Bis dass der Tod uns scheidet... von Galenhilwen ================================================================================ Kapitel 10: Champagner ---------------------- Deidara schloss die Badezimmertür hinter sich ab und seufzte ausgelassen und laut auf. Er musste sich dringend ein wenig entspannen! So langsam tat ihm jeder Muskel durch die Anspannung weh. Und psychisch am Ende war er ebenfalls allmählich. Während Sasori sich in sein Schneckenhaus zurückzog, irgendwelche Recherchen machte und Hidan sich als Aushilfskoch versuchte, war sein eigener Plan gleichwohl simpel wie genial: ein schönes heißes Bad! Dafür war er in das zweite Bad im Haus gegangen, welches zu dem weniger benutzten Teil seines Appartements gehörte. Es lag im, vom Wohnzimmer aus gesehen, linken Flur, wo sich außerdem eine Sauna und ein Trainingsraum befanden, und der direkt an die Fensterfront grenzte. Das Badezimmer verfügte über eine riesige Eckbadewanne, eine Wellnessdusche mit Licht- und Dufteffekten und ein modern geformtes Waschbecken mit Ablage und Spiegel. Die Fliesen waren marmoriert, anthrazitfarben auf weißem Grund, die Armaturen aus Edelstahl mit Titanlegierung und die Badewanne besaß eine Whirlpoolfunktion. Da es im Innenteil des Hauses lag musste Deidara das Licht anmachen. Weil es jedoch über einen Dimmer verfügte, ließ es sich einfach und unkompliziert auf ein Niveau dimmen, das dem von entzündeten Kerzen glich. Zufrieden nickte er. Das gefiel ihm doch wirklich gut! Schon deutlich entspannter ging er zur Wanne, verschloss den Abfluss und drehte das Wasser auf einer wohlig heißen Temperatur auf. Während es in die Wanne floss, fiel Deidaras Blick auf die Ablage, die in die Ecke integriert wurde. Verschiedenste Badezusätze standen darauf und lockten mit bunten Bildern und intensiven Farben zum Benutzen. Shampoo und Duschschaum standen ebenfalls in mehreren Varianten daneben. Der Blonde lächelte. Sogar eine Schachtel Pralinen stand bereit! Die würden das Bad absolut perfekt machen. Er griff nach der Schachtel und schaute sie sich genauer an. Marc de Champagne. Wundervoll! Er liebte diese Pralinen über alles, hatte sie allerdings schon lange nicht mehr genascht. Rasch befreite er die Schachtel von ihrem schützenden Plastikkleid, beförderte den Müll in den kleinen Mülleimer und stellte die Schachtel, zum Verzehr bereit, wieder auf die Ablage. Auf einer Handtuchheizung lagen ein großes und ein kleines Handtuch, so dass es nur noch zwei kleine Dinge zu erledigen gab. Er griff nach einem der Badezusätze, öffnete das Fläschchen und roch genüsslich daran. Melisse. Dieser Duft war gleichermaßen betörend, wie entspannend. Rasch träufelte er die gelbgrüne Flüssigkeit in sein Badewasser, das umgehend begann sich leicht zu verfärben und aufzuschäumen. Freudig sprang er auf und entledigte sich seiner Kleidung, die achtlos auf dem Boden landete. Das Haarband zog er sich aus dem goldenen Haar und legte es über dem Waschbecken auf die Ablage. Die langen, goldblonden Haare fielen weich über seine Schultern und strichen sanft über seine Haut. Kurz blieb sein Blick an seinem Spiegelbild hängen. Wieder strich er mit seinen Fingern langsam über seine Lippen. Er konnte noch immer nicht fassen, dass diese einst auf denen Sasoris gelegen hatten. Und zwar nicht, weil der Rothaarige nur sein durchaus hübsches Gesicht wahrgenommen hatte, sondern weil es Liebe gewesen war. Und aus irgendeinem Grund war er so dumm gewesen und hatte es weggeworfen. Warum nur? Er verstand es selber nicht und wünschte sich nichts mehr, als alles rückgängig machen zu können. Seufzend ließ er vom Spiegel ab und widmete sich der Wanne, in die er einstieg und in einem hohen Schaumberg verschwand. Da genug Wasser eingelaufen war und die Temperatur ebenfalls stimmte, drehte er den Hahn zu und befreite sich von einem Großteil des Schaums durch wedeln und pusten. Mit einem wohligen Seufzen auf den Lippen lehnte er sich schließlich zurück und sank noch ein Stück tiefer ins Wasser, ehe er den Kopf an den Wannenrand lehnte und die Augen schloss. Verdammt, das tat einfach nur gut! Für zwei oder drei Minuten verharrte er so, sog den anregenden Duft von Melisse in sich auf, spürte die Wärme seine verkrampften Muskeln entspannen und lauschte der friedlichen Stille, die ihn umgab. Sein Kopf kam auch endlich ein wenig zur Ruhe, nach all dem Erlebten und nach allem, was er erfahren und an was er sich wieder erinnert hatte. Jeder Tag, der mehr vergangen war, seit er in Miami lebte, hatte seine Zweifel größer werden lassen, ob das hier alles so richtig war. Zumindest zweifelte er sehr stark, seit Sasori wieder da war. In New York war ihm das alles gar nicht so bewusst geworden, da er einfach keine Zeit dazu gehabt hatte. In New York war er so arbeitsam und erfolgreich gewesen, dass ihm auch die fehlenden Erinnerungen gar nicht bewusst geworden waren. Doch Miami war ein Ort, der wohl weiter von Sasori nicht hätte entfernt sein können. Sasori hasste solch oberflächliche und künstliche Gesellschaften. Und allmählich wurde ihm klar, dass auch er hier eigentlich nichts verloren hatte. Warum auch sonst hätte er die Anfangszeit nur mit Alkohol aushalten können? New York war bodenständig und schönte sein Antlitz nur wenig. Eigentlich hätte Sasori sich doch DORT sehr wohlfühlen müssen und an einem solchen Ort hätte er auch mit diesem gerechnet. Aber Miami?! Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Sasori hatte vielleicht gedacht, dass er in der Höhle des Löwen wohl am Sichersten sei. Klar, er hätte ihn hier auch nie vermutet, nie nach dem Rothaarigen in Miami gesucht. Und diese Taktik, dieses Kalkül passte dann wieder doch hundertprozentig zu Sasori. Und seit er hier war, an dem Ort, der Sasori am Entferntesten war, vermisste er diesen so unsagbar. Manchmal schien man erst ans andere Ende der Welt reisen zu müssen, um zu erkennen, dass das, wonach man suchte, eigentlich immer in der Nähe gewesen war. Und es war irgendwie bitter für Deidara, dass er diese Erkenntnis zum zweiten Mal erlangen musste, wo er sich doch so sicher war, dass alles nur ein Missverständnis gewesen sein musste und eine Suche nach Sasori alles wieder ins Lot bringen könnte. Doch es war weit komplizierter... Er öffnete seine Augen wieder und sah zur Ablage. Das war der richtige Moment, um seinen Nerven ein wenig kohlenhydrathaltigen Trost zu spenden. Das Wasser plätscherte, als er seine Hand daraus erhob und nach einer der Pralinen griff, die er sich anschließend genüsslich in den Mund schob. Jap, Schokolade war goldrichtig! Er ließ die kakaohaltige Hülle in seinem Mund zergehen und seufzte zufrieden, als schließlich die Champagnercreme zu schmecken war. Ganz dunkel erinnerte ihn das alles an etwas, aber er hatte in diesem Augenblick keine Lust sich intensiver damit zu befassen. Er wollte sich entspannen, mehr nicht. Eine zweite, dritte und vierte Praline folgte. Langsam und genießend verzehrte er eine nach der anderen, zelebrierte den Genuss regelrecht minutenlang. Deidara sah sich um und stutzte. Ihm war ein bisschen schummrig zumute. Sein Kreislauf schien sich zu melden und ihm zu raten, dass er die heiße Wanne so langsam verlassen sollte. Seine schrumpeligen Finger zeugten von demselben Ratschlag. Ein wenig schwächlich auf der Brust rappelte er sich auf und stieg aus. Seine Beine waren beunruhigend weich. Als er mit seinen Füßen die kalten Fliesen berührte drehte sich ihm bereits alles. Besorgt griff er nach dem großen Handtuch. Ihm war schwindelig und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Seine Gedanken drifteten ab, als habe er eine Flasche Scotch auf Ex getrunken gehabt. Er fühlte sich, als sei er blau wie nach einer durchzechten Nacht. Auch sein gesamter Körper reagierte ähnlich träge. Angst ergriff den Künstler. Irgendetwas stimmte nicht. Das war nicht sein Kreislauf! Definitiv nicht! Doch ehe er um Hilfe rufen konnte wurde ihm schwarz vor Augen und er sackte, das Handtuch von der Heizung reißend, zu Boden... {Flashback} Das Wasser blubberte fröhlich vor sich hin und Deidara fühlte sich zutiefst entspannt und wohl. Lässig lagen seine Arme auf dem Rand des Whirlpools und er lächelte zufrieden. Noch immer schien es wie ein wundervoller Traum zu sein und kaum zu glauben, dass er und Sasori nun bereits ein halbes Jahr zusammen waren. Es waren die letzten Sommerferien vor ihrem Abschluss der Oberschule. Aus diesem Grund hatte er diesen Wellness-Urlaub vorgeschlagen und seit Tagen bereuten sie es beide in keiner Weise, das auch wirklich gemacht zu haben. Gut, Sasori war noch etwas unsicher und versteift, aber so langsam freundete auch er sich mit dieser Art der Entspannung an. Deidara sah seinen Rotschopf an, zog diesen zu sich und hauchte diesem einen Kuss auf die Lippen, ehe er hauchte: „Ich bin so froh, dass wir hergefahren sind. Es ist einfach herrlich hier!“ Sasori jedoch seufzte: „Es ist und bleibt nicht mein Ding. Aber trotzdem freue ich mich darüber, dass wir zusammen weggefahren sind...“ - „Ach, nun hab dich nicht so. Wenn das mit dem Angebot der Uni klappt, dass ich dort ausstellen darf, dann geht es richtig los, du wirst sehen. Ich freue mich schon riesig auf die tollen Studentenpartys!“ Sasori sah ihn mahnend an: „Das Leben ist aber nicht immer nur Party. Wir haben echt noch eine Menge Arbeit vor uns und...“ Genervt unterbrach er den Vortrag mit einem weiteren Kuss. Deidara verstand nicht, wie ein Mensch immer nur an Arbeit und Pflichten denken konnte. Er strich über die weiche Wange des Rothaarigen und lächelte: „Ja, aber jetzt ist Urlaub! Und der gehört alleine uns! Sasori, ich möchte doch einfach nur, dass du dich auch mal entspannst und lernst solche Dinge zu genießen. Dann bist du auch nicht immer so verkrampft...“ Etwas beleidigt sah sein Gegenüber ihn an und knurrte: „Was soll das denn heißen? Ich kann mich entspannen... nur nicht unbedingt durch so etwas...“ Er sah sich demonstrativ um. Deidara nickte: „Gut, ich mache dir einen Vorschlag: wenn dieser Urlaub vorbei ist, dann nehmen wir uns noch ein paar Tage frei und tun das, was DU möchtest und was dir hilft dich zu entspannen.“ - „Dafür bleibt aber keine Zeit mehr, da wir die Ausstellung im Museum planen und vorbereiten müssen und...“ - „Kein Wort mehr von der Arbeit! Wir. Haben. Urlaub!“ Beschwichtigend hob der Rothaarige die Hände und seufzte: „Schon gut, schon gut! Ich versuch es ja! Ich wollte ohnehin noch mit dir über etwas anderes reden...“ Nun sah Deidara irritiert auf, da Sasori plötzlich so ernst und traurig wirkte. Er nickte: „Klar, was ist denn? Du.. siehst traurig aus...“ Seufzend versuchte der Angesprochene zu erklären: „Weißt du... ich... ich habe eine Bitte an dich... Ich weiß, dass es dazugehört, aber...“ - „Was gehört dazu? Ich verstehe nicht so ganz.“ - „Ich meine diese Partys...“ - „Was ist damit?“ Sasori sah ihm richtig flehend und auch verzweifelt an: „Deidara, ich... ich hasse diese Partys. Diese ganzen Künstler und Pseudo-Kunstkenner machen sich immer über mich lustig, wenn sie mir nicht gerade demonstrativ aus dem Weg gehen. Ständig besaufen sich alle mit chicen Getränken und lästern über Kollegen, statt sich auf das Wesentliche, deine Bilder, zu konzentrieren. Seit Hidan die Partys organisiert habe ich das Gefühl, dass... nun... na ja, dass du mit Leuten in Kontakt kommst, die einfach falsch sind und die du nicht nötig hast.“ Der Blonde schüttelte irritiert den Kopf: „Ich glaube kaum, dass das so schlimm ist, wie du sagst. Die anderen wollen dich sicherlich nur ein bisschen aus der Reserve locken. Und, glaube mir, so oberflächlich sind die gar nicht.“ - „Doch, Deidara, sind sie! Sie kippen mir absichtlich heimlich Alkohol ins Getränk, wenn ich mal keine Lust auf trinken habe und nach etwas alkoholfreiem frage. Sie reden mehr über dein Outfit, als über deine Bilder und...“ Gekränkt schüttelte er energischer den Kopf: „Hör auf! Verdammt, es sind Partys und keine Seminare! Wenn die Leute sich wohl fühlen, dann gehört Smalltalk dazu! Sasori, du verstehst diese Welt der Künstler wahrscheinlich einfach nicht richtig... Du wirst sehen, dass das alles nun einmal dazugehört. Ich möchte es mit dir zusammen bis an die Spitze schaffen!“ - „Etwas anderes möchte ich doch auch nicht. Ich wünsche mir nur, dass du ein bisschen vorsichtiger mit deinem Umgang bist, das ist alles...“ - „Diese Leute sind das Ticket nach oben, verstehst du das nicht?“ - „Nicht unbedingt. Sie mögen eine Fahrkarte sein, aber sie sind nicht geeignet, um ihnen zu vertrauen und...“ - „Achso, also darum geht es! Du vertraust ihnen nicht?!“ Der Rothaarige wandte den Blick von ihm ab und nickte leicht: „So ist es. Ich traue ihnen keine Spur.“ - „Sasori, wenn du dir die Mühe geben würdest, um sie richtig kennenzulernen, dann wüsstest du, dass das Unsinn ist! Es sind Künstler! Und sie leben diese Berufung! Was ist so verkehrt daran?“ Sasori seufzte auf: „Gar nichts! Deidara, ich sage doch nur, dass sie oberflächlich und falsch sind, das stellt doch ihre Integrität als 'Künstler' nicht in Frage... Ich möchte nur nicht, dass dir jemand etwas tut.“ - „Mach dir nicht immer mehr Sorgen, als nötig! Diese Menschen gehören jetzt eben auch zu meinem Leben und diese Partys ebenso. Du wirst dich damit abfinden müssen! Ich mag dieses Leben und ich werde es leben, okay? Das ist meine Entscheidung! Du hast mir diese Freiheit nie genommen, wieso fängst du da auf einmal mit an?!“ - „Das ist doch gar nicht meine Absicht! Ich zwinge dich zu nichts, aber ich werde ja wohl auch mal meine Bedenken und meine Wünsche äußern dürfen...“ Deidara knurrte: „Du hast aber ständig Bedenken. Immer nur Arbeit und Bedenken! Bleib mal locker und LEBE die Kunst mit mir! Vergiss deine Spießigkeit endlich und lass dich von diesem Leben mitreißen! Ich möchte es so gerne mit dir genießen.“ - „Ja, aber alles ist mit VORSICHT zu genießen. Vergiss über all die schillernden Partys und glamourösen Menschen das Wesentliche nicht: deine Arbeiten.“ - „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind, Sasori! Ich weiß selbst, was ich tun und lassen sollte und kann und MÖCHTE! Und da lasse ich mir von niemandem reinreden, auch von dir nicht!“ Seufzend erhob Sasori sich, kletterte aus dem Pool und sah zu ihm herab: „Das ist irgendwie aber nicht ganz das, was ich mir unter GEMEINSAM vorstelle. Ich liebe dich, Deidara. Und ich unterstützte dich, wo ich nur kann. Aber ich habe auch Wünsche und Ziele, die mir ebenso wichtig sind, wie deine. Unser WIR besteht im Moment aber wohl nur aus DIR.“ Er wandte sich ab. „Wenn du mich suchst: ich bin auf dem Zimmer...“ Hin- und hergerissen blickte Deidara dem Rothaarigen hinterher, wie dieser die Halle mit dem Schwimmbecken und dem Whirlpool verließ. Er seufzte. So ganz Unrecht hatte Sasori wohl nicht... Bedrückt wanderte sein Blick zum Wasser in seinem Pool, das noch immer unverändert fröhlich blubberte. Er hatte sich wohl ein wenig in Rage geredet und mit unfairen Worten um sich geschmissen. Aber noch würde Sasori wohl keine Entschuldigung annehmen. Zumal er selbst das Gefühl hatte, dass ein paar nette Worte wohl etwas zu wenig sein würden. Er musste sich etwas Schönes überlegen, mit dem er seinen Rotschopf überraschen könnte, um sich zu entschuldigen. Er merkte, wie jemand in den Pool stieg und hauchte: „Sasori, es tut mir Leid... Ich wollte nicht...“ Er sah auf und stockte. „Oh, Entschuldigung, ich dachte...“ Ups, wie peinlich. Das war nicht Sasori. Ihm gegenüber saß ein Mann, der ein paar Jahre älter als er selbst war. Die kurzen, schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und glänzten; wohl vom Wasser, das noch von der Dusche an ihnen haftete. Die Augen wurden von einer Sonnenbrille bedeckt. Ein Lächeln umspielte die Lippen: „Schon okay. Meintest du den Rothaarigen, der mir auf dem Weg entgegenkam?“ Stumm nickte der Blonde. „Der sah aus, als müsste er sich erst einmal beruhigen.“ - „Das habe ich befürchtet...“ Der Schwarzhaarige musterte ihn einen Augenblick lang, bis dieser raunte: „Sag mal... das ist jetzt keine Anmache oder so, aber... irgendwoher kenne ich dich... Bist du nicht Künstler?“ Deidara nickte abermals, wenngleich er sich dieses Mal geschmeichelt fühlte, dass ihn jemand erkannte: „Ja, richtig, bin ich. Deidara.“ - „Ja, stimmt. Ich bin Kunstsammler und war vor ein paar Wochen in Tokio, um nach neuen Stücken für meine Sammlung zu suchen. Ich war auf der Vernissage deiner Bilder in der Stadtbibliothek. Gestatten: Sir Tobi, Brite aus vollstem Herzen.“ Er reichte dem Blonden die Hand zur Begrüßung. Lächelnd setzte er fort: „Ich habe ein paar Arbeiten von dir gekauft. Sie gefallen mir echt gut, du hast großes Talent.“ Deidara lächelte erfreut: „Danke sehr. Aber ich habe auch ein tolles Team, das mich unterstützt.“ - „Das ist doch wundervoll. Aber warum dann dieser Streit, wenn ich fragen darf?“ Seufzend senkte er den Blick: „Ach, dumme Sache. Er hat mich gebeten ein bisschen weniger zu feiern und ein bisschen mehr zu arbeiten, und aufzupassen, dass ich mich nicht mit den falschen Leuten abgebe. Und ich habe ihm gesagt, dass ich mir auch von ihm keine Vorschriften machen lasse, obwohl er mich schon seit so vielen Jahren unterstützt und wir... ich...“ Tobi lachte: „Schon gut, verstehe. Ihr seid zusammen.“ - „Ja. Und ich liebe ihn wirklich sehr. Aber er tut sich so schwer mit all den Partys und Menschen aus der Kunstszene, obwohl er sich wirklich Mühe gibt...“ Der Schwarzhaarige beugte sich vor: „Weißt du was, Deidara? Ich besorge uns etwas zu trinken, und dann redest du dir die Sorgen einfach mal von der Seele. Wie klingt das?“ Deidara nickte lächelnd: „Das klingt gut, denke ich...“ - „Fein. Bis gleich.“ 5 Minuten später kam Sir Tobi mit einer Flasche Champagner und 2 Gläsern zurück, stieg wieder in den Pool und goss ihnen etwas ein, ehe sie anstießen. Deidara leerte sein Glas in einem Zug. Das war wirklich genau das Richtige! Als ob sie sich schon ewig kennen würden, schüttete Deidara sein Herz aus und hörte sich die Ratschläge des Älteren an. Nach und nach wurde ihm immer schummriger, bis seine Erinnerungen in tiefer Dunkelheit versanken... {Flashback Ende} „DEIDARA! Wach auf, verdammt! BLONDI! Mach keinen Scheiß, Alter! Ich dreh dir den Hals um, ich schwörs dir! FUCK! Sasori, jetzt hilf mir mal!!“ Vorsichtig wickelte Sasori ein Handtuch um Deidara, der zwar die Augen geöffnet hatte, aber kaum ansprechbar war. Eilig und besorgt versuchte er den zitternden Körper durch das Rubbeln mit dem Handtuch zu wärmen. Er sah auf: „Hidan, der friert wie ein Schneider. Wir müssen ihn ins Bett bringen und zudecken!“ Der Manager nickte, schnappte sich den Künstler und eilte von Sasori gefolgt in Deidaras Schlafzimmer, wo er den Blonden etwas unwirsch auf die Matratze legte und sie diesen schließlich gut zudeckten. Sasori sah auf und raunte: „Bleib du bei ihm, ich schaue mich mal im Badezimmer um und gucke, was passiert ist...“ - „Der wird einfach zu heiß gebadet haben.“ - „Unter den gegebenen Umständen kann ich mir das kaum vorstellen!“ Von einer irrational großen Besorgnis gepackt verließ er rasch das Schlafzimmer und kehrte in das große Badezimmer zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Was war nur passiert? Und wieso war er von einer solch starken Panik erfasst? Er sah sich um. Alles schien normal zu sein: die Klamotten auf dem gesamten Boden verteilt, das Licht zur Entspannung gedimmt, der Geruch von Melisse in der Luft und sogar das Wasser, in das er seine Hand prüfend tauchte, war angenehm, aber definitiv nicht zu heiß. Rasch trocknete er sich die Hand ab, als ihm die Schachtel mit den Pralinen ins Auge fiel. Vier Pralinen fehlten. Sofort zog sich alles in seiner Brust zusammen. Er nahm die Schachtel an sich und schnupperte daran, doch zu riechen war nichts. Er seufzte. Es würde Tage dauern, bis das Labor das Naschwerk untersucht hätte, aber damit musste er sich jetzt wohl abfinden. Er wusste auch nicht genau wieso, aber irgendwie war er sich sicher, dass Deidaras Zustand etwas mit diesen Pralinen zu tun haben musste. Sonst wäre die Packung nämlich leer gewesen. Zur Vorsicht nahm er die kleine Flasche an sich, in der wohl der Badezusatz gewesen sein musste, spülte diese im Waschbecken aus und füllte sie anschließend mit dem Badewasser. Sicher war sicher, auch wenn er improvisieren musste. Als er alles verschlossen und beisammen hatte, ließ er das restliche Wasser ablaufen, machte das Licht aus und verließ das Bad wieder. Mitsamt Wasserprobe und den Pralinen ging er in das Arbeitszimmer, nahm einen großen Umschlag aus einer Schreibtischschublade und ließ seine Funde ins Innere gleiten, ehe er einen Stift nahm und den Umschlag beschrieb: „Zur Analyse ins Labor, z.H. Lt. Caine.“ Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren beschloss Sasori, den Umschlag direkt persönlich zum CSI zu bringen. Er verließ das Arbeitszimmer wieder und versuchte tiefe und regelmäßige Atemzüge zu nehmen. Doch diese Panik, diese Sorge und diese Aufregung schnürten ihm regelrecht den Hals zu. So viele Schwierigkeiten sie auch miteinander haben mochten, so wenig wünschte er sich, dass Deidara etwas passierte. Es war wie ein Zwang. Schon immer hatte er auf den Blonden Acht gegeben und sich gesorgt, wenn etwas war. Und das hatte sich bis heute nicht im Geringsten geändert. Immerhin schien der Stalker seine Taktik darüber hinaus auch noch geändert zu haben, dabei fröhlich in die Wohnung eindringen könnend. Es war katastrophal, wie hilflos er diesem Kerl gegenüberstand! Er lief ins Schlafzimmer und sah Hidan an: „Hey, ich bringe ein paar Sachen zu Caine, um es analysieren zu lassen und...“ Deidara schluchzte und wand sich im Bett hin und her, während er immer wieder Sasoris Namen rief. Der Manager kam auf den Rothaarigen zu und knurrte ernst: „Ich glaube, dass DU hier bei ihm bleiben solltest... Ich bring das für dich zu diesem Bullen.“ - „Nein, das... ich...“ Der Blonde schluchzte wieder: „Sasori, es tut mir so Leid!! So Leid! Geh nicht!“ Er schluckte. Hidan rupfte ihm den Umschlag aus der Hand und brummte: „Bis später.“ Er schob sich an dem Profiler vorbei und machte sich augenblicklich auf den Weg. Sasori sah ihm nach, bis er mitsamt Aufzug in die untere Etage verschwunden war und seufzte. Besorgt, aber auch nachdenklich betrat er vorsichtig das Schlafzimmer. Es fühlte sich merkwürdig an. Wie lange es doch her war, seit sie gleichzeitig in einem Schlafzimmer gewesen waren... Er nahm auf der Bettkante Platz und sah hilflos auf den Blonden herab, der sich so langsam wieder beruhigte und zu sich kam. Etwas zerknirscht stellte er fest, dass er wohl doch hätte fahren können. Nun war es aber zu spät. Er seufzte. Immerhin ging es Deidara wieder besser. Dieser blinzelte verwirrt und sah ihn von hinten an: „Was... oh Gott... Sasori... was ist passiert?“ Wieder mit seiner gewohnten Monotonie erklärte er: „Du bist im Badezimmer umgekippt. Du hast gefroren und wir haben dich ins Bett gebracht. Kannst du dich erinnern, was passiert ist, bevor du umgefallen bist?“ Erschöpft wischte Deidara sich über das Gesicht und seufzte: „Eigentlich schon. Ich habe gebadet, Pralinen gegessen und bin ausgestiegen, weil mir schwindelig wurde... dann wurde alles schwarz und...“ Er biss sich auf die Unterlippe. „...und ich habe mich an etwas erinnert...“ Sasori schluckte schwer, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen: „Waren die Pralinen von dir?“ - „Was? Ich... nein... ich dachte, die wären zur Begrüßung hingestellt worden...“ Etwas wütend drehte der Rothaarige sich zu Deidara um und fauchte: „Mensch, denk doch nach, bevor du etwas tust! Du wirst von einem Verrückten verfolgt und haust dir Schokolade rein, von der du nicht weißt woher sie kommt! Das hätte auch schlimmer ausgehen können!“ - „Es... tut mir Leid. Ich... machst du dir etwa Sorgen?“ - „Deidara! Schluss damit! HÖR AUF! Du hast echt andere Probleme, als meine Besorgnis!“ Seufzend starrte der Blonde auf seine Decke. Sasori mochte Recht haben, aber IHM war es eben wichtiger im Moment. Genauso wie die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte. Die Luft war ohnehin dick, also entschloss er sich, diese Frage einfach zu stellen, da es ohnehin nicht viel schlimmer werden konnte: „Sag mal... ich... ich habe mich, wie gesagt an etwas erinnert. Einen ähnlichen Blackout hatte ich schon einmal... und zwar im Wellness-Urlaub...“ Urplötzlich sprang Sasori auf. Mit zutiefst verletztem Blick zischte er: „Klar! Blackout... dass ich nicht lache!“ - „Wieso? Was ist denn passiert?“ - „OH NEIN! Nicht schon wieder, ich...“ - „Sasori! Ich nerve dich so lange, bis du es mir sagst! Also tu dir selber den Gefallen und erzähle es mir direkt...“ Der Rothaarige hielt inne und knurrte. Diese verfluchte Sturheit! Er hasste es, wenn Deidara etwas wollte und nicht bekam, und so lange nervte und quengelte, bis er dann doch hatte, was er wollte! Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick aus dem Fenster: „Schön, ganz wie du willst. Du... bist fremdgegangen. Zufrieden? Gut. Damit ist das Thema...“ - „Sasori! Lass den Scheiß! Das hätte ich NIE getan! Erzähl bitte ausführlich...“ - „Wenn es sein muss...“ {Flashback} In seinen Bademantel gewickelt kehrte Sasori in Richtung Schwimmhalle zurück. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Der Schmerz hinter seinen Schläfen pochte und hämmerte gewaltig. Dieses Verleugnen von Traurigkeit tat ihm nicht gut, diese unterdrückten Wünsche taten ihm nicht gut. Aber am Schlimmsten war es, wenn er mit Deidara stritt und nicht bei ihm war. Sie mussten dieses Problem aus der Welt schaffen! Reden! Offen darüber sprechen, was sie voneinander erwarteten und wie sie es gemeinsam schaffen wollten. Seufzend betrat er die Halle. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen. Seine Augen geweitet, sein Mund offenstehend. Auf den blanken Fliesen wälzte Deidara sich mit einem Kerl, in eine wilde Knutscherei verwickelt, wohlig stöhnend und mit einer Hand in der Badehose. Neben den beiden stand eine Flasche Champagner, halb leer. Er taumelte ein paar Schritte zurück. Sein Blick verschleierte sich. Der Schwarzhaarige sah auf und hielt inne. Ihre Blicke trafen sich. Ertappt ließ der Kerl von Deidara ab, stand auf und stotterte: „Sorry... ich... bist du sein Freund? Ey, ich wusste nicht, dass er vergeben ist und...“ Mit einem Mal stand der Rothaarige direkt vor ihm und knurrte zutiefst bedrohlich: „Hau! Ab! Sonst vergesse ich mich hier, verstanden?!“ Der Typ schnappte sich seinen Bademantel und den Champagner mitsamt Gläsern, ehe er eiligst die Halle verließ. Deidara sah zu Sasori auf und lallte: „Was... was machst du hier? Wo bin ich?“ Eisern die Tränen unterdrückend legte der Rothaarige dem offensichtlich Betrunkenen ein Handtuch über die Schultern und schob diesen in Richtung Ausgang: „Wir gehen jetzt aufs Zimmer und du schläfst deinen Rausch aus! Und morgen will ich ein paar Antworten haben! Und jetzt lass mich in Ruhe!“ Auf dem Zimmer fiel Deidara vornüber ins Bett und schlief augenblicklich. Sasori sank an der geschlossenen Tür zusammen. Warum? Warum hatte Deidara ihm DAS angetan? Dasselbe, was Naruto mit IHM gemacht hatte! Er vergrub sein Gesicht in den Händen, die von seinen Tränen benetzt wurden. Es war doch nur ein kleiner Streit gewesen! Warum? Womit hatte er diese Strafe verdient? Diesen betäubenden Schmerz, der ihn selbst seine Kopfschmerzen vergessen ließ? Warum nur? Warum? {Flashback Ende} Schweigen. Bedrückende Stille. Doch Deidara erinnerte sich wieder. Teilweise. Er ließ sich aus dem Bett gleiten, wickelte sich das Handtuch um die Hüfte und ging auf Sasori zu. Er hatte so gefroren, weil sein Körper sich an die Fliesen auf seiner Haut erinnert hatte. Aber das war nicht alles... Er sah den Rothaarigen an und hauchte: „Sasori, das habe ich damals nicht aus freien Stücken getan.“ - „...“ - „Ich... mir ist damals ähnlich schwarz vor Augen geworden, wie vorhin im Bad. Und zwar... nachdem ich diesen Champagner getrunken hatte!“ Wütend fuhr Sasori herum und fauchte: „Ist klar!“ - „Ehrlich! Ich war nicht ich selbst! Wenn du nicht gewesen wärst, dann...“ Er wurde bleich im Gesicht und auch Sasoris Miene wurde plötzlich weicher. Er sah in die rotbraunen Augen und hauchte unter aufkommenden Tränen: „Scheiße, der Kerl hätte mich...“ „Ist das wirklich wahr? Wirklich?“ Deidara begann wieder zu zittern, doch der Blonde nickte. Sasori sah zu Boden und dachte nach. Wenn damals so etwas wie KO-Tropfen in dem Champagner waren, heute ähnlich versetzte Champagnerpralinen in dem Badezimmer aufgetaucht waren, dann... Er sah auf: „Verflucht, Deidara! Das ist vielleicht die erste heiße Spur! Weißt du noch, wie der Kerl hieß?“ Plötzlich stockte er. Tränen liefen an den Wangen des Künstlers herab, der noch immer wie Espenlaub zitterte und ihn flehend ansah: „Sasori, ich habe dich nie... der... ich...“ Ohne Vorwarnung presste sich das tränennasse Gesicht an seine Schulter, drückte sich der zitternde Körper an ihn, schluchzte der Blonde ungehalten. Sasori verkrampfte sich. Er sollte ihn doch nicht anfassen... Aber die Erinnerung an eine beinahe Vergewaltigung schien Deidara wirklich völlig fertig zu machen. Verständlich. Er stutzte. Offenbar war nicht alles so, wie es in seinen Erinnerungen schien. Und die Pralinen konnten nur bedeuten, dass Deidaras Version stimmte. Aus Enttäuschung hatte eine Aussprache darüber niemals gegeben. Der Blonde hatte immer wieder beteuert sich an nichts zu erinnern, und er selbst hatte diesen Schmerz letztlich doch wieder ignoriert, um ihre Beziehung nicht zu gefährden. Was aus heutiger Sicht heraus ein wohl folgenschwerer Fehler gewesen war. Sie hatten nie richtig miteinander geredet. Seufzend schloss er Deidara vorsichtig in seine Arme. Nein, es war zu spät. Egal wie viele Fehler sie beide gemacht hatten. Aber aus Stein war er auch nicht. Es tat ihm noch immer weh Deidara so zu sehen. Und er war nun einmal der Einzige, der im Moment hier war. Tröstend strich er über das wohlriechende, blonde Haar. Pure Notwendigkeit. Er spürte, wie Deidara sich beruhigte. Er war austauschbar, es war nur der Trost. Die Arme des Blonden umschlossen auch ihn, bis er noch näher an diesen gedrückt wurde. Es war nicht aus noch immer existierenden Gefühlen. Nein, nein, nein. Das ging nicht, konnte gar nicht sein. Der unbekleidete Oberkörper wurde warm unter seiner Hand und drückte sich an sie. Der Kopf des Blonden löste sich von seiner Schulter. Deidara sah ihn an und hauchte: „Danke...“ Ehe er reagieren konnte, hielten die Arme ihn noch fester und warme, weiche Lippen hauchten ihm einen Kuss auf die Wange. Nun war es Sasori, der zitterte. Er löste die Umarmung panisch und wandte den Blick ab: „Schon gut. Lass es nur nicht zur Gewohnheit werden, verstanden?“ - „Tobi.“ - „WAS?!“ - „Sein Name war Sir Tobi...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)