Weißdorn und Birke von Myokardinfarkt-chan ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Das Licht wurde angeknipst. In der hinteren Ecke des Raumes stand eine junge Frau, ein wenig älter als Luise selbst. Sie trug einen langen schwarzen Mantel aus Samt der vorne von einer silbernen Schnalle mit merkwürdigen Symbolen zusammen gehalten wurde. Hätte die Person die Kapuze aufgezogen, so wäre ihr Gesicht gänzlich im Schatten des Stoffes verschwunden. Doch das hatte sie nicht. So konnte man nun ein feines, spitzes Gesicht erkennen, dem von Luise nicht unähnlich nur deutlich blasser. Die Nase war spitz, ebenso das Kinn. Die Augen der Frau waren groß und dunkel und betrachteten die erschreckte Luise schelmisch. Ihr Haar war lang und dunkelbraun und es kräuselte sich an den Spitzen. Die Frau war äußerst hübsch, doch je länger man sie betrachtete desto mehr bekam man das Gefühl das etwas an ihr nicht stimmte. Es war als würde man ein schönes Gemälde oder eine Skulptur betrachten, bei dem man trotz aller realitätsnähe immer doch genau wusste, dass es nicht echt war. Die Frau begann erneut zu sprechen. Ihre Stimme war relativ dunkel für eine Frauenstimme und sie sprach gedehnt, ganz als ob sie die ganze Angelegenheit furchtbar nerven würde. „Schön dass du zumindest deine eigene Schwester erkennst.“ Ohne auch nur einen Blick auf Luise zu werfen setze sie sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. „Also?“, fragte sie, als ob Luise genau wissen würde von was die sprach. Der Name der Frau war übrigens Maria. „Also was?“ Langsam kehrte die Farbe in Luise Gesicht zurück. Dabei war es keineswegs das erste Mal, dass ihre Schwester einfach so in ihr Haus einbrach. Luise hatte an sich damit auch kein wirkliches Problem, doch fürchtete sie ihr Mann könnte heimkommen, noch ehe Maria verschwunden war. „Hör zu, Geert könnte jeden Augenblick kommen und…“ „Ach Papperlapapp! Bis der hier ankommt bin ich längst weg.“ Maria schlug die Beine übereinander zu sah mit einem frechen Grinsen zu ihrer jüngeren Schwester. „Jetzt komm schon…was hast du für mich? Was hast du erfahren?“ Luise zögerte. Dann mit einem kleinen Seufzer begann sie zu sprechen. „Naja, zuerst war es relativ öde. Lady Azur ist mir andauernd hinterher gelaufen um mir den neusten Klatsch zu erzählen. Es dauerte etwas sie los zu werden. Richter Boretsch war ebenfalls da.“ Marias Augen, die während Luise sprach ruhig auf ihr gelegen hatten, verengten sich leicht. „Und?“ „Das Übliche. Hat seine Verschwörungstheorien jedem kund getan, egal ob er es hören wollte oder nicht. Er war sehr aufgebracht. Der Bürgermeister muss fast ausgeflippt sein, als die Leiche von Samira Uz vorgestern gefunden wurde.“ Sie machte eine kleine Pause. Draußen hörte man eine Kutsche vorbei fahren. „Außerdem war er wütend wegen diesem Priester den der Bürgermeister hat herkommen lassen. Meinte das wäre unnötig.“ Maria lachte auf. „Aber natürlich! Hast du diesen Priester auch getroffen?“ Luise nickte. „Ja habe ich. Joshua Birk. Ein süßes Kerlchen. Hatte was von einem verschreckten Reh. Und hat sich gleich mit Boretsch angelegt.“ „Wie das?“ „Naja…“ Luise machte eine Pause. Sie war an den Punkt ihrer Erzählung angelangt wegen dem sie so eilig nach Hause gekehrt war, mit dem Vorhaben ihrer Schwester direkt einen Brief zu schreiben. Was ja denn überflüssig geworden war. „Naja, er meinte, Boretsch würde falsch liegen, wenn er als Mörder die Hexen verdächtigte.“ Maria runzelte die Stirn. „Tatsächlich?“ „Ja! Er meinte die Symbole auf den Leichen wären keine Hexenrunen und vor allem hätten die Hexen keinerlei Motive für die Tat.“ Ein sarkastisches Lachen. „Seit wann brauchen wir denn irgendwelche Motive für etwas? Und was hat Boretsch darauf erwidert?“ „Gar nichts. Er hat ihn nur angesehen wie eine Kakerlake und ist abgerauscht.“ Damit war ihre Erzählung vorbei. Luise saß ruhig da und betrachtete ihre Schwester. Sie wirkte nachdenklich. „Was hast du jetzt vor?“ Maria antwortete nicht sofort. „Ich weiß es noch nicht…allerdings würde ich mir diesen Geistlichen gerne einmal näher ansehen. Wie sah er eigentlich aus?“ Luise musste kurz überlegen. „Rötliche Haare, junges Gesicht, braune Augen. Ein sehr nervöser junger Mann. Freundlich aber kindlich. Er wohnt in im Gasthaus zur Kornblume.“ Maria schwieg. Er blick verriet das sie mit den Gedanken weit weg war, vielleicht eine entfernte Erinnerung, vielleicht ein flüchtiger Gedanke. Dann erhob sie sich überraschend. „Ich muss gehen. Danke für die Informationen.“ Sie Schritt zum Fenster. Luise erhob sich ebenfalls. „Warte mal, was willst du denn jetzt…“, doch Maria unterbrach sie. „Weiß ich noch nicht genau, aber mach dir mal keine Sorgen. Eventuell könnte dieser Kerl die Lösung unseres Problem sein.“ Sie grinste und zog sich die Kapuze auf. Von unten hörte man eine Tür klappern. Luise drehte sich um und als sie wieder zu Fenster blickte war Maria verschwunden. Einige Minuten später betrat ihr Mann Geert den Raum. Er gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange und erzählte ausgiebig vom restlichen Abend. Luise lächelte ihren Mann an, hörte ihm zu, nickte an den passenden Stellen und tief ab und zu: „Nein!“ oder „Tatsächlich?“. Doch eigentlich nahm sie keines seiner Worte wirklich auf. Mit ihren Gedanken war sie weit weg, bei den Geschehnissen der letzten Tage und denen die vermutlich noch kommen würden. Und sie hatte das ungute Gefühl das ihre Schwester maßgeblich an allem beteiligt sein würde. Wie sehr sie damit doch recht lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)