter: „Regeln kann man ändern. Sie sind gemacht und sollen dem Wohle aller dienen. Doch die Zeugung einer zukünftigen Herrscherin, die nicht aus Liebe passiert und statt dessen Liebe an anderer Stelle zerstört... das ist nichts, das dem Sinne des Gemeinwohls dient.“ Trocken lachte Sasori auf und blickte Konan über die Schulter hinweg an: „Wovon redest du da? Stell dir den Skandal unter den Menschen vor, wenn sie erfahren, dass ich mich nicht an die Regeln gehalten habe. Sie beobachten mich genau. Neulich erst haben sie mir vorgeworfen, dass ich mich nicht an die Abmachung bezüglich meiner Technik gehalten hätte. Kabuto hatte das eingefädelt. Und nun rate mal, wem sie geglaubt haben? Du hast einen Versuch...“ Die einstige Hohepriesterin sah ihren Freund mitfühlend an und hauchte: „Wieso hast du mir nichts gesagt? Das ist schrecklich...“ - „Mach dir keine Sorgen... ich hatte... Hilfe...“ - „Wie...?“ - „Nun... Deidara hat sich ziemlich mit den Leuten angelegt. Ich möchte nicht, dass er ebenso in ihre Missgunst fällt, so wie ich.“ Plötzlich lächelte die Blauhaarige: „Weißt du eigentlich, was das bedeutet?“ Sasori schüttelte den Kopf und Konans Stimme bekam einen warmen Unterton: „DAS ist Liebe...“ Einen Moment lang schwiegen die beiden sich an und der Krieger überlegte angestrengt. So hatte er sich das Gespräch nicht vorgestellt. Wieso mahnte Konan ihn denn nicht einfach zur Vernunft? Er hatte gehofft, sie würde ihm diese dumme Zuneigung ausreden. Würde ihn an seine Pflicht erinnern. Doch das alles tat sie nicht... Erschöpft sah er sie an, lehnte sich nun mit dem Rücken an den Stamm und wischte sich über das Gesicht: „Hör zu, ich habe dich um deinen Rat gebeten, da ich Gefahr laufe mich für etwas zum Verräter zu machen, von dem ich nicht einmal genau weiß was es ist.“ - „Warum bittest du mich dann um Rat? Wenn deine Meinung doch schon feststeht? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich eindeutig in einen MANN verknallt hast und diesen einfach gehen lassen möchtest, nur um mit einer FRAU EVENTUELL ein Kind zur Erhaltung der Herrschaftslinie und den damit verbundenen unsinnigen kulturellen urzeitlichen Gepflogenheiten zu zeugen?“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue und schüttelte den Kopf: „Nein, das will ich nicht. Ich will wissen, ob ich mich zum Verräter machen soll, indem ich bindende Verpflichtungen einem kulturell hochgradig wichtigen Erbe gegenüber für... für Etwas zu missachten, vor dem ich Angst habe und das mich schon einmal zutiefst verletzt hat.“ Konan seufzte: „Sasori, du kannst ja nicht einmal das Wort sagen... Dabei ist es doch eine so wundervolle Sache: Liebe.“ Der Rothaarige verschränkte die Arme vor der Brust und starrte aus todtraurigen Augen in den Wald: „Man wird ja doch nur verletzt, wenn man jemandem vertraut...“ Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz auf der Wange. Sasori blickte auf und sah Konan an, die ihn mit ausgestreckter Hand ansah und fauchte: „Jetzt komm endlich wieder in die Realität zurück!!!“ Der Krieger rieb sich die eben geschlagene Wange und senkte den Blick, während Konan etwas ruhiger fortsetzte: „Hör auf dein Herz, Sasori. Es weist einem immer den richtigen Weg. Und nach der Verkündung über den Nachkommenszeuger wird alles eh viel entspannter zugehen. Die Chancen stehen 1:6, dass du derjenige sein wirst. Und ich bin mir sicher, dass Deidara ein guter Lehrer für dich sein wird. Er wird dir schon zeigen was es bedeutet zu lieben und auch geliebt zu werden. Das hat er schon jetzt an kleinen Ecken vollbracht. Also besiege deine Ängste und tue einmal in deinem Leben etwas nur für dich und für niemanden sonst! Deidara weiß, dass du deine Probleme mit den Menschen hast, aber es ist ihm egal, weil du ihm so wichtig bist. Also zeige ihm, dass er dir auch wichtig ist. Überwinde dich und lasse es einfach zu. Und lass vor allem dein Glück nicht aus falscher Loyalität wieder gehen... Du hast dir dieses Glück mehr als verdient!“ Sasori schwieg eisern und in seinen Gedanken vertieft. Konan sah ihn wieder sanft an und hauchte: „Hast du dir denn nie überlegt was wäre, wenn du nicht der Kandidat sein würdest? Und hast du dir nie überlegt, dass diese dämliche Regel von wegen 'unberührt' bleiben so urzeitlich sind, dass sich da schon seit Generationen keiner mehr wirklich dran gehalten hat?“ Schweigend und mit gesenktem Blick schüttelte der Rothaarige den Kopf. Natürlich hatte er nicht darüber nachgedacht. Er hatte immer nur daran gedacht, was er tun würde, sollte er seinen Pflichten nachkommen müssen. Er hörte die einstige Hohepriesterin seufzen: „Ach Sasori... Lass mich dir noch etwas sagen. Erstens scheinst du nicht an die Macht der Orakel zu glauben. Als ob die Steine, die mit euren Energien angereichert sind, nicht wissen, dass du ungeeignet für diesen... 'Job' bist?!“ Konan lächelte leicht. „Es hat noch nie einen nicht-atlantischen Auserwählten gegeben. Und auch noch nie einen, der kein Interesse an Frauen hat. So viel dazu. Und darüber hinaus verrate ich dir ein Geheimnis: Sasuke beispielsweise hat schon seit 2 Jahren heimlich eine Freundin.“ Nun sah der Krieger verständnislos und irritiert auf: „Was?“ - „Ganz Recht. Nicht einmal ich weiß wer sie ist, aber eines weiß ich mit Sicherheit: Er wird nicht nur Händchen mit ihr halten, wenn du verstehst. Itachi hat auch schon seine Erfahrungen gemacht. Die Kunst ist doch nur dabei nicht erwischt zu werden. Wie soll jemals jemand herausfinden, dass ihr euch nicht daran gehalten habt?“ - „Bei den beiden würde es auch keinen Menschen stören oder interessieren. Sie sind selbst Atlanter. Ich aber nicht.“ - „Gaara ist es auch nicht.“ - „Und DER hat ähnliche Probleme wie ich!“ - „Sasori! Du fängst dir gleich noch eine, wenn du nicht endlich aufhörst!“ Der Rothaarige wurde allmählich wütend. Er hatte das Gefühl gegen eine Wand zu reden. Nur wusste er nicht, dass Konan ihrerseits genau dasselbe Problem hatte. Der Krieger schnaubte: „Wo liegt eigentlich dein Problem?? Sieh es ein, Atlantis ist verbohrt allem gegenüber, was nicht in sein perfektes Weltbild passt!“ - „Das ist nicht wahr! Gaaras Geschwister, Kankuro und Temari, führen ein ganz normales Leben in dieser Stadt!“ - „Verdammt, bei den beiden hat aber auch keiner Angst eines Tages als Marionette oder Trainingsutensil zu enden! Bei den beiden hat keiner Angst irgendwann sein Leben zu verlieren! Die beiden hält kein Mensch hier für ein Monster, weil sie nicht mit diesen... Fähigkeiten verflucht sind!“ Batsch! Er hätte es wissen müssen, Konan sprach keine leeren Drohungen aus und doch hatte er die zweite Ohrfeige stillschweigend zugelassen. Aufgebracht schnaubte die Blauhaarige: „Die hast du verdient! Hör endlich auf! Würdest du endlich etwas anderes in dir sehen als ein Monster, würden es andere vielleicht auch endlich merken, dass du keines bist! Es ist doch egal, wer mit diesen Vorwürfen angefangen hat, wichtig ist nur, dass alleine DU dafür sorgen kannst es endlich zu beenden! Du kannst nicht eine ganze Stadt ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass sie etwas Neues in dir sehen, weil du DICH veränderst!“ Völlig aus der Puste, aber noch immer sauer über diese typische Bockigkeit Sasoris war Konan nicht geneigt, ihre Ansage zu unterbrechen. Sie fauchte ihn weiter an: „Es ist immer leichter darauf zu warten, dass sich andere endlich ändern! Aber das werden sie nicht! Warum sollten sie? Sie leben doch gut damit, dass sie Ruhe vor dir haben und dich bis hier draußen in die Einöde verscheucht haben! Der Einzige, der damit nicht leben kann bist DU! Also ändere es, sonst wird sich nie etwas ändern! Und hör bloß damit auf immer nur das tun zu wollen, von den du GLAUBST, dass es alle von dir erwarten!“ Sie tippte ihm ruppig in die Schulter. „Du bist mit dir nicht im Reinen und das merkt jeder! Du magst dich selber wohl von allen Menschen auf dieser Welt am Wenigsten! Wieso sollten dich dann andere mögen? Du gibst ihnen keinerlei Grund! Du gehorchst wie ein Hund, also behandeln sie dich auch so!“ Was genug war, war genug. Wütend stieß Sasori die Blauhaarige von sich und stürmte davon: „HÖR AUF! LASS MICH IN RUHE!“ Konan machte keine Anstalten dem Krieger zu folgen. Sie wusste, dass er jetzt alleine sein musste. Sie hatte die Saat ausgesetzt, jetzt musste sie nur noch keimen, ehe sie irgendwann Früchte tragen konnte. Auch wenn es ihr nicht leicht fiel ihren Freund so anzugehen. Einen anderen Weg hatte er ihr aber nicht mehr gelassen. Wenn er es nicht auf die sanfte Art verstand, so musste er es eben auf die harte Tour lernen. So wie Tsunade auch würde Sasori irgendwann merken, dass Freundschaft nicht immer nur aus Händchen halten und gut zusprechen bestand, sondern manchmal eben auch Nachdruck und Auflehnung bedeutete. Sie richtete ihr weißes, langes Gewand wieder, das ihr durch den Stoß von der Schulter gerutscht war, und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Immerhin hatte sie noch ein zweites Gespräch vor sich, welches mit Sicherheit nicht so aufreibend verlaufen würde. „Ich hoffe du verstehst, weshalb wir ein wenig flunkern mussten.“ murmelte Nagato verlegen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Wieder saßen sie in dem gemütlichen Speisezimmer in Itachis Haus. Deidara nickte: „Natürlich. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir uns mit den anderen trotzdem mal hinsetzen und über die nächsten Ausgrabungen sprechen sollten.“ Itachi, der mittlerweile von der Untersuchung zurück war, stellte seinen Becher ab, er hatte mal wieder Tee gemacht, den der Blonde dieses Mal jedoch dankend abgelehnt hatte, und sah auf: „Keine Sorge, wie bisher werden wir euch begleiten. Die haben heute eine gehörige Tracht Prügel bezogen, so schnell versuchen die das nicht wieder.“ Seufzend nickte der Geologe: „Du hast vermutlich Recht, aber ich habe jedes Mal einfach Angst, dass euch etwas Schlimmes passieren könnte...“ - „Dafür sind wir aber da.“ - „Wie... überaus aufmunternd...“ Der Schwarzhaarige lachte leise: „Du wirst ja zum Sarkast! Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Sasori.“ Die einzige Antwort, die er bekam, war ein beleidigtes Schnauben des Blonden, ehe die Haustür und Konans Stimme zu hören waren: „Da bin ich wieder!“ Schritte hallten durch das Haus, bis die Blauhaarige mit erschöpftem Gesichtsausdruck das Zimmer betrat und sich augenblicklich auf einen der Stühle fallen ließ: „Bei Kano, so etwas stures habe ich noch nicht erlebt!“ Itachi grinste sie breit an: „Tee?“ - „JA!“ Ohne weiter nachzufragen goss der Schwarzhaarige ihr etwas von dem heißen Getränk in einen der Becher und reichte ihr diesen. Konan nahm wohlig seufzend einen kräftigen Schluck, atmete einen Augenblick lang tief durch und sah schließlich Deidara an: „Falls sich Sasori nachher über mich beschweren sollte: mach dir nichts draus. Ich möchte dich vorsichtshalber nur vorwarnen, da ich mit netten Worten einfach nichts erreicht habe...“ Irritiert sah der Blonde sie an: „Wie meinen?“ Sie hielt vor ihrem nächsten Schluck inne, sah auf und winkte schließlich ab: „Nicht so wichtig. Aber danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“ - „Mir blieb bei eurem Plan ja kaum eine andere Wahl.“ - „Sei nicht böse. Dafür habe ich wieder etwas für dich...“ Ihr Blick wanderte zu Nagato. „Würdest du...?“ Dieser nickte sofort, holte eines von Sasoris Notizbüchern aus seiner Tasche, die neben seinem Stuhl stand, hervor, und reichte dieses an die einstige Hohepriesterin weiter. Konan seufzte: „Ich habe nicht mehr die Energie und die Lust mit euch auszudiskutieren, ob ihr dableiben sollt oder nicht, also fange ich einfach an...“ Noch einmal nahm sie einen großen Schluck Tee zu sich, ehe sie das kleine Buch aufklappte und es in die Mitte des Tisches schob, so dass vor allem Deidara sehen konnte, was sie gefunden hatte. Sie tippte auf die aufgeschlagene Doppelseite und seufzte: „Also, wie du unschwer erkennen kannst ist dies eine Tabelle.“ Deidara nickte. „Und wie noch weniger schwer zu erkennen ist, steht nur in einer der beiden Spalten etwas geschrieben... sehr viel geschrieben... die andere ist völlig leer.“ Wieder nickte der Blonde. „Gut. Ich erkläre dir, worum es in dieser Tabelle geht. Es ist im Prinzip ganz einfach. Es handelt sich hierbei um eine 'Pro/Contra'-Liste. Der Geologe schluckte schwer: „Mir schwant Böses...“ - „Und damit liegst du leider richtig. Die 'Pro'-Seite ist völlig leer... Sasori hat versucht aufzulisten, welche positiven und negativen Eigenschaften er hat und DAS ist das Ergebnis... zumindest seines...“ Seufzend starrte Deidara auf das Papier. Ihm fielen sofort unzählige Dinge ein, die ihren Platz eindeutig auf der „Pro“-Seite hatten. Konan erklärte weiter: „Auf der 'Contra'-Seite stehen Sachen, die... Es steht viel Unsinn drin. SEHR viel Unsinn!“ Dieses Mal erhob Itachi die Stimme: „Was denn zum Beispiel?“ Die Blauhaarige seufzte laut: „Die Frage habe ich befürchtet! Also gut, ich erkläre es euch...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)