Can´t cange it von Akio21 ================================================================================ Kapitel 10: Kunstliebhaber -------------------------- Der Weg zum Klassenzimmer wurde zu einem kompletten Spießrutenlauf für mich. Auf der anderen Seite konnte ich es verstehen. Würde ich ein Pärchen sehen, von dem einer so gut aussah, das es fast schon eine Unverschämtheit war, und der andere hätte ein rosa Halstuch umgebunden, sowie eine Puppe in der Hand, würde ich mich bestimmt auch zwei – oder dreimal umdrehen. Wolfram dagegen schien das nicht zu kümmern. „Merkst du nicht, wie uns alle anstarren?“ fragte ich ihn leise. Er schien erstaunt. Sah sich um, verzog sein hübsches Gesicht und meinte: „Du hast recht. So was aufdringliches.“ Aufdringlich? Und das von dem! Praktisch Seite an Seite betraten wir das Klassenzimmer, gingen Seite an Seite zu unserm jeweiligen Pult und setzten uns. Murata lehnte sich zu mir rüber und fragte „Und Shibuya, wie gefällt dir dein Geschenk?“ „Was tuschelt ihr da?“ kam es prompt von Wolfram. Langsam reichte mir das. „Was geht dich das überhaupt an?“ fragte ich ein bisschen grober zurück als ich eigentlich wollte. „Sehr viel. Schließlich bist du mein Freund." „Aber das heißt nicht, das ich nicht mit andern reden darf." Wolfram schwieg, aber ich konnte schon sehen, das er wütend war. Murata kicherte natürlich, war klar. Er kritzelte jetzt irgendetwas auf einen Zettel und reichte ihn mir rüber. „Shibuya dir ist schon klar, das du eben vor der ganzen Klasse zugegeben hast, das du und Wolfram zusammen gehen, oder?“ Was hatte ich? Ich brauchte einen Moment um überhaupt zu verstehen, was Murata mit zusammen gehen meinte. Dachte, natürlich gehen wir zusammen, jeder hat gesehen das wir zusammen gehen, zusammen reinkamen. Als mir die Bedeutung klar wurde, ich schwöre,mein Herz setzte für einen Schlag aus. Ich sah mich um. Eigentlich sah jeder her, aber wandte den Blick sofort und verlegen in eine andere Richtung, sobald er mit mir Blickkontakt hatte. Oh danke Wolfram. Jetzt denken alle, ich bin schwul. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich selbst, wie ich ein Mädchen um ein date bat, welches zu lachen anfing mit den Worten, „du bist ja echt witzig, Shibuya." Ernsthaft. Ich würde nie eine Freundin finden. Nicht mal später. Wenn ich eine Freundin hätte, würde die bestimmt eine aus der Schule kennen, und die würde meiner Freundin sagen, aber weisst du denn nicht...Murata warf einen zweiten Zettel auf meine Bank. Was war los mit ihm, hatte er sich etwa einschüchtern lassen. Und vor allem, was war jetzt schon wieder? Ich las „ich fragte dich wie dir dein Geschenk gefällt“ Verständnislos sah ich zu ihm rüber. Der Lehrer kam endlich herein, und wir mussten zur Begrüßung aufstehen. „Was soll das, Murata, du willst ernsthaft wissen, wie mir eine Puppe gefällt?“ „Klar, hast du sie nicht ausgezogen?“ Wir setzten uns. Warum um aller Welt sollte ich einer Stoffpuppe die Kleider ausziehen, es war nur so, nach allem was schon vorgefallen war, hatte ich ein extrem ungutes Gefühl. Beim zweiten Mal sah Wolframs Haus noch genauso prächtig aus. Vielleicht sollte ich ihn mal zu mir einladen, überlegte ich. Ich wurde wieder auf der Couch platziert und griff nach dieser verdammten Puppe. Wolfram war wohl davon ausgegangen, dass ich heute mitkommen würde, oder er hatte seiner Haushälterin oder wem auch immer Bescheid gesagt, das ich komme. Jedenfalls standen auf dem Tisch verschiedene Getränke, sowie Essen. Sogar der Erdbeersaft der eigentlich Alkohol war stand zur Auswahl. Mann, der hatte vielleicht Nerven. Ich hielt ihm einen Vortrag, wie schädlich und schlecht und außerdem auch verboten, Alkohol in unserm Alter war. Er stöhnte, rollte mit den Augen, aber mir war das egal. Ich hielt es für meine heilige Pflicht ihm die Gefahren des Trinkens näher zu bringen. Ja, ich machte mir richtig Sorgen um ihm. Wolfram legte seinen Kopf schief und lächelte mich an. „W..W..Wie gesagt, und du wächst auch nicht mehr“, begann ich zu stottern. Nach einer kleinen Pause meinte er plötzlich: „Ich trinke nicht." „Ist mir egal, sag mir lieber was Murata meinte mit ich solle die Puppe ausziehen?“ „Ach, das, er sagte du würdest dich freuen, wenn man auch das Geschlecht der Puppe erkennen könnte. Besonders gut erkennen könnte, weil du Komplexe hast wegen deinem." „Wegen was?“ Murata du elender Perversling. „Na, weil deiner so klein ist." „Das stimmt nicht“, brüllte ich mit rotem Kopf los. „Nicht?“ „Nein." Wolfram nahm einen Finger in den Mund und sah nachdenklich auf meine Hose. Dann sah er mich an um irgendetwas zu fragen oder sagen aber ich kam ihm zuvor. „Wag es ja nicht.“ Da ich inzwischen aufgesprungen war, setzte ich mich jetzt wieder. Ich war doch hier um Wolfram klarzumachen, das wir keine Beziehung führten, oder nicht? Es wurde Zeit. Ich räusperte mich. „Wolfram." „Mm?“ „Ich, also du, ich wollte dir sagen, also wegen dem Fahrrad, da mach dir mal keine Mühe. Ist nicht das erste mal das so was passiert." Wolfram griff nach meiner Hand. Zieh sie weg, jetzt sofort. „Das macht mir keine Mühe." Er stand auf und zog mich gleich mit hoch. „Aber, ich will auch deinem äh Personal keine Mühe machen." Mach dich los. „Tust du nicht, ich kann selbst ein Fahrrad reparieren." Jetzt war ich überrascht. Wolfram kicherte. Wie blöd von mir. Natürlich konnte er das. „Das und andere Dinge“ hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Das musste das Teufelchen sein, das man bei Comicfiguren immer sieht, dachte ich. Gleich würde mein Engelchen auftauchen, dem Teufelchen den Marsch blasen, und – ach er sah schon aus wie ein Engel. Richtig überirdisch schön. Wie ein Kunstwerk. „Was denkst du?“ Ausgerechnet das fragt er? „Ich dachte nur, das du wie ein Kunstwerk aussiehst, aber weisst du, ich interessiere mich überhaupt nicht für Kun....“ „Komm“, meinte er nur knapp und zog mich hinter sich her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)