A ninja's life 5 von Kimiko93 (Lose Enden) ================================================================================ Prolog: Dunkle Gestalten ------------------------ Konohagakure Anfang September des Jahres 93 Es war ein äußerst warmer und sonniger Tag, an dem sich zwei Gestalten dem recht unwichtigen Nordwesttor des Dorfes näherten, die so unauffällig waren, wie man es mit traditionellen Reisestrohhüten nur sein kann. Sie passierten sowohl das Tor als auch den danebengelegenen Wachposten absolut unbehelligt, was daran liegen konnte, dass besagter Posten nicht besetzt war, und betraten somit ein Dorf, welches man momentan hinter all den sich langsam zu verfärben beginnenden Blättern kaum noch erkennen konnte. „Ich dachte, sie wollten die Wachen verstärken.“, bemerkte die etwas kleinere, jüngere und weibliche Person besorgt. „Glaubst du, es ist irgendwas passiert?“ „Nein.“, antwortete die größere, ältere und männliche Person unbeeindruckt. „Das hier ist das Nordwesttor. Das wird nie sonderlich bewacht.“ „Und wieso nochmal dieser Aufzug?“, wollte die weibliche Person nun wissen. „Um zu gucken, ob sie die Sicherheitsvorkehrungen verbessert haben.“, erklärte die männliche Person, nicht zum ersten Mal. „Außerdem bist du jetzt zwei Jahre mit dem Ding rumgelaufen und fängst jetzt an, dich zu beschweren?“ „Na ja…“, meinte die weibliche Person ausweichend. „Ich weiß auch nicht, aber… Ich hatte mir unsere Rückkehr irgendwie… Spektakulärer vorgestellt…“ „Das wird noch spektakulär genug.“, versicherte die männliche Person ihr und betrachtete die Unmengen an Bäumen, die am Rand der relativ schmalen und verlassenen Straße standen, der sie nun folgten. „Das wird bald bestimmt eine Menge Arbeit.“, beobachtete sie. „Stimmt.“, stimmte die weibliche Person der männlichen zu. „Aber immerhin hat Naruto-sama sein Ziel erreicht; das Dorf ist definitiv hinter den Blättern versteckt.“ Und so zogen sie weiter durch die Straßen. Es war etwa früher Nachmittag, dennoch blieben sie absolut unentdeckt. Was einerseits daran liegen konnte, dass die durchschnittliche Bevölkerung eines Ninjadorfes wesentlich bizarrere Anblicke gewohnt war, als zwei Personen mit Reisehüten, und andererseits daran, dass sie extra eine Route gewählt hatten, die selten jemand nahm. So erreichten sie bald das Regierungsgebäude, welches allerdings bis auf zwei Wachen am Eingang ebenfalls recht verlassen wirkte. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, fragte die rechte Wache misstrauisch. „Wir müssen dringend mit dem Hokage sprechen.“, sagte die männliche Person mit tiefer, beruhigender Stimme. Die Wachen, denen es aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen entfallen war, weiter nach der Identität der Besucher zu fragen, tauschten einen peinlich berührten Blick. „Das, äh, geht gerade nicht.“, sagte dann die Linke. „Oh, ich glaube schon.“, meinte die unbekannte männliche Person. „Ich glaube nicht.“, widersprach die Rechte. „Der Hokage hat gerade… Privaten Besuch.“ „So?“, hakte die männliche Person nach. „Von seiner Frau?“ Die linke Wache schnaubte. „Schön wär’s.“, sagte sie dann. Die männliche Person schien nun erst recht interessiert. „Und wer besucht den Hokage denn dann so privat, dass ihn sonst niemand sehen darf?“ Für den Bruchteil einer Sekunde wirkten die beiden Wachen nicht so, als wollten sie ihm auch dies noch mitteilen, doch ein Blick des Fremden überzeugte sie vom Gegenteil. „Uchiha Sakura-sama. Wie jeden Mittwoch.“, brachte die Linke schließlich mit träumerischer Stimme hervor. „Sehr schön, geht doch.“, war des Fremden Reaktion darauf. „Dann sparen wir uns den Rest dieser Debatte und gehen gleich weiter.“ Und dies taten sowohl er als auch seine Begleitung und ließen zwei leicht weggetretene Wachen zurück. „Ich glaube, du solltest dir abgewöhnen, Menschen zu hypnotisieren, nur um deinen Willen durchzusetzen…“, riet die weibliche Person ihm, als sie die erste Treppe erklommen. Er zuckte nur mit den Achseln. „Noch sind wir anonym.“, erinnerte er sie. „Bedauerlicherweise.“ „Vorausgesetzt, die beiden erinnern sich an nichts.“ „Werden sie nicht.“ Nun zögerte die weibliche Person, bevor sie ihre nächste Frage stellte. „Und… Was glaubst du, dass es damit auf sich hat?“ Sie hörte ihre Begleitung leise lachen. „Nichts, natürlich.“, sagte er dann. „Solche Gerüchte gab es schon immer, und ich glaube nicht, dass nun auch nur ein Fünkchen mehr Wahrheit daran sein mg, als sonst.“ „Gut… Wenn du meinst…“ Die weibliche Person wirkte trotzdem ein wenig besorgt. „Oh, bitte.“, schnaubte die männliche Person nun. „Wenn es irgendetwas gibt, woran ich nicht zweifle, dann ist es die absolute Treue deiner Mutter.“ Dann hielt er kurz inne. „Und Naruto würde sowas auch nicht tun. Vor Allem nicht so.“ Nun musste die weibliche Person beruhigt auflachen. Außerdem erreichten sie nun endlich die Bürotür des Hokagen. An der ein Bitte-Nicht-Stören-Schild hing, welches die weibliche Person dazu brachte, sich an ihrem Lachen zu verschlucken. „Ähm…?“, setzte sie mit gedämpfter Stimme an. Ihr Begleiter gluckste. „Siehst du?“, fragte er amüsiert. „Das ist viel zu offensichtlich. Sie legen es ja quasi darauf an, missverstanden zu werden.“ „Also, ich weiß nicht…“, widersprach die weibliche Person verunsichert, aber da hatte die männliche Person auch schon, ohne zu klopfen, die Tür geöffnet. Es war ein überraschter Aufschrei zu hören, als plötzlich zwei Köpfe hinter einem beachtlichen Stapel an Aktenordnern hervorkamen und entsetzt in Richtung Tür starrten. In deren Rahmen lehnte jetzt die äußerst amüsierte, männliche Person, nahm den Hut vom Kopf und fragte mit möglichst unschuldiger Stimme: „Stören wir?“ Kapitel 1: Herbst in Konoha: Der Wahnsinn kehrt zurück ------------------------------------------------------ Dies war kein guter Tag für Naruto. Er hätte es wissen müssen. Es hatte schon nicht gut angefangen; seine Frau und seine Tochter hatten sich gestritten, dann hatten seine Frau und sein Sohn sich auch noch ein bisschen gestritten, und dann war seine Frau auch zu ihm abweisend gewesen. Wie eigentlich jeden Mittwoch. Weiter ging es damit, dass er kein Frühstück bekam, da Hinata ob all dieser Streitereien vergessen hatte, ihn zu wecken, weswegen er seine Position missbrauchen und einem Genin die Sondermission, ihm was zu essen zu besorgen, hatte auftragen müssen (welche er nach langem Überlegen ob der exzellenten Auswahl und der beachtlichen Geschwindigkeit, in der dies erledigt wurde, dann doch als C eingestuft hatte, immerhin war das Dorf groß und für kleine Kinder nicht gerade ungefährlich). Und als er dann, wie jeden Mittwoch, nach dem Mittagessen alles geschlossen hatte, um sich mit Sakura-chan an den Papierkram zu setzen, den irgendwie nur sie lesen wollte, wahrscheinlich hatte sie einfach nur einen massiven Kontrollkomplex, den er ihr nicht einmal verübeln konnte, hatten ihn seine direkten Untergebenen (die gefälligst alle mal seine Autorität zu respektieren hatten) schon wieder so komisch angeguckt. Was war denn bitteschön so seltsam daran, dass er sich einmal die Woche mit Sakura-chan traf, um den ganzen Papierkram zu bewältigen, und dabei nicht gestört werden wollte? Wobei er sich nun definitiv jemand neues für diesen Job suchen würde. Denn sobald Sasuke, der ja mal so absolut gar keinen Respekt vor seiner Autorität und seiner Privatsphäre hatte, unverschämter Weise ausgerechnet mittwochs in seinem Türrahmen auftauchen musste, hatte Sakura die ganze harte Arbeit des Tages prompt vergessen und sich quer über den Tisch auf ihn gestürzt. Wobei gefühlte drei Tonnen Aktenordner zu Boden stürzten. Und während die beiden sich jetzt hemmungslos in den Flur zurückzogen, huschte eine Gestalt mit riesigem, furchtbar unauffälligem Reisehut auf dem Kopf in sein Büro. Erst, als sie diesen Hut abnahm und er in Sakura-chans Augen sah, kam es ihm in den Sinn, diese ziemlich große Gestalt mit der kleinen, niedlichen Sayuri zu assoziieren, die Teme damals mitgenommen hatte. „Hi, Sayuri-chan!“, begrüßte er sie nun, während sie nach vorne eilte, um die umgestoßenen Aktenordner aufzuheben. „Du bist aber groß geworden…“, fuhr er fort. „Ich würde dich ja in die Wange kneifen, aber dafür müsste ich aufstehen… Oh, das ist lieb von dir, kannst du sie vielleicht auch noch alphabetisch und nach Datum sortieren?“ Doch bevor Sayuri dieser Aufforderung tatsächlich hätte nachkommen könne, stürzte sich ihre Mutter schon auf sie. „Oh mein Gott, Sayuri!“, kreischte sie außer sich. „Bist du groß geworden! Lass ich drücken! Wie geht es dir? Wo wart ihr?“ Nun drehte sie ihren Kopf in Sasuke Richtung, noch während sie ihre zweitälteste Tochter an sich drückte. „Und warum zur Hölle hat das vier Jahre gedauert?“ „Mama, du erdrückst mich…“, brachte Sayuri nur hervor. „Wo ihr wart würde mich ja auch mal interessieren.“, unterstütze Naruto sie. „Ich meine, ich hab gelegentlich ANBU-Zellen darauf angesetzt, euch aufzuspüren, aber irgendwie…“ „Haben die nichts Besseres zu tun?“, wollte Sasuke leicht pikiert wissen. Narutos Miene verfinsterte sich. „Oh, du hast ja keine Ahnung…“, brummte er. „Vier Jahre!“, beharrte Sakura weiterhin. „Was zur Hölle habt ihr so lange getrieben?“ Sasuke und Sayuri tauschten unangenehm berührte Blicke. „Einiges.“, erklärte Sasuke dann, oder eher nicht. „Ziemlich viel.“, ergänzte Sayuri leise. „Ich hab ihr ein wenig die Welt gezeigt.“, fügte Sasuke hinzu. „Wir haben uns verlaufen.“, elaborierte Sayuri. „Ich war von Anfang an dagegen, in den Süden zu gehen.“, rechtfertigte Sasuke sich. „Viel zu warm da.“ „Das heißt, ihr seid auf eurer Trainingsreise tatsächlich… gereist?“, fragte Sakura ungläubig. Sasuke lachte trocken. „Was denn, das hab ich früher auch immer getan. Oto ist schon verdammt weit weg.“, widersprach er, nicht ganz ernsthaft. „Und voller Reisfelder.“, ergänzte Sayuri. „Ein Grund mehr, in den Süden zu gehen.“ „Also wart ihr in Oto…“, stöhnte Sakura und holte ihren Geldbeutel hervor, um Naruto einen Schein zuzustecken. „Was bist du auch so vorhersehbar?“ „Was wettest du auch auf sowas?“, erwiderte Sasuke empört. „Na ja…“, wich Sakura aus. „Also, theoretisch hatte ich immer eine bessere Ahnung von deinen Reiserouten als Naruto… Also dachte ich…“ „Wenn du so weiter machst, ist euer ganzes Vermögen weg.“, erinnerte Naruto sie. „Ooh, willst du jetzt schon mit den Vorwürfen anfangen?“ „Nein.“, winkte Sakura ab. „Die kommen noch von selbst. Und dann sind sie effektiver.“ „Vorwürfe?“, fragte Sasuke. Sakura zuckte mit den Schultern. „Du wirst schon sehen.“ „Aber Sakura-chan!“, maulte Naruto. „Wir planen das jetzt seit vier Jahren! Ich dachte, wir wären uns einig, du musst ihn ignorieren und…“ „Damit ich nichts davon habe, dass er zurück ist?“, fragte Sakura. „Ne, lass mal…“ „Aber Papa ist doch gar nicht schuld daran, dass wir so lange weg waren…“, versuchte Sayuri ihren Vater zu verteidigen. Die drei Erwachsenen lachten nur. „Natürlich nicht, Schätzchen.“, versicherte ihre Mutter ihr. „Das ist uns klar, wir verarschen ihn nur.“ „Das bin ich gewöhnt.“, pflichtete Sasuke ihr bei. „Musste ich jetzt schon über zwanzig Jahre ertragen.“ „So gesehen kein Wunder, dass du ständig abhaust.“, bemerkte Naruto großzügig. „Und hey, du hast es ja sogar… Äh… Vierzehn Jahre, oder so ausgehalten, oder? Dein neuer Rekord!“ Sayuri schien das Ganze trotzdem irgendwie unangenehm zu sein. „Aber er ist doch gar nicht…“, setzte sie wieder an, aber Sasuke unterbrach sie, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Mach dir keine Gedanken.“, sagte er eindringlich. „Und immer dran denken, es ist nicht alles deine Schuld.“ „Okay…“, meinte sie nur. „Okay, okay, alles ist okay.“ „Stimmt.“, bestätigte ihre Mutter und drückte sie nochmal. „Es ist so toll, dass ihr wieder da seid…“ „Ohne euch aus dem Moment reißen zu wollen…“, begann Naruto. „Aber ja, finde ich auch, stellt euch nur vor, wie das geworden wäre, wenn wir Yasume im November nur zu zweit gegenüber getreten wären… Oder mit, was weiß ich, Shikamaru, oder so.“ „Was?“, brachte Sasuke hervor, nachdem er sich erst einmal fast verschluckt hatte. „Im November findet ein wunderbares Treffen zwischen allen Dorfvorständen statt.“, erklärte Sakura schnell. „Alle Kages und ihre obersten Berater, oder so. Wir sitzen eine Woche lang rum, debattieren über Möglichkeiten, wieder mehr Missionen zu bekommen, während wir Nettigkeiten austauschen und möglichst wenig über alte Zeiten reden.“ „Was heißt, dass wir über nichts anderes reden werden.“, verdeutlichte Naruto. „Aha.“, war Sasukes enthusiastische Reaktion darauf. „Das ist die richtige Einstellung.“, gratulierte Sakura ihm. „Zusätzlich noch ein paar Abendessen mit den wichtigsten Menschen und Familien aus diesem Dorf und ich weiß immer noch nicht, welches unserer Kinder wir dafür als Erben ausgeben und mitnehmen sollten… Und nein, Tsuyoshi kommt nicht infrage. Schon allein deswegen nicht, weil sie explizit nach ihm verlangt haben.“ „Na ja…“, meinte Naruto. „Aber das war doch der Typ, der so vertrauenswürdig… Ich bin ja schon still.“, brach er das Ganze ob Sakuras bösen Blick der Extraklasse sofort wieder ab. „Wir sollten da sowieso später nochmal drüber reden.“, stellte er dann fest. „Ich muss jetzt Akten sortieren, und mit dir ist jetzt ja eh nichts mehr anzufangen, also geb ich dir den Rest des Tages frei.“ „Zu gütig.“, spottete Sakura, während sie sich bei ihrer Tochter unterhakte und Sasukes Hand nahm, um beide aus dem Büro zu führen. „Hab heute meinen großzügigen Tag.“, gestand Naruto mit breitem Grinsen. „Und Sakura-chan? Zahl ihm bloß alles heim!“ ~ „Kann man im Herbst eigentlich durch diese Straßen schwimmen?“, fragte Sasuke spöttisch, während sie durch die nun sehr baumigen Straßen gingen. „Fast.“, gab Sakura zu. „Aber wenn man die Blätter trocken hält, kann man damit sehr coole Lagerfeuer machen.“ „Und, äh…“, setzte er dann an. „Was ist hier so… Passiert, in den letzten vier Jahren?“ Sakura sah aus, als müsse sie ein Lachen unterdrücken. „Es gibt immer weniger Missionen, die Moral ist noch tiefer gesunken und der Schriftverkehr mit anderen Kages ist wunderbar gespickt mit versteckten Vorwürfen und Anspielungen.“, erklärte sie freimütig. „Na ja, an der Akademie gibt es jetzt endlich Heilkurse, wurde auch Zeit…“ „Das ist nicht ganz das, was ich hören wollte.“, unterbrach Sasuke sie leise. Sakura lächelte ihn traurig an. „Ja, ich weiß.“, gab sie zu. „Aber das, was du hören willst, sollte nicht ich dir erzählen.“ „Was meinst du damit?“, fragte er. „Na ja…“, setzte sie an. „Nichts, was passiert ist, und glaub mir, das war eine Menge, betrifft jetzt so ganz direkt mich. Und ich würde es den Betroffenen überlassen, euch aufzuklären.“ Bis auf ein paar kleine Ausnahmen, aber auch da wollte sie zumindest die erste Konfrontation eben dies sein lassen. Allerdings aus nicht ganz so altruistischen Gründen, sondern mehr mit dem Motiv, zu welchem Naruto sie ermutigt hatte. Und so lenkte sie das Gespräch lieber zu pragmatischeren Themen. „Sag mal, Sayuri-chan…“, sprach sie nämlich ihre Tochter an. „Jetzt, wo du so groß bist, haben wir ja gar nichts für dich zum Anziehen…“ „Ähm… Stimmt.“, gab Sayuri zu. „Na ja, mal gucken, wer gleich zu Hause ist.“, meinte Sakura leichtfertig. „Irgendwen kriegen wir schon dazu, mit dir einkaufen zu gehen… Ich würde euch ja auch ein spezielles Abendessen oder so anbieten, aber leider hab ich dafür schon alles vorbereitet…“ Und wie sie so weiter vor sich hin brabbelte, begann Sasuke, sich ernsthaft Sorgen darüber zu machen, in welchem Zustand er seine, nun ja, nicht ganz so kleine Familie wiederfinden würde. Aber immerhin schien niemand gestorben oder permanent verletzt zu sein, oder sonst irgendwas Schlimmes, denn das hätte Sakura ihnen ja wohl nicht vorenthalten. Als sie sich nun endlich dem Hauptgebäude, und gleichzeitig dem einzigen bewohnten Gebäude weit und breit, näherten, drehte Sakura sich zu ihm um und legte ihm die Hände auf die Schultern. Dann sah sie ihn eindringlich an. „Was auch immer passiert…“, sagte sie mit verschwörerischer Stimme. „Es ist alles okay. Kein Grund, sich aufzuregen. Aber trotzdem; du musst jetzt sehr stark sein…“ Mit diesen kryptischen Worten betraten sie das Haus durch den Haupteingang. Es wirkte wie ausgestorben. Was jetzt ein furchtbar unlustiger Wortwitz hätte sein können, ebenso wie die obligatorische Itachi-Anspielung pro Kapitel, aber nicht als solche intendiert war. Ehrlich nicht. Sakura ließ sich davon weder überraschen noch abschrecken und wandte sich direkt dem Flur zu. „Irgendjemand zu Hause?“, rief sie. „Hab ich eine Familie?“ Diese Frage wurde durch das Schreien eines Babys beantwortet. „…Was zur Hölle?“, entfuhr es Sasuke entsetzt. Sakura musste nun wirklich ein Lachen unterdrückten. „Sayuri, sei so lieb und hol‘ deinem Vater einen Stuhl.“, forderte sie sie auf, und Sayuri war auch kurz davor, dieser Aufforderung nachzukommen, als Sakura eine artikulierte Antwort auf ihre Frage erhielt. „Musst du so schreien?“, keifte da nämlich unverkennbar Tsugumi durch den Flur. „Solange man ihn nicht weckt, vergisst er nämlich, dass er gerade zahnt, das ist sehr angenehm, und jetzt rate mal, was du gerade… Oh.“ In ebendiesem Moment war Tsugumi um die Ecke gebogen, auf dem Arm das eben noch schreiende, jetzt nur noch leise jammernde Baby. Eine peinliche Stille trat ein, sah sich um und lachte alle Beteiligten erst einmal aus vollem Herzen aus. „Ähm, hi.“, begrüßte Tsugumi dann ihren Vater und ihre Schwester halbherzig und drehte sich halb weg, als wolle sie das dann doch recht auffällige Baby auf ihrem Arm verstecken. Gleichzeitig schob sie herausfordernd das Kinn vor, als wollte sie irgendwen dazu bringen, etwas nicht gerade Freundliches zu sagen. Sasuke konnte sie einfach nur anstarren, Sakura wirkte hochgradig amüsiert und Sayuri war es schließlich, die das Schweigen brach. Indem sie sich kreischend auf ihre Schwester stürzte. „Oh mein Gott, ist der süß!“, rief sie und drückte Tsugumi an sich, wozu sie sich ein wenig runter beugen musste, vorsichtig darauf bedacht, den kleinen Jungen nicht zu zerquetschen, bevor sie selbigen begeistert anstarrte. Besagter kleiner Junge hörte auf zu jammern und starrte relativ entgeistert zurück. Tsugumi wirkte irgendwie erleichtert ob dieser extrem enthusiastischen Reaktion ihrer Schwester, und irgendwie sehr überrascht, als ob sie damit nicht gerechnet hätte. Sasuke stand immer noch wie erstarrt im Hintergrund und starrte den kleinen Jungen an, der nun Sayuri im Gesicht rumpatschte, was diese kein bisschen zu stören schien. „I-ich nehme mal nicht an, dass sie wieder zum Genin degradiert wurde und Babysitter-Missionen macht, oder?“, brachte Sasuke schließlich geflüstert hervor. „Nein, das sicher nicht.“, bestätigte Sakura. „A-also… Das… Das ist tatsächlich…?“, stammelte er weiter. „Ihr Kind? Ja, so ziemlich.“, ergänzte Sakura ungerührt und schlug ihm aufmunternd auf den Rücken. „Herzlichen Glückwunsch, du bist Opa!“ In weiser Voraussicht legte sie sich unmittelbar nach dieser Aussage einen seiner Arme um die Schulter, um ihn davon abzuhalten, umzukippen. Vor ihnen durfte Sayuri den kleinen Jungen jetzt selber auf den Arm nehmen und wippte ihn begeistert auf und ab. „Hey, Tsugumi!“, rief Sakura ihrer ältesten Tochter zu. „Wenn du willst, nehmen wir den Kleinen für den Nachmittag. Deine Schwester braucht neue Klamotten.“ „Das glaube ich dir aufs Wort.“, meinte Tsugumi trocken und sah an ihrer Schwester hoch. „Wieso zur Hölle bist du so groß geworden? Ich war immer größer als du!“ „Äh…“, war Sayuris eloquente Antwort darauf und sie errötete leicht. „Also… Ähm…“ „Sie kommt nach meiner Mutter.“, stellte Sakura dann fest. „Die war auch so groß. Und du kommst halt nach der anderen Oma. Und Natsuki. Freu dich doch.“ „Hmpfh.“, machte Tsugumi nur. „Ich finde das nur unfair. Da sind wir schon mal Drillinge und ich bin als einzige so winzig…“ „Was ist jetzt mit den Klamotten?“, kam Sakura wieder auf ihren Vorschlag zurück. „Von mir aus gerne.“, erwiderte Tsugumi. „Wenn man Sayuri heute noch von Shikashi loskriegen kann…“ Allerdings hörte sich dieser letzte Teil viel weniger genervt als erleichtert an. Sayuri kicherte ein wenig zerstreut. „Müssen wir denn sofort los?“, fragte sie und strahlte weiterhin das Baby in ihren Armen an, welches immer noch nicht so sonderlich begeistert wirkte. „Ihr werdet wahrscheinlich ziemlich lange brauchen und zum Abendessen hätte ich euch gerne alle hier.“, erklärte Sakura mit einem leicht selbstironischen Lächeln, welches mehr an Tsugumi gerichtet war. Die zuckte mit den Mundwinkeln. „Das stimmt schon.“, pflichtete sie dann ihrer Mutter bei. „Und unterwegs können wir dann noch diversen Leuten mitteilen, dass du noch lebst…“ „Oh, okay.“, stimmte Sayuri dann zu. „Äh…“ Leicht verwirrt sah sie sich nun um, an wen sie das Baby weitergeben sollte. Schließlich hatte sie dann auch alle unterschwelligen Strömungen im Raum bemerkt und hielt den kleinen Jungen strahlend seinem… Großvater hin. Wow. Und vor einem Teil war es noch merkwürdig, selbigen als Vater zu bezeichnen. Sasuke nahm den Jungen zögernd an und betrachtete ihn eindringlich. Shikashi starrte zurück. „Papa, das ist ein richtiges, echtes Baby.“, versicherte Tsugumi ihm abweisend. „Es ist alles dran und beißen tut er auch nicht. Er hat ja auch erst zwei Zähne.“ „Wie alt…?“, setzte Sasuke an. „Sieben Monate.“, beantwortete Tsugumi die Frage, bevor sie zu Ende gestellt wurde. Dann packte sie Sayuri am Arm und zog mit ihr von dannen. Sobald die beiden außer Hörweite waren, packte Sakura Sasuke, der immer noch sein erstes Enkelkind anstarrte, am Arm und zog ihn ins Wohnzimmer. „Nach dem Vater brauche ich gar nicht erst zu fragen, oder?“, murmelte er dann, als sie sich auf dem Sofa niedergelassen hatten und der Junge auf seinem Schoß saß. „Nein, wirklich nicht.“, bestätigte Sakura. „Ich meine, er heißt Shikashi. Und alle Beteiligten wären dir überaus dankbar, wenn du es auch in Zukunft nicht tätest.“ „Wieso?“, wollte Sasuke wissen. „Ich meine, wie hab ich mir das vorzustellen… Also… Sie ist doch erst… Siebzehn, und…“ „Und als der Kleine hier entstanden ist, war sie fünfzehn, genau.“, führte Sakura seine Gedanken zu ende. „Und unmittelbar danach machte der Vater sich aus dem Staub – auf irgendeine höchtsgradig wichtige Mission nach Iwa, oder so. Die zwei Jahre dauert. Und das war auch alles schon geplant, bevor die beiden ihre, nun ja, Affäre begonnen haben.“ „Affäre?“, hustete Sasuke und wirkte ein wenig empört. „Aber… Ich dachte ja immer, dass die beiden… Aber…“ „Ja, stell dir vor.“, amüsierte Sakura sich. „Aus irgendeinem Grund führen unsere Kinder keine Beziehungen mehr, sie haben Affären. Keine Sorge, mittlerweile ist die Situation einigermaßen unter Kontrolle. Also reg dich bitte nicht auf, egal über was oder wen. Es ist alles okay.“ „Ist er gerade eingeschlafen?“, war gerade Sasukes dringendere Sorge, während er seinen Enkel auf seinem Arm betrachtete, dessen Kopf gerade einfach so gegen seine Brust gesunken war. „Wahrscheinlich.“, meinte Sakura. „Dieses Kind ist so unglaublich einfach, dagegen wirken Satoshi und Yuki wie Problemkinder. Hast du mitbekommen, dass er gerade Zähne kriegt? Merkt man ihm kaum an. Kaum Geschreie, die Nächste schläft er schon seit drei Monaten durch und Durchfall oder sonst irgendwelche Begleiterscheinungen hat er auch nicht. Jackpot, wenn du mich fragst.“ Sasuke schien sich aber immer noch nicht so ganz mit dem Konzept anfreunden zu können. „Und du sagtest eben Kinder…“, fiel ihm nach einigen Schweigemomenten auf. „Heißt das…“ „Oh, nein, nicht alle, die im fortpflanzungsfähigen Alter sind.“, beruhigte Sakura ihn lachend. „Im Moment ist auch nur Tsuyoshi, nun ja, aktiv. Also, äh, wundere dich nicht, wenn es hier zum Frühstück noch voller ist als sonst…“ „Und du unterstützt das?“, fragte er, ein wenig verstört ob des Gedanken, dass seine Kinder tatsächlich schon Sex haben konnten. Und der kleine Junge auf seinem Arm trug nicht gerade dazu bei, dass er sich damit anfreunden konnte. „Ich akzeptiere es.“, berichtigte Sakura. „Tsugumis Beispiel hat mir sehr eindrücklich klar gemacht, dass sie das sowieso machen werden, egal, was ich oder sonst irgendwer dazu zu sagen hab. Und ohne, dass es jemand mitkriegen würde. Von Tsugumi und Shikkun wüssten wir alle bis heute nichts, wenn sie nicht schwanger geworden wäre. Und bevor das das nächste Mal passiert, wäre ich gerne vorbereitet. Und somit habe ich strikte Instruktionen gegeben, alle potenziellen Mütter oder Väter meiner zukünftigen Enkelkinder wenigstens bis zum Frühstück hierzubehalten.“ „Das… klingt immerhin pragmatisch.“, gab Sasuke, ein wenig überwältigt, zu. Sakura musste lachen. „Alternativ könnten wir auch erst abwarten, bis jemand schwanger wird, und wenn dann dieser jemand nicht sofort einheiratet, ihn mit Steinen bewerfen. Und dann abwarten ob das Kind zu irgendwas taugt und es zwangsadoptieren. Ja, wir haben das Recht. Ich hab‘ im Gesetz nachgeguckt. Oder, wenn man bedenkt, wo wir wohnen und wer wir sind, eher herausgefunden, dass wir so ziemlich jedes Recht haben könnten, das wir wollen.“, berichtete Sakura. „Okay…“, kommentierte Sasuke dies. „Gut zu wissen?“ Sakura lachte erneut, bevor sie sich an seine babyfreie Seite kuschelte. „Ja, das ist es in der Tat, nur für den Fall…“, murmelte sie. Sasuke stricht ihr abwesend übers Haar, bis sie sich nach einigen Minuten wieder aufrichtete. „Weißt du, was wir jetzt machen?“, fragte sie mit einem nahezu diabolischen Grinsen. „…Nein?“, antwortete er, mit einem leichten Anflug von Panik. Das Grinsen wurde breiter. „Wir holen jetzt unsere Kleinen von der Akademie ab!“ ~ Währenddessen gingen Sayuri und Tsugumi relativ wortkarg durch die Einkaufsmeile von Konoha, um eine rudimentäre Garderobe für alle Gelegenheiten zusammenzustellen. Jedenfalls theoretisch. Praktisch fühlte Sayuri sich neben Tsugumi, als würden sie in die Schlacht ziehen. Tsugumi ging voran, merkwürdig steif und gerade noch nicht schnell genug, als dass man glauben könnte, sie würde rennen. Außerdem spreizte sie andauernd ihre Finger, als ob sie sich davon abhalten müsste, die Fäuste zu ballen. Es dauerte nicht lange, bis Sayuri verstand, warum. Überall auf der Straße blieben die Leute stehen und tuschelten, zeigten gelegentlich sogar auf sie – und zwar mehr auf Tsugumi als auf Sayuri, die sich selbst irgendwie als das unüblichere Ereignis auf dieser Straße fühlte. Nun wurde ihr allerdings auch klar, wieso Tsugumi vorhin so angespannt gewirkt hatte. Ja, natürlich, man wurde ja auch nicht einfach als relativ bekannte Person im Alter von fünfzehn Jahren schwanger, ohne von der Öffentlichkeit gebrandmarkt zu werden. Und während Sayuri sich durchaus fragte, wie genau es dazu kommen konnte, hielt sie es für besser, vorerst nicht danach zu fragen. Schien kein sonderlich angenehmes Thema zu sein. Stattdessen schloss sie zu ihrer Schwester auf und hakte sich bei ihr unter, was sich als schwieriger erwies als gewohnt, da zwischen ihnen ein Größenunterschied von etwa fünfzehn Zentimetern lag. Das schien die meisten Schaulustigen ein wenig zu verwirren. Tsugumi ebenfalls, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Außerdem senkte Sayuri so das Tempo, in dem sie liefen, bis sie nur noch gemütlich schlenderten. Wäre sie selbst in Tsugumis Situation gewesen, hätte Sayuri sich das wohl nicht getraut. Aber das war sie ja nicht. Und wenn die Leute jetzt über sie reden würden, hätte sie zumindest ihrer Schwester geholfen. Folglich setzte sie ein strahlendes Lächeln auf und immer wenn jemand auf sie, na ja, Tsugumi, zeigte, winkte sie ihm begeistert zu. Tsugumi sah sie eher entgeistert an. „Wer bist du und was zur Hölle hast du mit meiner Schwester angestellt?“, raunte sie ihr aus dem Mundwinkel zu. Sayuri blinzelte verwirrt. „Äh, nichts?“, war ihre äußerst eloquente Antwort darauf. „Aber, na ja… Ich mag nicht, wie die auf uns zeigen.“ „Okay…“, erwiderte Tsugumi nicht so ganz überzeugt. „Und deswegen tust du so, als wären wir hier auf dem roten Teppich?“ „Sind wir doch, irgendwie.“, rechtfertigte Sayuri sich. „Wir laufen durch die Gegend und überall starren uns Leute an. Entweder sind wir auf dem roten Teppich oder ein besonders ekelig aussehender Verletzter. Und da ist es immer am effektivsten… Oh, hi Miharu!“ Du mitten im Satz zog Sayuri Tsugumi mit hinüber zu einem geschockt wirkenden Mädchen, mit dem sie mal in eine Klasse gegangen waren und welches bis eben noch mit einem anderen Mädchen neben ihr getuschelt hatte. Nun strahlte Sayuri sie an. „Schön dich zu sehen! Muss ja eine Ewigkeit her sein! Wie geht es dir?“ Die Angesprochene wirkte wie zur Salzsäule erstarrt und ihr Blick wanderte hektisch zwischen den Schwestern hin- und her, von denen die eine sie weiterhin treuherzig anstrahlte und die andere sich schwer damit tat, ein Lachen zu unterdrücken. „Äh… Gut?“, brachte sie schließlich hervor. „Oh, das ist wunderbar!“, freute Sayuri sich. Währenddessen regte sich das Mädchen neben Miharu und starrte sie ebenfalls entgeistert an. „Du kennst Uchihas?“, fragte sie, fast schon vorwurfsvoll. „Oh, ja!“, antwortete Sayuri. „Wir waren mal in einer Klasse an der Akademie. Hach ja, das waren noch Zeiten… Kaum zu glauben, dass das gerade fünf Jahre her ist, nicht wahr? Und vier davon war ich gar nicht hier! Es hat sich ja so viel verändert… Na ja, wir müssen jetzt auch weiter. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen, Miharu! Auf Wiedersehen!“ Und sie zogen von dannen ebenso plötzlich, wie sie die arme Miharu, die sich nun dafür rechtfertigen musste, mal auf die Ninjaakamdie gegangen zu sein, überhaupt erst überfallen hatten. „Was zur Hölle…“, murmelte Tsugumi wieder. „Na ja…“, setzte Sayuri, ein wenig außer Atem an. „Also… Ich hab ja gerade von Verletzten auf der Straße geredet, oder? Und dass wir so angestarrt werden, und, na ja, das beste Mittel, um die ganzen Menschen zu verscheuchen, ist, sie anzusprechen, und, na ja… Siehst du?“ Die Schar an Schaulustigen hatte sich tatsächlich wieder verloren und nun schien keiner mehr Lust zu haben, die beiden zu beachten. „Du hast dich gerade benommen, wie in einem historischen Roman, weißt du das?“, warf Tsugumi ihr als nächstes vor. Sayuri errötete ein wenig. „Na ja, ich hab vielleicht auch ein bisschen normale Sachen gelesen…“, gestand sie, leicht peinlich berührt. „Okay…“, kommentierte Tsugumi. „Also hast du in den letzten vier Jahren Gaffer von Verletzten entfernt und abnormale Sachen gelesen, interessant…“ „Oh, frag am besten gar nicht…“, wich Sayuri aus. „Na dann.“, sagte Tsugumi. „Und übrigens, deine Hände schwitzen.“ „Sorry!“, entschuldigte sich Sayuri sofort. „Tut mir echt Leid, aber das ist das erste Mal seit vier Jahren, dass ich unter so viele Leute komme…“ „Also auch noch Isolation, mhm…“ „Ja…“, gab Sayuri zu. „Bitte, frag nicht weiter. Wir haben sechs Monate quasi unter der Erde verbracht, umringt von komischen Geheimkammern mit Laboren und gruseligen Büchern und… Nein, nicht weiter wichtig. Und dann sind wir durch ländliche Gegenden gereist, und ich habe Menschen geheilt. Das war… Auch nicht schön. Also, dass ich helfen konnte, klar, aber… Es war nicht schön, was gewesen wäre, wenn ich nicht geholfen hätte, und… Nein, reden wir einfach nicht darüber.“ „Na, damit lässt sich doch schon mehr anfangen.“, meinte Tsugumi, bevor sie Sayuri in das erste Geschäft zog. In dem sie sofort angekreischt wurden. „OH MEIN GOTT, SAYURI!“, war alles, was Selbige hörte, bevor sie von etwas Blondem quasi erdrückt wurde, welches sich auf sie stürzte. „Oh, hallo, Aimi…“, brachte sie hervor. „Du erdrückst mich…“ „Entschuldige!“, rief Aimi begeistert und ließ sich wieder auf ihre eigenen Füße fallen. „Aber, oh mein Gott, da bist du ja wieder! Du hast soo viel verpasst! Und oh mein Gott, bist du groß geworden!“ „Äh, ja…“, meinte Sayuri verlegen. Ihre Größe wurde ihr langsam peinlich. Jetzt fiel ihr auch erst auf, dass sie im Yamanaka Blumenladen waren. „Oh, es ist ja so toll, dass du wieder da bist!“, jubilierte Aimi weiter und hüpfte auf und ab. „Ich muss hier leider noch die Stellung halten, aber heute Abend kommen wir alle vorbei! Das heißt…“ Sie wandte sich nun an Tsugumi. „Ich nicht, wenn sie da ist.“ Tsugumi rollte mit den Augen. „Es ist nicht so, dass Tsuyoshi das vorher ankündigt, oder so…“, erinnerte sie sie. „Ja, von mir aus.“ Aimis Laune schien gesunken zu sein. „Hmpfh. Ich versteh sowieso nicht, was er an ihr findet… Ich meine, sie…“ „Ja, sie ist klein, flachbrüstig, hässlich, unterbemittelt und riecht nach nassem Hund. Oder wahlweise Katzenstreu. Hast du uns bei Gelegenheit mitgeteilt.“, fiel Tsugumi ihr ins Wort und begann, Sayuri schon wieder aus dem Laden zu bugsieren. „Wir sehen uns dann heute Abend.“ „Jaah!“, flötete Aimi, wieder begeistert, und winkte ihnen. „Bis dahann!“ „Äh…“, machte Sayuri, sobald sie wieder auf der Straße waren. „Was? Oder… Sollte ich eher fragen wer?“ Tsugumi seufzte tief und verdrehte die Augen. „Also… Es hat ja keinen Zweck, besser als wenn du zwischen die Fronten gerätst…“, setzte sie an. „Hm. Es ging um Kasumi und Tsuyoshi. Nein, sie sind nicht zusammen, also, nicht direkt… Also, sagen wir, unser geliebter Bruder hat sowohl Kasumi als auch Aimi als regelmäßige Übernachtungsgäste da.“ „Oh.“, machte Sayuri. „Äh… Okay…“ „Richtige Einstellung.“, gratulierte Tsugumi ihr. „Aimi kriegt meistens den Vorzug, weil sie nicht ganz so klein, flach und minderbemittelt ist. Ob Kasumi wirklich nach nassem Hund oder Katzenstreu riecht, kann ich dir nicht sagen. Aber da bei uns zu Hause noch keine Epidemie ausgebrochen ist, scheint sie zumindest keine Flöhe zu haben…“ „Oh je…“, murmelte Sayuri. „Und, äh, das ist okay für die beiden? Ich meine…“ Tsugumi lachte. „Wirkte das auf dich, als wäre es okay für Aimi?“, wollte sie wissen. Dies konnte Sayuri nur verneinen. „Und ich sage dir, Kasumi ist auch nicht netter. Glücklicherweise begegnen sie sich mittlerweile seltener. Aber beide haben Tsuyoshi gesagt, dass ihnen eine lockere, offene Beziehung vollkommen reicht und sie ja sowas von gar kein Problem damit haben würden… Und er nutzt das natürlich aus.“ „Aha…“, was Sayuris Kommentar dazu, die sich nicht ganz sicher war, wie sie mit der Situation umgehen wollte. „Äh…“ Tsugumi lachte erneut. „Du musst ja einen schönen ersten Eindruck von uns haben.“, stellte sie fest. „Ich hab ein Kind, Tsuyoshi hurt mit zwei Mädchen gleichzeitig rum… Keine Sorge, alle anderen sind brav. Außer Natsuki, vielleicht. Ihrem eventuellen Lover sind wir immer noch nicht auf die Schliche gekommen, auch wenn Mama sich da ganz schön reingehangen hat.“ „Äh…“, machte Sayuri da leicht verunsichert. „Also… Na ja… Ich weiß nicht genau, was ich jetzt von der Sache hier halten soll, weil Aimi ja nicht sonderlich… Zufrieden mit der Situation wirkte, aber… Na ja, das ist doch… Eure Sache, oder?“, überlegte sie zögerlich. „Und, also, auch mit dir und dem Kleinen, das ist deine Sache. Wenn die, äh, Umstände okay für dich sind, und so, ist doch alles in Ordnung… Oder?“ Tsugumi lachte schon wieder. „Und wie elegant du dich davor drückst, nach Details zu fragen.“, stellte sie fest. „Hm, ist gut so. Hier würde ich sowieso nichts erzählen… Oh, aber wo wir gerade dabei sind, wir haben da noch so eine Schwester…“ ~ Sakura führte Sasuke währenddessen auf den Schulhof der Akademie, der voll mit Kindern und ihren Eltern war. Sie waren genau pünktlich zum Unterrichtsschluss gekommen. Relativ schnell fanden sie auch Hiroshi, der an einem bestimmten Baum stand, den sie als Treffpunkt ausgemacht hatten. Oder sagen wir, Hiroshi fand sie. „Papa!“, rief er nämlich begeistert und rannte quer über den Schulhof direkt auf Sasuke zu. Sakura hatte ihm übrigens vorher in weiser Voraussicht den Kinderwagen mit dem kleinen Shikashi darin abgenommen. „Hey.“, begrüßte Sasuke Hiroshi und hob ihn hoch. Was wesentlich weniger einfach ging, nun, dass er einen gefühlten Meter größer war. „Man, bist du groß geworden.“ Hiroshi drückte sich begeistert an seinen Vater, bevor er sich umdrehte und winkte. „Hey ihr beiden!“, rief er. „Kommt her! Das ist Papa!“ Ein wenig abseits standen nämlich ein schwarzhaariger Junge, der ein wenig verschüchtert Sasuke anstarrte und den man noch recht leicht als Satoshi vier Jahre älter identifizieren konnte, und ein kleines Mädchen mit langen rosa Zöpfen, welches Sasuke feindselig musterte. Der starrte vollkommen aus der Fassung gebracht zurück und musste erst einmal Hiroshi absetzen. Den schien das nicht großartig zu stören; er rannte rüber zu seinen Geschwistern, packte das kleine Mädchen am Arm und schob Satoshi vor sich her. „Na kommt schon!“, ermunterte er die beiden dabei. „Das ist doch bloß Papa! Satoshi, du kennst ihn doch noch, oder?“ Das schien Satoshi egal zu sein, der immer noch erschrocken Sasuke anstarrte. Das kleine Mädchen jedoch riss sich von Hiroshi los und rannte zu Sakura, um sich hinter ihrem Bein zu verstecken. „Hey…“, versuchte Sakura sie zu beruhigen und nahm sie auf den Arm. „Misaki-chan, alles ist gut. Dein Papa ist wieder da!“ Das schien Misaki jedoch nicht sonderlich beruhigend zu finden, da sie sich eng an Sakura kuschelte und Sasuke weiterhin feindselig anstierte. „D-Du…“, setzte Sasuke an. „Du… Du warst schwanger als ich gegangen bin?“ „Nein Schatz, natürlich nicht, die Kleine ist vom Postboten.“, erwiderte Sakura trocken und verdrehte die Augen. „Ja, war ich. Und?“ „Und… Du… Du wusstest es?“, fragte Sasuke weiter. Sakura biss sich auf die Lippen. „Schatz, Tsugumi und Yuki wussten es noch bevor du weg warst. Und ja, ich auch, ungefähr seit Toshio damals zu uns gekommen ist… Ich hab nur keine passende Gelegenheit gefunden, es zu sagen, also…“ „Aber…“, brachte er hervor. „Warum hast du nicht… Ich wär doch nie…“ „Eben.“, seufzte Sakura. „Wenn ich dir das damals gesagt hätte, wärst du nicht mit Sayuri weggegangen. Und das war dringend notwendig, also hab ich meine Klappe gehalten und getan, was alles in allem am besten für meine Familie war.“ Sie küsste Misaki auf die Stirn. „Schätzchen, möchtest du nicht mal zu Papa auf den Arm?“ Misaki schüttelte vehement den Kopf und vergrub ihr Gesicht in Sakuras Schulter. „Na ja, kommt schon noch.“, sagte sie zu Sasuke gewandt. „Hiroshi, Satoshi, kommt ihr? Wir gehen jetzt.“ Sie ging voran, die kleine Misaki immer noch auf dem Arm, Hiroshi folgte ihr, Satoshi stolz an der Hand führend, und Sasuke schob den Kinderwagen mit seinem Enkel hinterher. Er war sich nicht so ganz sicher, wie er es schaffte, auf den Beinen zu bleiben und nicht weitere Fragen vor seinen Kindern zu stellen, die plötzlich um ein kleines, rosahaariges Mädchen bereichert waren, welches ihn über die Schulter von Sakura hinweg sehr, sehr böse anstarrte. Hiroshi schien das auch zu bemerken und drehte sich mit mitleidigem Blick zu ihm um. „Mach dir nichts draus, Papa.“, sagte er mit tröstender Stimme. „Misaki-chan ist einfach ein bisschen komisch.“ ~ Währenddessen, in einem ganz anderen Teil des Dorfes, umringt von Mauern und Häusern und intriganten Dienstboten, war Tenten gerade damit beschäftigt, all diesen Dienstboten aus dem Weg zu gehen und ihr eigenes Geschirr abzuspülen, als ihr Sohn das kleine Häuschen mitten im Anwesen betrat, welches sie bewohnten. „Oh, hi.“, begrüßte sie ihn. „Hast du deinen Vater gesehen?“ „Ja.“, antwortete Makoto. „Hiashi hat ihn eingespannt, um die Erweiterung des Ostflügels zu planen.“ „Okay…“, antwortete Tenten. „Wie spontan war es diesmal?“ „Er wurde auf dem Weg nach Hause abgefangen.“, erklärte Makoto monoton, während er sich am Kotatsu in der Mitte des Raumes niederließ. „Und darf natürlich nicht nein sagen.“ „Natürlich nicht.“, seufzte Tenten. „Okay, wenn du ihn nochmal sehen solltest, sag ihm, dass ihr beide heute Abend im Haupthaus essen müsst, ich bin weg.“ „Tun wir sowieso.“, erzählte Makoto. „Hiashi hat uns für heute Abend als Zeugen bei der Schlichtung irgendeiner Streiterei von irgendwelchen Menschen, die so unwichtig sind, dass wir ihre Namen nicht kennen, eingeplant.“ Er zögerte kurz. „Hat man dir das nicht gesagt?“ „Nein.“, antwortete Tenten frustriert, aber nicht im Geringsten überrascht. „Welchem Dienstmädchen habt ihr denn die Nachricht zukommen lassen?“ „Kisaki.“, meinte Makoto, der bisher davon ausgegangen war, dass diese zu den vertrauenswürdigeren Bediensteten gehörte, da sie ein unglaubliches Fangirl von… Allem war. „War sie nicht seit letztem Monat Hauptverantwortliche für uns?“ „Ja, schon.“, erklärte Tenten. „Aber irgendjemandem ist es so vorkommen, als würde sie ihren Job nicht gut genug machen und hat uns deswegen Midori aufgedrückt.“ „Oh.“, kommentierte Makoto dies. Midori war eine ältere Frau, bereits im Haus angestellt gewesen war, bevor sein Vater geboren wurde. Dementsprechend viel der alten Vorurteile, selbst Neji gegenüber, trug sie noch mit sich. „Na ja, kann man nichts machen.“, wechselte er dann widerwillig das Thema. „Wo gehst du denn heute Abend hin?“ Tenten zögerte kurz. „Na ja…“, setzte sie dann an. „Ino kam eben vorbei, und meinte, wir würden heute alle bei Uchihas zu Hause feiern, weil Sasuke und Sayuri-chan wieder da sind…“ „Aha.“, machte Makoto. Er wollte sich nichts anmerken lassen, doch Tenten konnte eindeutig sehen, dass er plötzlich sehr angespannt wirkte. „Hm…“, überlegte sie weiter. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, wir könnten das als angebrachten Besuch einer sowas ähnlichen wie ebenbürtigen Familie zu einem besonderen Anlass durchgehen lassen und so könntest du vielleicht mitkommen…“ „Lass gut sein.“, wich Makoto aus und erhob sich. „Bist du denn kein bisschen neugierig, wie sich Sayuri so gemacht hat?“, fragte Tenten weiter. „Wie auch immer sie sich gemacht haben mag…“, setzte Makoto abweisend an. „Ich glaube, es wäre kontraproduktiv, mich gleich am ersten Abend wiederzusehen.“ Mal abgesehen davon, dass er davon ausging, dass sie ihn ohnehin nicht mehr sehen wollte. Immerhin war sie ja seinetwegen erst gegangen, und so. „Ach, was.“, winkte Tenten ab. „Ich glaube, sie wären nicht zurückgekommen, wenn sie immer noch ein Problem mit dir hätte, oder sowas…“ Makoto zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“, wehrte er ab. „Ist es nicht irgendwie sowieso taktlos, den ersten Abend seit Jahren, an dem die ganze Familie mal wieder zusammen ist, mit irgendeiner dummen Party zu stören? Ich meine, die haben sich bestimmt genug zu erzählen, auch ohne dass sich Außenstehende da einmischen…“ „Im Uchihahaushalt waren seit Jahren nicht mehr nur Familienmitglieder.“, widersprach Tenten. „Irgendjemand Außenstehendes ist immer da, zu jeder Tageszeit, zu jeder Mahlzeit. Und wenn man Sasuke und Sayuri-chan wieder an ihre Familie gewöhnen will, ist das wohl die beste Art, oder?“ Sie seufzte tief und winkte dann ab. „Aber ist schon okay, wenn du nicht mitkommen willst, kann ich verstehen. Wäre wahrscheinlich wirklich für alle Beteiligten ziemlich unangenehm…“ Makoto nickte stumm und ging in Richtung seines Zimmers, als seine Mutter hinter ihm anfing, zu lachen. „Soll ich sie wenigstens von dir grüßen?“, fragte sie, nicht ganz ernsthaft. Makoto warf ihr einen genervten Blick der Extraklasse zu. ~ Als Tsugumi und Sayuri am Abend nach Hause zurückkehrten, begrüßte sie eine Lärmkulisse, zu der selbst eine Großfamilie mit acht Kindern normalerweise nicht fähig sein sollte. „Ähm…“, setzte Sayuri, nicht zum ersten Mal, zu einer Frage an, die sie nicht auszuformulieren brauchte. „Gewöhn dich dran.“, riet Tsugumi ihr und bog nach links in den Korridor ab, der von der Küche wegführte, um ihre Einkäufe abzulegen. „Mama hat sich angewöhnt, halb Konoha zum Essen einzuladen. Und die Hälfte bleibt meistens auch über Nacht.“ Sie hielt kurz inne. „Na, das ist übertrieben.“, fügte sie dann mit bitterem Unterton hinzu. „Okay…“, kommentierte Sayuri dies, auch nicht zum ersten Mal heute. „Ja… Aber heute sind sie wirklich besonders laut.“, bemerkte Tsugumi. „Hm, vielleicht feiern sie eure Rückkehr… Oder schreien Papa zusammen, wie er es wagen konnte, so lange wegzubleiben…“ „Aber das war doch nicht seine Schuld!“, protestierte Sayuri, weder zum ersten, noch zum letzten Mal. „Was hat euch denn dann solange aufgehalten?“, fragte Tsugumi unschuldig. „Bei was auch immer ihr gemacht habt?“ Sayuri biss sich auf die Lippen, dann seufzte sie. „Es tut mir Leid, dass ich so weit gehen muss…“, begann sie. „Aber wie genau bist du an dein Kind gekommen und was ist mit dem Vater?“ Tsugumi sah sie erst schockiert, dann verärgert an und schien gerade, höchstwahrscheinlich auch nicht zum ersten Mal, zu einer nicht sonderlich freundlichen Erwiderung ansetzen zu wollen, als sich plötzlich eine Erkenntnis in ihrem Gesicht wiederspiegelte. „Oh, verstehe.“, meinte sie dann missgelaunt. „Sehr clever, wirklich. Deine Geschichte ist ganz bestimmt viel dramatischer als meine, und so.“ „Das habe ich nie behauptet.“, wehrte Sayuri ab. „Aber ich möchte ungefähr genauso ungern darüber sprechen wie du. Und auf keinen Fall heute.“ „Touché.“, murmelte Tsugumi verstimmt. „Na dann komm. Wollen wir dich mal den Löwen zum Fraß vorwerfen.“ Die Küche hatte einen größeren Tisch. Er reichte nun von der Küchenzeile fast bis zum Sofa. Und war vollständig besetzt. Dies war alles, was Sayuri auffiel, als Tsugumi sie in die Wohnküche schubste. „Ich präsentiere den Star des Abends!“, rief sie dabei nämlich, und dann verlor wurde Sayuri so stürmisch umarmt, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Mit einem euphorischen „Nee-chan!“ hatte sich nämlich ihr zweitjüngster Bruder auf sie geworfen. Allerdings konnte er sie gerade mal ungefähr auf Brusthöhe umarmen, was auch der einzige Grund war, aus dem vor dem Gleichgewichtsverlust ein Beinahe steht. „Hi, Hiroshi!“, grüßte sie in strahlend zurück und wuschelte durch seine Haare. „Groß bist du geworden!“ „Gar nicht!“, schmollte er und sah an ihr hoch. „Du bist viel größer!“ „Stimmt auffallend.“, stellte Ino vom aus fest. „Und ich dachte schon, nur deine Brüder würden so lächerlich groß werden…“ Sie wippte währenddessen den kleinen Shikashi auf ihrem Schoß, ein Detail, welches Sayuri eventuell verwirrte hätte, wenn sie nicht da plötzlich jemand von hinten hochgehoben und im Kreis gewirbelt hätte. Was jetzt nicht allzu einfach ist, wenn man bedenkt, dass sie stolze eins zweiundsiebzig groß und der Mensch hinter ihr nur drei Zentimeter größer war. „Au, au, lass das!“, rief sie und schlug vergeblich, und zugegeben auch eher halbherzig, gegen die Arme, die ihren Bauch umklammerten. Immerhin wurde sie wieder auf dem Boden abgesetzt, aus der Umarmung ließ Tsuyoshi sie jedoch nicht entwischen. „Wag es ja nicht, noch einmal so lange zu verschwinden.“, brummte er missmutig in ihr Ohr. Sayuri kicherte nur verlegen und entwand sich gerade rechtzeitig seinem Griff, um mitzukriegen, wie Tsugumi an ihr vorbei zum Tisch gezogen war und sich nun neben Hiro niederließ. Und ihn dann flüchtig auf den Mund küsste. Ein weiteres verwirrendes Detail, welches sie versuchte zu übergehen und die beiden nicht verdattert anzustarren. Das hier bewiesene Taktgefühl war allerdings ihrem Vater plötzlich völlig fremd, der unverhohlen und mit offen stehendem Mund zu den beiden rüberstarrte, plötzlich ein wenig blasser. Sakura neben ihm musste sich sehr, sehr anstrengen, um nicht in haltloses Gekicher auszubrechen (und das mit Mitte dreißig!). Vor allem, als Sasuke begann, sich hilfesuchend zu ihr umzudrehen. „Alles in Ordnung.“, beschwichtigte sie ihn. „Alles gut. Nichts, worüber du dir Gedanken machen solltest.“ Unerwartete Unterstützung fand Sasuke in seiner Entrüstung allerdings in Form von Hinata, die ihm gegenüber saß und nun kurz seine Hand drückte, welche auf dem Tisch lag, ihr Gesicht vollkommen ausdruckslos, abgesehen von einem missbilligendem Zug um ihren Mund herum. Sayuri war allerdings noch nicht fertig mit den Begrüßungen und ging nun zu den Familienmitgliedern, die sitzen geblieben waren. Tsuyoshi tat dasselbe, jedoch hatte er sich kaum gesetzt, da saß Aimi auch schon auf seinem Schoß, was von allen Anwesenden größtenteils ignoriert wurde, da es sich dabei um ein übliches Bild handelte. Selbst für solche, die erst seit einer halbe Stunde an diesem Tisch saßen. Ihr erstes Opfer war Yuki, zu dem sie sich nicht allzu weit runterbeugen musste, um ihn zu drücken. „Kein Wort über deine Größe, wenn du nichts über meine sagst.“, waren dessen ungemein herzlichen Begrüßungsworte. Sayuri kicherte. „Na ja, wenigstens bist du er einzige, der mir nicht sagen kann, wie unglaublich groß ich doch geworden bin…“ „Lächerlich groß trifft es ganz gut.“, kommentierte Yoko, die mit verschränkten Armen neben ihm saß und schwer mit einem Grinsen zu kämpfen hatte. „Hi.“ „Hi!“, erwiderte Sayuri die Begrüßung, allerdings mit einem Strahlen. „Und du hast dir endlich die Haare schneiden lassen!“ Yoko warf ihr einen angenervten Blick zu. „Ja, als ich irgendwann drauf saß, wurd’s mir zu viel.“, gab sie zu. „Scheint dir ja ähnlich ergangen zu sein.“ „Ja, ähnlich…“, gab Sayuri zu und spielte kurz an ihren Haaren herum, die ihr knapp auf der Schulter lagen, bevor sie versuchte, auch Satoshi zu drücken, der sie jedoch nur kurz ungerührt ansah, einmal brummte und sich dann wieder seinem viel interessanteren Abendessen zuwandte. „Mach dir nichts draus!“, riet Hiroshi ihr mitleidig, der neben Satoshi saß. „Er redet nicht viel. Eigentlich gar nicht, wenn’s sich vermeiden lässt. Aber ich glaube, er weiß noch, wer du bist.“ „Okay…“, meinte Sayuri leicht besorgt und sah sich dann Toshio gegenüber. Von Toshio hatte sie damals eigentlich nicht viel mitgekriegt. Nur, dass er irgendwann da war und alle nervös bis depressiv gestimmt hatte. Allerdings war sie unmittelbar nach seinem Auftauchen zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, als dass sie auch nur irgendeine Art von Beziehung zu ihm hätte aufbauen können. Demensprechend peinlich berührt stand sie ihm jetzt gegenüber. „Äh, hi?“, versuchte sie sich dann zaghaft an grundliegender Konversation und lächelte ihn an. „Hi.“, erwiderte er und schien ähnlich peinlich berührt zu wirken. Aber gut, das war auch definitiv das erste Mal, dass sie miteinander sprachen. „Halt dich nicht mit mir auf, du hast noch mehr Gäste.“, setzte er nach einer weiteren peinlichen Pause nach. „Okay.“, antwortete Sayuri erleichtert und ging weiter. Nun war sie bei Misaki angelangt und ging vor ihrem Stuhl in die Hocke. „Hallo du!“, begrüßte sie ihre ihr völlig unbekannte kleine Schwester. „Ich bin Sayuri, deine große Schwester!“ Dabei hielt sie der Kleinen ihre Hand hin. Die stierte erst die dargebotene Hand, dann deren Besitzerin feindselig an und kletterte blitzschnell auf Sakuras Schoß, um das Gesicht an ihrer Schulter zu verbergen. „Ach, Misaki-chan, sei doch nicht so!“, redete Sakura beruhigend auf sie ein. „Das ist deine Schwester!“ Sie bekam keine Antwort und seufzte nur tief. „Mach dir nichts draus.“, riet Ino ihr, die auf Misakis anderer Seite saß, den kleinen und vor Allem schlafenden Shikashi immer noch auf dem Schoß. „Sie redet nicht viel mit fremden. Oder generell mit Menschen, die nicht ihre Mama sind.“ „Ah, okay.“, meinte Sayuri und drückte Ino zur Begrüßung. „Und gewöhn dich an unsere unkonventionellen Konstellationen.“, riet Ino ihr zusätzlich. „Wir sind jetzt sowas wie ´ne Kommune!“ „O… Kay…“, sagte Sayuri, weder zum ersten noch zum letzten Mal heute. Tenten neben Ino musste lachen. „Ach, vergraul sie nicht gleich wieder.“, meinte sie. „So schlimm sind sie alle gar nicht. Und falls doch, bei mir zu Hause ist noch alles streng und geordnet.“ „Äh…“, war Sayuris auch nicht gerade neuer Kommentar zu dieser Aussage, während Hinata wieder missbilligend den Mund verzog, Tsuyoshi sich auf seinem Stuhl umdrehte und sehr, sehr finster Tentens Hinterkopf anstierte und Sasuke sich unbemerkt von allen auf die Lippen biss. Tenten lachte nur wieder. „Meine Güte, diese Missbilligung der Masse ist echt hart.“, stellte sie fest und tätschelte Ino die Schulter. „Jetzt weiß ich, was du immer gemeint hast…“ „Was attackierst du auch das Prinzesschen?“, warf Ino ihr vor. „Also wirklich!“ Tenten zuckte mit den Schultern. „Hey, man kann theoretisch sagen, dass ich sie nur darauf vorbereite, was passieren wird, sobald sie in die Öffentlichkeit tritt und meiner erweiterten Familie begegnet.“, verteidigte sie sich und drückte Sayuri nun, die damit schon gar nicht mehr gerechnet hatte. „Und wenn’s nicht okay wäre, wärst du nicht hier, oder?“ „Mhm.“, stimmte Sayuri ihr zu. „Äh…“, setzte sie dann zögerlich an. „Wie schlimm ist es denn?“ „Kommt drauf an, wen du fragst.“, erwiderte Tenten. „Also, von einem medizinischen Standpunkt aus betrachtet eigentlich fast gar nicht. Der Arm ist voll funktionstüchtig, es fehlen ein paar Nerven hier und da, sodass er stellenweise kein Gefühl mehr hat, aber nichts Großes. Und die Brandnarben sind zwar hässlich, lassen sich aber effizient unter einem Verband verstecken.“ „Okay…“, sagte Sayuri nachdenklich und überging den strengen Blick, den ihr Vater ihr zuwarf. „Dann ist ja gut…“ „Der nächste Grundsatz, mit dem wir dich vertraut machen müssen!“, schaltete sich Ino wieder ein. „Egal, was es ist, oder worum es geht, es ist alles gut. Nichts, wovon die Welt untergehen wird. Wir sind eine große glückliche… Na ja, nicht direkt Familie, aber sowas ähnliches!“ „Ein Wunder eigentlich, dass das so lange gedauert hat.“, merkte Sakura an. „Immerhin haben wir ja viel, viel früher schon mal in so ´ner Art Kommune gelebt…“ „Ja, aber die Sache mit dem unter der Erde mit mangelnder medizinischer Versorgung und der ständigen Angst, entdeckt zu werden von Menschen, die es tatsächlich mit euch aufnehmen konnten, hat nicht gerade zu einer fröhlichen Stimmung beigetragen.“, erinnerte Tenten sich. „Und das Angezicke.“, ergänzte Ino. „Oh, ja.“, stimmte Tenten ihr zu. „Und außerdem waren wir ja eh alle mit uns selbst beschäftigt. Oder zumindest sowas Ähnliches.“ „Stimmt.“, meinte Sakura. „Und es ist viel lustiger, wenn man regelmäßig empört angestarrt wird.“ „Äh…“, setzte Sayuri an, die sich vage daran erinnerte, dass Tsugumi es am Nachmittag gar nicht lustig gefunden hatte, empört angestarrt zu werden. „Na ja…“ „Ach, natürlich.“, winkte Ino ab. „Sicher. Tsugumi alleine ist hardcore. Aber wenn wir alle zusammen mit all den Kindern durch die Gegend laufen… Glorreich.“ „Aha…“, machte Sayuri, nicht gerade überzeugt. „Na, ist ja auch egal.“, riss Ino das Gespräch erneut an sich. „Erzähl uns mal was über dich, Schätzchen. Was hast du die letzten vier Jahre so getrieben? Aus deinem Vater ist ja nichts rauszubekommen…“ „Na ja, also… Nicht viel.“, erzählte Sayuri zaghaft. „Wir sind… Gereist. Haben uns ein wenig die Welt angeguckt. Mehr eigentlich nicht.“ Das brachte die Umstehenden, na ja, Umsitzenden für einen Moment zum Schweigen. „Schön!“, meinte Ino dann schnippisch. „Wenn ihr nichts erzählen wollt, auch okay. Erzählen wir eben auch nichts!“ „Nicht, dass es da viel zu erzählen gäbe.“, beteiligte sich erstmalig Hinata an dem Gespräch. „Zumindest nicht viel, was sich nicht… Von selbst erklärt.“ Daraufhin folgte eine Pause, die Sayuri als äußerst unangenehm definieren würde. Ino schien das anders zu sehen. „Du liebe Güte, Hinata!“, stöhnte sie nur und verdrehte die Augen. „Wenn das so weiter geht müssen wir wirklich noch eine Kasse für solche Kommentare einführen!“ Hinata spitzte die Lippen. „Nun ja..“, setzte sie an. „Wenn hier irgendjemand Geld an Tsugumi zahlen sollte, dann…“ „Und Stopp!“, schaltete sich Sakura ein und schlug auf den Tisch. „Ich hebe die ‚Anderes Thema‘-Karte.“ Und tatsächlich zog sie dabei eine kleine, rote Karte aus ihrer Hosentasche und hielt sie hoch. „Schönes Wetter heute!“, ertönte es unmittelbar darauf mehrstimmig. Sayuri wechselte einen schnellen, verwirrten Blick mit ihrem Vater. Sakura grinste. „Dies ist die allmächtige Gelegenheits-Karte.“, begann sie dann zu erklären. „Wenn ich sie ziehe, wird das Thema gewechselt, der Streit beendet oder darüber abgestimmt, wer Recht hat. Manchmal nennen wir sie auch die Niveau-Karte. Jeder hat ihre Autorität zu akzeptieren oder kann wahlweise eine dreiminütige Rede halten, warum er sie ignorieren wird. Ein essentielles Organisationsinstrument.“ „Okay…“, kommentierte Sayuri dies und bemühte sich schon gar nicht mehr, überrascht, verwirrt oder zweifelnd zu klingen. Es hieß ja, dass besondere Gelegenheiten nach besonderen Maßnahmen verlangten, aber langsam kam ihr ihre Familie wirklich zu seltsam vor. Und das sollte was heißen; immerhin waren sie auch vor vier Jahren schon nicht gerade normal gewesen… Glücklicherweise nahm der Rest des Gesprächs einen normaleren Ton an; die jüngeren am Tisch redeten generell nicht viel, außer Hiroshi, der in allen Einzelheiten beschrieb, was er heute in der Akademie alles gemacht hatte, allerdings wandte er sich dabei wie aus Gewohnheit nur an Toshio, der ihm auch als Einziger zuzuhören schien, während die älteren, nun ja, erwachsenen Frauen von den grundlegenderen Dingen berichteten; wer gerade welchen Rang inne hatte und was sich so innerhalb des Dorfes abspielte. Ein großer Teil davon war an Sasuke gerichtet, da es dabei um innenpolitisch wohl bedeutende Menschen ging, von denen Sayuri nie im Leben gehört hatte. Dies ging eine Weile so weiter, bis schließlich um halb zehn, eine Uhrzeit, zu der zumindest die beiden jüngsten Mitglieder der Familie schon längst hätten im Bett sein müssen, Naruto den Raum betrat. „N’Abend, Kommune!“, begrüßte er sie breit grinsend und winkte in die Runde. „N’Abend, Chef!“, wurde ihm relativ halbherzig geantwortet. „Chef?“, fragte Sasuke Sakura leise und empört. „Ihr habt ihn zu eurem Chef gemacht?“ „Nein, Schatz, das waren wir beide, damals, als wir absichtlich Schere-Stein-Papier gegen ihn verloren haben, weißt du nicht mehr?“, flötete Sakura zurück. „Und jetzt erinnern wir ihn einfach nur ständig an seine Autorität, weißt du? Erzieherische Maßnahme.“ „Na wunderbar…“, stöhnte Sasuke. „Du bist spät.“, begrüßte Hinata ihren Mann unglaublich herzlich. „Ja, sorry.“, sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. „Das mit dem Papierkram hat heute länger gedauert, weil ein gewisser Jemand ja früher Feierabend machen musste…“ „Du hast mir frei gegeben!“, erinnerte Sakura ihn empört. „Ja, irgendwer musste Teme immerhin auffangen, wenn seine vergrößerte Familie ihn überrollt.“, rechtfertigte Naruto diese Entscheidung. „Hast du wenigstens ein Foto von seinem Gesicht gemacht?“ „Zumindest eine Reaktion müsste auf Band sein.“, meinte Sakura. „Der Schulhof ist ja so gut überwacht… Möchtest du was essen?“ „Danke, Yamamoto-kun hat mir was gebracht.“, lehnte er ab. „Ich bin nur hier, um meine Familie einzusammeln.“ „Gut.“, meinte Hinata und erhob sich. „Vielen Dank für die übliche Gastfreundschaft.“ Sie verbeugte sich. Sakura grinste. „Ach was, man merkt kaum, dass ihr da ward.“, tat sie dies ab. Hinata schenkte ihr ein nicht ganz aufrichtig wirkendes Lächeln. „Hiro, Yoko, wir gehen.“, verkündete sie dann. „Ich bleib hier.“, verkündete Yoko prompt. Auch Hiro schien nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, zu gehen. „Äh…“, setzte er an, während sein Blick zwischen Tsugumi und seiner Mutter hin und her eilte. „Hiro?“, forderte seine Mutter ihn dann mit einem gefährlichen Unterton auf. Er seufzte tief. „Ja, okay, ich komme schon…“, murmelte er resigniert und küsste Tsugumi zum Abschied erneut, diesmal ein wenig länger, bevor er mit seinen Eltern das Anwesen verließ. Eine Weile herrschte wieder die peinliche Stille, die diesmal auf dem Tisch tanzte, bis die drei ganz sicher außer Hörweite waren. „Okay…“, setzte Sasuke an. „Okay, okay. Kann mir irgendjemand zusammenhängend und logisch begründet erklären, warum Hiro gehen muss und Yoko hierbleiben kann? Ich meine…“, er warf Tsugumi einen schnellen Blick zu, während alle anderen am Tisch, ausgeschlossen Sayuri, betretene Blicke tauschten. „Ich weiß ja nicht, ob du’s bemerkt hast…“, begann Tsugumi, während sie ihr schlafendes Kind von Inos Schoß an sich nahm. „Aber es ist eventuell möglich, dass Hinata diverse Antipathien, nun ja, meiner Situation gegenüber empfindet. Und dementsprechend auch meiner Beziehung mit Hiro. Nur so ein Gedanke.“ „Wie gesagt, wir wollen sie für Seitenhiebe schon zahlen lassen.“, ergänzte Ino. „Und Yoko kann hier bleiben, weil… Na ja, sie schon immer hier übernachten konnte.“, erklärte Sakura relativ lahm. „Hey, wir haben auch keine Ahnung.“ „Und weil es meiner Mutter lieber ist, wenn ich weniger zu Hause bin.“, ergänzte Yoko mit einem hämischen Grinsen. „Ja, und deswegen lässt man sie schon seit immer mit Yuki in einem Bett schlafen.“, ergänzte Aimi, die sich nicht von Tsuyoshis Schoß bewegt hatte. „Obwohl die beiden da theoretisch Gott weiß was anstellen könnten und niemand würde es je erfahren… Und ja, das werde ich immer weiter behaupten, da könnt ihr mich so böse angucken, wie ihr wollt!“ Der letzte Teil war an die beiden gerichtet. „Ich glaub, ich krieg Kopfschmerzen…“, stöhnte Sasuke und massierte sich die Schläfen. Das brachte den Tisch zum Lachen. Abgesehen von Satoshi, der zwischendurch eingeschlafen war. Die kleine Misaki auf Sakuras Schoß war noch wach, so gerade, und guckte weiterhin feindselig in die Runde. „Dann nehmen wir das mal als Zeichen, auch zu gehen.“, beschloss Ino. Dies war, wie mittlerweile schon zu erwarten, nicht etwa an ihre Tochter gerichtet, sondern an Tenten, die nickte. Bevor sie sich erhob, wandte sie sich jedoch noch einmal an Sayuri. „Darf ich Makoto erzählen, dass du dich nach ihm erkundigt hast?“, fragte sie vorsichtig. Sayuri sah sie verwundert an. „Sicher.“, meinte sie dann, sich durchaus bewusst, dass alle im Raum sie anstarrten, sofern sie denn noch wach waren. „Wenn du willst. Warum denn auch nicht?“ „Falls du auf das Thema empfindlich reagierst, zum Beispiel.“, erklärte Tenten. Sayuri schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Von mir aus ist alles okay. Aber wenn er das irgendwie… Schlecht auffassen könnte, dann vielleicht lieber nicht…“ Sie überlegte kurz, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ach, tu einfach, was du für richtig hältst.“, trug sie Tenten dann auf. Diese lächelte, nicht ohne eine gewisse Erleichterung. „Nichts lieber als das, Schätzchen.“, sagte sie und ignorierte dabei geflissentlich, dass sie von zwei Personen im Raum äußerst feindselig angestarrt wurde. Dann gingen auch sie und Ino nach Hause. „Gut, dann…“, begann Sakura, erhob sich, Misaki immer noch auf dem Arm, und sah sich um. „Hiroshi, du gehst ins Bett. Sasuke, du bringst Satoshi ins Bett, ich kümmere mich um Misaki hier. Sayuri ist sicher auch furchtbar erschöpft und sollte ins Bett, Tsugumi kümmert sich um Shikashi, soweit das nötig ist, und hilft dem Rest von euch dann beim Tisch abräumen, wenn noch was zu tun sein sollte. Auf, auf!“ Und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, taten alle, wie ihnen geheißen, außer Sayuri, die darauf bestand, gar nicht müde zu sein und noch mithelfen zu können. Was die allgemeine Planung eher weniger beeinträchtigte. ~ „Reden wir jetzt oder später?“, fragte Sakura, als sie die Schlafzimmertür hinter sich zuzog. Sasuke hatte bereits auf sie gewartet, stand nun vom Bett auf und kam auf sie zu. „Später.“, beschloss er, presste sie gegen die geschlossene Tür und küsste sie, mit all dem Verlangen, das sich in den vier Jahre Abwesenheit angestaut hatte. Sakura erwiderte den Kuss nicht weniger hungrig, schaffte es aber noch, die Schlafzimmertür abzuschließen, bevor sie sich mit beiden Händen in seine Haaren verlor, die in all den Jahren nichts von ihrer Widerspenstigkeit verloren hatten. „Seit wann schließen wir denn ab?“, wisperte er gegen ihre Lippen. „Seitdem unsere Kinder groß genug sind, um sich um die Kleineren kümmern zu können.“, erklärte Sakura und schubste ihn weiter in den Raum hinein. „Sollte irgendwas sein, wird Tsugumi sich darum kümmern.“ „Ach, habt ihr das so ausgemacht?“, fragte Sasuke, die Hand ergreifend, mit der sie ihn zurückdrängte, bevor er sie wieder an sich zog. „Nicht direkt.“, gab Sakura zu. „Aber sie ist ein kluges Mädchen. Über das wir jetzt wirklich nicht reden sollten.“ Mit diesen Worten zog sie seinen Kopf wieder zu sich herunter und küsste ihn erneut, während sie ihre andere Hand aus seinem Griff befreite und ihm die Lederweste auszog, die er nach alle den Jahren immer noch trug. Na ja, er hatte ungefähr fünf verschiedene davon, die er alle mitgenommen hatte, und er trug sogar ein dunkelgraues Sweatshirt darunter, aber hey. Sie hatte sich ja äußerlich auch kaum verändert. Mehr oder weniger. Sie hatte gerade noch die Gelegenheit gehabt, ihm auch das Sweatshirt über den Kopf zu ziehen und achtlos zu Boden fallen zu lassen, da packte er wieder ihre Handgelenke, wirbelte sie herum und warf sie dabei aufs Bett, und sich direkt hinterher, bevor er begann, sich von ihrem Mund zu ihrem Hals mit seinen Küssen vorzuarbeiten. Sakura wollte sich gerade mit einem wohligen Seufzer in die Kissen zurücksinken lassen, da bemerkte sie, dass er offenbar nicht die Geduld hatte, ihr das Shirt auf konventionelle Art auszuziehen und Anstalten machte, es zu zerreißen. „So aber nicht.“, zischte sie, wenn auch ein wenig vergnügt, warf sie beide herum, so dass sie nun auf ihm saß, und schüttelte seine Hände ab. „Das ist mein Lieblingsshirt, das bleibt gefälligst ganz!“ „Du hast noch ungefähr zwanzig, die genauso aussehen.“, stöhnte Sasuke unter ihr. „Unwichtiges Detail!“, winkte sie ab und zog sich das Shirt nun selbst aus. Und während sie sich daran machte, auch ihren BH zu öffnen, hatte Sasuke bereits den Knopf ihrer Hose gelöst und fuhr mit seiner Hand hinein. Sakura unterdrückte das aufkommende Stöhnen und beugte sich nun wieder über ihn, um ihn erneut zu küssen, sich mit einem Ellbogen auf dem Bett abstützend. Ihre andere Hand machte sich in der Zwischenzeit an seiner Hose zu schaffen. Sasuke, die eine Hand weiterhin in ihrer Hose, die andere liebkoste ihre Brüste, ließ sich das allerdings nicht allzu lange gefallen, bevor er sie wieder herumdrehte, um oben zu sein. Dummerweise war auf der Seite, auf die er sie drehte, das Bett zu ende, und die beiden fielen relativ ungewöhnlich auf den Boden. „Autsch!“, entfuhr es Sakura, jetzt wieder unter ihm. „Pass doch auf!“ Sasuke brachte sie allerdings sofort zum Schweigen, indem er sie wieder küsste. Währenddessen fuhr die mit den Händen über seinen Rücken, auf dem sie zahlreiche neue und nicht sonderlich professionell behandelte Narben entdeckte, und zog mit den Füßen seine Hose samt Shorts aus. Dann schlang sie die Beine um seinen Rumpf, und presste ihn an sich. Dass sie dabei immer noch einen Slip trug, war ihm definitiv ein Dorn im Auge, und abgesehen davon auch noch irgendwie unpraktisch, sodass er ohne viel darüber nachzudenken ihn einfach von ihr losriss. „Hey!“, protestierte sie. „Ich mochte diesen Slip!“ Er ignorierte ihr Gezeter, hielt jedoch inne und betrachtete sie mit zusammengepressten Lippen. „Was?“, fragte sie ungeduldig. „Ich würde gerne mit dir schlafen.“, sagte er dann. Es dauerte eine Weile, bis sie die Bedeutung der Betonung des Satzes verstand. „Das… Wird aber nicht schön…“, wich sie dann aus. „Eben.“, beharrte er weiter. Mit einem Seufzer löste Sakura das Genjutsu, welches sie dafür sorgte, dass sie stets perfekte, falten- und schwangerschaftsstreifenfreie Haut und kräftiges, durch und durch rosanes Haar hatte. Denn über die Jahre hatten sich in ihrem Gesicht kleine Fältchen gebildet, die Haut um ihren Bauch herum war schlaff geworden und vor kurzem hatte sie bereits ein erstes, graues Haar entdeckt. Und das mit Mitte dreißig! Dass Sasuke von ihr verlangte, diese Illusion zu lösen, kam nicht häufig vor, war ihr aber auch nicht ganz neu. Sie wusste außerdem, dass er ein Problem damit hatte, dass sie sich stets hinter einer Art Maske verbarg, da er dies für unnötig hielt. Allerdings war es ihr wichtig, in der Öffentlichkeit möglichst makellos zu erscheinen, weil man jedes Fältchen gegen sie verwendet hätte. Und sie wusste, dass es ihm gefiel, dass nur er ihr wahres Äußeres zu Gesicht bekam. Und dann wurde ihr innerer Monolog davon unterbrochen, dass er sie einerseits wieder hungrig und fordernd küsste, was es ihr unmöglich machte, sich auf irgendwas anderes zu konzentrieren, und andererseits davon, dass er zeitgleich in sie eingedrungen war und sie sich nun zum ersten Mal seit vier Jahren wirklich komplett fühlte. „…Mein Rücken…“, jammerte Sakura leise, kaum zehn Minuten später. „Wir werden zu alt für sowas!“ „Hmpfh.“, widersprach Sasuke, die Augen geschlossen, das Gesicht irgendwo zwischen ihren Brüsten. Sie strich ihm über die Haare. Der Sex an sich hatte keine zehn Minuten gedauert, was allerdings durchaus länger war, als sie erwartet hatte, so überstürzt wie sie es angegangen waren. Es war kurz, heftig, und genau das gewesen, was sie beide jetzt gebraucht hatten. Und an allem anderen konnten sie ja arbeiten… Aber bitte nicht auf dem Boden. „Schatz, lass uns umziehen. Das Bett ist bestimmt viel bequemer.“, versuchte sie es erneut. „Hmpfh.“, kam es erneut von Sasuke, sodass Sakura keine andere Möglichkeit sah, als sich aufzurichten, was ihn seines Kopfkissens beraubte. „Außerdem werden wir im Bett viel besser reden können, was du ja auf später aufschieben wolltest.“, fügte sie hinzu und erhob sich vom Boden, gerade soweit, dass sie sich aufs Bett setzen konnte. Sasuke stand ebenfalls auf, allerdings nur, um sie aufs Bett zu drücken und wieder zu küssen. Allerdings war ihnen beiden durchaus bewusst, dass dies vorerst nicht zur nächsten Runde führen würde, und als Sasuke sich wieder von ihr löste, und dabei wieder auf ihr lag, begann Sakura das Gespräch. „Und egal, was du zu sagen hast, es steht dir nicht zu, irgendwelche Erziehungsmethoden meinerseits zu kritisieren.“, stellte sie klar. „Okay.“, murmelte Sasuke gegen ihre Hals. „Dann lass mich dir nur versichern, dass ich zwar den Clan wieder aufbauen wollte, es damit aber nicht so eilig hatte.“ Dafür schlug Sakura ihn, glücklicherweise nur recht halbherzig, gegen den Rücken. „Du hast außerdem kein Recht, Tsugumi zu verurteilen.“, erweiterte sie ihre Bedingungen. „Sie wird zwar auf das Gegenteil bestehen, aber an sich ist sie auch nur ein Opfer der Gesamtumstände. Und sie kümmert sich um ihren Sohn so gut wie alleine und schafft es sogar, zeitgleich fit genug zu bleiben, um am Joninexamen teilzunehmen. Außerdem ist das alles ganz allein ihre Sache, und glaub mir, sie hat unter den Konsequenzen schon genug gelitten.“ „Okay.“, meinte Sasuke. „Und… Warum zu Hölle ist sie jetzt mit Hiro zusammen? Ich meine…“ Sakura lachte bitter. „Weil Hiro eventuell für sie da war? Im Gegensatz zu anderen Menschen, die sich aus dem Staub gemacht haben, als es brenzlig wurde… Auch wenn seine Mission ja schon so lange vorher geplant war… Er ist wie sein Vater, ich sag es dir.“ Es nagten diverse Zweifel an Sasuke, ob die ganze Sache wirklich so schwarz und weiß war, vor Allem weil er sich weigerte, Tsugumi in irgendeinem Kontext als Opfer anzusehen und weil er wusste, wie empfindlich Sakura auf Männer reagierte, die ihre schwangeren Frauen sitzen ließen… Oh, verdammt, da war ja noch was. „Und, äh…“, setzte er wieder an. „Misaki…“ „Ja, ich wusste von ihr, bevor du weggegangen bist.“, sagte Sakura abwesend. „Und ja, ich weiß, wenn ich was gesagt hätte, wärst du definitiv hier geblieben. Und deswegen hab ich’s dir ja verschwiegen, diese Reise war nötig. Ich hätte jetzt nicht mit vier Jahren gerechnet, aber ja. Und sie wird schon noch ein wenig auftauen, sie mag generell keine Fremden. Oder Menschen generell. Sie ist sehr wie Tsugumi in dem Alter.“ „Okay.“, nahm Sasuke das so hin, wie Sakura es ihm ja bezüglich aller Zustände in diesem Haus aufgetragen hatte. Jedenfalls schien sie ihn nicht auf ihrer Liste von furchtbaren Männern, die ihre schwangeren Frauen sitzen ließen stehen zu haben, was irgendwo ein wenig heuchlerisch, aber definitiv zu seinem Vorteil war. „Und die Sache mit Tsuyoshi…“ „Hat er sich selbst eingebrockt.“, ergänzte Sakura. „Sowohl Aimi, als auch Kasumi, weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, tun ja so, als wäre es vollkommen okay, dass er was mit beiden gleichzeitig hat. Und davon können wir sie auch nicht abhalten, wie schon gesagt. Dass das ganze irgendwann in einer Katastrophe enden wird, ist ja klar. Und damit hat er dann selbst klarzukommen.“ „Wie gesagt.“, schaltete sich Sasuke wieder ein. „Ich hatte es mit dem Wideraufbau des Clans nicht so eilig…“ „Ja, aber du hast pubertäre Kinder in einem Umfeld, welches mit Sexualität relativ lose umgeht.“, erklärte Sakura. „Wie gesagt, wir können das eh nicht kontrollieren. Ich habe nur gerne einen Überblick darüber, wer meine Enkelkinder kriegt. Oder wäre es dir lieber, ich würde durchgreifen wie Hinata?“ „Was ist mit der überhaupt los?“, fragte Sasuke weiter. „Genau das, was Tsugumi meinte.“, antwortete Sakura. „Sie ist gut erzogen und kommt nicht mit den recht unkonventionellen Lebenseinstellungen ihres Umfeldes klar. Dummerweise sind wir das einzige Umfeld, das sie hat. Na ja, egal.“ „Und was ist mit Toshio?“, fragte Sasuke schließlich. „Wie hat der sich gemacht?“ Sakura seufzte tief. „Mittlerweile geht’s ihm ganz gut. Aber das war ein langer, langer Kampf, auf den ich jetzt nicht näher eingehen möchte.“ Sie setzte sich wieder auf. „Jetzt haben wir nämlich besseres zu tun.“ Mit diesen Worten zog sie Sasuke zu einem weiteren Kuss an sich, der nun definitiv zur zweiten Runde führen würde. ~ Etwa zeitgleich huschte auf dem Flur eine kleine, rosahaarige Gestalt aus ihrem Zimmer und eilte auf das Schlafzimmer ihrer Eltern zu. Dabei übersah sie eine wesentlich größere und zugegeben auch weniger auffällige Gestalt, über deren ausgestrecktes Bein sie stolperte. „Aua!“, keifte das kleine Mädchen seine ältere Schwester an, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und sie hämisch angrinste. „Was soll das?“ „Mamas Schlafzimmer ist ab jetzt Sperrzone für dich.“, erklärte Tsugumi der Kleinen, die sie währenddessen gegen das ausgestreckte Bein trat. Was nicht sonderlich wehtat. „Da schläft jetzt Papa.“ „Und was ist mit mir?“, fragte Misaki erbost. „Ich will nicht alleine schlafen!“ Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Musst du aber wohl. Oder geh zu Hiroshi, der freut sich bestimmt.“ „Das ist aber ein Junge!“ „Und dein Bruder. Das zählt nicht.“ „Wohl!“ Tsugumi seufzte. Sie hätte ja anmerken können, dass Misaki das einzige Kind war, welchem es je erlaubt wurde, länger als eine Nacht in Folge bei Mama im Bett zu schlafen, aber das verkniff sie sich. Genau wie ihre Mutter sie nicht verurteilte, verurteilte sie ihre Mutter nicht. Ein unausgesprochener Pakt. „Dann geh zu deiner anderen Schwester Sayuri, die freut sich bestimmt.“, schlug sie vor. „Zu mir kannst du nicht, da ist ein kleines, lautes Baby, das gerade Zähne bekommt.“ „Zu dir will ich auch gar nicht!“, keifte die Kleine, die allerdings klug genug war, ihre Stimme zu dämpfen. „Dann schlaf ich halt alleine!“ „Richtige Einstellung.“, lobte Tsugumi sie. „Und jetzt husch, ab ins Bett, du hast morgen Schule.“ Mürrisch und mit den Füßen aufstampfend zog die Kleine sich zurück, allerdings nicht ohne ihre Schwester und die verschlossene Schlafzimmertür am Ende des Flurs noch einmal böse, böse anzufunkeln. ~ Ich mache gerade Abi. Da dauert das mit den Kapiteln schon mal länger. Was sich jetzt speziell an eine Person richtet, auch wenn ich sowas normalerweise nicht tue. Und was sind schon zwei Monate? Während ANL4 musstet ihr teilweise bis zu 8 Monaten warten… Egal. Nach diesem Kapitel wird es eventuell schneller gehen weil ich am Freitag meine letzte Prüfung schreibe. Wünscht mir Glück, und so. Bio ist brutal. Egal. Fun Fact: In meinem Freundeskreis hatten wir mal eine Niveau-Karte. Es war die Teekarte der Eisdiele, in der wir uns immer mit zwei Paaren treffen. Und sie kam häufig zum Einsatz, allerdings bei viel, viel verfänglicheren Themen als hier. Nicht, dass wir nicht noch zu verfänglicheren Themen kommen werden… Soo. Es ist lustig, dass ihr alle von der Beziehung von Tsugumi und Hiro wusstet, bevor Tsugumis Kind ins Spiel kam, wirklich. Und wie es zu diesem Kind kam und was zur Hölle und so, wird im nächsten Kapitel erklärt, versprochen. Oh, und wenn ihr verwirrt seid, keine Sorge. Das muss so sein. So viel zu erzählen, so wenig Zeit, so viele Wörter… Hach ja… Kapitel 2: Äquivalenter Austausch --------------------------------- Keep quiet, nothing comes as easy as you Can I lie in your bed all day? I’ll be your best kept secret and your biggest mistake. The hand behind this pen relives a failure every day. Am Vormittag des nächsten Tages siegte Sayuris Neugier über ihren Anstand. Sie hatte bereits einen komischen Morgen hinter sich; es war sehr, sehr komisch beim Frühstück, an welchem früher nur die Familie teilgenommen hatte, plötzlich Aimi und Yoko dabei zu haben, als ob das ganz normal wäre. Und das war es wahrscheinlich auch; sie war immerhin diejenige, die vier Jahre weggewesen war, aber trotzdem, komisch war es schon. Sie hatte sich außerdem ihrer Mutter insofern anvertraut, dass sie jetzt sehr wohl heilen konnte und deswegen im Krankenhaus arbeiten wollte, was absolut kein Problem darstellte, wenn sie einige Eignungstests bestünde. Und um diese vorzubereiten, war Sakura erst einmal außer Haus. Sasuke war ebenfalls weg; er sollte sich bei Naruto wieder zum Dienst melden und sich gleichzeitig die wichtigsten politischen Geschehnisse noch einmal erklären lassen, die er als zweitwichtigste Person im Dorf eventuell kennen sollte. Und alle üblichen Geschwister plus Anhang hatten sich auf Akademie, Mission oder Training verteilt. Außer Tsugumi. Und ihrem Kind, natürlich. Und so nahm Sayuri schnell all ihren Mut zusammen, was nicht allzu viel war, und klopfte an die neue Zimmertür ihrer Schwester, die innerhalb der letzten vier Jahre in ein Zimmer umgezogen war, was eigentlich kein Schlafzimmer sondern eine Vorratskammer gewesen war, wahrscheinlich aus Platzgründen. Sayuri atmete noch einmal tief durch. Sie hatte sich alles zurechtgelegt. „Herein.“, ertönte es, ein wenig gedrungen, und als sie dieser Aufforderung folgte, bot sich Sayuri ein recht… Ungewöhnliches Bild. Tsugumi war auf dem Boden und machte Liegestützen. Und auf ihrem Rücken hatte sie den Tragesitz von Shikashi, mit selbigem darin. Schlafend. „Hi!“, begrüßte Sayuri die beiden mit gedämpfter Stimme, um das Baby nicht zu wecken. „Äh… Hast du einen Moment Zeit?“ „Du musst nicht so leise sprechen, den weckt eh nur Mamas Geschrei auf.“, meinte Tsugumi und sah auf ihre Armbanduhr, ohne dabei ob des Verlusts ihres… Standarmes? auch nur das kleinste Bisschen zu wackeln. „Und ja, ich hab noch eine halbe Stunde, bis ich den Kleinen zu Ino bringe und trainieren gehe.“ „Du trainierst?“, rutschte es Sayuri heraus. „Ich meine, so richtig? Bist du nicht noch im Mutterschutz, oder so?“ Tsugumi lachte. „Ja, theoretisch schon.“, gab sie zu. „Aber im Januar sind Joninexamen. Und ich habe keine Lust, noch fünf Jahre darauf zu warten, also tu ich mein Bestes, um wieder in Form zu kommen. Denn egal, was für einen Eindruck Mama auf dich gemacht haben mag, so eine Schwangerschaft schlaucht ganz schön… Kannst du ihn mal kurz halten? Mit dem Boden reden ist blöd.“ „Ja, sicher.“, sagte Sayuri eifrig und hob den Tragesitz mit dem schlafenden Shikashi vom Rücken ihrer Schwester. Diese stieß sich mit den Armen vom Boden ab und schaffte es, nur mit dem dadurch entstandenen Schwung wieder aufrecht zu stehen. Dann reckte sie sich einmal in jede Richtung und kippte hinten über, machte eine Brücke und dann einen Überschlag, schwankte jedoch, als sie mit den Füßen wieder auf dem Boden aufkam. „Mist.“, fluchte sie. „Immer noch nicht so ganz, was ein scheiß…“ Sie nahm Sayuri den Kleinen ab und trug ihn in so eine Art zweites Zimmer. Tsugumis neues Zimmer hatte nämlich etwas, was eigentlich mal als begehbarer Vorratsschrank angelegt worden war, nun aber zum Kinderzimmer umfunktioniert wurde; ein kleiner Raum, der zu ihrem Zimmer dazu gehörte, allerdings auch eine Tür hatte, nur für den Fall, dass der Kleine Ansprüche an eine eigenes Zimmer und ein Minimum an Privatsphäre stellte, bevor die ersten ausgezogen waren. Wobei die Chancen gut standen, dass es sich dabei um Tsugumi selbst handeln würde. Als Selbige aus dem improvisierten Kinderzimmer zurückkam, stand Sayuri immer noch mitten im Raum und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Tsugumi grinste. „Okay, was genau führt dich zu mir, Schwesterherz?“, fragte sie und ließ sich auf ihrem Bett nieder. „Und setz dich doch. Du wirkst ein wenig angespannt.“ „Na ja…“, setzte Sayuri ausweichend an und setzte sie neben Tsugumi aufs Bett. „Also, heute Nachmittag werde ich zum Krankenhaus gehen und mich da als Medic einschreiben, aber… Na ja, also, nach gestern…“ „Mal abgesehen davon, dass es irgendwie überraschend unüberraschend kommt, dass du nach vier Jahren Training mit Papa doch Medic geworden bist…“, begann Tsugumi. „Worauf willst du hinaus?“ „Mmh, ja, also…“ Verlegen kratzte Sayuri sich den Hinterkopf. „Na ja, das hat… Gründe… Aber wo ich eigentlich drauf hinaus wollte, also… Sagen wir einfach… Ich würde nur äußerst ungern wenn ich auf dem Weg zum oder vom oder im Krankenhaus bin von irgendwem, äh… Dinge zu hören kriegen, von denen ich nicht genau weiß… Inwiefern sie zutreffen. Ja, genau, das.“ Tsugumi sah sie einige Sekunden lang ein wenig überrascht an. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „Meine Güte, Sayuri!“, stöhnte sie. „Ich bitte dich. Wenn du die genauen Umstände, wie es zu meinem Kind kommen konnte, kennen möchtest, dann sag das doch einfach!“ „Aber… also…“ Sayuri starrte peinlich berührt auf ihre Knie. „Es ist ja nicht so, dass…“ „Doch, du bist einfach nur neugierig.“, schnitt Tsugumi ihr das Wort ab. „Wobei ich dir auch zugestehen würde, dass du an meinem Leben interessiert bist und die Ausrede, die die benutzt hast, eventuell ein klein wenig Wahrheit enthält. Aber in erster Linie bist du wirklich einfach nur neugierig.“ „…Kann sein.“, gab Sayuri zu. „Aber…“ „Nichts aber.“, verlangte Tsugumi. „Ne, gar nichts aber. Ich sehe ein, dass es besser ist, dir die Wahrheit zu erzählen, als dich da raus zu schicken, damit dir jeder erzählen kann, was für eine unglaubliche Schlampe ich doch bin und dass das Kind von Shikkun ist nur gut geraten war, oder was auch immer sie sich sonst noch ausgedacht haben.“ „Das wäre jetzt das letzte gewesen, woran ich gezweifelt hätte.“, sagte Sayuri. „Also, dass der Kleine von Shikkun ist, selbst wenn er nicht Shikashi heißen würde und genauso aussieht wie die gesamte männliche Linie des Nara-Clans…“ Sie räusperte sich. „Also, ich meine, ich hätte auch nicht direkt erwartet, dass ihr gleich ein Kind habt und dass das Ganze irgendwie auch vorbei zu sein scheint, aber dass da mal was zwischen euch sein würde…“ „Ja, danke.“, unterband Tsugumi weitere Ausführungen. „Das hat wohl sowieso niemanden überrascht, der sich nicht das Maul über mich zerreißen wollte. Aber hör mal, wenn ich dir jetzt die ganze dreckige Geschichte erzählen soll, musst du mir am Ende auch erzählen, was zur Hölle du die letzten vier Jahre getrieben hast, verstanden?“ „Okay…“, sagte Sayuri langsam. „Gut.“, meinte Tsugumi, streckte sich und lehnte sich zurück. „Dann wollen wir mal.“ ~ Flashback UND leichtes Perspektivenwechsel no Jutsu! ~ Gut, also, mal abgesehen von den zahlreichen Momenten an denen Sayuri ihre These festmachte, die auch in den paar Jahren nach ihrem Abgang und dem Einsetzen dieser Geschichte nicht gerade nachgelassen haben, kann man den wirklichen Anfang der ganzen Misere ziemlich genau auf ein Ereignis festlegen. Bei diesem Ereignis handelt es sich, oh Wunder, oh Wunder, um eine Mission, die dem ehemaligen Team Sasuke, welches zu diesem Zeitpunkt schon seit ziemlich genau drei Jahren sowohl ohne Sensei als auch als Chuunins existierte, aufgetragen wurde. „Okay, die Mission ist an sich ziemlich leicht.“, begann Naruto den zugehörigen und eigentlich vollkommen überflüssigen Vortrag. „Allerdings könnte sie euch in, äh, Milieus führen, die eure Eltern für nicht so berauschend halten würden. So, eventuell. Ähm, ja.“ „Dann erzählen wir Mama einfach nicht so genau, wo wir waren.“, versicherte Tsugumi ihm. „Wir sind Ninjas, um Himmels Willen, und keine Babys mehr!“, fügte sie dann vollkommen berechtigt hinzu. „Ja, das hab ich deiner Mutter auch schon häufiger erzählt.“, behauptete Naruto. „Und dann wurdet ihr entführt. Dumm gelaufen.“ Und obwohl sie vollkommen vorbereitet war, einen fünfminütigen Vortrag darüber zu halten, dass das definitiv nicht an der Infantilität der Anwesenden gelegen hatte und generell ein dummer und sinnloser Vorfall war, um den die Autoritäten sich hätten kümmern können, wenn sie ihre Mutter in diesem Fall mal ernst genommen hätten, so schwer einem das auch fiel, setzte sie ein gewinnendes Lächeln auf und schluckte all diese Argumente runter. „Na ja, aber der Typ, der uns damals hat entführen lassen, ist jetzt schon seit Jahren ruhig und so, ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich ausgerechnet diese Mission aussuchen würde, um wieder zuzuschlagen. Mama ist ja auch davon überzeugt, dass er ganz aufgegeben hat, und außerdem mochte er Sayuri von uns immer am liebsten. Und überhaupt, ist es nicht irgendwo ein Zeichen von Schwäche, wegen dieses einen Vorfalls überqualifizierte Shinobi wie uns aus allem rauszuhalten? Mal ganz abgesehen davon, dass wir eine gewisse Quote an Missionen brauchen, um uns fürs Joninexamen oder was auch immer zu qualifizieren, lässt es Konoha auch wirtschaftlich schlechter dastehen, wenn Tsuyoshi und ich niemals verwendet werden, so als neue Generation Uchihas. Wenn wir uns durch ein paar Missionen erstmal einen, na ja, eigenen Namen machen, dann…“ „Okay, okay, hör auf.“, unterbrach Naruto, die Brillanz ihres Vortrages nicht zu würdigen wissend, und hob abwehrend die Hände. „Mal ganz ehrlich, warum wirst du noch mal nicht Diplomatin?“ „Weil sie jedes Mal, wenn sie genauso lächelt und redet, die Fäuste hinter dem Rücken ballt und bereit ist, ihrem Gegenüber eine rein zu hauen, sollte er Widerworte geben.“, behauptete Shikkun vollkommen unbegründet. „Gar nicht!“, verteidigte Tsugumi sich. „Ich werde keine Diplomatin, nicht weil ich mich nicht beherrschen könnte, sondern weil ich einfach besser darin bin, Leuten eine reinzuhauen. Als persönliche Präferenz, wie bei dir, nur umgekehrt.“ „Na, ist ja auch egal.“, würdigte Naruto sie schon wieder nicht angebracht. „Also, das Problem an dieser Mission ist nicht, dass sie euch eventuell in Gefahr bringt, in politischen Schmierenkomödien verwickelt zu werden.“, fasste er den Vorfall äußert galant zusammen. „Das heißt, doch, aber auf einer kleineren Skala. Es geht in erster Linie um die Bürgermeisterwahl in irgend so einem kleinen Kaff südwestlich von hier. Und das scheint da immens wichtig zu sein, weil Kandidat a), ein Herr Takada, seinen Konkurrenten Kandidat b), Morimoto, verdächtigt, persönliche Informationen über seine Sponsoren an irgend so eine Gruppe von Schlägertypen weiterzugeben, die sie dann einschüchtern und dazu bringen, seine Kampagne nicht weiter zu sponsern, oder so. Und die Mission besteht darin, Beweise dafür zu finden, mit denen Takada wiederum in der Lage sein wird, Morimoto öffentlich zu blamieren. Ja, ich finde auch, dass die das alles ein bisschen zu ernst nehmen.“ „Und das ist jetzt so schwierig, weil?“, hakte Tsuyoshi überflüssigerweise nach. „Weil ihr eigentlich kein Spionageteam seid.“, nannte Naruto den unwichtigsten Grund. Als ob sie nicht alle in der Lage wären, einigermaßen flexibel zu sein. Sie hatten ein verdammtes Bluterbe, das vor Flexibilität beinahe platzte, um Himmels willen! „Und weil diese Mission ziemlich viel Diskretion und sowas verlangt, Menschen beobachten, kombinieren und dann noch eine Lösung finden, das alles so subtil zu regeln, das nicht auffällt, dass Ninjas daran beteiligt waren.“ „Aber würde zu viel Subtilität nicht schon allein deswegen wieder auf Ninjas hindeuten?“, wand Tsugumi, klug wie sie war, ein. Naruto zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon, wenn keiner beweisen kann, dass Ninjas beteiligt waren, weil alles so diskret abgelaufen ist, ist das nur gut für uns.“ „Wie lange haben wir Zeit?“, fragte Shikkun, um mal endlich zur Sache zu kommen. „Jetzt noch zehn Tage.“, antwortete Naruto, während er sehr unprofessionell auf die Schriftrolle schielte. „Wenn ihr angekommen seid vielleicht noch neun. Ist’n ganz schönes Stück. Ist das eure erste mehrtägige Auswärtsmission ohne Vorgesetzten?“ „Ja, normalerweise war immer noch jemand mit mehr Erfahrung dabei.“, antwortete Shikkun, obwohl Naruto das ja eigentlich wissen sollte. „Okay, cool. Dann solltet ihr wissen, dass die meisten Gasthäuser und so mit uns in Kooperation stehen. Ihr müsst einfach nur euer Stirnband an der Rezeption vorzeigen und alle Kosten kommen uns zu, bis zu einem gewissen Grad, also übertreibt es nicht.“ „Inwiefern übertreiben?“, wollte Tsuyoshi wissen. „Nicht mehr essen als ihr müsst, keine Wellnessagebote oder sonstigen Scheiß und was weiß ich. Außerdem dürfte ein Zimmer für euch drei reichen, oder?“ ~ „Moment, was?“, hakte Sayuri da erstaunt nach. „Heißt das…“ Tsugumi lachte. „Nein, es ist nicht das, was du denkst.“, beschwichtigte sie sie. „Ich meine, ich bitte dich…“ ~ Als sie es am Abend desselben Tages etwa fünf Stunden unter dem gesetzten Zeitlimit in die verdammt kleine, aber für die Gegend durchaus große und bedeutende Stadt geschafft hatten, stellte sich in einem möglichst zentral gelegenem Gasthaus heraus, dass ein Doppelzimmer aufgrund einer äußerst günstig platzierten Couch durchaus für alle drei reichte. Streng genommen hätten sie auch alle drei ins Bett gepasst, aber das wollten sie alle nicht. Und es gab auch ein paar gute Gründe, die zur endgültigen Aufteilung der Schlafgelegenheiten führten. „Okay…“, begann Shikkun, der als erstes den Raum betreten hatte. „Ich nehme dann mal das Sofa…“ „Nichts da!“, warf Tsugumi ein. „Ich schlafe auf keinen Fall mit Tsuyoshi in einem Bett!“ „Aber ihr seid Geschwister, das ist immer noch am wenigstens unangenehm…“, protestierte Shikkun schwach. „Tsuyoshi tritt aber ganz viel.“, erklärte Tsugumi. „Und ich brauche meine Beine funktionstüchtig. Außerdem schnarcht er ganz furchtbar, aber dagegen lässt sich hier ja nichts machen.“ „Ja, danke.“, schnaubte Tsuyoshi von hinten. „Dumm ist aber, dass ich garantiert nicht mit Shikkun im Doppelbett schlafen werde. Nichts gegen dich, aber das ist ekelig.“ Shikkun blinzelte ein paarmal verwirrt und sah ganz wunderbar verdattert aus. „Okay, okay.“, sagte er dann. „Also, verstehe ich das richtig, dass du es lieber hättest, wenn ich mit deiner Schwester in einem Bett schlafe?“ „Huh…“, machte Tsuyoshi da überrascht und betrachtete ihn kritisch. Dann zuckte er mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ja. Ich meine, wenn das Sayuri wäre, auf keinen Fall, aber… Ne, bei Tsugumi mache ich mir da höchstens um dich Sorgen. Außerdem, heh, bin ich ja immer noch im selben Zimmer mit euch.“ „Und wenn ich jetzt ganz ausdrücklich sage, dass mir das unangenehm ist…“, setzte Shikkun nochmal an. „Bist du eh schon überstimmt. Stell dich nicht so an.“, teilte Tsugumi ihm mit. „Außerdem werden wir wahrscheinlich eh nur diese Nacht alle gleichzeitig in diesem Raum schlafen, ansonsten müssen wir ja Menschen beschatten.“ „Als ob ich hier derjenige wäre, der sich anstellt…“, brummte Shikkun verstimmt, wurde aber ignoriert. ~ „Nicht ernsthaft, oder?“, unterbrach Sayuri sie da wieder. „Ich meine… Oh mein Gott…“ „Nein Schätzchen, ich sag doch, nicht so wie du denkst.“, wiederholte Tsugumi sich. „Wie stellst du dir das vor? ‚Oh, die Tatsache, dass du gerade neben mir liegst macht mich so geil, komm, lass ficken, und ignorier einfach dass mein laut schnarchender Bruder im selben Raum schläft‘?“ „Gut… Das wäre doch ein wenig… Extrem…“, gab Sayuri zu, die ob der Ausdrucksweise ihrer Schwester hochrot angelaufen war. „Ich meine…“ „So viel Anstand traust du mir dann doch noch zu?“, ergänzt Tsugumi amüsiert. „Na, herzlichen Dank aber auch.“ „Nein, nein!“, stritt Sayuri vehement ab. „So… So hab ich das gar nicht gemeint, ich…“ „Ach, Schätzchen, ich mach mich nur über dich lustig.“, teilte Tsugumi ihr mit. „Und willst du die Geschichte nun hören oder nicht?“ ~ Die Mission verlief eigentlich ganz gut soweit, also, sicher, bei der Besetzung konnte ja gar nichts großartig schief gehen. Nachdem sie sich in ihrer ersten Nacht im Dorf ungehört hatten und am zweiten Tag von ihrem Auftraggeber über alle möglichen persönlichen Details seines Konkurrenten aufgeklärt worden waren, wechselten sie sich damit ab, entweder zu schlafen oder wahlweise Morimoto oder die lokalen Gruppierungen von ‚Schlägertypen‘, ganze zwei, die die meiste Zeit damit verbrachten, sich gegenseitig zu beleidigen. Direkt am zweiten Tag zog sich in aller Öffentlichkeit wieder einer von Takadas Sponsoren zurück, was den dreien erlaubte, sich auf eine engagierte Schlägertruppe festzulegen, da in der täglichen Konfrontation der beiden drei Mitglieder der Nordfraktion gefehlt hatten, und ja, die Gruppen hatten Namen dieser Art und unterschieden sich nach nördlichem und südlichem Stadtgebiet. Dumm nur, dass die Stadt eher nach Osten und Westen ausgedehnt war, aber hey. Am nächsten Tag überhörte Tsuyoshi diese Gruppe darüber reden, dass am nächsten Morgen eine neue Mitteilung ihres Auftraggebers erwartet wurde, in der die neusten Instruktionen stehen würden. Besagter Auftraggeber verbrachte den Tag damit, in seinem Büro zu Hause zu sitzen und sich abends für den Rest der Nacht in einem Bordell einzufinden. Dies teilte Shikkun ihr mit, der soeben von seinem Posten vor dem Bordell zurückgekommen war, nachdem die Zielperson selbiges verlassen hatte und nach Hause gegangen war. Und so viel Mühe er sich auch gegeben hatte, Tsugumi schlafen zu lassen, war sie ob ihrer exzellenten Instinkte (und ihres überdurchschnittlichen Gehörs) trotzdem aufgewacht. Und nun saß er am Fußende des Bettes, welches sie sich gelegentlich vollkommen platonisch teilten, und sie kniete neben ihm auf dem Bett, in einem sehr hübschen, schwarzen Negligé mit Rüschen, welches sie vollkommen geplant mit auf diese Mission genommen hatte, sobald sie von der Nur Ein Zimmer Für Alle Regel gehört hatte. Im Licht wäre es leicht durchsichtig, allerdings hatte Shikkun es nicht angemacht. Und ja, das war eine Steilvorlage, um auf andere Umstände zurückzukommen, die ihn auch nicht angemacht hatten. Wortspiele sind was Witziges. Hatten wir dieses Kapitel schon Anspielungen auf Itachi? Nun gut, immerhin hatte er die Gnade, peinlich berührt auf seine Hände auf seinen Knien zu starren, während sie sich eventuell etwas näher zu ihm hinüberbeugte als unbedingt notwendig gewesen wäre. „Brr.“, machte sie am Ende seines Vortrags. „Du bist eiskalt.“ „Es ist auch vier Uhr morgens Anfang Februar und ich habe sechs Stunden in einem Baum verbracht. Na ja, mehreren.“, erklärte er monoton und bemüht, sie nicht anzusehen. „Und überhaupt, das ist das erste, was dir darauf einfällt?“ „Nun ja. Was soll ich sonst sagen?“, verteidigte Tsugumi sich. „Dass es lustig ist, dass sich unser werter Herr Morimoto dabei sehen lässt, wie er in ein Bordell geht, sich aber auf Teufel komm raus nicht dabei erwischen lassen will, wie er Informationen an irgendwelche Schläger weitergibt?“ „Ich denke mal, das liegt daran, dass der Besuch eines Bordells relativ wenig mit politischem Aktivismus zu tun hat.“, erklärte Shikkun, um seinen sachlichen Analysetonfall bemüht. „Wohl eher mit politischer Dummheit.“, stimmte Tsugumi ihm halbwegs zu. „Ich meine, das könnte man so toll ausschlachten… Aber was ich eigentlich sagen wollte; die Tatsache, dass du so unglaublich kalt bist, dass mir kalt wird, stört mich momentan mehr als die fleischlichen Gelüste unserer Zielperson.“ „Na, kein Wunder.“, schnaubte Shikkun und erlaubte sich einen sehr kurzen Seitenblick auf ihren für fünfzehn Jahre schon viel zu weit entwickelten Busen, der knapp unter seinem Gesicht hing (vollkommen beabsichtigt) und von dem Negligé kaum bedeckt wurde. Oder auch so gut wie gar nicht, wenn das Licht an wäre. „Bei dem Fetzen, den du da anhast, darfst du dich nicht wundern, wenn dir kalt wird.“ „Ich musste halt schnell packen.“, behauptete sie. „Genau.“, schnaubte er erneut. „Und mitten im Winter war das natürlich ganz oben.“ „Es kam eben frisch aus der Wäsche!“, elaborierte Tsugumi und verschränkte die Arme wohlkalkuliert unter der Brust. Shikkun stöhnte und stützte seinen Kopf mit den Händen ab, wobei er immer noch verbissen versuchte, weder sie noch ihren Busen, der nun genau auf seiner Augenhöhe war, anzusehen. „Ich bin hier, um mit dir über Taktik zu reden, Tsugumi.“, teilte er ihr dann mit. „Na, wenn wir ein Foto davon machen, wie er in das Bordell geht, ist das ja schon mal ein super Anfang, um ihn zu defamieren… Und wenn wir erst einmal erfahren, wie genau er seine Gangsterbande kontaktiert…“, griff sie dieses Thema leicht süffisant auf. Shikkun stöhnte nochmal. „Was genau wird das?“, wollte er dann wissen. „Was denn?“, fragte Tsugumi unschuldig. „Du wolltest doch über Taktik reden!“ Er stöhnte nochmal. „Tsugumi…“, brummte er dann. „Hör auf damit, okay?“ „Womit denn?“, hakte sie mit einem gewinnenden Lächeln nach und beugte sich noch ein wenig weiter in seine Richtung. „Ich habe keine Ahnung, was du damit bezweckst…“, begann er, die Augen geschlossen, die Stimme genervt. „Also, doch, sicher, ich bin nicht blöd. Aber ich komm einfach nicht darauf, worauf du langfristig abzielen könntest, du und bist nicht… Nun ja, simpel genug, um einfach nur… Also…“ Er seufzte resigniert und brach ab. Tsugumi kicherte. „Ach, Shikkkun, meine Güte.“, seufzte sie. „Du weißt genauso gut wie ich, dass zwischen uns irgendwas… Unerledigt ist, sozusagen. Und das nervt mich.“ „Ja, mich auch.“, brummte er. „Allerdings nervt es mich mehr, dass unsere Vorstellungen diesbezüglich etwas… Auseinander zu gehen scheinen.“ „Ach, das können wir später auch noch klären.“, winkte Tsugumi ab und beugte sich nun so nah zu ihm, dass sie seinen Atem spüren konnte, der leicht beschleunigt war, während er sie immer noch zweifelnd ansah, aber nicht zurückwich. „Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist…“, protestierte er schwach, doch da hatte sie ihm bereits mit ihren Lippen sacht das Wort abgeschnitten. Und dafür, dass er dies eben noch für eine schlechte Idee hielt, hatte er sie relativ schnell an sich gezogen und die Hände in ihren Haaren vergraben. Außerdem würde sie dafür, dass sie ziemlich schnell auf dem Bett lagen, definitiv nicht die alleinige Verantwortung übernehmen. Höchstens dafür, dass sie dabei bereits eine Hand in seinem engen, schwarzen Rollkragenpulli hatte, und selbigen langsam hochzog, immerhin hatte er entscheidend zu viel an… „LEUTE, ICH HAB’S!“, ertönte es da plötzlich von der Tür, das viel zu grelle Licht ging an und ein strahlender Tsuyoshi kam ins Zimmer stolziert. „Oh mein Gott, ihr werde mir nicht glauben, was ich gerade gesehen habe… Was zur Hölle macht ihr da? Und was hast du da überhaupt an?!“ „Nichts!“, erklärten beide viel zu schnell. Tsugumi hatte sich sofort wieder aufgesetzt, Shikkun war liegen geblieben und hatte lediglich seinen Pullover wieder runtergezogen. „Ja, dass sie nichts an hat, sehe ich auch!“, log Tsuyoshi aufgebracht, sehen konnte er nämlich gar nichts mehr, da er sich mit seinem gesamten Unterarm die Augen zuhielt. „Ach, Gott, stell dich nicht so an.“, fauchte Tsugumi entnervt, zog sich aber gnädigerweise eine Strickjacke über. „Und was hast du jetzt so tolles rausgefunden? Mach schnell, ich muss gleich auf meinen Posten und wollte sowieso gerade gehen. „Und ich wollte schlafen.“, stellte Shikkun klar. „Ja, genauso sah das auch aus.“, schnaubte Tsuyoshi und schüttelte sich. „Gott, die Bilder in meinem Kopf…“ ~ Sayuri hatte währenddessen Mühe, sich vor lauter Lachen aufrecht zu halten. „Ja, unglaublich witzig, ich weiß.“, gab Tsugumi zu. „Aber bitte bleib bei Bewusstsein, ich bin mir nicht ganz sicher, was ich machen müsste, um dich wiederzubeleben…“ „Das kommt darauf an, wovon ich ohnmächtig geworden bin.“, erklärte Sayuri, immer noch lachend. „Und ob ich noch selbstständig atme oder nicht und…“ „Wirklich sehr interessant.“, unterbrach Tsugumi sie. „Und ich werde sicher noch einmal darauf zurückkommen, wenn ich nicht in fünfzehn Minuten los muss und noch eine Geschichte zu erzählen habe.“ „Entschuldige!“, japste Sayuri „Es ist nur, das war so sehr wie in den Geschichten, die Papa von früher erzählt hat…“ Sie erwähnte einfach mal nicht, dass es komisch war, wie Tsugumi sich zuvor moralisch darüber entrüstet hatte, in einem Raum mit Tsuyoshi mit Shikkun zu schlafen und sich dann doch derartig ins Zeug legte, aber hey. Zeitlimit. ~ Tsuyoshis großartige Beobachtung war, dass eine der Prostituierten aus dem Bordell in den frühen Morgenstunden eine Schriftrolle mit Anweisungen zu der verantwortlichen Gangsterbande gebracht hatte. Ein bisschen Schnüffelei und einen Einbruch in besagtes Bordell später wussten sie sicher, dass eben diese Prosituierte alle paar Tage von ihrer Zielperson besucht wurde und somit wiederholt die Informationen weitergab. Daraus folgte, dass sie irgendwo in den Transport der Schriftrollen eingreifen mussten, um die echte Schriftrolle zu stehlen und ihrem Auftraggeber zu bringen, und eine Kopie weiterwandern lassen. Und wie sie das am besten anstellen sollten, nun, da gingen die Meinungen ein wenig auseinander. „Versteht ihr denn nicht, dass das vollkommen idiotisch ist?“, keifte Tsugumi zum wiederholten Male händeringend und schritt im Zimmer auf und ab. Die Jungs saßen auf ihren Schlafgelegenheiten und beobachteten sie skeptisch. „Es ist viel, viel schwieriger, auffälliger und unsicherer eine Person wie Morimoto von offener Straße zu kidnappen und auszuknocken, um ihm die Informationen abzunehmen. Das ganze wird schon auffallen, wenn er nur wenige Minuten zu spät kommt, so gut wie er das immer timt!“ Den Unterlagen des Bordells hatten sie nämlich entnehmen können, dass seine favorisierte Prostituierte den absurden Namen Momoiro trug und er sie alle paar Tage um mehr oder weniger Punkt neun Uhr dreißig aufsuchte und meistens erst in den frühen Morgenstunden verließ. „Dein Plan ist noch viel idiotischer!“, keifte Tsuyoshi zurück. „Ich meine, du wirst auf keinen Fall die Nutte spielen!“ Tsugumi verdrehte die Augen. „Wie oft denn noch, soweit würde ich es doch gar nicht kommen lassen!“, erklärte sie genervt. „Ich nehme diese Momoiro, pfusche ein bisschen in ihren Erinnerungen herum, lasse sie schlafen und wenn Morimoto kommt, mach ich dasselbe mit ihm, nehme ihm die Rolle ab, erstelle die Kopie, drapiere beide schön auf dem Bett und verschwinde. Die beiden werden nicht einmal merken, dass irgendwas anders gelaufen ist als sonst. Und ja, im Gegensatz zu dir kann ich das so präzise!“ „Aber das ist viel zu gefährlich!“, protestierte Tsuyoshi. „Was, wenn du kein Chakra mehr hast, dabei einen Fehler machst, der Typ kreischend wegrennt, sobald deine Augen rot werden, irgendwer reinkommt, er dich direkt aufs Bett wirft und von hinten nimmt, bevor du Gelegenheit hast, was zu tun? Weißt du, was dann passiert?“ „Sicher tu ich das!“, antwortete Tsugumi und musste sich arg zusammenreißen, ob dieser geballten Dummheit nicht den Kopf in den Händen zu vergraben. „Und ist dir nicht klar, dass ich das alles gar nicht vorschlagen würde, wenn ich nicht genau wüsste, dass ich klar komme? Egal, was da passiert, ich kann mich wehren und dabei so subtil sein, dass es niemand mitbekommt. Hör gefälligst auf, mich zu unterschätzen!“ „Ich unterschätze dich nicht, ich mache mir Sorgen!“, behauptete Tsuyoshi, dann wandte er sich an Shikkun. „Sag du doch mal was dazu!“ „Ja, genau.“, verlangte nun auch Tsugumi mit ein wenig weicherer Stimme und verschränkte die Arme wieder gezielt unter der Brust. „Sag, ihm, wie dumm sein Plan ist.“ Shikkun zwang seinen Blick von ihr zu Tsuyoshi und dann wieder zu den Händen auf seinen Knien zu wandern, bevor er sich unangenehm berührt räusperte und aufstand. „Okay…“, begann er zaghaft, sah noch einmal zwischen den beiden hin und her, und holte dann tief Luft, um sich zu sammeln. „Also, man kann definitiv nicht abstreiten, dass Tsugumis Plan an und für sich der bessere ist; die Sicherheitslücken darin, Morimoto vor dem Etablissement abzufangen sind tatsächlich viel, viel größer und jedes Lehrwerk zum Thema Spionage und was auch immer wir gerade sonst noch tun würde vehement davon abraten, diese Risiken einzugehen.“ „Ha!“, entfuhr es Tsugumi triumphierend, doch Shikkun unterbrach sie. „Allerdings würde ein jedes Lehrwerk auch davon abraten, unnötige Risiken was die Sicherheit von Teammitgliedern angeht einzugehen.“, setzte er seinen Vortrag fort. „Und auch wenn dein Plan weniger Lücken hat, Tsugumi, wäre es einfach nur furchtbar unbedacht, dich so in Gefahr zu begeben, wenn es eine Alternative gibt. Und da der Plan mit Morimoto nicht vollkommen unmöglich ist, denke ich, dass wir uns darauf einigen können, dabei zu bleiben.“ Für einen kurzen Moment verschlug es Tsugumi vor Entrüstung die Sprache. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihn wütend an. „Jetzt fängst du auch schon damit an!“, zischte sie. „Ich kann ganz wunderbar auf mich selbst aufpassen, weißt du? Hört gefälligst auf, mich zu unterschätzen! „Darum geht es doch gar nicht.“, behauptete Shikkun, bemüht, einen beschwichtigenden Tonfall anzuschlagen. Er ging auf sie zu und legte ihr zögernd beide Hände auf die Schultern. „Es geht um ein simples abwägen von Chancen und Risiken, und dabei ist es nun einmal vollkommen klar, dass einfach nicht genug auf dem Spiel steht, um dich so in Gefahr zu bringen.“ Und der vollkommen ernsthafte und aufrichtig besorgte, intensive Blick, mit dem er sie ansah, war beinahe genug, um sie umzustimmen. Beinahe. „Du kannst von mir aus alles anzweifeln, was du willst.“, zischte sie so leise, dass nur Shikkun, der ihr, für seine Verhältnisse, extrem nah war, es hören könnte. „Aber zweifle niemals an meinen Fähigkeiten oder meiner Selbstständigkeit!“ Nach diesen Worten schüttelte sie seine Hände ab und drehte sich um. „Aber das tu ich doch gar nicht!“, rief Shikkun erbost, während sie ihren Rucksack vom Bett nahm, welches sie sich gelegentlich immer noch viel zu platonisch teilten, und Anstalten machte, den Raum zu verlassen. „Ich sehe nur nicht ein, dich unnötig in Gefahr zu bringen!“ „Da wäre keine Gefahr.“, erklärte sie vollkommen ruhig von der Zimmertür aus. „Ich hätte alles unter Kontrolle, aber schön. Dann noch viel Spaß dabei, wie ihr die Mission ohne mich zu Ende bringt. Ich gehe jetzt nach Hause, wo man meine Fähigkeiten eher zu würdigen weiß.“ Aber natürlich ging sie nicht nach Hause. Das kam auf so vielen verschiedenen Ebenen gar nicht erst infrage, dass sie überhaupt nicht daran dachte. Zunächst mal würde die Mission dann, egal, wie sie ausging, aus ihrer Akte verschwinden, dann gäbe es vielleicht einen unschönen Eintrag wegen unangebrachten Verhaltens und mal ganz abgesehen davon war sie sich verdammt sicher, dass die Jungs ohne sie scheitern würden. Also musste es eine andere Möglichkeit geben, ihnen das zu beweisen, ohne dabei die Mission als Ganzes zu gefährden. Durch ein wenig Beschatten der Gangsterbande bekam sie heraus, dass die nächste Schriftrolle in zwei Tagen erwartet wurde. Diese zwei Tage verbrachte sie größtenteils vor dem Bordell, in der Nähe des Fensters dieser Momoiro, die sie hauptsächlich beobachtete. Allerdings nicht bei der Arbeit, dazu konnte sie sich dann doch nicht durchringen. Ein weiterer Einbruch und Blick in die Akten des Bordells ergab, dass Momoiro niemals vor neun Uhr dreißig Kundschaft hatte oder annahm, wahrscheinlich machte sie sich davor fertig und Morimoto, oder wen auch immer sie noch empfing, zahlten ziemlich gut. Umso besser. Schlafen tat sie in dieser Zeit in einem unbenutzten Schuppen in der Nähe des Bordells, und auch nie sonderlich lange. Sicher, das war unbequem und so, aber was tat man nicht alles, um zu beweisen, dass man Recht hatte. Und so fand sie sich am Tag vor der Übergabe um halb sieben, ein Zeitpunkt, zu dem Momoiro noch nicht in ihrem Zimmer war, in selbigem ein. Es war, ironischerweise, unglaublich pink. Alles war pink! Der Teppich in einen sehr dunklen Ton, die Bettwäsche zart rosa, die Vorhänge ums Bett etwas knalliger, die Wand hatte ein rosa-in-rosa Rosenmuster. Glücklicherweise war wenigstens das Holz im Zimmer nichtrosa gestrichen worden, sondern weiß. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, welche Art von Mann auf so viel pink stehen konnte. Es gab auch einen großen, geräumigen Schrank im Zimmer, in dem sie mehrere Garnituren Ersatzbettwäsche fand, und eine große Sammlung an rosa Perücken, von denen ihr spontan schlecht wurde. Okay. Das war ein wenig sehr verstörend. Also, natürlich war sie, was rosa Haare anging, auf mehrere Arten vorbelastet, und hey, in Kumo gab es ganz viele Menschen mit teilweise noch absurderen Haarfarben, aber die Implikation war da und überhaupt nicht schön und warum dachte sie darüber überhaupt noch nach?. Ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas anderes als ihre Mission zu verschwenden, packte sie mehrere Stapel Bettwäsche und schob sie unters Bett, um Platz für Momoiro zu machen. Glücklicherweise konnte man den Schrank abschließen. Dann positionierte sie sich hinter der Tür, um auf sie zu warten. Momoiro auszuknocken, ihr Gedächtnis zu manipulieren und in ihren Erinnerungen herumzuwühlen um zu gucken, was zu erwarten wäre, wenn tatsächlich Morimoto sie heute Nacht besuchen würde, war an und für sich einfach. Weniger einfach war es, die Erinnerungen zu ignorieren, die Tsugumi definitiv nicht sehen wollte. Natsuki hatte ihr, und Tsuyoshi auch, zwar einige Kniffe des Sharingans beigebracht, aber Informationen zu filtern gehörte definitiv nicht dazu. Aber Gott sei Dank wusste sie nun, dass sie keine der pinken Perücken würde tragen müssen, was eine sehr große Erleichterung war. Sie nahm mittels Henge no Jutsu Momoiros Gestalt an und zog eines ihrer zahlreichen rosa Wäschesets an, zu ihrer eigenen Überraschung nicht etwa eine der rosa-schwarzen Korsagen, die ihr ansonsten viel eher zugesagt hätten, sondern ein viel zu unschuldig aussehendes rosa Babydoll Ensemble mit weißer Spitze. Mit passendem Slip statt Tanga und ohne Strapsen. Sie wusste ziemlich genau, dass sie gerade definitiv darin versagte, sexy und verrucht auszusehen, aber irgendwie hatte sie bezweifelt, sich in den anderen Sachen wohl genug zu fühlen, um ihre Rolle zu spielen. Alles in Allem hätte sie vielleicht ihr eigenes Negligé tragen sollen, darin hatte sie sich wohler gefühlt. Und irgendwie sicherer. Das konnte aber auch an den unterschiedlichen Situationen gelegen haben. Eigentlich sollte sie einfach aufhören, darüber nachzudenken, wie unangenehm ihr ihre Rolle war, und einfach professionell bleiben. Immerhin würde hier nichts mit ihr passieren, was sie nicht ausdrücklich zuließ. Musste wohl das allgemeine Farbschema sein. Warum hatte Morimoto nur keinen Fetisch für rot oder schwarz? Damit wäre sie viel besser klargekommen und hätte nicht ständig an ihre Mutter denken müssen. Sie fühlte sich auch alles andere als sexy. Das war gar nicht so leicht mit zwei Körbchengrößen weniger als sonst. Und mit Momoiros hellblonden Locken kam sie sich erst recht lächerlich vor. Und sie trug rosa. Boah. Wie konnte Aimi nur ständig so rumlaufen? Und wieso dachte sie jetzt an Aimi? Sie wollte doch ganz professionell bleiben, und so. Professionell. Unnahbar. Und sie hatte alles unter Kontrolle, genau. So drapierte sie sich dekorativ auf dem lächerlich rosafarbenen Bett und wartete. Und wartete. Und wartete. Es wurde halb zehn. Morimoto kam nicht. Es wurde zwanzig vor. Huh. Was auch immer die Jungs unternommen hatten, war ungefähr so gut gelaufen, wie erwartet. Um viertel vor zehn dann, klopfte es zögerlich an der Tür, und Morimoto trat ein. „Da bist du ja endlich!“, jammerte sie und erhob sich, betont langsam, von dem lächerlichen Bett. „Eine Dame soll man doch nicht warten lassen.“ Sie ging langsam auf den Mann zu, der die Tür nun hinter sich geschlossen hatte. Allein, dass er irgendwie verunsichert wirkte, verriet schon, dass es sich hier definitiv nicht um Morimoto handelte. Der Morimoto aus Momoiros Erinnerungen war stets sehr ernst und entschlossen gewesen, wesentlich netter zu ihr, als Tsugumi es erwartet hatte, aber stets zielstrebig. Und vor Allem pünktlich. Dieser Morimoto schien sich erst mit der Situation anfreunden zu müssen. Na, wie gut, dass sie bereits zwei Stunden Zeit dazu gehabt hatte. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wer von den beiden das war, denn wenn es ihr Bruder wäre, dann sollte sie die ganze Aktion sofort abbrechen, bevor sie sich in ihrem Leben nie wieder wirklich sauber fühlen konnte, denn allein die Vorstellung, dass, und überhaupt, und eeew, und… Doch der fast gleichgültige Blick, mit dem ihr Gegenüber sie musterte, als sie in ihrer lächerlich rosafarbenen Aufmachung auf ihn zu kam, ihn auf die Wange küsste und gleichzeitig den Mantel von seinen Schultern streifte, ließen sie vermuten, dass es nicht ihr Bruder war, der da vor ihr stand. Der hätte nämlich erstmal geglotzt. „Es ist etwas dazwischen gekommen.“, erklärte er monoton und ließ sie machen. „Ich bin beschäftigt, das weißt du.“ „Oooch, aber du sagst doch immer, ich wäre ganz besonders wichtig!“, jammerte sie mit extra süßlicher, hoher Stimme und klimperte mit den Wimpern. Ihr Gegenüber erschauderte kurz, kaum merklich, und Tsugumi musste ein Grinsen unterdrücken. Wahrscheinlich dachte er gerade auch an Aimi. Somit war endgültig ausgeschlossen, dass es sich hierbei um ihren eigenen Bruder handeln konnte, denn der hätte solches Benehmen toll gefunden. Und immer noch geglotzt. „Natürlich bist du das.“, beschwichtigte er sie jetzt und tätschelte ihre Wange. Wow. Das war so ziemlich das un-Morimoto-hafteste, was er in dieser Situation hätte tun können, dachte Tsugumi sich schadenfroh, während sie das Momoiro-hafteste tat, was sie hätte tun können, und sich an seine Hand schmiegte. „Aber es gibt nun mal Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe.“ „Aber du nimmst dir doch sonst immer die Abende für uns frei!“, säuselte sie weiter und begann, die Hand zu küssen, mit der er immer noch ihre Wange liebkoste. „Es war dringend.“, kam seine nicht ganz souveräne Antwort darauf. Na sieh mal einer an, so zuwider wie Shikkun ihre Erscheinung und ihr Verhalten auch war, so ganz über den Dingen stand er nicht. Wunderbar. „Ach, du und deine Politik!“, seufzte sie und zog ihn an der Hand in Richtung Bett. „Das ist gar nicht gut für dich, und immer bist du so angespannt! Ist denn wenigstens irgendwas Besonderes passiert?“ „Was würdest du denn… Besonders nennen?“, fragte er, mit einer merkwürdigen Betonung, doch bevor sie ihm antwortete, zog sie ihn erst einmal zu sich hinunter und küsste ihn. Es war unglaublich merkwürdig, ihn in einer anderen Gestalt zu küssen. Also, sie wusste ja, dass das eigentlich Shikkun war, aber Shikkun war normalerweise nicht ganz so groß, breitschultrig, oder… Bärtig. Gott sei Dank, diese Bartstoppeln kratzten ganz furchtbar und piksten ihr in die Oberlippe. Und auch wenn er so gesehen eine ganz andere Person war, war da so ein… Gefühl, also, so eine gewisse… Richtigkeit dabei, die sie bei den letzten Küssen auch gespürt hatte. Zuerst wirkte er so, als würde er mit sich kämpfen, sie nicht jeden Moment wegzustoßen. Nicht der beste Schauspieler, so alles in allem. Doch dann entfuhr ihm ein überraschtes Schnauben, und er ließ es zu, dass sie den Kuss vertiefte und ihn mit sich aufs Bett zog. Lustig. So war das alles viel einfacher als vor zwei Tagen. Könnte daran liegen, dass sie nicht sie selbst waren. Sie persönlich verkörperte ja gerade ihr genaues Gegenteil… „Na, ich weiß nicht.“, brachte sie atemlos hervor, als er sich von ihr löste, und nun begann, ihren Hals zu küssen. Die Bartstoppeln kratzten weiter. „Etwas, was für dich besonders war?“ „Es passieren so viele verrückte Dinge, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte.“, nuschelte er gegen ihren Hals, während zwei Finger seiner linken Hand sachte über ihre Halsschlagader auf der anderen Seite fuhr, offensichtlich auf der Suche nach einem Puls. Wow. Er wollte sie tatsächlich das Bewusstsein verlieren lassen. „Und am Ende erzähle ich dir alles zweimal und langweile dich nur…“ Sie kicherte und wand sich ein wenig unter ihm, um seinen suchenden Fingern zu entgehen, die nicht sehr subtil immer noch nach einer passenden Stelle zum Zudrücken suchten. „Du könntest mich doch niemals langweilen!“, behauptete sie, obwohl sie ziemlich genau wusste, dass der echte Morimoto für Momoiro unglaublich langweilig war, und schob ihre Hände unter seinen Pullover. Wow, Déjà-vu. „Erzähl mir einfach, was so vor sich ging!“ „Wo hab ich denn letztes Mal aufgehört?“, wollte er wissen und gab es vorläufig auf, an ihrer Halsschlagader nach einer guten Stelle zu suchen, und fuhr nun unter den dünnen Stoff ihres Babydolloberteils, allerdings nicht, wie es bei jedem normalen Jungen in seinem Alter gewesen wäre, um sich mit ihren zugegeben auch lächerlich kleinen Brüsten zu beschäftigen, sondern um nun an ihrer Wirbelsäule nach einem geeigneten Punkt zu suchen, um sie bewusstlos zu kriegen. Subtil war er ja nicht gerade. „Ach, was weiß ich!“, wisperte sie gegen sein Ohr, bevor sie an Selbigem knabberte. Er schauderte. Interessant, das Ohr also. Musste sie sich merken. „Diese ganzen Namen und Ereignisse, und so, kann ich mir doch eh nicht merken. Ich hör dir einfach nur gerne zu.“ Und um besser an sein Ohr zu kommen, drehte sie sich so auf die Seite, dass er seine Hand von ihrer Wirbelsäule lassen musste. Ihm entfuhr ein frustriertes Schnauben, bevor er sich relativ ungeschickt aufbäumte, nur um sie dann mit seinem Unterleib gegen die Matratze zu drücken, um zu verhindern, dass sie sich weiter bewegte. Dabei wurde ihr sehr deutlich, wie sehr ihre kleine Show ihn trotz Allem erregt hatte. Und als nächstes hatte sie plötzlich ein Kunai an der Kehle. „Dann haben wir wohl ein Problem, Kunoichi..“, zischte er sie an. Sie seufzte tief, bevor der Körper unter ihm sich plötzlich in ein Stück Holz verwandelte. In etwa demselben Moment tauchte Tsugumi hinter ihm auf, schlang die Arme um seine Taille und setzte die Liebkosung seines Ohres fort. „Nicht doch, Shikkun.“, flüsterte sie dabei. „Wer wird denn da gleich zur Waffe greifen?“ „T-Tsugumi..?“, keuchte er und erstarrte. „Mhm.“, nuschelte sie gegen seinen Hinterkopf, und wenige Sekunden später hatten sie beide das Henge no Jutsu beendet und sie hatte wieder ihren schmächtigen und Gott sei Dank bartlosen Shikkun zurück, der jetzt in viel zu weiten Klamotten vor ihr kniete. Und dann gab ihre eigene Garderobe ein unschönes Ratschen von sich. „Oh, scheiße…“, fluchte sie leise. Eine Naht an der Seite ihres BHs war aufgeplatzt. „Ich hätte es wissen müssen.“, brummte Shikkun missgelaunt, als er die Fassung wiedergefunden hatte, und steckte das Kunai wieder weg. „Natürlich haust du nicht einfach so ab.“ „Hast du doch auch, will ich für dich hoffen.“, meinte Tsugumi, die nun seinen Hals küsste. „Und außerdem hattest du verdammtes Glück, wenn ich die echte Momoiro gewesen wäre, wärst du nach drei Minuten aufgeflogen.“ „Ja, ich war zu spät, ich weiß.“, gab Shikkun zu, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten. „Ist nicht ganz nach Plan gelaufen; nachdem wir Morimoto gekidnappt und eingeschläfert hatten, bekam Tsuyoshi ihn nicht mehr rechtzeitig wach.“ „Typisch.“, schnaubte Tsugumi gegen seine Schulter, die aus dem nun viel zu weiten und verrutschten Kragen hervorragte. „Und er konnte natürlich nicht mal in seinen Erinnerungen nachgucken, wie sich Morimoto so benimmt, hm?“ „Tsugumi, was wird das?“, wechselte Shikkun das Thema. „Ich suhle mich in meiner Überlegenheit?“, schlug sie vor und fuhr mit den Händen erneut unter seinen Pullover. Irgendwann würde sie den schon noch aus bekommen. „Und außerdem mache ich da weiter, wo wir aufgehört haben.“ „Ja, ist gut, du hattest Recht, du hättest das alles viel besser alleine hingekriegt, wir sind unwürdig, und so weiter. Würdest du mich dann gnädigerweise loslassen, damit wir hier verschwinden können? Der Raum ist viel zu… Pink.“, brummte er genervt. Tsugumi musste lachen. „Ja, das ist er, aber wir sind hier noch lange nicht fertig…“, flötete sie und küsste nun seinen Hals. „Tsugumi…“, knurrte er. „Was denn? Ich meine das vollkommen ernst!“, verteidigte sie sich mit einem sehr breiten Grinsen, welches er allerdings nicht sehen konnte. „Ich meine, du musst diese Einrichtung auch als Morimoto wieder verlassen, da führen die Buch drüber, und bis es so weit ist, haben wir noch ein paar Stunden…“ Sie ließ ihre Hand jetzt von seinen Bauchmuskeln zum sehr tief gerutschten Bund seiner Hose gleiten. „Und wenn sie dann sehen, dass du so… Angespannt bist, werden sie die arme Frau sicher feuern, weil sie ihren Job nicht anständig macht…“ Mit diesen Worten ließ sie ihre Hand in seine Hose gleiten und griff nach seiner Erektion. Shikkun stöhnte und sein Kopf schnellte nach hinten, sodass er nun auf ihrer Schulter lag und sich auf ihre Hand zu bewegte. Sein Atem ging nur noch sehr flach und er schien unheimlich mit seiner Selbstbeherrschung ringen zu müssen. „N-Nicht…“, brachte er schließlich schwach hervor. „Tsugumi, du… Du meinst das doch nicht wirklich ernst, oder?“ „Doch, tu ich.“, antwortete sie, war allerdings ein wenig davon abgelenkt, wie heftig er auf die kleinsten Berührungen reagierte. „Wie schon gesagt, zwischen uns ist irgendwas. Irgendwas Ungelöstes, Unvollendetes. Und das nervt. Es nervt mich schon seit Jahren. Und hey, das ist es jetzt. Es ist so weit. Wir, hm, klären das.“ „Aber doch nicht so…“, nuschelte er. „Und, ich meine, jetzt? Hier?“ Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Ich gebe ja auch zu, dass ich mir mein erstes Mal um einiges weniger pink vorgestellt habe, aber immerhin ist die Geschichte ziemlich spektakulär.“, überlegte sie. Darüber musste dann auch er lachen. „Aber… Was dann?“, fragte er weiter. „Mal schauen.“, meinte Tsugumi und zuckte erneut mit den Schultern. „Dann haben wir mehr Sex. So oft es geht, und so. Ganz ohne irgendwelche Implikationen und Komplikationen oder irgendwelche anderen bösen Wörter, die dir einfallen. Und am besten so, dass es keiner mitkriegt. Einerseits weil es lustig ist, und andererseits, weil ich keinen Bock auf die Reaktionen meiner Familie habe. Und ich denke mal, da wird es dir genauso gehen. Also, was sagst du?“ Shikkun biss sich auf die Lippen. „Würdest du bitte die Hand aus meiner Hose nehmen, damit ich darüber nachdenken kann?“, sagte er, die Augen in tiefer Konzentration geschlossen. „Wieso?“, fragte Tsugumi gespielt verständnislos, ohne der Aufforderung Folge zu leisten, und kicherte wieder. „Weil es mir im Moment gerade schwer fällt, irgendwas anderes zu denken als ‚Oh, ja, bitte, sofort, auf jeden Fall!‘ und ich mir ziemlich sicher bin, dass sich das eventuell ändern könnte, wenn du nur die Hand da weg nimmst.“, erklärte er angestrengt. Tsugumi seufzte. „Hör doch einfach auf zu denken.“, schlug sie leise vor und küsste wieder seinen Nacken. „Es ist okay. Ich will das, du willst das, alles andere ist doch egal. Vor zwei Tagen hattest du noch kein Problem damit…“ „Das war was ganz anderes!“, behauptete er. „Und wo glaubst du, hätte das hingeführt, wenn Tsuyoshi nicht reingekommen wäre? Tipp: Hier stört uns keiner.“, fragte sie spöttisch und ließ ihre Finger wandern. Er erschauderte wieder. „Na ja…“, wich er dann aus. „Also, okay, aber doch nicht so direkt, und…“ Tsugumi seufzte erneut. „Okay. Okay, ich hab’s verstanden. Dann eben nicht.“, meinte sie resigniert und entfernte ihre Hand aus seiner Hose. „Du hättest auch einfach direkt sagen können, dass du nicht interessiert bist.“, murmelte sie dann, während sie überlegte, wie genau sie einen dramatische und würdevollen Abgang mit einem geplatzten BH hinlegen sollte. „…Was?“, kam es da von einem extrem verdutzend Shikkun, der ihr mit einem unglaublich bescheuert aussehendem Blick hinterher sah. „Na, was denn?“, fauchte sie. „Ich hab meine Absichten ja wohl klar gemacht, oder? Und wenn du die ganze Zeit darüber nachdenken musst, ist ja wohl klar, wie du dazu stehst, oder? Und ich habe keine Lust, dich weiter anzubetteln.“ „Meine Güte, Tsugumi…“, stöhnte Shikkun und massierte sich die Schläfe. „So hab ich das doch nicht… Ach, verdammt.“ Mit diesen Worten packte er sie am Unterarm, zog sie zurück aufs Bett und küsste sie. Und hatte ganz plötzlich wohl all seine Bedenken vergessen, als er sich widerstandslos endlich diesen bescheuerten Pullover von ihr ausziehen ließ und ebenfalls nicht protestierte, als ihre Hand - ~ „Okay, okay, stopp!“, verlangte Sayuri da plötzlich, puterrot angelaufen. „Ist gut, ich kann mir denken, wie’s weitergeht!“ Tsugumi musterte sie kurz verdutzt und musste dann lachen. „Glaubst du wirklich?“, fragte sie spöttisch. „Ja, ja, danke.“, antwortete Sayuri hektisch. „Und wie ist die Mission ausgegangen?“ „Na ja, nachdem ich das Chaos, was Tsuyoshi mit Morimoto angerichtet hatte, beseitigte, übergaben wir eine Schriftrolle mit expliziten Anweisungen für die Schlägertypen inklusive persönlichem Stempel an Takada und alles war gut.“, fasste Tsugumi beherzt zusammen. „Gewonnen hat übrigens ein dritter Kandidat, der sich mit solchen Schlammschlachten gar nicht erst abgab. Dumm gelaufen, aber hey. Erfolgreiche Mission für uns.“ „Okay… Und dann wurdest du schwanger?“, fragte Sayuri zaghaft weiter. Tsugumi brach schon wieder in Gelächter aus. „Um Himmels willen, nein!“, protestierte sie dann. „Ich bitte dich, vom ersten Mal schwanger werden ist so klischeehaft, das passiert nur Menschen wie Hinata!“ Sie hielt kurz inne. „Na ja, und du wärst da auch genau der Typ für, aber lassen wir das.“ „Also habt ihr das… Wiederholt?“, schloss Sayuri daraus. Tsugumi grinste. „Ja, allerdings.“, erzählte sie. „Für ungefähr drei Monate alle paar Tage mal, seine Familie hatte in der Nähe unseres Stammtrainingsplatzes ihr Waldstück für die Zucht dieser fleischfressenden Rehe, oder so, und da gab es ein kleines Observationshäuschen, mit Bett und Allem. Und nun ja, wir haben in der Zeit viel trainiert…“ Sayuri lief schon wieder rot an und Tsugumi musste erneut lachen. „Gut, es ist echt überraschend, wie lange das gut ging.“, gab Tsugumi dann zu, stand auf und holte den immer noch schlafenden Shikashi aus seinem improvisierten Zimmer. Mit ihm im Arm ließ sie sich dann wieder auf dem Bett nieder. „Ich bin erst so gegen Ende April schwanger geworden, was heißt, dass wir vorher ein verdammt gutes Timing gehabt haben müssen.“, erklärte sie und fuhr dem Kleinen durch die kurzen, braunen Haare. ~ Es war ein Nachmittag Anfang Mai. Tsugumi stand ab Fenster der Observationshütte und starrte verbissen hinaus. Hinter ihr saß Shikkun auf dem Bett und war noch damit beschäftigt, sich die Schuhe anzuziehen. Sie biss sich auf die Lippen. Na ja, es gab eh keinen Weg, ihm das schonend zu sagen. „Ich bin schwanger.“, sagte sie also einfach so und ohne Vorrede. Shikkun ließ seinen Schuh fallen. „Was?“, entfuhr es ihm. „Du hast mich schon verstanden.“, meinte Tsugumi monoton. Sie wusste es seit drei Tagen und hatte sich vorgenommen, nicht eher überemotional auf irgendwas zu reagieren, bis sie alle ihre Fakten zusammen hatte und sich ihrer Situation bewusst war. Und Shikkuns Reaktion machte ungefähr dreiunddreißig Prozent dieser Situation aus. Deswegen würde sie gar nicht erst versuchen, ihn zu beeinflussen. „Okay…“, sagte er dann nachdenklich, ging zu ihr ans Fenster und blieb unschlüssig neben ihr stehen. „Wie, äh, lange schon?“ „Nicht lange.“, antwortete sie. „Ich weiß es seit drei Tagen und viel länger als einen Monat kann es nicht sein.“ „Und… was hast du jetzt vor?“, fragte er vorsichtig weiter. Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Bisher noch nichts.“, antwortete sie. „Irgendwelche Meinungen dazu?“ „Also…“ Shikkun biss sich auf die Lippen und griff nach ihrer Hand auf der Fensterbank. „Ich weiß, dass ich eigentlich kein wirkliches Recht habe dich zu beeinflussen…“ „Das ist wahr.“, sagte sie trocken. „Aber ich habe dich nach deiner Meinung gefragt.“ „Okay, also, ich kann verstehen, wenn du’s nicht kriegen willst…“, begann er dann. „Aber wenn doch, dann werde ich dich so gut es geht unterstützen… Na ja, wenn nicht, auch, also… Egal wofür du dich entscheidest, ich stehe hinter dir.“ „Wie hilfreich.“, kommentierte sie trocken und zog ihre Hand weg. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so wütend war. „Tsugumi, warte doch mal…“, verlangte Shikkun, doch da war sie schon aus der Hütte gestürmt und im Wald verschwunden. Die anderen dreiunddreißig Prozent, die ihre Entscheidung ausmachen würden, fand sie am nächsten Nachmittag praktischerweise in der Küche beim Kaffeetrinken in Form ihrer eigenen Mutter und Ino. Eine bessere Gelegenheit würde sich wohl nicht mehr bieten, bevor sie genug Anzeichen aufwies, um dieses Gespräch überflüssig zu machen. „Mama?“, fragte sie also zögerlich vom Türrahmen aus. „Ich muss mit dir reden…“ „Okay.“, meinte Sakura überrascht und eine Spur besorgt. Tsugumi kam sonst nie mit irgendwas zu ihr. „Soll ich dann vielleicht lieber gehen?“, schlug Ino vor. „Nein, nein, besser nicht.“, sagte Tsugumi hastig und setzte sich zu den beiden. „Was ist denn los, Schatz?“, fragte Sakura sanft. Tsugumi holte tief Luft. Selbes Schema wie gestern, schonend konnte sie das sowieso nicht sagen. „Ich bin schwanger.“, platzte sie also einfach heraus. „Was?“, fragte Sakura bestürzt, stand auf und nahm sie in die Arme. „Oh, mein armer Schatz, bist du vergewaltigt worden? Wieso hast du das nicht sofort gesagt? Ich hab doch gleich gewusst, dass Naruto dich nicht auf diese Missionen… Oh, der kann was erleben…“ „Soll ich schnell zu Tenten rüberlaufen?“, fragte Ino, nicht weniger bestürzt. „Sie hat da doch so ´nen Tee gegen…“ Kurz geriet Tsugumi in Versuchung, diese Geschichte einfach aufzugreifen. Sie würde den Tee bekommen und alles wäre gut. Aber nein. Wenn sie es sich hätte einfach machen wollen, hätte sie ihre Mutter allein und sofort angesprochen, ohne Shikkun je etwas davon zu erzählen. „Nein.“, widersprach sie also leise. „Nein, Mama, ich bin nicht vergewaltigt worden.“ „Oh.“, machte Sakura überrascht. „Das ist natürlich schön, aber… Wieso hast du mir nichts davon erzählt, dass du Sex hast? Ich meine, keine Details, klar, aber so eine leichte Andeutung, dass… Dann hätten wir das vermeiden können. Und wer ist überhaupt der Vater?“ „Ähm…“, setzte Tsugumi an und wurde vollkommen gegen ihren Willen und ihre eigentliche Art rot. Dann warf sie einen schnellen Blick zu Ino, der allerdings nicht ganz so unauffällig war, wie sie es gerne gehabt hätte, da ihre Mutter unmittelbar darauf einen entsetzten Blick mit Ino tauschte. „Oh je…“, entfuhr es ihr dann. „Oh je…“ „Was ist denn?“, fragte Tsugumi allarmiert und sah zwischen den beiden hin und her. „Na ja…“, setzte Ino an. „Also, Shikkun ist… Heute abgereist. Nach Iwa, im Rahmen seiner Ausbildung zum Sonderjonin, und das heißt, er wird jetzt erstmal zwei Jahre weg sein…“ „Was?“, rief Tsugumi entsetzt. „Aber… Aber davon hat er mir gar nichts erzählt…“ „Weiß er denn, dass du…“, setzte Sakura zaghaft an. „Ja, ich hab’s ihm gestern erzählt.“, antwortete Tsugumi tonlos und starrte auf ihre Hände auf der Tischplatte. „Und er hat nichts davon gesagt…“ „Und, äh, was hast du jetzt vor?“, fragte Ino. „Also, mein Angebot, eben zu Tenten rüberzulaufen, steht noch, auch wenn ich glaub ich im Interesse meines Clans anbieten sollte, dich in ein Kloster zu bringen, bis das Kind da ist, und es dann selbst aufzuziehen, oder so…“ „Nein, das machen glaub ich nur Hyuugas so.“, widersprach Sakura. „Aber die Frage bleibt stehen, Tsugumi. Was möchtest du jetzt machen? Das Kind behalten, oder nicht? Ich meine, wir würden dich glaub ich mit beidem unterstützen, also…“ Ino nickte heftig. Tsugumi stierte weiter auf ihre Hände. „Ich… weiß noch nicht…“, murmelte sie nur nachdenklich. ~Flashback und leichtes Perspektivenwechsel no Jutsu Ende ~ Einen Moment herrschte Schweigen, während Tsugumi ihren immer noch schlafenden Sohn in den Armen wiegte. „Also…“, setzte Sayuri an. „Ich… möchte ja nicht unsensibel wirken und hätte es garantiert genauso gemacht, aber…“ Sie schluckte. „Ich meine, in deiner Situation damals… Warum hast du… Ich meine…“ „Warum ich mich dazu entschieden habe, den Kleinen zu bekommen?“, fragte Tsugumi mit einem merkwürdigen Lächeln, welches Sayuri noch nie bei ihr gesehen hatte, und betrachtete ihren Sohn. „Ich weiß auch nicht so genau – weil ich es konnte, denke ich.“ „…Wie bitte?“, fragte Sayuri verdutzt. „Ich… Verstehe nicht ganz…“ „Na ja, der Zeitpunkt war irgendwie günstig.“, erklärte Tsugumi. „Also, dass sein Vater sich aus dem Staub gemacht hat, sicher, das war nicht so geil, aber ansonsten… Die Joninprüfungen sind erst nächsten Februar, bis dahin hin ich wieder in Form, und meine Lebensplanung danach sieht es nicht vor, jemals Kinder zu kriegen, und jetzt hatte ich quasi eins, und es passte irgendwie ganz gut, und außerdem wollte ich einfach wissen, wie das ist, und… Ach, ich weiß auch nicht.“ Sie lachte leise. „Natürlich war es so, absolut gar nicht einfach, du hast gesehen, was gestern auf der Straße los war, und das war während der Schwangerschaft noch schlimmer, aber… Hm…“ Sie strich dem Kleinen über die Wange und sah dabei so friedlich aus, wie Sayuri sie noch nie gesehen hatte. „Irgendwie finde ich, dass es das bisher wert war. Wobei ich mit ihm hier echt Glück hatte, du siehst ja, er schläft unglaublich viel und jammert kaum und ist unglaublich pflegeleicht…“ „Und was machst du, wenn Shikkun zurückkommt?“, wollte Sayuri dann zaghaft wissen. Prompt verschwand die friedliche Aura, die Tsugumi umgeben hatte, und sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“, sagte sie kurzangebunden. „Ich denke nicht, dass sich irgendwas ändern wird. Ich bringe den Kleinen hier alle paar Tage tagsüber zu Ino, da kann er ihn dann ja sehen, wenn er Kontakt wird. Ansonsten, mir doch egal.“ „Aber… Ich glaube, ihm wäre das nicht so egal.“, meinte Sayuri vorsichtig. „Also, aus dem was du so erzählst… Kannst du dir nicht vorstellen, dass er vielleicht… Wirklich in dich verliebt ist? Oder, na ja, war, oder so?“ Tsugumi schnaubte. „Tja, das dachte ich mir auch.“, sagte sie bitter. „Dummerweise hatte er vergessen zu erwähnen, dass er auf diese riesig große und wichtige Mission muss. Oder sich in der Zeit, die er jetzt schon weg ist, mal zu melden und nachzufragen, was ich denn nun gemacht habe, oder so.“ „Was?“, fragte Sayuri entsetzt. „Er hat dir nicht einmal geschrieben, oder so?“ „Kein Wort.“, bestätigte Tsugumi. „Außerdem bin ich jetzt mit Hiro zusammen. Und das ist ganz gut so.“ „Wie kam es eigentlich dazu?“, fragte Sayuri weiter. „Er war für mich da.“, erklärte Tsugumi knapp. „Schon während ich mit dem Kind eines Anderen schwanger war. Und er ist immer noch für mich da.“ Sie sah auf die Uhr. „Außerdem muss ich jetzt weg. Aber glaub bloß nicht, dass du so einfach davon kommst; heute Abend erzählst du mir ausführlichst, was du alles an neuen Sachen kannst, über die du nicht reden willst, verstanden?“ „Okay.“, antwortete Sayuri bedrückt, während sie Tsugumi dabei zusah, wie sie es plötzlich sehr eilig hatte, ihren Sohn zurück in den Tragesitz zu kriegen und zu verschwinden. Dabei schluckte sie mehrere Fragen herunter, da sie den Eindruck hatte, dass Tsugumi zwar nur zu gerne von der körperlichen Ebene ihrer Beziehung zu Shikkun reden würde, aber jegliche emotionale Bindung abstreiten würde. Und trotzdem hatte sie seinen Sohn geboren und ihn sogar schon allein durch seinen Namen als Erben des Naraclans distinguiert. Aber gut, sie war definitiv nicht in der richtigen Position, da weiter auf sie einzudringen. ~ Etwa zwanzig Minuten später kam Tsugumi leicht außer Atem auf dem Trainingsplatz an. „Du bist spät.“, wurde sie da recht herzlich empfangen. „Auch dir einen wunderschönen guten Tag, Hyuuga.“, begrüßte sie ihren Trainingspartner. „Tut mir auch sehr leid, ich musste meine Schwester in all die Untiefen meiner Schande einweihen, das dauerte eine Weile. Sie ist übrigens wieder da, falls deine Mutter es dir noch nicht gesagt haben sollte.“ „Hat sie. Zur Genüge.“, antwortete Makoto knapp. „Schön.“, meinte Tsugumi. „Und es geht ihr ganz wunderbar, und so. Du kannst also aufhören, permanent schuldig zu gucken, sobald sie jemand erwähnt. Und denk gar nicht erst dran, das abzustreiten. Du kriegst dann immer eine steile Falte zwischen den Augenbrauen, die du sonst nur kriegst, wenn ich Witze über meinen entehrten Status mache.“ „Bist du zum Trainieren hier oder zum Smalltalk?“, fragte Makoto ausdruckslos. „Und mitten ins Schwarze, was?“, spottete sie grinsend. „Aber klar bin ich zum Trainieren hier. Zum Reden bist du sowieso nicht geeignet.“ Anstatt darauf eine Antwort zu geben, aktivierte Makoto seine Byakugan und griff sie an. Und dadurch, dass er immer noch schneller war als sie, war sie verdammt gut darin geworden, sich zu verteidigen. ~ Der Flashback in diesem Kapitel ist 7046 Wörter lang. Und definitiv nicht der längste in ANL5. Gewöhnt euch also schonmal an die Formatierung. Dafür ist das nächste Kapitel fast Flashbackfrei! Äh, fast. Kapitel 3: Schwimmen oder Untergehen ------------------------------------ ~Am I more than you bargained for yet? ~ Stöhnend warf Sasuke einen sehr dicken Ordner auf Narutos Schreibtisch. „Ah, du bist durch?“, fragte Sakura, die gerade andere nicht ganz so dicke Ordner in Regale sortierte. „Ich wusste doch, es war eine gute Idee, alles politisch Relevante abzuschreiben und in einem Ordner zu sammeln.“ „Hat sogar Arbeitsplätze geschaffen.“, bestätigte Naruto. Sakura stieß ihn in die Seite und er räusperte sich. ­ „Was in unserer momentane Situation natürlich eines unserer Hauptziele ist.“, setzte er dann hinzu. „Das hast du aber schön auswendig gelernt.“, lobte Sasuke ihn trocken. „Ja, nicht wahr?“, meinte Naruto strahlend. „Wir üben solche Sätze gerade für das Treffen. Und, übrigens, Sakura-chan...“ Er wandte sich an die Angesprochene. „Ich hab' nie daran gezweifelt, dass die Idee mit dem Ordner gut war, sondern eher an der Quelle deiner Inspiration. Hah, der Satz war auch gut!“ „Geht so.“, bremste Sakura seinen Elan. „Welche Quelle deiner Inspiration?“, fragte Sasuke schmunzelnd. Sakura rollte mit den Augen. „Als ich damals, vor ewigen Zeiten und so, zwei Jahre weg war, haben Ino und Tenten auch alle möglichen Informationen für mich gesammelt.“, erinnerte sie ihn. „Damals bestanden wichtige Informationen allerdings noch aus wer mit wem und hatten nichts mit politischen und wirtschaftlichen Realitäten zu tun.“ „Und unsere politische und wirtschaftliche Realität sieht momentan ziemlich beschissen aus.“, ergänzte Naruto. „Und nein, das ist kein Satz für das Kagentreffen, keine Sorge.“ „Also, hab ich das jetzt richtig verstanden?“, fragte Sasuke. „Weil nach dem Debakel damals mit dem Chuuninexamen sämtliche Klienten den Eindruck gewonnen haben, dass die Großmächte nicht mehr so funktionieren wie sie sollten, kriegen jetzt die kleinen Dörfer all unsere Aufträge ab?“ „So ziemlich.“, bestätigte Naruto. „Und das lustigste daran ist, dass das alles von Kiri ausgelöst würde, es denen angesichts ihrer Monopolstellung bedingt durch ihre isolierte Lage relativ egal sein kann.“ Er betonte den offiziellen Teil des Satzes stolz. „Deswegen gibt es ziemlich wenige Missionen in letzter Zeit.“, ergänzte Sakura. „Nur noch hochrangige für die ANBU, da man uns da doch noch mehr zutraut, als den kleinen Dörfern. Aber mittelmäßige Missionen, wie Escort- oder Transportmissionen für D- bis B-Rank gibt es so gut wie gar nicht mehr, weswegen wir auf einem Haufen unbeschäftigter Chuunins sitzen bleiben, für die es nichts Besseres zu tun gibt, als Akten zu sortieren oder Naruto seine Mahlzeiten zu beschaffen.“ „Dafür nehme ich Genins!“, widersprach Naruto pikiert. „Und was genau haben wir vor, dagegen zu unternehmen?“, fragte Sasuke. „Nun...“, begann Naruto gedehnt und dehnte seine Hände. „Theoretisch wäre die einfachste Möglichkeit um die Konkurrenz zu beseitigen, nun ja, die Konkurrenz beseitigen. Mit Krieg gegen die kleinen Dörfer, und so. Da würden die anderen Großmächte, die dasselbe Problem haben, ohne weiteres mitmachen. Wahlweise könnten wir auch damit drohen, die kleinen Dörfer platt zu machen, wenn sie sich nicht von uns annektieren lassen und ihre Gewinne und Missionen und sonst noch was teilen.“ Er räusperte sich wichtig. „Da dies jedoch nicht zum neuen Prinzip der Diplomatie zwischen den einzelnen Dörfern passt, ist davon abzusehen.“ Sakura applaudierte leise. „Momentan planen wir also, unsere Erreichbarkeit zu erhöhen.“, erklärte sie. „Indem wir quasi Zweige unseres Dorfes in Ländern komplett ohne Ninjadorf aufmachen. Denn der Großteil deren Aufträge gingen schon immer an die kleineren Dörfern. Wir könnten theoretisch auch die Preise senken, aber wir sind eh schon billiger, also würde das nichts bringen. Außer noch mehr Probleme, weil wir dann gar nichts mehr geregelt kriegen. Denn so schlecht die Situation für die Chuunins gerade aussieht, durch die prozentuale Zunahme der S-Rang Missionen verdienen wir, also der Staat, immer noch ganz gut. Vor Allem, da unser Hokage auf einen Großteil seines Gehalts verzichtet.“ „Ach, das ist doch kein Ding.“, winkte Naruto verlegen ab. „Ich hatte zwar vor, euch irgendwann mal alles zurückzuzahlen, aber das habt ihr abgelehnt und deswegen ist es damit ja nicht besonders eilig. Und so viel Geld, wie ich hier verdienen sollte, brauch ich gar nicht. Also tu ich damit lieber was für mein Dorf, und so.“ „Und hier siehst du den Grund, aus dem er trotz seines antiautoritären Führungsstils immer noch die Kontrolle über unsere Militärdiktatur hat.“, erklärte Sakura mit einem merkwürdig stolzen Lächeln, welches sie sonst nur aufsetzte, wenn irgendeines ihrer Kinder laufen gelernt hatte, oder so. „Sie lieben ihn alle. Durch die Bank.“ Sasuke schnaubte amüsiert. „Ich dachte, das war der einzige Grund, aus dem wir ihn den Job machen lassen.“, sagte er. „Weil wir beide nicht nett genug dafür sind.“ „Ja, und weil man dann behaupten könnte, die Dorfpolitik wäre zu sehr auf das Wohl unseres Clans ausgelegt.“, erinnerte Sakura ihn. „Was einer der Gründe ist, aus dem niemals, absolut niemals ein Uchiha als Dorfoberhaupt in Betracht gezogen wurde, obwohl doch einiges an geeigneten Kandidaten existierte...“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Und ich muss euch jetzt leider verlassen, da ich im Krankenhaus Sayuris Einführungstest mit vorbereiten muss. Warum genau weiß ich auch nicht, ich könnte ja voreingenommen sein, aber hey. Immerhin gehört das Krankenhaus zur Hälfte mir.“ Sie warf Sasuke einen prüfenden Blick zu. „Nein, ich werde dir nicht vorher verraten, womit du zu rechnen hast.“, beantwortete er die unausgesprochene Frage. „Und auch nicht, ob ich glaube, dass sie besteht oder sonst irgendwas. Wirst du alles selbst sehen.“ „Na, es wäre ganz schön bescheuert, wenn sie nicht besteht, oder?“, erwiderte Sakura unbeeindruckt. „Irgendwas muss sie ja in den letzten vier Jahren gelernt haben...“ „Kein Kommentar.“, meinte Sasuke nur und zuckte mit den Schultern. ~ Schon von weitem hörte Sayuri aus dem Raum im Krankenhaus, in dem sie sich zur Prüfung melden sollte, laute Stimmen offensichtlich miteinander streiten. „Also, ich kann das wirklich nicht unterstützen.“, sagte eine weibliche Stimme, die ihr vage bekannt vorkam. „Es ist vollkommen unverantwortlich, einen solchen Test direkt am Patienten durchzuführen.“ „Shizune, wir sind dabei.“, redete eine andere weibliche Stimme auf Erstere ein, die Sayuri sehr bekannt vorkam. „Egal was passiert, wir können eingreifen!“ „Das ist dennoch ein unnötiges Risiko.“, beharrte Shizune, von der Sayuri nicht allzu viel wusste, außer, dass sie früher als Tsunades Assistentin gearbeitet hatte und seit deren Tod für das Krankenhaus verantwortlich war. „Wir können keine Ausnahmen machen, nur, weil sie deine Tochter ist!“ „Es ist ja auch keine Ausnahme.“, widersprach Sakura, ihr Ton nun eine Spur schärfer. „In den letzten fünf Jahren haben wir genau sieben Medic-Nin mit genau dieser Prozedur rekrutiert, ebenfalls direkt am Patienten durchgeführt.“ „Ja, aber das waren alle Austauschshinobi, die bereits ausgebildet waren!“, erinnerte Shizune sie. „Und Sayuri ist, soweit du oder ich das bezeugen können, nicht ausgebildet.“ „Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das ist.“, behauptete Sakura. „Und ich kann dir zumindest bestätigen, dass sie mal ein paar Grundlagen von mir gelernt hat…“ „Ja, und wir wissen alle nur zu gut, wie sie damit umgehen kann.“, schnaubte eine Stimme, die bis dahin nicht zu vernehmen gewesen war. „Um Himmel willen!“, stöhnte Sakura und Sayuri konnte quasi vor sich sehen, wie sie mit den Augen rollte. „Sie wird schon niemanden in Brand stecken, meine Güte!“ „Ja, das hab ich mir über die Jahre abgewöhnt.“, bestätigte Sayuri dies, nachdem sie sich nun dazu gezwungen gesehen hatte, diese Unterhaltung zu unterbrechen. „Und auch Sake als Desinfektionsmittel hat sich nicht wirklich bewährt.“ Der Raum war ein gewöhnliches, weiß-steril gehaltenes Behandlungszimmer. Außer Sakura und Shizune befanden sich auch noch drei Shinobi Mitte bis Ende zwanzig auf drei Liegen darin, und ein Tisch mit mehreren medizinischen Utensilien, ebenso wie mehreren Schalen voll Wasser. Shizune sah sie kurz erstaunt an und sah dann leicht verlegen zu Boden, während die drei Shinobi ihr Kommen mit Erleichterung zu quittieren schienen. Kein Wunder; einer von ihnen trug einen sehr losen Verband, durch den es bereits durchblutete, der andere hielt seinen linken Arm schützend an sich gepresst. Der Dritte im Bunde hatte augenscheinlich keinerlei Probleme, wirkte allerdings zunehmend nervös. Lediglich Sakura wirkte vollkommen entspannt und nun königlich amüsiert. „Gut, dass du das sagst.“, meinte sie. „Ich konnte gerade noch verhindern, dass wir dir welchen zur Auswahl hinstellen.“ Sayuri verneigte sich höflich und holte die angebrachte Begrüßung nach. „Alles klar.“ Sakura schritt nun zu den drei Patienten hinüber und stellte sich hinter den Tisch mit den Instrumenten. „Deine Aufgabe wird es sein, zunächst die Wunde von Kandidat eins zu behandeln und dich dann um Kandidat zwei zu kümmern.“ Sie deutete auf die beiden Männer. „Eine Diagnose zu beiden und Beschreibung deiner Handlungen wäre nett. Deine letzte Aufgabe ist es dann, unserem Kandidaten Nummer drei hier zu helfen.“ Sie legte dem Mann, der Sayuri vage bekannt vorkam, eine Hand auf die Schulter. „Er hat sich dazu bereit erklärt, sich von uns vergiften zu lassen. Du wirst dieses Gift extrahieren und ein Gegengift herstellen, mit Hilfe der hier vorhandenen Mittel.“ „Irgendetwas dabei, was du gar nicht kannst?“, fragte Shizune. „Dann sag das sofort und wir können uns die ganze Prozedur sparen.“ Sayuri schüttelte den Kopf. „Sehr schön.“ Sakura lächelte. „Wichtig ist, dass du die Reihenfolge einhältst. Wenn wir hier fertig sind, unterhalten wir uns nochmal über deine Spezialisierungen, aber das hier ist der Standarttest für die Notaufnahme und Ambulanz. Solltest du irgendwas anderes ganz besonders gut können und hier nicht so gut abschneiden, können wir dich auch woanders einsetzen. Aber die Dinge hier sind am wichtigsten.“ „Kann jetzt vielleicht endlich mal jemand meinen Arm heilen?“, murrte Patient Nummer zwei. „Ich habe Schmerzen, verdammt!“ „Und ich verblute!“, stimmte Patient Nummer eins mit ein. „Hört auf zu jammern, ihr werdet dafür bezahlt, schon vergessen?“, erinnerte Sakura die beiden und nahm eine Spritze aus einer der Taschen ihres sehr professionell wirkenden Kittels. „Wenn du bereit bist, vergifte ich unseren Freiwilligen hier und du kannst anfangen.“ „Denk dran, die Reihenfolge ist wichtig.“, erinnerte Shizune sie nochmal. Sayuri verbeugte sich noch einmal. „Ich bin so weit.“ Sakura nickte und spritzte Patienten Nummer drei das Gift in den Arm. Aus den Augenwinkeln nahm Sayuri wahr, dass sie dies wahllos in das Muskelgewebe des Oberarms tat. Gut, dann hatte sie wohl ein bisschen Zeit, sich um die anderen beiden zu kümmern, anstatt in Panik verfallen zu müssen, was die unbekannte Substanz mit dem Herzen ihre Patienten anstellen würde, denn garantiert würden sie ja wohl nicht riskieren, dass der dabei draufginge, oder? An dieser Logik begann Sayuri jedoch zu zweifeln, als sie besagten Patienten aufschreien hörte. Oh Gott. Oh Gott, das war gar nicht lustig. Ihr war ziemlich klar, was hier gespielt wurde. Natürlich wäre es in einer solchen Situation ihr erstes Anliegen, dem Menschen zu helfen, der an einem unbekannten Gift litt. Denn was auch immer Patient eins und zwei behaupteten, sie würden an der Wunde weder in nächster Zeit verbluten noch würde der Schmerz des gebrochenen Armes sie umbringen. Das wäre auf jeden Fall die Taktik, mit der sie alle drei durchbringen würde, vor allem, weil die ersten beiden eigentlich gar kein Chakra zur Heilung benötigten. Dummerweise war das genau der falsche Denkansatz. Ziel eines Medic-Nins war nicht, jedem gleichermaßen zu helfen, sondern schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass der zu behandelnde Ninja wieder einsatzbereit war. Es ging quasi um ökonomische Effizienz; natürlich könnte sie all ihr Chakra an das Giftopfer verschwenden, alle drei würden überleben, und keiner von ihnen wäre innerhalb der nächsten Wochen einsatzbereit. Sayuri war sich absolut bewusst, dass dies, ebenso wie der Sake, den ihre Mutter hatte verhindern können, darauf abzielte, ihre Persönlichkeit als untauglich darzustellen. Eigentlich eine gute Idee, musste sie selbst zugeben, wenn nicht ihr Vater ihr vier Jahre lang eingetrichtert hätte, mit ihren neuen Fähigkeiten eben nicht altruistisch umzugehen. Was an sich ein Widerspruch in sich war, aber hey. Mal ganz abgesehen davon, dass es eventuell nicht allzu intelligent wäre, bei ihrer Eignungsprüfung explizite Anweisungen zu ignorieren. Nur so ein Gedanke. Und so wandte sie sich zuerst Patienten Nummer eins zu und löste den bereits durchgebluteten Verband um seinen Arm, um die Wunde untersuchen zu können. „Normale Schnittwunde, wahrscheinlich von einem herkömmlichen Kunai.“, begann sie dann, ihre Schritte zu kommentieren. „Etwa ein, zwei Stunden alt, Krustenbildung an Wundrändern erkennbar, der Schnitt ist allerdings zu tief, als dass diese die Blutung in nächster Zeit stoppen könnte. Wundränder ansonsten nicht verfärbt, auch keine anderen Hinweise auf Gift zu finden.“ Sie wandte sich dem kleinen Tisch mit den Utensilien zu und nahm sich ein Fläschchen Desinfektionsmittel und einen Tupfer. „Irgendwelche ungewöhnlichen Schmerzen oder andere Hinweise darauf, dass die Waffe vergiftet gewesen sein könnte?“, fragte sie ihren Patienten, ohne ihn dabei anzusehen, während sie die Wunde reinigte. „Außer dass es scheiße weh tut und ich verblute, nein.“, keuchte dieser unter Schmerzen. „Hmm…“, machte Sayuri, während sie den nun gereinigten Schnitt begutachtete und das Stöhnen des vergifteten Patienten im Hintergrund ignorierte. „Ja, das stimmt, bei einem so tiefen Schnitt an dieser Stelle würden Sie ohne Behandlung in etwa zwölf Stunden verbluten, wenn man die Gerinnung des Blutes und die dadurch folgende Krustenbildung nicht einberechnet.“, teilte sie dann der Allgemeinheit mit. Ihre Mutter im Hintergrund schnaubte amüsiert, Shizune holte empört Luft, Patient eins starrte sie zutiefst beleidigt an, Patient zwei musste laut Lachen und selbst der vergiftete Patient Nummer drei stieß ein paar Laute aus, die als Lachen durchgehen konnten. „Aber so weit wollen wir es ja nicht kommen lassen.“, stellte sie dann noch gut gelaunt fest und begann, die Schnittwunde zu heilen. Es dauerte nur etwa zehn Sekunden, dann konnte sie sich Patienten Nummer zwei zuwenden. „Ich gehe mal davon aus, bei der Verletzung handelt es sich um Ihren Arm?“, kam sie gleich zum Thema. „Ja.“, bestätigte der Patient. „Und der tut wirklich sau weh!“ „Was ist denn passiert?“, fragte Sayuri weiter und fragte sich irgendwo in ihrem Hinterkopf, ob Shizune den Patienten eingetrichtert hatte, so unkooperativ wie möglich zu sein. Normalerweise musste sie diese Frage nämlich eigentlich nicht stellen. „Ich bin beim Kämpfen aus dem Baum gefallen und auf dem Arm gelandet.“, fasste der Patient mürrisch zusammen. „Der ist gebrochen. Kannst du das jetzt endlich mal ändern?“ Sayuri ignorierte den unhöflichen Ton und legte die Hände auf seinen Arm, um sich erst einmal selbst ein Bild davon zu machen. „Sauberer Bruch des corpus ulnae.“, teilte sie dann allen mit, was einfach nur ein netterer Ausdruck dafür war, dass er sich die Elle so ziemlich in der Mitte gebrochen hatte. „Irgendwelche anderen Beschwerden?“ „Ne.“, antwortete der Patient leicht verwirrt. „Machst du jetzt endlich mal hinne?“ Knochen heilen erforderte ein wenig mehr Konzentration seitens Sayuri. Nicht, weil sie es so selten getan hätte, sondern eher weil sie daran denken musste, rechtzeitig mit dem Jutsu aufzuhören. Aber auch diese Aufgabe erledigte sie ohne größere Probleme und wandte sich nun endlich dem vergifteten Patienten zu. Dieser war reichlich blass und wirkte bereits leicht weggetreten. „Können Sie mir sagen, wie sie sich fühlen?“, fragte sie, untersuchte aber, ohne eine Antwort abzuwarten, bereits die Einstichstelle, die zwar gerötet war, aber nicht schlimmer als es normal gewesen wäre. „Müde…“, antwortete der Patient. Sayuri untersuchte nun seine Augen. „Eine leichte Miosis.“, stellte sie fest, was hieß, dass seine Pupillen verengt waren. Plötzlich stöhnte er auf und hielt sich den Einsticharm. Sayuri schob seine Hände beiseite und untersuchte diesen selbst erneut, diesmal mit Chakra und von Innen. „Muskelkrampf.“, führte sie ihre Diagnose fort, und ein erster Verdacht formte sich in ihrem Kopf. Sie legte zwei Finger an sein Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen und begann zu zählen. „Niedriger Blutdruck, geringe Herzfrequenz.“, erklärte sie dann. Sie wandte sich wieder dem Tisch zu und nahm nun Wasser aus einer Schüssel mit Hilfe von Chakra auf, mit welchem sie dann in die Wunde eindrang. Dieser Prozess verlangte höchste Konzentration, egal, wie häufig sie ihn bereits angewandt hatte. Mit Chakra in Organe zu schneiden um Gift zu extrahieren war definitiv nicht leicht, und wenn man nicht genügend Übung hatte, konnte dabei auch schnell was schiefgehen und der Patient könnte innerlich verbluten. Was, zugegeben, um einiges einfacher zu behandeln war als ein unbekanntes Gift. Angenehm war es trotzdem nicht. Glücklicherweise hatte das Gift sich nicht allzu weit verbreitet und noch nicht allzu viel Schaden anrichten können, denn wenn es wirklich das war, wofür Sayuri es hielt, wären die Folgen nicht schön gewesen. Die geringe Dosis führte dazu, dass sie innerhalb weniger Minuten so viel Gift aus dem Körper ihres Patienten entfernt hatte, dass dieser keine weiteren Symptome mehr aufwies; der Herzfrequenz normalisierte sich, die Pupillen reagierten wieder normal und es traten auch keine weiteren Krampfanfälle auf. Sayuri betrachtete die extrahierte Flüssigkeit, die in einer zweiten Schüssel gerade mal einen dünnen Film auf dem Boden bildete, roch daran. Eigentlich konnte sie jetzt schon sagen was es war und welches Gegenmittel dafür am geeignetsten wäre, allerdings ging es hier wohl eher darum, dass sie dies auch feststellen konnte, wenn sie nicht schon unzählige Male mit genau demselben Gift konfrontiert worden war. So wandte sie sich wieder dem Tisch zu, auf dem sie zufälligerweise auch das erwartete Gegenmittel sah, und griff nach einer Schriftrolle, die mit einem speziellen Jutsu zur Identifizierung von Giften belegt war. Diese breitete sie auf einer Arbeitsfläche an der gegenüberliegenden Wand des Raumes aus und träufelte ein wenig Gift mit Hilfe einer Pipette darauf. „Bei dem Gift handelt es sich um Physostigmin, dem Gift einer Bohne, die vor Allem im Süden, sehr weit im Süden vorkommt.“, erklärte sie. „Alle beobachteten Symptome treffen darauf zu. Als Gegenmittel würde ich Tropanalkaloide wie Skopolamin, Hyoscyamin oder Atropin empfehlen.“ Sie ging zum Tisch hinüber. „Letzteres steht zufälligerweise hier bereit.“ „Und wenn du das Gift nicht eindeutig hättest identifizieren können?“, wollte Shizune wissen. „Auch dann hätte ich Atropin vorgeschlagen, schon allein wegen der Symptome. Es behandelt Miosis, steigert die Herzfrequenz und hilft gegen Muskelkrämpfe.“, antwortete Sayuri. „Und außerdem ist es leicht herzustellen, weil es in Nachtschattengewächsen wie der Tollkirsche vorkommt. Die hier in der Gegend ganz gut wachsen müsste.“ Sie überlegte kurz. „Ich glaube, wir haben sogar welche im verbotenen Teil unseres Gartens.“ Shizune funkelte Sakura an. „Was?“, fragte diese abwehrend und hob die Arme. „Du hast das Gift ausgesucht! Was kann ich dafür, wenn ich ein potentielles Gegengift zu Hause anbaue? Und bevor du mich deswegen ausschimpfst, es ist umzäunt und keines meiner Kinder ist jemals auch nur in die Nähe dieses Teils unseres Gartens gekommen. Wobei, wenn man in einem Alter, in dem man hier in der Gegend bereits mit scharfen Waffen zu hantieren lernt, immer noch blöd genug ist, Dinge zu essen, von denen es heißt, dass sie giftig sind und gruselige Sachen mit einem anstellen, könnte man auch schon von natürlicher Selektion sprechen…“ Sayuri hatte währenddessen dem dritten Patienten ein paar Tropfen Atropin verabreicht. „Zur Sicherheit.“, begründete sie. „Ich bin mir zwar ziemlich sicher, alles Gift aus dem Organismus entfernt zu haben, aber man kann ja nie wissen. Und schaden tut es in dieser Dosis auch nicht. Auch wenn ich es vermeiden würde, demnächst direkt in die Sonne oder andere Lichtquellen zu gucken.“ „Das krieg ich hin.“, versicherte ihr Patient ihr. „Gut, dann sind wir hier wohl fertig.“, stellte Sakura fest. „Für eure Bezahlung meldet ihr euch unten bei der Verwaltung.“ Nachdem die drei Männer den Raum verlassen hatten, wandte sie sich Shizune zu, mit einem triumphalen Lächeln. „Irgendwas zu sagen?“ „Gut gemacht.“, sagte Shizune zu Sayuri, die sich verbeugte. „Sehr souverän, die Reihenfolge eingehalten, die Techniken korrekt ausgeführt, auch wenn ich finde, dass du mit dem Gift ein wenig zu lasch verfahren bist.“ „Ja, weil ich ziemlich sicher wusste, worum es sich dabei handelte und keine direkte Gefahr bestand.“, erklärte Sayuri. „Natürlich wären bei akuter Lebensgefahr ein paar mehr Tests angebracht, bevor eine Diagnose stattfinden kann…“ „Ja, ja, wunderbar.“, unterbrach Sakura hier, was sehr schnell in eine Grundsatzdebatte ausarten konnte. Shizune nahm Gifte im Allgemeinen sehr ernst und Sayuri schien genug Erfahrung mit ihnen zu haben, um eine eigene Meinung zu vertreten. „Also hat sie dein Okay?“ „Sicher.“, antwortete Shizune. „Für die Ambulanz und vielleicht ein wenig Behandlung. Mit Giften würde ich sie allerdings nur unter Aufsicht umgehen lassen.“ „Ja, ich ging auch nicht davon aus, dass sie deiner Spezialriege beitreten möchte.“, meinte Sakura. Shizune trainierte eine eigene kleine elitäre Gruppe im Umgang mit Giften und Gegengiften, allerdings mehr auf die praktische Anwendung ersteres ausgelegt. Und aus irgendeinem Grund erschien ihr das nicht gerade wie Sayuris präferierte Art, zu kämpfen. „Ambulanz und Behandlung sind okay. Ist das für dich auch okay?“, fragte sie dann an ihre Tochter gewandt. „Ja, absolut.“, bestätigte diese und verbeugte sich erneut. „Na wunderbar. Dann geh du jetzt auch zur Verwaltung und frag nach den Formularen 1b und 5c. Danach kannst du nach Hause gehen, ich bring dir heute Abend deinen Schichtplan.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie Sayuri, die sich erneut verbeugte und den Raum verließ. Erneut konnte sie deutlich die Stimmen hinter der Tür vernehmen. „Na, was hab ich gesagt? Was hab ich dir gesagt? Irgendjemand muss ja wohl mein Talent geerbt haben!“ „Wie konnte ich nur jemals daran zweifeln… Ach ja, sie hat ihren ersten Patienten angezündet.“ „Theoretisch hat sie den Alkohol in seiner Wunde angezündet, aber hey. Das waren nur die Nerven, kann doch jedem Mal passieren. Sie war zwölf, um Himmels willen!“ „Du warst nicht viel älter. Ich übrigens auch nicht.“ „Wir haben ja auch mit Fischen angefangen, wie normale Menschen!“ „Also, zu meinen Zeiten hatten wir mal sowas wie Krieg. Da wurden Medics in Ausbildung aufs Schlachtfeld geschickt und konnten gucken, wo sie blieben…“ „Ihr hattet ja auch viel zu wenige! Von generell allem. In dem Krieg haben auch schon sechsjährige Führungsrollen übernommen…“ „Was regst du dich eigentlich immer darüber auf, wenn man die Familiengeschichte deines Mannes anspricht? Du machst es doch selber!“ „Das war Kakashi, verdammt! Itachi ist erst mit zehn Jahren Chuunin geworden… Wobei man das wohl in Relation sehen muss…“ ~ Er hatte sie kommen sehen. Nicht nur das, er hatte auch gesehen, dass sie ihn gesehen oder zumindest irgendwie bemerkt hatte, bevor sie ihre Schritte beschleunigte. Das an sich hätte ihn nicht verwundert, wenn sie sich in beschleunigtem Tempo von ihm weg bewegt hätte. Tat sie aber nicht, sie rannte quasi auf ihn zu. Okay. Gut. Er konnte ihre Absicht erkennen, allerdings nicht verstehen und stellte außerdem fest, dass sie sich verrechnet hatte; bei gleichbleibender Geschwindigkeit würde sie an ihm vorbei rennen. Das schien aber nicht ihre Absicht zu sein. Und so beschleunigte Makoto seine Schritte ebenfalls, kaum merklich, und ließ zu, dass Sayuri von der Seite in ihn hineinrannte, an ihm abprallte und zu Boden fiel. „Entschuldigung!“, rief sie von dort aus und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Tut mir leid, ich hab…“ Dann öffnete sie die Augen und stieß einen erstaunten Laut aus. „Oh, Makoto-kun! Ich hab dich gar nicht gesehen!“ „Mhm.“, machte er wertneutral und unterdrückte den Impuls, spöttisch die Augenbrauen zu heben. Stattdessen hielt er ihr die Hand hin, um sie hochzuziehen. Die linke Hand. Sayuri wollte erst danach greifen, dann fiel ihr aber der Verband auf, der sich von der Hand über den gesamten Unterarm hinweg bis zum Ellbogen zog. Anstatt sie nun also anzunehmen, starrte sie seine Hand an. „Die geht nicht kaputt, wenn du sie anfasst.“, teilte er ihr hilfreich mit. „Haha, ja, natürlich nicht.“, lachte sie dann auf und lächelte breit. Und gekünstelt. Das konnte er daran erkennen, dass keine Lachfalten um ihre Augen waren. Das war das Lächeln, mit dem sie Dinge überspielen wollte, die ihr unangenehm waren. Aber hey, sie hatte es auf dieses Zusammentreffen angelegt. Jedenfalls nahm sie nun seine Hilfe an und ließ sich von ihm wieder auf die Beine ziehen. „Und, wie geht’s dir?“, fragte sie im banalsten Plauderton. „Was machst du so?“ „Trainieren.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ah, fürs Joninexamen, nicht wahr?“, fragte sie nach. „Tsugumi war heute auch trainieren, das finde ich ziemlich beeindruckend, ich meine…“ Sie brach ab und lächelte nun ein wenig verunsicherter. „Mhm.“, machte er erneut. Ja, dass Tsugumi heute auch trainieren war, war ihm bekannt. Genauso wie wann sie in den nächsten drei Wochen wieder trainieren würde. Allerdings hatte er keinerlei Hinweise darauf bekommen, dass der ‚Erzähl meiner Familie nichts davon, ansonsten enterben sie mich, hihihi, haha‘-Pakt, den er in gegenseitigem Einverständnis mit ihr getroffen hatte, Sayuri nicht mit einschloss, also verkniff er sich auch das. „Ja…“, fuhr Sayuri fort. „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, hab heute meine Aufnahmeprüfung bestanden und werde da jetzt als Medic arbeiten…“ Und wieder verlor sich ihre Aussage in einem leicht unsicheren Lächeln, als ob sie wieder ein unangenehmes Thema angeschnitten hätte. Dann strich sie sich die Haare hinter die Ohren und lächelte wieder sicherer. „Nun ja, ich war gerade auf dem Weg nach Hause, um das allen mitzuteilen, ich muss mich beeilen!“ Sie verbeugte sich schnell. „War schön dich mal wieder gesehen zu haben!“ Und mit diesen Worten rannte sie genauso schnell davon, wie sie in ihn hineingerannt war. Na, das war ja gar nicht unangenehm gewesen. Er ging weiter in Richtung seines eigenen Zuhauses, behielt sie aber im Auge, bis sie um die nächste Ecke gebogen war. Dort blieb sie stehen, lehnte sie an eine Mauer und versuchte ihren Atem zu beruhigen. Ja, überhaupt nicht unangenehm. Aber immerhin hatte sie es so gewollt. ~ Etwa gegen sechs Uhr abends hatten sich so gut wie alle Uchihas wieder zu Hause eingefunden, lediglich Natsuki wurde immer noch vermisst und Satoshi und Misaki hatten eine Übernachtungsaktion in der Akademie. Sasuke und Sakura befanden sich in der Küche, wo sie das Abendessen vorbereiteten. „Ich habe keine Ahnung, wie du das hingekriegt hast…“, meinte Sakura, während sie in der fast fertigen Suppe rührte. Das heißt, eigentlich waren es eher Nudeln. Nudeln mit Suppe. Weil der Haushalt die Nudeln besser als die eigentliche Suppe fand. „Aber irgendwie hast du es tatsächlich geschafft, Sayuri so auszubilden, dass man echt den Eindruck hat, sie wäre ein professioneller Medic mit mehreren Jahren Berufserfahrung.“ „Vielleicht ist sie das ja auch.“, schlug Sasuke vor. Sakura schnaubte. „Ich fürchte, in diesem Dorf wird niemand anerkannt, der nicht irgendwann mal von mir, Shizune, oder noch besser Tsunade ausgebildet worden ist.“ Sie hielt kurz Inne. „Genau genommen würde man auf dem Papier Natsuki als besseren Medic ansehen, und die ist eine furchtbare Heilerin.“ „Theoretisch wurde Sayuri ja auch mal von dir ausgebildet.“, erinnerte er sie. „Aber falls es dich tröstet, ich kann dir versichern, dass sie das alles nicht von mir hat. Ich bin auch nicht wirklich gut im Heilen.“ „Du hast mich damals nach dem Krieg wieder zusammengeflickt.“, merkte Sakura an. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Du warst ja auch nicht wirklich schwer verletzt. Der einzige Grund, aus dem ich mich überhaupt um dich kümmern durfte und du nicht ins Krankenhaus verfrachtet wurdest.“ In diesem Moment klingelte es an der Tür. „Geh du.“, trug Sakura ihm auf. „Ich muss die Suppe im Auge behalten.“ Das hätte er genauso gut machen können, aber das verkniff er sich anzumerken und ging zum Haupteingang. Dort stand ein sehr kleines, sehr rothaariges und sommersprossiges Mädchen mit sehr ungewöhnlichen, strahlend türkisen Augen. Sobald sie ihn sah, entfuhr ihr ein aufgeregtes Quietschen und sie machte einen leichten Hopser, bevor sie sich tief, tief verbeugte. „Uchiha Sasuke-sama!“, japste sie dabei, das Gesicht dem Boden zugewandt. „Es ist… So eine Ehre, Euch endlich kennen zu lernen!“ „Und du bist?“, fragte Sasuke mäßig beeindruckt, wenn auch leicht verwirrt. „Himeko, Uchiha Sasuke-sama, Himeko!“, stellte das Mädchen sich vor, immer noch in einer tiefen Verbeugung. „Und ich wollte zu Toshio-kun, Uchiha Sasuke-sama. Ich bin in seinem Team, wisst Ihr?“ „Nein.“, antwortete Sasuke. „Aber Toshio ist im Garten trainieren, soweit ich weiß.“ Er trat zur Seite und ließ sie ins Haus. „Vielen Dank!“, sagte sie, das Haupt immer noch gesenkt, und huschte an ihm vorbei. Sasuke folgte ihr langsam, da ertönte aus der Küche ein Aufschrei. „HIMEKO-CHAN!“, kreischte Sakura ganz aus dem Häuschen. „SAKURA-SENSEI!“, kreischte Himeko, nicht minder begeistert. Als er selbst in die Küche trat, lagen die beiden sich in den Armen, wobei sich ihre Haarfarben sehr fies bissen. „Du bist wieder da!“, freute Sakura sich. „Ja!“, freute Himeko sich ebenfalls. Mittlerweile umarmten sie sich nicht mehr, hielten sich aber noch an den Händen und hüpften aufgeregt auf der Stelle. „Es war sooo toll in Suna! Ich hab so viel gelernt und so viele neue Sternbilder gesehen!“ „Das freut mich!“, sagte Sakura. „Toshio trainiert im Garten, er freut sich bestimmt auch, dich zu sehen!“ Kichernd verbeugte sich Himeko ein weiteres Mal und verschwand durch die Küchentür, die auf den Flur Schrägstrich Veranda und somit in den Garten führte. Sasuke blieb in der Tür stehen und sah Sakura mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. „Sie heißt Himeko und ist in Toshios Team.“, erklärte Sakura ihm. „Das hab ich mitbekommen.“, informierte Sasuke sie. „Kakashi und ich teilen uns das Team quasi.“, fuhr sie fort. „Das ging in etwa aus eurem Dialog hervor.“, stellte er fest. „Auch wenn es in dem Gequietsche fast unterging.“ „Und sie war zwei Wochen in Suna“, schloss Sakura ihre Erklärung. „Ach?“, machte Sasuke. „Was genau willst du hören?“, fragte Sakura nun grinsend und wandte sich wieder den Nudeln in Suppe zu. „Wie genau kommt es dazu, dass ihr eine so innige Beziehung habt?“, wollte Sasuke wissen. „Eifersüchtig?“ „Oh, haha. Obwohl ich ja nicht ganz so enthusiastisch empfangen wurde…“ Sakura seufzte und fuhr sich durch die Haare, die ihr mittlerweile bis über die Schultern gingen. „Himeko hat mit und wegen uns eine Menge Scheiße mitmachen müssen.“, erklärte sie unverblümt. „Toshio?“, verstand Sasuke sofort. „Ja.“, bestätigte Sakura. „Das heißt, sie hat nichts mitmachen müssen, so an und für sich, aber sie ist da geblieben. Das schweißt ganz schön zusammen.“ „Nur euch beide oder auch sie und Toshio?“, fragte er weiter. Sakura schmunzelte. „Na ja…“, begann sie. „Sagen wir mal, ich glaube, sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Toshio aufgehört hat, sich umbringen zu wollen…“ ~ Flashback no Jutsu! ~ Es gab in diesem Dorf einfach nichts zu tun. So, überhaupt nichts. Selbst die Anstreicharbeiten oder Erntehelfermissionen, mit denen man Genins normalerweise auf Trab hielt, beziehungsweise disziplinierte, waren so selten und so begehrt, dass sie von Heerscharen an Chuunins übernommen wurden. So blieb den meisten Genins nichts anderes übrig, als sich voll und ganz auf das Training zu konzentrieren und zu hoffen, dass sie ohne jegliche praktische Erfahrung das nächste Chuuninexamen bestehen würden. So erging es logischerweise also auch dem Toshio-Spezialteam, dessen Leitung sich Sakura und Kakashi teilten. Kakashi übernahm einen großen Teil des Trainings und sämtliche Auswärtsmissionen, die sich ergaben, Sakura einen kleineren Teil des Trainings um sämtliche Heimmissionen. Und da es an Missionen generell mangelte, hatte sie den Teil mit den Heimmissionen einfach mal wörtlich genommen. Haushaltshilfen konnte sie sowieso immer gebrauchen. So war es auch an jenem Tag, an dem Toshios letzter Selbstmordversuch stattfand, vor etwa anderthalb Jahren. Aufgrund seines Intensivtrainings mit Kakashi hatte er es geschafft, mit knapp vierzehn Jahren die Akademie abzuschließen. Toshios Team bestand schon seit neun Monaten, außer ihm und Himeko gehörte auch noch ein Junge ohne Clan oder besondere Fähigkeiten dazu, der aber allgemein recht talentiert war und somit später den idealen, auswechselbaren ANBU abgeben würde, falls er es denn so weit brächte. Das große Problem in dieser Zeit war, dass das Training mit dem ganzen Team fortgesetzt werden musste, um sie alle auf einem Stand zu halten. Das bedeutete, dass Toshio nicht in dem Maße gefordert werden konnte wie zuvor, da im Gegensatz zu ihm seine Teamkameraden auch noch andere Verpflichtungen hatten, wie zum Beispiel Familien, die es nicht ganz so toll fanden, wenn ihre Kinder abends vor Erschöpfung kaum noch laufen konnten. Für Toshio war dieses Pensum allerdings genau das richtige gewesen, da er so keine Zeit hatte, um zwischen Essen, Schlafen und Training noch auf dumme Gedanken zu kommen. Damit war es jetzt vorbei. Jetzt hatte er Freizeit. Während dieser Freizeit war es für Sakura ein Segen, dass zumindest Yoko meistens bei ihnen zu Hause war und deswegen sagen konnte, wenn er wieder etwas anstellte. Außerdem hatten sie das Glück, dass Toshio zwar praktisch nicht unbegabt war, in der Theorie jedoch erhebliche Lücken hatte. Dies zeigte sich darin, wie unkreativ seine Selbstmordversuche waren. Nachdem er sich dreimal die Pulsadern aufgeschnitten hatte, schärfte Sakura all ihren Kindern und deren Anhängseln ein, darauf zu achten, dass sie ihn nie mit scharfen oder spitzen Gegenständen alleine ließen. Sein Zimmer untersuchte sie regelmäßig danach, bei jeder Trainingsstunde zählten sowohl sie als auch Kakashi akribisch mit, wie viele Kunai er benutzte und wie viele er davon zurückgab. Im Schmuggeln war er nämlich auch nicht sonderlich gut. Schlösser knacken konnte er auch nicht, Gott sei Dank, sodass Sakuras Gifte sicher verschlossen im Schlafzimmer bleiben konnten. Was auch immer abgeschlossen war, außer wenn sie (und Misaki, zweieinhalb) nachts darin schlief. Nachdem er mehrere Male Shampoo, Spülmittel oder ähnliches getrunken hatte, hatte Sakura sich von Tenten rein pflanzliche Putzmittel besorgen lassen, deren Konsum keine allzu großen Schäden hervorrief. Drei Monate lang durfte er keine Gürtel tragen. Dass es nichts brachte, sich im Bad ertränken zu wollen, merkte er auch schnell, da kamen ihm seine Reflexe dazwischen. Und Yoko, natürlich, die ihre Augen ja überall hatte. Auch die Medikamente, die sie ihm verabreichte, die Schlaftabletten und irgendwie nicht allzu sehr anschlagenden Antidepressiva, hielt Sakura streng unter Verschluss. Stets beobachtete sie genau, dass er die Tabletten sofort schluckte und nicht etwa heimlich sammelte, um dann zu viele auf einmal zu nehmen. Kurzum, es gab im gesamten Haushalt mittlerweile eine Routine, die es Toshio quasi unmöglich machte, auch nur zu versuchen, sich das Leben zu nehmen. Dachte sie zumindest, bis zu einem schicksalshaften Tag, an dem sie gerade damit beschäftigt war, in ihrem persönlichen Giftkräutergarten (unter strengem Verschluss gehalten und abgesehen davon war Toshio auch nicht sonderlich bewandert, was giftige Kräuter, Beeren oder Pilze anging) Unkraut zu jäten uns plötzlich ein sehr schrilles Kreischen aus dem Haus vernahm. Sofort war sie auf den Füßen und rannte hinein. Der Schrei war eindeutig von Himeko gekommen, und ja, sie fand es selbst traurig, dass sie sämtliche Bewohner ihres Hauses an ihren Schreien unterscheiden konnte, aber hey, was konnte man bei dem Berufsfeld auch dagegen tun, und außerdem wusste sie so sehr schnell, wo sie suchen musste; Himeko war beauftragt worden, die Badezimmer zu putzen, während Toshio den Flur und die Wohnküche wischte. Sie fand Himeko auch sehr schnell, allerdings nicht in einem der Badezimmer, sondern in ihrem Schlafzimmer, wo sie neben einem bewusstlosen Toshio kauerte und ihn vollkommen hysterisch wach zu schütteln versuchte. Neben ihm lag eine nun leere Pillendose. Anstatt sich zu fragen, wie zur Hölle er dort rein und an die Pillen gekommen war, hatte Sakura sich sofort neben Himeko gekniet, ihre Arme von Toshio weggeschoben und seinen Zustand schnell per Chakra überprüft, bevor sie ihn aufhob und ins angrenzende Badezimmer trug. Dort griff sie nach der erstbesten Zahnbürste, beugte ihn über die Kloschüssel und steckte ihm den Griff besagter Zahnbürste in den Rachen, sodass er sich erbrach. Himeko stand zitternd in der Badezimmertür und beobachtete das Szenario, während stumme Tränen ihr Gesicht herabrannen. Sakura sah sie an und lächelte halbherzig. „Die schnellste und einfachste Methode, um seinen Magen zu entleeren.“, erklärte sie ihre Tätigkeit. „Wir können froh sein, dass du ihn so schnell gefunden hast und nicht viel von dem Wirkstoff in seinem Blutkreislauf angekommen ist. Ansonsten müsste ich ihn aufschneiden und das Zeug rausholen.“ Himeko nickte stumm. „Schon mal darüber nachgedacht, ein bisschen Medizin zu lernen?“, fragte Sakura sie, als Toshio nichts mehr außer Galle zu erbrechen hatte. Himeko zuckte mit den Schultern. „Sollten wir vielleicht mal in Betracht ziehen.“, überlegte sie, wischte Toshios Mund mit ein wenig Klopapier ab, betätigte die Spülung und trug ihn aus dem Badezimmer. Himeko folgte ihr weiterhin. Auf dem Flur kam ihr Tsugumi (noch nicht schwanger, aber auf dem Weg dorthin) entgegen und bedachte das Spektakel nur mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Er hat’s schon wieder versucht?“, fragte sie mäßig interessiert. „Hey, das erste Mal dieses Quartal.“, antwortete Sakura. „Hast du ´ne Ahnung, wer die Schlaftabletten offen liegen gelassen hat?“ „Nö.“, sagte Tsugumi. „Vielleicht hat Hiroshi seine Schlösserknackkünste trainiert. Die lernen das gerade in der Akademie.“ „Du kommst vom Training?“, erkundigte sich Sakura. „Tsuyoshi ist schon seit anderthalb Stunden zurück. Und wieder weg. Musst du echt so hart trainieren? Es sind noch fast zwei Jahre bis zum nächsten Joninexamen…“ „Ja, hey.“, winkte Tsugumi ab. „Bis dahin muss ich eine gewisse Anzahl an Missionen abgelegt haben, und so, dafür muss ich in Topform bleiben.“ Sie biss sich auf die Lippen und räusperte sich. „Und sag mal, so häufig er das jetzt schon versucht hat, solltest du ihn nicht wenigstens ein paar Tage im Koma lassen, oder so? So, als Erfolgserlebnis?“ Sakura schnaubte. „Ich bin ja ansonsten voll für unangebrachten Humor um Situationen aufzulockern.“, gab sie zu. „Aber das war wirklich unangebracht.“ Tsugumi hob die Hände zu ihrer Verteidigung. „Tut mir Leid, tut mir Leid. Nur so ein Gedanke…“ Mit diesen Worten schob Tsugumi sich an den beiden vorbei in ihr Zimmer und Sakura trug Toshio in seins, Himeko immer noch hinter ihr. „Er… Er macht sowas öfter?“, wimmerte diese schließlich. „Mittlerweile nicht mehr ganz so häufig.“, erklärte Sakura. „Aber ja.“ Und die Frequenz seiner Selbstmordversuche hatte ohnehin nur abgenommen, da sie besser darin geworden waren, ihnen vorzubeugen, aber hey. Das musste sie der Kleinen nicht direkt unter die Nase reiben. Mittlerweile hatte sie Toshio in sein Bett verfrachtet und stand unschlüssig daneben. Himeko stand ein paar Schritte zwischen Türrahmen und Bett, in der Mitte des Raumes, immer noch zitternd. „Aber… Aber…“, brachte sie nach einer Weile hervor. „W-wieso macht er sowas?“ Sakura seufzte tief. „Also, ich bin bestimmt nicht die beste Person um dir das zu erklären…“, setzte sie an. „Aber… Weißt du, was mit seiner Familie passiert ist?“ Himeko nickte zögernd. „Nun ja, die erste Zeit, die er hier war, stand er zu sehr unter Schock, um irgendwas zu versuchen.“, erzählte Sakura. „Na ja, nicht ganz, er hat sich einmal davon geschlichen, um den Mann umzubringen, der das ganze veranlasst hat… Danach haben wir ihm aber klar gemacht, dass das ein Ding der Unmöglichkeit für ihn ist. Im Nachhinein vielleicht nicht die klügste Idee… Wie auch immer. Und danach haben wir ihn so viel trainieren lassen, dass er keine Gelegenheit hatte, irgendwas zu versuchen. Aber…“ „Ja, ja, das weiß ich ja alles!“, unterbrach Himeko sie hier, mit einem Hauch von Hysterie in der Stimme. „Aber… Aber… Warum?“ Sakura biss sich auf die Lippen, trat von einem Fuß auf den anderen. Verdammt. Sie hasste solche Unterhaltungen. Sie hasste die Thematik an sich. Und darum, ihren Kindern Toshios… Äh, Problem zu erklären, war sie immer herum gekommen, da die älteren es einfach verstanden hatten und die jüngeren es hinnahmen, ohne Fragen zu stellen. Und beide Verhaltensmuster schob sie darauf, dass sie alle ihren Vater erlebt hatten, als Toshio aufgetaucht war. Sasuke könnte sowas viel besser erklären, haha, ja, logischerweise, und seine bloße Präsenz in solchen Unterhaltungen machte jegliche Erklärungen überflüssig. Aber er war ja nicht da. Und sie musste da jetzt durch. „Ich habe das auch nie so genau verstanden.“, gab sie dann schließlich zu. „Also, ich weiß, was eine Depression ist, wie sie chemisch gesehen funktionieren und zustande kommen, und dass die Medikamente nicht bei jedem anschlagen, aber wie genau das tatsächlich ist… Hab ich auch nie verstanden.“ Sie legte Himeko einen Arm um die Schulter und zog sie an sich, nicht sicher, ob sie damit Himeko oder sich selbst trösten wollte. „Alles, was ich sagen kann, ist, dass Toshio gerade an einem… Sehr dunklen Ort ist, an dem es für ihn einfach… Keinen Sinn ergibt, weiterleben zu wollen.“ Sie kam sich selbst für diese Worte unglaublich bescheuert vor. Aber fiel nichts Besseres ein, um dieses Konzept in Worte zu fassen, ohne sich dabei in die medizinischen Fachbegriffe zurück zu ziehen und somit dafür zu sorgen, dass Himeko überhaupt nichts mehr verstand. Dass sie dabei furchtbar simplifizierte und verallgemeinerte, konnte dabei nicht verhindert werden. Vielleicht wäre es nicht ganz so schlimm geworden, wenn sie sich tatsächlich mit dem wirklichen emotionalen Aspekt der Situation auseinandergesetzt hätte, aber das tat sie nicht. Sie dachte darüber nicht nach. Wollte sie auch gar nicht. Immerhin hatte sie bei Sasuke auch nie nachdenken müssen. Das war wahrscheinlich ihr eigentliches Problem; Toshio war nicht Sasuke. Die Ausgangssituationen waren ähnlich, aber… War er einfach nicht. Wenn Sasuke seine depressiven Schübe hatte, wurde er apathisch. Und mit genug Beharrlichkeit und konstantem einfach nur da sein ging das vorüber. Bei Sasukes depressiven Schüben hatte sie einen Plan, ein Handlungskonzept, an das sie sich halten konnte, nicht, dass sie je von sich aus davon abgewichen wäre, aber bei Toshio funktionierte es einfach nicht, egal wie viel sie da war und sich an ihr Handlungskonzept hielt. Und nebenbei musste sie sich ja auch noch um sechs andere Kinder kümmern… Sieben, mit dem, welches sie gerade umarmte, während es wieder angefangen hatte, zu weinen. „A-aber… Aber das ist doch… Blödsinn!“, schniefte Himeko nach einer Weile und löste ihr verweintes Gesicht von Sakuras Oberkörper. „Ich meine… Ich meine… Das ist doch… Dumm!“ Sakura musste lachen. „Ich fürchte, Logik spielt da keine große Rolle.“, erklärte sie. Himeko nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „W-wann wacht er wieder auf?“, wollte sie dann wissen. „Das kann noch eine Weile dauern…“, vermutete Sakura. „Du kannst ruhig nach Hause gehen. Shinji ist glaub ich sowieso schon gegangen…“ Himeko schüttelte vehement den Kopf. „Nein, ich… Ich will hier bleiben.“, sagte sie leise in Richtung ihrer Schuhe. „Wenigstens, bis er aufwacht… Bitte?“ Sakura seufzte und strich ihr über die Haare. „Okay.“, stimmte sie dann zu. „Dann übernimm hier bitte mal kurz, ich muss eh die Kleinen von der Akademie abholen…“ Als sie am selben Tag abends nach Toshio sah, war er wach und saß wie versteinert da. Dabei starrte er Himeko an, die mit dem Oberkörper auf seinem Bett eingeschlafen war in den Stunden, die sie bei ihm gesessen hatte. Er hatte dabei diesen entsetzt-fassungslosen Blick, den Satoshi immer aufsetzten, wenn es jemand wagte, ihn zu berühren. Dann fiel sein Blick auf Sakura, die im Türrahmen lehnte und sich alle Mühe gab, ein verschmitztes Lächeln zu unterdrücken. „W-was macht sie hier?“, fragte er schließlich leicht heiser. „Na ja…“, setzte Sakura an. „Sie war diejenige, die dich gefunden hat, und hat sich partout geweigert, nach Hause zu gehen, bevor du wieder wach bist…“ „Oh.“, machte Toshio und sah wieder auf Himekos roten Haarschopf auf seiner Bettdecke. „Das… Tut mir Leid… Sie sollte nicht…“ „Tja.“, machte Sakura. „Zu spät, würde ich sagen.“ „Sie hat geweint.“, stellte Toshio dann vollkommen perplex fest. „…Meinetwegen?“ „Frag sie doch selbst.“, schlug Sakura vor, betrat den Raum und rüttelte sanft an Himekos Schulter. Diese setzte sich schlaftrunken auf und brauchte ein paar Sekunden, um sich daran zu erinnern, wo sie war. Dann kreischte sie auf und umarmte Toshio stürmisch. Dieser saß wie erstarrt da und schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er wegrennen sollte oder nicht. Sakura musste sich arg zusammen reißen, nicht zu lachen. ~ Flashback no Jutsu Ende ~ Nach dieser Erzählung schwiegen Sasuke und Sakura sich eine Weile an. „Und danach hat er’s nie wieder versucht?“, hakte Sasuke nach. „Nein.“, bestätigte Sakura. „Schon lustig, dass die Lösung des Problems dann doch so einfach war…“ „Das hattest du so geplant, oder?“, fragte Sasuke langsam. Sakura sah ihn verwirrt an. „Was genau meinst du?“, wollte sie mit leicht bitterem Unterton wissen. Sasuke verdrehte die Augen. „Oh, ich bitte dich.“, forderte er sie dann auf. „Du musst schon zugeben, dass Himeko nur wegen ihres… Typs überhaupt Ninja geworden ist, oder?“ „Nein, eigentlich nicht.“, widersprach Sakura schnippisch. „Klar, sie hat keinen Clan, keine speziellen Techniken, und so, aber es gibt viele Jahrgänge, in denen es nicht nur großartige Talente gibt wie in unserem und Menschen ohne Clan Glück haben, wenn sie so gerade eben durchrutschen. Genau genommen besteht die ANBU zu einem großen Prozentsatz aus eben diesen Leuten…“ „…Die normalerweise eher unauffällig sind.“, ergänzte Sasuke. „Und somit definitiv keine roten Haare und türkisen Augen haben. Oder habt ihr sie wegen ihrer Noten ausgewählt?“ „Was genau willst du mir hier eigentlich unterstellen?“, fragte Sakura bissig und wandte sich betont wieder dem Topf mit den Nudeln und ein wenig Suppe zu. „Dass du, wahrscheinlich mit Kakashi oder wer auch immer noch verantwortlich dafür war, Toshios Team nicht etwa nach Fähigkeiten, sondern nach Persönlichkeiten zusammengestellt hast, um genau diesen Effekt zu erzielen.“, spezifizierte Sasuke. „Und das wäre schlimm, weil?“, fragte Sakura weiter. „Ich kann dir versichern, dass weder Himeko noch Shinji, der relativ wenig mit den beiden zu tun hat, übrigens, mehr oder weniger Kanonenfutter sind als Toshio. Sicher, alle drei werden es nie allzu weit bringen, aber ihre Leistungen sind vollkommen ausreichend.“ Sie hatte das plötzliche Bedürfnis, Gemüsen zu schneiden, dummerweise war die Suppe schon fast fertig. „Shinji?“, hakte Sasuke nach. „Drittes Teammitglied.“, erklärte Sakura knapp. „Netter Junge, keine bedeutsame Familie, keine speziellen Techniken, ist aber ganz gut mit Genjutsus.“ „Und er hat nicht viel mit den beiden zu tun?“, fuhr Sasuke seine Interrogation fort. „Wieso?“ „Ach, was weiß ich.“, winkte Sakura ab. „Toshio hat ihn wahrscheinlich abgeschreckt, keine Ahnung.“ „Welch eine Enttäuschung.“, sagte Sasuke süffisant. „Sasuke, was willst du?“, fragte Sakura zunehmend genervt und schlug nun mit der Faust auf die Arbeitsfläche, glücklicherweise ohne eine Delle zu hinterlassen. „Du hast dieses Mädchen mit hineingezogen.“, sagte Sasuke kalt, die Arme vor der Brust verschränkt ohne sie anzusehen. „Du hast dafür gesorgt, dass sie sich verpflichtet fühlt.“ „Es hat sie niemand zu irgendwas gezwungen.“, erwiderte Sakura barsch. Sasuke lachte bitter. „Ach, hör doch auf.“, verlangte er. „Du hast genau gewusst, dass sie nicht anders können würde.“ „Und wenn schon.“, fauchte Sakura. „Was erwartest du denn von mir? Ich hab mein Möglichstest getan bei dem Jungen und es hat nicht gewirkt. Und dann war da Himeko und alles hat so schön gepasst und so perfekt funktioniert und ich sehe nichts, worüber du ein Recht hast, dich so aufzuregen!“ „Du hast sie benutzt. Manipuliert. Und sie wird nie wirklich von ihm loskommen, weil sie sich immer für ihn verantwortlich fühlen wird.“, stellte Sasuke fest. Sie funkelten sich an. Sakura atmete tief durch und stellte den Herd aus. „Sie ist freiwillig hier.“, stellte sie dann fest. „Sie wurde zu nichts gezwungen, und wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, ob das für immer so bleiben wird.“ Sie warf ihre Haare über die Schulter und ging zu einem kleinen Gong, der in der Tür zur Küche hing und über den der Beginn der Mahlzeiten im ganzen Haus verkündet wurde. „Achte mal auf die beiden.“, riet sie Sasuke dann, ohne ihn anzusehen. „Und sag mir nochmal, dass ich nicht das richtige getan habe.“ Dann läutete sie den Gong und ging zurück, um die Suppe vom Herd zu nehmen und auf den Tisch zu stellen. Sasuke holte währenddessen Teller aus dem Schrank. „Und mal ganz abgesehen davon…“, setzte Sakura erneut an, bemüht, ihre Stimme nicht zu giftig klingen zu lassen. „Stünden wir wohl nicht hier, wenn damals nicht jemand genau dieselbe Entscheidung getroffen hätte, oder?“ ~ Da hatte ich mich gerade gefreut, dass ich ANL5 auf 22 Kapitel runterkürzen konnte, da kommt sowas. Eigentlich gehört das komplette nächste Kapitel noch an dieses, aber dann hätte ich mich mit den nächsten Szenen ob des stetig wachsenden Wortcounts so kurz fassen müssen! Und das will doch keiner, oder? Und außerdem müsst ihr so länger auf Sayuris wirklich krassgeilen neuen Fähigkeiten warten. Muhahahaha. Außerdem, frohlocket! Ein ganzes Kapitel ohne Tsugumi, woohooo! Damit keiner in den Kommentaren darüber jammern muss! Und wenn mir jemand sagen möchte, dass Sakura doch viiel zu emotionslos mit Toshio umgegangen ist, ja, herzlichen Glückwunsch. Das ist, wie soll ich sagen, der SINN dahinter. Wenn sie emotional wäre, würde sie ihren Job nicht richtig machen. So wie jeder andere Charakter auch, wenn man’s genau nimmt. Regel 25, bitches. Außer Sayuri, Sayuri darf das. Apropos… Sollte irgendjemand von euch genug Ahnung von Chemie haben um mir sagen zu können, dass alles, was ich über Gifte geschrieben habe, absoluter Bullshit ist, bitte. Wikipedia ist da ein bisschen kompliziert und die anderen Seiten, die ich gefunden habe, zu bunt um vertrauenserweckend zu sein. Wobei ja damals auch keinem aufgefallen ist, dass die Hälfte von Null immer noch Null ist und nicht nicht-definiert, wie Shikkun euch erzählt hat. Keine Sorge, das fiel mir auch erst auf, als meine Mathe-LK-Freunde mich darauf aufmerksam machten. Warum hab ich die doch gleich? Nein, ich will nicht Medizin studieren. Aber falls ihr was über Venen, Arterien und wo’s besonders schön spritzt wissen wollt, ich weiß jetzt Bescheid. Dummer Hauptcharakter, der lieber heilt als Menschen zu verprügeln. Viel zu viel Recherche. Und wo wir doch schon beim Heilen sind: Ja, die Sache mit dem Gift ist offensichtlich vom Anfang von Naruto Shippuuden, als Sakura kurzzeitig mehr als kreischende Deko war. Und ja, mir ist durchaus klar, dass damals die Technik uuunglaublich schwierig und selten war und alle Medic-Nins in Suna sich vor Ehrfurcht fast bepisst haben. Aber erstens hat ANL Shippuuden mittlerweile um zwanzig Jahre überholt (und läuft noch nicht einmal halb so lange, yay me) und zweitens verbrachte Sakura mal zwei Jahre in Suna, um dort anständige Medics auszubilden. So, zwischen ANL1 und 2. Was jetzt auch zwanzig Jahre her ist. Und wer sich dran erinnert, es wurde in ANL4 mal erwähnt, dass genauso selten wie das Gift extrahieren no Jutsu auch das Knochen heilen no Jutsu war, bis Tsunade sich als Hokage dafür einsetzte, diese Techniken weiter zu verbreiten. Badumtss. Hm, mein nur vage definiertes Ziel, Makoto in jedes Kapitel einzubringen, scheint ganz gut voran zu gehen… Muhahahaha. Kapitel 4: Ausgleich -------------------- Das Abendessen verlief um einiges ruhiger als das am Tag davor. Das konnte einerseits daran liegen, dass Ino, Tenten und die beiden jüngsten heute nicht dabei waren. Oder daran, dass Tsuyoshi heute Kasumi dabei hatte. Sasuke hatte nie sonderlich viel mit Inuzukas zu tun gehabt. Kazuya war ein paarmal bei ihnen zu Hause gewesen, immerhin war er in Sakuras Team und gehörte zur, Trommelwirbel bitte, immer noch namenlosen Protagonistengruppe, die diesen Teil überraschend wenig relevant sein wird. Von Kasumi hatte er nur gelegentlich mal beim Essen gehört, wenn Yuki, oder eher Yoko, sich über sie beklagt hatten. Nun, da Kasumi es nicht für nötig hielt, ihre Mahlzeit auf Tsuyoshis Schoß zu sich zu nehmen, konnte Sasuke diese negative Meinung von ihr nicht teilen. Sakura beachtete ihn während des Essens sehr auffällig nicht, sondern führte die Leitunterhaltung des Tisches mit Sayuri, größtenteils über Medizin und Krankenhaus und was auch immer. Das schien zumindest Yuki und Yoko aufzufallen, da sie skeptische Blicke in ihre Richtung warfen und leise miteinander redeten. Und dabei sehr, sehr ernst aussahen. Damit waren sie an dem Tisch aber auch die einzigen. Denn so diskret Kasumi sich auch verhalten zu wollen schien, Tsuyoshi war konstant damit beschäftigt, ihr irgendetwas zuzuflüstern, was sie entweder kichern oder erröten ließ, und Sasuke war sehr, sehr froh, dies nicht hören zu können. Vielleicht sollte er eine „Nicht am Tisch“-Karte einführen… Auf der anderen Seite waren da Tsugumi und ihr… Ugh, Sohn. Es fiel ihm immer noch schwer, sich damit anzufreunden, dass er einen Enkel hatte. Also, rein theoretisch war das natürlich ganz toll, der Clan wurde aufgebaut, und wenn alles schief ging war das wohl… Der zukünftige Erbe seines zukünftigen Erbens. Je nachdem, wie es mit seiner Legitimität aussah. Danach sollte er bei Gelegenheit mal fragen. Theoretisch müsste der Junge ja zum Nara-Clan gehören, aber es war ja nicht einmal der Vater da, um entsprechenden Papierkram zu unterschreiben, und Regelungen für uneheliche Kinder von Fünfzehnjährigen hatte wohl auch noch keiner entwickelt. Na ja, mittlerweile waren sie siebzehn und somit zumindest alt genug, um theoretisch heiraten zu können. Nur halt anscheinend nicht (mehr? Was wusste er schon…) einander. Jedenfalls war Tsugumi damit beschäftigt, ihren Sohn zu füttern. Beziehungsweise ihn wachzuhalten, damit er ein wenig Nahrung zu sich nehmen konnte, ein Konzept, was den Kleinen sichtbar nicht begeisterte, sodass Tsugumi ihm konstant leise gut zuredete, wobei sie tatkräftig von Hiroshi unterstützt wurde. Huh. Früher hatte Tsugumi gar nicht wenig genug mit Hiroshi zu tun haben können, da er sie mit seiner ewig guten Laune und seinem Hang zu Hyperaktivität immer genervt hatte. Interessante Entwicklung. Auch interessant war, dass Hiroshi gestern noch an Toshio gehangen hatte, dies heute aber nicht tat. Denn, wie Sasuke gegen seinen Willen doch immer wieder beobachtete, Toshio wurde während des Essens auch sehr beansprucht, da Himeko anscheinend wirklich unglaublich viel zu erzählen hatte. Es war fast schon ein wenig lustig mitanzusehen, wie sie immer weiter und weiter redete und dabei sehr wild gestikulierte, und Toshio ihr quasi an den Lippen hing. Allerdings nicht wortwörtlich, dann hätte er seine Erfindung der „Nicht am Tisch“-Karte nämlich sofort geltend gemacht. Er war sich nicht einmal sicher, ob Toshio ihr überhaupt zuhörte oder nur sehr gut an den passenden Stellen nicken konnte, der Junge wirkte nämlich, als wäre er mit den Gedanken nicht gerade bei was auch immer sie ihm gerade erzählte. Stattdessen hatte er diesen… Blick, den Sasuke noch aus seiner eigenen Jugend kannte. Ob dieser Erkenntnis warf er Sakura einen mürrischen Blick zu. Hatte er ihr nicht ausdrücklich gesagt, dass Toshio nicht wie er war? Und was hatte sie getan? Eine Mini-Sakura aus dem Hut gezaubert, um das Problem zu lösen. Und noch dazu hatte es sie damit auch noch geschafft. Pffh. Wobei ihn das Gefühl beschlich, dass diese Mini-Sakura doch eher der Sakura entsprach, mit der er selbst damals nichts hatte anfangen können. So gesehen lag er ja trotzdem noch richtig, was Toshio anging. Ach, was auch immer. Ihm war ja selbst nicht so ganz klar, warum ihm Sakuras Art, Toshio vom Selbstmord abzuhalten so sehr missfiel. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass es für keinen der beiden sonderlich gesund sein konnte, wenn Toshio seinen Lebenswillen komplett von Himeko abhängig machte, wie es gerade schien. Dadurch würde sie sich entweder ihr Leben lang verpflichtet fühlen, bei ihm zu bleiben und sie würden eine furchtbar dysfunktionale Beziehung führen, oder irgendwann auseinander gehen und er würde daran zerbrechen, mit allen implizierten Konsequenzen. Sasuke warf Sakura einen weiteren missbilligenden Seitenblick zu. Denn, in diesem Punkt hatte sie Recht, wer war er denn, diese Konstellation zu verurteilen? Mal ganz abgesehen davon, dass die beiden offensichtlich noch nicht einmal zusammen waren… Nur in einem merkwürdigen Vorstadium davon. Hier musste er ein bitteres Lachen unterdrücken. Nun, dieses Vorstadium war definitiv auch nicht gesund. Und das wusste er aus eigener Erfahrung. Nach dem Essen rief Sakura wieder zum allabendlichen Abräumritual auf, in dem er noch keinen Platz hatte, während sie selbst Hiroshi ins Bett brachte. Auch wenn dieser darauf bestand, das schon lange alleine zu können. Sasuke nutzte diese freie Zeit, um weiterhin ein Auge auf Toshio und Himeko zu haben, unauffällig, und so. Auch wenn er wieder das Gefühl hatte, dass zumindest Yuki mitbekam, was er vorhatte. Wie Sakura schon häufiger gesagt hatte, der Junge war einfach scharfsinniger als gut für ihn war. Eigentlich traf das auch auf Tsugumi zu, aber die war ja immer noch mit ihrem… Sohn beschäftigt. Wie auch immer. Sasuke jedenfalls beobachtete weiter mehr oder weniger aus den Schatten heraus, ein Hoch auf seine Berufsausbildung, und folgte schließlich den beiden, als Toshio sie zur Tür brachte. Dort bot sich ihm ein ebenfalls sehr unterhaltsames Schauspiel; Himeko redete weiter ohne Punkt und Komma, während Toshio gezielt auf den Boden starrte, die Hände in den Taschen vergraben und wie ein furchtbar nervöses Häufchen Elend wirkte. Als Himeko das bemerkte, verabschiedete sie sich mit einem wissenden Lächeln, und umarmte ihn gnadenlos. Der arme Junge hyperventilierte beinahe. Dies nahm Himeko mit einem Kichern zur Kenntnis, ohne weiter darauf einzugehen, und ging nun endgültig nach Hause. Und ließ einen furchtbar verloren aussehenden Toshio zurück. Sasuke wählte genau diesen Moment, um auf sich aufmerksam zu machen. „Hey.“, sagte beiläufig, und Toshio zuckte vor Schreck zusammen, bevor er sich ruckartig zu ihm umdrehte und erst knallrot anlief, und danach in rekordschnelle blass wie die Wand wurde. Dann wich Toshio einige Schritte zurück und nahm mit panischem Gesicht eine Verteidigungsstellung an. Sasuke musste lachen. Eigentlich kein Wunder, dass der Junge panische Angst vor ihm hatte, wenn man bedachte, wann und wie sie sich das letzte Mal miteinander unterhalten hatten. Oder auch nicht. Sasuke musste schmunzeln. „Keine Sorge, ich will nur mit dir reden.“, versicherte er Toshio. Der wirkte dadurch nicht gerade beruhigt. „A…ha?“, machte er nur, ohne dass sich seine Haltung entspannte oder der gehetzt wirkende Blick verschwand, als würde er sich gerade nach einem Ausweg umsehen. Sasuke deutete ihm mit einem Nicken, ihm zu folgen, und gemeinsam setzten sie sich auf das Stück Flur/Veranda, welches zum Garten geöffnet war. Alle anderen hatten sich in ihre privaten Gemächer verzogen, weswegen sie wohl ungestört sein würden. Und so saßen sie da, eventuell ein wenig weiter auseinander, als in dieser Situation normale gewesen wäre, ließen die Beine über die Veranda baumeln und betrachteten den szenischen Garten. Na ja, Toshio starrte auf seine Knie. Sasuke sollte definitiv irgendwas sagen. Er hatte sich ja auch halbwegs zurecht gelegt, was er sagen wollte. Dummerweise scheiterte es an der Umsetzung. Wie genau sollte er denn anfangen? Ihn fragen, wie es ihm denn so ginge? Das konnte er sich ja wohl schenken. Ihn fragen, wie es gerade mit dem Überlebenswillen stand? Das wäre immerhin eine schöne Überleitung, aber gleichzeitig auch irgendwie pietätlos. Ihn direkt nach Himeko fragen? Oh, ja, dann könnte er eine Runde rot werden, stottern und überhaupt nichts mehr von sich geben wollen. Mit ihm übers Wetter zu reden oder sonstigen Smalltalk zu betreiben wäre irgendwie makaber. Er könnte alternativ auch einen Schwenk aus seiner Jugend erzählen – dummerweise war Sasuke nicht so der erzählerische Typ, das überließ er lieber anderen, aka seiner Frau, und außerdem würde das wahrscheinlich nur weitere unschöne Erinnerungen wecken. Daran, wie er das letzte Mal, als er mit ihm reden wollte, ihn erst provoziert und dann verprügelt hatte. Ach ja, die guten, alten Zeiten. Und während Sasuke so darüber nachdachte, wie er denn jetzt bitteschön ein Gespräch beginnen sollte, rutschte Toshio neben ihm herum, knetete seine Hände und warf ihm ab und zu verstohlene Blicke zu. Einige Minuten vergingen. Dann schließlich fasste Toshio sich ein Herz. „Hört es… Hört es irgendwann auf?“, fragte er leise. Sasuke ging einfach mal davon aus, dass er damit nicht das peinliche Schweigen zwischen ihnen meinte. „Es wird besser.“, antwortete Sasuke dumpf. „Die Alpträume werden irgendwann seltener. Ganz weggehen tun sie nie. Die Angst auch nicht. Aber es wird besser.“ Eine kurze Pause trat ein. „Du nimmst Medikamente gegen die Alpträume, nehme ich an?“ „Ja.“, antwortete Toshio. „Seltener, aber ja. Die Antidepressiva auch.“ „Gut.“, meinte Sasuke. Er zögerte kurz. „Du… Wirst mittlerweile gemerkt haben, dass… Sakura das alles sehr klinisch angeht.“ „Sakura-sama hat nur die besten Absichten.“, widersprach Toshio prompt. „Sie… Sie ist… Hell.“ „Hell, hm?“ Sasuke gluckste. „Interessante Wortwahl.“ Toshio wurde rot. „Na, ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben kann…“, murmelte er. „Doch, tust du.“, unterstellte Sasuke ihm. „Es hört sich nur noch kitschiger an.“ „Was würdet Ihr denn sagen?“, fragte Toshio abwehrend. „Sakura ist nicht hell.“, meinte Sasuke. „Niemand kann fünfundzwanzig Jahre als Ninja tätig sein und dabei hell bleiben. Manche fangen nur heller an als andere.“ „Uhm…“, machte Toshio verunsichert. „Aber sie ist nicht… Nun ja… Dunkel… Also, äh…“ „Ich weiß was du meinst.“, versicherte Sasuke ihm. „Aber Sakura hat ihre eigenen Geister, die sie plagen, glaub mir. Sie geht damit nur anders um als… Wir. Überleg mal. Wen würdest du denn noch als hell bezeichnen?“ „Ähm, also, na ja…“ Toshio wurde wieder rot und kratzte sich am Hinterkopf. „Also… Die Kleinen, die sind auch hell…“ „Die hatten ja auch keinen Grund, um im Bild zu bleiben, dunkler zu werden.“, unterbrach Sasuke ihn. „Das ist was anderes.“ „Mmh, Tsugumi ist manchmal ein bisschen hell.“, fuhr Toshio fort. „Aber das versucht sie nicht zu zeigen…“ „Aha.“, machte Sasuke. Das hatte er jetzt nicht erwartet. „Aber sie ist auch anders hell als Sakura, oder?“ „Sie ist ähnlich hell.“, spezifizierte Toshio. „Nicht so sehr, aber ähnlich. Die Kleinen sind anders hell.“ „Du hast sehr viel darüber nachgedacht, oder?“, schmunzelte Sasuke. Toshio zuckte mit den Schultern. „Wenn man Menschen schon nach hell und dunkel sortiert, dann sollte man das auch durchdenken.“, erklärte er. „Ist ja nicht gerade normal, oder so.“ Sasuke lachte bitter. „Nein, das ist es nicht.“, bestätigte er. „Wie gesagt, ich weiß, was du meinst.“ Sie schwiegen sich wieder an. „Sakura ist nicht hell.“, griff Sasuke dann das Thema wieder auf. „Sie hat zwar hell angefangen, aber mittlerweile ist sie auch sehr, sehr dunkel.“ Er hielt Inne. „Nicht so dunkel wie wir. Aber das ist auch eher schwierig.“ Nicht, dass er selbst nicht sein Bestes getan hätte, um sie so dunkel zu machen wie möglich, aber hey. Das anzumerken wäre sehr, sehr kontraproduktiv. Toshio neben ihm lachte leise. „Sie versteht.“, stellte er dann fest. „Sie akzeptiert.“, berichtigte Sasuke. „Sie… Kommt klar. Wirklich verstehen tut sie es nicht. Sie ist nur geübt darin, damit umzugehen.“ Toshio nickte stumm. „Wir verstehen, Toshio. Und das ist schlimm genug.“, fügte er hinzu. „Denn eben weil wir verstehen, können wir nicht damit umgehen.“ „Aber es wird besser?“, fragte Toshio tonlos. „Es wird besser.“, bestätigte Sasuke. „Aber Medikamente sind da meistens nicht der richtige Weg.“ „Sie sind der einzige Weg.“, widersprach Toshio. „Ich hab es meistens ohne geschafft.“, erklärte Sasuke. „Am Anfang weil ich ein Ziel hatte. Umso tiefer… Sagen wir, gefallen bin ich, als das wegfiel. Und danach, nun…“ „Sakura-sama.“, beendete Toshio den Satz. „Ja.“, bestätigte Sasuke. „Aber anders, als du denkst.“ „Ich glaube nicht.“, sagte Toshio tonlos. Er errötete schon wieder. Sasuke überlegte kurz. „Nein, vielleicht nicht.“, gab er dann zu. „Damals war es anders. Sie war anders.“ „Heller?“, riet Toshio. „Ein wenig.“, stimmte Sasuke zu. „Und weniger beansprucht. Aber ich denke, du weißt, was ich meine.“ Toshio sah zur Seite, immer noch rot. „Sakura war schon damals nicht wirklich hell.“, erläuterte Sasuke weiter. „Sie ist was anderes. Sie ist stark. Stärker, als wir je sein können.“ „Sie leuchtet.“, sagte Toshio leise. Sasuke musste grinsen. „Das hast du jetzt gesagt.“, hielt er fest. Sie saßen weiter schweigend nebeneinander. Toshio war zwar immer noch hochrot angelaufen, allerdings wirkte er ansonsten entspannter. Auch Sasuke fühlte sich weniger angespannt. Mit dem Jungen so zu reden war leichter als erwartet. Wahrscheinlich lag das daran, dass er ihm nichts erklären musste. Und nichts direkt aussprechen musste. Denn wie er gesagt hatte, sie beide verstanden einfach. Einer der Gründe, aus denen er die letzten vier Jahre woanders gewesen war. „Du verstehst, dass ich die letzten Jahre weg war, oder?“, hakte Sasuke sicherheitshalber nach. „Schon.“, sagte Toshio. „Sayuri-san hat Euch gebraucht.“ Er hielt inne. „Aber… Es hat Sakura-sama… Dunkler gemacht, glaube ich.“ „Sicher.“, gab Sasuke zu. „Aber die ist stark. Deswegen konnte ich das tun.“ Toshio sagte nichts. Ein gewisser Vorwurf hatte in seiner Stimme gelegen. „Wie würdest du Sayuri klassifizieren?“, wollte Sasuke wissen. Toshio überlegte kurz. „Ich weiß nicht.“, gab er dann zu. „Hell, aber… Irgendwie auch nicht.“ „Sayuri wäre gerne hell, oder, um es mit deinen Worten zu sagen, leuchtend. Ist sie aber nicht. Sie hat ein riesiges Potential an eigener... Dunkelheit.“, erklärte Sasuke. „Anders als wir. Aber sie hat es. Und das nahm damals die Überhand. Mittlerweile kann sie damit umgehen. Aber damals… Wären wir drei auf einmal einfach zu viel gewesen. Und ich kann mit deiner Dunkelheit nicht umgehen, weil sie mir zu ähnlich ist. Mit Sayuri war das anders.“ Langsam wurde ihm das Gerede von Dunkelheit ein bisschen zu pathetisch, allerdings hatte Toshio damit angefangen und der Vergleich passte sehr gut. „So wie Tsugumi.“, stellte Toshio fest. „Also, eigentlich das Gegenteil… Tsugumi wäre gerne dunkler, als sie ist.“ „Das kann sein.“, gestand Sasuke ihm zu. „Kann ich nicht beurteilen.“ Sie schwiegen wieder eine Weile. Allerdings gab es da noch eine Sache, auf die Sasuke zu sprechen kommen wollte. „Und Himeko?“, fragte er schließlich. „Was ist sie?“ Toshio zögerte. Und lief rot an. Es dauerte ein wenig, bis er seine Antwort parat hatte. „Ich… Weiß worauf Ihr hinaus wollt.“, sagte er dann. „Und… Nein. Nein… wirklich nicht.“ „Beantworte meine Frage.“, verlangte Sasuke. „Sie ist hell.“, sagte Toshio abweisend. „Richtig hell. Nicht anders. Und… Das ist das Problem.“ „Inwiefern?“, fragte Sasuke. Toshio rutschte wieder unbehaglich hin und her. „Sie ist hell, weil es bisher nichts gab, was das ändern könnte.“, erläuterte Toshio. „So wie die Kleinen. Aber anders als die Kleinen… Na ja… Ja, okay, sie fängt an zu leuchten. Meinetwegen. Und das will ich nicht. Ich weiß natürlich, woran das liegt, das müsst Ihr mir beim besten Willen nicht erklären!“ „Gut.“, sagte Sasuke. Dann war der Kleine ja schon mal einen Schritt weiter als er damals. „Ich weiß auch, was für Möglichkeiten bestehen, und dass das ganz sicher auch total gut für mich wäre, aber… Nein. Ich will das nicht.“ Sasuke sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Toshio lief wenn möglich noch röter an. „Also gut, ja, will ich schon.“, gab er zu. „Aber… Das geht doch nicht. Dazu müsste sie dann noch mehr leuchten. Und immer mehr. Und… Das wäre einfach unfair ihr gegenüber. Das… Kann ich nicht verantworten.“ „Und wie sie selbst dazu steht, ist dir dabei egal?“, wollte Sasuke wissen. „Solange ich dazu stehe wie ich stehe, ist das irrelevant.“, behauptete Toshio brüsk und verschränkte die Arme. „Außerdem erspar ich ihr so einiges. Ist für alle Beteiligten besser.“ „Außer für dich, natürlich.“, stellte Sasuke fest. Toshio zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“ „Das ist natürlich alles sehr nobel von dir…“, gab Sasuke zu. „Aber soweit ich das beurteilen kann bist du bisher nicht gerade eindeutig in deinen Absichten gewesen.“ „Das war bisher auch nicht nötig.“, sagte Toshio trotzig. „Und wann wird es nötig?“, fragte Sasuke. „Wenn sie es drauf anlegt.“ „Tut sie doch bereits.“ „Aber nicht direkt.“ Sasuke seufzte. „Sobald sie es direkt darauf anlegt werdet ihr beide schon so sehr darin hängen, dass alles nur furchtbar eskaliert.“, teilte er Toshio mit. „Und damit ist dann auch niemandem geholfen.“ „Langfristig gesehen schon.“, behauptete Toshio. „Vorausgesetzt, du kannst das durchziehen.“, warf Sasuke ein. „Und ich muss sagen, das sieht im Moment nicht danach aus.“ „Wie wollt Ihr das denn einschätzen können?“, empörte Toshio sich. Sasuke sah ihn erneut mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch an. „Oh, bitte nicht…“, murmelte Toshio dann. „Ihr habt das auch…“ „Und zwar im ganz großen Stil.“, bestätigte Sasuke. „War nicht schön. Und irgendwie unnötig. Außerdem sichtlich effizient. Und mal ganz abgesehen davon, kannst du mal aufhören, mich im majestätischen Plural anzureden?“ „Nein.“, sagte Toshio trotzig. „Ihr seid Uchiha Sasuke-sama und Ihr werdet auch so angesprochen werden.“ Sasuke stöhnte. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“, setzte er an. „Da hab ich nicht drum gebeten.“, erinnerte Toshio ihn, allerdings nicht halb zu giftig wie er es früher getan hätte. „Außerdem ist das nun definitiv nicht Euer Tisch mehr. Sakura-sama hat ihn von Ihrem eigenen Geld gekauft. Ich war dabei. Zweimal.“ „Ihr habt in den letzte vier Jahren zwei neue Tische gebraucht?“, fragte Sasuke ungläubig. „Ja, es gab einige, äh… Erhitzte Debatten. Tsugumi… Nun, es war alles nicht sehr angenehm.“ „Gut, dass du mich daran erinnerst.“, brummte Sasuke. „Nach dem Stand der Dinge muss ich mich auch noch erkundigen…“ Er stand auf. Toshio tat es ihm gleich. „Denk mal darüber nach.“, schloss Sasuke das Gespräch ab. „Wenn Himeko leuchten will, dann lass sie. Sie wird schon früh genug merken, auf was sie sich damit einlässt. Und dagegen anzukämpfen ist einfach nur unnötig dramatisch. Glaub mir.“ „Okay.“, sagte Toshio, wirkte aber nicht allzu überzeugt. Mit einem Nicken entließ Sasuke ihn. Er selbst ging in Richtung Schlafzimmer, wo er Sakura vermutete. ~ Sayuri hatte sich nach dem Essen direkt in ihr Zimmer zurückgezogen. Einerseits weil sie erschöpft war, am nächsten Tag relativ früh ihre erste Schicht im Krankenhaus anstehen hatte und vorher noch einige Dinge nachlesen wollte, andererseits, weil sie jemandem aus dem Weg gehen wollte. Das klappte allerdings nicht allzu gut wenn man unter einem Dach wohnte. Kaum hatte sie es sich mit der Schriftrolle auf ihrem Bett bequem gemacht, auch wenn für sie jedes Bett welches nicht aus einem Schlafsack auf dem Boden bestand unglaublich bequem war, klopfte es an der Tür. Seufzend erhob sie sich und öffnete diese. Sie blickte geradewegs in das Gesicht ihres nur mäßig wach wirkenden Neffen. „Du schuldest mir noch diverse Erklärungen.“, erinnerte Tsugumi sie und hielt ihren Sohn dabei wie eine Waffe vor sich. „Und ich hab ein Baby dabei, du kannst also nicht nein sagen.“ Sayuri trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Na ja, also…“, setzte sie an. „Baby!“, betonte Tsugumi und hielt ihr Shikashi direkt vor die Nase. Sayuri musste widerwillig kichern und nahm den Kleinen an sich. „Müsste er nicht mittlerweile mal ins Bett?“, fragte sie halbherzig, um das Thema hinauszuzögern. „Machst du Witze?“, konterte Tsugumi spöttisch und schob sich an ihr vorbei ins Zimmer. „Der Kleine tut den ganzen Tag kaum was anderes als schlafen. Ich bin froh, wenn er mal länger als eine Stunde am Stück wach ist!“ „Aha.“, machte Sayuri nervös und folgte ihr widerwillig in ihr eigenes Zimmer. „Nur mal so, wie heißt er eigentlich mit Nachnamen?“ „Ähm…“, machte Tsugumi. „Das ist ein bisschen schwierig. Also, jetzt im Moment gerade noch Uchiha, logischerweise. Um seine Zugehörigkeit zu eine anderen Clan bezeugen zu können und ihn zu legitimieren muss der Vater dummerweise anwesend sein und ein paar Dokumente unterschreiben. Sobald das möglich ist, heißt er dann Nara Shikashi. Vielleicht.“ „Vielleicht?“, hakte Sayuri nach, dankbar, die eigentliche Debatte ein wenig aufgeschoben zu haben. „Na ja.“ Tsugumi zuckte mit den Schultern und ließ sich auf Sayuris Bett nieder. „Kann ja auch sein, dass Shikkun ihn nicht anerkennen will. Dann heißt der Kleine für den Rest seines Lebens Uchiha Shinichi und ist Nummer eins in der Erbfolge. Also, nach unseren Brüdern. Und deren Söhnen, und so.“ „Shinichi?“, fragte Sayuri und musste lachen, während sie sich mit dem Kleinen auf dem Schoß ebenfalls aufs Bett setzte. „Erster Sohn? Hast du vor, noch mehr zu kriegen?“ „Nein, beim besten Willen nicht.“, winkte Tsugumi ab. „Das ist eher eine Erinnerung daran, dass er der tatsächliche Erbe sein sollte, eben als erstgeborener Sohn der Generation nach uns. Oder generell Erstgeborener. Hab ich mir mit Mama ausgedacht.“ „Ah.“ Sayuri leuchtete einiges ein. Tsugumis eigener Name war auch ein Produkt der stillen Entrüstung ihrer Mutter darüber, dass nur Jungen die Clanführung übernehmen konnten, es sei denn, es gab nur Töchter. ‚Tsugu‘ wurde nämlich mit dem Zeichen für ‚Erbe‘ geschrieben. „Und jetzt hör auf, abzulenken.“, riet Tsugumi ihr. „Du bist so leicht zu durchschauen wie eine Fensterscheibe. Ich hab meine Vergangenheit offengelegt, jetzt bist du dran.“ Sayuri seufzte schwer und wiegte das Baby in ihren Armen hin und her. Shikashi schien tatsächlich kurz davor zu stehen, schon wieder einzuschlafen. „Also… Na ja.“, begann sie dann, mehr oder weniger. „Also, äh. Ich kann heilen.“ „Ja, das habe ich mitbekommen.“, schnaubte Tsugumi. „Und bevor du den Witz machst, ja, auch ohne Menschen dabei in Brand zu stecken.“, fuhr Sayuri fort. „Und in der Regel auch ohne Blutvergiftungen im Allgemeinen und Alkoholvergiftungen im Besonderen dabei hervorzurufen.“ „Das hätte ich mir jetzt verkniffen.“, teilte Tsugumi ihr mit. „Und das ist alles? Dafür hast du vier Jahre gebraucht?“ „Äh, nicht direkt.“, gab Sayuri zu. „Also, es hat schon erstmal länger gedauert, bis ich freiwillig mein Zimmer verlassen habe. Also, in dieser unterirdischen Basis, wo unsere Eltern sich mal versteckt hatten. Da, wo auch Hiro geboren wurde, und so.“ „Das ist auch etwas, worüber wir Witze gemacht haben.“, erinnerte sich Tsugumi. „Ob Papa wieder dahin gehen würde oder doch mal woanders hingeht, wenn er ja schon wieder auf Trainingsreise geht…“ Sayuri lachte leise. „Ja, aber man kann doch sagen, dass es diesmal durchaus… Sinnvoll war, ausgerechnet nach Oto zu gehen.“ „Ach?“, fragte Tsugumi verblüfft. „Wieso? Birgt Oto den Schlüssel zu dem Geheimnis, wie genau und warum zur Hölle ausgerechnet Papa dir das Heilen beibringen konnte?“ „Mmmh, kann man so sagen…“, murmelte Sayuri. „Also, ein bisschen heilen kann Papa ja auch…“ „Ja, das können wir auch alle, seit Mama ihre Medic-Reformen durchgesetzt hat.“, schnaubte Tsugumi. „Aber mit den Grundlagen qualifizieren wir uns trotzdem nicht für’s Krankenhaus. Also, Aimi kann ein bisschen mehr und könnte wohl theoretisch im Krankenhaus arbeiten, in der Notaufnahme, oder so, wenn sie sich denn für irgendeine Art von Arbeit interessieren würde, die es nicht beinhaltet, für unseren lieben Bruder die Beine breit zu machen… Ähem.“ Sie räusperte sich. Sayuri errötete. „Aber heute ist ja Kasumi da…“, stellte sie fest. „Das stimmt.“, bestätigte Tsugumi. „Aimi hat also wahrscheinlich ihre Tage bekommen, oder so. Egal. Erzähl weiter.“ „Ja, mmh…“ Sayuri blickte betreten auf das mittlerweile schlafende Baby auf ihrem Schoß, welches die Sicht auf ihre Knie versperrte. „Also… Ja, ein bisschen Heilen hat Papa mir selbst beigebracht, das stimmt…“ Sie fuhr sich durch die Haare. Die Methoden, die ihr Vater dabei angewandt hatte, waren alles andere als orthodox gewesen und sie erinnerte sich nur sehr, sehr ungerne an diese ersten Monate. „Aber ein Großteil von den Sachen, die ich jetzt kann, hab ich von… Jemand anderem.“ „Okay.“, kommentierte Tsugumi. „Bitte fahr fort.“ „Sagt dir der Name Kabuto irgendwas?“, wollte Sayuri leise wissen. „Hab ich schon mal gehört, glaube ich…“ Tsugumi runzelte die Stirn. „Das war ein Spion von Orochimaru, der sich ziemlich lange in Konoha aufgehalten hat.“, erklärte Sayuri schnell. „Er war außerdem Medic-Nin. Und profitierte davon, dass Orochimaru der Wissenschaft ja nicht gerade abgeneigt war und entwickelte so einige… Fragwürdige Techniken.“ „War der Typ nicht besessen mit Unsterblichkeit?“, erinnerte Tsugumi sich dunkel. „Und Bluterben.“, fügte Sayuri hinzu. „Unserem im Besonderen. Und daran, einen geeigneten Körper zu finden, während sein alter verfiel. Deswegen wollte er ja unsere Vater haben…“ „Eeew.“, machte Tsugumi. „Und da ist er freiwillig hingegangen?“ „Sie haben nicht alle wirklich mit offenen Karten gespielt.“, erklärte Sayuri. „Und Papa hatte eh nicht vor, lange genug zu bleiben, um dann als neue Hülle zu dienen, also…“ „Und du kannst dir jetzt auch einfach einen neuen Körper suchen, wenn der alte kaputt geht?“, fragte Tsugumi, irgendwo zwischen Ekel und Bewunderung. Sayuri lachte. „Nein, das dann doch nicht.“, beschwichtigte sie ihre Schwester. „Nein, mit Orochimarus Projekten haben meine Fähigkeiten nur indirekt zu tun.“ „Die da wären?“, fragte Tsugumi, die nun doch etwas ungeduldig wurde. „Also, na ja….“ Sayuri sah sich ausweichend im Raum um. Eigentlich hatte sie ihrem Vater ja versprochen, mit ihren neuen Fähigkeiten weder hausieren zu gehen, noch sie außerhalb eines Notfalls anzuwenden, aber nun ja. Aus dieser Situation kam sie bestimmt nicht mehr raus. „Eine von Kabutos… Lieblingsfähigkeiten war, dass er seine Zellen sehr, sehr schnell selbst regenerieren konnte.“, begann sie zu erzählen. „Also, den Zellbildungsprozess anzukurbeln. Das ist ein bisschen besser und effizienter als normale Heilung, da beschleunigen wir mittels Chakra ja nur den natürlich Heilungsprozess, also, Blutgerinnung, Krustenbildung und Vernarbung, und so. Dabei bleiben dann manchmal Narben zurück oder die Wunde wird nicht ganz geschlossen, oder was auch immer. Fakt ist, wir behandeln eine Wunde. Bei der Zellregeneration wird das Zellwachstum angeregt, das heißt, die beschädigten Zellen werden einfach neu gebildet, anhand der in ihnen vorhandenen Erbinformationen und so. Das heißt dann im Endeffekt, dass wie Wunde am Ende quasi nie da gewesen ist und das Gewebe wieder in den Zustand vor der Verletzung zurück versetzt wird. Und das konnte Kabuto halt bei sich selbst extrem gut. Kostete ihn auch weniger Chakra als konventionelle Selbstheilung.“ Tsugumi pfiff durch die Zähne. „Nicht schlecht.“, sagte sie anerkennend. „Und das kannst du jetzt auch?“ „Ah, uhm, nicht direkt.“, gab Sayuri zu. „Ich kann es ein bisschen bei mir selbst, aber nicht in einem solchen Ausmaß. Außerdem kann ich das an anderen anwenden, aber das kostet mich doch sehr viel Chakra. Und allzu viel hab ich ja eh nicht.“ „Verstehe.“ Tsugumi sah immer noch beeindruckt aus. „Und das zu lernen hat so lange gedauert?“ „Na ja, nein.“, antwortete Sayuri. „Das ging recht schnell, ich hatte ja sonst nichts zu tun und Kabutos Aufzeichnungen waren recht ausführlich… Also, ich hab damit etwa ein halbes Jahr nachdem wir weg sind angefangen und war dann am Ende des ersten Jahres damit fertig. Vorher hab ich dann so Standardsachen gelernt. Sehr viel Anatomie, und sowas. Da gab’s auch einen großen Bestand an Büchern.“ „Damit hast du dann also ein Jahr verbracht.“, fasste Tsugumi zusammen. „Und die restlichen dreieinhalb Jahre?“ „Also, ich erwähnte ja, dass Orochimaru sehr an Bluterben interessiert war.“, fuhr Sayuri fort. „Und… Zu seinen Forschungsobjekten gehörte auch jemand aus einem Clan, der seine Knochen nach Belieben wachsen lassen und aus dem Körper ziehen und als Waffen verwenden konnte…“ „Und das kannst du jetzt auch?“, unterbrach Tsugumi sie vollkommen aus der Fassung gebracht. „Oh mein Gott, das ist so cool!“ „Nein!“, widersprach Sayuri hastig. „Oh, nein, beim besten Willen nicht, das war ein Kekkei Genkai! Sowas kann man nicht einfach lernen…“ „Aber du kannst was mit Knochen?“, schlussfolgerte Tsugumi. „Mmmh.“, stimmte Sayuri zu. „Sie wachsen lassen. Ein bisschen. Also, das ist im Prinzip nicht anders als Zellregenration und das einfache Heilen von Knochenbrüchen, man muss es nur gleichzeitig anwenden und dann auch noch in eine Richtung fokussieren…“ „Also könntest du dir theoretisch einen dritten Arm wachsen lassen?“, fragte Tsugumi. „Einen Finger vielleicht, und dann ist mein Chakra alle.“, bremste Sayuri ihren Elan. „Aber so hab ich zum Beispiel einem Kind geholfen, das kaum laufen konnte, weil ein Bein länger war als das andere…“ „Trotzdem immer noch cool.“, sagte Tsugumi. „Ja, ziemlich.“, stimmte Sayuri zu. „Aber nur für den Notfall gedacht. Denn wenn mehr Menschen diese Techniken kennen würden, würde es nicht mehr lange dauern, bis irgendwer genug Chakra hat, um sich einen dritten Arm wachsen zu lassen, und, ne… Das muss echt nicht sein.“ „Und dann seid ihr durch die Gegend gelaufen und habt Menschen geholfen?“, fragte Tsugumi amüsiert. „Kann man so sagen, ja.“, antwortete Sayuri. „Wir sind durch ein paar abgelegene Zivilistendörfer gezogen und ich hab ein paar Menschen geheilt, um ein wenig Übung zu bekommen. Na ja, und um gewisse Hemmungen zu verlieren, was das Heilen angeht, und so… Und das hat wirklich geholfen.“ Sie lächelte versonnen. „Aber irgendwelche Kampftechniken hast du nicht gelernt?“, fragte Tsugumi. Sayuri lachte. „Na ja, also, wenn man die Heiltechniken richtig anwendet, kann man damit schon schwere Schäden anrichten…“, meinte sie. „Außerdem hat Papa mir beigebracht, Schlangen zu beschwören, damit ich auch alleine in die Basis komme, und so.“ „Er hat WAS?“, fragte Tsugumi entgeistert und sprang auf. „DU kannst Schlangen beschwören? Ausgerechnet DU?“ „Äh, ja?“, bestätigte Sayuri. „Ähm… Wo willst du hin?“ Doch Tsugumi war bereits empört aufgesprungen und aus dem Zimmer geeilt. Sayuri folgte ihr verunsichert, ihren immer noch schlafenden Neffen auf dem Arm. Schließlich blieb Tsugumi vor der Schlafzimmertür ihrer Eltern stehen und klopfte energisch dagegen. „Papa!“, rief sie. „Papa, komm raus!“ „Was?“, fragte Sasuke leicht gereizt, als er, glücklicherweise noch komplett bekleidet, aus der Schlafzimmertür trat. „Wieso hast du Sayuri beigebracht, Schlangen zu beschwören, und uns nicht?“, wollte Tsugumi sehr laut wissen. „WAS?“, ertönte es da aus einem Zimmer gegenüber dem Schlafzimmer, und ein wesentlich leichter bekleideter Tsuyoshi streckte den Kopf durch die Tür. „Sayuri kann SCHLANGEN beschwören? Ich will auch!“ „Ernsthaft?“, ertönte es von einer Tür etwas weiter den Flur runter von Yuki. „DU bist hier der letzte, der Schlangen beschwören können sollte!“ „Du hast Sayuri beigebracht, Schlangen zu beschwören?“, meldete sich nun auch Sakura hinter Sasuke zu Wort. „Bist du denn vollkommen von Sinnen?“ „Ich will schlafen!“, quengelte es aus einem weiteren Zimmer und Hiroshi zeigte sich nun auch auf dem Flur. „Und Schlangen. Schlangen will ich auch. Schlangen sind cool.“ „Niemand kriegt hier Schlangen.“, stellte Sakura klar. „Und ihr geht jetzt alle wieder zurück in eure Zimmer und lasst Hiroshi schlafen!“ „Aber das ist unfair!“, maulte Tsuyoshi. „Ich meine, wieso darf nur Sayuri sowas cooles lernen und wir nicht?“ „Weil ihr nicht tagtäglich in Gefahr schwebt, gegessen zu werden, wenn dem Wächter eurer Haustür euer Geruch nicht gefällt.“, erklärte Sasuke. „Purer Pragmatismus.“ „A-außerdem benutz ich sie gar nicht…“, nuschelte Sayuri im Hintergrund. „Das macht es nicht wirklich besser.“, merkte Yuki an. „Als ich das letzte mal was darüber gelesen habe, verlangte Manda hundert Menschenopfer pro Beschwörung, und erst recht, wenn er einen Vertrag schließen will.“, erinnerte Sakura sich skeptisch. „Wo zur Hölle hattet ihr die Opfer her?“ „Manda und ich haben eine Art Einverständnis.“, erklärte Sasuke. „Er nervt nicht rum, wie viel er zu Essen bekommt, oder eben nicht, und ich lass ihn am Leben. Lief super.“ „U-und ich musste auch nicht direkt Manda-sama beschwören, um den Vertrag schließen zu können.“, ergänzte Sayuri. „Sie hat sich den Vertrag von unten an ausgearbeitet.“, erläuterte Sasuke. „Sich erst mit den kleinen Schlangen angefreundet und dann mit den größeren. Am Ende wurde Manda demokratisch überstimmt.“ „Und Hypnotisiert.“, fügte Sayuri hinzu. Sasuke winkte ab. „Irgendwie muss man die Demokratie ja auch durchsetzen.“ „Wenn du das bei unserem Kagentreffen genauso durchziehst, wären damit all unsere Probleme gelöst…“, seufzte Sakura. „Aber dazu musst du deine Frontscheinwerfer einschalten, oder?“ „Ich arbeite dran.“, sagte Sasuke und zuckte mit den Schultern. „Würde das denn gehen?“, wollte Yuki wissen. „Ich meine, Yoko kann mit ihren Byakugan immerhin durch Wände direkt vor ihr sehen, auch wenn es nicht aktiviert ist…“ „Wie gesagt, ich arbeite dran.“, wiederholte Sasuke sich. „Und was ist jetzt mit den Schlangen?“, murrte Tsuyoshi. „Niemand von euch kriegt Schlangen.“, stellte Sakura klar. „Sie sind gefährlich, ekelig, und wir werden da keine Familientradition draus machen. Das Familientier der Uchihas sind Katzen. Katzen, verstanden?“ „Ernsthaft?“, kam es von Yuki und er starrte sie verwirrt an. Tsugumi musste kichern. „Spucken die dann brennende Fellknäule, oder sowas?“, wollte sie wissen. „Katzen?“, fragte auch Sasuke verwirrt. „Das ist mir neu.“ „Dein Urgroßvater hat das auch abgeschafft, weil er sie unmännlich fand.“, erklärte Sakura. „Und dagegen allergisch war.“ „Was ist denn das hier für ein Auflauf?“, ertönte es da weiter den Flur hinunter und Natsuki zeigte sich zum ersten Mal, ein wenig zerzaust und sichtlich verwirrt. „Nee-chan kann Schlangen beschwören und wir wollen auch aber Mama will nur Katzen!“, fasste Hiroshi die Situation beherzt zusammen. „Ach, Natsuki, da bist du ja.“, begrüßte Sakura sie. „Wir, äh, sind ein wenig mehr geworden.“ „Ja, ich hab schon gehört.“, sagte Natsuki mit einem gehetzt wirkendem Lächeln und umarmte Sayuri. „Und du hast gleich im Krankenhaus angefangen, hm?“ „Und woher weißt du das schon wieder?“, wollte Tsugumi wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, genau, woher weißt du das?“, schloss Sakura sich misstrauisch der Frage an. Natsuki verdrehte die Augen. „Ich komme gerade von einer ANBU-Vollversammlung. Da wurde das gelegentlich erwähnt. Um nicht zu sagen, man hat mir dazu gratuliert, was für eine tolle Heilerin meine Cousine doch wäre.“, erklärte sie genervt. „Aha.“, machte Sakura, keineswegs überzeugt. „Und wenn ihr alle so auf Kuchiyose aus seid…“, fuhr Natsuki fort. „Ich kann Raben beschwören. Die sind viel cooler als Schlangen, sie können nämlich fliegen. Und sind netter.“ „Und wie du das gelernt hast, ist mir heute noch nicht ganz klar.“, brummte Sasuke. „Auch ganz wunderbar, dich mal wieder zu sehen, Onkelchen.“, erwiderte Natsuki schnippisch. „Die Schriftrolle stand in meinem Zimmer. Ich hatte als Kind sehr viel Freizeit. Das ist alles.“ „Also gibt es keine Schlangen?“, maulte Hiroshi. „Keine Schlangen.“, bestätigte Sakura. „Und jetzt alle Abmarsch, zurück ins Bett! Oder zumindest in eure Zimmer. Was auch immer.“ Mehr oder weniger murrend fügten sich alle. So auch Sasuke und Sakura selbst. „So, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Sakura, immer noch in ihrem leicht angenervten Ton, und legte sich wieder ins Bett. „Ich hab mit Toshio geredet.“, griff Sasuke die Unterhaltung wieder auf, die er gerade, als das Schlangendebakel begonnen hatte, hatte anfangen wollen. Dabei zog er sich das Oberteil über den Kopf. „Ja, das hab ich mitbekommen.“, sagte Sakura, leicht selbstgefällig. „Du hast uns belauscht?“, fragte Sasuke. Sakura zuckte mit den Schultern. „Nicht direkt.“, stritt sie ab. „Ihr habt in der Nähe der Schlafzimmertür gesessen, und, nun ja, auch vom Badezimmer aus konnte man euch hören…“ Sasuke stöhnte und zog sich nun auch die Hose aus. „Nur weil er dich vergöttert, heißt das nicht, dass du das richtige getan hast.“, brummte er. „Das hörte sich aber eben noch ganz anders an.“, merkte Sakura an. Sasuke legte sich ebenfalls ins Bett. „Ja, aber nur weil der Schaden bereits entstanden ist.“, erklärte er. „Und dir da jetzt in den Rücken zu fallen wäre kontraproduktiv.“ „Es ist eben kein Schaden entstanden.“, widersprach Sakura. „Allen geht es gut. Oder wenigstens den Umständen entsprechend gut.“ „Hm.“, stimmte Sasuke halbwegs zu. „Glücklicherweise ist Toshio zumindest bewusst, was hier gespielt wird.“ „Du meinst, er weiß, dass Himeko ihn mag und geht darauf bewusst nicht ein?“, elaborierte Sakura. „So in etwa.“, bestätigte Sasuke. „Na, immerhin findest du das wohl genauso dämlich wie wir anderen auch.“, stellte sie fest. „Nicht direkt dämlich.“, widersprach er. „Es wird nur einfach nicht klappen.“ Er rutschte ein Stück zu Sakura rüber. „Und je früher er das einsieht, desto geringe die Wahrscheinlichkeit, dass seine Hormone vollkommen durchdrehen.“ „Mmmhm.“, machte Sakura und schmiegte sich an ihn. „Und ich leuchte also, was?“, wisperte sie dann spöttisch. „Das hat er gesagt, nicht ich.“, beharrte Sasuke grimmig. Sakura musste lachen. „Es schien aber nicht gerade überraschend für dich zu kommen.“, stellte sie fest. „Mehr so im Gegenteil, eher als würdest du darauf hinaus wollen.“ „Na, wenn man schon pathetisch über hell und dunkel redet, liegt das ja nicht gerade fern.“, murrte Sasuke und begann, ihren Hals zu küssen. „Also bin ich jetzt nicht mehr die große Böse, die Himeko in ihr Verderben gestoßen hat?“, mutmaßte Sakura amüsiert. „Doch, bist du noch.“, brummte Sasuke gegen ihren Hals. Sie musste wieder Lachen. Das kitzelte. „Allerdings scheint das Verderben nicht ganz so fatal zu sein, wie anzunehmen war.“ Er ließ von ihrem Hals ab und beugte sich nun über sie. „Und außerdem ist es dämlich, sich deswegen zu streiten. Jetzt kann man ja eh nichts mehr ändern.“ „Das stimmt.“, bestätigte Sakura. Sie sahen sich eine Weile einfach nur an, dann musste sie grinsen. „Und nur für’s Protokoll, ich bin übrigens auch freiwillig hier, und nicht weil mich irgendjemand im Hintergrund dazu gezwungen hat, für dich zu leuchten… Auch wenn ich nicht bezweifele, dass das mal der Plan war.“ Sasuke brummte missbilligend und küsste sie, bevor sie weiter auf dieser Leuchtsache herumreiten konnte. Nicht, dass sie das jetzt nicht sowieso den Rest ihres Lebens lang tun würde… ~ Sie hatte es kommen sehen. Sayuris erster Tag im Krankenhaus war bisher alles andere als erfreulich gewesen. Die Medics, mit denen sie arbeitete, betrachteten sie allesamt misstrauisch. Die Menschen, die dazu eingeteilt worden waren, ihr zu helfen, sich im Krankenhaus zu Recht zu finden, hatten wenig bis keine Geduld mit ihr. Und hinter ihrem Rücken tuschelten alle, wenn sie vorbeiging. Ja, natürlich, was hatte sie auch erwartet? Die meisten Medics wurden im Alter von zwölf Jahren aus dem Pool von Genins ausgewählt, die es nicht in eines der Teams geschafft, beziehungsweise durch die erste Prüfung innerhalb des Teams gefallen waren. Dies waren die Genins, die sich in der Regel weder durch Abstammung noch durch anders bedingte besondere Fähigkeiten, einen hohen Intellekt oder die Tatsache, die Quote zu erfüllen, auszeichneten. Die Systemgenins, die keiner kannte, die nichts Großartiges konnten, und die keiner vermissen würde. Sayuri gehörte nicht dazu. Das hatte ihr Nachname und die Tatsache, dass sie tatsächlich ein Jahr lang Teil eines Geninteams und dann auch noch Chuunin geworden war, verhindert. Der Uchihaclan war generell zu klein, um irgendwen ans System zu verlieren. Wenn man es also nicht geschafft hatte, zu einem der hoffnungsvollen Geninteams zu gehören, ging es direkt zurück in die Ausbildung. Und wenn man dann zufälligerweise Talent zur Chakrakontrolle hatte, ging es, heute noch schneller als früher, direkt weiter in die Medicausbildung. Dasselbe wäre übrigens auch mit Sakura passiert, wenn sie nicht aufgrund von guten Noten ganz oben in der Liste der familienlosen Systemgenins gewesen und somit zu Höherem bestimmt worden wäre. Die meisten dieser Systemgenins schafften es nie, wirklich einen Namen für sich zu machen. Dass die meisten von ihnen zu den ANBUs wurden, die niemand vermisste, half dabei ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Job eines Medics generell undankbar war. Und somit war Sayuri wenig überrascht, dass die Medics, die bereits ihre gesamte Berufslaufbahn zusammen verbracht hatten, sie, als jemand, der nicht ins System gehörte, innerhalb ihres ersten Jahres zum Chuunin geworden und dann auch noch vollkommen anders ausgebildet worden war, als Fremdkörper ansahen. Dass sie bei diesem Chuuinexamen auch noch sehr spektakulär auf ihre damals nicht wirklich vorhandenen Heilkünste aufmerksam gemacht hatte, half da auch nicht so wirklich. Auf die Sticheleien hatte sie sich ja bestens vorbereitet. Ja, sie konnte Menschen heilen, ohne sie anzuzünden, nein, sie benutzte Sake nicht mehr als Desinfektionsmittel, wenn es sich vermeiden ließ, und, ganz besonders nett, sie musste auch nicht mehr jedes Mal heulen, wenn sie mit mittelschweren Wunden konfrontiert wurde, und außerdem arbeitete sie auch nicht nur hier, weil sie die Tochter der Chefin war. Aber das war okay. Damit konnte sie umgehen. Folglich war sie auch überraschend wenig überrascht, als sie in die Akte ihres letzten Patienten für heute blickte. Natürlich musste eine gehörige Portion Zufall dazu beigetragen haben, aber wenn der Zufall sich gegen sie richtete, traute Sayuri ihm eh alles zu. Und wenn man das berücksichtigte, war es gerade schon lächerlich vorhersehbar, dass man ausgerechnet ihr diesen Patienten zuschob, und das ausgerechnet an ihrem ersten Tag. Sie holte unauffällig tief Luft, schloss die Akte wieder und betrat das Behandlungszimmer. „Hallo, Makoto-kun.“, begrüßte sie ihn strahlend. Auch Makoto wirkte nicht besonders überrascht sie hier zu sehen. Er zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch. „Hallo.“, erwiderte er dann monoton. Natürlich hatte sie damit gerechnet, ihn früher oder später hier sitzen zu haben und heilen zu müssen. Deswegen hatte sie es ja so darauf angelegt, ihn gestern zu treffen, damit das erste peinliche Zusammentreffen schon mal aus dem Weg geräumt war. Jetzt hatte sie nämlich wichtigeres zu tun. „Was ist passiert?“, fragte sie höchst professionell und zog sich einen Hocker an den Behandlungstisch auf dem er saß. Er hatte eine halbwegs große Schnittwunde schräg über der Brust, die allerdings nicht sonderlich stark blutete. „Nichts Besonderes.“, antwortete Makoto. „Kurze Konfrontation mit einem Team aus einem anderen Dorf. Die Wunde ist von einem normalen Kunai.“ „Irgendwelche zusätzlichen Beschwerden?“, fragte Sayuri weiter, während sie Makotos blutiges Oberteil von der Wunde löste. „Nein.“, antwortete Makoto steif, wenn auch ein wenig gepresst. Sayuri verkniff sich ein missbilligendes schnauben. Eigentlich hätte man ihm das Oberteil längst ausziehen müssen. Sie betrachtete die nun frei gelegte Wunde ausgiebig, es war keine Verfärbung zu erkennen und die Blutgerinnung verlief normal. Somit desinfizierte sie die Wunde ganz standardgemäß (und ohne Sake, danke der Nachfrage) und schloss sie dann. Dabei entging ihr nicht, dass Makoto leicht zusammenzuckte, als sie seine Haut berührte (ohne ihn dabei in Brand zu stecken, versteht sich). „Okay.“, sagte sie dann und strahlte ihn wieder an. „Wir wären dann fertig, wenn du nicht noch andere Beschwerden hast.“ „Nein.“, sagte Makoto kurzangebunden und nickte ihr als Zeichen seiner Dankbarkeit zu. Dabei begann er, sein zerschnittenes Oberteil einigermaßen zurecht zu zupfen. Sayuris Blick blieb an seiner einbandagierten, linken Hand hängen. Unwillkürlich streckte sie die Hand danach aus und zog sie zu sich. „Die ist nicht…“, setzte Makoto an, die Augenbrauen skeptisch zusammen gezogen. „Ich weiß.“, sagte Sayuri leise, ohne seine Hand loszulassen, und musterte diese professionellem Interesse. „Ähm… Darf ich… Mir deinen Arm mal angucken?“ Makotos Brauen zogen sich noch weiter zusammen. Sayuri hatte den Blick nun von seiner Hand abgewendet und sah ihn direkt und sehr ernst an. Er zuckte mit den Schultern. „Von mir aus.“ Sayuri atmete hörbar erleichtert aus. Okay. Gut. Sie wollte sich die Narbe ja nur mal angucken. So, um mit der Sache abzuschließen. Dann wäre ihre Neugier befriedigt, sie würde Makoto den Arm wieder verbinden und sie könnten auf ewig getrennte Wege gehen. Sie wollte nur einen Schlussstrich ziehen. Sonst nichts. Diese Rechtfertigung vor sich selbst erklärte Sayuri jedoch auch nicht, warum sie zur Verbandsschere griff, anstatt den Verband so aufzudröseln, dass man ihn nochmal verwenden konnte. Dann sah sie die dicke, schwülstige Narbe, die sich von Makotos Hand, die vor so vielen Jahren das Kunai abgefangen hatte, seinen ganzen Oberarm hinaufzog. In feinen Linien zog sich das verbrannte Gewebe, welches nur noch eine dunkelrote anstatt schwarze Farbe hatte, weiter an den Seiten des Armes hinunter, als sie erwartet hatte. Die Narbe hatte etwa ungemein faszinierendes, und das hätte sie wohl auch gedacht, wenn sie nicht selbst dafür verantwortlich gewesen wäre. Leicht weggetreten fuhr sie mit den Fingern die Linien nach, bis Makoto sich betreten räusperte. Sayuri zuckte zusammen. „Oh, ah, Entschuldigung…“, nuschelte sie schnell und räusperte sich selbst. „Ähm, merkst du eigentlich, wenn man dich hier berührt?“ „Nein.“, antwortete Makoto. „Es sind einige Nervenzellen nachhaltig geschädigt.“ „Ah.“, machte Sayuri wertneutral. Okay. Okay. Die Sache sollte jetzt für sie erledigt sein. Der Schlussstrich war gezogen. Sie hatte die Narbe gesehen. Makoto selbst war durch sie nicht so unbedingt beeinträchtigt. Und auch wenn er sie unter einem Verband hielt, sonderlich entstellt konnte Sayuri ihn auch nicht finden. Aber das war wohl Ansichtssache. Narben hatten sie schon immer irgendwie fasziniert. Ach, wem machte sie hier eigentlich irgendwas vor? Sich selbst ganz bestimmt nicht. Sie holte tief Luft. „Ähm, hast du noch ein bisschen Zeit?“, fragte sie dann zaghaft. Makoto sah sie kritisch an. „Wieso?“, erkundigte er sich ausweichend. „Ich, äh… Würde gerne was ausprobieren.“, gab Sayuri zu. Makotos Augenbrauen schnellten in Richtung Haaransatz. Sayuri rollte mit den Augen. „Und ja, ich weiß auch, das letzte Mal, als ich das gesagt habe, hab ich dir diese Narbe inklusive einer Alkoholvergiftung verpasst, aber…“ „Okay.“, gab Makoto da schon sein Einverständnis. „Okay?“, wiederholte Sayuri ein wenig überrascht. Dann räusperte sich. „Ähm, ja, okay, also…“ Sie wandte sich dem Schrank zu, in dem in diesem Behandlungszimmer die medizinischen Werkzeuge aufbewahrt wurden und bemühte sich dabei, ruhig zu bleiben. Es war alles okay. Keine große Sache. Sie schloss hier nur gerade mit einem Lebensabschnitt ab. Und wenn das schief ginge… Nein, das konnte man so nicht sagen. Die letzten vier Jahre wären dann nicht umsonst gewesen. Also, nicht direkt. Also… Na ja, so ein bisschen vielleicht. Schließlich fand sie nach peinlich langem Suchen dann doch noch ein Skalpell und kehrte damit zu Makoto zurück. Der beäugte dieses kritisch. „Ich hoffe, du weißt, was du tust.“, sagte er. Offensichtlich wusste er nicht so genau, was er hier noch tat. Aber immerhin hatte er sich auf ihren… Versuch eingelassen. Nicht, dass es wirklich einer war. Sie tat das hier nicht zum ersten Mal. „Ja, doch, ich kann dir versichern, dass ich das tue.“, murmelte sie, und fixierte sich nun wieder vollkommen auf die Narbe. Mit dem Skalpell fuhr sie Sachte die Linien nach, bis an den Seiten kleine Rinnsale an Blut entlang liefen. Makoto hielt dabei vollkommen still. Eigentlich war das egal, sie konnte ihn nirgendwo schneiden, wo sie ihn nicht auch heilen konnte, aber das machte die… Präzision, mit der sie hier vorgehen musste, einfacher. Sie holte erneut tief Luft. Alles okay. Keine große Sache. Sie machte das nicht zum ersten Mal. Sie konnte Makoto abermals zurückzucken spüren, als sie sich nicht mit grün- sondern blauleuchtenden Händen der geöffneten Narbe näherte. Dies bedeutete jedoch nicht, dass sie ihr Chakra nicht in die richtige Bahn lenken konnte und ihn damit verbrennen würde. Nein, diesmal leuchteten ihre Hände blau, weil dies nicht direkt eine Heiltechnik war. Eigentlich war es eine Selbstheiltechnik. Und, ganz philosophisch betrachtet, war das hier ja auch irgendwie eine Selbstheilung. Unter ihren Händen begann Makotos Fleisch, sich wieder zusammenzufügen. Nicht, indem sich die Wunde schloss, nein, sie trieb es ein wenig weiter. Makotos Gewebe versetzte sich zurück in den Zustand, in dem es vor dem Schnitt, der all diese Jahre zurücklag, gewesen war. Das hässliche, dunkelrote Narbengewebe wurde dabei abgestoßen. Höchst konzentriert arbeitete Sayuri sich seinen Unterarm abwärts, bis sie schließlich seine Hand erreichte, und nichts zurückließ als makellose Haut, mit nur noch sehr, sehr feinen, weißen Linien, wo die Verbrennung besonders starke Schäden hinterlassen hatte. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, drehte sich alles. Schwarze Flecken bildeten sich vor ihren Augen, und sie war außer Atem. Eine Weile saß sie einfach nur mit geschlossenen Augen da und sammelte ihre Kräfte. Dann fiel ihr auf, dass sie immer noch Makotos Hand festhielt. Dies schien ihm jedoch auch entgangen zu sein, da er vollkommen fasziniert seinen nun makellosen Arm betrachtete. Sayuri musste lächeln und fuhr mit einem Finger sachte über die Stellen, an denen er zuvor nichts mehr hatte fühlen können. Unter ihrem Finger bekam Makoto eine Gänsehaut, ein sicheres Zeichen dafür, dass auch seine Nervenzellen wiederhergestellt worden waren. „Wie hast du…“, setzte Makoto an. „Was…“ „Ach, nicht der Rede wert.“, sagte Sayuri müde und winkte ab. Dann wurde sie wieder sehr ernst. „Und das meine ich wörtlich. Bitte sag niemandem, dass ich das war oder wie ich das gemacht habe. Ich erklär es dir gar nicht erst, aber es wäre… Na ja… Nicht so gut, wenn alle Welt erfahren würde, dass ich sowas… Kann.“ „Was kannst du denn noch?“, wollte Makoto wissen. „Makoto-kun, das sollte ich wirklich nicht sagen…“, wich sie der Frage aus. Ja, wunderbar. Jetzt war es dafür ja eigentlich eh zu spät. Sie hatte ihrem Vater hoch und heilig versprechen müssen, ihre besonderen Heilfähigkeiten nur im absoluten Notfall anzuwenden. Und ganz besonders hatte sie versprechen müssen, dass dieser Notfall gerade nicht Makoto und seinen Arm beinhalten würde. Aber… Na ja, sie hatte halt nicht anders gekonnt. „Du kannst Gewebe wiederherstellen.“, sagte Makoto monoton, und strich nun selbst immer noch fasziniert über seinen Unterarm. „Inklusive Nervenzellen…“ „Ja, offensichtlich.“, bestätigte Sayuri schnell. „Und das ist nicht gerade Standard. Und wenn ich oder du oder irgendwer das rumerzählt, dann werden Menschen Nachforschungen anstellen, und das wäre gar nicht gut, glaub mir, und dann am Ende könnten sich alle dritte Arme wachsen lassen, oder sowas, und deswegen wäre es wirklich besser, wenn du das für dich behalten würdest… Oh Gott, ich hätte das eigentlich gar nicht tun dürfen, wenn das mein Vater erfährt, ich…“ Doch Sayuris panisches Gebrabbel wurde dadurch unterbrochen, dass Makoto aufstand und den sehr langen Ärmel wieder über seine Hand schüttelte. „Okay.“, sagte er dann nur, und Sayuri deutete dies als Zeichen, dass er verstanden hatte, dass er sich über die Wunderheilung ausschweigen sollte. Sayuri erhob sich ebenfalls, schwankte jedoch leicht. Oder auch nicht ganz so leicht, immerhin war es genug, dass Makoto sie an einer Schulter festhielt, um sie auf den Beinen zu halten. „Ah, danke.“, sagte sie und lachte ablenkend. „Keine Sorge, geht schon wieder. Das hat mich nur ein bisschen mehr Chakra gekostet als erwartet, ist aber nicht weiter schlimm, ich hab jetzt eh Feierabend.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen, Makoto jedoch räusperte sich erneut. „Danke.“, sagte er dann tonlos. Sayuri sah ihn erstaunt an. Dann lachte sie wieder nervös. „Ach, was, keine Ursache!“, behauptete sie und winkte wieder ab. „Und überhaupt, das hab ich viel mehr für mich als für dich gemacht, und so…“ Immer noch lachend stolperte sie in Richtung Tür und stieß dabei gegen die Wand. Makoto betrachtete sie amüsiert, bevor er ihr spöttisch die Tür zum Flur aufhielt und ihr mit einer leichten Verbeugung den Weg nach draußen deutete. Sayuri lachte noch einmal, knickste übertrieben höflich, streckte ihm dann die Zunge raus, und ging, eventuell etwas schneller als unbedingt nötig, aus dem Raum und zielsicher den Flur hinunter. Den ganzen Weg nach Hause raste ihr Herz. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand gerade die Welt von den Schultern genommen, und trotz ihres ermatteten Zustandes und dem Mangel an Chakra fühlte sie sich unglaublich leicht und lebendig. Man hatte ihr noch so oft sagen können, sie habe Makoto ja nur das Leben gerettet, die Konsequenzen, die ihr Stunt damals hatte, hatten doch schwer auf ihr gelastet. Umso freier fühlte sie sich nun, da sie alles wieder gut gemacht hatte, soweit sie eben konnte. War es ein Fehler gewesen, Makoto ihre Fähigkeiten zu offenbaren? Ja, wahrscheinlich. Hatte ihr Vater Recht darin getan, sie schwören zu lassen, dass sie genau dies nicht tun würde? Ganz sicher so gar. Aber sie hatte endlich mit diesen letzten Jahren abschließen können, einen Schlussstrich gezogen. Und für den Moment war es ihr das wert. ~ Ein bisschen spät für das traditionelle Neujahrskapitel, zugegeben… Aber Immerhin, besser als nichts. Es ist 5 Uhr morgens. Ich sollte schlafen. Es ist ein sicheres Zeichen, dass man schlafen sollte, wenn man anfängt, beim Schreiben dümmlich zu grinsen und zu squeen. Dummer, niedlicher Hauptcharakter. Too many feels. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)