Bis dass der Tod uns scheidet... von Galenhilwen ================================================================================ Kapitel 28: Geben und nehmen - non-adult ---------------------------------------- Graue Wolken hingen über Lake Butler und tauchten die Stadt in ein fahles, unnatürlich wirkendes Licht. Wie in einem schlechten Schwarzweißfilm sog dieses alles überdeckende Grau schier alle Farben des jungen Tages aus der Umgebung und ließen alles alt und surreal wirken. Nebelschwaden waberten über die Oberfläche des Sees. Die kahl werdenden Bäume schüttelten im seichten Wind mit großer Mühe auch das restliche Laub aus ihren Wipfeln, das so gar nicht herbstlich rot war, wie auf Deidaras Bild. Grau und ausgezehrt war es, die Äste wie knochige, alte Finger in den Himmel zeigend. Unruhig schwappte das Wasser am Ufer vor und zurück; hinterließ eine feuchte Spur auf dem Kies, ehe es aufgeschäumt an den Strand zurückkehrte. Es war nicht kalt, aber dennoch jagte dieses Wetter Sasori und Deidara einen kalten Schauer über den Rücken. Immerhin waren sie auf den Weg zu diesem Tobey, von dem sie beiden überzeugt waren, dass dieser eine weitere Maskerade von „XX“ war. Sasori war doch sehr nervös. Er gab es nicht gerne zu, aber dennoch konnte er die Symptome seines Körpers kaum mehr ignorieren. Ihm war schlecht, sein Puls raste und abwechselnd wurde ihm heiß und bitterkalt. Immer wieder sah er den Pfeil auf sich zurasen, er konnte dieses Bild einfach nicht vergessen, seit sie sich auf den Weg gemacht hatten. Und nun trennten ihn nur noch wenige Meter von dem Campingplatz, auf dem „Tobeys“ Wohnwagen stand. Wie der Nebel kroch auch die Angst zwischen seinen Beinen umher und nahm immer mehr Besitz von ihm. Deidara sah ihn von der Seite an und sprach mit gesenkter Stimme: „Glaubst du wirklich, dass wir ihn antreffen werden?“ Er sah auf und zuckte mit den Schultern: „Ich denke nicht. Das kann ich mir kaum vorstellen... Wahrscheinlicher ist, dass auf uns wieder ein 'Willkommensgruß' erwarten wird...“ - „Seien wir einfach vorsichtig. Und wenn ich diesem Arschloch persönlich gegenüberstehen sollte, dann hau ich dem eine runter, dass ihm hören und sehen vergehen wird.“ Aus den Augenwinkeln sah er das aufmunternde Lächeln und nickte: „Aber nur, wenn du ihm von mir auch eine verpasst.“ - „Da kannst du Gift drauf nehmen!“ Ihre Schritte knirschten beinahe brutal laut auf dem Kies in dieser Frühe, der sie zwischen den ersten Wohnwagen entlangführten. Aufmerksam schauten sie sich nach dem Wagen mit der Nummer 47 um. Eliza hatte ihnen die Nummer gegeben, als sie noch vor wenigen Minuten mit ihr am Frühstückstisch gesessen hatten. Deidara riss einen Arm hoch und deutete auf einen Wagen, der ein Stück weiter vom Wasser entfernt stand: „Da, das ist Nummer 47!“ Er sah auf und suchte einen Augenblick, bis er den von dem Blonden gefundenen Wagen ebenfalls entdeckte. Nach einem tiefen Durchatmen nickte er: „Also los...“ Nervös huschten seine Augen hin und her. In den meisten Wagen waren die Jalousien bereits oben, doch in keinem brannte Licht. Die Fischer mussten bereits im Hafen sein. Bei „Tobey“ sah es nicht anders aus. Auf leisen Sohlen schlichen sie an den Wohnwagen heran und blieben einen Augenblick stehen. Sasori sah den Künstler an und flüsterte: „Warte kurz, ich schaue mal nach, ob ich etwas sehen kann.“ - „Sei vorsichtig...“ Er sah Deidara in die Augen und nickte wortlos, ehe er einmal um den Wagen pirschte, um einen Blick durch jedes Fenster werfen zu können. Er erreichte die andere Seite und schaute vorsichtig durch jedes Fenster, konnte jedoch niemanden entdecken. Dennoch trieb ihm der Anblick eine Gänsehaut über seinen Körper. Computer, Monitore, Unterlagen und Fotos nahmen schier alles in dem kleinen Wagen ein. Doch etwas ließ ihn richtig erstarren: auf dem Tisch lag deutlich sichtbar ein weißer Umschlag. Sasori schluckte schwer. Das war kein Zufall! XX hatte gewusst, dass sie kommen würden... Nach ein paar tiefen Atemzügen kehrte er mit einem Entschluss zu Deidara zurück. Er hatte nichts sehen können, was ihm eine böse Überraschung, im Sinne einer auslösbaren Falle, sein könnte. Irgendwie war er sich sogar sicher, dass die Funde in dieser Behausung alleine schon dafür sorgen würden, dass sein Verstand an den Rand des Wahnsinns getrieben würde. Trotzdem konnte und wollte er sich diese Chance nicht entgehen lassen, so provoziert und vorbereitet sie auch sein mochte. Deidara sah fragend auf, als er zurückkehrte. Leise erklärte er dem Blonden: „Da liegt ein Brief auf dem Tisch. Ich glaube, dass er uns erwartet. Ansonsten scheint aber die Luft rein zu sein. Versuchen wir einfach mal hereinzukommen.“ Die blauen Augen funkelten ängstlich auf: „Bist du dir sicher?“ Er nickte: „Ziemlich. Bleib einfach hinter mir.“ Seufzend verdrehte Deidara die Augen: „Das habe ich befürchtet...“ Rasch überbrückten sie die paar Schritte zur Tür. Sasori sah sich noch ein letztes Mal prüfend um, aber niemand schien sie zu beobachten. Außer vielleicht wieder ihr „Freund“, den er niemals dabei hatte erwischen können bisher. Doch ansonsten war niemand zu sehen. Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten und stellte sich mit dem Künstler seitlich der Tür auf. Tatsächlich ließ diese sich öffnen, und auch kein Geschoss oder ähnliches kam auf sie zugeeilt; keine Falle wurde ausgelöst. Langsam betrat er, von Deidara gefolgt, den Wagen. Ein muffiger Geruch schlug ihnen entgegen. Es roch nach dreckiger Wäsche, Schweiß, Essensresten und abgestandener Luft. Deidara schlug sich die Hand vor Mund und Nase und keuchte: „Boah, Alter! SO kriegst du mich aber nicht rum!“ Er sah den Blonden über seine Schulter hinweg an und knurrte: „Du hast Nerven...“ Zu ihrer Rechten war eine kleine Sitzgruppe zu einem Schlafzimmer umgebaut worden. Die Bettwäsche lag wild durcheinander obendrauf. Irgendwie fuhr ein eiskalter Schauer Sasoris Rücken herunter, da er keinerlei Nachtwäsche entdecken konnte. Anfassen wollte er den vergilbten Bettbezug allerdings auch nicht, um seine Neugierde zu befriedigen. Ihnen gegenüber versperrte eine leichte Tür den Blick ins Badezimmer, was ihnen beiden jedoch bei dem bisherigen Anblick mehr als Recht war. Alleine der Gedanke an den Geruch, der ohnehin von einer dieser kleinen chemischen Toiletten ausging, gepaart mit der Vorstellungskraft was für hygienische Zustände in dem kleinen Bad wohl herrschen würden, drehte Sasori den Magen mehr als nur einmal unangenehm herum. Der Boden war mit Essensresten, Kleidung und benutzten Taschentüchern übersät. Zu ihrer Linken eröffnete sich, gegenüber den Bad, eine kleine Kochnische, in der sich das ungespülte Geschirr stapelte und eingetrocknete Essensreste ihren markanten Geruch verbreiteten. Dahinter schließlich war die Wohnzimmerecke, die jedoch auch keinen viel besseren Eindruck machte, als der Rest dieses heruntergekommenen Wohnwagens. Die Sitzpolster lagen kaum an ihrem eigentlichen Platz. 3 flache Bildschirme waren unter der Decke rund um den Tisch aufgehangen. Auf einen konnten sie direkt sehen, die anderen beiden waren so ausgerichtet, dass man im Sitzen auch in den Ecken einen guten Blick hatte, ohne sich verbiegen oder bewegen zu müssen. Doch etwas ganz anderes erregte Sasoris Aufmerksamkeit primär. Er schluckte schwer und ging langsam auf den Tisch zu. Es war tatsächlich das, was er von außen bereits vermutet hatte. Deidara folgte dicht auf, ehe sie die Tischkante erreichten und der Blonde neben ihn trat. Schließlich entdeckte auch dieser, was sein Interesse geweckt hatte und raunte: „So ein Dreck... der weiß wirklich immer, was wir vorhaben.“ Nickend griff Sasori nach dem weißen Umschlag und unterdrückte seine Übelkeit. Irgendetwas auf der Tischplatte klebte und schien dort eingetrocknet zu sein. Er wollte gar nicht wissen, was es war... Vorsichtig nahm er den Umschlag an sich und holte den Brief hervor, der sich darin befand. Mit leicht zitternden Händen las er schließlich vor: „Überrascht? Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin, Sasori?! Wie NAIV!!! Aber ich bin ja nicht so, ich habe eine besondere Überraschung für dich! Ja! Für DICH!!! Sie wird dir ganz bestimmt gefallen... Du siehst mich noch immer nicht, oder?! Aber ich sehe dich! Ich sehe EUCH! IMMER!! ÜBERALL!!! Ihr könnt mir nicht entfliehen! Ihr tut IMMER das, was ICH will!!! Sieh es ein, du hast keine Chance gegen mich!!! Ich werde dich vernichten, denn Deidara gehört allein MIR!!! Und ich werde dir beweisen, dass ich tausend Mal besser als du bin!!!! Sieh doch mal unter meiner Bettdecke nach...“ Die beiden sahen sich an. Seufzend legte Sasori den Zettel zurück auf den Tisch und war mit wenigen Schritten am Bett. Deidara sah ihm nach und seufzte ebenfalls. Dieser Scheißkerl wusste, was er tat. Langsam, aber sicher, zerstörte er den Rothaarigen nicht von außen, sondern von innen. Er konnte es mit jeder Aktion mehr in den Augen lesen, dass Sasori sich diese ganzen Provokationen viel mehr zu Herzen nahm, als er das nach außen zu zeigen versuchte. Bedrückt seufzte Deidara und sah zu Boden. Es schien fast so, als versuche dieser Wahnsinnige sie auf diese Weise fertig zu machen: Sasori psychisch terrorisieren und ihm selbst die letzte Energie zu rauben, da es für ihn immer schwieriger wurde den Rothaarigen irgendwie vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Sasori atmete einmal tief durch, ehe er so schnell er konnte die Bettdecke zur Seite räumte und auf die Matratze starrte. Seine Augen weiteten sich mit jedem Atemzug. Schweiß kroch aus seinen Poren auf seine Stirn, wanderte eiskalt über seinen Rücken. Das konnte nicht sein... Das DURFTE nicht sein!!! Und dennoch sah er es mit eigenen Augen. Sein Körper begann zu zittern, bis Deidaras Stimme ihn aus der Starre holte: „Sasori? Was ist los?“ Beruhigend legten sich die Hände des Künstlers auf seine Schultern, schmiegte sich dessen Körper an ihn. Er sah über seine Schulter in die blauen Augen und krächzte: „Das... siehst du diese Blätter?“ Deidara spähte an ihm vorbei und nickte. „Die gehören mir... sie... sind verschwunden, als ich damals noch bei Chiyo wohnte...“ Nun wurde auch der Blonde bleich und hauchte: „Scheiße... Hey, da liegt noch eine Nachricht von diesem Irren...“ Etwas kraftlos griff der Künstler an ihm vorbei und nahm das Stück Papier an sich, ehe dieser für sie beide vorlas: „Fein, braver Junge. ICH habe dir diese Sachen weggenommen. Und weißt du was?! Ich kenne dein süßes Geheimnis genauso lange... Muhahaha, ja ich weiß es!!! Seit deinem ERSTEN Klinikaufenthalt!!! Nicht wahr? Wie oft warst du dort? Sag es dem Engel!!! SAG ES IHM! Und wenn du das getan hast, dann werfe einen Blick in den oberen, rechten Küchenschrank!!! HA!“ Am ganzen Körper bebend sank Sasori auf die Knie, doch Deidara war sofort wieder bei ihm, schloss ihn in die Arme und hauchte ihm mit sanfter und liebevoller Stimme ins Ohr: „Sasori, lass dich nicht fertig machen. Es ist mir noch immer egal. Ich liebe dich... ob du nun ein Mal oder hunderte Male dort warst. Hörst du?“ Er biss sich auf die Unterlippe, bis er sein eigenes Blut schmeckte. Nur noch dumpf drangen die Worte zu ihm durch. Er konnte einfach nicht anders, es war zu viel für ihn. Was hatte er gegen einen solchen Kerl schon auszurichten? Dieser spielte mit ihm, wie mit einer geistlosen Marionette. Und er tat seit so vielen Jahren das, was XX wollte. Hatte er jemals eine EIGENE Entscheidung gefällt?! Wer war er wirklich?! Leise hörte er, dass Deidara etwas sagte, doch er konnte es nicht mehr verstehen. Selbst sein Kopfschmerz, der wieder auftauchte, war nur noch vage zu erahnen. Sein Geist hatte begonnen sich von seinem Körper zu trennen. Sasori fühlte, wie er seine menschliche Gestalt verlor und nur noch aus seinen Gedanken zu sein schien. Seine Sinne nahmen nichts mehr wahr. Sein Geist schwebte in einer Dunkelheit, die aus Gedanken gemacht war. Dissoziation (Verlust der Bindung zur Realität, für mehr Informationen siehe(1)). Doch es war zu spät. Er war bereits entkoppelt und drohte unter seinen Gedanken zu zerbrechen, die wie Richter um ihn standen und ihm seine Untaten entgegen brüllten. „DU bist hier der Geisteskranke!“ „DU hast ihn gesehen und es nicht kapiert!“ „DU hast das alles zugelassen!“ „DU bist schuld, dass es so weit gekommen ist!“ „DU bist schuld, weil du nicht gut genug warst!“ „DU hast versagt!“ „DU wirst wieder versagen!“ „DU bist selbst schuld, dass du verlassen wurdest!“ „DU wirst schuld sein, wenn du wieder verlassen wirst!“ „DU bist ihm nicht gewachsen!“ „DU bist klein, dumm, wertlos... Dreck!“ „DU bist verachtenswert!“ „DU hast Liebe nicht verdient!“ „DU hast das Leben nicht verdient!“ „Schuldig! Schuldig!! SCHULDIG!!!“ Sein eigener, dumpfer Schrei drang in sein Bewusstsein. Er hatte doch gar nicht geschrien... oder? Langsam zog die Dunkelheit sich zurück. Eine weitere Stimme war zu hören. Eine sanfte, besorgte Stimme. Deidara! Er sah sich um, nicht wissend, wie viel Zeit wirklich vergangen war. Es konnten Minuten gewesen sein, manchmal waren es aber auch schon Stunden gewesen... Nur langsam klärte sich sein Blick, kehrten seine Sinne zu ihm zurück. Allmählich konnte er den Blonden immer deutlicher hören, dessen Stimme weit weniger sanft, als absolut panisch war. Sasori blickte auf, direkt in die feuchten, blauen Augen. Pure Verzweiflung stand in ihnen geschrieben, während Deidara aufgelöst keuchte: „Sasori?! Nun sag doch was!! Was ist mit dir?!“ Erschöpft strich er sich durch die Haare, legte seine noch immer leicht taube Hand an die von Tränen überzogene Wange und raunte: „Sssscht. Schon gut, bitte beruhige dich. Es... ist alles okay.“ „ALLES OKAY?!“ quiekte der Künstler noch immer fertig mit den Nerven. Doch Sasori nickte: „Ja. Das... passiert mir manchmal. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich erkläre es dir in Ruhe, wenn wir wieder auf dem Zimmer sind, okay?“ Nach ein paar tiefen Atemzügen nickte Deidara schließlich und sah ihn erschöpft an: „Okay. Aber wage es dich nie, NIE!, wieder, mir so einen Schrecken einzujagen!“ Sie rappelten sich auf und Sasori lächelte gequält: „Ich versuche es.“ Während Sasori sich kurz zu orientieren schien, versuchte Deidara sich weiter zu beruhigen. Das war mehr als nur unheimlich gewesen! Er zitterte jetzt noch. Wie eine leere Hülle hatte Sasori dort gekniet und einfach keinerlei Reaktion mehr gezeigt, weder auf seine Worte, noch seine Berührungen oder sonst etwas. Gute 10 Minuten lang. Und dann dieser Schrei, der ihm durch Mark und Bein gegangen war. In diesem Augenblick hatte er wirklich gedacht, dass der Rothaarige vor seinen Augen sterben würde. Und er innerlich mit diesem. Sasori atmete einmal tief durch und sah Deidara an: „Ich war fünf Mal dort.“ Der Blonde sah ihn fahrig an und flüsterte: „Lass uns gehen...“ Seufzend schüttelte er den Kopf: „Du weißt selber, dass wir das nicht können... Er wird nicht aufhören, Deidara. Bis er hat, was er will oder wir ihn endlich kriegen.“ Mit einem lauten Seufzen zog der Künstler ihn in eine Umarmung und knurrte: „Ich weiß. Aber ich habe die Schnauze von diesem Spinner einfach nur voll und noch viel mehr macht es mich fertig, wenn es dir wegen ihm so schlecht geht!“ - „Es tut mir wirklich Leid. Ich werde alles tun, um ihn so schnell wie möglich zu kriegen, okay? Bitte... hör auf zu weinen und mache dir nicht so viele Sorgen. Das gehört zu meinem Leben, diese Aussetzer, und sie werden immer seltener. Für mich ist es nur so zur Normalität geworden, dass ich nicht daran gedacht habe, dass du das nicht kennen könntest.“ Deidaras Finger gruben sich in sein Haar und drückten ihn fest an den Blonden, ehe dieser nickte: „Wir werden diesem Arschloch das Handwerk legen.“ Der Künstler löste sich leicht von ihm, ehe dieser ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte und flüsterte: „Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut.“ Sasori griff nach Deidaras Hand und drückte diese leicht: „Danke. Für alles... und nun lass uns zusehen, dass wir hier fertig werden.“ Sie lösten sich voneinander und gingen zur Kochnische. Sasori öffnete mit zitternden Fingern die Tür des Schränkchens. Natürlich saßen der Schock und seine Dissoziation ihm noch immer tief in den Knochen, doch Deidara schien es wieder besser zu gehen und das war im Moment das Wichtigste. Er musste sich zusammenreißen und stark sein. Wie sollte das alles ausgehen, wenn er zusammenbrach?! Das durfte er unter keinen Umständen zulassen... Auch wenn ihm seine Kopfschmerzen und seine Übelkeit eigentlich dazu rieten, dass er das besser sein lassen sollte. Doch was hatte er für Alternativen? In diesem Nest gar keine. Er musste zumindest so lange durchhalten, bis sie wieder in Miami waren! Ein Briefumschlag kam im Inneren des Schranks zum Vorschein, den er an sich nahm und nervös öffnete. Deidara sah ihm besorgt dabei zu. Ein weiterer Zettel war darin, doch das war nicht alles. Er reichte Deidara den Brief und griff noch einmal in den Umschlag. Plötzlich war seine Anspannung wieder auf einem extrem hohen Level, sein Körper zitterte wieder stärker. Deidara sah ihn unsicher an: „Was ist los?“ Sasori hob seine Hand und öffnete diese. Ein Namensschild kam zum Vorschein, mit der Aufschrift „Pfleger Tobbey“. Mit belegter Stimme versuchte er zu erklären: „Bei den letzten 3 Klinikbesuchen war dieser Pfleger für mich zuständig...“ Deidaras Augen weiteten sich: „Der Scheißkerl war doch überall! Kacke!“ Für einen Augenblick schloss Sasori die Augen und versuchte sich zu beruhigen, doch sein Herz raste und sein Hals schnürte sich schmerzhaft zu. Seine Übelkeit wurde heftiger, seine Kopfschmerzen beinahe unaushaltbar. Sein gesamter Körper schien gegen diesen Terror, dem er sich augenscheinlich unberührt aussetzte, zu rebellieren. Doch er musste einfach durchhalten! Wieder voll in seinem Element und gekonnt ruhig blickte er Deidara an und fragte: „Was steht in dem Brief?“ Seufzend faltete der Blonde den Zettel auseinander. Deidara wusste, dass Sasori das mitnahm, konnte es in den rotbraunen Augen mehr als deutlich sehen. Und doch war er irgendwie dankbar, dass Sasori zumindest nicht wieder so zusammenbrach. Eines war ihm jedoch absolut klar: Sein Rotschopf benötigte dringend eine Pause! Sasori schien sich einfach nicht richtig um sich selbst kümmern zu können, zumindest nicht in dem Sinne sich selbst etwas Gutes zu tun. Dafür würde ER sorgen! Er hatte da auch schon eine wundervolle Idee. Doch nun konzentrierte er sich erst einmal auf die Arbeit und las vor: „Na, wie gefällt dir das? Erinnerst du dich noch?! Habe ich mich nicht rührend um dich gekümmert?! So viel besser, als dein toller Sensei!!! Wo wir gerade bei dieser Schlampe sind: eine letzte Überraschung habe ich noch für dich. Mach den DVD-Player an!!! Ich kriege euch... XX“ Sasori sah sich um und entdeckte den Player unter einem der Bildschirme. Nervös drückte er auf den Powerknopf. Während das Gerät sich einschaltete legte Deidara den Zettel weg, griff nach seiner Hand und verhakte die Finger ineinander. Er drückte leicht zu und war froh, dass er nicht alleine war. So langsam wurde ihm klar, dass es mehr als eine Chance war. Er brauchte Deidara und er war wirklich froh, dass dieser wieder auf diese Weise bei ihm war. Ohne es wirklich bemerkt zu haben gab es ein „wir“, welches ihn seiner Mauer statt schützend umgab. Und seine Entscheidung, die er während ihrer Fahrt fällen wollte, stand gar nicht mehr wirklich im Mittelpunkt. Es war ihm mittlerweile egal wo er leben würde... so lange Deidara bei ihm war. Und dies, aller Angst zum Trotz, auch hoffentlich bleiben würde. Seine Angst davor verlassen zu werden wurde mit jeder Geste immer kleiner. Und er ließ ohne Reue zu, dass er vertraute und sich geborgen fühlte. Ein Bild erschien und zeigte ihr Zimmer in Elizas Haus. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, als Sasori erkannte, wobei sie gefilmt wurden. Nach einigen Sekunden spürte er Deidaras Atem an seinem Ohr, der flüsterte: „Tut mir Leid... ich weiß, dass das jetzt irgendwie unpassend ist, aber...“ - „Dann sag es nicht!“ - „...das nächste Mal bleibt definitiv das Licht an.“ - „Deidara!!“ - „Was denn?!“ - „Dir ist klar, dass diese Aufnahmen...“ - „JA! Ich sagte doch, dass es irgendwie unpassend ist. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du irre scharf aussiehst!“ Noch immer tiefrot im Gesicht machte Sasori sich daran den Player wieder auszuschalten, als plötzlich ein neues Bild erschien, welches diese Sitzecke hier im Wohnwagen zeigte. Auf den Bildschirmen, die darauf zu sehen waren, lief weiterhin die Aufnahme aus ihrem Zimmer. Auf den Polstern jedoch saß Madara. Geschockt keuchte Sasori auf und schlug sich die Hand vor dem Mund, als er sah, was sein Sensei in DIESEM Wohnwagen bei SEINEM Anblick tat; dass sein Lehrer sich bei seinem Anblick selbst befriedigte! Das war zu viel! Sein Magen drehte sich endgültig um. Panisch stürmte er aus dem Wagen und übergab sich vor der Tür. Deidara kam hinterher, blieb unsicher und zutiefst besorgt in der Tür stehen und japste: „Was ist? Wer war das?!“ Seinen schmerzenden Magen haltend und leichenblass blickte er den Blonden an, rang einen Augenblick nach Luft und keuchte: „Scheiße, das war Sensei Madara...“ Rasch torkelte er zum Wasser, um sich den Mund mit dem scheinbar eiskalten Wasser den Mund auszuspülen. Entschlossen kam Deidara zu ihm, stützte ihn und knurrte: „Wenn ich den erwische, dann gnade ihm Gott!!! Aber bis dahin verordne ich dir jetzt absolute Bettruhe! Du musst wieder zu Kräften kommen und du wirst jetzt eine Pause einlegen... und WEHE du versuchst da mit mir drüber zu diskutieren!“ Während sie zurück zur Pension gingen, schlich sich ein leichtes Lächeln auf Sasoris Lippen. Er sah Deidara an und nickte: „Du wirst es kaum glauben, aber... ich bin an keiner Diskussion interessiert.“ Er blieb stehen und brachte auch den Blonden zum Halten, ehe er diesem einen schüchternen Kuss auf die Lippen hauchte und leise raunte: „Danke, Deidara. Für alles... ich... ich habe das doch gar nicht verdient...“ Ein intensiver Kuss war die Antwort des Künstlers, ehe dieser lächelnd den Kopf schüttelte: „Glaube mir: und wie du mich verdient hast! Ich werde dir diesen Unsinn schon austreiben. Und nun komm...“ Wie versprochen legte Sasori sich auf ihrem Zimmer diskussionslos ins Bett. Trotz allem was passiert war, was sie gesehen und erlebt hatten, fühlte er sich jedoch nicht nur schlecht. Ein winziges Licht in ihm ließ ihn wissen, dass da auch so etwas wie Glück in ihm verborgen war, welches von Deidara wieder aus seinem Versteck gelockt wurde. Und das war es, wofür er diesem so unendlich dankbar war. Doch schneller, als er es selber merkte, schlief er ein und versank in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sein Körper forderte die Ruhe und Erholung ein, die er diesem nun so lange vorenthalten hatte... Deidara, der neben ihm am Bettrand saß, strich zärtlich durch die feuerroten Haare und kraulte Sasori zärtlich im Nacken. Ruhig und gleichmäßig atmete der Rothaarige. Das Gesicht, das alleine aus Porzellan gemacht schien, wirkte seit langem entspannt und zeigte Deidara, wie sehr es unter all den Strapazen gelitten hatte. Dunkle Ringe lagen unter den Augen. Die ebenmäßige Haut war blass und ließ mehr Konturen sehen, als es wohl gesund war. Sasori wirkte doch arg mager. Vorsichtig küsste Deidara die elegant geschwungenen Lippen und stand auf. Entschlossen verließ er auf leisen Sohlen das Zimmer. Es gab genau zwei Dinge, die im Moment wichtig für ihn waren: Sasori psychisch wieder aufbauen und körperlich wieder auf ein normales Maß bringen. Und heute Abend würde er den ersten Schritt zu beiden Zielen angehen. Galant trippelte er die Stufen nach unten und huschte in die Küche, in der er, wie erwartet, eine kochende Eliza vorfand. Die alte Dame blickte auf und lächelte ihn freundlich an: „Guten Morgen, Deidara! Möchtest du Frühstück haben?“ Grinsend schüttelte der Blonde den Kopf: „So Leid mir das tut, aber dafür habe ich heute keine Zeit. Aber ich würde Sie gerne um einen Gefallen bitten, Eliza.“ Sie wischte sich die vom Gemüseschneiden dreckigen Finger an ihrer Schürze ab und nickte: „Was immer du möchtest. Aber, bitte, sei nicht so förmlich, da komme ich mir immer so alt vor.“ Sie kicherte und Deidara stimmte mit ein: „Schön, wie du möchtest. Ich brauche deine Hilfe... und zu Erst wäre es wirklich fantastisch, wenn du einen Kuchen backen könntest.“ Mit funkelnden Augen sah Eliza ihn an: „Aber gerne doch.“ Sie kam auf ihn zu gewackelt und tuschelte: „Was hast du vor?“ Deidara lächelte schelmisch: „Ich habe eine Überraschung im Sinn, für Sasori. Pass auf: ich werde eben zum Laden gehen, die Sachen besorgen und wenn ich wieder da bin, dann helfe ich dir und erkläre dir alles, okay?“ Eliza nickte, zwinkerte ihm zu und sprach gespielt verschwörerisch: „Ist gut, habe verstanden.“ - „Danke!“ Er drückte der knuffigen Dame ein Bussi auf die Wange und marschierte gut gelaunt los. Sie sah ihm kopfschüttelnd nach und schmunzelte. Diese beiden Jungs waren ihr richtig ans Herz gewachsen und sie freute sich sehr darüber, dass sie Deidara bei einer Überraschung für Sasori helfen durfte. Sasori öffnete seine Augen und wischte sich über das Gesicht. Kurz sah er sich um, bis ihm wieder einfiel, wo er sich befand. Er blickte auf und sah in freudig funkelnde, blaue Augen. Sein Kopf ruhte auf Deidaras Schoß, der ihn liebevoll anlächelte: „Na, gut geschlafen?“ Er nickte: „Ja, wie ein Stein... wie spät ist es?“ - „Halb sieben.“ Knurrend richtete er sich auf, um sofort von Deidara in den Arm genommen zu werden. Er gab sich dieser Geste nach einem Augenblick hin und schmiegte sich an den warmen Körper, ehe er raunte: „Hast du wegen mir jetzt das Abendessen verpasst?“ - „Nein, keine Sorge. Essen gibt es heute später, weil Eliza und Jim unbedingt ein Barbecue machen wollten für uns, da wir morgen ja wieder abreisen.“ Sie lösten sich voneinander und Sasori lächelte leicht: „Eliza ist wirklich zu gut für diese Welt...“ Gut gelaunt sprang Deidara auf und half ihm auf die Beine, ehe er von diesem in eine Umarmung und einen zärtlichen Kuss gezogen wurde. Fast sehnsüchtig verlangte Deidaras Zunge nach seiner, um diese schließlich gefühlvoll und behutsam zu umgarnen. Sasori schloss die Augen und seufzte lautlos in den Kuss hinein. Was auch immer um ihn herum geschah wurde völlig belanglos, wenn Deidara ihn so küsste. Denn er spürte die Gefühle, die dieser in ihre Küsse legte und merkte, wie ihn diese Gefühle regelrecht ansteckten und auftauten. Natürlich würde er nie ein extrovertierter Mensch wie Deidara werden. Er würde vermutlich auch nie ein großer Redner werden, der viel über sich mitteilte. Und auch würde er kein Mensch werden, der seine Gefühle nach außen trug und demonstrativ zur Schau stellte. Aber er wurde wieder zu einem Menschen, der es sich erlaubte zu lieben und geliebt zu werden. Auf seine Art. Denn es gab einen Menschen, der seine Art verstand, seine Gesten „lesen“ konnte... der alles für ihn tat, unabhängig von seiner Vergangenheit, seiner Krankheit oder seinem Selbstwert. Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Ohne, dass ein Wort fiel, sagten sie sich in diesem Augenblick jedoch so unsagbar viel. Deidara würde bei ihm bleiben und ihn unterstützen, das wusste er nun. Und er... er ließ keinen Zweifel mehr für den Blonden daran, dass er diesen... ebenso liebte, wie dieser ihn. Nie damit aufgehört hatte. Einen Augenblick lang genossen sie diese Verbundenheit noch, ehe Deidara seine Hand nahm und in Richtung Tür nickte: „Komm mit, das Barbecue wartet auf uns.“ Bereitwillig ließ Sasori sich von Deidara aus dem Zimmer und schließlich auch aus dem Haus ziehen. Mit jedem Schritt hatte er mehr das Gefühl, dass doch irgendwie mehr hinter diesem Barbecue steckte, als der Künstler ihm sagen wollte, denn dieser wurde mit jedem Schritt hibbeliger, dessen Grinsen breiter. Sie gingen um das Haus herum, bis sie eine kleine Terrasse dahinter erreichten, die zum See gelegen war. In der Mitte stand ein großer Grill, aus dem die Kohlen bereits qualmten und glühten. Hinter dem Grill war ein Campingtisch aufgebaut, bereits fertig eingedeckt, auf dem Saucen, Salate und Brot standen. 4 Stühle standen bereit. Direkt hinter dem Grill hatte Jim es sich bequem gemacht und begrüßte die beiden freudig: „Dean! Sammy! Schon euch zu sehen!“ Hinter ihm tauchte Eliza auf und haute dem Schrauber auf den Hinterkopf: „Deidara und Sasori! Seit geschlagenen drei Stunden versuche ich dir das beizubringen!“ - „Auaaaa!“ - „Schmeiß lieber das Fleisch auf den Grill, Jim.“ Brav gehorchte er der Älteren und legte mit der Grillzange das erste Fleisch auf den Grillrost, welches umgehend zu brutzeln und zischen begann und eine Fontäne aus Rauch verursachte. Deidara zog Sasori hinter sich her, bis sie bei Eliza am Tisch waren. Ihre Vermieterin drückte den Blonden herzlichst an sich, ehe sie auch den Profiler in ihre Arme zog und kicherte: „Du warst ganz schön müde, oder? Ich hoffe, dass du Hunger mitgebracht hast.“ Aus der kurzen Umarmung wieder gelöst nickte der Rothaarige: „Doch, ja. Ich danke Ihnen für...“ - „Ich habe Deidara bereits das 'du' angeboten. Für dich gilt das ebenso.“ Etwas verunsichert sah er Eliza an, nickte dann jedoch abermals: „Gut. Ich danke dir für alles... Ich meine...“ Heiter lachend dirigierte sie den stotternden Sasori zu einem der Stühle und drückte ihn herunter, bis er schließlich saß. Guter Laune schmunzelte sie: „Gern geschehen.“ Deidara nahm schließlich ebenfalls Platz, direkt neben ihm, und hielt die Nase ein wenig nach oben. Ein zufriedenes Lächeln zierte dessen Gesicht: „Das riecht fantastisch!“ Jim griff in eine Kühlkiste, holte zwei Dosen hervor und reichte sie den beiden Gästen, während sich Eliza nun auch erschöpft schnaufend hinsetzte. Der Mechaniker grinste den beiden jungen Männern schelmisch zu: „Lasst es euch schmecken. Ich werde euch ein Barbecue zubereiten, das ihr nicht so schnell vergessen werdet.“ Die beiden öffneten ihr Bier, prosteten dem Alten zu und freuten sich beide auf einen wundervollen Abend. Es war 23:58 Uhr. Sie alle waren satt geworden und schauten schon eine Weile gemeinsam auf den See, während sie sich unterhielten. Ihre Stühle, auf denen die Vier saßen, hatten sie dafür in einer Reihe aufgestellt. Der Himmel über ihnen hatte sich von seinem Wolkenkleid befreit und glitzerte dank seiner Sterne friedlich auf sie herab. Der blasse Mond spiegelte sich auf der ruhigen Wasseroberfläche, und eine angenehme Stille hatte sich über die Stadt gelegt. Sasori schloss für einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Seit sie hier saßen musste er immer wieder an ihre Fahrradtour und den See denken, an dem sie gecampt hatten. Es herrschte eine ähnliche Idylle wie damals und erfüllte ihn tatsächlich mit derselben inneren Ruhe. Lautlos schmunzelte er in sich hinein. Damals war ihm so klar gewesen, dass die kleinen Dinge glücklich und ausgeglichen machen konnten, doch, wie so viele andere Menschen auch, hatte er diese Kunst völlig vergessen. Damals mit 14 Jahren war es so deutlich gewesen und er konnte sich nicht genau daran erinnern, wann er diese Kunst verlernt hatte. Die Gespräche neben ihm waren verstummt. Er sah zur Seite und stutzte. Es saß auch niemand mehr neben ihm, was er gar nicht bemerkt hatte. Scheinbar war er wieder zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Plötzlich legten sich weiche, warme Hände über seine Augen. Seidige Lippen legten sich an sein Ohr, jagten ihm eine kribbelnde Gänsehaut über den Rücken, ehe Deidaras Stimme verführerisch hauchte: „Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Steh vorsichtig auf.“ Er schluckte schwer und krächzte: „Was soll das?“ - „Vertrau mir...“ Ein Kuss wurde von dem Blonden auf seinen Hals gedrückt und seufzend erhob sich Sasori schließlich, wobei Deidara permanent versuchte ihm die Augen zuzuhalten. Als er endlich auf seinen Füßen stand wurde er von dem Künstler herumgedreht und ein Stück vorsichtig nach vorne dirigiert. Er hatte es sich doch gedacht, dass dieses Barbecue mehr war, als nur eine kleine Abschiedsfeier, auch wenn Sasori keine Ahnung hatte, was nun auf ihn wartete. Doch er vertraute Deidara... mittlerweile. Er wusste, dass ihn nichts Schlimmes erwartete. Nach ein paar weiteren Schritten hielt Deidara an und brachte auch ihn selbst zum Halten. Wieder spürte er den sündig angenehmen Atem an seinem Hals und seinem Ohr, als der Blonde ihm zuflüsterte: „Es ist jetzt eine Minute nach Mitternacht... herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Mit einem Mal verschwanden die Hände von seinen Augen und er sah sich Jim und Eliza gegenüber, die neben dem Tisch standen, auf dem ein Marmorkuchen mit Kerzen und ein Päckchen standen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, während er irritiert immer wieder zwischen den beiden und Deidara hin und her sah. Sasori konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das hier... war eine Geburtstagsfeier... für IHN! Nach Luft schnappend schlug er sich die Hand vor den Mund und spürte, wie Freudentränen ihren Weg aus seinen Augen finden wollten, doch im letzten Augenblick konnte er sie noch zurückhalten. Eliza kam beherzt auf ihn zu und drückte ihn an sich: „Alles Liebe und Gute, mein Junge. Ich hoffe, dass uns die Überraschung geglückt ist.“ Sasori löste sich aus der Umarmung und nickte: „Oh ja... ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal Geburtstag gefeiert habe...“ Jim klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und grinste: „Genieße deine Geburtstage lieber noch, so lange es noch so wenige sind. Um dir meine Glückwünsche zu vermitteln, habe ich eine kleine Überraschung für dich: die Reparatur deine tollen Wagens geht auf den alten Jim!“ Verlegen blickte Sasori zu Boden und seufzte: „Vielen... Dank. Das... das kann ich doch nicht annehmen...“ - „Klar doch, Jungchen. Mach ich doch gerne.“ Leicht lächelnd ergab sich der Profiler dem Widerstand und nickte: „Danke, Jim. Vielen Dank.“ Eliza nahm rasch das Päckchen vom Tisch und kehrte zu Sasori zurück, ehe sie erklärte: „Bevor wir euch beiden nun alleine lassen möchte ich dir noch mein Geschenk geben.“ Vor Aufregung und Überwältigung zitternd nahm der die kleine Schachtel an sich und war wirklich froh, dass Deidara ihn von hinten umarmte und vorm Umkippen bewahrte. Er nahm den kleinen Deckel herunter und sah mit großen Augen ruckartig zu Eliza auf: „Nein! Das... das kann ich nicht...“ - „Nun nimm sie, Sasori. Sie soll dich stets daran erinnern, dass das Leben gelebt und nicht nur gedacht wird.“ Behutsam nahm er die vergoldete und verzierte Taschenuhr aus der Schachtel. Sie war bereits aufgeklappt und im Inneren war ein altes, vergilbtes Foto zu sehen. Ein junges Ehepaar war darauf vor der Pension zu sehen und Sasori war sich ziemlich sicher, dass Es Eliza und ihr Mann waren. Entsetzt sah er die Ältere an und schüttelte den Kopf: „Wirklich, das kann ich nicht annehmen... die gehörte doch sicherlich...“ - „Ja, meinem Jack. Aber ich möchte, dass DU sie bei dir trägst. Er hätte wirklich nichts dagegen. Er hätte dich sehr gemocht und ich bin mir sicher, dass sie bei dir gut aufgehoben ist.“ Leicht zittrig löste Sasori sich von Deidara, um Eliza in den Arm zu nehmen. Fast lautlos hauchte er: „Danke... vielen, vielen Dank...“ Die Vermieterin drückte ihn noch einmal fester, ehe sie sich von ihm löste und liebevoll lächelte: „Nicht dafür, mein Junge.“ Sie sah lächelnd in die Runde und nickte Jim zu: „Und nun lassen wir den beiden mal ihre Ruhe. Wir zwei gehören nach Hause ins Bett.“ Sie hakte sich bei dem Mechaniker ein und verschwanden hinter der Hausecke, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Gemeinsam betrachteten Sasori und Deidara noch einen Augenblick die Uhr, ehe der Rothaarige sie zusammenklappte und vorsichtig in seiner Hosentasche verstaute. Der Künstler nahm ihn in den Arm und küsste ihn zärtlich. Schließlich sah Deidara ihn an und lächelte: „Herzlichen Glückwunsch... ich hoffe, dass mir die Überraschung gelungen ist.“ Sasori lächelte und tat seit Langem mal wieder etwas ganz spontanes: er beugte sich vor und überrumpelte den Blonden mit einem klaren und deutlichen Kuss, bei dem der seinerseits sämtliche Emotionen hereinlegte, die er aufbringen konnte. Dankbar verwöhnte er die Zunge des Künstlers mit seiner eigenen. Erst nach einigen, endlos scheinenden Augenblicken wurde ihm bewusst, was er da tat, löste sich schließlich von Deidara und sah diesen mit hochrotem Gesicht an. Doch der Blonde hatte verstanden und blickte ihm verliebt und glücklich tief in die Augen, ehe dieser ihm zuhauchte: „Das war aber noch nicht alles...“ Seine Hand wurde von Deidara ergriffen, er hinter dem Blonden am Seeufer vom Haus und dem Rest der Stadt weggeführt. Nach nur wenigen Metern konnte Sasori ein flackerndes Lagerfeuer entdecken und dahinter... er stockte und schüttelte ungläubig den Kopf. Dahinter stand ein Zelt, wie sie es auf ihrer Fahrradtour dabei gehabt hatten. Sein Herz klopfte aufgeregt. Es gab da noch eine Sache, die während dieser Reise zwischen ihnen passiert war, woran er sich bei diesem Anblick spontan erinnerte. Sie waren gleich zwei Nächte an dem See damals geblieben und bei den Erkundungen, die in ihrem Zimmer auch gefilmt wurden, war es in der zweiten Nacht nicht geblieben... auch wenn sie nicht bis ans äußerste gegangen waren. Sein Gesicht war bereits wieder dunkelrot, als sie das Zelt erreichten und Deidara ihn erwartungsvoll ansah, die Arme um ihn legte und ihn fast schon wild zu küssen begann. Die Hände des Blonden begannen suchend und tastend über seinen Körper und durch seine Haare zu streichen, ohne zu pausieren. Verführerisch ertönte die leise Stimme des Künstlers: „Sasori... ich liebe dich. Lass uns ins Zelt gehen...“ Ehe Deidara ihn durch den Eingang ziehen konnte, hielt er diesen noch einmal kurz zurück, bis der Blonde ihn fragend ansah. Nach einem tiefen Atemzug sah er in die azurblauen Augen und flüsterte beinahe lautlos: „Deidara... ich... ich liebe dich auch...“ Der Künstler erstarrte in seiner Bewegung und sah ihn quälende Sekunden lang aus großen Augen und mit offenem Mund an. Sasori biss sich unsicher auf die Unterlippe. Hätte er das nicht sagen sollen? Waren seine Worte so schockierend? War er zu weit gegangen? Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht?! Doch plötzlich wurde er mit einem Ruck in das kleine Zelt gezogen und auf eine angenehm weiche Luftmatratze gedrückt. Deidara verschloss die Tür hinter ihnen und setzte sich rasch auf seinen Bauch, um ihn in einen Kuss zu verwickeln, der ihm alle Sinne raubte. Die Hände des Blonden fanden ihren Weg ungeniert unter sein Hemd, dessen Zunge vereinnahmte seine mit einer selten erlebten Inbrunst. Erst nach einigen Sekunden, in denen sie diese intensiven und leidenschaftlichen Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, löste Deidara sich von ihm, sah ihm mit strahlenden Augen in seine eigenen und raunte mit schier erotischer Stimme: „Sag es nochmal...“ Irritiert erwiderte Sasori den Blick: „Was?!“ - „Bitte! Sag es nochmal!“ - „Ich... ich... liebe dich...“ Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schloss Deidara die Augen und summte regelrecht zufrieden: „Mmmmh... weißt du... eigentlich war dieses Ambiente und diese Übernachtung meine Überraschung... aber... ich hatte da noch etwas im Hinterkopf und nun bin ich mir absolut sicher, dass es richtig ist...“ Unter erneuten leidenschaftlichen Küssen streifte Deidara ihm den Mantel von den Schultern und befreite ihn schließlich ganz von diesem. Das schwere Kleidungsstück landete am Fußende des Zeltes. Plötzlich jedoch vernahm er das Klappern von Metall, und ehe er reagieren konnte, lagen seine Hände in seinen eigenen Handschellen, die Deidara flink hinter einer der Zeltstangen befestigt hatte und er sich nicht mehr ohne fremde Hilfe, oder das Zelt abzureißen, befreien konnte. Ein wenig panisch sah er auf, doch aus den blauen Augen funkelten ihn nichts Böswilliges an, ganz im Gegenteil. Liebevolles Begehren. Das stand dem Blonden ins Gesicht geschrieben, der sich auch sofort zu ihm beugte und ins Ohr wisperte: „Erinnerst du dich noch an die zweite Nacht am See?“ Sasori schluckte schwer, nickte aber: „Ja...“ - „Dann weißt du ja auch, was ich dir nun schenken werde... nur dieses Mal nicht als Freund... hoffe ich...“ Er schüttelte leicht den Kopf: „Nicht als Freund...“ - „Ich liebe dich.“ - „Ich... dich auch...“ Nur kurz verweilten Deidaras Lippen für einen zärtlichen Kuss auf seinen. Die Hände des Künstlers öffneten behutsam sein Hemd, ehe sie über seine freie Brust strichen. Durch das Lagerfeuer, das vor dem Zelt flackerte, bescherte ihnen einen leichten Lichtschein im Inneren. Er konnte Deidaras Gesicht erkennen, das seinen entblößten Oberkörper mit zufriedenem Blick musterte. Der Blonde beugte sich herab und begann seine Brust mit Küssen zu versehen, dabei immer tiefer in Richtung Bauchnabel wandernd. Deidara rutschte dazu immer tiefer, über seine Beine. Als dieser schließlich seinen Bauchnabel erreichte und dessen Zunge darin versank, öffneten dessen Finger flink seine Hose. Kalter Schweiß begann seine Stirn zu bedecken, doch von seinem Bauchnabel aus entfachte eine lodernde Flamme in ihm. Als Deidara ihn von seiner Hose und seinen Shorts befreite, schloss Sasori die Augen. Er mochte sich selbst nicht so sehen, es war ihm unangenehm. Doch irgendwie brauchte Deidara ungewöhnlich lange, raschelte herum und ließ die Matratze auf und ab steigen. Neugierig wagte Sasori doch einen Blick und wurde schlagartig rot. So viel sie bisher schon wieder ausprobiert und erforscht hatten, SO hatten sie sich seit so vielen Jahren nicht gegenübergestanden! Völlig entblößt hockte der Blonde am Fußende und legte die letzte Kleidung beisammen, ehe dieser lasziv den Kopf zu ihm drehte und ihn über die Schulter hinweg beinahe gierig von Kopf bis Fuß ansah. Die blonden Haare umschmeichelten die perfekte Haut des Künstlers und umrahmten dessen Gesicht. Mit einer Bewegung drehte Deidara sich so, dass er ihm zugewandt auf allen Vieren stand, noch immer mit einem bedeutungsschwangeren Blick in den Augen. Das engelsgleiche Gesicht erreichte ihn, und das Feuer in ihm flackerte in heißen Salven auf, als die Körpermitte des Blonden dabei über seine Haut strich. Millimeter für Millimeter glitt bloße Haut über bloße Haut. Sasori biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf leicht in den Nacken, wurde jedoch augenblicklich in einen alles abverlangenden Kuss verwickelt. Er war dem Künstler hilflos ausgeliefert, doch so merkwürdig das auch schien... es störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Irgendwie machte ihn das sogar ziemlich an, insbesondere als Deidara plötzlich begann, während ihre Zungen miteinander rangen, mit den Fingern über seine empfindlichen Punkte der Brust zu streichen und mit diesen neckisch zu spielen, sowie sich mit der unbedeckten Körpermitte an ihn presste und rieb. Sasori keuchte auf und unterbrach so ihren Kuss. Es raubte ihm den Verstand. Nach Luft schnappend blickte er dem Blonden in die Augen, die ihn fragend durchbohrten. Schließlich nickte er und Deidara strahlte über das ganze Gesicht. Mit den Händen jeden Zentimeter seines Körpers ertastend und mit der Zunge heiße Spuren auf seiner Haut hinterlassend, wanderte der Künstler wieder hinab. Dieses Mal jedoch hielt dieser sich gar nicht erst lange mit seinem Bauchnabel auf, sondern passierte diesen ungeduldig mit dem feuchtwarmen Muskel. Deidara schmunzelte und überbrückte auch die letzten Zentimeter, bis er schließlich komplett in der Mundhöhle aufgenommen war. Und der wahnsinnige Druck, den der Blonde verursachte, der raubte ihm den letzten Verstand. Nach seiner Erlösung sank Sasori erschöpft Stück für Stück in die Decke zurück. Noch während er nach Luft schnappte, kroch Deidara zu ihm herauf und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Zungenkuss. Ihm fiel auf, dass es das erste Mal war, dass er sich selbst so schmeckte... und zu seiner Verwunderung war es weit weniger schlimm, als er immer befürchtet hatte. Schon beinahe genussvoll erwiderte er den Kuss, bis Deidara diesen löste und ihm flehend und mit völlig lustverschleiertem Blick ansah: „Sasori... ich... scheiße... du hast dich so ungemein scharf angehört, dass ich...“ Lächelnd nickte er dem Künstler zu: „Entweder du befreist mich, oder...“ Das schien sich Deidara nicht zwei Mal sagen zu lassen, drehte sich in einer hektischen Bewegung um und kniete sich über sein Gesicht. Seine Wangen waren bereits wieder rötlich gefärbt, denn auch das hier war irgendwie eine Premiere. Bisher hatte Deidara dabei immer auf dem Rücken gelegen. Doch ohne weiter darüber nachzudenken gab er dem Blonden das, was er bereits hatte erleben dürfen. Nach Luft schnappend zog Deidara sich nach dessen Finale zurück, wandte sich zu ihm und küsste ihn abermals in derselben Inbrunst, wie nach seiner Erlösung. Lange hielten sie diesen Kuss jedoch nicht, schnappten beide noch immer erschöpft nach Luft und kamen langsam wieder zu sich. Nach ein paar Minuten befreite Deidara ihn aus der Gefangenschaft und sah ihm in die Augen: „Sasori... das war... Alter, so dermaßen geil... ich...“ Der Blonde schmiegte sich von hinten an ihn und lächelte glücklich: „Ich liebe dich so sehr...“ Sasori schloss seine Augen und kuschelte sich glücklich in die Umarmung. Ja, er war glücklich. Nicht, weil Deidara ihm dieses körperliche Geschenk gemacht hatte, sondern weil sie dieses körperliche Begehren als „wir“ ausgetauscht hatten... als Paar. Als das, was ihm so schrecklich gefehlt hatte, dass er keine Gefühle mehr zuzulassen beschlossen hatte. Er war glücklich, weil er wieder einen Geburtstag hatte, der alleine mit schönen Dingen begonnen hatte und der ganz sicherlich nichts mehr aufbringen konnte, was ihm diesen besonderen Tag wieder verderben könnte. Er war glücklich, dass diese Art der Ablenkung und des Vergessens angenehm und gut waren. Und er war glücklich, dass er beinahe wieder im Einklang mit sich selbst war. Er war wieder zu Hause... Endlich war er wieder zu Hause... Und nur hier gehörte er her... er gehörte nach Hause... zu Deidara... Deidara griff nach seiner Hand und ihre Finger verhakten sie ineinander. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er sogar noch vor dem Blonden ein, der ihn zärtlich mit der freien Hand in einen erholsamen Schlaf kraulte. (1): nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_%28Psychologie%29 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)