Mein Weg von Risa ================================================================================ Prolog: -------- Wenn ich mich heute daran zurück erinnere, kommt es mir eher wie ein Traum vor. Dieses Leben habe ich schon lange hinter mir gelassen. Es war ein angenehmes Leben. Ein bequemes Leben. Ich musste weder arbeiten noch mir um irgendetwas Sorgen machen. Meine Eltern haben alles für mich gemacht. Nur eines durfte ich nicht... bändigen. "Sie werden uns bestrafen!" haben sie gesagt. "Du stürzt uns noch alle ins Unglück mit deinem Bändigen!" haben sie gesagt. "Warum kann sie nicht so wie andere Kinder sein?" habe ich sie sagen hören. An diesem Tag begriff ich, dass ich meiner Familie nur eine Last war. Und die ganzen Kleinigkeiten mit denen sie mich überhäuften, waren ein Versuch mich ruhig zu stellen. Wie einem Rabenhuhn, dem man die Flügel stutzte, damit es nicht mehr fliegen konnte. Doch ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Und wenn sie der Meinung waren, dass ich sie ins Verderben stürzen werde, dann werde ich das wohl auch. Wie ich das anstelle, bleibt allerdings mir überlassen... Kapitel 1: ----------- Der Tag an dem ich mich für diesen Weg entschieden habe, liegt schon einige Wochen zurück. Wie ihr bereits wisst, habe ich meine Eltern gehört, wie sie meinten, dass ich nicht normal bin. Ich! Als wenn ich irgendwas dafür könnte! Ich finde es furchtbar ungerecht, wie sie mich behandeln. Da helfen ihre kleinen Geschenke auch nichts mehr. Jeden weiteren Tag, an dem ich sie sehen muss lässt die Wut in meiner Brust wachsen. Doch sie merken es noch nicht einmal. Meine Mutter ist ständig mit ihrem Blumengeschäft zugange und mein Vater braut seinen Schnaps. Sein Unternehmen gehört zu den größten Lieferanten von Wein und Schnaps. Deswegen haben wir auch genug Geld. Wir haben sogar zwei Hausmädchen, die allerdings nicht wirklich etwas taugen. Meinen Eltern können sie ja etwas vormachen, doch ich merke es ganz genau... Sie lügen, dass sich die Balken biegen. Ich denke, das kommt von meinen Kräften. Denn ich kann es nur spüren, wenn ich auf dem Boden stehe. Sitze ich auf meinem Bett, klingen ihre Worte aufrichtig... Egal, ich will hier nicht über unsere ehemaligen Dienstmädchen reden. Euch interessiert es bestimmt, wie dieser Weg aussieht, für den ich mich entschieden habe. Ich gebe zu, dass mein Plan doch etwas riskant ist und wenn ich Pech habe, wird man mich entweder töten oder mir meine Kräfte nehmen und ich bin dann ein ganz 'normales' Kind. Na gut, Kind ist wohl auch schon etwas überholt. Ich bin immerhin schon 17 Jahre alt. Aber meine Eltern behandeln mich noch immer, als wäre ich 10! Wie ihr wisst, gibt es seit mehreren 100 Jahren eine neue Herrscherfamilie. Und momentan hat der ehrwürdige Sano den Thron inne. Wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt, solltet ihr euch unbedingt ein Gemälde von ihm anschauen! Er hat lange schwarze Haare und seine Erscheinung gleicht der einer von einem berühmten Künstler geschaffenen Statue, welche einen Gott verkörpern soll. Ich will mir nicht anmaßen, ihn mit einem Gott zu vergleichen... Er sieht bestimmt viel besser aus und es wäre eine Beleidigung. Aber nun weiter im Text... Meister Sano sucht immer noch nach Bändigern, welche in seine Reihen eintreten können. Theoretisch gesehen, könnten das ziemlich viele sein. Doch jeder weiß, dass er nicht jeden x-beliebigen in seinem Palast aufnimmt. Er entscheidet ob man es wert ist bei ihm trainieren zu dürfen. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich schon etwas Angst, dass er mich ablehnen könnte. Aber da sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt! Mich kann er nicht ablehnen. Ich bin gut. Denke ich zumindest. Soweit es meine Zeit zulässt trainiere ich. Nicht ganz einfach, da meine Eltern immer irgendwen schicken, der wie eine Glucke auf mich aufpasst. Doch ich bin schließlich nicht blöd. Auch wenn ich blond bin, kann ich sehr wohl auch nachdenken. Und ich denke, auch mein gesamtes Auftreten wird Sano überzeugen mich aufzunehmen. Ich hoffe allerdings nur, dass ich nicht so hart arbeiten muss. Das liegt mir überhaupt nicht.... Und Kämpfen mag ich eigentlich auch nicht. Aber bei ihm brauche ich meine Kräfte nicht verstecken. Und wenn ich erst einmal richtig trainieren kann, werde ich auch besser und er wird beeindruckt von mir sein! Ja! Ganz gewiss! Und irgendwann wird er dann erkennen, dass ich mehr bin, als nur eine einfache Untergebene. Ich würde wirklich alles für ihn tun. Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt... Aber ich denke schon, dass man da von Liebe sprechen kann. Es ist ja nicht so, dass ich ihn erst seit gestern toll finde. Nein... es ist mir, als wäre es gestern. *sfz*... Es war genau vor einem Jahr. Genau wie heute war es ein warmer Sommertag und in Ba Sing Se. Es liefen die Vorbereitungen für das große Fest zu ehren unseres großen Herrschers. Überall hingen bunte Papierblumen und Musik ertönte aus fast jeder Straßenecke. Viele Gaukler und Artisten hatten sich anlässlich dieses Tages in die große Hauptstadt begeben. Überall wo man hinsah konnte man fröhliche Menschen entdecken. Auch ich gehörte damals zu ihnen. Ich hatte mir mein schönstes Kleid angezogen und mir etwas Schminke von meiner Mutter geborgt. Ich sehe es noch ganz deutlich vor mir, wie sie mir drohte, dass ich ja nicht zu viel nehmen soll. Und das tat ich auch nicht. Immerhin wollte ich nicht wie ein Tuschkasten aussehen. Nun am späten Abend stand ich, zusammen mit meinem Vater und meiner Mutter hinter einem Stand an unserem Haus. Meine Mutter hatte die schönsten Blumen zurecht gesteckt und mein Vater verkaufte Alkohol. Ich bin froh, dass ich damals nichts getrunken hatte. Ansonsten hätte ich IHN bestimmt verpasst. Ihr mögt es kaum glauben, aber Meister Sano kam höchst persönlich durch die Straßen! Ja, er grüßte sogar die einen oder anderen. Ich hatte ihn zuvor immer nur auf Gemälden und Fotografien gesehen, welche in fast jeder Gaststätte oder Bar hingen. Aber ihn in Echt gegenüber zu stehen war weit aus beeindruckender. Sein schwarzes Haar fiel ihm wie schwerelose Seide über die Schultern und seine Augen waren von einer Tiefe, von der ich nicht wusste, dass sie existierte. Alles an ihm zog mich magisch an. Er war außerdem 20... also vier Jahre älter als ich. Ich fand schon damals, dass wir ein wunderschönes Paar abgegeben hätten. Wie er von seinen Dienern durch die Gegend kutschiert wurde... Sie trugen ihn auf einer Art großer Plattform. Diese war durch ein dünnes, durchscheinendes Zelt verhüllt. Nur ab und an wehte der Wind die Vorhänge zur Seite und gab einen Blick auf den Herrscher preis. Ich war damals so glücklich, dass ich ihn wenigstens kurz sehen konnte, dass ich gar nicht bemerkte, wie er ausstieg und auf den Stand meiner Eltern zukam. Diese drängten mich sofort zurück. Natürlich. Sie hatten Angst, dass alles auffliegen konnte. Immerhin wusste jeder, dass Meister Sano nur anhand einer einzigen Berührung fühlen konnte, ob man Bändiger war oder nicht. So wurde ich lediglich dazu abkommandiert den besten Wein aus unserem Keller zu holen. Während dieser kurzen Zeit konnte ich meine Augen nicht von meinem geliebten Herrscher nehmen. Ich wusste, dass es sich nicht gehörte ihn so offensichtlich anzustarren. Doch es war Liebe auf den ersten Blick. Mein Herz schlug noch Tage später wie verrückt, wenn ich an ihn dachte. Heute, ein Jahr später, hat sich daran nichts verändert. Noch immer spüre ich die Schmetterlinge in meinem Bauch und könnte mir keine größere Ehre vorstellen, als ihm dienen zu dürfen. Was ich nun vorhabe, dürfte nicht schwer zu erraten sein. Ja, ich will zu Sanos Palast gehen und mich als Bändiger zu erkennen geben. Meine Eltern wissen nichts davon. Ich will auch gar nicht, dass sie es wissen. Wenn ich ehrlich bin, sind sie mir total egal. Für sie war ich doch immer nur eine Last. Deswegen werde ich morgen Nacht aufbrechen. Heute kann ich nicht. Meine Eltern würden sofort bemerken, dass ich verschwunden bin. Immerhin ist heute erneut das Fest zu Ehren unseres Herrschers. Würde ich jetzt davon laufen, würde ich nicht weit kommen und einen zweiten Versuch würden mir meine Eltern nicht geben. So werde ich also morgen Nacht, bevor die Sonne aufgeht zu Meister Sanos Palast gehen und ihm meine Fähigkeiten offenbaren. Ich hoffe, mein Talent und meine Untergebenheit wird ihn überzeugen mich aufzunehmen. Also dann... Ich muss nun los, sonst bekomme ich Ärger von meinen Eltern. Und wer weiß... Vielleicht treffe ich ihn auch heute wieder. Vielleicht kommt er auch heute wieder an unseren Stand und mein Vater bietet ihm einen unserer besten Weine an. Es wäre wunderbar ihn heute schon wieder zu sehen und nicht nur in meinen Träumen... Epilog: -------- Seit diesem Tag sind nun zwei Jahre vergangen. Ich hatte es zu Beginn echt nicht leicht. Mir wurden meine Kräfte genommen und ich musst in den Reihen der unteren Angestellten mitarbeiten. Allerdings kam mir mein autoritäres Gemüt zu Gute. Denn innerhalb kürzester Zeit stieg ich von einer normalen Angestellten zur Befehlshaberin einer Huntereinheit auf. Ich selber machte dafür gar nicht wirklich viel. Ohne bändigen konnte ich mich nicht verteidigen. Doch ich befehligte die Truppen unter mir so gut, dass wir durchschnittlich mehr Bändiger fingen als die anderen Hunter. Ganz besonders nervte dies einen rothaarigen Hunter, der mir ständig in die Quere kommen musste. Er hieß Daisuke. Er war damals noch vor mir in Sanos Truppen eingetreten. Auch er war ein Erdbändiger und wir beide versuchten krampfhaft unser Können unter Beweis zu stellen, um unsere Kräfte wieder zu erhalten. Nachdem aber die ganze Sache mit seinem Bruder aufflog, welcher Sano hintergehen wollte, konnte er sich den Posten als Bändiger abschminken und ich wurde in Sanos Reihen der Bändiger aufgenommen. Ich weiß noch wie heute, wie sehr es den Rotschopf geärgert hatte. Doch ich hatte genau so hart für all dies gekämpft. Wenige später bekam ich dann auch noch weitere Bändiger zugeteilt. Einen Wasserbändiger, welcher sein Element aber eher schlecht als recht beherrschte. Einen Feuerbändiger, der noch ein Kind war und irgendwie nicht alle Tassen im Schrank hatte und einen Luftbändiger, welcher wohl lieber hätte Sänger werden sollen. Und hier stehe ich nun heute. Vier Jahre bin ich nun schon in Sanos Reihen. Was aus meiner Familie geworden ist, wollt ihr wissen? Nachdem der große Meister mich angehört hat, wurden sie, da sie mich ja versteckt gehalten hatten, verhaftet. Ich weiß nicht, was mit ihnen passiert ist. Es ist gut möglich, das sie gar nicht mehr leben. Aber ich brauche sie auch nicht. Ich brauche lediglich meinen Meister. Daher kann ich euch jetzt auch nicht mehr erzählen. Wir trainieren regelmäßig unsere Fähigkeiten und ich möchte dem großen Sano keinen Anlass zum Zweifeln geben. Macht's gut! Und lang lebe Meister Sano! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)