The Beginning von KUR0SAMA (私はあなたに会ったとして ~as I met you~) ================================================================================ Kapitel 1: Love at the first sight? ----------------------------------- „Hey Rai, wie du vielleicht schon gehört hast, bin ich nun Mitglied einer neuen Band. Wir haben entschlossen uns UnsraW zu nennen. Klingt cool, nicht wahr? Es ist noch gar nicht so lange her, da haben wir zwei ziemlich chillige Typen getroffen, Yuuki und Shou hießen sie. Sie hatten eine Band, welche sich getrennt hatte und sie waren auf der suche nach neuen Membern, um eine neue Band zu gründen. Durch eine ‚verwirrende Verzettelung von unglaublichen Zufällen’, wie du es sicher sagen würdest, haben Jun und ich sie neulich in einer Maultaschen-bar wiedergetroffen. (Und scheiße ey, die waren lecker! Also die Maultaschen. Nicht die Kerle.) Wir haben beschlossen uns zusammen zu tun und gemeinsam diese neue Band zu gründen, allerdings fehlt uns noch ein Gitarrist. Und weil ich dich ja sooo lieb habe, dachte ich sofort an dich! Es sollte ein Death-Metal Projekt werden. Mit düsterem Image, noch düsteren Klamotten und so weiter... du weißt schon, Lack und Leder und so. Und na ja, da das mit JOKER ja ebenfalls jetzt vorbei ist, hast du ja sicher Zeit für uns? ;D die anderen zwei Typen sind echt gechillt, du brauchst keine Angst haben. Würde mich freuen, wenn du dich bei Interesse meldest. Die anderen beiden würden dich gerne mal live hören. Wenn du magst: Morgenmittag wäre günstig! –Tetsu“ Die Rehbraunen Augen überflogen die Zeilen der so eben eingegangen E-mail genau. Tetsu wollte ihn in seiner neuen Band. Interessant. Sehr interessant. Rais hübscher Kopf wanderte nach oben. Er ließ sich zurückfallen und machte es sich bequem, während er die Beine übereinander schlug, divenhaft, wie immer. Death Metal, hm? Ein Musikstil, den Rai sehr mochte, allerdings sich noch nie selbst zu eigen gemacht hatte. Die Vorstellung daran, mit seinen Freunden Jun und Tetsu, die der braunhaarige Gitarrist schon eine Weile kannte, auf der Bühne zu stehen, hatte schon einen gewissen Reiz. Rais kurze Augenbraue wanderte nach Oben, als er die E-mail noch einmal las. Yuuki und Shou. Rai kannte die beiden nicht und das war etwas, das ihn davor zurückschrecken ließ mit „ja gerne!“ zu antworten. Rai hatte schon viele, zu viele, schlechte Erfahrungen mit problematischen Bandmembern gemacht. Er ließ ein leises seufzen hören, als er sich auf dem schwarzen Lederchefsessel aufsetzte und anfing zu tippen. „Heyho, Tetsu! Von mir aus gerne!“, war das einzige, das Rais, sonst so philosophisch veranlagte, Finger zu diesem Thema zu Stande bekamen. Irgendwie bitter. Kaum war der ‚Senden’-Knopf gedrückt, kam schon die nächste Mail mit der Adresse des Proberaums, wo sich die neu zusammengefundene Band am Dienstagmittag um 14 uhr treffen sollte. Die schwarzen, langen Fingernägel des jungen Mannes strichen durch das Kastanienbraun gefärbte Haar, welches wieder dezent übertrieben nach einer Überdosis Kokosshampoo duftete. Oder stank, je nach dem was für ein gutes Riechvermögen man hatte. Rais Augen klebten gerade zu am Bildschirm. UnsraW also, hm? „Was tust du da?“, fragte eine tiefe Stimme von hinten, als Rai oberkörperfrei völlig entnervt dabei war, seinen Kleiderschrank auseinander zu nehmen. „Ich hab nichts zum anziehen!“, nörgelte der Braunhaarige und verzog das Gesicht. „Schlimmer als eine Frau...“, murmelte die Person hinter ihm nur und verdrehte die Augen. Langsam schlich sie sich näher an Rai heran und legte dann liebevoll und sanft die starken Arme um seine Hüfte, platzierte den Kopf auf Rais Schulter. „Du siehst in allem wunderschön aus, Schatz.“, versuchte sein Freund ihn zu beruhigen, stieß damit jedoch auf Granit. „Mikaru, halt die Klappe jetzt!“, fuhr Rai ihn an. Mikaru war nun mal ein großer, gutaussehender Braunhaariger Mann mit einem Hang zur Romantik. Er und Rai waren seit einem halben Jahr ein Paar und mussten schon die ein oder andere Krise durchmachen, von demher war er Abfuhren wie diese gewohnt. Die silbernen Justin Davis Ketten, die um Mikarus Hals baumelten, fühlten sich kalt auf Rais nacktem Rücken an, die, ebenfalls von Justin Davis entworfenen, Armbänder und Ringe ließen auch Rais Hüfte schaudern. Er konnte den Lippenpiercing des Braunhaarigen an seiner nackten zarten Haut spüren, als er ihm einen Kuss auf den Hals gab. Rai aber wich zurück und blickte den Größeren böse an. „Lass den Scheiß jetzt!“ „Diese bescheuerte, kaltherzige Art hast du dir bestimmt von diesem Byou-idioten abgeguckt!“, meinte nun auch Mikaru in aggressivem Tonfall und ließ Rai los. Byou, der Frontmann von Rais Ehemaliger Band JOKER, welcher nun die Musikwelt mit dem Bandprojekt ScReW erfreute, war nicht nur Rais Bandkollege, sondern auch für drei Jahre seine feste Beziehung gewesen. Eigentlich war dieser, genauso wie Mikaru selbst, hetero, aber beide hatten eine Schwäche für den zierlichen Gitarristen gehabt. Wie konnte man ihnen das auch verübeln, Rai war wirklich wunderschön. Dieses voluminöse Braune Haar, das ein engelsgleiches, perfektes Gesicht umgab, aus dem die zwei dunkelbraunen Augen anmutig hervorstechen, dieses niedliche Lächeln, das von dem schwarzen, spiralförmigen Lippenpiercing nur noch mehr hervorgehoben wurde und dieser schlanke Körper mit der perfekten Haut. All das waren Dinge, dem schon vor Mikaru Byou nicht widerstehen konnte. Rais späterer Freund jedoch hasste ihn, weswegen er für jede von Rais schlechten Angewohnheiten verantwortlich gemacht wurde. Rai verdrehte die Augen. „Ey, es geht mir so auf die Eier, wie du immer wieder mit Byou kommst! Lass ihn endlich!“, und mit diesen Worten packte Rai das nächstbeste Shirt, zog es sich über und verließ die Wohnung. Mikaru sah ihm nach, sagte aber nichts. Es kriselte zwischen den beiden, das war nicht zu übersehen. Der Größere versuchte ständig Rai zu beweisen, dass es mit ihnen noch einen Sinn hatte, jedoch war selbst für einen Sehbehinderten ersichtlich, dass für die Beziehung der beiden jegliche Rettung zu spät kam. Sollte diese Beziehung tatsächlich unter Worten wie diesen ein Ende finden, so wusste Rai, dass Mikaru sich wieder die Nächte mit irgendwelchen dahergelaufenen Frauen um die Ohren schlug. Aber da genau das der Grund für den Streit zwischen dem Paar war, kümmerte er sich schon gar nicht mehr darum. Er zog einfach seine übergroße Pornobrille auf, während er der Sonne, welche hinter dem Shibuya-109 zu versinken und sie somit in Dunkelheit zurücklassen würde, entgegenlief. Neue Klamotten mussten her. Er wollte ja vor... wie hießen sie noch gleich? Ach ja, Yuuki und Shou! Nicht aussehen wie ein Obdachloser. Und so führte sein zielstebiger Gang ihn weiter Richtung des Shibuya-109-2. Es herrschten schöne, angenehme Temperaturen, weswegen sich viele Leute auf der Kreuzung vor dem Einskaufszentrum tummelten. Kleine Japanerinnen in kurzen Röcken und hohen Schuhen, die versuchten den, nur unwesentlich größeren, Männern zu imponieren, indem sie ihnen ihre charmantesten Lächeln und Blicke schenkten. So auch Rai, welcher aber stumm und ignorant vorüber ging. Immerhin stand er nur auf Kerle und er hatte ja, so sehr es ihm auch schwer fiel Mikaru als diesen zubezeichnen, einen Freund. Der Gedanke an den, eigentlich verdammt attraktiven Braunhaarigen mit dem noch viel attraktiveren Sixpack, war Rai unangenehm. Und es ärgerte ihn schon wieder, dass er hier an der Ampel stand, um ihn herum so viele andere schöne Männer und was tat er? Er dachte an Mikaru. Als das grüne Ampelmännchen erschien, war Rai noch in seinen Gedanken verloren. Zwar registrierte er es und ging los, nahm seine Umgebung jedoch nicht wirklich wahr. Der tosende Lärm von Autos, kichernden Schulmädchen und die Gesprächsfetzen von tausenden von Leuten, die zusammen mit ihm den Zebrastreifen überquerten, irritierten ihn in diesem einen kurzen Augenblick, in dem er den Blick vom Asphalt nahm über den er schritt und in die breite Masse blickte. Es war eng. Zu viele Menschen waren unterwegs. Schwarze Anzüge und weiße Blusen mit kurzen Faltenröckchen, das war alles, das er sah. Aber da war noch etwas anderes. In dem ganzen Gewusel, nicht viele Meter entfernt von ihm, stachen schwarze, strohige Haare hervor. Der Besitzer dieser, anscheinend sehr strapazierten, Haare blickte genau in dem Moment, in dem Rai ihn zufällig entdeckt hatte, zu ihm. Ein Mann, Rai würde ihn auf 26 schätzen, vielleicht 1,84m groß und ein sehr markantes, angespannt zu sein scheinenedes Gesicht. Er war muskulös und sehr männlich, hatte aber eine düstere Ausstrahlung, trotz des weißen Hemdes, das er unter einer Lederjacke von CHROME HEARTS und zu einer gewöhnlichen Jeans trug. Er war anders. Er war etwas besonderes, das spürte Rai genauso deutlich wie den stechenden Blick des fremden Mannes aus den regungslosen, dunkelbraunen Augen. Er faszinierte ihn. Er faszinierte ihn sogar so sehr, dass er den Blick auch nicht von ihm nahm, als er gegen einen Passanten lief. Er würdigte den Geschäftsmann und dessen brüskierung über die heutige Jugend keines einziges Blickes, seine Aufmerksamkeit gebührte in diesem kurzen Moment, an dem Rai an diesem mysteriösen Fremden vorbeilief, und der ihm vorkam wie Stunden, nur diesem einen Mann. Er bemerkte nicht, dass seine Schrittgeschwindigkeit sich minimiert hatte. Plötzlich, als ob jemand den Slowmotion-Knopf ausgeknipps hätte, nahm Rai wieder den Großstadtlärm und die anderen Leute wahr, die an ihm vorbeihasteten. Der Braunhaarige, welcher den Blick von dem Fremden gelöst hatte, als dieser aus seinem Sichtfeld verschwunden war, war verwirrt. Ohne zu stoppen drehte er sich um. Und da war er. Man erkannte ihn auch von hinten, an der Größe und den wilden Haaren. Rai musste aussehen wie ein Irrer, wie er über den Vorplatz des 109 lief, den Blick strikt nach hinten gerichtet hatte um diesen mysteriösen Mann, der so langsam in der Menge verschwand, nicht aus den Augen zu verlieren. Und da nahm der Fremde seine mit Ringen geschmückte Hand nach oben und stich sich die Haare aus dem Gesicht, drehte sich dann tatsächlich um. Sein und Rais Blick trafen sich erneut, der Gitarrist blieb stehen. Trotz der 20 Meter Entferung wusste er, dass er ihn ansah. Sein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, so schien es ihm. Der Fremde hatte sich nach ihm umgedreht. Rai war sich sicher. Im Gegensatz zu dem Braunhaarigen, der mit offenem Mund stehen geblieben war, hatte der schwarzhaarige nicht gehalten, sondern war weiter gelaufen. Nun holte er die Sonnenbrille aus seinem tiefen Ausschnitt und während er den Blick von Rai nahm, setzte er sie auf und verschwand in der Menge. Kapitel 2: where the end begins ------------------------------- „Er hat dich angesehen...“, nuschelte Rai leise und unsicher in das weiße Kissen auf dem großen Doppelbett, dessen rechte Seite leer war. Es war leise. Nicht einmal die Geräusche von Autos nahm Rai hier wahr. Er lag ausgestreckt und auf dem Bauch in seiner und Mikarus Wohnung in Shibuya, gab sich seinen Gedanken hin. Seit dem Augenblick, in dem der Gitarrist auf dem Zebrastreifen seinen Blick zu diesen dunkelbraunen Augen gehoben hatte, gingen sie ihm nicht mehr aus den Sinn. Unglaublich, wie ein Mensch einen auf den ersten Blick so faszinieren kann. Die schwarzen Nägel zogen auf dem Kopfkissen kreise und hinterließen leichte Einkerbungen. Tetsu hätte nun sicher gesagt „Was heulst du denn rum, du kennst den doch gar nicht. Den siehst du in dieser Millionenmetropole sicher nie wieder.“, vorauf Jun angefangen hätte zu schnauben und sich darüber aufregte, dass Tetsu nichts von ‚Liebe auf den ersten Blick’ verstand. Liebe auf den ersten Blick. Nein, das konnte es unmöglich sein... oder? „Schatz? Bist du da?“, unterbrach Mikarus tiefe Stimme Rais Gedanken, als er die Tür hinter sich schloss und durch den Flur lief. Der Gitarrist hörte die Schlüssel an Mikarus Schlüsselbund klimpern, hörte die Schritte seiner teuren schwarzen Stiefel auf dem Boden. „Rai?“. Dieser blickte auf. „Ja?“ Mikaru öffnete die Schlafzimmertür und lächelte leicht, als er seinen Kleinen dort auf dem Bett liegen sah. „Hey“, meinte er leise und ging zu ihm rüber ans Bett, beugte sich über ihn, gab ihm einen leichten Kuss. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Rai ihn mit einem „Bist du behindert?! Lass das jetzt!“ wegschubsen würde, doch er spitzte die Lippen und drückte sich ihm sogar leicht entgegen. So, wie er es früher immer getan hatte. Eine Art Sehnsucht nach der Vergangenheit kam in dem jungen Mann auf. Damals, als sie noch glücklich und Hand in Hand durch die Straßen Tokyo’s liefen, sich jeden Morgen, als einer der beiden ihre gemeinsame Wohnung in Shibuya verließ, mimutenlang in den Armen lagen und küssten. Mikaru vermisste das. Er liebte Rai so sehr, doch dieser entfernte sich mehr und mehr von ihm. Jedes mal, wenn Rai nach einer langen Zeit der Stille das Wort ergriff, betete Mikaru, dass er nicht ihre Beziehung beenden wollte. Ja, es war seine eigene Schuld. Es ist schwer, das zu erklären, aber Mikaru... nun ja, er war hetero. Er wollte sich weder als homosexuell, noch als bisexuell bezeichnen. Der Mensch allerdings, den er liebte, gehörte nicht zum anderen Geschlecht. Rai war ein Mann, wie Mikaru selbst, da konnte er sich einreden was er wollte. Aber er liebte nicht Rais Geschlecht, sondern seinen Charakter, den unschuldigen Blick aus den braunen Kulleraugen, die weichen Lippen, wenn sie die seine zärtlich küssten, das ultra-niedliche Lächeln und die langen Nägel, wenn sie Sex hatten und sie sich in die Haut seines Rückens bohrten, wenn Rai laut schreiend kam. Er musste zugeben, mit einem Mann zu schlafen war merkwürdig. Es hatte den braunhaarigen viel Überwindung gekostet, bis er sich dazu entschied, dass es an der Zeit war Rai zu zeigen, wie sehr er ihn liebte und mit ihm zu schlafen. Es war toll gewesen, seinen Süßen so nah bei sich zu haben, das gab Mikaru zu. Doch nie würde er das mit einem anderen Mann machen. Mikaru stand ausschließlich auf Frauen. Und auf Rai. Die Tatsache, dass Rai ein Mann war störte ihn, egal, wie sehr er ihn liebte. Wie sehr wünschte er sich, er sei eine Frau. All das, was eine Frau ihm geben konnte, konnte Rai ihm nicht bieten, was den Größeren oft, eigentlich viel zu oft, dazu veranlasste, sich einer Frau hinzugeben. Oder eine Frau dazu brachte, sich ihm hinzugeben eher. Die meisten Frauen würden wohl um ihr Leben rennen, wenn sie wüssten, dass Mikaru regelmäßig einen Mann von hinten nahm. Und er tat es gern. Für seinen Schatz tat er alles gern. Das allerdings änderte nichts an der Tatsache, dass der gutaussehende junge Mann lieber Frauen fickte. Er ging fremd und das nicht selten. Er selbst aber erlaubte Rai nicht, sich mit anderen Männern zu vergnügen. Mikaru war sehr besitzergreifend. Rai war seins. Er gehörte ihm, einzig und allein ihm. Mikaru stellte seine schwarze Buffalo Bobs Tasche neben das Bett. An den schwarzen Lederhenkeln baumelten unzählige teure Silberanhänger, die klimpernd aneinander stießen. Einer davon ein brennendes Herz in 3 D Optik mit der Gravur ‚Rai’. Der Braunhaarige arbeitete im 109, weswegen er die Sachen billiger bekam. Auch Rai hatte er schon ordentlich damit eingedeckt. Langsam begann er sich bis auf die Boxershorts auszuziehen und legte sich auf die leere Seite des Doppelbettes. Seine schöne hellbraune Haut schimmerte im gedämpften Licht des Schlafzimmers. Die Muskeln zeichneten sich genau unter der weichen Haut ab, bewegen sich, als er sich das Shirt mit dem tiefen V-Ausschnitt über den Kopf zog. Die Silberketten klimperten, als sie gegen seine muskulöse Brust trafen. Der Sixpack war mit einem leichten Schatten unterzeichnet, der Rai normalerweise immer frech dazu aufforderte, es zu küssen oder anzufassen. Aber heute nicht. Die weiche Matratze gab unter Mikarus Gewicht leicht nach und er kuschelte sich leicht ein. Das weiße Bettlaken, das nach Rais wundervollem Jean Paul Gaultier Parfüm und seinem Kokos Shampoo duftete, entlockte dem muskulösem Lover ein wohliges Seufzten. Seine Finger streichelten kurz das Laken, welches so viele schöne Erinnerungen mit sich trug. Ihr erster gemeinsamer Sex und so viele wunderschöne Morgen und Nächte, in denen sie hier kuschelnd lagen. Damals. Als alles noch in Ordnung war. Mikaru ließ den Kopf zur Seite kippen, sodass er Rai anblickte, welcher verträumt die Bettdecke betrachtete. Er war so süß. Unschuldig, niedlich und unbeholfen wie ein kleines Kind, aber doch auf eine gewisse Art wirklich sexy. Vorsichtig streichelte Mikaru über seine Wange. Sie fühlte sich weich an. Und kalt. „Alles klar?“, wollte er leise wissen, sah seinem Kleinen tief in die Augen. Rais schöne Lippen formten sich zu einem süßen Lächeln. „Ja.“, meinte er nur, sah weiter die Bettdecke an. Mikaru ließ die Hand mit dem silbernen Ring, dessen gelber Stein hell im Licht der kleinen Nachttischlampe funkelte, noch für einen kurzen Moment an Rais Wange, streichelte diese. Und je länger sich Mikaru des Kleineren besah, desto mehr lächelte er. Er war einfach so niedlich! Mikaru stützte sich mit dem Arm ein wenig auf dem Bett ab, kam Rais Gesicht dann näher. Nur noch wenige Zentimeter trennten die Lippen der beiden Männer von einander, als Rai auf einmal zum Sprechen ansetzte. „Ich habe heute jemanden gesehen. Einen Mann.“, begann er und Mikaru schreckte leicht zurück, verzog das Gesicht. „Was?“, fragte er irritiert. „Er ist auf der Straße an mir vorbeigelaufen. Sehr düster, männlich und muskulös. Und sehr geheimnisvoll. Er hat mich total fasziniert.“, Rai driftete langsam in seine Gedanken ab, während Mikarus Gesicht sich immer mehr verzog. War das denn zu fassen?! Er küsste und streichelte ihn und er fing einfach an von einem fremden Mann zu schwärmen?! Gabs denn sowas?! Er schüttelte den Kopf und unterbrach Rais Geschwärme indem er aufstand und sich anzog. Er konnte es nicht fassen. Sein kleiner, geliebter Rai schwärmte von einem anderen Mann. Von einem Fremden. Rai gehört ihm! Sollte da wirklich irgend so ein Kasper angetanzt kommen und ihm so mirnichtsdirnichts SEINEN Rai ausspannen?! Nein, so nicht. Nicht mit Mikaru. Gerne hätte er Rai eine Ohrfeige verpasst, so wie er es verdient hätte, doch er konnte dem Menschen den er liebte nichts zu leide tun. Seine Augen tränten leicht. Er war sauer, wütend, enttäuscht. Was sollte er fühlen? Wie sollte er reagieren? Das waren Fragen, die das Gehirn des Braunhaarigen zum rotieren brachten. Klar, er hatte Rai noch nicht einmal ausreden lassen, aber was er gehört hatte, hatte ihm gereicht. Die soeben geschehene Situation hatte Ähnlichkeit damit, beim Sex einen falschen Namen zu stöhnen. Kein anderer durfte seinem Rai den Kopf verdrehen. Dass er vielleicht selber Schuld war, dass Rai auf andere Männer einging, daran dachte der 25-jährige nicht einmal. Er wusste nicht was er sagen soll. Völlig überfordert versuchte er, einen gescheiten Satz rauszubringen, versagte aber. „Es ist aus!“, waren die letzten Worten Mikarus, als er aus der Tür ging, diese Lautstark ins Schloss warf. Es kommt, wie es kommen musste. Keiner hat wohl was anderes erwartet. xD Also, ich kann im Abstand von einer Woche kommt jetzt schon das zweite Kapitel, weil ich es 1. sonst vergesse und 2. ich wohl fuer die naechste Zeit nicht dazu komme, weiter zu schreiben. Kapitel 3: Lost in your eyes ---------------------------- Gerade klangen die sanften Töne von Metallica’s Nothing Else Matters aus den Radiolautsprechern im Badezimmer, als Rai vor dem Spiegel stand und sich die Haare stylte. Er betrachtete seine geloungene Arbeit und lächelte kurz. Wieder kreisten seine Gedanken nur um diesen einen fremden Mann mit dem schwarzen zerzausten Haaren und dem, Rai sehr symphatischen, Killerblick. Wäre Rai gläubig erzogen, so wäre er zu einem Schrein und hätte all sein Geld für ein Gebet geopfert. Ein mal wollte er ihn wieder sehen. Nur noch ein mal. Ihn nur von der ferne zu sehen, das würde ihm reichen. Es war unglaublich, wie ein Fremder einen so sehr faszinieren konnte. Jemanden aus der Fassung bringen mit nur einem Blick, mit der alleinigen Anwesenheit! Byou hatte ihm einmal gesagt, dass er wie eine Geisha wäre. Er konnte einen Mann mit nur einem Blick aus dem Gleichgewicht bringen. Rai hatte das alles für Humbug gehalten, doch nun, als er es selbst erlebt hatte, musste er zugeben, dass es sowas tatsächlich gab. Beängstigend. Rai hatte sich schick gemacht, ein weißes Ed Hardy Hemd mit Totenkopfaufdruck hinten, zusammen mit einer verwaschenen Jeans die in Stiefeln steckte. Er hatte sich sogar ein wenig geschminkt, um nicht vor den anderen beiden Bandmitgliedern wie ein Idiot dazustehen. Yuuki und Shou. „Yuuki ist ein schöner Name“, murmelte er leise. Schließlich war Mikaru nicht da. Aber da es zwischen ihnen ja eh aus war, machte das keinen Unterschied. Rai blickte auf seine silberne Rolex, die motiviert vor sich hintickte. Es war 13:30. Sollte er die nächste U-Bahn nach Ikebukuro nicht mehr erwischen, würde er zu spät kommen, also sputete er sich und machte sich auf seine sieben Sachen zusammen zu suchen, vergaß dabei beinahe seine Gitarre, die er in seinem Lieblingsgitarrenkoffer transportierte und jumpte aus der Tür, stolperte dabei fast über ein paar von Mikarus Schuhen, die am Hauseingang standen. Rai warf ihnen einen Hasserfüllten Blick zu und versetzte ihnen, wie zur Strafe, einen Tritt. Für einen kurzen Moment war er am überlegen, sie aus dem Fenster zu schmeißen, aber er unterließ es. Mikaru würde seinen Krempel schon noch holen. Wo würde der Größere jetzt nur wohnen? Sie hatten gemeinsam in dieser Wohnung hier gelebt. Womöglich zog er zu einem Freund oder zog zurück in seine eigene Wohnung, in der er vor der Partnerschaft mit Rai gewohnt hatte, welche er dann aber von Grund auf neu einrichten musste. Irgendwie tat er Rai schon leid... „Nächster Halt: Ikebukuro Bahnhof.“, hörte Rai die Stimme der Ansagerin und erhob sich von seinem Sitzplatz, stellte sich an die Tür. Es war nicht wirklich voll und so ließ er seinen Blick über die einzigen zwei Fahrgäste, außer ihm natürlich, schweifen. Ein junges Paar. Beide trugen sie ihre Schuluniformen und Rai musste etwas die Augen hinter der getönten Sonnenbrille zukneifen um erkennen zu können, was sie taten. Ja, das Mädchen im Minirock saß auf ihrem Freund, verzog das Gesicht und stöhnte leise. Rai sah weg. Er mochte keinen Sex mit Frauen. Er stand auf Männer! Richtige Männer die ihn so hart rannahmen, dass er schrie vor Lust. Oh ja, so mochte der sonst so süße, unschuldige Rai das. Doch als er so still dem leisen Keuchen der kleinen, vielleicht 18 jährigen, lauschte, desto mehr mehr ließ er den Blick sinken. Mikaru hatte so was seinem Stöhnen immer vorgezogen. Aber was konnte er denn dafür, dass er nun mal einen Schwanz hatte? Und wieso hatte der Größere sich überhaupt mit einem Mann eingelassen, wenn er doch Frauen lieber mochte? Rai verstand es nicht. Die Türen öffneten sich und Rai stieg aus, konnte aber noch das laute Aufstöhnen des Mädchens hören, als sich die Türen schon wieder schlossen. Er kämpfte sich den Weg durch die Menschenmassen hinaus. Er kniff die Augen zusammen und schaute sich um. Tetsu meinte, er würde ihn hier abholen. Die Leute quetschten sich an ihm vorbei, um in die Bahn einzusteigen, aus der er gerade kam. „Wo bist du nur?“, murmelte er leise und seufzte. Doch zwischen den ganzen Menschen mit Koffern und großem Handgepäck, konnte er einen kleinen Kerl mit schwarzen Haaren ausmachen. Schon korrekt, in Japan sind kleine Kerle mit schwarzen Haaren oft anzutreffen – wobei ‚oft’ untertrieben, sogar SEHR untertrieben ist – aber Rai würde seinen kleinen Tetsu überall wiedererkennen. So einen süßen kleinen Schnuckel gab es nur ein mal in ganz Tokyo! Rai lächelte, ging zu ihm. Tetsu, der kleiner war als der braunhaarige lächelte ebenfalls und stürmte Rai entgegen. „Rai-chuuuuuuuuu“, grinste er übertrieben süß, als er ihm an den Hals sprang und ihn fest umarmte. „Hey Kleiner! Ich hab dich vermisst!“, meinte er und gab dem anderen Gitarristen einen Kuss auf die Wange. Seine riesigen Glubschaugen funkelten Rai liebevoll an und der Braunhaarige quiekte. „Du wirst immer süßer“. Der angesprochene grinste. „Und du wirst immer heißer.“ Diese liebevoll gesagten Worten zwischen ihnen hatten rein gar nichts zu bedeuten, es war normal, dass sie sich gegenseitig so anflirteten. „Mikaru hätte das bestimmt nicht gefallen...“, dachte Rai. Moment! Wieso zur Hölle dachte er nun wieder an Mikaru? „Es ist Schluss, siehs ein!“, versuchte er sich selbst in Gedanken einzureden. Er konnte es nicht leugnen, er hatte immer noch Gefühle für den Größeren. Die beiden Musiker liefen eine Weile durch die leeren Seitengassen Ikebukuros, bis sie schließlich am Proberaum angelangt waren. Der Himmel war blau, die weißen Wolke bauschten sich wie süße Zuckerwatte inmitten des großflächigen Pastelltons auf. Vögel zwitscherten, Raben erfüllten die leisen Straßen mit ihren unangenehmen Geschrei. Das Gebäude, in dem sich ihr Proberaum befand, war nicht sonderlich modern. Ein 70er Jahrebau, schon fast retro, aber besser als nichts, wie Rai immer so schön zu sagen pflegte. Schon vor der Tür parkte ein sündhaft teurer Geländewagen in weiß mit schwarzen Applikationen, der aufgrund seines teuren Glanzlacks in der Mittaglichen Sonne vor sich hinfunkelte. Nichts dagegen war der vergammelte Nissan Micra hinter dem riesigen Geländewagen, welcher Jun gehörte. „ich brauch keine großen, in Stand gehaltenen Autos, ich fahr ja eh kaum“, war seine Entschuldung für den furchtbaren Zustand des Kleinwagens. Rost überzog das, inzwischen schon 10 Jahre alte Auto. Wenn man den Zündschlüssel betätigte, gab er ein hässliches Quietschen von sich, das man noch gefühlte 4 Kilometer weiter hörte. Die Reifen waren abgenutzt, Jun wechselte sie nicht wirklich oft. Er hatte keine Ahnung von Autos, außer eventuell in Videospielen. Dort war Jun aber in allem gut, hatte von allem Ahnung und war in allem Meister. Eine Stufe, zwei Stufen, drei Stufen- je höher sie kamen, desto nervöser wurde Rai. Er war sich sicher, dass die beiden anderen hochnäsige, geldgeile Idioten waren. Das Auto, das wohl einem der beiden gehörte, hatte alles gesagt. „Bestimmt lachen sie mich aus“, dachte er und schluckte, war kurz davor wieder kehrt zu machen. „Da sind wir“, lächelte Tetsu und schloss die Tür des Proberaums auf. „Oh fuck...“ Es war durch die LED-Lampen hell beleuchtet, überall waren lange schwarze Kabel und Marshall-Boxen verteilt. Rai kniff die Augen vor dem Licht zu, das in den Augen stach. „Raaaaaaaaaaai“, wurde auf einmal aus dem hinteren Teil des Zimmers gerufen und ein schwarzhaariger junger Mann rannte ihn über den Haufen. „Hey Jun!“, begrüßte er ihn mit einem Kuss auf die Wange, wie er es schon zuvor bei Tetsu getan hatte. Der Zocker, der ungefähr genauso groß war wie Rai, trug ein enges, langärmliges schwarzes Shirt auf dem ein DIABLO 1 print zu sehen war und Camouflage Baggypants, zusammen mit seinen hässlichen braunen Jesus-latschen, die anscheinend jeder Japaner zu Hause rumstehen hatte. Außer Rai, selbst verständlich, solche Dinge kamen zu ihm nicht ins Haus. Deswegen durften Mikaru's auch nicht mit in Rais Wohnung ziehen, sondern landeten auf dem Sperrmüll. Juns Haare waren ungestylt und er trug kein Make Up, weswegen Rai sich momentan doch etwas zu overdressed fand. Jun löste sich von ihm , ging zur Seite. „Rai, darf ich dir Shou vorstellen?“. Der Braunhaarige hob seinen Blick zu einem süßen, großen und verdammt dünnen jungen Mann, der sich lächelnd verbeugte. „Freut mich.“. Auch seine Haare waren gestylt und er trug ein weißes Hemd mit einem Blazer darüber. Sehr süß eigentlich. Seine Haare waren schwarz und er lächelte. Nun, dieses Lächeln hatte auf jeden Fall wiedererkennungswert. „Hallo, ich bin Rai!“, stellte auch der Gitarrist sich vor. „Yuuki kommt gleich, er ist noch kurz was erledigen“, warf Tetsu lächelnd ein. Rai nickte. Nervös spielte er an seinen Fingern herum. Also, der war ja ganz nett. Es war der Drummer, also fehlte noch... ein Sänger. Rai graute es schon. Vocals waren meistens arrogant und hielten sich für die geilsten. „Mikaru hatte auch schon einmal überlegt, eine Band zu gründen...“, dachte Rai schwermütig, verzog dann aber das Gesicht. „Himmel, kannst du scheiß Gehirn mal aufhören, mir ständig was von Mikaru vorzu-“ Rais innerer Monolog wurde gestört, als auf einmal die Tür hinter ihm zu quietschen begann. „Ah, Yuuki, da bist du ja.“ Rai drehte sich um, sah den neuen Sänger an. Und sein Herz schien stehen zu bleiben. Herein kam ein ca. 1,84m großer Mann. Schwarze, wild abstehende Haare umgaben sein markantes Gesicht und seine dunkelbraunen Augen waren auf Rai gerichtet. Seine vollen Lippen waren leicht geöffnet und er und Rai starrten sich an. Das war unmöglich. Nein, das konnte nicht wahr sein... Er war es. Yuuki war der Mann, von dem Rai seit der Minute in der sie sich zum ersten mal sahen, dachte. Rai glaubte nicht an Zufälle. Und tat es auch dieses mal nicht. Das konnte kein Zufall sein. Es sollte so sein. Irgend eine höhere Macht wollte, dass die beiden zusammen waren, das spürte er. Er stand ihm direkt gegenüber und von nahem war er sogar noch schöner. Yuuki. Ihm kam es vor wie Stunden, wie sie da standen und sich angafften. Yuukis sah Rai wortlos in die dunklen Augen, musterte ihn dann von oben bis unten, sah ihm dann wieder ins Gesicht. Sie mussten aussehen wie Idioten. Aber das war Rai im Moment egal. Jedoch fürchtete er für einen Moment, dass sein Gehirn sich mit ihm wie so oft einen Schabernack erlaubte und er das alles nur träumte. Doch sein Herz sprang in seiner flachen Brust so wild auf und ab, Rai kam es vor, als ob es gleich in tausend Teile zersprang. Es konnte kein Traum sein. Er war es tatsächlich... Die anderen drei schauten verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Ehm... kennt ihr euch?“. Keiner der beiden rührte sich, sahen sich weiter minutenlang in die Augen, bis Yuuki sagte: „Jetzt schon.“ Die Stimme des Sängers war tief, jedoch nicht so tief, wie Rai erwartet hatte. Sie klang schön, allein schon, weil es die Stimme Yuukis war. „Rai ist ein toller Gitarrist, Yuuki! Du wirst ihn mögen.“. Der große Schwarzhaarige blickte erneut an dem Kleineren hinunter, musterte ihn von oben bis unten. „Das tue ich jetzt schon“, murmelte er und erntete verwirrte Blicke von seinen Freunden. „Yuuki?“, wollte Shou verwirrt ob dieses Anmach-blickes wissen, da er wusste, dass Yuuki nur auf Frauen stand. Jun sah zu Rai und grinste, schüttelte den Kopf. Wie schaffte der Kleine das nur? Er zog heterosexuelle Männer an. Oder aus. Ja, aus trifft es eher. Als der große schwarzhaarige es schaffte, seinen starren Blick von Rai zu nehmen, blickte er zu Tetsu und den anderen auf, schien irritiert. Er würdigte Rai noch eines letzten Blickes, dann drückte er ihm seine Gitarre in die Hand, wandte sich ab und meinte: „Also, zeig mal was du drauf hast.“ Rai steckte vorsichtig seine Gitarre an die Marshall Boxen an und spielte einen Ton, um zu sehen, ob alles stimmte. Yuuki und der Rest, die jenseits der Glaßscheibe standen, beobachteten ihn. Rai richtete sich auf, hob den Daumen um anzuzeigen, dass er bereit war. Yuuki nickte, setzte die Kopfhörer auf. Rai begann zu spielen. Seine geschickten Finger glitten über die Saiten, entlockte ihnen ihre schönsten Töne. Ob diese geschickten Finger wohl auch Yuuki wunderschön eTöne entlocken konnten...? Der Gedanke daran bescherte dem Gitarristen eine Gänsehaut und er hätte fast einen falschen Ton gespielt, weil er sich nicht konzentrierte. Der Gitarrist hob den Blick zu Yuuki, den er durch die Scheibe sehen konnte und beobachtete sein konzentriertes, regungsloses Gesicht. Er begann etwas nervös zu werden. Yuuki sah nicht begeistert aus. Überhaupt nicht begeistert. Was, wenn er schlecht war? Wenn seine Künste auf der Gitarre nicht so gut waren, wie Byou es ihm immer vorgeschwärmt hatte? Panik kam in ihm auf. Was sollte der schwarzhaarige Sänger von ihm denken? Er würde ihn auslachen, wenn nicht noch viel schlimmeres. Er konnte es schon sehen, wie er enttäuscht die Kopfhörer fallen ließ und vor lauter Ärgernis über so viel Unfähigkeit den Kopf schüttelte. Der Zustand verschlimmerte sich, als Yuuki die Händen faltete und die Ellenbogen auf die leere Fläche vor ihm abstützte, seine Hände vor dem Mund platzierte und mit den Daumen an seinen Lippen rumspielte. Rais zitternden Finger setzten schon an, eine falsche Saite zu benutzen, als Yuuki durch ein Mikro meinte „Dankeschön.“ Rai steckte seine Gitarre aus, legte sie vorsichtig zurück in ihren Koffer. Er war so schlecht gewesen... Als die Verschlüsse des Koffers sich mit einem Klick schlossen, bemerkte der Braunhaarige einen Schatten und blickte hinter sich. Yuuki stand hinter ihm, auch die restlichen kamen in den Raum um das Urteil des Sängers zu hören. Es wurde still. So still, dass Rai nicht wagte zu atmen, aus Angst, Yuuki könne es als Störung auffassen. Der Größere sah wirklich nicht gerade freudlich aus. Eher wie ein schwerstverbrecher, der gerade 15 Jahre lang seine Strafe wegen Todschlag abgesessen hatte. Und er würde der nächste sein, weil er so miserabel vorgespielt hatte. Mit weichen Knien stand er auf. Wieder sah der schwarzhaarige Sänger ihm tief in die Augen. Seine Mimik zeigte keine einzige Regung, wie immer. Rais Puls, so schien es ihm, setzte für einen Moment aus. Er konnte sich nicht daran erinnern je so aufgeregt gewesen zu sein. Nervös biss er an seiner Lippe herum. Yuuki aber nickte leicht und sogar ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine vollen Lippen als er sagte: „Willkommen in der Band, Junge.“ Rai fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen wefggezogen, aber er nahm Yuukis Hand mit Freuden an, als er sie ihm entgegen streckte, wollte sie gar nicht mehr loslassen. Sie war so weich. Sehr warm und weich. Die Finger waren lang und schlank und ihr Anblick brachte Rais Gehirn dazu, sich vorzustellen, wie Yuuki ihn mit diesen schönen Händen berührte, sie sanft über seine Haut streicheln ließ. Rai sah die Hand des Sängers fasziniert an, wurde dann rot, als ihm auffiel, dass er wohl gerade die Hand schüttelte, mit der Yuuki sich des öfteren einen runterholte. Also hatte Rai gerade irgendwie im übertragenden Sinne Yuukis Penis angefasst. Der Kleinere kam sich vor wie ein Schuljunge der Mittelstufe und er kam sich bei dem Gedanken dumm vor, fragte sich, was bei ihm schief gelaufen war, dass er solche dummen Gedanken hatte. Yuuki löste den Händedruck und nun kamen auch die anderen angerannt und umarmten ihn. Er war nun offizielles Mitglied von UnsraW. Um ehrlich zu sein interessierte ihn das nicht wirklich, sein Blick hing weiter an Yuuki, als er Tetsu umarmte. Ihn interessierte nur der Sänger. Wenig später saßen die fünf Männer in einer gemütlichen Bar in Ikebukuro, die Tetsu vorgeschlagen hatte, um sich besser kennen zu lernen. Die fünf Jungs saßen an einem Tisch, an der Wand war ein Sofa, auf dem Yuuki alleine saß, rechts daneben auf einem Stuhl saß Jun, daneben Shou. Auf Yuukis anderer Seite saß, ebenfalls auf einem Stuhl, Tetsu. Die Stühle waren unbequem, darüber waren sich die Männer alle einig. Sie waren aus Holz mit einer etwas geschwungenen Sitzfläche, die nach einer Stunde sitzen wirklich schmerzte. Rai saß gegenüber von Yuuki, der wie ein Pascha breitbeinig dasaß und sein Bier trank. Das gedämpfte Licht in der rötlich gestrichenen Bar schien nur ein wenig auf Yuukis Gesicht, warfen einen langen Schatten über seine Wange. Der Gitarrist beobachtete ihn immer dann, wenn er gerade nicht zu ihm sah, um zu vertuschen, dass er Interesse an ihm hatte. Nein, es war nicht nur Interesse. Es war Liebe. Das war es schon von Anfang an gewesen. Liebe auf den ersten Blick. Wie in einem der süßen europäischen Märchen, in dem der Prinz seine Prinzessin sieht und sie sofort heiraten will. Oder so in der Art. Dieser Mann ließ ihn all seine Sorgen vergessen. All seine Probleme schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Seit zwei Stunden, seit Yuuki den ersten Schritt in den Proberaum gesetzt hatte, hatte der Gitarrist keinen einzigen Gedanken mehr an seinen, nun Ex-Freund, Mikaru verloren. Und er hatte es auch weiterhin nicht vor. In lauter Hingabe zu dem muskulösen Sänger versunken, bemerkte er nicht einmal, das selbiger ihn gerade ansah und Jun zum fünften mal „Rai? Raaahai?“, verlauten ließ. Der Angesprochene schreckte auf, bemerkte nun auch Yuukis Blick auf sich und seine hochgezogene Augenbraue, während er an seinem Bier nippte. Rai lief rot an, blickte dann zu Jun. „Was?“, fragte er kleinlaut. „Wie läufts mit Mikaru?“, wollte der Bassist wissen. UnsraW’s neuer Gitarrist seufzte. Es tat weh, wieder an ihn erinnert zu werden. „Es ist aus.“ - „Was?!“, entkam es Tetsu und Jun gleichzeitig. „Wie, es ist aus? Wer hat Schluss gemacht und warum? Ihr wart so ein süßes Paar!“ Rai lächelte leicht. „Naja, er mochte meinen Schwanz noch nie“, lachte er. Jun schüttelte den Kopf. „Also hat er dich verlassen, weil du ein Mann bist? Was eine Schweinerei! Der Junge hat doch keine Ahnung was ihm entgeht! Du bist so eine wundervolle Personen und so freundlich und süß und...“ - „Ich bin sicher, dein Schwanz ist bezaubernd.“, meldete sich Yuukis tiefe Stimme gleichgültig zu Wort, bevor er wieder sein Bierglas ansetzte. Alle schwiegen und Rai wurde mit einem mal knallrot. Ein Grinsen machte sich auf den vollen Lippen des Sängers breit. Worte wie diese aus Yuukis Mund zu hören empfand Rai als schön, um nicht zu sagen erregend. Wie würde das wohl dann erst sein, wenn sie miteinander schliefen? Rai würde wohl schon beim Anblick des nackten Yuuki kommen. Es dauerte nicht mal ein paar Sekunden, da spürte Rai, das dieser Gedanke ein furchtbarer Fehler war. Er biss sich kurz auf die Lippe, blickte mit hochrotem Kopf seine Freunde an. Er hatte die ganze Zeit über Juns Aufregung über Mikarus und seine Trennung überhaupt nicht mitbekommen. Rais Gehirn konnte es nicht lassen, sich die weichen Finger des schwarzhaarigen vorzustellen und damit seine Erregung noch mehr zu provozieren. Er fragte sich, wie hart der schwarzhaarige ihn denn rannehmen würde, wenn Rai nackt auf dem Bett wand und sich sexy über die Lippen leckte? Und was ihn noch viel mehr interessierte: Wie gut war der große, muskulöse Mann wohl bestückt? 10cm? 14? Oder gar 18? Vorsichtig hob Rai das gerötete Gesicht zu Yuuki, der ihn noch immer ansah. Sein breites Grinsen ließ erahnen, dass er genau wusste, was soeben in Rais Kopf vorging, oder in seiner Hose. „Oh Gott...“, dachte der Braunhaarige verzweifelt. Sein Ständer drückte immer mehr gegen seine Hose und es tat weh. Rai selbst war für einen so zierlichen Japaner auch nicht schlecht bestückt, was ihm im Moment eher ein Fluch als ein Segen war. Noch dazu brannte Yuukis Blick auf seiner Haut wie Feuer. Er hielt es nicht mehr aus. „Gleich wieder da“, entschuldigte Rai sich schnell und rannte zur Toilette, wäre dabei fast über seine Stiefel bestolpert. Die anderen sahen ihm nach und Tetsu grinste in die Runde. „Ich hab doch gesagt er ist niedlich.“ Ca. 6 Minuten später war das Problem beseitigt und Rai kam zurück zum Tisch. Die Runde grinste heiter und kaum hatte sich Rai gesetzt, sprang Tetsu auf und meinte „Ich geh mir was neues bestellen.“ Auch Jun und Shou erhoben sich. „Ja, ich auch!“ und ehe man sich versah waren sie verschwunden. Rai zuckte. Für einen Augenblick hatte er überlegt aufzuspringen und zu sagen „Ich auch!“ um mit Yuuki nicht alleine sein zu müssen, aber irgendwie fühlte es sich gut an, mit ihm alleine hier zu sitzen. Er kam sich ein wenig vor wie Yuukis Date. Romantisch Essen und trinken gehen in einer schicken Bar mit seinem Liebsten. Oh ja, das wäre er gerne... Wieder sah Yuuki ihn regungslos an, nachdem sie sich einige Minuten angeschweigt hatten. „Also, erzähl mal“, meinte er „du hattest einen Freund? Also bist du schwul nehme ich an?“. Diese, relativ intime, Frage kam ein wenig unverhofft, aber Rai nickte. „Ja. Wir waren ein halbes Jahr lang zusammen und haben gemeinsam in Shibuya gewhnt. Seit gestern Abend ist Schluss.“, erklärte er. Der vocal nickte. „Ich verstehe ihn nicht.“, meinte Yuuki nur und zündete sich die, bestimmt schon 13te, Zigarette an diesem Abend an. Verwirrt sah Rai auf und wie zur Erklärung fügte Yuuki hinzu: „Wie kann man so etwas hübsches verlassen?“ Rai stockte der Atmen. Hatte er sich da etwa verhört? Yuuki fand ihn hübsch! Und wären sie zusammen, würde er ihn nie verlassen! Verwirrt zupfte er an seinen Haaren herum, biss sich auf die Lippe. „Naja also...“, stotterte er und lachte verlegen. Yuuki ergriff erneut das Wort. „Wäre ich schwul, würdest du jetzt schon mir gehören.“ BAHM, BAHM, BAHM. Rai fühlte einen Schmerz, der sich nicht geringer anfühlte als ein Tritt in den Magen. „Wäre ich schwul“... Yuuki war hetero. Rai hätte heulen können. Er hatte sich so sehr in den Fremden hineingesteigert... und nun das. Dabei war sich Rai sicher, dass es ein Zeichen der Götter war. Das eine göttliche Fügung ihn dazu gebracht hatte, Yuuki zu treffen und dass es ihre Bestimmung war, zusammen zu sein. Anscheinend aber hatten die Götter sich in der Hausnummer geirrt. Der Sänger war hetero. Und nun stellte sich auch Rai selbst noch als naiv hin, weil er dachte, die ganzen Dinge hätten etwas bedeutet. Die Blicke, die sie tauschten, wie sie sich minutenlang in die Augen schauen, wie Yuuki ihn musterte. Vielleicht tat er das immer? Vielleicht war das seine Art herauszufinden, wer die Menschen wirklich sind, sie besser kennen zu lernen. Sie würden also nie zusammen sein, nie miteinander schlafen, nie heiraten und auch keine Kinder adoptieren. Vielleicht hatte er ja sogar eine Freundin oder war verheiratet? Ein zweiter Tritt in den Magen. Rai brauchte Gewissheit. „Wenn ich fragen darf, hast du eine...“ – „Sieh mal einer an, wer ist denn da?“ Rai fuhr zu der bekannten, sogar sehr bekannten, Stimme herum. Geschockt sah er den Mann neben sich an, schreckte hoch. „Mikaru, was willst du denn hier?“ Yuuki blickte regungslos zwischen Rai und Mikaru hin und her. Der ungebetene Gast antwortete nicht, sondern blickte zu Yuuki. „Hast du etwa jetzt schon einen neuen? Du bist wirklich so ein Stricher wie alle sagten.“. Rai blickte zu Boden. Man nannte ihn des öfteren einen Stricher, weil seine Partner früher oft variiert hatten und auch weil es kein Geheimnis war, dass der ehemalige JOKER-vocal Byou ihn früher jede Nacht flachgelegt hatte, auch, als sie noch nicht zusammen waren. „Mikaru, das...“ – „Ist er nicht.“, stellte Yuukis Stimme mit einem aggressiven Unterton klar. Rai sah ihn erschrocken an. Er blickte Mikaru aus kalten, wütenden Augen an. Er war gerade nicht zum scherzen aufgelegt, soviel stand fest. „Yuuki, nicht...“, murmelte Rai ihm leise entgegen. „Yuuki also, hm? Ist er der Typ, den du gestern zufällig ‚gesehen’ hast und dich gleich soooo unsterblich in ihn verliebt hast?“ Die Worte Mikaru’s waren mit Pfeilen zu vergleichen, welche unaufhaltsam auf ihn einprasselten. Er senkte den Blick. Yuuki würde ihn für verrückt halten, da war sich Rai sicher, doch der schwarzhaarige hatte Mikarus Kommentar anscheinend nicht gehört, wollte ihn icht hören, hatte ihn nicht verstanden oder was auch immer, aber Rai dankte dafür. „Verzieh dich jetzt einfach, er gehört mir.“, fauchte Yuuki ihn bedrohlich an und stand auf. Er war größer als Mikaru, um einiges sogar. „Und wenn du meinem Freund noch mal zu nah kommst“, fuhr er zischend fort, beendete den Satz aber nicht, sein auftreten hatte gereicht. Yuuki sah furchterregend aus, wenn er sauer war, aber dennoch in Rais Augen wunderschön. Mikaru hatte den Blick noch oben zu Yuuki gerichtet und er schluckte leicht und möglichst unauffällig. Sein Blick wanderte zu Rai. „Du gehörst immer noch mir.“, murmelte er laut genug, damit er es verstehen konnte und wandte sich zum gehen. Er warf einen letzten, abartig hasserfüllten Blick zu dem Sänger, verließ dann die Bar. Rai sah ihm nach. Was war grade passiert? Rai verstand es nicht. Es war alles viel zu schnell gegangen. Wieso hatte Yuuki das getan? „Wieso hast du dich so für mich eingesetzt?“, wollte Rai kleinlaut wissen. Sie kannten sich doch kaum und schon beschützte er ihn so, als würden sie sich schon ewig kennen? Er sah zu dem Sänger. Der schwarzhaarige zeigte ein seltsames Grinsen, schüttelte dann den Kopf. "Hey, was was denn jetzt grad los? War das Mikaru?", Jun und die anderen, welche gerade von der Theke zurückkamen, waren verwirrt. Sie sahen zu Yuuki, der neben dem Tisch stand und grinste. „Wir sehen uns morgen bei der ersten Bandprobe. Sei pünktlich.“, sagte er noch an Rai gewandt, holte einen 20€ Schein aus seinem prallgefüllten, aus schwarzem Krokodilleder gefertigten Geldbeutel, ließ sie sachte auf den Tisch niederfallen. Er steckte sein Portmonai zurück in die Hosentasche, nahm seine glühende Zigarette, die er vorher beim Aschenbecher abgelegt hatte, wieder in die Hand und zog einmal tief daran, behielt den Rauch für einige Zeit in den Lungen, während er Rai wortlos ansah. Dann grinste er. Yuuki grinsen zu sehen war wie ein Geburtstagsgeschenk für den Gitarristen. „Gib auf dich Acht, Kleiner.“, meinte Yuuki und der Zigarettenrauch quoll über seine Lippen. Nicht nur die liebenswerte Aussage des Großen, sondern auch die Nummer mit der Zigarette bescherten Rai eine Gänsehaut und seine Erektion meldete sich schon fast wieder zu Wort. Wegen des dichten Rauches konnte Rai Yuukis Gesicht kaum sehen, doch es reichte, um zu sehen, dass er ihn schon wieder musterte. „Falls der Wichser dich noch mal belästigt, lass es mich wissen.“, meinte er, salutierte dann mit dem Zeige und Ringfinger, verschwand dann durch die Tür in die Nacht. Zurück blieb ein sehr verwirrter, aber verliebter Rai und die unbeantworteten Fragen Jun's. Kapitel 4: breath ----------------- "Und, hatte ich Recht oder hatte ich Recht?", grinste Jun und nippte an seinem Kaffee. "Sei nicht albern.", murrte der Sänger und zog an seiner Zigarette, würdigte Jun dabei keines Blickes. Seine Stimme klang genervt. Künstlich genervt. Er nahm eine Zeitung die auf dem Tisch vor ihm lag, überschlug die Beine und versuchte dem, ihm sehr unangenehmen, Gespräch einhalt zu gebieten indem er so tat als würde er lesen, doch Yuuki war ein furchtbarer Schauspieler und Jun lachte nur. "Das muss dir nicht peinlich sein", meinte er und Yuuki fuhr hoch "Mir ist nichts peinlich was allein deiner Fanasie entspringt, Idiot!", rief er aus, doch wieder grinste der Bassist nur und ließ sich auch von Yuukis sehr aggressiven Haltung nicht abschrecken. "Naja, es ist schon sehr offensichtlich.", kam eine Stimme von hinten und Tetsu setzte sich zu ihnen an den Tisch im Proberaum. Yuuki sah ihn an. "Ihr seid alle so...", murrte er, verkniff sich den Rest und schüttelte den Kopf. Der Sänger erinnerte momentan mehr an einen zickigen Teenager als einen erwachsenen Mann. "Rai ist aber auch echt süß", grinste Sho und stellte sich hinter Tetsu, platzierte seine Hände auf seinen Schultern. Yuuki sagte nichts darauf, starrte ignorant auf die aufgeschlagene Zeitung, wobei offentsichtlich war, dass er nicht wirklich las. Die Blicke aller Bandmember ruhten auf Yuuki und alle zeigten das gleiche, dreckige Grinsen. Yuuki sah in die Runde, verengte die Augen. "Gafft mich nich so dumm an.", fauchte der schwarzhaarige und zog aggressiv an seiner Kippe. Dass Yuuki solche Emotion zeigte war wirklich selten. Und genau das machte alles sehr offensichtlich. "Der Neue ist zu spät.", fügte er hinzu. Die Bandmember schauten zur Uhr. Tetsu verzog besorgt das Gesicht. "Stimmt... eine halbe Stunde schon. Rai kommt nie zu spät!". Juns und Tetsus Blick trafen sich. "Er hat bestimmt nur die Bahn verpasst.", warf Sho ein, doch der Blick des Bassisten blieb misstrauisch. Yuuki hatte sich zurückgelehnt und musterte die Gesichter der beiden beunruhigten Members regungslos. Dann blickte er zur Uhr. "Vielleicht hat er sich's auch anders überlegt und hat einfach keinen Bock in der Band zu spielen." - "Auf gar keinen Fall, einfach nicht zu erscheinen ist nicht Rais Art." Einanderthalb Stunden vergingen. Inzwischen war es 15:30 Uhr und die vier Männer saßen noch immer alleine im Proberaum. Rai war noch immer nicht da. Yuuki wurde ungeduldig, aggressiv. Jeglicher Versuch der Kontaktaufnahme war zwecklos, SMS wurden nicht beantwortet, Anrufe beantwortete nur die Mailbox. "Das ist doch unmöglich!", Yuuki fluchte und stand auf, nahm sein Feuerzeug und seine Kippenschatel vom Tisch. "Ich gehe. Der kommt eh nichtmehr." Tetsu sah ihn böse an. "Yuuki, setz dich! Er kommt sicher gleich. Sei nicht immer so furchtbar ungeduldig. Willst du einen guten Gitarristen oder nicht?", sagte er und Yuuki seufzte resignierend, setzt sich wieder und packte seine Kippen wieder aus, während er, diesmal wirklich, anfing die Zeitung aus Langeweile zu lesen. 16:10 Uhr. Der noch Anfangs leere Aschenbecher quoll inzwischen fast über. Yuuki hatte die gesamte Zeitung zum inzwischen 2ten mal komplett durchgelesen und auf eventuelle Rechtschreibfehler durchsucht, Jun war schon wahnsinnig hibbelig ob der gefühlten 20ten Kaffeetasse, Sho trommelte auf seinem Drums herum und Tetsu saß vor seinem Handy, wartete auf eine Antwort, einen Anruf, eine Regung, ein Lebenszeichen. Doch nichts geschah. Absolut nichts. "Ich geh zu ihm Heim und schau nach ob er da ist. Vielleicht hat er verpennt.", meinte Jun auf einmal und ging zum Kleiderhaken, zog seine Jacke über. Tetsu tat es ihm gleich, nickte. "Ich komm mit." Plötzlich erhob sich auch Yuuki, nahm seine Autoschlüssel aus der Tasche. "Ich fahre." "Jetzt gleich rechts... rechts... RECHTS!! ICH SAGTE RECHTS! Bist du taub?!" Yuuki, der eigentlich ein guter Autofahrer war, zuckte leicht. "Oh", meinte er nur leise als er an der Abbiegung vorbeigefahren war. Seine Gedanken waren wo anders. Jun war angespannt. Er machte sich Sorgen und das merkte man. "Dann jetzt rechts, gradeaus bis zu der großen Kreuzung und dann links. Genau das Haus an der Seite ist es." Mit jedem Meter den sie näher kamen schlugen die Herzen der Männer schneller. Aber eines ganz besonders... Vor dem Haus des Gitarristen war eigentlich kein Parkplatz frei, doch Yuuki kümmerte sich selten darum und parkte den großen schwarzen Wagen im Halteverbot, stieg aus. Jun eilte voraus, gefolgt von Tetsu und Yuuki, der langsam hinterher ging. Die Gegend in Shibuya in der Rai wohnte war relativ ruhig. Die Stadt hatte sich viel Mühe gegeben so viel Grün zwischen den Häusern wie nur irgend möglich zu platzieren. Eine Krähe erhellte die Straße mit ihrem Gekrähe und riesige Käfer sangen ihre nervigen Motivationsgesänge im Chor. Die Jungs ließ dies in dem Moment relativ unbeeindruckt. Die Haustür des Wohnhauses war leicht geöffnet, wie so oft. Licht fiel durch die Fenster im Treppenhaus und warf einen Lichtstrahl direkt auf die Tür im 4ten Stock. "Da ist es", meinte Jun leise und sah Tetsu kurz an, klopfte vorsichtig an der Holztür. "Rai?", rief er leise. Tetsu platzierte sich neben ihm. Yuuki lehnte am Treppengeländer hinter ihnen. Sie lauschten aufmerksam. Doch keine Regung. Tetsu und Jun sahen sich an. Die Finger des Bassisten berührten vorsichtig die Klingel. Sie warteten. Wieder passierte nichts. Jun sah zu Yuuki, blickte dann wieder zur Tür, kam näher. "Rai? Bist du da drin? Hast du verpennt oder was? Wir haben Bandprobe gehabt". Wieder tat sich nichts. Minutenlang. Tetsu seufzte, drehte sich zu Yuuki. "Wo kann er nur sein?". Yuuki sah die Verzweiflung in Tetsus süßem Gesicht. Er kannte Rai ja nicht, aber anscheinend war er sonst immer pünktlich oder hatte zumindest Bescheid gesagt. Dass er nicht ans Handy ging war wohl auch eine Seltenheit. Die beiden machten sich für gewöhnlich nie Sorgen um irgendwas. "Vielleicht war er nach gestern Abend auch so besoffen, dass er-" plötzlich bewegte sich der Türgriff hinter ihnen. Jun und Tetsu drehten sich um, Yuuki sah auf - und alle drei zuckten erschrocken zusammen als sie in das völlig verstörtes Gesicht eines komplett nackten Rai sahen. Seine braunen Haare standen wild ab, seine Rehbraunen Augen waren rot und verheult, Kratz und Beißspuren zierten sein Gesicht, Hals und Oberkörper. Am Mundwinkel klebte eine eingetrocknete, weiße Flüssigkeit. Den anderen stockte der Atem. "Rai, um Gottes Willen, was ist passiert?!", fragte Tetsu und hielt Rais Oberarme fest. Der braunhaarige zitterte heftig, sagte aber nichts. "Rai! Rede!", forderte Jun ihn auf und strich ihm leicht über die blasse Wange. Der Gitarrist setzte zum sprechen an, doch alles was aus seinem Mund kam war Blut, vermischt mit Sperma, welches an seinem Mundwinkel runterlief. Jun zog geschockt die Hand weg. Die ganze Zeit hatte Rai Tetsu angestarrt, nun sah er auf und sah die schwarze Gestalt die an dem Treppengeländer lehnte und so verdammt heiß aussah. Yuuki hatte sich die Haare etwas gestylt, er trug eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Hemd. Rai sah ihn schockiert an, fast schockierter als Yuuki ihn anstarrte. Er stammelte kurz, sah dann Tetsu wieder an. "... kommt rein", sagte er heißer und leise, drehte sich langsam um und humpelte in die Wohnung. Tetsu und Jun hielten ihn an den Armen und brachten ihn Richtung Schlafzimmer, doch dort angekommen blieben sie fassungslos stehen. Das Zimmer war ein einziges Schlachtfeld. Klamotten und Gläser lagen auf dem Boden, alles, was auch nur annähernd zerbrechlich war lag zerschellt am Boden. Die Federn der Bettdecke waren überall verteilt, das weiße Bettlaken war versaut mit allerart Flecken. "Rai, was zur Hölle ist hier passiert?! Sag es uns!", Jun packte ihn wütend und sah ihm tief in die Augen. In die roten, leeren Augen. Rai sagte nichts. Scherben knirschten unter ihren Füßen. Yuuki schüttelte ungläubig den Kopf als er das Chaos der Wohnung sah. Was war nur passiert? "Rai, was war hier los? Bist du überfallen worden?", fragte er, als er neben Rai zum stehen kam. Der braunhaarige starrte zu ihm auf. Yuuki wartete einige Sekunden. Wieder schien Rai nicht reden zu wollen. Es war leise. Keine Vögel waren zu hören, niemand redete. "Mikaru.", brachte Rai auf einmal leise und kratzig heraus, die drei Männer sahen ihn ungläubig an. Das war unmöglich. Rai setzte sich aufs Bett, welches daraufhin einen hässlichen Ton von sich gab. Jun hockte sich vor ihn. "Was hat er dir angetan?", fragte er leise und legte die Hand auf sein Knie "Wie kam er hier rein?". Tetsu ließ den Blick zum Schlüsselbrett schweifen. Mikarus Hausschlüssel fehlte. "Gestern Abend kam ich heim und hab mich schlafen gelegt", begann Rai "Als ich schon fast schlief ging die Schranktür auf und er kam herausgestürmt, kam zum Bett und hat mir den Mund zugehalten, sagte ich würde leiden wenn ich auf die Idee käme zu schreien". Tetsu und Jun sahen sich an. Yuuki stand weiter hinten an den Türrahmen gelehnt. "Ich hab mich gewehrt und er hat mich geschlagen und gekratzt... er hat ausgeholt und... dann bin ich in Ohnmacht gefallen." Rai blickte zu Boden. Seine Stimme war leise und er schien sich zu schämen. Yuuki sah ihn die ganze Zeit über an. "Das einzige woran ich mich erinnern kann ist, dass er sagte: "Ab jetzt komm ich dich jede Nacht besuchen"...", fügte Rai beschämt hinzu. "Ich bin erst aufgewacht als es an der Tür geklopft hat..." - "Du bist so aufgewacht?", fragte Jun und musterte ihn und seinen entstellten Körper. Rai nickte. Yuuki schüttelte fassungslos den Kopf. "Dieser Bastard... hat dich vergewaltigt?", fragte er leise, sah Rai nicht an. Rai sah zu ihm. "ich kann mich nicht erinnern", gegen Satzende erstarb seine Stimme. Es war ihm sehr wohl klar was passiert war. Die Schmerzen verrieten es. Yuuki war ruhig und verschrenkte die Arme, während er sich weiter am Türrahmen anlehnte. Die Männer waren fassungslos. Wie konnte Mikaru soetwas tun? Tetsu verstand es nicht. Er liebte Rai doch so sehr, wieso also tat er ihm soetas an? Er vergewaltigte ihn, zerstörte die Wohnung, verletzte ihn. wie konnte man einem Menschen den man doch so sehr liebte irgendetwas zu leide tun? "Ich mach dir einen Tee", meinte Jun leise und erhob sich, verschwand schnell in der Küche. Tetsu kniete sich vor Rai. Bevor er zu sprechen ansetzte, ergriff der braunhaarige das Wort. "Was soll ich nur tun? Er wird jede Nacht kommen...", sagte er leise und wieder lief Sperma an seinem Mundwinkel hinunter, welches sich mit einer Träne vermischte, die langsam von seinen Wimpern tropfte. Tetsu öffnete den Mund. Mikaru würde wiederkommen. Er würde wiederkommen und ihn vergewaltigen, so lange bis er ihn zurücknahm. Daran bestand auch für Tetsu keinen Zweifel mehr. Mikaru hielt sein Wort. Immer. "Du schläfst bei mir.", kam es aber auf einmal vom Türrahmen und Yuuki nickte zusätzlich zu seiner Aussage. Rai sah ihn an. "Was?", fragte er verwirrt ob der Aussage des Sängers, der die ganze Zeit ziemlich ruhig und desinteressiert schien. "Du kommst mit zu mir. Hier kannst du nicht bleiben." Kapitel 5: Light in the dark ---------------------------- "Danke Yuuki, ehm, das musst du nicht...", sagte Rai kleinlaut als dieser seine Koffer in die Hand nahm und sie die Treppe hinaufschleppte. Der schwarzhaarige aber protestierte nicht, er schloss die Tür auf, stellte die Koffer, in den Rai das wichtigste gepackt hatte, vor den Fahrstuhl und hielt Rai die Tür auf ohne etwas zu sagen. Er betätigte den Fahrstuhlknopf und schaffte die Koffer, ohne Rais Hilfe auch nur abzulehnen, hinein. Die ganze Zeit über sah er den braunhaarigen Gitarristen nicht einmal an. Er wollte nicht. Er konnte nicht. Yuuki schleppte die Koffer in seine Wohnung im 7ten Stock. Rai dackelte nur hinterher. "So, hier wären wir", sagte er als der braunhaarige die Tür hinter sich schloss. Die Wohnung war groß, sogar noch größer als Rai sie sich vorgestellt hatte. Und er hatte sie sich sehr groß vorgestellt. "Komm mit", meinte Yuuki stumpf als er die Koffer zur Seite gestellt hatte und ging durch den Flur mit dem Holzboden. "Hier ist das Bad", sagte er und zeigte zu seiner Linken. "Da vorne ist das Schlafzimmer, rechts mein Arbeitszimmer.", erklärte er und ging mit ihm durch die Wohnung. "Wenn du durchs Schlafzimmer durchgehst kommst du zur Küche.", Er zeigte durch die Tür im Schlafzimmer, sah Rai dann zum ersten Mal seit langem wieder an. Der Kleinere sah müde aus. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits 20 Uhr war. Die Zeit war schnell vergangen und Yuuki hatte vorher noch Jun und Tetsu heimgefahren, bevor er mit Rai zu sich nach Hause gefahren war. Und sie hatten in der Wohnung noch ein wenig aufgeräumt. "Bist du müde?", fragte Yuuki. Rai nickte leicht, sah zu dem Größeren auf und sah in seine braunen Augen, welche er so wunderschön fand. Kurz standen sie nur so da, sahen sich gegenseitig in die Augen. Es war ein wunderschönes Gefühl. Yuukis Anwesenheit genießen zu dürfen. Seinen Atem zu spüren. Zu wissen, er ist da. Rai fühlte sich geborgen. Für diesen Augeblick vergaß er all den Schmerz. All das Leid, das ihm zugefügt wurde. Er war sicher. Bei Yuuki würde niemand ihm etwas anhaben können. "Du, ehm, ich...", Begann Yuuki plötzlich und sah zur Seite. "Du kannst in meinem Bett schlafen." Er eilte an ihm vorbei und lief ins Schlafzimmer. Rai blieb zurück, sah zu Boden. Und da war er wieder. Der Schmerz. Er drehte sich um, ging langsam Richtung der Tür in der der Große verschwunden war. Yuuki überzog das Bett neu. Rai beobachtete ihn. "Und... wo wirst du schlafen?" "Auf der Chouch.", kam die schnelle Antwort. "Nein." Yuuki stoppte sein tun, sah zu Rai auf. "Was?" Rai kam einen Schritt näher. "Wenn, dann schlafe ich auf der Chouch. Ist schon okay." Yuuki seufzte. "Ich weiß wo solche Diskussionen enden.", meinte er und sah zu dem braunhaarigen hinüber. Dieser aber sah ihn nur wortlos an. "Alles klar.", seufzte der Sänger und Yuuki ging an ihm vorbei ins Arbeitszimmer, Rai folgte ihm. Mehrere Apple PC's standen auf dem Schreibtisch neben Keyboards, Gitarren, Bässen und Elektrogeräten die er in seinem Lebtag noch nie gesehen hatte. "Hier komponiere ich unsere Songs", erklärte Yuuki, drehte sich dann zu einer alten Lederchouch um. Die Decken, die er aus dem Schlafzimmer mitgenommen hatte, legte er ans Fußende. Rai hatte sich bis auf die Boxershorts ausgezogen und auf der dunkelbraunen Chouch breit gemacht. Die dünne Wolldecke hatte er über sich gezogen und sich eingekuschelt, während Yuuki in der Küche war. Rai starrte Löcher in die Luft. Es war unglaublich. Noch gestern Morgen war Yuuki der fremde dem er auf der Straße begegnete und schon jetzt schlief er in seiner Wohnung. Es war verrückt. Rai konnte noch immer nicht fassen. Gedankenverloren starrte er die CDs an die neben dem sofa und dem Schreibtisch lagen. Slipknot und Stone Sour reihten sich neben Bach und Chopin. Yuuki schien sehr facettenreich zu sein und dies ließ Rai leicht lächeln. Die Tür ging auf und Yuuki kam herein, setzte sich vorsichtig ans Fußende der Chouch. Die Tasse, die er in der Hand hatte, stellte er vor Rais Gesicht. "Hab dir Tee gemacht", brummte er leise und es schien ihm etwas peinlich zu sein. Der Gitarrist sah ihn irritiert an. Yuuki schien so desinteressiert und genervt, aber doch machte er sich solche Mühe um ihn. "Danke", lächelte er und auch Yuuki huschte ein leichtes Lächeln übers Gesicht, welches er aber sofort wieder verdrängte. "Ist dir kalt? Das ist meine letzte Decke, aber ich kann noch schnell welche kaufen gehen.", meinte er doch Rai winkte sofort ab. "Nein, keine Umstände!". Yuuki nickte und stand auf. Er überlegte kurz. Yuuki sah süß aus wenn er nachdachte. "Willst du schlafen? Ich sollte noch an einem Song weiterarbeiten..." Rai schüttelte den Kopf. "Nur zu.", meinte er und Yuuki nahm gegenüber der Chouch auf dem Bürostuhl platz und fuhr den PC hoch. Kurz war es still. Die Männer schwiegen sich an während der PC leise Brummgeräusche von sich gab. Bis Rai zögernd das Wort ergriff. "Yuuki, ist es... wirklich okay für dich, dass ich hier bin?" Der Sänger sah zu ihm auf."Klar", meinte er nur, drehte sich dann weg und begann am PC rumzutippen. Rai sah zu Boden. So wie Yuuki sich verhielt fühlte er sich wie eine Plage. Er sah auf und beobachtete den schwarzhaarigen beim Arbeiten, während er an seinem Tee nippte. Der schwarzhaarige hatte ein relativ breites Kreuz, das durch das schwarze Chrome Hearts Tank Top nur noch mehr zur Geltung kam. Aber es war definitiv sexy. Yuuki war ein absolutes Mysterium. Er sah furchterregend und aggressiv aus, aber doch war er so schön. Yuuki nahm eines der großes Keyboards und steckte es an den PC an. Ein paar Mausklicks und es wurde still. Plötzlich begann Yuuki zu spielen. Rai sah verwirrt auf. Er wusste nicht, dass der sänger auch noch dieses Instrument perfekt beherrschte. Der Große steckte wirklich voller Überraschungen. Die sanften Töne glichen denen eines Flügels und es klang so wunderschön, dass Rai lächelnd die Augen schloss um sich besser konzentrieren zu können. Mit jeder Eigenschaft die Rai von Yuuki kannte kam er der Perfektion näher. Er war talentiert. Er war wunderschön. Seine Haare, seine Haut, seine Hände, alles wirkte so beruhigend und schön auf den Kleineren. Der Gitarrist hatte die Augen geschlossen und seinen Kopf auf seine gefalteten Hände gebettet. Die Töne regten seine lebhafte Fantasie an. Er driftete ab. Er verlor sich in den sanften D-Moll Tönen die Yuukis Finger so problemlos und professionell dem Keyboard entlockten. Er stellte sich einen dunklen Raum vor. Genauso dunkel wie die Welt, wie das Leben. Gähnende Leere und Dunkelheit, die alles und jeden zu verschlingen droht. Und einen Lichtstrahl. einen Lichtstrahl der ihn umarmt, der ihn beschützt. Genau so war Yuukis Musik für ihn, so fühlte sie sich an. Und genau so wie seine Musik war auch Yuuki selbst. Rai wachte auf, als er leise die Herunterfahr-Melodie des PCs wahrnahm. Er öffnete leicht die Augen, sah aber nur Dunkelheit und kleine, flakernde Lichter der Elektrogeräte. Seine Lider waren schwer, er konnte sie nicht aufhalten. Ein Frost bahnte sich den Weg durch seinen Körper und ließ ihn zittern. Er wusste nicht wie lang er geschlafen hatte, aber es war kälter als vorher. Wie gerne hätte er nun eine Decke gehabt, aber er war selbst zu müde um diesen Gedanken fertig zu denken. "Du frierst ja doch", hörte er auf ein mal eine Stimme ganz nah in der Dunkelheit. Er war zu müde um die Augen zu öffnen oder gar zu antworten. "Für's Decken kaufen ist es jetzt zu spät...", murmelte die Stimme leise und eine Hand legte sich auf das zitternde Bein des Gitarristen. Ein leichtes Seufzen war zu hören. "Na komm", meinte Yuukis ruhige Stimme und Rai fühlte wie er ihn ein wenig nach hinten schob und sich zu ihm auf das Sofa legte. Er bekam das alles nur am Rande mit, aber er lächelte benebelt und kuschelte sich leicht an den Körper, der so warm und so viel besser als jede Decke der Welt war. Yuuki roch nach Chanel's Platinum Egoist und Zigaretten und Rai liebte es. Seine Haut war weich aber doch spürte er wie sich die Muskeln darunter abzeichneten. Rai hinterfragte nicht, wieso Yuuki sich zu ihm legte. Er kuschelte sich an den Schulter des Sängers und zu seiner Überraschung legte sich auf einmal ein muskulöser Arm um ihn. Sein Herz klopfte so wild, er hatte Angst Yuuki könnte es hören. Er schluckte leicht. Mühevoll versuchte er das Gesicht des Sängers im Dunkeln zu erkennen, doch es war so stockdunkel, dass Rai aufgab und sich an seine Brust kuschelte. Er vernahm ein leichtes kichern. Der Schmerz war vergessen, keinen Gedanken hatte er mehr an Mikaru, an die Dunkelheit, verschwendet, seit er in Yuukis Armen lag. Wie könnte er auch... Yuuki war sein Lichtstrahl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)