Eine Romanze in Brighton von _Shirley ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Kapitel 8. Warum liegt zwischen den Dingen die wir sagen und dem was wir meinen oft Welten? Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Sherlock war frühmorgens bereits fort und John verschwand jeden Abend in seien Club. Aus irgendeinem Grund den sie Beiden weder kannten, noch verstanden, mieden sie die Gegenwart des jeweils anderen. Sie enthielten sich gegenseitig genau das vor, was jeder von ihnen am sehnlichsten wollte. Holmes folgte Watson und der traf sich mit Thurgood. Nichts neues, nur noch mehr Schweigen war alles was der Detektiv vorfand. Die Tage gingen ins Land und Holmes hörte auf seien Freund zu beobachten. Er vergrub sich, flüchtete in Kokain und Tabak und war von solch außergewöhnlicher Deprimiertheit, dass nichts ihn aus dieser Stimmung, diesem schwarzen Loch zu befeien vermochte. Aber alles sollte sich ändern, so rapide und unaufhaltsam, dass, war dieser Weg erst einmal beschritten, kein Zurück mehr möglich war. Doch davon wussten die Beiden Freunde nichts, die zu zweit und dennoch allein am Frühstückstisch saßen. „Frühstück für Sie beide? Das freut mich!“ verkündete Mrs. Hudson glücklich. Ein fast schon normaler Samstag, schien angebrochen und Holmes und Watson saßen sich seit langem mal wieder gegenüber. „So, hier bitteschön“, verkündete Mrs. Hudson und stellte ein volles Tablett auf den Tisch. „Ich wünsche Ihnen guten Appetit…oh die Türglocke!“ Das Leuten der Türglocke hatte sie unterbrochen und schon nach wenigen Minuten stürmte jemand die Treppe nach oben. John blickte fragend auf, erst sah er Holmes an und dieser zuckte merklich mit den Schultern. Überrascht warteten sie auf ihren eiligen Gast. „Doktor Watson, Doktor Watson!“ rief ein junger Man in der Uniform eines Hausdieners. Holmes erkannte ihn sogleich wieder. Es war eben jener Gentleman der Watson in das Haus der Thurgoods geleitet hatte. John sprang auf, „um Himmels Willen, was ist den passiert?“ Völlig aufgelöst und zittrig händigte der Mann einen Brief an Watson aus. Dieser überflog die Zeilen eiligst, warf den Brief von eben jener Hektik gepackt, die auch den jungen Mann befallen hatte weg und eilte aus dem Zimmer. „Warten Sie unten auf mich, ich hole den Koffer!“ rief er laut, während er in sein Zimmer eilte. Der Mann tat wie ihm geheißen, verließ eiligst das Wohnzimmer und Watson folgte ihm. Holmes vermochte nebst dem zufallen der Haustüre die Geräusche einer Droschke auszumachen, die zur Eile angetrieben die Baker Street verließ. „Mein Gott, so viel Aufregung so früh am Morgen“, klagte Mrs. Hudson und verließ Kopfschüttelnd das Zimmer. Holmes der bis eben noch untätig dagesessen und das Szenario vor seinen Augen stumm verfolgt hatte, griff nach dem Brief. Er war nicht in ein Kuvert gepackt gewesen, nur ein einfach gefaltetes Blatt Briefpapier mit dem Wappenzeichen der Thurgoods. Der Verfasser des kurzen Inhalts war eine Frau gewesen, in höchster Eile und mit zittrigen Fingern stand dort zu lesen: Bitte Doktre Watson kommen Sie unverzüglich. Es geht um meinen Bruder! Sein Lungenleiden, oh bitte helfen Sie Travis und kommen Sie sofort! Rose Holmes lies das Blatt sinken, legte es wieder auf den Frühstückstisch und erhob sich. Eine Weile blickte er nachdenklich auf die Straße. Eigentlich hatte er heute nach dem Frühstück mit John reden wollen, ja er wollte sich entschuldigen. Keinen Tag länger hielt er die angespannte Situation zwischen ihnen mehr aus. Aber jetzt war Watson, Doktor Watson zu einem seiner Patienten gerufen worden und Holmes befürchtete das Schlimmste. Dabei ertappte er sich, dass er den Tod von Sir Thurgood nicht wirklich betrauern würde. Vielleicht würde alles wieder wie früher sein, wenn dieser Mann einfach vom Spielfeld verschwand. Nein, eigentlich glaubte er nicht wirklich daran. Irgendeine Verbindung musste zwar zwischen Thurgood und Johns guter Laune stecken, aber er hatte sie nicht gefunden. Er, der große Londoner Detektiv war ratlos. Die Stunden verstrichen, dem Mittagessen folgte der Tee und Watson war immer noch nicht zurück. Erst gegen Abend konnte Holmes die Haustüre und Mrs. Hudsons aufgebrachte Stimme vernehmen. John kam jedoch nicht ins Wohnzimmer, sondern ging eilenden Schrittes in sein Zimmer. Gespannt wartete Holmes was wohl als nächstes geschehen möge. Als John das Wohnzimmer betrat, hatte er einen großen Koffer bei sich. Er stellte ihn an der Tür ab, holte seine Arzttasche und stellte sie geöffnet auf einen Stuhl. Dann begann er wie wild durchs Zimmer zu eilen und packte hier und dort etwas zusammen. „Wohin soll die Reise gehen?“ fragte Holmes verwirrt. „Brighton“, kam die Antwort und Holmes mustere seinen Freund verwirrt. Dieser war gerade im begriff Bücher einzupacken. „Brighton? East Sussex?“ seine Überraschung vermochte er nicht aus seiner Stimme zu verbannen. Watson bemerkte davon ohnehin nichts, er war viel zu sehr damit beschäftigt seine Reise vorzubereiten. „Was machen Sie dort?“ fragte Holmes und versuchte ein vernünftiges Gespräch zu starten. Aber viel mehr brannte ihm eine andere Frage auf der Seele „und für wie lange?“ Jetzt sah der Doktor auf, sein Blick traf den von Holmes und in dem Moment war der Grund ihres Streits, ja sogar der ganze Streit selbst vergessen. Zurück blieben zwei Freund und ein bitterer Nachgeschmack von verletztem Stolz. „Es geht um einen Freund von mir“, begann Watson zu erklären und schloss seinen Arztkoffer. Dann ging er zu Holmes an den Kamin und setzte sich seinem Freund gegenüber. „Travis Thurgood, ich habe Ihn im Club kennen gelernt und er wollte mich fortan als seinen Arzt. Wir wurden recht gute Freunde. Redeten viel über die Medizin, man glaubt es nicht“, Watson lachte kurz auf, „wir haben Unmengen von Gemeinsamkeiten“. Holmes versetzte diese Aussage einen tiefen Stich. War Watson deshalb so gerne bei Thurgood? Verband die Freundschaft der Beiden sie tiefer als die Jahre in der Baker Street Watson mit ihm, Sherlock Holmes verband? Hatte er also recht gehabt und Watson war seiner Gegenwart leid? „Ich hab heut morgen einen dringenden Ruf von Travis Schwester erhalten. Ihr Bruder hatte sich eine Erkältung geholt und war heute Morgen um Atem ringend aufgewacht. Sie lies sofort nach mir schicken, ach aber das wissen Sie ja, nun auf jeden Fall hab ich meinem Freund heute Urlaub vorgeschlagen. Weg aus der Stadt hin ans Meer mit viel frischer Luft.“ In seinen Sessel versunken lauschte Holmes der Rede seines Freundes. „Na auf jeden Fall wollte ich ihn so schnell wie möglich Gesunden sehen und da schlug er eine Kur in Brighton vor. Die Stadt liegt an der Küste des Ärmelkanals und dort gibt es ein recht bekanntes Kurhaus in das er zu weilen gerne fährt.“ Watson stoppte in seiner Schilderung und sah zu dem gepackten Arztkoffer. „Er hat mich eingeladen mit ihm zu kommen. Ich könnte Urlaub weis Gott vertragen und da sein Zustand Überwachung durch deinen Arzt erfordert, hat er im Hotel ein Zimmer für mich mit reserviert. Unser Zug geht noch heute Abend.“ Holmes hatte ohne ein Wort zu sagen zugehört und aus irgendeinem Grund war ihm ganz mulmig zu mute. John verreiste und das würde die angespannte Stimmung zwischen ihrer Freundschaf nur noch mehr reizen. Ja vielleicht kam Watson erst gar nicht zurück in die Baker Street. Der Detektiv wusste beim besten Willen nicht, wo dieser letzte Gedanke hergekommen war. Aber die Angst John würde die Gegenwart von Travis Thurgood mehr genießen als die Zeit mit seinem alten Freund Holmes übermannte ihn. Irgendwie glaubte Holmes, wenn er Watson jetzt ziehen lassen würde, wäre das ein Ende für immer. Er würde nicht wieder kommen… John stand auf, nahm den Arztkoffer und blickte aus dem Fenster auf die Straße. „Die Kutsche müsste jeden Augenblick kommen.“ Holmes richtete sich in seinem Sessel auf und sah zu Watson. Ihre Blicke trafen sich erneut und diesmal wich er aus. Starrte auf seine Füße und rang mit seinen Gefühlen. Er sollte etwas sagen, er musste sonst war alles vorbei. „Ich werde wohl drei Wochen weg sein, höchstens einen Monat“, sprach John der den ausweichenden Blick seines Freundes bemerkt hatte. Er spürte das Holmes etwas belastete, nur hatte er keine Ahnung wie sehr diese Vermutung zutraf. Holmes quälte sich, er wollte laut schreien, Watson an sich drücken und… „Da ist die Kutsche“. Gleich darauf klopfte es an der Tür, und ein Kutscher trat ein. „Bitte geben Sie mir Ihr Gepäck Doktor, ich werde es gleich in die Droschke laden.“ Watson gab die beiden Koffer mit, wies auf die sichere Unterbringung der Arzttasche hin und wandte sich dann an Holmes. Wie ein Häufchen Elend war sein Freund im Stuhl zusammengesunken. Auch Watson wurde klar, wie gefährlich die Reise für ihre gerade angeknackste Freundschaft sein könnte. Aber was sollte er Holmes sagen? Wie konnte man Worte für etwas finden, was lediglich ein Gefühl tief im Innersten war? „Versprechen Sie mir“, begann Watson doch Holmes sah ihn nicht an. „Bitte mein Freund, versprechen Sie mir auf sich acht zu geben. Essen Sie regelmäßig und gönnen Sie sich hin und wieder Ruhe.“ Der Angesprochene reagierte nicht und Watson sah sich bereits vor den Trümmern ihrer Freundschaft. „Doktor?“ rief eine laute Stimme von unten. „Ich komme!“ rief er zurück. John spielte nervös mit seinen Fingern. Er wollte Holmes über den Kopf streicheln, ihn einfach berühren und alles was unausgesprochen geblieben war klären. Jedoch fehlte hierfür die Zeit. Der Zug würde gewiss nicht auf sie warten und sie mussten sich ohnehin schon sputen, um den letzten Zug des Tages noch zu erreichen. „Doktor!“ rief die Stimme erneut. John wandte sich zum gehen, sah noch einmal zu Sherlock zurück. Die einzelne Träne, welche Holmes über die Wange rollte konnte er dennoch nicht erkennen. Als er die Tür schloss, das Haus verließ und die Kutsche los fuhr war ein schrecklicher Gedanke nicht aus seinem Kopf zu vertreiben. Die Befürchtung das er in sein altes Leben nicht würde zurückkommen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)