Die Geschichte des legendären Sullivan O'Neil 3 von Izaya-kun (Vom Gejagten zum Jäger) ================================================================================ Kapitel 3: Nichts steht still ----------------------------- Eine Stadt wächst stetig, so sagt man. Sie wird größer und entfaltet sich in vielerlei Hinsicht. Menschen kommen und gehen, Häuser entstehen und sterben, Läden wachsen oder geraten in Vergessenheit. Man reißt Denkmäler ab oder stellt neue auf, Gerüchte werden geboren und Geschichten pausenlos erzählt. Jede Stadt ist eine eigene Welt, eine Heimat, ein eigenes Land. Annonce war da keine Ausnahme. In der kommenden Woche schien ich alle Zeit der Welt zu haben, um mich an meine alte Heimat zu gewöhnen oder eher: Mich wieder in ihr zurechtzufinden. Ich erinnerte mich an so vieles und dennoch erschien mir umso mehr neu. Der Brunnen auf dem Marktplatz, das alte Kreuz auf dem Dach der heruntergekommenen Kirche, die Rinnen in den Wegen zum Abfließen des Regenwassers, die tiefen Furchen zwischen den buckeligen Findlingen, die endlos tiefen Gassen, dunkel und gefährlich. All das war mir vertraut und nach so langer Zeit in Brehms doch irgendwie fremdartig. Genauso wie damals konnte ich weder dem Gestank nach Teer, noch jenem nach Unrat oder Fisch etwas abgewinnen und viel zu oft fragte ich mich, warum zum Teufel ich zurückgekehrt war. Die wenigen, schönen Dinge, seien es Körbe mit Mirabellen oder farbenfrohe Leinen aus anderen Gegenden, weckten in mir eine Art Gefühl, das man wohl als Heimweh bezeichnen konnte. Brehms war voll von diesen Kostbarkeiten gewesen, aber hier waren es so seltene Dinge, dass sie einem fast unerreichbar erschienen. Ich nutzte die Tage, um mich umzusehen und alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Zwar betrat ich das Klostergelände nicht, aber ich ging über die Brücke hinweg bis an ihre Mauer, diese entlang und lauschte dem Mittags-Läuten der Kapelle. Zwar wohnte ich keinem Urteil bei, aber ich passierte die Galgen auf dem Hauptplatz und betrachtete die Hängenden und jene Gefangenen, die in ihren Käfigen vor sich hin starben. Auch dem Armenhaus von Annonce stattete ich einen Besuch ab, wenn auch nachts, innerhalb der Ausgangssperre. Ich musterte die Gitter zum Tollhaus, das Arbeitshaus, das Kinderheim und etwas weiter das Krankenhaus. Nichts hatte sich verändert – und doch war nichts beim Alten. Während dieser Zeit lebten Slade und ich im schwarzen Kater. Es dauerte nicht lange und wir hatten unsere Mittel und Wege ausgetüftelt, billig an Geld oder Essen zu kommen. Gemeinsam gelang es uns, die Gassen und Wege zu unserem Vorteil zu nutzen. Annonce war ganz anders als Brehms, aber die Menschen blieben gleich, was ihre Vorsicht oder ihr Verhalten anging. Weder er, noch ich fingen an diese Stadt zu lieben, aber wir wussten schon bald zu schätzen, welche Vorteile sie für uns offen hielt. Auf der anderen Seite schien ich eine neue Art von Annonce zu entdecken. Eine Art, die ich als Kind zwar bereits gelebt hatte, die mir aber dennoch niemals so greifbar erschienen war. Nicht nur, dass ich wieder mit dem Bestehlen begann, ich sackte immer tiefer in die Schwärze der Stadt ab und knüpfte Kontakte, die andere lieber mieden. Zu meinem Erstaunen war besonders Slade sehr gut darin, zwielichte Gestalten kennen zu lernen. Es dauerte nur ein oder zwei Tage, schon hörte ich die mir so vertrauen Sätze „Ich habe einen Bekannten, der...“ oder „Ein, sagen wir, Freund, wüsste da vielleicht...“ und es brauchte nur einen Tag mehr und seine Bekannten waren auch die meinen. Es interessierte mich, was sich so im Hafen herumtrieb und ich wollte wissen, wie man der Ausgangssperre am besten auswich. Für ein oder zwei Silberlinge bekam ich einen Überblick, was die Patrouillen anging und für drei Silberlinge obendrauf sagte man mir obendrein, wo sich O’Hagan zu welcher Zeit befand und wann die Wege der Wachen sich änderten. Man könnte sagen, alles, was um uns herum geschah, wusste ich bereits kurze Zeit zuvor. Von Black allerdings fehlte anfangs jede Spur. Mehrmals kam der junge Soldat ins Wirtshaus und musste zugeben, dass er nichts gehört oder gesehen hatte. Der alte Pirat schien verschwunden zu sein. Es gab keine erneuten Anklagen, aber auch keine Hinrichtungen, niemand wusste ob er irgendwo angeheuert hatte und von einem Todesfall hatte auch keine Menschenseele etwas gehört. Ich zeigte mich geduldig und da mir bewusst war, dass Jack tat, worum ich ihn bat, kaufte er sich nach einigen Tagen wie versprochen frei. Wir blieben im schwarzen Kater, ließen das Wirtshaus allerdings geschlossen. Von da an dann begannen die ersten Schritte in die von mir geplante Richtung. Während ich meine Spaziergänge unternahm und besonders nachts immer öfter verschwand, beauftragte ich Jack damit, Papiere zu kopieren. Ich hatte die Idee der Samariter nicht vergessen. Wir fertigten Schriftstücke an, in denen die Samariter dazu aufriefen, sich gegen O’Hagan zu stellen. Kleine Aufklärungsschreiben, simpel gestrickt. Die meisten Annoncer konnten sie zwar ohnehin nicht lesen, aber während der Ausgangssperre verteilten Slade und ich sie heimlich an den Türen der Gelehrten, nagelten sie an die Kirche und einige beförderten wir sogar über die Klostermauer. O’Hagan sollte ruhig spüren, dass er uns nicht besiegte – weder hier, noch in Brehms. Der Wirtssohn machte sich wirklich gut darin, die Seiten zu kopieren und irgendwann fing er sogar an, seine eigenen Texte zu verfassen. Aber das war nicht alles, was ich vorhatte. Die Schreiben waren nicht die einzigen Gründe für meine nächtlichen Spaziergänge, das verstand auch Slade bald. Wann immer es ging, war der Dieb an meiner Seite. Das galt auch für jene Nacht, in der ich dem Gouverneur meinen ersten Besuch abstattete. Wir suchten sein Anwesen auf, das ein wenig außerhalb der Stadt lag, aber noch immer im Innern von Annonce. Es war groß, von einer hohen Mauer umgeben und bildete ein Sinnbild für Glanz und Ansehen. In dieser Nacht war die Luft drückend durch die Hitze des Tages und man konnte die Regenwolken förmlich spüren, die nur darauf warteten, aufzubrechen. Es gab Wachen, die patrouillierten, aber durch meine ‚Freunde’ wusste ich, wann in etwa sie auftauchen würden. Zudem lag der Eingang völlig im Dunkeln und von den entfernten Fenstern aus konnte man uns von den Bäumen oder anderen Schatten sicherlich nicht einmal unterscheiden. Fast schon ehrfürchtig legte ich beide Hände an die Gitterstäbe und starrte durch das Tor hindurch: Ein schöner Garten mit Kiesweg, der zu einem großen Gebäude zeigte. Drei Stockwerke, helle Wände, dunkle Ziegel und Efeuranken, die daran empor kletterten. Eine beidseitige Treppe führte zu einer edlen Holztür mit schweren Messingtürklopfern und die Stoffe im Innern wehten leicht durch die offenen Fenster. Überall war das Licht gelöscht, bis auf eines. Ich drehte den Kopf, legte die Stirn an das kühle Metall und musste leicht grinsen. Eine flackernde Kerze erhellte gelblich eines der Zimmer im ersten Stockwerk. Kaum hörbar wisperte ich: „Ihr könnt wohl nicht schlafen, was, O’Hagan? Was ist es, was Euch wach hält...? Sind es die Samariter, mein alter Freund...? Oder ist es Euer schlechtes Gewissen...?“ „Habt Ihr den Verstand verloren?“, Slade hatte ich für einen Moment vergessen, doch sein nervöses Zischen holte mich in die Realität zurück. Er sah sich um, damit wir auch ja nicht verpassten, wenn eine Wache sich näherte. „Es ist Ausgangssperre! Wenn die uns erwischen, müsst Ihr nicht auch noch Selbstgespräche führen, wie ein Wahnsinniger! Tut wenigstens so, als wärt Ihr bei klarem Verstand!“ „Seid Ihr etwa nervös, Slade?“, ich lachte leicht, dann griff ich in meinen Umhang und zog einen der Zettel heraus, den Jack für mich verfasst hatte. Ein wirklich schönes Stück, wenngleich seine Handschrift nicht die Beste war. Anschließend setzte ich einen Fuß auf die untere, waagerechte Stange des Tors, hangelte daran kurz hinauf und spießte das Papier am Zacken der Toroberseite auf. Nachdem mein Kunstwerk vollbracht war, hüpfte ich zurück zu Boden und klopfte meine Handflächen sauber. „Das braucht Ihr nicht sein. Wir besuchen nur einen alten Freund und lassen ihm eine Gute-Nacht-Geschichte hier, das kann kaum etwas Schlechtes sein.“ „In letzter Zeit macht eher Ihr mir Sorgen. Als ich Euch begleiten wollte, tat ich es eigentlich, um dem Kreuzlecker auszuweichen und nicht, um ihn Zuhause zu besuchen.“ Wieder ein kurzes Lachen. „Wollt Ihr zurück nach Brehms?“ „Macht Ihr Witze? Sie nehmen dort alles auseinander, nur ein Schwachsinniger bleibt dort freiwillig!“, darin waren wir uns wohl einig. Nach einiger Zeit setzten Slade und ich uns in Bewegung und begannen, das große Anwesen zu umrunden, langsam und gelassen. Die Nacht hatte sich über Annonce gelegt, wie ein schwarzer Schleier, aber obwohl es die Ausgangssperre gab, schlief diese kleine Welt nie. Immer wieder hörten wir Bellen oder den Wind, der durch die Äste der Pappeln strich und diesem Ort etwas Geisterhaftes verlieh. Als die Wachmänner uns drohten einzuholen, wichen wir ihnen aus und warteten in einem Gebüsch, bis sie vorüber waren – danach setzten wir unseren Weg fort. Erst, als wir O’Hagans Heim komplett umrundet hatten und wieder am Tor waren, hielten wir erneut kurz an. Das Tor und der Garten reizten mich, der Kiesweg, aber vor allem auch das Haus. Es schien so einfach, all das durch Klettern zu erreichen, doch natürlich zog ich es nicht wirklich in Erwägung. Alles, was ich tat, war beobachten. Nachdem Slade und ich das Tor zum dritten Mal passierten, war auch das letzte Licht gelöscht. Wieder legte ich meine Hände ans Gitter, diesmal sprach ich meine Gedanken nicht aus. Was er wohl so lange tat? Ob er über Papier-Stapeln saß? Oder vielleicht betete? Stattdessen wollte ich leise wissen: „Was meint Ihr? Würden wir es schaffen, die Mauer zu überqueren, das Anwesen zu betreten, etwas zu stehlen und zurück zu sein, ehe die Wachen etwas merken?“ „Ihr meint über das Tor?“, der erfahrene Dieb strich mit den Fingern über das raue Metall, dann blickte er nach oben und musterte die Stangen. Ich fragte ihn nicht aus Langeweile, sondern aus ernsthaftem Interesse. Wenn jemand Ahnung von Klettereien und Einbrüchen hatte, dann er. Nach eingehendem Betrachten der Konstruktion, schüttelte Slade allerdings den Kopf. „Keine Chance. Wir kommen zwar rein, aber das Tor ist nach innen leicht gebogen. Wenn man auf dem gleichen Weg wieder raus will, fällt man oder spießt sich womöglich auf. Es sieht einfach aus, aber das ist es nicht.“ „Und über die Mauer?“, erst jetzt löste ich meine Augen vom dunklen Fenster und sah meinen Begleiter aufmerksam an. „Ihr habt sie von allen Seiten aus gesehen, was sagt Ihr dazu?“ „Ich weiß nicht, wie sie von innen aussieht, aber von außen ist sie ziemlich gerade gezogen. Es gibt kaum Vorsprünge, um darüber zu kommen. Ich könnte es vielleicht schaffen, aber Ihr?“, demonstrativ klopfte er gegen den kühlen, dunklen Stein. „Nur runde Steine, man rutscht leicht ab und findet kaum Halt.“ „Also muss man anders hinein.“, ich ging in die Hocke und hob etwas vom Sand an, ließ ihn dann aber zwischen meinen Fingern zurück zu Boden sinken. Slade schien meinen Gedankengang zu erahnen, denn er schnaubte spöttisch. „Graben? Ist das Euer Ernst? Am besten Ihr fragt die Wachmänner, ob Sie Euch helfen, dann seid Ihr schneller.“ „Es muss aber einen Weg geben. Wir könnten das Tor öffnen, aber das könnte auffallen.“ „Und dann? Was habt Ihr dann vor?“, auch er kam zu mir herunter und gemeinsam starrten wir ins Innere, als gäbe es irgendwo darin eine Antwort, die uns weiterbringen könnte. „Wenn Ihr drin seid? Ich verstehe nicht, was Ihr mit all diesen Jungenstreichen bezweckt. Viel zu holen gibt es im Haus sicher auch nicht – Oder zumindest nichts, was man ungesehen einfach loswird, wenn man keine Freunde hat. Auf dem meisten Zeug dürfte O’Hagans Siegel sein. Ihr riskiert unser Leben für ein paar Spielereien. Und wofür?“ Als ich ihn ansah, musste ich leicht schmunzeln. „Ich dachte, Ihr wolltet schon immer mal in eine gesegnete Bettpfanne scheißen? Er ist nicht der Papst, aber er ist nah dran. Ihr solltet nicht so wählerisch sein, Slade, solch eine Chance kriegt Ihr vielleicht nie wieder. Was meint Ihr? Ist sein Nachttopf vergoldet?“ Auch der Dieb musste grinsen. „Ob wohl ein Kreuz am Grund ist?“ „Wenn ja, scheißt er wohl drauf.“ „Es geht ihm wohl förmlich am Arsch vorbei, aye?“ Während unserer letzten Runde, die wir um das Anwesen zogen, fiel es uns schwer, leise zu sein, trotzdem schafften wir es unbemerkt nach Hause. Meine nächtlichen Besuche wurden zur Alltäglichkeit und irgendwann fing ich an, auch tagsüber O’Hagans Anwesen zu beobachten, was immer es zu beobachten gab. Natürlich gab ich mir Mühe, nicht immer vor dem Tor zu kauern. Ich saß oft nur in einem Abstand herum oder aß mein Brot zufällig in der Nähe. So verstand ich, wo das Kinderzimmer lag, wo das Schlafzimmer und wo die Räume zum Essen oder Arbeiten. Ich bekam einen Überblick über den Rhythmus, dem die Menschen dort folgten und verstand auch, wie was gehandhabt wurde. An manchen Tagen gab es Wachhunde, an anderen nicht. Lieferungen wurden nur von bestimmten Dienstboten angenommen, manche Diener verließen das Anwesen nie, andere waren speziell für Botengänge da. Es gab zwei Kutschen in O’Hagans Besitz. Wenn die schwarze vorfuhr, war er zu wichtigen Angelegenheiten unterwegs. Stand die braune bereit, war seine Reise weniger formell und manchmal hatte er sogar seinen Sohn dabei. Seine Frau sah ich öfters, als ihn. Sie saß oft im Garten, spielte mit ihrem Jungen, fertigte Stickereien an oder widmete ihre Aufmerksamkeit den Blumen. Zwei mal wurde ich bemerkt und weg gescheucht, aber da ich meine Kleidung wechselte, erkannte man zwischen den beiden Treffen keinerlei Zusammenhang. Leider hatte Slade Recht. Es war nicht leicht, über die Mauer oder das Tor zu kommen, wobei ich allerdings langsam anfing, an der Unüberwindbarkeit der Steine zu zweifeln. Ich hatte eine Idee, nur noch nicht den Mut und genug Gründe, diese umzusetzen. Nach eineinhalb Wochen dann machte Jack endlich Mathew Hullingtan Black ausfindig und zu meinen Besuchen bei O’Hagan kamen nun auch Spaziergänge in der Hafengegend dazu. Ich wich Männern wie Blackburn oder gar der inquisitorischen Marine bewusst aus, aus Angst davor, an Presser zu geraten oder an mir von damals bekannte Gesichter. Manche von Wilkinsons Matrosen hatten es geschafft, zu überleben und ich meinte sogar kurz einen dieser wieder zu erkennen. Das Gerücht ging um, dass Mathew Hullingtan Black wieder im Hafen unterwegs wäre, aber ich muss zugeben, dass ich anfing, daran zu zweifeln. Er war schon damals nicht der Jüngste gewesen und das Land sein größter Feind. Zudem musste er sich sicherlich mehr vor O’Hagan in Acht nehmen, als ich selbst, denn schließlich war er der Drahtzieher der Meuterei gewesen. Dennoch entdeckte ich ihn nach einigen Tagen in einem der Wirtshäuser nahe des Kais. Der alte Mann hatte sich verändert, aber erkennen tat ich ihn dennoch fast sofort. Er saß am Tisch des ‚Windjammers’, ein heruntergekommenes Loch, in dem das Bier mehr nach Wasser und Petersilie schmeckte und manche der Huren kaum noch gerade laufen konnten. Man musste geduckt eintreten aufgrund des viel zu niedrigen Türbalkens und außer dem Gestank nach Schweiß und Ausdünstungen nahm man auch deutlich jenen nach Schimmel, Feuchtigkeit und Krankheit wahr. In solche Schenken kamen die Presser am meisten, darum wunderte es mich, dass Black sich gerade hier aufhielt. Auf der anderen Seite – wer wollte schon einen alten Mann wie ihn zwangsanheuern? Und dass er alt geworden war, älter als ohnehin, stand völlig außer Frage. Ich blieb in einigem Abstand stehen und musterte den Seebären, ergraut und verschwitzt durch die Sommerhitze. Die Männer um mich herum hatten mir allesamt einen kurzen Blick zugeworfen, doch durch meine verdreckte Haut, den alten Umhang und das zause Haar mit Lehmklumpen darin wirkte ich nicht sonderlich gefährlich. Ich gab mir keine Mühe, mich zu verkleiden. Es reichte vollkommen, auszusehen, wie ein Annoncer, um unauffällig zu sein. Einer von ihnen, ein Teil der grauen Masse. Mein Leben in Brehms war nicht einmal mehr zu erahnen, gleiches galt für meine Bildung oder gar meine Vergangenheit als Mönch. Ich hatte dazu gelernt. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass Black zwar kurz aufsah, dann aber nur seinen Krug griff und einen tiefen Zug nahm. Scheinbar hatte er wieder sein eigenes Rezept aus dem Getränk gemacht, denn er verzog anschließend das Gesicht und klopfte zwei Mal aufs Holz, den Kopf schüttelnd. Ich kannte noch zu gut die Mischung, die er immer trank und in meinen Kieferecken kribbelte es verheißungsvoll, als würde mein Mund sich ebenfalls auf einen Schluck des widerwärtigen Rumfustians vorbereiten. Da er mir wirklich nicht mehr die geringste Beachtung schenkte, setzte ich mich wortlos ihm gegenüber und musterte ihn nun aus der Nähe. Schon damals war sein Gesicht vernarbt gewesen, alt und rau, doch nun sah man die Spuren der Zeit nur umso deutlicher. Löchrige Pockennarben, eine kleiner Strich neben seiner Nase. Sein Glasauge sah ich nicht, stattdessen hatte der Glücksritter eines seiner zwei Tücher hinunter bis über das Auge gezogen. Sein ungepflegter Bart war ergraut, genauso wie einige Stellen seiner verfilzten Haare, zudem starrte der Mann nur so vor Dreck. Ich kannte den Mantel, den er trug und auch der Dreispitz auf seinem Kopf war mir vertraut. Fast könnte man meinen, er hätte seine Kleidung in den letzten Jahren nicht gewechselt. Da ich mich nun einfach zu ihm gesetzt hatte, wuchs das Misstrauen im alten Mann und für einen Moment sah Black mich an. Sein Auge schimmerte durch den Alkohol und war gerötet, er hatte viel getrunken, aber das hatte er immer. Nach einigem Schweigen hörte ich ihn knurren: „Kann man helfen?“ „Ich suche jemanden.“, der Wirt brachte mir einen Krug Bier, ohne dass ich danach verlangt hätte, dann verschwand er wieder hinter seinem Tresen. Ich zog ihn zu mir heran und warf einen Blick ins Innere. Etwas schwamm in der Flüssigkeit herum, aber das war normal, wir waren in Annonce. „Einen alten Bekannten.“ „Aha?“, Black zog die Nase hoch und sein Blick wurde deutlich vorsichtiger. Er schien mich nicht zu erkennen. „Und was will der Herr dann von mir?“ „Ihr kennt ihn. Sein Name ist Black, so sagt man.“ Etwas blitzte in seinem Auge auf, doch ich war nicht sicher, wie ich es deuten sollte. Während er sich kurz umsah, beugte er sich vor und zischte dann: „Ich kenne keinen Black, aber wenn er gescheit ist, spricht er diesen Namen nicht zu laut aus.“ Erst jetzt wurde mir bewusst, wie lange es her war, dass er mir seine Fahne ins Gesicht blies. Verfaulte Zähne, einer davon golden, Alkohol und Verwesung. So lange Zeit hatte mich dieser Geruch begleitet. Trotzdem beugte auch ich mich vor und suchte noch besseren Augenkontakt. Auch meine Stimme wurde zu einem Zischen, als ich wissen wollte: „Weil er Pirat war?“, doch da Black unbeeindruckt schien, fügte ich fragend hinzu: „Oder...weil er unter Wilkinson segelte, bis O’Hagan die Caroline versenkte?“ Blacks Hand packte so schnell nach meinem Kragen, dass ich vor Schreck fast vom Stuhl fiel. Ich wollte zurückweichen, aber er bekam meinen Umhang zu fassen und noch ehe ich wirklich reagieren konnte, waren wir ganz dicht beieinander. Sein zuvor ruhiger Blick war nun wutverzerrt und drohend, als er zornig zur Antwort gab: „Aye, genug der Spielchen, Junge! Der alte Wilkinson mit dem Teufel in einem Satz, was?! Was zur Hölle willst du?!“ Nun war der Geruch seines Atems so stark, dass er mir fast die Luft nahm. Einige der Umliegenden wurden aufmerksam, aber eingreifen tat natürlich niemand. Viel mehr wollten sie abschätzen, ob es sich lohnte, bei einer Rauferei teilzuhaben. Ich konnte nicht anders, als den Kopf etwas wegzudrehen. „Ich will Euch nichts Böses, ich suche nur einen alten Freund.“ „Einen alten Freund, pah! Ich sag dir was!“, sein Griff wurde fester und nun zog Black mich fast über den Tisch hinweg zu sich. Ich war erstaunt, dass er noch immer so viel Kraft hatte, wie damals. „Black hat keine Freunde, nie gehabt, wird er nie! Schon gar nicht eine Landratte, wie dich! Wenn jemand ihn sucht, dann sind’s die Kreuzkriecher und die riecht er meilenweit!“ „Ihr seid nicht dumm, seht hin!“, ich versuchte, einigermaßen zu stehen, aber es fiel mir sichtlich schwer. Die Tischkante drückte mir in die Beine. „Wirke ich wie ein Katholik auf Euch? Wie ein Mann der Inquisition? Aye, eine Landratte, vielleicht, aber eine Landratte mit Pfiff oder nicht? Black? Alter Freund?“ Dieser Satz reichte, damit Black zusammenzuckte. Er starrte mich an, etwas ungläubig, dann zog er mich ein Stück näher zu sich heran und kniff das Auge etwas zu. Ich versuchte den Blick zu erwidern. Durch das Alter war seine Sehkraft schwach geworden, aber jetzt, aus nächster Nähe, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er ließ mich los, setzte sich auf und fast dachte ich, er würde sich bekreuzigen. Stattdessen gaffte er mich einfach nur an. Grinsend zog ich meine Kleider zurecht und rückte mit dem Stuhl etwas näher an den Tisch. Er hatte endlich verstanden, wer ich war. „Aye, Black, es ist lange her.“ „Beim Jesus, wenn’s ihn denn gibt, im Gesöff war etwas drin.“, der alte Seebär zog seinen Krug zu sich und starrte hinein, dann leerte er ihn mit einem Zug, verzog das Gesicht und starrte mich weiterhin an. „Der alte Black hat’s immer gesagt: zu viel Landgang schadet dem Hirn. Hab ich das nicht gesagt? Immer wieder?“ Mein Grinsen wurde breiter. „Und wie Ihr das habt, Black, jeden Tag aufs Neue. “ „Mehr als die Sonne auf See und da ist der Beweis. Er müsste tot sein, stattdessen sitzt er hier vor mir und ist ein Mann geworden, aye und was für einer. Pfiff, nach wie vor.“ Wieder vollkommen ungefragt kam der Wirt an und tauschte Blacks Krug einfach aus. Ich fragte mich, wie oft er das diesen Abend bereits getan hatte. Nachdem er verschwunden war, hielt Black das Gefäß fest, als würde er deutlich machen müssen, dass es ihm gehörte und ebenso schüttelte er nun schon das zweite Mal den Kopf. „Er lebt und er sitzt vor mir. Ich glaub die Flut hat mir den Grips weggespült, ich muss verrückt sein. Er, Son, aus Fleisch und Blut und das nach so langer Zeit?“ „Unkraut vergeht halt nicht.“, die Arme auf dem Tisch verschränkend kam ich ihm so nahe, wie es mir möglich war. Fast schien es, als hätte es all die Jahre zwischen uns gar nicht gegeben. „Ich war lange fort, weg aus Annonce. Aber jetzt bin ich wieder da und habe einige Fragen an Euch.“ „Vergangenes lässt man ruhen, Son, das sollte er wissen.“ „Das heißt, Ihr wisst, warum ich Euch aufsuche.“, da mir das Thema selbst etwas zu ernst war, rückte ich nun noch ein Stück näher an ihn heran und sah mich kurz um. Die anderen Matrosen zeigten kaum noch Interesse. Es gab keine Prügelei und somit auch keinen Grund, uns Aufmerksamkeit zu schenken. Aufgrund der Tatsache, dass ich mit meiner Vermutung allem Anschein nach richtig lag, wich Black mir aus und zischte: „Zu tiefe Gewässer sind keine gute Sache, Son. Nicht für ihn.“ „Ihr meint wohl fremde, Black? Es geht um Niemandsland, Ihr seid mir Antworten schuldig. Ich war es, der Euch vom Galgen freikaufte. Wäre ich nicht, wärt Ihr tot.“ „Und ich war es, der ihm half, auf See zu überleben, nicht wahr? Wo wäre er gewesen, wenn der alte Black ihm nicht unter die Arme gegriffen hätte, hä?“, es brauchte nur ein paar Sätze, um alte Bekanntschaften aufleben zu lassen und ebenso wenig, um diese Freude in Missmut zu verwandeln. Black wurde deutlich finsterer. Ihm war nicht nach Reden, nicht zu diesem Thema. Ein Wiedersehen hatte er sich sicherlich anders vorgestellt. Dennoch konnte ich es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ich hatte Fragen und nur er konnte mir Antworten liefern. Ich zischte mit Nachdruck: „Also schön, somit herrscht Gleichstand. Trotzdem seid Ihr mir die Antworten schuldig! O’Hagan jagt mich, seit wir auf Niemandsland waren und ich weiß nicht einmal, warum! Ihr müsst mir erklären, was in der Kiste war und wieso er denkt, dass ich sie hätte!“, statt mir zu antworten, trank Black nur, doch als er den Krug zum zweiten Mal anhob, hielt ihn seinen Arm einfach fest. Ich war nicht mehr der unerfahrene Kerl von damals, der sich mit wenigem Wissen zufrieden gab und tat, was sein Kamerad ihm riet. „Wagt es nicht, mich zu ignorieren! Ich habe Euch als Freund gesucht, aber ich zögere nicht, wenn ich diese Freundschaft brechen muss!“ „Er droht mir?!“ „O’Hagan sucht Euch genauso wie mich, Mathew Hullingtan Black...!“ Sein Name klang wie ein bedrohlicher Zauberspruch, so düster und leise zischte ich ihn dem Piraten entgegen. Dieser erstarrte etwas, allerdings nicht geschockt, sondern finster. Allein dieser Name gab mir genug Macht, um ihn damit in die Enge zu treiben. Ich müsste ihn nur zu laut aussprechen und binnen kürzester Zeit wüsste der Gouverneur genau, wo er nach ihm zu suchen hatte. Irgendwann sah scheinbar auch er das ein, denn er ließ das Bier zurücksinken und spuckte neben dem Tisch auf den Boden. Sein langsames, tiefes Knurren klang unterschwellig aggressiv: „Aye, er hat sich nicht verändert. Etwas weiter ist er, aber mehr auch nicht. Ich weiß nichts von der Kiste. Sie war in seinem Fass, nicht in meinem und wahrscheinlich ist sie mit der Caroline untergegangen. Es gehen Gerüchte um, dass man sie über Bord geworfen hat, um sie zu retten. Aber er weiß genauso gut wie ich, wie gern die Männer Märchen erzählt haben.“ „Ich glaube Euch kein Wort. Ihr habt sie, nicht wahr? Und Ihr habt die Spuren so gelegt, dass alle Finger auf mich zeigen.“ Blacks Lachen war tief und rau, fast, als würde es ihm Schmerzen bereiten. „Auf ihn?! Wenn ich die Kiste hätte, bei Gott wenn es ihn gibt, was würde mich dann hier festhalten?! Er hat ja keine Ahnung!“, anschließend legte der Glücksritter den Arm um mich und zog mich so nahe an sich heran, dass ich erneut kaum Luft bekam. „Eins kann er mir glauben, Son: Der alte Black ist kein Idiot gewesen...! Ist er immer noch nicht! Wenn ich was wollte, dann hab ich es bekommen und wenn ich meinen Arsch für was riskiere, dann nicht aus Langeweile, Teufel noch eins!“, seine Pranke schlug auf die Tischplatte und brachte die Kerze vor uns kurz zum Flackern. „Ich habe die verfluchte Kiste nicht, aber wenn ich raus krieg, wo sie steckt, bei meinem Holzbein, ich werde den Bastard finden, der sie hat und ihm jedes Körperteil einzeln abreißen und ihn ertränken und tot prügeln, mein Wort darauf, der setzt die Segel nie wieder!“ „Was war in ihr?“, hakte ich weiter nach, doch Black ließ mich los und trank nur gelassen. „Was war in der Kiste, Black? Wofür all dieses Theater? Ihr segeltet jahrelang unter Wilkinson, das setzt man nicht einfach aufs Spiel!“ „Er hat keine Ahnung?“ „Nein, woher auch?“ Erneut lachte der Mann, laut und dröhnend. Dabei legte er den Kopf kurz in den Nacken und wischte sich eine Träne vom Auge. „Er wird jahrelang gejagt und hat keinen Dunst?! O’Hagan, der alte Hund, er hat scheinbar doch Sinn für Humor!“ Bitter stellte ich fest: „Ich finde das nicht im geringsten witzig.“ „Das glaube ich ihm gern - aber er hat sich den Wind ausgesucht, aye?“, ich kannte es bereits von ihm, dass man mehrmals fragen musste, um Antworten zu bekommen. Meistens endeten solche Ratespielchen damit, dass ich kapituliere und mich zwangsweise mit Schweigen zufrieden gab. In der Vergangenheit zumindest. Diesmal jedoch wollte ich Antworten. Ich beschloss, nicht locker zu lassen und so lange nachzuhaken, bis der Seemann alles preisgab, was es zu wissen gab. Wahrscheinlich sah man es mir an. Black schien zu erahnen, dass er diesmal nicht weit kam mit seiner ausweichenden Art. Während er einen erneuten Schluck nahm, starrte er mir über den Krugrand hinweg in die Augen und seufzte irgendwann. Ein wenig ernster, aber vor allem deutlich leiser, beugte dann auch er sich zu mir und wisperte, als würde jedes Ohr des Raumes allein uns gelten: „Aye, er soll gut zuhören. In der Kiste war Gold, jede Menge, aber nicht nur das. Man munkelt, dass darunter auch jede Menge Papier war. Der alte John hat Wilkinson schon lange im Auge gehabt, das kann er mir glauben. Dutzende Male haben wir die Priesterschweine getroffen, dutzende Male haben wir Blut und Männer gelassen. Nicht umsonst hat er ihn niedergeschossen, dieser Hund!“ Ich fragte mit krauser Stirn „Papier?“, doch diesmal sprach der Pirat von ganz allein weiter: „Aye und nicht irgendwelches. Ich weiß nicht, was genau, aber es ist interessanter als alles Gold, das die vermaledeite Kiste uns bieten könnte! Der alte John war Wilkinsons Soldat gewesen, früher, bei der Marine und der Pfaffe hatte Dreck am Stecken, damals wie heute. Nicht umsonst hat er Wilkinson hinterher gejagt, als er von der Kiste erfuhr. Ich weiß nicht, was auf dem Wisch drauf stand, aber was auch immer: Es war mehr wert, als Gold und Juwelen!“ „Also...“, versuchte ich zu schlussfolgern. „...wart Ihr gar nicht hinter einem Schatz her, sondern nach dem Schreibgut? Ihr wolltet O’Hagan damit erpressen?“ „Als hätten die anderen Idioten etwas damit anfangen können! Diese Hunde!“, wie zuvor bereits konnte ich Blacks schweren Arm auf meiner Schulter spüren, zusammen mit seinem festen Griff, als er mich näher zog. So dann raunte er mir vertraulich ins Ohr: „Aber er, Son, er hatte Pfiff... Wir beide, wir waren unschlagbar, was? Wir hätten das Schiffchen geschaukelt, er und ich. Die Idioten, die waren nur Mittel zum Zweck, ein wertloser Haufen hirnloser Ratten – aber er und ich, wir waren was besonderes, aye? Eine Mannschaft.“ „Wenn wir eine Mannschaft sind, dann sagt mir, wo diese Truhe ist.“ „Ich habe die Truhe nicht verflucht noch mal!“, ich zuckte unglaublich zusammen, als der Mann neben mir laut wurde und auf den Tisch donnerte, rührte mich aber nicht. Stattdessen starrte ich auf das Holz vor mir und hörte sein anschließend noch intensiveres Zischen: „Wenn ich sie hätte, wäre ich längst auf Niemandsland, guter Rum, ein paar Dirnen, bis der Teufel endlich sein Ende gefunden hat und ich meinen Frieden! Ich hätte mehr damit anzufangen gewusst, als diese Kerle, das weiß er selbst! Ich hätte dreimal, viermal, hundertmal so viel rausgeholt, als in dieser Truhe lag!“, Black ließ mich los, griff seinen Krug und trank abermals. Er war zornig, innerlich, aber dieser Zorn galt nicht mir. Er galt den Kerlen, die ihn verraten hatten und der Tatsache, dass alles umsonst gewesen war. Vielleicht lag die Truhe irgendwo auf dem Grund des Meeres, vielleicht war sie irgendwo gestrandet, er wusste es nicht und als ich das gereizte Funkeln in seinem glasigen Auge sah, glaubte ich es ihm. Neben mir saß kein Schauspieler, kein Theaterkünstler. Neben mir saß ein Mann, ein alter Mann, dessen Vorhaben gescheitert war. Er hatte verloren – und ich scheinbar auch, die Kiste war vorerst unerreichbar. Ich griff nun auch mein Getränk, hielt es mit beiden Händen, stützte die Unterarme auf den Tisch und starrte still vor mich hin. Mein Plan löste sich gerade in Luft auf, obwohl ich ihn nicht einmal richtig begonnen hatte. Weder wusste ich nun, was in ihr war, noch konnte ich die Truhe gegen O’Hagan verwenden. Ich hatte nichts in der Hand, abgesehen von kopierten Zetteln. ‚Jungenstreiche’, Slade hatte wohl Recht. Was bewirkten sie schon? Sicherlich ärgerten die Katholiken sich, aber sie rissen die Papiere einfach ab und mit der Zeit wurde es zur Gewohnheit. Mir würden irgendwann die Mittel für neues Papier oder Tinte fehlen und dann standen wir wieder am Anfang – nur, dass wir nun ein Maul mehr zu füttern hatten: Jack. Doch dann kam mir eine Idee. Unbewusst zog ich einen meiner Mundwinkel hoch. Eine Tatsache, einen wichtigen Fakt, hatte ich fast übersehen. Mein Plan war nicht gescheitert, zumindest noch nicht. Einen Trumpf hatte ich noch im Ärmel, nun mehr, als zuvor. Ich hatte nicht verloren, noch nicht. Ich musste nur in die richtige Richtung denken, dann würde ich auch weiterkommen. Pfiff haben eben. Statt meinen Bierkrug zu leeren, schob ich ihn zu Black hinüber, legte einige Münzen daneben und erhob mich. Dabei erklärte ich: „Ihr habt mir sehr geholfen Black. Und ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen.“ Der Pirat schnaubte nur. Er wusste nichts von meinen Plänen, also zweifelte er wohl an meiner Aussage. Ruhig griff er mein Handgelenk und zog mich leicht zu sich hinunter. „Er bleibt also in Annonce, hä?“ „Vorerst schon, denke ich.“ „Aye, es stimmt schon.“, nun ließ der Glücksritter mich los. Seine Hand klopfte mir auf den Rücken, als wäre ich ein Freund aus alten Zeiten. „Er stinkt nach Blut, nicht nach Meer.“ „Gerade Ihr müsst große Reden schwingen!“ „Meine Hände sind sauber, Junge! Nach wie vor!“ Wir lachten und es schien, als wären wir noch immer in der Kombüse der schaukelnden Caroline. Doch alles hatte sich verändert... Er, Annonce. Aber auch ich, das wurde mir nur umso klarer. Und es würde sich noch viel mehr verändern, dafür würde ich sorgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)