Fireflies II von Vinanti (Encore) ================================================================================ Kapitel 5: fight for you ------------------------ .ılıll fight for you llılı. Cameron lag in seinen Armen und schlief. Sie waren vergangene Nacht so zärtlich zu einander gewesen, dass Tyler es kaum in Worte fassen konnte. Die Berührungen waren beinahe nur flüchtig gewesen. Sanft als hätten sie beide unter den Händen des jeweils anderen zerbrechen können. Im Normalfall war er es, der stets später aufwachte. Aber in seinem Kopf war es zu wirr, als dass er an ruhigen Schlaf denken konnte. Tyler wusste, dass Cameron ihn brauchte. Er kam gar nicht auf die Idee ihn im Stich zu lassen. Sie liebten sich. Ihm war egal, wer oder was aus Cams Vergangenheit aufgetaucht war. Das Jetzt zählte. Und jetzt hatte er Cameron bei sich. Sein Freund regte sich, schlief aber weiter. Er hatte ihm am Abend noch versichert, dass alles gut war, dass er sich keine Sorgen machen musste. Cameron hatte ihm von seinen Bedenken erzählt. Er war froh darüber, dass er sich getraut hatte und es nicht in sich hineinfraß. Es würde nicht passieren. So nicht, das würde Tyler niemals zulassen. Er war mehr als bereit für Cameron zu kämpfen. Er langte nach seinem Handy, welches er auf den Nachttisch gelegt hatte. Die Uhrzeit verriet ihm, dass er eigentlich schon viel zu spät dran war. Die drei entgangenen Anrufe bestätigten dies. Aber er konnte Cameron nicht einfach so liegen lassen… Das war nicht seine Art und das hatte Cam nicht verdient. Sollte er doch einfach zu spät zur Arbeit kommen, sein Vater würde sich so oder so aufregen, deshalb spielte es keine Rolle, ob er nun wenige Minuten oder gar mehrere Stunden zu spät kam. Sein Blick lag auf seinem Freund. Es war vollkommen albern, aber Cam sah wirklich verdammt niedlich aus. Er gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. So vorsichtig, wie es eben ging, um den Dunkelhaarigen nicht zu wecken, versuchte Tyler aufzustehen. Er richtete sich auf und griff nach seinen Sachen. Als erstes Bad, dann Küche. Tyler spürte, wie sich etwas um seinen Unterarm legte. Cameron war wach und hatte ihn zurückgehalten. Das Grün der Augen, in die er gerade blickte, würde ihn auf Ewigkeiten fesseln. Er lächelte. „Keine Angst, ich geh nicht weg.“ Tyler krabbelte zurück ins Bett und küsste ihn auf die Stirn. „Guten Morgen.“ Cams Griff um seinen Arm löste sich. „Bleib liegen. Ich mach uns Frühstück.“ Er war aufgestanden und wollte sich zum Gehen wenden, als Cameron sich aufsetzte. Die Bettdecke war bis auf seine Hüften gerutscht und präsentierte Tyler den besten Blick auf Camerons nun freien, gut trainierten Oberkörper. Das war doch pure Absicht. „Du musst zur Arbeit.“ Wie konnte er bei diesem Anblick an Arbeit denken. „Spielt keine Rolle.“ „Du wirst Ärger bekommen. Wegen mir.“ „Für dich nehme ich so etwas in Kauf, Cam.“ Irgendwie hatte Cameron es geschafft ihn zu überzeugen dennoch zur Arbeit zu gehen. Tyler hätte lieber gemeinsam gefrühstückt, als nach Hause zu hetzen, sich neue Klamotten anzuziehen und seine Unterlagen zu holen, um dann ins Büro zu fahren. Dort hatte sein Vater ihn bereits erwartet. Die Standpauke würde er bekommen, sobald die beiden alleine waren. Das stand fest. Als er sich an seinen Arbeitsplatz gesetzt hatte, hießen ihn mehrere prall gefüllte Ordner bereits willkommen. Das würde ein Tag werden. Er raffte sich auf den Papierkram zu erledigen, ehe sein Vater auch daran etwas zu beanstanden hatte. Allerdings ließ Tyler es sich nicht nehmen eine kurze Pause einzulegen, als er die Hälfte bereits bewältigt hatte. Er griff zu seinem Handy und wählte die Nummer seines Freundes. „Hey Cameron.“ „Hey, gibt’s irgendetwas Wichtiges?“ Cam klang gehetzt. „Na ja, ich wollte fragen, ob du heute noch mit mir essen gehen willst.“ „Tyler…“ Sein Freund schien sich um die Antwort drücken zu wollen… „Ich lad dich auch ein. Ich dachte, jetzt wo du ein paar Tage frei hast, wäre es mal wieder eine gute Gelegenheit.“ „Tyler, heute ist schlecht. Ich wollte Dinge erledigen, die ich schon ziemlich lange aufgeschoben habe.“ Damit hatte er nicht gerechnet. Irgendwie tat das weh. Es war die erste Abfuhr, die Cam ihm erteilte und dann auch noch so direkt. „Okay, dann ein anderes Mal.“ Tyler versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Tut mir Leid.“ „Schon okay, wir sehen uns heute Abend im Studio.“ „Ja, bis später.“ Das war nicht Cameron gewesen. Seit wann war er so abweisend ihm gegenüber? So kannte er ihn nicht. Es muss einen anderen Grund haben, als Stress. Sie hatten in viel stressigeren Situationen miteinander gesprochen, ohne dass Cam so gefühlskalt gewesen war. „Tyler, komm bitte zu mir!“ Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Gedanken. Darauf hatte Tyler schon gewartet. Was er sich alles hatte anhören müssen… Die Hälfte der Vorwürfe seines Vaters hatte rein gar nichts mit Tylers zu spätem Erscheinen zu tun gehabt. Er würde nicht die Reife seinem Alter entsprechend an den Tag legen… Er würde nur Frauen und Feiern im Kopf haben… Er würde die Familie in den Dreck ziehen… Zu viel. Es war zu viel gewesen. Und nichts davon entsprach der Wahrheit. Tyler hatte kein Wort mehr gesagt, nachdem sein Vater gemeint hatte, er sollte nach Hause gehen. Seine Eltern machten sich Sorgen um die Wahrung des Scheins, aber nicht um das Wohlergehen ihres eigenen Sohnes… Tyler hatte sich eigentlich damit abgefunden. Wie er gedacht hatte… Er hatte sich sofort auf den Weg zu seiner Crew gemacht. Cam, Chloe, Danny… Irgendjemand würde da sein mit dem er reden könnte. Doch das, was er sah, als er den Hauptraum betrat, verschlug ihm den Atem. Cameron. Seite an Seite mit Neil. Eine Hitzewelle überrollte Tyler in diesem Augenblick. Der Schock und die Enttäuschung nisteten sich in tief in seinen Gedanken ein. Die beiden waren zu sehr in ihrem Tanz versunken, als dass sie ihn bemerken würden. Für Tylers Geschmack waren sie sich viel zu nah. So viel zum Thema, dass Cameron Angst hatte… Er trat neben den Dunkelhaarigen. Dieser hielt inne und bemerkte ihn endlich. Sein Freund überbrückte die letzten Schritte zwischen ihnen und legte die Arme um Tylers Hals. „Hey.“ „Hey…“ „Du bist früher hier.“ „Ja, das bin ich wohl.“ „Tyler, we-“ Er ließ ihn gar nicht ausreden, sondern zwang ihm einen energischen Kuss auf. Tyler spürte den aufkeimenden Widerwillen Camerons. Er ließ von Cam ab, löste sich aus der Umarmung und nahm seinen Freund bei der Hand. „Tyler, was ist los?“ Schnellen Schrittes zog er Cameron hinter sich her in einen der Aufenthaltsräume. Weg von den anderen, weg von Neil. „Wir müssen reden.“ „Tyler… Sag mir bitte was los ist.“ „Warum ist er hier?“ „Neil? Ich habe ihn mitgenommen.“ Er verstand es nicht. Tyler verstand es einfach nicht. Egal, wie sehr er versuchte, nachzuvollziehen, warum Cameron sich ausgerechnet mit demjenigen abgab, bei dem er Bedenken hatte und über den sie am gestrigen Abend noch lang und breit diskutiert hatten. Aber sein Bedenken schien vollkommen verschwunden. „Warum? Ich dachte, die Sache wäre erledigt.“ „Es ist alles geklärt… Aber es war anscheinend die falsche Entscheidung, tut mir Leid.“ „Cam?“ Er wollte nicht fragen. Tyler wollte keine Antwort auf diese Frage. „Hat er dich angefasst?“ „Es ist nichts, Tyler. Es war auch nichts.“ „Warum, um Himmels Willen, schleppst du ihn hier wieder an?“ Seine Stimme war lauter geworden, obwohl er es nicht einmal gewollt hatte. „Wir hatten uns heute getroffen, weil er morgen wieder abreisen wird.“ „Ihr habt den Tag zusammen verbracht?“ Tyler war es, als hatte er einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht bekommen. Er kam sich vor, wie in einem unterirdisch schlechten Film. Das konnte doch gerade alles nicht wahr sein… „Hast du mich deshalb so eiskalt am Telefon abserviert?“ „Ja.“ Man sah Cameron an, dass er mit sich rang. „Ich hätte es dir besser sagen sollen.“ Sein Blick ging zu Boden. „Nein, ich hätte es besser sein lassen sollen.“ „Oh ja, das hättest du. Und belogen hast du mich auch noch…“ Es reichte. Der heutige Tag war einfach nur beschissen. Erst die Sache mit seinem Vater und jetzt auch noch das hier. Tyler kochte innerlich. Es hatte sich einfach zu viel angestaut und nun die Enttäuschung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er war zwar nicht wütend auf Cameron, aber er war verletzt und das wog schwerer. Er würde Neil ein für alle Mal verständlich machen, was Sache war. Tyler drehte sich um und ging entschlossen zur Tür. Er hörte Cam hinter sich rufen, aber es hielt ihn nicht auf. Tyler war im Hauptraum angekommen. Neil stand noch immer dort, wo er und Cameron vorhin getanzt hatten. Tyler ging gezielt auf ihn zu. Ohne zu denken folgte er seinem Körper. Neil drehte sich um und schaute ihn irritiert an, als Tyler bereits zupackte. Er zerrte den Braunhaarigen mit sich und stieß ihn mehr als unsanft gegen die Wand aus Spiegeln. Seine Hand lag um Neils Hals, jederzeit bereit zuzudrücken. „Komm runter, Junge.“ „Gnade dir Gott, falls du ihn angefasst oder auch nur einmal falsch angesehen hast.“ „Nichts dergleichen ist passiert, okay?“ Die Unruhe Neils war deutlich. Ihre Gesichter waren einander so nah, dass Tyler den fremden Atem spüren konnte. „Nichts ist okay. Es ist mir, verdammt noch mal, scheißegal, ob das heute dein letzter Tag in Chicago ist, oder nicht. Wenn ich dich hier noch einmal sehe…“ „Was dann? Willst du mir den Schädel einschlagen? Oh man, ich habe mich wohl gewaltig in dir getäuscht, Tyler.“ Irgendetwas in Neils blauen Augen verriet Fassungslosigkeit, Unglaube. „Ich sage es dir ein einziges Mal: Halt dich fern von Cameron. Hast du mich verstanden?“ Ein grimmiges Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Anderen. „Ich fragte, ob du mich versanden hast, mein Freund.“ Sein Geduldsfaden war kurz davor zu reißen. Nicht einmal Aaron schaffte es, ihn derartig zur Weißglut zu treiben. Der Schlag kam schneller, als dass Tyler hätte reagieren können. Er schmeckte Blut und musste sich zuerst neu orientieren. Doch seine Verwirrung nutze Neil schamlos aus, indem er ihm in die Kniekehle trat und Tyler zu Fall brachte. Er begrub ihn regelrecht unter sich, nachdem er hart auf dem Boden aufgekommen war. Seine Hände krallten sich in Tylers Hemd. „Und wenn ich jemals hören sollte, dass du Cameron verlassen haben solltest…“ Neils Stimme war nicht mehr als ein gefährliches Zischen. „Ich werde den ganzen beschissenen Weg aus Minneapolis hierher kommen, um dir eigenhändig klarzumachen, dass das die falsche Entscheidung war. Hast du mich verstanden?“ „Neil…“ „Mach ihm keinen Kummer, verdammt. Mach ihn glücklich, klar? Gib ihm das, was er verdient. Zieh keine Scheiße ab, Alter. Bitte…“ Dieser Blick war beinahe flehend. Die Aggressivität war verflogen. Tyler begriff, war aber nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Er hatte wieder Scheiße gebaut. Große Scheiße, wie es schien. Seine elenden Überreaktionen… „Ich bin nur hierher gekommen, um mich zu vergewissern, dass Cameron es gut hat, dass alles läuft, wie er es sich gewünscht hatte. Es war nicht geplant gewesen, irgendetwas neu mit ihm anzufangen, Tyler. Als ich verstanden hatte, dass ihr ein Paar seid, war ich erleichtert, verdammt. Ich wollte ihn noch einmal glücklich sehen, aber alles ist anders gekommen irgendwie. Warum mussten deine beschissenen Hormone auch Amok laufen, hm?“ Während er gesprochen hatte, hatte er Tyler losgelassen und sich wieder aufgerichtet. In der Zwischenzeit waren die anderen anwesenden Tänzer herbeigeeilt, um die beiden voneinander zu trennen. Danny hatte Neil an den Armen gepackt und zog ihn von Tyler weg. Neil leistete keinerlei Widerstand. Für ihn schien sich die Sache erledigt zu haben. Tyler hingegen war immer noch vollkommen perplex. Chloe half ihm auf die Beine. Er sah, wie Danny auf Neil einredete, verstand aber kein Wort. Erst jetzt spürte Tyler den Schmerz an seiner Lippe. Doch seine Aufmerksamkeit galt nun der sanften Berührung an seiner Wange. Cameron. „Wie die Affen…“ Er mied seinen Blick, dem konnte er in diesem Moment nicht standhalten. Es war seine Schuld und Neil stand als der Übeltäter dar. „Neil, wir-“ „Tut mir Leid, Tyler. Das war nicht meine Absicht.“ Er klang tatsächlich reuevoll. „Kindergarten.“ Cam seufzte. „Aber ich kenn euch nicht anders.“ Das Lächeln Camerons wirkte in einer Situation wie dieser deplatziert, aber es war ehrlich. „Mach’s gut, Cameron.“ Tyler beobachtete schweigend, wie Cam Neil ein letztes Mal musterte. „Mach’s gut, Neil.“ Mit zum letzten Gruß erhobener Hand machte sich Neil auf den Weg Richtung Ausgang. Tyler wusste nicht recht, ob gerade nicht irgendetwas falsch lief, ob man es nicht anders regeln könnte… Das war Neil gegenüber nicht fair, das war der Crew gegenüber nicht fair… Doch Cameron holte ihn zurück in die Realität. „Was fällt, dir Idiot, eigentlich ein?“ Er suchte nach Worten, die sein Handeln entschuldigen konnten, aber die gab es nicht. „Und Tyler…“ Der Ruf lenkte ihre Blicke auf Neil, der noch einmal stehen geblieben war und sich umgewandt hatte. „Das…“ Er deutete auf Tylers Lippe und grinste. „Das verunstaltet dein hübsches Gesicht bestimmt nicht auf Dauer.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)