Ein Bild, tausend Worte von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 12: Scrabble -------------------- Er hatte keine Ahnung, wie genau er hier gelandet war. Nach einem Auftrag vermutlich. Seid er von dem Anwesen seiner Eltern – oder mehr, dass was davon übrig geblieben war – zurück nach London gekehrt war, hatte er sich noch immer keine neue Wohnung besorgt, nachdem M seine alte, gemäß der Vorschriften mit all seinen Sachen verscherbelt hatte. Seitdem lebte er hier zwischen Chaos und Ordnung, wie er es immer bezeichnete. Q's Wohnung war verdammt klein, reichte gerade so für eine Person und war vollgestopft bis oben hin mit Büchern und Elektrokram. So richtiges Chaos war es nicht, denn alles war in sich sortiert, nur standen die Sachen stapelweise in der Gegend herum, sodass es auch nicht wirklich nach Ordnung aussah. Genau so ein Umfeld herrschte in der Küche, in der sie sich befanden. Die Topfpflanzen vor dem Fenster verwehrten fast jegliches Sonnenlicht. Der Geruch von Tee hing in der Luft, auch wenn James lieber seinen Martini gehabt hätte, aber dann würde sofort wieder die Diskussion, dass Alkohol am frühen Morgen nicht gut war, auf dem Fuße folgen. Egal, ob es eigentlich schon Mittag war. Während der junge Mann, der auf dem Tisch saß, schon bei seiner zweiten Tasse war, schaffte James seine erste Tasse nur, mit kleinen Schlückchen bis zur Hälfte. Nahezu lautlos legte James die viereckigen Spielsteine auf das Brett. „Flugangst“, Q sah ihn nicht an, doch ein leichter Hauch von Sarkasmus schwang in seiner Stimme mit, was sich durch seine nachfolgenden Worte bestätigte, „Wie charmant, 007“, er schlug die dünnen Beine übereinander und rutschte weiter auf den Tisch, damit er an das Säckchen, welches mit weiteren Spielsteinen gefüllt war, heran kam um möglichst schnell ein weiteres Wort zu legen und ihn zu übertreffen. Das Klackern der Steinchen war das einzige Geräusch, welches zu hören war, als Q in den Beutel griff und einen neuen Buchstaben heraus zog. Er nippte an seinem Tee und sortierte die Steine auf seinem kleinen Aufsteller neu. Er brauchte wahrlich nicht lange, bevor er einen weiteren seiner Zungenbrecher auf dem Spielfeld sortieren konnte und wartete dann geduldig ab, bis James gelegt hatte, ehe er wieder an der Reihe war. Immer wenn James am Zug war, schien es, als würde er ihm keine Aufmerksamkeit widmen. Seine Augen huschten immer wieder über die Buchdeckel oder Rücken, blieben manches mal, an der Times hängen, überflogen die Zeilen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, zusammen zu rechnen, wie viele Punkte sie mittlerweile erreicht hatten. Wenn sich Stille zwischen ihnen breit machte und Q es immer noch nicht bemerkte, räusperte sich James, sodass er wieder die Aufmerksamkeit bekam und beobachtete den Jüngeren, wie er das Wort betrachtete, es mit einem leichten Schmunzeln zuordnete – dieses Mal hatte er das Wort Computer gelegt – und sich dann seinen Buchstaben widmete. Er wechselte die dürren Beine, schlug das Rechte über das Linke und ließ die Augen aufmerksam zwischen dem Spielbrett und seinen Steinen hin und her wandern, ehe er das Wort Agent legte. „Ich fühle mich wie bei diesen Psychotests“ Q wollte sich gerade wieder der Times widmen, da sah er doch überrascht wieder zu ihm auf, auch wenn seine Gesichtszüge, sich gleich wieder glätteten: „Mag sein, aber es ist eine Notwendigkeit und dies hier nur ein Brettspiel. Du bist dran“ Der Agent hob nur missbilligend eine Augenbraue und wühlte in dem Säckchen herum, bis er sich endlich für einen Stein entschied. „Du weißt nicht, wie es ist, weil du da nicht durch musstest“, lange betrachtete er den Stein und drehte ihn immer wieder herum, während er anscheinend am überlegen war, was für ein Wort er legen konnte. „Womöglich. Doch ich hätte sicher besser als du, in dem Test abgeschnitten“, unbekümmert nippte er an seinem Tee und notierte sich darauf wieder die Punktzahl. Ein Laut kam über James' Lippen, der wie eine Mischung aus Grunzen, Schnauben und Seufzen gleichzeitig klang. „Jetzt stell dich nicht so an. Leg einfach!“ Bond's Schultern bebten, doch er lachte lautlos. Es war schon erstaunlich, wie kultiviert Q sich manches Mal benahm, wie zurückhaltend und scheu er wirkte und dann doch eine dicke Lippe riskierte. „Wenn ich mich nicht täusche“, begann er schließlich und legte ein Steinchen nach dem anderen in die Reihe, „Habe ich gewonnen“ „James“, nicht gerade beeindruckt las er den Namen auf dem Spielfeld und richtete seine Brille. Das Wort war zwar kurz und erreichte alleine eine Punktzahl von 12, was sich verdreifachte, da er sie über ein Sonderfeld gelegt hatte, doch dadurch, dass sie nahezu die ganze Zeit über auf gleicher Höhe gewesen waren, konnte so ein kurzes Wort schon einen gravierenden Unterschied auslösen. „Zu dumm, dass du uns deinen richtigen Namen nicht verraten willst und ein Q lasse ich sicher nicht gelten“, James faltete die Hände vor den Lippen und sah belustigt zu seinem Kollegen auf. Doch dieser machte noch immer keine Anstalten überrascht oder allzu verärgert zu ihm zu sehen, er notierte weiterhin brav die Punkte und angelte die letzten Steinchen aus dem Beutel, bevor er überlegte, was für ein Wort er bilden konnte, nur um es James heimzahlen zu können. Dieses Mal brauchte er länger, um einen perfekten Platz zu finden, doch mit einem schelmischen Grinsen sah er zu Bond auf, der irritiert jenen Blick erwiderte. „Wir wissen doch beide, dass Sie sich nicht so überschätzen sollten und bevor Sie etwas für beendet erklären, überprüfen Sie lieber, ob Ihr Gegner wirklich keine Möglichkeit mehr hat, Sie doch noch zu Fall zu bringen“, dass er ihn mit einem Mal wieder Siezte, verwunderte ihn schon mehr und trotzdem schmunzelte James leicht, während er beobachtete, was Q für ein Wort formen wollte. „Zu Fall bringen?“ „Lachen Sie nur, 007, eigentlich ist es ein Kinderspiel“, er sah so selbstsicher in seiner Sache aus, dass James für einen Moment nicht ein mal eine Erwiderung fand. „007“, ohne das er es bemerkt hatte, war Q aufgestanden und schlenderte an ihm vorbei, strich leicht mit seinen schlanken Fingern über dessen Schulter, sodass Bond sich schon nach ihm umdrehte und mit einem leichten Zucken seiner Mundwinkel wusste, in welches Zimmer er dem jungen Mann folgen würde. „Am Ende haben Sie sich wohl doch übernommen, ich hoffe das Gleiche wird Ihnen nicht noch ein mal passieren“ Der Stuhl kratzte über den Boden, als er sich erhob, mit der Hand streifte er die gestapelten Bücher, als er sich umdrehte, um zu folgen, doch einen Moment hielt er inne und blickte hinunter auf das Spielbrett, um zu erfahren, mit was für einem Wort er geschlagen wurde. „James“, die leichte Berührung ließ ihn wieder herum fahren und er blickte direkt in das fragende Gesicht Q's. „Quartiermeister“, er klang nicht nur sonderlich überrascht, doch seine Stimme schwang auch schnell in etwas Wissendes um, als hätte er doch von vorn herein ahnen können, dass er sich gerade für dieses Wort entschieden hatte. James fuhr mit seinen groben Händen durch die braunen Locken und krallte sich abrupt an ihnen fest, ehe er sich so weit vorbeugte, dass sich beinahe ihre Lippen berührten. „Und doch wird sich der Gewinner beugen müssen“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)