Memori3s von _Myori_ ================================================================================ Der Anfang... ------------- „Hände gegen die Wand und Beine schulterbreit auseinander.“, brummte der Wärter barsch und Hideki ging der Aufforderung eingeschüchtert nach. Sofort umklammerten die Pranken des Mannes seine linke Wade, tasteten sie ab und wanderten hoch bis zum Oberschenkel. Seine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und wenn dieser Typ noch weiter an ihnen herumzog, würden seine Knie in spätestens drei Sekunden nachgeben, da war er sich sicher. „Umdrehen.“ Hideki atmete die angehaltende Luft erleichtert aus und drehte sich um. Der Wärter hatte sich von ihm abgewandt und war zu seinem Kollegen gegangen. „Welche Größe tragen Sie?“ Hideki blinzelte. „Nun… das kommt drauf an-“ „Ungefähr?“, fiel er dem jungen Mann genervt ins Wort. Hideki begann nervös an seinem Shirt zu spielen. „A… achtunddreißig?“, antwortete er leise. Der Wärter drehte sich mit hochgezogenen Brauen zu ihm um. „War das eine Frage?“ Und an seinen Kollegen gewandt, sagte er dann: „Gib ihm Vierzig…“ Hideki holte Luft. „Aber…“ Langsam- und für Hidekis Geschmack viel zu langsam- drehte sich der Wärter erneut um. Wenn Blicke töten könnten… „Was?“, fragte der Mann grimmig, dass Hideki zusammenzuckte. Verschreckt klappte er den Mund wieder zu und schaute zu Boden. „Verzeihung…“, murmelte er und spielte mit dem Gedanken sich unterwürfig zu verbeugen, aber dazu ließ ihm der Wärter keine Zeit. Schnaubend kam er wieder auf ihn zu, drückte ihm einen Stapel Kleidung in die Hand und deutete nach rechts zu einer Art Umkleidekabine. „Ziehen Sie sich dort um und legen Sie Ihre eigenen Sachen zusammen- auch Ihre Wertgegenstände.“ Hideki beeilte sich in die Kabine zu kommen und zog sich die graue Gefängnistracht an. Er hatte nicht viel Wertvolles bei sich- lediglich eine Uhr und das Lederarmband, das er vor ein paar Wochen von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Seine Geldbörse hatte er schon vorher bei der Polizei abgegeben. Er legte alles auf einen Stapel und überreichte es dem Wärter, der an einem Tisch saß und alles notierte. Seine Sachen kamen in einen Karton, auf dem sein Name stand, den der andere Wärter, der ihn die ganze Zeit über rumgescheucht hatte, sofort wegtrug. Hideki wollte etwas sagen, doch der Wärter war wieder schneller. „Sie bekommen Ihr Eigentum bei Ihrer Entlassung wieder zurück.“, sagte er leicht gelangweilt ohne dabei aufzusehen, als habe er diesen Satz schon hunderte Male aufgesagt. Hideki nickte zögernd. Bei den Worten wurde ihm wieder bewusst, was ihm bevorstand… Auf dem Tisch lag ein zweites Set Gefängniskleidung, die der Mann ihm demonstrativ entgegen schob und auch diese nahm Hideki stillschweigend an sich. Der andere Wärter war in der Zwischenzeit wieder zurückgekommen und baute sich vor ihm auf. „Bereit?“ Kein „Bitte folgen Sie mir“ oder „Bitte hier entlang“ -Er hatte bis jetzt kein einziges „Bitte“ aus dem Mund dieses Schrankes gehört. Bereit? Nein, ganz sicher nicht, aber hatte er denn eine Wahl? Hätte er nein sagen können? Können ja, aber dann hätte der Wärter ihm nur einen bissigen Spruch gedrückt oder ihn ausgelacht. Wieder nickte der Junge bloß und ging in die ihm gezeigte Richtung. Der Gang zum Galgen oder zur Schlachtbank könnte nicht weniger schlimm sein. Der Wärter führte ihn einen schmalen Flur entlang, an dessen Ende ein Gitter den Weg versperrte- das erste von vielen, dachte Hideki bitter und er verlangsamte seinen Schritt ungewollt, bis er die Hand des Wärters in seinem Rücken spürte, die ihn daran hinderte, noch langsamer zu gehen. Das Gitter wurde ratternd aufgezogen und der Wärter machte wieder eine auffordernde Handbewegung. Dabei war sein Gesicht wie eine neutrale Maske. Nach diesem Verfahren ging es noch durch zwei weitere Gittertüren, bis sie von einem neuen Wärter in Empfang genommen wurden. Auch er stand vor einem Gitter, hinter dem man die gedämpften Geräusche anderer Menschen hören konnte. Sein Wärter zeigte seinem Kollegen ein Blatt Papier, das sich sein Gegenüber kurz durchlas, dann nickte und den Blick auf Hideki senkte. Dieser hier schien etwas freundlicher zu sein, zumindest guckte er nicht so böse und gereizt. Hideki versuchte ein Lächeln auf die Lippen zu fesseln, was ihm allerdings nicht sehr gut gelang. Der andere Wärter nahm ein Stück Papier aus seiner Jackentasche und einen Stift, schrieb eine Zahlenkombination darauf und übergab diesen Zettel Hideki. „Ihre Zellennummer. Merken Sie die sich gut, die Dinger sehen hier nämlich alle gleich aus.“, sagte der Wärter und gluckste. Verwirrt schaute Hideki ihn an. „Kö- können Sie mir nicht zeigen, wo sie sich befindet?“, fragte er vorsichtig, woraufhin der Wärter ihn anschaute, als habe er einen schlechten Witz gemacht. „Sind wir ein Hotel?“ Er schien zwar nicht böse zu sein, aber die Arroganz machte ihn auch nicht viel sympathischer, dachte Hideki grimmig. „Wenn du` s überhaupt nicht findest, dann frag nach Zeus, der wird dir helfen.“ Aha, jetzt war ihm schon das ‚Sie‘ zu viel… „Bitte wer?“, fragte Hideki verwirrt, aber der andere Wärter kam ihm zuvor. „Jetzt nennst du ihn auch schon so?“ Sein Kollege zuckte mit den Schultern. „Auf seinen bürgerlichen Namen reagiert Seine Durchlaucht schon gar nicht mehr.“ „Wie auch immer.“, schnaubte der Andere, klopfte Hideki auf die Schulter und wandte sich zum gehen. „Ciao.“, sagte er zu Hideki, hob die Hand zum Abschied und verschwand. Hideki wusste gar nicht, wie ihm geschah und viel Zeit, um darüber nachzudenken, blieb ihm auch nicht, denn der arrogante Wärter hatte das Gitter geöffnet und wartete ungeduldig. „Viel Glück.“, rief ihm der Wärter hinterher, als er durch das Tor getreten war und sich das Gitter hinter ihm wieder schloss. Hideki dachte nicht weiter darüber nach, ob der Wärter diesen Kommentar nun gut oder ironisch gemeint hatte, denn kaum war er um die nächste Ecke gebogen, stand er inmitten einer grauen Masse aus Menschen, Tischen und Stühlen. Alles war hier grau- die Wände, der Fußboden, selbst das Licht schien dreckig grau von der Decke. Er würde hier garantiert nicht auffallen, dachte er etwas hoffnungsvoll, vielleicht schaffte er sich auch für die Dauer seines Aufenthalts irgendwo zu verstecken und diesen Albtraum hier so abzusitzen… Vorsichtig ging er ein paar Schritte mehr in den großen Saal. Es schien sich um einen Aufenthaltsraum zu handeln. Überall standen Tische, an denen graue Gestalten saßen, Karten spielten oder redeten- er sah sogar ein paar Leute Bücher in den Händen halten. Weiter hinten und abgetrennt durch eine Glasscheibe, erkannte er ein Indoor- Sportfeld, auf dem Insassen Basketball spielten. Niemand beachtete ihn. Es hatte nicht mal einer aufgeschaut, als er den Saal betreten hatte. Erleichtert blies er die angehaltene Luft aus seinen Lungen. Vielleicht brauchte er sich ja gar nicht großartig zu verstecken, die Eintönigkeit ihrer Kleidung war wohlmöglich Schutz genug. Eine Glocke erklang, ähnlich der Klingel einer Schule und wie auf ein Zeichen hin, hörten alle Männer um ihn herum auf zu spielen oder beendeten ihre Unterhaltungen und standen gemächlich auf. Ein Ruck ging durch Hideki und er verspürte den Drang, sich unter einen der Tische zu verkriechen. Doch noch bevor er auf das sichere Versteck zugehen konnte, wurde er von irgendwoher angerempelt und fiel stolpernd auf die Knie. „Au…“, jammerte er und rieb sich die schmerzenden Stellen. Der Mann, der ihn angestoßen hatte, war weitergegangen, als habe er nichts bemerkt. Hideki holte Luft, um dem Mann etwas hinterher zurufen, als er auf einmal wieder etwas in den Rücken gerammt bekam- diesmal war es ein Bein, dessen Besitzer Mühe hatte, nicht komplett über Hideki zu stolpern. „Pass doch auf!“, schnauzte der graue Riese und hob drohend die Faust, sodass Hideki instinktiv die Hände über den Kopf hielt. Zu seinem Glück kam in dem Moment ein anderer Insasse und packte den Mann am Arm. „Komm, der is` es nicht wert.“, sagte dieser und schaute abschätzend auf Hideki herab. Der Mann ließ sich beruhigen, brummte etwas und ging dann mit dem Anderen mit. Schnell rappelte Hideki sich auf und tat wohl das einzig Richtige- eingeschüchtert folgte er dem Strom von Straftätern, die sich- teils gesittet, teils gereizt- alle in dieselbe Richtung bewegten und kurz darauf wusste er auch, wohin: Die Kantine war ungefähr doppelt so groß wie der Aufenthaltsraum, in dem er gerade noch gestanden hatte. Überall hörte er Geschirr klappern, das Durcheinander von Gesprächen und er roch eine Mixtur von unterschiedlichen Gerüchen, die aus der angrenzenden Küche zu ihm herüber schwappte. Und da fiel ihm erst auf, wie hungrig er inzwischen geworden war… Etwas unsicher stellte er sich in die Reihe von Männern, die an der Essensausgabe vorbeiwanderten. Ein Mann mit Oberarmen, die aussahen, als habe er in ihnen Bowlingkugeln versteckt, schaute ihn mit hochgezogener Braue über die Ausgabe hinweg an. „Bist neu hier?“, knurrte er und kratzte den Rest des Auflaufs zusammen. Hideki schluckte und versuchte ein Ja über die Lippen zu bekommen; im zweiten Anlauf klappte das dann auch- zumindest schien der Mann ihn verstanden zu haben. Breit grinsend platzierte er eine Portion Auflauf auf einem Teller und hielt diesen Hideki entgegen. „Wohl bekommt` s.“ „Danke.“, antwortete der Angesprochene verlegen, nahm den angebotenen Teller und brachte endlich ein Lächeln zustande. Der Saal war schon gut gefüllt, aber Hideki hatte Glück und fand direkt an einem vergitterten Fenster einen freien Platz. Die Sonne neigte sich in Richtung Erde und er schätzte, dass sie in zwei Stunden vollständig untergegangen war. Hideki wunderte sich, wie spät es schon war, immerhin war er am frühen Mittag zur Polizeistation gegangen, wo er von dort aus ins Gefängnis gefahren worden war. Das Zeitgefühl hatte ihn schnell in dieser grauen Hölle verlassen… Mutlos und geknickt begann er zu essen- wenigstens war das hier genießbar. Es fehlte ein wenig Salz, aber sonst- „Runter von meinem Platz…“ Es hätte nicht viel gefehlt und die Stimme wäre eine perfekte Imitation eines echten Knurrens gewesen- eines Dobermanns vielleicht oder eines Boxers… Hideki beeilte sich, den Bissen runterzuschlucken, ansonsten wäre er ihm wahrscheinlich im nächsten Moment, in dem er sich zu dem Hund/Menschen umdrehte, aus dem Mund gefallen. Der Mann hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Hund- einem zähnefletschenden Kampfhund. Kleine Augen schauten wutentbrannt aus einem fleischigen Gesicht, tiefe Zornesfalten hatten sich auf der Stirn gebildet und er hatte tatsächlich seine schmale Oberlippe leicht nach oben gezogen, die den Blick auf hässlich gelbe Zähne freigab. Es hätte Hideki nicht gewundert, hätte der Mann angefangen zu sabbern. „E… es tut mir leid- ich … ich wusste nicht-“, begann Hideki zu stottern, aber viel weiter kam er nicht. Blitzschnell hatte ihn der Hund am Kragen gepackt und vom Stuhl gepflückt. Erschrocken schrie Hideki auf und umklammerte das mächtige Handgelenk des Mannes. „Du wusstest nicht?“, schrie dieser und spie dabei Spucke in Hidekis Gesicht. „Du wagst es, mir so eine lächerliche Ausrede an den Kopf zu werfen?! Wer bist du, hä?“ Wild wurde der Junge hin und her geschüttelt. Hideki versuchte etwas zu sagen, aber ihm fehlte die Luft dazu. „Das ist der Neue, Rex!“, rief plötzlich der Bowlingmann von der Ausgabe herüber. Der Angesprochene hörte auf, sein Opfer zu schütteln, schaute erst den Mann an, dann wieder auf Hideki hinab und ein gefährlich wirkendes Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus, was noch mehr Falten in seinem Gesicht verursachte. „Tatsächlich? Der Neue.“ Hidekis Herz begann zu rasen. Dieses Grinsen gefiel ihm gar nicht… Rex ließ auf einmal seinen Kragen los, sodass er wie ein nasser Sack auf den Boden plumpste. Doch der Mann ließ ihm keine Zeit, um zur Besinnung zu kommen, denn im nächsten Moment beugte er sich zu Hideki runter und holte mit der Rechten aus. Hideki hatte noch genügend Zeit die Augen zu schließen, ehe die Faust sein Gesicht zermahlen würde… „Aus, Rex!“ Tatsächlich stoppte der Mann seine Faust Zentimeter vor Hidekis Gesicht und richtete sich wieder auf. Ängstlich schaute auch Hideki auf. Sein Herz raste immer noch, als habe er einen Marathon hinter sich. Ein Junge, nicht viel älter als Hideki selbst, war aus der Menschenmasse hervorgetreten, die sich in der Zwischenzeit um Hideki und Rex gebildet hatte. Er hatte blasse Haut, die mit seinem pechschwarzen Haar einen ungesunden Kontrast bildete. Wütend drehte sich Rex zu dem Herannahenden um. „Was mischst du dich her ein?“, knurrte er und Hidekis Nackenhaare stellten sich unweigerlich auf. Der Junge stellte sich neben Hideki und zuckte mit den Schultern. „Siehst du denn nicht, dass er dir nur den Platz anwärmen wollte? Jeder weiß doch, dass du schnell `ne Blasenentzündung bekommst…“ Der junge Mann schaute zu Hideki herab und lächelte- das erste aufrichtige Lächeln, das er hier sah. „Hab ich Recht?“, fragte er und Hideki beeilte sich zu nicken. Sein Gegenüber wandte sich wieder an Rex. „Da hast du` s.“, sagte er im veränderten Tonfall. Jegliche Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. „Also setz dich jetzt auf deinen verdammten Platz und lass ihn in Ruhe.“ Rex stand da, als müsse er sich beherrschen, nicht auf den Mann loszugehen, doch dann entspannte er sich und funkelte die beiden nur noch böse an. „Du tust gut daran, wenn du mir heute nicht mehr über den Weg laufen würdest, Zeus…“, knurrte er durch aufeinander gebissene Zähne, dann drehte er sich um und verschwand durch die Menschenmenge, die ihm bereitwillig Platz machte. Nach ein paar Sekunden entspannte sich die Situation endgültig und auch die Schaulustigen zerstreuten sich wieder. Sein Retter nahm Hidekis Teller vom Tisch und streckte Hideki die freie Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. Dankend ergriff er diese und kämpfte mit dem Gleichgewicht. Seine verdammten Beine waren wieder zu Wackelpudding geworden. „Alles okay?“, fragte der junge Mann und lächelte aufmunternd. „Ja… d…danke, für-“, stotterte Hideki und zeigte aus Mangel an artikulierbaren Worten hinter sich auf den Platz am Fenster. Der Blasse winkte ab. „Schon gut. Du kannst ja nicht wissen, wie das hier läuft. Komm.“, sagte er dann und zog ihn am Ärmel. „Ich zeig dir ein paar Plätze, die nicht reserviert sind.“ „Um ehrlich zu sein, ist mir der Appetit vergangen…“, erwiderte Hideki kleinlaut und rieb sich den schmerzenden Nacken. Der Andere blieb stehen und musterte ihn kurz, dann zuckte er mit den Schultern. „Wie du meinst…“, antwortete er und deutete auf den Teller. „Hast du was dagegen, wenn ich-“ Hideki schüttelte den Kopf so vorsichtig, als befürchte er immer noch, dass sein Schädel gleich von seinen Schultern kullern könnte. „Nein, iss` ruhig.“, fiel er dem Älteren ins Wort, woraufhin dieser noch breiter grinste. Er führte Hideki zu einem abseits stehenden Tisch und machte sich sofort über das Essen her. Nach drei, vier Bissen nahm der Schwarzhaarige wieder das Gespräch auf. „Du solltest in Zukunft dieser Töle aus dem Weg gehen.“, sagte er noch mit vollem Mund. „Ich glaub, der mag dich nicht.“ Hideki lachte bitter. „Ja, ich denke, Freunde werden wir ganz bestimmt nicht.“ „Vor allem, weil du jetzt der Neue bist…“ „Was hat das damit zu tun?“, fragte Hideki und gab ein freudloses Lachen von sich. „Ist das hier so üblich, dass die neuen Gefangenen von ihm begrüßt werden?“ Der junge Mann schluckte den Bissen hinunter und fuchtelte mit der Gabel vor Hidekis Gesicht herum. „Nein, nein, das meine ich nicht. Du bist jetzt offiziell der ‚neue’ Neue.“ Verwirrt runzelte Hideki die Stirn. „I- ich versteh nicht. Hier gibt es doch bestimmt viele Neuzugänge … oder?“ Sein Gegenüber seufzte und legte die Gabel beiseite. „Natürlich kapierst du das nicht…“, murmelte er mehr zu sich selbst, dann schaute er Hideki ernst in die Augen. „Hör zu. Der Neue ist hier so was wie der Sündenbock für alles. Du wirst ab jetzt für alles herhalten müssen, was anfällt, egal ob du wirklich daran schuld bist oder nicht, bis du dir einen eigenen Namen gemacht hast. So ist das hier leider.“, fügte er schulterzuckend hinzu, als ihn Hideki entsetzt anstarrte. Hidekis Herz rutschte ein paar Etagen tiefer und er spürte, wie ihm die Farbe aus dem sonst so gebräunten Gesicht wich. Er hatte doch vorgehabt, das hier lebend zu überstehen, er wollte sich in der grauen Masse dieses Gefängnisses verstecken und nun trug er die Zielscheibe mitten auf der Stirn? Ein Stöhnen entrang seine Kehle und er fuhr sich zitternd durch die Haare. „Ich bin tot…“, wimmerte er und die Welt verschwamm vor seinen Augen- dämliche Tränen! Ein blasses Gesicht tauchte vor ihm auf. „Lass den Kopf nicht hängen, Neuer.“ „Hör auf mich so zu nennen!“, jammerte Hideki aufgebracht und der Andere begann hell zu lachen. „Okay, schon gut. Wie soll ich dich denn nennen?“ Hideki schaute auf und musterte den Jungen einige Sekunden lang. „… ich heiße Hideki.“ „Echt?“ Die Braue des Anderen wanderte in die Höhe. „Da ist Neuer aber viel interessanter.“ „Ja und viel tödlicher!“, fauchte Hideki zurück, aber das schien den Jungen wenig zu beeindrucken; dieser zuckte nur grinsend mit den Schultern. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Hideki stattdessen. Er meinte sich zu erinnern, dass Rex ihn einmal beim Namen genannt hatte, aber Hideki glaubte, sich in dem Moment verhört zu haben, da ihm der Name auch nicht mehr über die Lippen kommen wollte. Der Schwarzhaarige wischte sich die rechte Hand am Hemd ab und hielt Hideki diese unter die Nase. „Nenn mich Zeus.“, sagte er grinsend. Nun war es Hideki, der die Brauen ungläubig hob, dennoch ergriff er die dargebotene Hand. „Äh… okay.“, entgegnete er vorsichtig und versuchte sich an einem Lächeln, ohne dabei loszulachen. „Und wie heißt du richtig?“ Sekunden verstrichen, bis Zeus ihm antwortete. „Das ist mein richtiger Name.“ Bei diesen Worten begannen seine dunklen Augen zu funkeln; ein Funkeln, das nicht viel Gutes bedeuten konnte. Hideki ließ sofort Zeus` Hand los und wich ein paar Zentimeter auf seinem Stuhl vor ihm zurück. „A- aber so heißt doch niemand, ich mein… Zeus, das-“, stotterte Hideki, doch dann brach er ab, als plötzlich etwas in seinem Kopf anfing zu läuten. Mit aufgerissenen Augen starrte er den Mann an, auf dessen Gesicht sich langsam Verwirrung breit machte. „Moment- Zeus?“ Der Angesprochene blinzelte. „Ja, bist du schwerhörig?“ Hideki begann wild mit den Armen zu fuchteln und schüttelte den Kopf- zu schnell, wie er im nächsten Moment sofort spürte, als es ungesund in seinem Nacken knackte. „Nein, aber-“ Er stand auf und durchsuchte eilig seine Hosentaschen, bis er den kleinen Zettel fand und diesen Zeus hinhielt. „Ich sollte mich an dich wenden, wenn ich Hilfe bräuchte- zu…zumindest habe ich das so verstanden.“, fügte er kleinlaut hinzu, als Zeus ihn wie jemanden ansah, der behauptete, den Osterhasen gesehen zu haben. Irgendwann nickte Zeus auf das Stück Papier. „Was soll ich damit?“ „Das ist meine Zellennummer.“, begann Hideki und nestelte an seinen zu großen Sachen. „Der Wärter hat mir den Zettel gegeben. A- aber ich habe keine Ahnung, wo ich diese Zelle finde und da-“ Hideki brach den Satz erneut ab. Zeus machte nicht den Eindruck, als interessierte er sich für seine Erklärungen. Er schaute noch ein paar Sekunden auf den Zettel, dann nickte er und stieß ein kurzes hartes Lachen aus. „Du hast Glück, Neuer, verdammtes Glück, das du dir lieber einteilen solltest, als es am ersten Tag schon zu verpulvern.“ Er deutete auf den Platz, wo Hideki die ganze Zeit gesessen hat. „Setz dich. Ich will noch aufessen, dann zeige ich dir unsere Zelle.“ Hideki ging der Aufforderung nach, jedoch stockte er noch in der Bewegung, sich zu setzen und blinzelte Zeus an. „Unsere Zelle?“ Zeus, der sich gerade einen neuen Bissen in den Mund schieben wollte, grinste ihn an. „Zufällig war in meiner Zelle noch ein Bett frei gewesen und das hast du ja anscheinend zugeteilt bekommen. Wie gesagt: du hast heute Glück, denn wenn ich richtig informiert bin, wäre bei Rex auch noch ein Plätzchen zu vergeben gewesen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)