wrong victim von Gackto ================================================================================ discussion ---------- "Danke, Ich habe kein Interesse,“ knirschte der Schwarzhaarige gereizt und angestrengt darum bemüht sich diese grausam hässliche Dreitausend-Dollar-Krawatte um den Hals zu binden „...damit ist diese Unterhaltung beendet, Benson“, und genau das war sie. Zumindest von Seiten des Mannes der in seinem Schlafzimmer vor dem großen Spiegel stand und versuchte dem zu entgehen, dem er nicht entgehen konnte: Arthur Bensons Konzept zur Wiederherstellung eines perfekten Image. Seit einer geschlagenen Stunde schon versuchte eben jener, bereits vollkommen ergraute Mittfünfziger, seines Zeichens Sekretär und zuweilen Mädchen für alles, ihn, seinen Herrn von dem absolut wasserdichten und ebenso notwendigen Plan zu überzeugen den er die letzten Tage so akribisch ausgetüftelt hatte. Bisher jedoch weitgehend ohne Erfolg. Vielleicht war auch die Bezeichnung ´Plan´ eine falsche, war das, was der jüngere Mann nun zu tun hatte doch nur Resümee seiner eigenen ausschweifenden Eskapaden. Jules Caine, gerade vierundzwanzig geworden und bereits weit führend auf der Liste der Reichsten Männer der Welt war kein Freund von Vorhaltungen, ebenso wie er kein Fan von gesellschaftlichen Regeln oder dem Einhalten der Etikette war. Noch viel weniger gefiel es ihm gemaßregelt zu werden wenn es dabei um seine nächtlichen, ausschweifenden Aktivitäten ging, Aktivitäten wie auch an jenem Tag, der eben nun Benson Konzept forderte. Vor knapp drei Wochen war es, als er in diesem Club, dessen Namen er nach dem betreten schon wieder vergessen hatte, auf diese hübsche Brünette gestoßen war deren Name ebenfalls, nach dem ersten Drink an der Bar, wieder vergessen war. Beine bis zum Hals und Brüste so üppig, dass sie mit jeder Bewegung aus ihrem, zugegeben viel zu engen, dunkelblauen Kleid springen wollten. Nicht, dass es ihn gestört hätte, natürlich nicht. Nichts hatte ihn an ihrer Erscheinung gestört, ganz im Gegenteil, er war sich nach wenigen notwendigen Flirtversuchen und schließlich dem ersten Kuss sicher sie mit nach Hause nehmen zu wollen. Hinein in sein Bett und bevor die Sonne aufging aus selbigem, wie auch aus seinem Gedächtnis, wieder heraus. Die übliche Art seine Abende zu beenden, mit der hübschesten Dame an seiner Seite auf dem schnellsten Wege zurück in sein Penthouse und unter ihr Kleid. Was sollte er auch anderes tun? Er war reich, abartig reich, sah gut aus und hatte von allem was sich der genügsame Ottonormalbürger wünschte schlicht weg viel zu viel. Sein Leben war langweilig geworden. Trist und schnöde und egal wie viele namenlose Schönheiten er jede Nacht aufgabeln würde, war es nicht minder spannend als das Sammeln von Kronkorken oder der Kauf von weiterem unnötigem Zeug, Villen, Autos, Flugzeuge, was auch immer. Neben dem sinnlosen Verprassen von Geld, Sex und zu viel Alkohol gab es nichts, nichts das ihn wirklich interessierte, nichts das ihn wirklich forderte und nichts, das Jules von besonderer Bedeutung war. So hatte er eben auch besagtes Mädchen mit den langen braunen Locken, in jener Nacht kurzerhand abgeschleppt, sie gevögelt als würde es kein Morgen geben und noch vor Sonnenaufgang wieder vor die Türe gesetzt. Theoretisch war es, wie sonst auch immer, für ihn ein großartiges und vor allem funktionierendes Programm gewesen, praktisch allerdings war in diesem Fall ein gewisser Senator Barring wenig davon angetan, dass seine minderjährige Tochter die Nacht bei einem Mann wie Jules Caine verbracht hatte. Einen findigen Paparazzo und diverse Fotos später nahmen die Probleme dann ihren Lauf. Benson hatte beim Aufschlagen der Tageszeitung fast einen Herzschlag erlitten und seitdem alles daran gesetzt seinen Herrn, entsprechend seinem engelhaften Äußeren wieder in jenem heiligen Licht erscheinen zu lassen, von dem dieser in Wirklichkeit so sehr entfernt war wie er selbst von fülliger Haarpracht. Noch immer stand der Ältere neben dem großen Spiegel und betrachtete eindringlich, wie sich Jules unter zusammengezogenen, saphirblauen Augen, mürrisch das silbergraue Hemd zuknöpfte. Eines jener Stücke die er wahllos aus dem riesigen Ankleidezimmer gefischt hatte und von dem er weder wusste woher es kam, noch wie viel es gekostet hatte, nur dessen, das er es kein zweites Mal tragen würde war er sich gewiss. Faltige Hände huschten über Arthurs Halbglatze, "Sir, mit Verlaub, das ist keine Frage des Wollens...“, begann er erneut, „es ist schlichtweg..." und mit gehobener Braue wählte er seine folgenden Worte mit Bedacht, "...unabdingbar." Sicher war das mit dem Mädchen kein cleverer Schachzug gewesen, aber zum Teufel wer konnte den ahnen das sie gerade erst siebzehn war? ' Jungfrau war jedenfalls höchstens ihr Sternzeichen. ‘ Obwohl die drohende Anzeige wegen Verführung Minderjähriger schnell und ohne Probleme vom Tisch war, nachdem Benson besagten Senator dezent auf die nächste Wahl hingewiesen und ihm Caines Unterstützung zugesagt hatte, zerrissen sich die Neider noch immer das Maul. Die Presse war darüber hergefallen wie die Geier, kaum war einer von ihnen bestochen, schon tauchte das nächste unschöne Detail auf und eine weitere Stange Schweigegeld musste bezahlt werden. So war es die letzten Tage ununterbrochen weitergegangen. Als die Aktienkurse dann schließlich vorgestern, Benson fast einen weiteren Herzinfarkt versetzten und seinen Geiz aufflammen ließen, war klar dass es so nicht weitergehen konnte. Er brauchte seinen Jules zurück, seinen perfekt durchgestylten, charmanten und blütenweiß reinen Schützling, der außer an Geburtstagen oder Thanksgiving nie in den Klatschspalten auftauchte. "Ich werde nicht auf diese verdammte Party gehen!“ knallte ihm der Schwarzhaarige nun erneut an den Kopf und das nicht das erste Mal in dieser Stunde und seit Beginn dieser Unterhaltung. "Die korrekte Bezeichnung lautet Benefiz Veranstaltung!“ Wieder überlegte Benson einen Moment welche folgenden Worte die richtigen sein würden, während Caine sich bereits deutlich um Eile bemüht seine schwarze Weste überwarf. Er würde sich das nicht länger anhören, er würde sich anziehen, vorher eine halbe Flasche Brandy leeren und dann in den Wagen steigen und verschwinden und dort weitermachen wo er gestern und vorgestern und vor-vorgestern aufgehört hatte. Beim letzten hastigen Griff nach dem Jackett auf seinem Bett neben sich, kam ihm der Alte zuvor, schnappte nach selbigem und runzelte die Stirn noch während er seine Rede vollendete. "...Sie werden anwesend sein, Sir, mit dem Bürgermeister anstoßen, dann ein kleines Vermögen für irgendeinen belanglosen Zweck spenden und dabei freundlich in die Kamera lächeln und...voilá, das Volk wird sie wieder lieben und wir sind aus dem Schneider." Die schwarzen Brauen skeptisch angehoben blinzelte ihm Jules entgegen. Ja wahrlich, das klang absolut nach ihm! Inmitten dieser alternden Großkotze den Abend zu verbringen, über ihre albernen Witze zu lachen, die seit mindestens sechzig Jahren die gleichen waren und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, sich von seiner Gastgeberin umwerben zu lassen. Susann Irgendwas, die jüngere und vor allem ledige Schwester des Polizeichefs und somit die perfekte Wahl um das getrübte Licht über seinem Haupt wieder aufzuhellen. Die Tatsache das sie allerdings als passende Abendgarderobe eine verfluchte Zeltplane um ihrem nicht enden wollenden Körperumfang schnüren musste, dass sie keinen Hals besaß und jedwedes Collier unter drei Hautlappen im Jenseits ihrer Speckröllchen verschwand, hatte Benson bisher weitgehend unberührt gelassen. Warum auch, schließlich würde er nicht derjenige sein der den Abend mit dieser Tonne verbringen musste. Aber vor allem was sollte dieses ganze Spektakel bringen? Was kümmerte ihn der verfluchte New Yorker Pöbel? Wen scherte es was sie über ihn dachten oder was die Schmuddelblätter schrieben? Er war kein Politiker oder Rockstar oder, scheiße noch eins, irgendwer sonst der sich für die öffentliche Meinung zu interessieren hatte. Er vielleicht nicht, aber dafür Benson umso mehr. "Ich habe bereits etwas vor...“ log er schließlich unter wütendem Blick und griff nach dem Jackett. Ruckartig zog er es seinem Sekretär aus den Armen, schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und wandte sich um. Verflucht, ja, natürlich hatte er das, er hatte etwas vor, nämlich auf diese verdammte Gala zu gehen und sich zum Affen zu machen. Es gab Dinge denen konnte man sich nicht widersetzen, man konnte fluchen und toben und vielleicht jemanden erschießen, aber man konnte nichts an dem ändern was unausweichlich war und in diesem, in seinem Fall war es der Wille seines langjährigen Vertrauten und dem einzigem Menschen dessen Worten Jules Caine, wenn auch widerwillig, folge leisten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)