Chasing The Challenge von -Miaka- (Puzzleshipping (Yami x Yugi)) ================================================================================ Kapitel 3: Zufall ----------------- Kapitel 3 – Zufall [http://www.fanfiction.net/s/7748449/3/] RUMMS Mai und Ethan sahen von dem Brettspiel zwischen ihnen auf und fanden sich inmitten einer Szene wieder, wie sie sie mittlerweile nur allzu gut kannten. Yugis Kopf rauchte förmlich, Dampf schien aus seinen roten Ohren zu treten. Zu behaupten, er sei sauer, wäre definitiv noch untertrieben. Seit einer Woche, seit er seinen neuen Posten als Polizist angetreten hatte, war er in jener gleichen Stimmung, die sich auf seine Handlungen und den Ton in seiner Stimme auswirkte, heim gekommen – in blanker Wut. Ethan klammerte sich fester an den violetten Pullover seiner Mutter und verbarg sein verängstigtes Gesicht in ihren Ärmeln, während unschöne Worte durch das Apartment schallten. Mai hatte wirklich genug. Sie liebte ihren kleinen Bruder über alles, vielleicht sogar ein wenig mehr als ihren eigenen Sohn, und gerade deshalb musste sie die Wurzel des Problems finden und sie beseitigen, denn wenn sie auch nur einen Tag länger dasitzen und Yugis extrem explizitem Vokabular zuhören musste, würde sie ihn wohl bald eine klatschen müssen. Und dann gab es da noch einen auffälligen Unterschied zur sonstigen nervenaufreibenden Routine ... Es war 12 Uhr mittags und normalerweise kam er erst Mitternacht heim. Bei alledem wäre nur ein Narr nicht in der Lage gewesen zu merken, dass irgendetwas mit Yugis neuer Karriere nicht nach Plan verlief. Und Mai war keine Närrin. „Okay, was zur Hölle ist los mit dir, Yugi?“, forderte Mai, kurz nachdem sie in die blassgrüne Küche eingetreten war. „Wenn du reden willst, hier bin ich, aber verschone die Ohren deines Neffen!“, blaffte sie und stützte ihr Gewicht mit den Händen auf der weiß marmorierten Küchentheke ab, während sie den Mann mit den dreifarbigen Haaren anstarrte. Yugi seufzte und öffnete den Kühlschrank. Ruckartig bewegte er seinen Kopf, während er etwas suchte, das seine Nerven beruhigen konnte. „Tut mir leid, Mai, ich bin im Moment nur ein kleines bisschen gestresst.“ Er biss sich auf die Lippe. Das war nur die halbe Wahrheit. Ja, er war gestresst, aber das ziemlich weit entfernt von 'ein kleines bisschen'. Doch all der Stress war vergessen, als seine erleichterten Augen fanden, wonach sie gesucht hatten: Eiscreme. „Ja, ich merk's.“, antwortete Mai flach und lief durch den Raum, um sich eine Schüssel zu nehmen und sich dem Eisgelage ihres Bruders anzuschließen. Was? Sie war eine alleinstehende, arbeitslose Mutter mit einem vier Jahre alten Sohn, die Beide bei ihrem kleinen Bruder wohnten. Wer sagte denn, dass sie nicht auch ein wenig Stressabbau gebrauchen konnte? „Warum bist du heute so früh da?“ Yugi knurrte und knallte die Schüssel auf den Tisch, bevor er das hellgrüne Minzeis gewaltsam in das beigefarbene Gefäß schaufelte. „Keine Ahnung, warum fragst du nicht einfach deinen BFF?“, knurrte er tief, nicht nur, weil er auf Yami sauer war, sondern weil Mai genauso Schuld hatte wie sein Boss. Ich meine, echt, wer ging mit einem Typen aus, der den eigenen kleinen Bruder in der Schule gehänselt hat und als ob das noch nicht genug wäre, wird dann noch dessen beste Freundin!? Yugi wusste, dass ihn das Sozialleben seiner Schwester nichts anging, aber das machte die Gegebenheiten des Ganzen ganz bestimmt nicht leichter. Als es bei dieser Antwort Klick in ihrem Kopf machte, weiteten Mais Augen sich. Ja, in der Tat hatte sie Yami vor Yugi geheim gehalten, aber nur, weil sie gewusst hatte, dass der überreagiert hätte. Nun ja … und hatte sie damit so falsch gelegen? Ein Blick zu Yugis wutentbrannter Gestalt bestätigte ihre Befürchtungen. Sie war solche Sachen durchaus gewohnt, aber sie war sich dennoch nicht wirklich sicher, an welcher Stelle alles aus dem Ruder gelaufen war. Yugi war bis zum Beginn der Mittelstufe das süßeste Ding überhaupt gewesen, er hatte von abseits des Weges Blumen für seine große Schwester gepflückt und mit seiner kleinen, violetten Schürze bekleidet Kekse gebacken, ja, er war geradezu der Inbegriff eines Engels gewesen. Nachdem Yugi die Grundschule verlassen hatte, hatte seine fröhliche Laune zu schwanken begonnen, sein Umgangston war ernster geworden und Mai hatte nur raten können, ob es entweder an den Bergen an Hausaufgaben lag, die ihn so mitnahmen, oder an den Schikanen seiner Mitschüler. Doch jetzt erschien Letzteres wahrscheinlicher und daher kam wohl auch Yugis Abneigung Yami gegenüber. Manchmal konnte Mai den liebenswerten, kleinen Jungen immer noch sehen, eingesperrt und verdeckt von einer Maske aus Reife und Intelligenz, während er in Wirklichkeit ebenso unsicher war wie jeder Andere. „Ich versteh's nicht. Was hat Yami damit zu tun?“, riskierte Mai vorsichtig, denn Yami war schon immer ein heikles Thema gewesen, wenn es um ihren kleinen Bruder ging. Und der wunderte sich wirklich noch, warum sie ihm nichts erzählt hatte? Nicht willig aufzusehen, stierte Yugi seine Eiscreme an. Durch Augenkontakt wurde er wütend, also hatte er die Entscheidung getroffen, niemandem mehr in die Augen zu sehen. Aber sollte beim Blick in die Augen der eigenen Schwester da nicht die Grenze gezogen werden? Nein, es würde keine Grenzen und keinen Augenkontakt geben, bis Yami Sennen dauerhaft aus seinem Leben verschwunden war! Es gab da allerdings die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Dergleichen in absehbarer Zeit nicht passieren würde. „Sagen wir einfach, wer auch immer den Spruch 'Mach dich nicht über Streber lustig, denn du könntest eines Tages für sie arbeiten müssen' erfunden hat, sollte die Richtigkeit seiner Theorie überdenken.“, murmelte Yugi, während er in die hellgrünen Masse aus Eis stach und dann so viel wie möglich davon in seinen Mund schaufelte. Sein Boss konnte ihn ärgern, seine Schwester ihn ausfragen und die Leute ihn herumschubsen so viel sie wollten, aber nichts kam zwischen ihn und seine Eiscreme. Nichts und niemand. Mai schlug die Hand auf den Mund. Ihre violetten Iriden weiteten sich, während sie versuchte, den Lachanfall, der, würde sie ihre Hand von ihren versiegelten Lippen nehmen, ganz sicher aus ihr herausplatzte, zurückzuhalten. „Du arbeitest für Yami?“, fragte sie leicht verhalten und Ungläubigkeit klang aus ihrer Stimme. Yugi sagte höhnisch: „Hat er dir das etwa noch nicht erzählt? Ich hätte eher gedacht, er prahlt damit, wie er es schafft, mich zu jeder Stunde an jedem Tag zu provozieren.“ Yugi zischte und ließ seine jetzt schmutzige Schüssel und seinen Löffel achtlos in das halbvolle Spülbecken fallen. Mai runzelte die Stirn und ließ ihren Löffel in ihrer eigenen Schale ruhen. „Yugi, er ist nicht so schlimm wie du ihn machst, du reagierst einfach---“ „Über?“, beendete Yugi mit einem bitteren Lachen. „Nein, man reagiert über, wenn man aus keinem Grund sauer ist, ich allerdings SPRECHE MIT EINER FRAU, DIE MIT EINEM DER GRÖßTEN TYRANNEN MEINER SCHULZEIT AUSGEGANGEN IST! MIT EINER FRAU, DER ICH VERTRAUT HABE!“, schrie er. Er hatte Recht, sobald seine Augen die seiner Schwester erreichten, schäumte die Wut über den Rand des Topfes und überschwemmte den Herd. Er war wütend auf Mai, weil sie sich auf Yamis Seite schlug. Er war wütend auf Yami, weil der die gesamten Jahre seiner Teenagerzeit vermiest hatte. Und er war wütend auf den Mann im Empfang des Polizeireviers, weil dieser ihn nicht sofort am ersten Tag an Ort und Stelle gefeuert hatte. Aber vor allem war er wütend auf sich selbst, weil er es zuließ, dass die Wut ihn so verbrannte. Mai schoss von ihrem braunen Stuhl hoch und blickte Yugi bedeutungsvoll an. „DU NENNST DICH ERWACHSEN? DU VERHÄLTST DICH WIE EIN KIND! YAMI HAT ES NICHT AUF DICH ABGESEHEN! WARUM HASST DU IHN SO SEHR!“, heischte sie plötzlich und schlug mit ihrer Hand so heftig auf den hölzernen Tisch, dass die Schüssel voll Eiscreme von der plötzlichen Erschütterung geradezu zu springen schien. Metaforisches Feuer raste durch die Küche und erhitzte die Gemüter der Beiden. Sie sahen aus, als seien sie in irgendeiner Art von Rachefeldzug unterwegs, als hätten sie als Kinder nie das selbe Haus geteilt und niemals auch nur ein Lächeln in ihrem gesamten Leben. Und Beide hassten dieses Gefühl gleichermaßen. „WEIL ER MICH VERÄNDERT HAT!“ Der Raum war still … war das wirklich eine berechtigte Antwort? Machte das Sinn? Es war nichts Neues, dass jeder Mensch Angst vor Veränderungen hatte, ob er nun bereit war das zuzugeben oder nicht, aber war das diesen ganzen Krieg aus Hass deshalb wirklich wert? Yugi sollte ruhig sein, gefasst, intelligent, gelassen, doch Yami machte ihm zu alledem, was er nie hatte sein wollen. Durch ihn fühlte er sich überanstrengt, dumm und rasend vor Wut, aber machte es Sinn, dass er wegen dieser Veränderungen wütend wurde … ? Wo diese Veränderungen doch seine eigene Wut betrafen? Ergab das Sinn? Die Luft stand im Raum, dick wie Eis und tödlich wie Gift. Zwei verwirrte violettfarbene Augenpaare starrten einander an. Der Zorn klang ab, bis nur noch eine unangenehme Atmosphäre blieb. Sie betäubte die Gemüter und formte sie zu Ungewissheit und Unbehagen. Alle Gedanken an Yami waren verschwunden, die Eiscreme war verschwunden, sein Neffe war verschwunden, sogar sein Job schien in diesem Moment unbedeutend. Es schien als ob, würde jemand eine Stecknadel fallen lassen, einer von ihnen entweder in heilloses Gelächter oder in Tränen ausbrechen würde. Leider war Yugi der Erste, der brach, als sein Hirn die Worte, die er gesagt hatte, zu verarbeiten schien. So schnell sie konnten, trugen seine zierlichen Füße ihn aus der Küche und durch die Tür aus ihrem Apartment, die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle und in die kühle Herbstluft. Dort traf es ihn plötzlich. Er hatte gerade seinen ersten Streit mit Mai gehabt. Tränen brannten in seinen kindlichen Augen. Er senkte den Kopf auf den Gehweg und ließ sich langsam an der Backsteinwand hinunter gleiten. Leute liefen an ihm vorbei und würdigten den jungen Mann keines zweiten Blickes. Yugi nahm es ihnen nicht übel. Er fühlte sich schuldig und schmutzig. Mai hatte ihm nie etwas getan und ihr Leben war kein bisschen besser als seines – wenn nicht sogar schlimmer. Wie konnte er es zulassen, dass eine so niedrige Person wie Yami die gute Beziehung zu seiner Schwester so beeinflussen konnte? Ausnahmsweise schrieb er sich selbst die Schuld zu, und obwohl er immer noch einen immensen Hass auf seinen früheren Schulfeind hatte, so wusste er dennoch, dass der nicht zu ihm gekommen war und ihn gezwungen hatte, all diese schäbigen und gemeinen Sachen zu Mai zu sagen. Nein, dieses Mal war er ganz allein schuld und merkwürdigerweise beruhigte ihn diese Tatsache irgendwie. Wenn Yugi alkoholische Getränke gemocht hätte oder rauchen würde, hätte er jetzt definitiv nach Casino gestunken. Yugi hielt nicht viel von Selbstmitleid, aber dieses eine Mal ... Sein Leben nach dem Collage hatte angefangen, sich in einer Spirale nach unten zu bewegen, als ihm mitten im Jahr das Geld für die restlichen Semester bis zum Abschluss ausgegangen war und er somit all seine Hoffnungen und Träume hinsichtlich seiner Karriere begraben hatte können. Großartig! Dann: Der bescheuerte Arsch von Ehemann seiner Schwester verlässt Mai für irgendeinen supertollen Job in Amerika. Ganz schick! Sie zogen um, irgendwie schaffte er es, Arbeit als Polizist zu bekommen, nur um dann herausfinden, dass sein Boss kein Anderer als sein lebenslanger Feind war. Wunderbar! Juhu! Und jetz baggerte der ihn auch noch an, es war DER WAHNSINN! Okay, nun ja, Yami baggerte ihn nicht wirklich an. Oder doch, aber es war mehr so eine Art neue Masche ihn zu nerven oder wütend zu machen oder was auch immer. Auf jeden Fall hatte er damit Erfolg. Yugi atmete auf. Er fühlte, wie der Druck langsam begann nachzulassen. Er sollte öfter einen Nervenzusammenbruch haben, ganz egal, was religiöse und/oder Leute, die dachten, sie seien Gott, sagten. Ein stiller Moment des Selbstmitleids war gut für Herz und Hirn. Es brachte einen dazu, noch einmal zu überdenken, weshalb man sich in einem so beschissenen Zustand befand und erinnerte einen daran, wie viel besser das Leben sein könnte und gleichzeitig brachte es einen dazu, sich wie ein 16-jähriges Mädchen zu fühlen! Und das alles auf einmal! ... Okay ... vielleicht machte das die ganze Sache nicht unbedingt besser. Einen kurzen Moment lang dachte Yugi darüber nach, ob er sich nicht einen Therapeuten suchen sollte, der sich all seine langen und schwierigen Lebensgeschichten seit seiner Teenagerzeit anhörte, aber er verwarf die Idee schnell wieder. Keine Therapie der Welt hätte sein Gehirn die sich wiederholenden Probleme vergessen lassen können, die sich ihm ins Gesicht schlugen, ganz egal wie sicher der Weg, den er einschlug, auch war. Yugis Augen wanderten nach oben, sein Blick landete auf einer Frau. Sie war nicht allein. Neben ihr stand ein großer Mann mit dunklen Haaren, ob sie braun waren oder schwarz, war schwer zu sagen, denn es hatte angefangen zu regnen - die perfekte Atmosphäre passend zu Yugis Laune. 'Na ein Glück feuerst du mich so an, Mutter Natur', dachte er, bevor seine Aufmerksamkeit wieder auf das Paar gelenkt wurde. Sie umarmten sich unter dem schwarzen Regenschirm, der ihr Köpfe vor dem Regen schützte, küssten sich, auf die Wange, auf die Stirn, manchmal sogar auf die Lippen. Yugi lächelte bitter. Er erinnerte sich an die Zeit, in der er all das auch gewollt hatte. Zwei Mal war das gewesen. Das erste Mal, als er ungefähr zehn Jahre alt gewesen war. Damals hatte er seinen Großvater gefragt, wie der seine Großmutter kennengelernt hatte. Die Geschichte war nicht unbedingt spannend gewesen, sie hatten sich bei der Arbeit im örtlichen Kaffeehaus getroffen, augenscheinlich war es 'Liebe auf den ersten Blick' gewesen, aber das waren nur die Worte alter Leute, die eigentlich meinten „Ich bin einsam und verzweifelt, also lass uns miteinander ausgehen!“ Oder Moment … nein … streicht das, das waren eigentlich Worte, die auch heute noch benutzt wurden, man dachte nur an all die Seifenopern, die im Fernsehen liefen. Also echt, der Hauptcharakter (falls es denn überhaupt einen gibt) geht mit mindestens fünf Leuten aus, vielleicht mit zwei oder drei noch ein zweites Mal, wird dann schwanger, wird erschossen, stirbt und dann wird das Ganze beim nächsten Hauptcharakter wiederholt. Und das brachte denen Einschaltquoten? Wie auch immer. An einem Tag jedenfalls hatten sie wohl gekellnert und waren offensichtlich ineinander gerannt, sodass beide ihre Notizblätter und Stifte versehentlich fallen ließen und als sie aufstanden, um die Utensilien auszutauschen, sahen sie einander in die Augen und bumm, das war die unglaublich langweilige Lüge seines Großvaters. Vor einigen Jahren hatte er ihm und Mai dann erzählt, dass er sie eigentlich in einer Bar kennegelernt hatte, in einer Nacht, die mit einem One-Night-Stand endete, es aber letztendlich dazu kam, dass sie heirateten und drei wundervolle Kinder bekamen. Wer weiß? Obwohl, fairerweise musste man erwähnen, dass Yugi damals in diesem zarten Alter völlig naiv gewesen war und die Kaffeehaus-Geschichte ohne sie zu hinterfragen geglaubt hatte. Und das war damals auch der Moment gewesen, in dem Yugi sich selbst versprochen hatte, dass er nach seinem Abschluss selbst eine hübsche, liebe, intelligente, junge Frau finden, sich mit ihr niederlassen und Kinder, Enkelkinder und so weiter haben wollte. Na ja, man sah ja, wie gut das gelaufen war. Er hatte es gerade einmal bis zur siebten Klasse geschafft, bis er sich offiziell eingestehen musste, dass er schwul war und all diese Sachen nicht allzu bald passieren würden. Beim zweiten Mal allerdings war er sich seiner sexuellen Vorlieben durchaus bewusst gewesen und wollte sich trotzdem niederlassen, eben nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann, auf jeden Fall war er bereit eine Familie zu gründen. Er wollte immer noch Kinder und er wollte auch immer noch Enkel, das Einzige, was sich geändert hatte, war, dass er statt einer Frau in der Küche zu haben, lieber selbst kochen wollte, was wahrscheinlich keinen Zweifel daran ließ, dass er das 'Mädchen' jeder hypothetischen Beziehung sein würde, nicht, dass er damit ein Problem gehabt hätte. Überraschenderweise hatte er davon erst vor ungefähr zwei Wochen fantasiert, möglicherweise ein paar Tage, bevor er angefangen hatte für Yami zu arbeiten. Aber warum dachte er überhaupt darüber nach? Weil da so ein reizend hübsches Pärchen die Straße hinunter lief? Gott, in letzter Zeit schien einfach alles alte Erinnerungen in ihm hervorzurufen, ob nun gute oder schlechte, das variierte, doch in Anbetracht dessen, dass es sich hierbei um Yugi Mutou handelte, bevorzugte das Schicksal natürlich die schlechteren. Die plötzliche Symphonie aus Glocken und Instrumenten riss den Mann aus seinem gegenwärtigen Zustand, als er bemerkte, dass sein Handy seit vielleicht schon einer halben Minute klingelte. Yugi errötete, geriet in Panik und tastete nach dem Gerät, um es aus seiner Jeanstasche zu holen, während er sich still schwörte, sich sobald er abgenommen hatte, sofort für die Verzögerung zu entschuldigen. „Hallo?“ Yugi atmete kurz erleichtert auf. Herzlichen Glückwunsch, Yugi, du hast es geschafft, dein Handy erfolgreich aus deiner Tasche zu kramen und ranzugehen. Jetzt hast du nur noch eine Millionen anderer Dinge, über die du dir den Kopf zerbrechen musst. „Ich hab' schon befürchtet, du gehst nicht ran, Yu-chan.“ Sobald die schmerzhaft unüberhörbare, tiefe Baritonstimme seines Bosses durch sein Ohr und sein Gehirn schoss und es schädigte, verflüchtigten sich ganz plötzlich jegliche Gedanken an Entschuldigung und Buße. „Woher hast du meine Nummer!“, quiekte Yugi, schoss aus seiner Position vom Bürgersteig auf und griff nach dem bordeauxroten Backstein hinter sich. Oh Gott! Oh Gott! Yami stalkte ihn! Er hatte es gewusst! Nein, Moment – hatte Mai ihm seine Nummer gegeben? Oder vielleicht hatte sie Yami nach dem Streit erzählt, was passiert war! Was, wenn er ihn feuerte? Oder verprügelte? Der Typ hatte Muskeln und die waren nicht zu unterschätzen! Yugi fühlte, wie seine Panik sich überschlug, während die möglichen Folgen dieses Anrufes durch seinen diffusen Verstand rasten. Yami schmunzelte. „Na ja, weißt du, Aibou, hier im Arbeitsleben haben wir so ein kleines Ding namens Bewerbungsmappe und wenn man bedenkt, dass ich dein Boss bin, könnte man meinen, dass es wohl meine Aufgabe ist, die zu lesen, bevor irgendjemand eingestellt wird.“ Daraufhin knurrte Yugi böse. Er fühlte sich angegriffen, egal, ob es nun sein Arbeitsleben betraf oder die Geborgenheit seines eigenen Apart-- na ja, betrachtete man die ganze Situation, wie er hier draußen stand, klatschnass unter den Launen der Natur, die seinen schlechten Tag noch perfekt untermalte, ja, dann konnte er das vielleicht nicht wirklich behaupten. „Ach ja? Na, hier im realen Leben nennt man das Belästigung, jemanden am laufenden Band zu nerven, der einem sagt es zu unterlassen!“, schrie er und strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem blassen Gesicht. „Außerdem, wenn du meine Mappe gelesen hast, bevor ich angefangen habe zu arbeiten, warum schienst du dann überhaupt so überrascht zu sein mich zu treffen?“, fragte Yugi aus purer Neugier. Das Rascheln von Papier war zu hören. Yugi nahm an, dass Yami seine Arbeitsmappe schloss - oder das war zumindest, was er sich in diesem Moment wünschte. „Oh Yugi, hast du denn von unserem kleinen Ausflug am ersten Tag gar nichts gelernt?“ Er seufzte gespielt enttäuscht und machte Yugi damit wieder wütend, wie konnte es auch anders sein? Vor allem, da der Mann die meiste Zeit damit verbrachte, sich über ihn lustig zu machen oder mit ihm zu flirten. „Ich verschwende keine Zeit mit Papierkram, schon vergessen? Wenn also ein neuer Bewerber kommt, ist das seine Aufgabe, sich mit denen bekannt zu machen, mit denen oder für die er arbeitet. Sie scheinen da allerdings eine Ausnahme zu sein, Mr. Mutou.“ Er schnurrte leicht, was dazu führte, dass Yugi noch röter wurden als er es Dank des Wassers, das ihm laufend hart direkt auf die Wangen tropfte, sowieso schon war. Yami verstand es wirklich ihm zu schmeicheln und ein Teil von Yugi fing an es zu mögen, ein ganz kleines bisschen, aber das bedeutete nicht, dass er sich dabei wirklich wohlfühlte. „Wahrscheinlich, weil ich dich schon kannte. Und was deine Mitarbeiter angeht … Ich … wünschte, ich würde keinen von denen kennen, sie sind seeeeehr“ Er biss sich auf die Lippe und versuchte so, nicht zu beleidigend gegen die Anderen aus dem Büro zu werden. Sagen wir Mal, es handelte sich bei diesen Leuten eher um solche, die man in einer Nervenklinik in den Gängen beim Rollstuhlrennen mit der Perrücke irgendeines Typens statt eines Staffelstabes erwarten würde. Er biss die Zähne zusammen, um bei der Vorstellung, Joey und Malik in solch einem Szenario zu sehen, nicht kichern zu müssen. „Kindisch? Ja, nun, wie du siehst, bist du der einzige Erwachsene, der bei uns arbeitet.“ Er lachte, woraufhin Yugis Augenbrauen sich verwirrt zusammenzogen. Hatte Yami ihm gerade ein Kompliment gemacht? Nein … dieser Ton klang wennschon beleidigend, wahrscheinlich versuchte er ihm damit zu sagen, dass er wie Mai zu verklemmt war. Apropos... „Alles klar. Mal abgesehen davon, dass du mein Privatleben gewaltig störst, ohne vorher überhaupt zu fragen, warum rufst du an? Du hast mir den Rest des Tages frei gegeben. Nicht, dass ich überhaupt irgendwas zu tun hatte in letzter Zeit.", grummelte er und stieß den nächstliegendsten Kieselstein mit dem Fuß auf die wasserüberströmte Betonstraße vor ihm. Tatsächlich hatte Yami penibel darauf geachtet, ihm am nächsten Tag nach ihrem kleinen Ausflug keinerlei Arbeit zu geben. Er hatte sogar den Schlüssel zu seinem Schreibtisch konfisziert, damit der Mann nicht an seine Ordner herankam und damit an das, wonach es ihn so dürstete. ARBEIT! Oh, aber das war nicht alles. Jedes Mal, wenn ein Notruf hereinkam und ihre Gruppe ausgesandt werden sollte, befahl Yami ihm zurückzubleiben, während sie sich um die Situation kümmerten. Nicht, dass Yugi etwas dagegen hatte ... er war noch nie ein Fan von Waffen und Gewalt gewesen, egal wie oft er Yamis Wohlergehen gedanklich auch bedrohte. „Und, warum stehst du überhaupt draußen im Regen?“, fragte er und wich dem eigentlichen Thema bewusst aus. Yugi zwinkerte ein paar Mal und begann jetzt plötzlich zu merken, wie sehr es in diesem Moment regnete. Seine Füße standen in einer sich schnell ausbreitenden Pfütze unter ihm, die kalte Luft wandt sich um seine durchnässten Jeans und kroch seinen Körper von den Zehen bis zu seiner bemerkenswert geröteten Nase hinauf. Wenn er mit Yami sprach, vergaß er meist alles Andere um sich herum – nicht auf die Weise, nein, raus mit den Köpfen aus den Liebesromanen! Es schien, dass, obwohl die Wut und der Hass für diesen Mann jeden Einzelnen seiner Sinne außer seiner Reizbarkeit praktischerweise betäubten, sie Yugi ansonsten nur Ärger bereiteten. „Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem du und Mai euch getrennt habt.“, blaffte Yugi und schlang die Arme fest um sich selbst. Er zitterte. Er schüttelte leicht mit dem Kopf, um seine Stirn und seine Wangen von den dort klebenden, feuchtkalten Ponysträhnen zu befreien. Seine Frisur dagegen schien trotz dass das Wasser sie nach unten drückte, unbeirrbar aufrecht zu stehen und Yugi wusste nicht, ob er froh oder traurig darüber sein sollte, denn einerseits bewies das, wie komisch sein Haar sein konnte und andererseits sah er so wenigstens nicht aus, als hätte er lange Haare, was ihm im Endeffekt nur noch mädchenhafter hätte wirken lassen als er es in Wirklichkeit war und was das betraf, bedurfte er wahrlich keiner weiteren Hilfe. Yami war für einen langen Moment lang still und atmete dann einmal ausgiebig aus, was letztendlich wie eine Mischung aus erleichtertem und irgendwie ängstlichem Seufzen klang. „Oh, das bezweifle ich stark.“, sagte er und lachte. Da fiel es ihm ein. Er wusste nicht, warum sie sich getrennt hatten. Was, wenn Yami sie betrogen hatte? Was, wenn er sie … vergewaltigt hatte? Schnell schüttelte er mit dem Kopf. Yami war definitiv pervers und ein Playboy, aber er war ziemlich sicher, dass die Beiden nicht beste Freunde geworden wären, wenn er sie zu so Etwas gezwungen hätte. Yugi öffnete den Mund, bereit eine Frage zu formulieren, als er ein großes, schwarzes Objekt in seinen Augenwinkeln sah, das den armen Mann so sehr erschreckte, dass er es sogar fertigbrachte, auszurutschen und die Reibungskraft, die seine Füße und der Fußboden durch die umstritten erstaunliche Schwerkraft teilten, zu verlieren. Er fuhr mit dem Kopf hoch und sah einen Regenschirm, der ihm direkt ins Gesicht zu glotzen schien und ihn mit dem merkwürdigen Gedanken darüber, warum in aller Welt plötzlich Gegenstände zufällig vom Himmel fielen, zurückließ. 'Entweder ist das die Eiscreme oder der Stress, unter Yami zu arbeiten, ist mir jetzt schon zu Kopf gestiegen.', dachte er unruhig. „Vielleicht solltest du den besser benutzen.“ Yugis Kopf schoss hoch und sah Yami gegen sein Fenster gelehnt zu dem gaffenden Mann hinunter grinsen. „Du wohnst in meinem Wohnblock!“, quiekte Yugi entrüstet. Das war ein ganz neues Level der Verletzung seiner Privatsphäre! Für einen Moment dachte er daran, die Polizei zu rufen, aber dann fiel ihm ein, dass er und Yami die Polizei waren. Damit war es offiziell. Jemand dort oben in den dunkelgrauen, donnernden Wolken hasste ihn abgrundtief und hatte seine Freude daran, ihn durch sein gesamtes Leben kriechen zu sehen und wer auch immer es war, er musste sich in diesem Moment vor Lachen auf dem Boden kugeln, denn Yugi war dabei in die Luft zu gehen. Mal wieder. „Warum so überrascht, Aibou? Ich bin diese Woche in der Lobby auf dem Weg nach unten sicher drei Mal an dir vorbeigelaufen, vielleicht sogar vier Mal, bevor du überhaupt mit Arbeiten angefangen hast.“ Yugi starrte nur vor sich hin, griff trotz allem nach dem tiefschwarzen Regenschirm auf dem nassen Bürgersteig und versuchte die äußerst nervenraubenden Wassertropfen loszuwerden, die seinen Körper zierten. „Ich glaube es einfach nicht – Es muss doch ein Gesetz dagegen geben!“, protestierte er und die vertraute Wut schien wieder in ihm aufzusteigen, sobald er diese blutroten, scharfen Augen sah, die ihn mit ihrem gewohnt freudigem, hellem Funkeln anstarrten. Yami war wie Kaugummi, der an seinem Schuh klebte, schmutzig, peinlich und schwer zu entfernen. Es war, als ob Yami bei jedem Schritt, den er nahm, über ihm auftauchte wie ein Schatten und immer dann plötzlich in seinem Leben aufkreuzte, wenn er es am wenigsten erwartete. Wenn er weiterhin einfach so aus dem Nichts erschien, würde er sicher noch einen Komplex entwickeln. „Ich befürchte nicht, Yu-chan. Weißt du, ich habe vor dir hier gewohnt, ganz zu schweigen davon, dass ich auch schon lange bevor du überhaupt das Collage beendet hast auf der Wache gearbeitet habe.“ Er grinste und schien Yugis Gedanken und Meinung über ihn zu lesen, was nicht hieß, dass Yugi sie ihm zu 100% offenlegte. Aber er hatte Recht. Eine Tatsache, die Yugi sogar mehr als Yami selbst hasste. Eigentlich war er es, der Yami folgte, aber wenigstens war er da nicht so scharf drauf wie Yami, dessen Miene sich jedes Mal aufzuhellen schien, wenn Yugi den Raum betrat oder auch nur ein Wort sagte. War es wirklich so unterhaltsam, ihm auf die Nerven zu gehen? Yugi seufzte frustriert, rieb sich die Schläfen und versuchte so, seinen überarbeiteten und unterbezahlten Körper zu entspannen. „Hör Mal, lass mich einfach in Ruhe, ich hab dir nichts zu sagen, also was willst du von mir?“, zischte er bösartig und hielt seinen Blick noch immer nach oben zu besagtem Gesprächsthema. Yami lächelte aufrichtig und sandte damit Schauer verschiedenster Art durch Yugis Magen. Sein Lächeln sah beinahe rein aus, das exakte Gegenteil dieses schmutzigen Grinsens, das er praktisch sieben Stunden am Tag auf den Lippen trug und fast brachte es sogar den Hass dazu, sich in Luft aufzulösen und von Respekt und --- etwas Anderem, das Yugi nicht richtig einordnen konnte, ersetzt zu werden. Fast war das Schlüsselwort, denn er wusste, dass es da irgendeinen Haken an Yamis völlig neuer Seite geben musste. „Komm doch hoch.“ Uuuuund da war er. Yugis hitziger Blick kehrte mit zehnfacher Wucht zurück und er umgriff den Regenschirm so fest, dass seine Knöchel bleich wurden und sich schneeweiß von dem nasskalten, pinkfarbenen Hautton, den seine Hände aufgrund der eiskalten Atmosphäre angenommen hatten, abhoben. „Nur über meine Leiche.“, spie er. Sein Boss lachte und blickte auf Yugis vor Wut zitternde Gestalt. „Na ja, sonst würdest du die ganze Nacht da im Regen stehen und das Letzte, was ich will, ist ein toter Partner.“ Sein Lachen klang ab. „Aber du hast Recht, du hast deine eigene Wohnung mit deiner Schwester, du könntest natürlich jederzeit rein gehen.“ Yugi biss sich auf die Lippe und drehte sich fluchtartig weg, um die Tränen, die sich erneut ihren Weg bahnten, schnell aus seinen ohnehin schon verquollenen, gereizten Augen zu wischen. Es tat weh zu wissen, dass Yami falsch lag. Er konnte nicht einfach dorthin zurückgehen, nachdem er seiner Schwester Dinge an den Kopf geworfen hatte, für die sie nicht einmal annähernd etwas konnte. Was für ein Bruder wäre er, wenn er einfach davon ausginge, dass seine Schwester aufgab und ihm ohne jeden Grund vergab? 'Der durchschnittliche?', wies ihn eine innere Stimme hin, die aber schnell verstummte, als er sich daran erinnerte, dass er eben kein durchschnittlicher Bruder sein wollte. Er wollte perfekt für Mai und Ethan sein, denn sie verdienten nicht weniger als das, nach allem was sie hatten durchmachen müssen. Yami schien interessiert an Yugis neuem Gesichtsausdruck, sein typisches Grinsen kroch zurück auf seine Lippen. „Na los, Yugi, lass den Unsinn. Ich weiß längst, dass irgendwas mit dir nicht stimmt, also kannst du auch einfach deinen Hintern hierher bewegen und mir erzählen, was passiert ist. Du weiß doch, ich nerv' dich damit morgen sowieso, wenn du's nicht erzählst." Er lachte in sich hinein und löste sich aus seiner bisherigen angelehnten Position. „Wohnung 429“ waren seine letzten Worte, bevor er das Fenster schloss und aus Yugis Blickwinkel verschwand. Yugi biss die Zähne aufeinander. Wie in aller Welt konnte Mai es nicht erraten, weshalb er diesen Mann auf den Tod hasste? * * * Yugi zitterte. Er wickelte das hellblaue Handtuch so eng um sich, bis er beinahe glaubte, es würde eins mit seiner feuchten Haut werden, nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte, dachte er an die Wärme, die das Objekt ihm spendete. „Trink die heiße Schokolade, Yugi, du wirst sonst krank.“, bestand Yami und platzierte die gläserne Tasse auf dem Kaffeetisch vor ihnen, während er sich achtlos auf die gepolsterte Couch unter sich plumpsen ließ. Yugi warf ihm einen scharfen Blick zu, griff dann aber schnell zu der Tasse dampfend heißer Schokolade, setzte sie an seine Lippen und trank gierig. Die warme Flüssigkeit lief seine Kehle hinunter und sandte Schauer von Wohlgefallen über seinen noch immer zitternden Rücken. Das war der reinste Himmel in einer Tasse, selbst wenn es nur eine dieser Instant-Packungen war, die man einfach in heißem Wasser auflöste. Normalerweise würde es Yugi anwidern, die unverrührten Klumpen des Schokoladenpuders in dem dunkelbraunen Getränk schwimmen zu sehen, aber im Moment war alles, was heißer war als 60 Grad, sein bester Freund. Yami seufzte, setzte sich eine Brille auf und nahm sich einen Stapel Ordner vor. „Also, was ist passiert?“, summte er und balancierte die Brille auf seiner Nase, während er sich die Hefter, die eine umfangreiche Menge an Dokumenten beinhalteten, durchlas. Die Blätter schienen unendlich oder es lag einfach daran, dass sie völlig durcheinander waren, was Yugi nicht unbedingt überraschte, schließlich ging es hier um Yami. Yugi hob eine Augenbraue und setzte sein Getränk auf einem der Korkuntersetzer ab. „Ich dachte, du hättest gesagt, du machst keine Papierarbeit.“ Yami saß da mit ziemlich unsicherer, ja sogar zögernder Miene, seine rubinroten Augen hielten sich nirgendwo lange, schienen ihn dann jedoch wie besessen durchdringen zu wollen und Etwas in Yugi warnte ihn davor, weiter auf das Thema einzugehen, da plötzlich furchteinflößende Schwingungen vom anderen Ende der Konversation zu kommen schienen. Solche, vor denen er Angst hatte, dass sie, wenn er zu weit ginge, ein dauerhaftes Chaos anrichten könnten. Trotzdem hielt es ihn nicht davon ab, sich in dem bisschen Stolz darüber zu aalen, dass er endlich etwas gesagt hatte, das dem Anderen wenig Raum zum Antworten ließ. „Ich befürchte, in dieser Situation ließe es sich nur schwerlich ignorieren.“, sagte er auf eine leicht gereizte Art und Weise, wie Yugi sie vielleicht von sich selbst erwartet hätte, von der er sich jedoch nie hätte träumen lassen, sie eines Tages aus Yami Sennens Mund zu hören. Nein, irgendwas lief hier verkehrt, diesen Mann brachte kaum Etwas aus der Ruhe. Zur Hölle, Yugi war sich sicher, dass er, selbst wenn der Himmel einstürzte, noch so unausstehlich und nervend sein würde wie eh und je. Im Grunde genommen hätte er es auch gar nicht anders gewollt. … Hatte er das wirklich gerade gedacht? „Außerdem ist das nicht der Grund, weswegen du hier bist. Sag mir, warum stand mein Partner mitten am Nachmittag draußen im Regen? Denn wenn er versucht, krank zu werden, damit er morgen nicht zur Arbeit kommen muss, dann kann ich versichern, dass das so nicht funktionieren wird.“ Er schmunzelte und musste Yugi nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass der Andere vor Wut ein Loch in seinen Schädel starrte. Wann tat er das schließlich nicht? Der Kleinere rollte mit den Augen. Er hatte die Entscheidung getroffen herzukommen und Yami zu besuchen -Gott wusste wieso- also konnte er auch einfach mit der Sprache herausrücken. Außerdem würde Mai seinem Boss früher oder später sowieso von der Sache erzählen, falls sie es bis jetzt noch nicht getan hatte. „Wir haben uns gestritten.“, murmelte er leise und blickte im Raum umher, während er im ständigen Kampf mit sich selbst versuchte irgendetwas zu finden, das ihn von dem Gedanken ablenkte, wie attraktiv … Yami … mit Brille aussah … was? Er schüttelte mit dem Kopf und fragte sich langsam, was Yami ihm in die Schokolade getan hatte, denn dieser Gedanke war ganz sicher nicht Yugi Mutous gewesen. „Ach nein.“ Er lacht, während er sich noch immer durch den endlosen Papierstapel forstete, was Yugi zugegebenermaßen auf die Nerven ging. Er hatte da so eine kleine Neurose, wenn Leute während eines Gespräches keinen Augenkontakt hielten, dann wiederum würde ihn das zu einem Heuchler machen, denn schließlich war er es ja, der es vermied irgendjemandem in die Augen zu sehen. Doch das hielt wenigstens seine Wut in Schacht … immerhin größtenteils. „Es .. na ja …“, versuchte Yugi verzweifelt und veränderte ständig seine Sitzposition auf der hellbraunen Couch, während er sich gedankenverloren fragte, warum Yami in einem Apartment wohnte, wenn er sich doch solch teure Möbel leisten konnte, wie sie den Raum zierten. „Es.. ging... um dich ...“ Er biss sich zaghaft auf die Lippe. Warum war ihm das überhaupt so peinlich? Es war ja sicher nicht so, dass Yami deshalb total stinksauer werden würde. Außerdem, warum sollte es ihn denn kümmern, was Yami über sein Leben dachte? Es war seine Angelegenheit! Warum war Yugi überhaupt hier! „Das konnte ich mir schon denken.“ Er grinste und lehnte sich zurück, um Yugis hilflose Gestalt zu beobachten. „Ich fühle mich ja geschmeichelt, dass ich es dir wert zu sein scheine, wegen mir zu streiten, aber du wirst die Tatsache einfach akzeptieren müssen, dass Mai mich mag. Ja, wir waren zusammen, ja, sie ist meine beste Freundin und warum denkst du, ist das so?“ Er starrte den Anderen erwartungsvoll an. Er hatte Yugi wie die Ratte im Käfig und das war etwas, was der Andere überhaupt nicht leiden konnte, denn jede mögliche Antwort schien ein Punkt zu Yamis Gunsten zu werden und welchen Zweck hätte das für ihn gehabt? Yugi öffnete den Mund, um mit einer bissigen Erwiderung zu antworten, doch er erstarrte noch inmitten der ersten Silbe. Yamis und Mais Freundschaft war deren Angelegenheit, nicht seine. War es nie gewesen. Würde es nie sein. Yugi reagierte nur über... er reagierte immer über, aber das war seine Art und Weise, sich zu schützen, es war sein Schild vor den Verletzungen der äußeren Welt. Damit konnte er Sachen einfach verleugnen und sich dadurch so viel besser fühlen. Aber war das nicht eigentlich total kindisch? War er nicht wie ein Kind, das vor dem versteckten Monster unter seinem Bett flüchtete? „Mit eurer Freundschaft bin ich nicht einverstanden.“, begann Yugi. Das war ein Anfang, wenigstens log er nicht das Blaue vom Himmel. „Ich hasse es. Ich hasse die Tatsache, dass du mit meiner Schwester zusammen warst. Ich hasse die Tatsache, dass ihr beste Freunde seid. Ich hasse es, dass Duke abgehauen ist und sie und meinen Neffen Ethan auf der Straße zurückgelassen hat. Ich hasse die Tatsache, dass das der einzige Job ist, den ich kriegen konnte. Ich hasse es, dass ich in einem heruntergekommenen Apartment wohnen muss. Und ich hasse dich. Aber meine Schwester werde ich immer über alles lieben. Es ist mir völlig egal, welche Art von Beziehung ihr habt.“ Er presste seine Faust zusammen und drehte sich zu Yami um, um seine Worte zu unterstreichen. „Ist mir wirklich total egal.“ Yami lächelte und nickte verständnisvoll. „Das ist eine dicke, fette Lüge, aber wenigstens liebst du deine Schwester.“ Er klopfte wie zur Gratulation leicht auf den Rücken des Anderen. Yugi blickte finster. „Nachdem das ja geklärt ist, vielleicht solltest du duschen gehen, du kannst auch ein paar von meinen Klamotten haben.“, schlug Yami mit einem Augenzwinkern vor. „Und hab ich schon erwähnt, dass in meine Dusche zufällig mehr als eine Person passt?“ Yugi errötete wütend und sprang von der Couch auf, um körperlich so weit, wie es in dem beengten Apartment möglich war, von dem Anderen wegzukommen. „Tschüss!“ Er geriet in Panik und rannte so schnell es ging zur Tür, ehe er unsanft am Handgelenk festgehalten und nach hinten zurück auf die Couch gezogen wurde. Yugi winselte und rieb sich sein misshandeltes Handgelenk, während er Yami anfunkelte, der zu seiner Verwunderung ganz und gar nicht amüsiert wirkte. „Yugi, es gibt da Etwas, das du wissen solltest, bevor du gehst.“ Der Ton in seiner Stimme klang mehrdeutig, seine Augen schienen extrem misstrauisch, ganz im Gegenteil zum Glanz, der sonst in ihnen lag und, na ja, auch sonst wirkte er eher unruhig. Eine lange Pause folgte, lang und schwer. Beklemmung machte sich im Raum breit. Yugi war sich sicher, dass er jemanden strangulieren müssen würde, wenn er heute auch nur noch eine Sekunde der Stille ertragen musste. Der ganze Tag hatte sich um nichts Anderes als schreckliche Gefühle und durchnässte Klamotten gedreht. Nicht unbedingt seine Lieblingskombination. „Eine Frau ist auf der Flucht vor der Polizei. Sie wird beschuldigt, mehrere Leute ungebracht zu haben … und ihr Tatmuster ist sehr … unvorhersehbar.“ Yami räusperte sich und nahm die Brille von seinen düsteren, roten Augen. Yugi runzelte die Augenbrauen. "Okayyyy, also ... du willst mir damit sagen, dass ich draußen vorsichtig sein soll? Verstanden, jetzt lass mich bitte gehen, bevor ich deine Couch mit dem Regenwasser komplett einsaue, es sei denn du willst sie ersetzen, denn echt, ich bin ja eigentlich total dafür, dir genauso viel Ärger zu bereiten wie du mir." Er funkelte ihn an und begann abermals sich aufzurichten, nur um letztendlich wieder zurückgezogen zu werden, dieses Mal direkt auf den warmen Schoß des Anderen. Yugis Gesicht erhitzte sich aus einer Mischung aus Wut und schlichter Beschämung. Er war sich ziemlich sicher, dass das sexuelle Belästigung war, aber wenn er wiederum darüber nachdachte, hatte Yami das Gesetz sowieso schon mehr als einmal gebrochen. „Ich meine das wirklich ernst, Yugi, die Polizisten denken, es sei einfach ein zufälliges Tatmuster, aber ich habe eine eindeutige Ähnlichkeit der Opfer ausmachen können.“ Yugi starrte seinen Boss an, seine Neugier wurde mehr und mehr größer als der Wunsch, so schnell wie möglich aus der Tür zu verschwinden. Yamis Berfürchtungen waren meist berechtigt und wie das Gespräch sich entwickelte, schien es, als ging es hierbei um etwas wirklich Ernstes. „Sie alle kannten Duke, Yugi ..." Yugis Augen wurden größer, Angst überkam ihn, als er an seine Schwester dachte ... und an seinen Neffen ... oh Gott... Yami schüttelte mit dem Kopf. „Aber es könnte auch nur ein Zufall sein, nur … bitte, Yugi … pass auf dich auf, okay?“, fragte er sanft, woraufhin Yugi nicht anders konnte als zu nicken und sich langsam vom Schoß seines Bosses zu erheben. Die Zufallstheorie reichte aus, ihn zu trösten, denn wirklich, wie realistisch war es, dass irgendein Mädchen gerade Dukes alte Bekannte ermordete? Es war nur Zufall. Zufall, ja. Nur Zufall. Ein Zufall. Noch während er zur Tür lief und die Gedanken durch seinen Verstand rasten, entschied die Schwerkraft ein weiteres Mal, ihre Zauberkräfte an Yugi zu üben. Er schwankte und fiel. Er wusste, dass etwas verkehrt war, als ihm schwindelig vor Augen wurde, jedoch mehr noch, als er mit seinem Gesicht auf etwas Hartem, doch irgendwie Weichem und Warmem aufkam ... war er auf den Fußboden gefallen? Er befühlte das Material unter sich und bemerkte, dass der Teppich nicht so weich war, wie er ihn in Erinnerung hatte, bevor er hörte, wie der Boden ein tiefes Knurren ausstieß. Oh, ihr hättet Yugis schlagend rotes Gesicht sehen sollen, als er bemerkte, wie eine warme Hand über seinen Rücken fuhr. „Hast du noch nie 'was von der Drittes-Date-Regel gehört? Ich glaube, das ist erst unser zweites, Yugi, Schatz~“ Yugi war sich ziemlich sicher, dass er mit der Hitze, die sein Körper gerade ausstrahlte, ein ganzes Drittte-Welt-Land mit Energie versorgen könnte. Nein, ganz egal wie liebevoll und süß Yami auch klingen konnte, ...er würde sich nie ändern. „GEH RUNTER VON MIR!“ „Hey, du liegst auf mir.“ Aber vielleicht … „ICH HASSE DICH!“ „Du bist so süß~“ „Du nervst!“ „Wenigstens bin ich nicht nass.“ „WERD ERWACHSEN!“ … war das ganz okay … Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)