Für den Sonnenaufgang von SoraNoRyu ================================================================================ Kapitel 7: Regenbogen aus Licht ------------------------------- Für den Sonnenaufgang Kapitel 7 Sie hatten damit gerechnet eine ganze Weile rennen zu müssen, bis sie die Hengste einholten, doch zu Twilights Überraschung schlossen sie bereits an den Stadttoren zu ihnen auf. Sie mussten sich noch nicht mal umsehen; der große Kerl brüllte laut genug, um ihn noch mehrere Kilometer weit hören zu können. Er brüllte die beiden Hengste an, sie sollten schneller laufen, griff sie sogar mit einer Peitsche an, aber Hengste blieben bei ihrem langsamen Tempo als würden sie gar nichts spüren. Twilight konnte nicht anders als sie für diese Ruhe zu bewundern. Trotz der Schmerzen, mit einem dünnen Stück Leder traktiert zu werden, marschierten sie einfach weiter als seien sie es gewöhnt, wie Sklaven behandelt zu werden. „Er ist es wirklich.“, murmelte Ven, flüsternd obwohl das Ding namens Karlo sowieso zu laut brüllte um ihn zu hören. „Ja, er ist es.“, bestätigte Aqua. Auch sie sah den orangen Hengst an, der neben Big Macintosh lief. Twilight fragte sich, wie sie selbst wohl reagieren würde, würde sie einen ihrer Freunde nach zehn Jahren Trennung in einer solchen Lage wiederfinden. Der Gedanke allein stach schmerzhaft in ihre Brust. Als Big Macintosh in ihre Richtung sah flackerte Aquas Horn und löste den Unsichtbarkeitszauber für den Bruchteil einer Sekunde. Karlo war zu beschäftigt damit, seine Peitsche zu schwingen, aber der Hengst hatte sie gesehen. Er stieß Terra wie aus Versehen an und gab ein tiefes, unverständliches Schnauben von sich, dass zwischen Karlos Schreien unterging. Terra schien ihn jedoch verstanden zu haben, und nickte knapp. Als die Peitsche ihn das nächste Mal traf stieg er wie in einem plötzlichen Anflug von Panik. Die Ohren fest angelegt und wiehernd bedeutete er Big Macintosh, dasselbe zu tun. Der reagierte sofort, stieg und schlug aus als hätte Terras Ausbruch ihn ebenfalls in Angst versetzt. Wie auf Kommando sprangen beide Hengste zugleich über den Wagengriff und gingen durch, galoppierten einfach davon, die widerliche Kreatur achtlos hinter sich her schleifend. Karlo schrie immer noch aus Leibeskräften, jetzt eher aus Angst als aus Wut. Natürlich hatte er gewollt, dass die Hengste schneller laufen, aber so schnell dann doch nicht. Rainbow und Ventus nickten einander zu und nahmen die Verfolgung auf. Sie mussten sich noch nicht mal anstrengen; Pegasi waren von Natur aus schneller als Erdponys, und selbst mit einer voll beladenen Kutsche noch locker in der Lage, Schritt zu halten. Twilight klammerte sich an die Seite des Wagens, um nicht herunterzufallen. Sie hatten inzwischen ein ziemliches Tempo drauf, und Karlo hatte nun einen Weg gefunden, auch ohne Kutsche klarzukommen; er surfte auf einem abgebrochenen Wegweiser, als würde er Wasserski fahren. Und obwohl Terra und Big Mac immer noch keinerlei Befehle in Sachen Geschwindigkeit annahmen, liefen sie doch ganz exakt den Weg, auf den er sie lenkte, bogen streng nach Kommando rechts oder links ab wann immer er am Zügel zog. „Er führt sie zu seinem Versteck, wie Applebloom sagte!“, stellte Rarity unnötigerweise fest. „Jep, und uns auch, wenn wir dran bleiben!“, fügte Applejack hinzu. „Ooh, ein Geheimversteck!“, quietschte Pinkie Pie aufgeregt, „Glaubt ihr, da ist eine High Tech Basis im Wald versteckt? Mit seltsamen Roboterponys und Terminals und Geheimagenten?“ „Wohl eher nicht.“; grummelte Twilight, „Aber vielleicht finden wir hier denjenigen, der für all diese schrecklichen Dinge verantwortlich ist.“ Sie sah zu Aqua, die wie eine Wache vorne im Wagen stand und mit ernstem Blick voraus zu den Hengsten sah. Twilight wünschte, sie wüsste, was dem Einhorn durch den Kopf ging. Sie hatte sich während der ganzen Zugfahrt bemüht, Informationen aus der geheimnisvollen Stute herauszuquetschen, aber ohne Erfolg. Dabei beantwortete Aqua sogar alle ihrer Fragen. Ihre Antworten waren nur leider so vage, dass Twilight einfach nichts Sinnvolles daraus machen konnte. Alles, was sie tun konnte, war ihr und ihren Freunden zu vertrauen und daran zu glauben, dass sie tatsächlich auf ihrer Seite waren. Auch, wenn sie nicht verstand, wer oder was sie waren; alles was sie wusste war, dass diese Ponys auf einer Art Mission durch ferne Orte waren, um die Dunkelheit und jene, die sie über ahnungslose Opfer bringen wollten, aufzuhalten. „Damit ich das wirklich richtig verstehe“, fing Twilight die Diskussion erneut an, „Dieses fette… Ding… ihr kennt ihn?“ „Du meinst Karlo? Ja, er ist ein alter Bekannter.“, antwortete Aqua, ohne die Augen auch nur für einen Moment von ihrem Ziel abzuwenden, „Aber das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war er nur ein kleiner Störenfried, kein echter Verbrecher.“ Ihr Blick verfinsterte sich weiter. „Da er jetzt hier ist, muss er sich zu einem richtigen Problem entwickelt haben… aber nach dem, was ich bis jetzt gehört habe, ist er wohl nur ein kleiner Fisch, der für den richtigen Bösewicht arbeitet.“ „Also ist er nur die Art Lakai, die man ausschickt um zu stehlen, was man braucht, um sich nicht die eigenen Hufe dreckig zu machen.“, fasste Rarity mit gerümpfter Nase zusammen, „Ich habe noch nie eine so hässliche Kreatur gesehen! Naja, außer vielleicht diesen furchtbaren Diamanthunden. Er sieht sogar wie einer von denen aus, wenn ihr mich fragt.“ Twilight stimmte ihr im Stillen zu. Wenn man sie gefragt hätte, als was sie diese Kreatur einordnen würde, hätte sie es wohl einen Diamanthund genannt, obwohl seine Züge eher einer Katze als einem Hund glichen. Diamanthunde waren auch dafür bekannt, Ponys wie Sklaven zu halten, also passte auch sein Umgang mit den Hengsten ins Bild. Ebenso das Stehlen von Edelsteinen, wäre nicht aus Appleblooms Erzählung hervorgegangen, dass er wohl wusste, dass die Elemente der Harmonie mehr waren als nur hübsche Steine. Er war speziell nach ihnen ausgeschickt worden. Der Wagen tat einen mächtigen Ruck der Twilight fast hinunterwarf. Zum Glück fing Aqua sie mit einem Schildzauber, der sich eng um den Wagen legte. Scheinbar war Twilight auch nicht die Einzige, die fast abgeworfen worden wäre; Pinkie und Rarity sahen auch etwas zerzaust aus. „‘Tschuldigung“, rief Rainbow Dash von Vorne, „Wir haben nur gerade den Wald erreicht, ab jetzt wird’s etwas holprig.“ Sie waren schon im Wald? Wow, das war schnell. Der Wald war mehrere Kilometer von Canterlot entfernt, und trotzdem hatten sie den Weg in nur ein paar Stunden zurückgelegt. Twilight klappte das Maul auf; sie mussten schneller als der Zug galoppiert sein! Oder es war in Wirklichkeit schon später als es aussah, und die Sonne war mit dem Untergehen genauso spät dran wie mit dem Aufgehen. Die Prinzessinnen mussten zurückgebracht werden, und das schnell. Sie mussten die Ursache für dieses Problem finden, und dann mussten sie es stoppen. „Neinneinnein, stopp, STOP! Bleibt stehen, ihr dummen Gaule!“ Die plötzliche Panik in Karlos Stimme ließ Twilight aufsehen. Zuerst konnte sie nicht erkennen, was los war; die Hengste liefen nicht schneller als sie es schon den ganzen Tag getan hatten, und Karlo hielt sich noch immer recht gut auf seinem abgebrochenen Schild. Warum also versuchte er jetzt panisch, sie anzuhalten? Dann wich der Nebel, und Twilight sah warum. Sie hielten direkt auf die Brücke zu, die Rainbow bei ihrem ersten Abenteuer im Wald der ewigen Magie für sie repariert hatte. Nun hing sie jedoch wieder nutzlos an einer Seite herunter. Und selbst wenn sie heil gewesen wäre hätte die Brücke niemals das Gewicht zweier ausgewachsener Hengste im vollen Galopp tragen können. Sie konnten nicht hinüber, warum also hielten sie nicht an? „Glaubst du, du schaffst das?“, rief der orange Hengst über Karlos panische Schreie hinweg, die Tarnung in den Wind werfend. „Ejup.“, antwortete Big Macintosh, grinsend wie jemand, der der Gefahr ins Gesicht blickt. Twilight kannte den Ausdruck; Rainbow Dash trug ihn nur zu oft. Die wollten doch nicht… Sie wollten. Mit all ihrer Geschwindigkeit und voller Konzentration preschten die beiden auf den Abgrund zu. Twilight sah wie in Zeitlupe als sie das Ende des Weges erreichten und sich mit den Hinterläufen kraftvoll von der Kante abstießen. Jahrelanges Training und die Arbeit auf der Apfelplantage waren an diesen beiden nicht verschwendet; die Kraft ihres Sprungs reichte aus, um sie wie zwei stolze Pegasi über den Abgrund fliegen zu lassen, Karlo nun an den Zügeln hinter ihnen wie eine richtig hässliche Fahne im Wind. Sie schlugen so hart auf der anderen Seite auf, dass die Erde bebte und galoppierten weiter, ungeachtet des dumpfen Schlages, mit dem Karlo gegen die Kante krachte. Sie schleiften ihn über den Boden wie einen dreckigen Gepäcksack, das Wimmern und Winseln, wenn er gegen Steine und Wurzeln stieß, ignorierend. Er hatte den Beutel mit den Elementen verloren. Twilight blickte wild um sich um zu sehen, wo sie wohl gelandet sein konnten, da strich Fluttershy schon an ihr vorbei. Sie hatte gesehen, wie die Elemente in den Abgrund gefallen waren und als einziger Pegasus, der nicht den Wagen zog, stürzte sie sich hinterher. Die Flügel eng an den Körper gepresst ließ sie sich fallen, bis sie die Tasche eingeholt hatte. Sie griff die Tasche mit ihren Vorderläufen, breitete ihre Schwingen aus bis die Federn die Luft einfingen um ihren Sturz zu bremsen bevor sie triumphierend aufstieg. Aqua brach ihren Unsichtbarkeitszauber damit Fluttershy sie wiederfinden konnte, und baute ihn neu auf, als diese wieder sicher an Bord war. Der scheue Pegasus war ganz außer Atem von ihrem spektakulären Flug und ebenso überrascht von ihrem Mut wie alle anderen. Sie öffneten die Tasche und fanden alle sechs Elemente darin. Erleichtert nahm Twilight sie heraus und verteilte sie an ihre Freunde. Die Juwelen leuchteten so hell wie eh und je, und Twilight spürte ihre Kraft in sich pulsieren als das Diadem ihren Kopf berührte. Was auch immer Karlo und die Herzlosen geschickt hatte, wollte die Elemente der Harmonie, und sie würden sie auch bekommen. Sie rasten nun auf die Ruinen des alten Schlosses zu, und hier zogen Terra und Big Macintosh schließlich die Bremse. Karlo, zu überrascht um zu reagieren, wurde durch den plötzlichen Halt über ihre Köpfe geschleudert. Das Zaumzeug riss, und Karlo flog quer durch den Raum, die Zügel noch immer in der Hand, bis er schließlich mit einem dumpfen Schlag durch die hintere Mauer brach. Die zwei Hengste standen im Eingang und starrten in den Deckenlosen Saal als trauten sie ihren Augen nicht. Erst als ihr eigener Wagen auf gleicher Höhe mit ihnen war sah Twilight warum. Die Szene in der Burg war so unglaublich dass sie zweimal hinsehen musste, um sie ganz zu begreifen. Discord lag wie hingeworfen auf dem Podest, das einst die Elemente der Harmonie getragen hatte. Ganz im Gegensatz zu seinem üblichen Gebaren hing er da wie ein nasser Sack, todunglücklich und so gar nicht zu dummen Scherzen aufgelegt. Er war farblos und blass, als hätte jemand seine eigene Magie gegen ihn selbst angewandt. Er wirkte niedergeschlagen und ernst, und eine schwere Kette hing um seinen Hals. Karlo lag zusammengekauert an der hinteren Wand und jammerte über die zahlreichen Verletzungen und Misshandlungen, die er erlitten hatte. Der erstaunlichste Anblick war jedoch die Kreatur, die aufrecht in der Mitte des Raumes stand und herablassend auf das Häufchen Elend hinunterblickte. Sie war dunkel und unheimlich, hoch aufgerichtet auf ihren Hinterläufen und trug einen langen, dünnen Stab mit einer grünen Kugel an der Spitze. Twilight hätte dieses Wesen auf den ersten Blick benennen können, aber sie hätte niemals damit gerechnet, einem im echten Leben zu begegnen. Es war ein Mensch, eine Märchengestalt, die niemals außerhalb dieser Fantasiewelten existiert hatte. Menschen gab es nicht. Und doch stand nun einer vor ihr, genau hier in diesem Raum, so echt und bedrohlich wie nur irgend möglich. Wie konnte das nur sein? „Malefitz.“, Knurrte Terra plötzlich. „Was macht die denn hier?“, fragte Ven, der den Menschen mit hasserfülltem Blick ins Auge fasste, „Reicht es ihr denn nicht mehr, nur ihre eigene Welt zu terrorisieren?“ Der Mensch fuhr herum, als er die beiden Hengste im Eingang bemerkte. Twilight hatte noch nie vorher einen Menschen gesehen, trotzdem glaubte sie, in den fremdartigen Zügen des Wesens so etwas wie Überraschung zu erkennen. „Du…?“ Das Wesen sah Terra an, als hätte es ihn gerade erkannt, „Aber wie kann das-„ Es wirbelte plötzlich herum und fixierte Discord mit vor Wut glühenden Augen. „Ist das dein Werk? Hast du ihn hergebracht?“ „Jawohl, Ma’am.“, antwortete der Draconequus, wie in einer blassen Imitation seines üblichen Verhaltens seine Fingernägel betrachtend. „Ich habe sie alle geholt.“ Er schnippte mit den Fingern, und Aquas Unsichtbarkeitsschild zerbrach wie ein kaputter Spiegel. Malefitz war außer sich. „Schick sie zurück!“, befahl sie, „Diese drei sollten vollkommen erledigt sein! Ich hatte dir befohlen, Sora und seine nutzlose Bande von Anfängern herzuholen, nicht die perfekt ausgebildeten Helden die Xehanort vor zehn Jahren aus dem Weg geräumt hat!“ Obwohl sie nicht schrie war ihre Stimme laut und hallend. Twilight konnte nicht anders, als hinter dem Wagen in Deckung zu gehen, erst Recht, als die ihr die Bedeutung der Worte zu dämmern begann. Vor zehn Jahren aus dem Weg geräumt… Hieß das etwa…? Nein, nein das war nicht möglich. Aqua und ihre Freunde waren doch nicht tot, oder? Sie sah zu der blauen Stute auf. Aqua stand stolz und aufrecht wie immer, gespannt und bereit zum Kampf. Da war nicht der kleinste Funken von Überraschung in ihren Augen; was immer ihr bevorstand, sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Auch Ventus und Terra zeigten sich unbeeindruckt von Malefiz‘ Worten. Auch sie hatten es von Anfang an gewusst… „Also genaugenommen…“ Discords schleppende Stimme lenkte Twilights Aufmerksamkeit wieder auf ihre Gegner. Er sah Malefitz nicht direkt an, doch obwohl seine Augen eher auf einem Punkt weit außerhalb der Fenster gerichtet waren war es ganz eindeutig sie, zu der er sprach: „Hattest du mir befohlen, die Schlüsselschwertträger zu holen. Das hab ich getan. Ich hab sie alle hergebracht, auch die zwei Schlüsselschwertmeister. Oh, und die zwei Lakaien, die an dem einen Meister dranhingen. Insgesamt neun Leute, wenn ich mich nicht verzählt habe.“ Er zählte zur Sicherheit noch mal an den Fingern seiner Pfote ab, wobei er sich zusätzliche Finger wachsen ließ als die ursprünglichen vier nicht mehr reichten. Malefitz fing so langsam an zu kochen. Discord sprach noch immer wie ein gelangweilter, aber gehorsamer Diener und lag da wie ein alter, entkräfteter Wachhund, aber durch die graue Fassade blitzte noch immer ein Funken seines wahren Ichs, der den Kampf noch nicht aufgegeben hatte. Vielleicht war es auch genau dieser Funke gewesen, der es ihm erlaubt hatte, Malefitz‘ Befehle auf die für sie ungünstigste Weise aufzufassen. „Also hast du einfach alle Schlüsselschwertträger zusammengerafft, die du finden konntest, und alles was sonst noch zu haben war? Da hättest du ja auch gleich all die großen Schlüsselschwertmeister der Vergangenheit holen und als Armee auflaufen lassen können!“ „Tut mir Leid, Ma’am, das ist mir nicht möglich. Liegt daran dass die alle tot sind, wenn Sie verstehen.“ „Und diese drei sind es nicht?!“, fuhr Malefitz ihn an, auf Aqua und ihre Freunde deutend. „Nö, die sind bloß ziemlich übel zugerichtet, aber nicht tot. War aber nicht einfach, die wieder zusammenzusetzen und herzuholen.“ Twilight atmete erleichtert auf. Also waren sie zumindest am Leben… Sie kannte Aqua und Ven vielleicht gerade einen Tag lang, und mit Terra hatte sie noch nie auch nur ein Wort gewechselt, und trotzdem ging ihr das Schicksal dieser drei Ponys nahe. Zu wissen dass was immer es war wovon Discord sie erlöst hatte fast so schlimm sein musste wie der Tod war das Schlimmste. Besonders weil, wenn sie die Elemente der Harmonie nutzten um Discord wieder in den Stein zu bannen, all seine Zauber rückgängig gemacht würden – auch Aqua und ihre Freunde wären dann wieder dort, wo sie vor Discords Eingreifen gewesen waren. Sie drehte sie zu ihren Freunden um. Auch den anderen fünf kleinen Ponys schien diese Tatsache bewusst zu sein. „Deswegen war Aqua so traurig als sie hier ankam…“, flüsterte Pinkie Pie, „Sie muss sehr gelitten haben bevor Discord sie hierher geholt hat.“ „Dann hat Discord die drei gerettet, oder?“, fragte Applejack ebenso leise. „Ich glaube eher nicht“, murmelte Twilight. Es widerstrebte ihr, das sagen zu müssen, aber sie hatte keine Wahl. „Discords Magie geht wider jede Regel der Natur; selbst, wenn er damit gutes tut, zerstört er damit die Ordnung des Universums und alles, was damit zu tun hat. Aqua und ihre Freunde hier herzubringen mag sie von ihren Qualen erlöst haben, aber das ist nur die eine Seite; auf der anderen, da, wo die drei jetzt eigentlich sein sollten, herrscht jetzt möglicherweise das absolute Chaos!“ „Aber…“, protestierte Rainbow Dash, doch Terra unterbrach sie. „Was sie sagt ist richtig. Das wir hier und aller Schaden ungeschehen ist widerspricht jeder Logik. Es bricht das Konzept von Realität in sich und bringt damit die Weltordnung ins Schwanken. Kein Wunder, dass Herzlose in eine gut geschützte Welt wie diese eindringen können, wenn diese Kreatur die Grenzen so leicht brechen kann.“ „Er allein hätte das niemals geschafft“, fuhr Aqua fort, „Nur weil Malefitz in diese Welt gekommen ist konnte er uns mit seiner Chaosmagie überhaupt erreichen und hierher schleifen. Wenn ihr ihn nicht aufhaltet wird er mehr als nur eure eigene Welt ins Chaos stürzen!“ Twilight schluckte als ihr die tatsächliche Tragweite von Discords Verbrechen bewusst wurde. „Ihr sagt also wir sollen ihn aufhalten, auch wenn das heißt dass ihr wieder dahin zurückmüsst, wo ihr… wo immer er euch rausgeholt hat?“, brüllte Rainbow Dash, längst nicht mehr darauf bedacht, leise zu sein. Malefitz kicherte. „Erfasst. Benutzt eure auch so wunderbaren Kräfte um uns aufzuhalten, und eure neuen Freunde sind bald wieder ihrem erbärmlichen Dasein überlassen, schlimmer als der Tod. Natürlich, ihr rettet damit euer Zuhause, aber denkt doch an die Folgen…“ Der gespielt fürsorgliche Ton in ihrer leisen, giftigen Stimme sträubte Twilight das Fell. Dieser Mensch war die furchtbarste Kreatur, der sie je begegnet war, Nightmare Moon und Königin Chrystallis eingeschlossen. Nicht mal diese beiden hatten sie je gezwungen, ihre Freunde für den Sieg zu opfern. Malefitz summte gedankenverloren vor sich hin. „Lasst mal sehen… korrigiert mich, wenn ich falsch liege, ich bin mir nicht sicher, ob ich alles noch richtig in Erinnerung habe. Schließlich habe ich ja erst durch Xehanorts Berichte über euer Schicksal erfahren.“ Grinsend deutete sie auf Ventus. „Du hättest dich mit deiner dunklen Hälfte vereinen sollen um eine allmächtige Waffe zu erschaffen. Da die Welten augenscheinlich noch intakt sind ist das wohl fehlgeschlagen; nach allem, was mir zu Ohren kam, ist dein kleines Herzchen unter dem Druck zerbrochen. Dein Körper schläft, unfähig, je wieder zu erwachen.“ Der leuchtend grüne Hengst starrte sie wütend an und raufte die Flügel, aber er blieb stehen wo er war. Er widersprach ihr nicht. Twilight konnte Discords Ohren für einen Moment zucken sehen, fast so, als wollte er etwas dazu sagen bevor ihm wieder einfiel, dass er ja in einen willenlosen Sklaven verwandelt worden war. „Und was den Herren mit der hübschen Schleife angeht“, fuhr Malefitz fort, Terras Mähne mit übelkeiterregendem Vergnügen musternd, „Statt kleine Mädchen mit deinen Haaren spielen zu lassen hast du dein Herz und deinen Körper der Dunkelheit übergeben. Angetrieben von nichts als Wut und Hass bist du geradewegs in Xehanorts Falle gerannt. Er hat sich deinen hübschen Körper zu Eigen gemacht und dein eigentliches Selbst dabei restlos vernichtet. Dein Körper ist am Leben, aber du selbst bist schlechter dran als ein Toter; nur mehr ein Schatten deiner selbst, gefangen in einem Körper, der nicht mehr dein ist.“ Terra reagierte nicht, er sah sie nur an als würden ihre Worte direkt durch ihn hindurchgehen. „Mir gefällt die Schleife“, bemerkte Discord, „sie ist hübsch.“ Die wenigen Worte schienen ihn viel Kraft zu kosten, aber währen er sprach konnte Twilight einen schwachen Hauch Farbe in seinen Körper zurückkehren sehen. Er verschwand allerdings, kaum dass Discord sein Maul schloss. „Die Farbe steht ihm allerdings nicht besonders“, urteilte Rarity, „Rosa auf orange… das geht gar nicht! Ich hätte blau gewählt, passend zu seinen Augen, oder etwas Einfaches wie weiß oder schwarz…“ Twilight sah deutlich, wie Rarity sich zwingen musste, über dieses sonst so geliebte Thema zu sprechen – Discord hatte von Malefitz‘ verletzenden Worten ablenken wollen, und Rarity tat ihr Bestes, die Chance zu nutzen. Doch Malefitz fuhr fort, als hätte sie nichts gehört. Nun zeigte sie auf Aqua. „Du hast Xehanort auf eigene Faust entgegengestellt um deine Freunde zu retten oder zu rächen, aber du hast versagt; er hat dich in die Welt der Dunkelheit verbannt. Oh, was du dort an Leid und Terror ertragen musstest… kaum vorstellbar wie sich das anfühlt, ganz allein an diesem schrecklichen Ort…“ Aqua begegnete ihrem ach so mitleidigem Blick mit hoch erhobenem Kopf. „Ich habe NICHT versagt. Wenn ich meinen Freunden auch nur die geringste Chance gegeben habe weiterzukämpfen, dann war es das wert.“ „Rede dir das ruhig weiter ein, du naive Närrin. Die Hoffnung ist längst fort, daran festzuhalten bringt dir nur noch mehr Schmerz.“ „Das nehme ich gerne in Kauf.“ Aquas Ton war endgültig. „Ich werde meinen Weg gehen bis zum Ende, und ich werde nicht aufhören zu Kämpfen bis die Ordnung wieder hergestellt ist.“ Als sie sich zu den kleinen Ponys umdrehte, die hinter dem Wagen kauerten, strahlte Aqua eine solche Macht aus, dass die jungen Stuten sich beinahe vor ihr verbeugt hätten. In diesem Moment verstand Twilight, was es hieß, ein Schlüsselschwertmeister zu sein. „Ihr müsst euch unseretwegen nicht zurückhalten“, sagte sie, ihr Tonfall erstaunlich sanft. „Ja, wir kommen schon klar“, stimmte Ventus zu, „Ich schlafe ja schließlich nur, ist nicht weiter schlimm.“ „Wir kommen alle zurecht“, sagte Terra. Er trat näher um an Vens Seite zu stehen, „Wir kämpfen schließlich nicht erst seit gestern gegen unser Schicksal an. Es war schön, mal einen Tag lang von all dem wegzukommen, und noch besser einander wiederzusehen, aber wir können nicht einfach auf dieser Gnade bestehen. Es war eine kurze Pause, aus der wir Kraft schöpfen können, und das allein ist weit mehr als wir uns hätten wünschen können.“ „Aber… aber wenn wir euch jetzt zurückschicken, dann… dann seit ihr alle wieder allein!“, rief Twilight mit zitternder Stimme, „Ihr…“ „Wir kommen zurecht.“, wiederholte Aqua, „Versprochen.“ „Wir sind vielleicht nicht mehr so nah beisammen wie wir es jetzt sind“, erklärte Terra, „Aber wir haben immer noch die hier.“ Er deutete lächelnd auf den Talisman in seiner Mähne. „Sie mögen wie einfache Schmuckstücke aussehen, aber sie halten all die Erinnerungen an die Zeit fest, die wir gemeinsam verbracht haben.“ „Gute Freunde lassen immer ein wenig von sich selbst in deinem Herzen zurück“, fuhr Aqua fort, „Diese Verbindung kann niemals gebrochen werden. Solange sie besteht sind wir niemals wirklich getrennt.“ „Wir werden euch auch nie vergessen“, sagte Big Macintosh ruhig, „Auch wir sind immer an eurer Seite.“ „Natürlich“, erwiderte Terra lächelnd, „schließlich sind wir alle Freunde.“ „Und werden es auch immer sein“, fügte Ven hinzu, besonders an Rainbow Dash gewandt, „Und wenn ich aufwache komm ich auf jeden Fall nochmal zurück – du schuldest mir noch ne Revanche! Bis dahin üb ich fleißig im Traum.“ Er zwinkerte, und Rainbow grinste zurück. „Ja, in deinen Träumen gewinnst du vielleicht sogar.“ „Ich wünsch euch allen viel Glück“, flüsterte Fluttershy, die vor den drei fremden Ponys bisher noch kein Wort gesprochen hatte, „passt gut auf euch auf.“ „Das werden wir. Vielen Dank, Fluttershy.“ „Ihr kommt uns besuchen wenn es euch allen wieder gut geht, ja?“, fragte Pinkie Pie, „Dann schmeiß ich für euch die riesigste Riesenparty überhaupt!“ „Das wird sicher cool“, antwortete Ven grinsend, „Ich hab gehört deine Partys wären spitze.“ „Das sind sie auch! Partys zu organisieren ist mein Leben!“ „Und kommst auch zu uns auf die Farm und gönnt euch n paar Leckereien. Ich fass‘ es immer noch nich‘ dass du den ganzen Kram nach Canterlot mitgezogen hast und nich’mal ein Stück probieren konntest.“ „Da hab ich wirklich was verpasst, ich weiß“, stimmte Terra zu, „Aber den Geruch habe ich auf jeden Fall genossen.“ „Also dann… wird es wohl Zeit, Lebewohl zu sagen“, sagte Twilight schweren Herzens. Es fiel ihr nicht leicht, den ersten Schritt zu machen, aber Malefitz würde nicht ewig warten. Bis jetzt schien sie sich sicher zu sein, dass die Ponys es nicht tun würden; selbst jetzt noch lag ein Ausdruck von Siegesgewissheit in ihrem blassen, haarlosen Gesicht, der das Pony verunsicherte. „Die Elemente werden nicht funktionieren“, sagte Discord, wieder auf seine Krallen blickend, „Können sie nicht, wenn auch nur eine von ihnen gegen ihr Element geht.“ Er schien zu diesen Worten gezwungen zu werden, als hätte ihn Malefitz mit einem Zauber belegt der ihm befahl, jede Information über seine Welt preiszugeben wenn sie es brauchte. Dieser blasse, verfälschte Discord war humorlos und folgsam; das genaue Gegenteil des unkontrollierbaren Clowns der er mal war. Twilight fragte sich, ob der Erinnerungszauber auch bei ihm wirken würde, und ob Discord ihnen dann eher helfen oder noch mehr Probleme machen würde. „Sag, Rainbow Dash…“, begann der Mensch, seine Stimme voll Boshaftigkeit, „Was sagt deine Loyalität dazu, einen Freund zu opfern? Und Twilight Sparkle – wie glaubst du wohl wir die Magie der Freundschaft dir wohl bei der Vernichtung deiner Freunde helfen?“ „Die Elemente werden funktionieren“, versicherte ihr Twilight, ihre Position an der Spitze des Teams einnehmend, „Gerade weil wir für die Ordnung kämpfen, die unsere Freunde zu schützen geschworen haben!“ „Loyalität heißt nicht alles liegen zu lassen um die für dich selbst beste Lösung zu finden“, fügte Rainbow hinzu, wie üblich über der Gruppe fliegend, „Loyal zu sein heißt manchmal auch, Opfer bringen zu können. Und wenn die drei damit klarkommen, hab ich auch kein Problem damit.“ Die Elemente leuchteten kraftvoll, ihre grenzenlose Magie durchflutete Twilights Körper. Sie spürte die Entschlossenheit ihrer Freunde, das Versprechen Equestria und alle anderen Welten zu beschützen, und all die guten Wünsche an Terra, Aqua und Ventus. Sie können es schaffen, sagte sie sich selbst, sie finden ihren Weg zurück ins Licht. Wir müssen ihnen nur eine Chance geben, es auf die richtige Weise zu tun. Und das hieß Discord zu besiegen, und den Menschen, der ihn kontrollierte. Sie öffnete die Augen um die Magie freizusetzen und spürte den Regenbogen des Lichts herausströmen, um alles Unrecht ungeschehen zu machen. Discord schrie laut auf als der bunte Lichtstrahl ihn erfasste, aber es war kein Schmerzensschrei – er jubelte. Der erste Zauber, den die Elemente brachen, war der, der ihn gebrochen hatte. „Frei! Endlich frei! Oh ich könnte euch Herzchen küssen wenn ich genügend Mäuler für alle hätte!“, rief er, umarmte sie alle durch den wirbelnden Regenbogen hindurch und drückte ihnen je einen lächerlich feuchten Kuss auf den Kopf. Gleichzeitig, hatte er sich doch extra dafür fünf zusätzliche Köpfe wachsen lassen. „Ich hab euch alle ganz doll lieb, ich hoffe wir spielen mal wieder zusammen wenn ich je aus dem Stein rauskomme, in den ihr mich gleich wieder sperren werdet! Und vielleicht besuch‘ ich ja Ven mal in der Traumwelt während wir beide Schlafen bis eine hübsche Prinzessin zum Wachküssen vorbeikommt.“ Er winkte begeistert als er schon halb versteinert war. Der Regenbogen um ihn her brause gegen seine Kraft an. „He, warte!“, schrie Discord plötzlich, „Zurück, zurück, ich steh ja ganz falsch! Wie sollen wir denn so tun als wär all das hier nie passiert wenn meine Statue nicht genau so aussieht wie bevor die Hexe mich aufgetaut hat?“ Von dem lächerlichen Kommentar überrascht ließen die Ponys für einen Moment locker. Discord nutzte die Gelegenheit sich aus dem Stein zu befreien und stellte sich gut gelaunt genau so hin, wie er bei seiner letzten Niederlage gestanden hatte. Die Ponys nahmen ihre Bemühungen wieder auf, und die Elemente waren schnell wieder auf dem Höhepunkt ihrer Kraft. „Danke übrigens, dass ihr mich aus dem Zauber befreit habt. Ihr Stuten seid eigentlich ziemlich süß, vielleicht werden wir je mal Freunde!“, sagte Discord ohne seine angsterfüllte Miene zu ändern, bevor er ganz zu Stein erstarrte und wie beim letzten Mal auch zu Boden fiel. „Nicht in hundert Jahren!“, brüllte Rainbow Dash zurück, obwohl er sie längst nicht mehr hören konnte. Die sechs kleinen Ponys verdoppelten ihre Anstrengungen noch um den Regenbogen über ganz Equestria auszubreiten. Die Explosion aus Licht erstreckte sich bis in den Himmel hinauf, erreichte letztlich die Sonne selbst und zog sie gewaltsam hinter den Horizont zurück, um stattdessen den Mond an den Himmel zu stellen. Entgegen ihrer Hoffnung griff das Licht schließlich auch nach Terra, Ven und Aqua, wohl wissend dass Discords Magie das Einzige war, was ihnen erlaubte, in dieser Welt zu sein. Die drei Schlüsselschwertträger begrüßten das Licht, ließen es durch sich hindurch strömen und in ihre menschliche Gestalt zurückbringen. Obwohl sie von derselben Art waren wie Malefiz sahen diese drei Menschen in Twilights Augen ganz anders aus. Freundlicher vielleicht, und den Ponys ähnlicher als der Hexe. Die drei winkten zum Abschied als sie sich im Licht auflösten, zurück an den Ort, an dem sie sein sollten und in das grausame Schicksal, dem sie nicht entgehen durften. Appleblooms Schleife segelte geräuschlos zu Boden. Twilight fühlte mehr als sie sah wie Big Macintosh sie aufhob. Seine Haltung war gefasst, aber seine ungewöhnlich feuchten Augen verrieten seine wahren Gefühle. Als Discords Zauber komplett aufgehoben waren wand sich der Regenbogen entschlossen um Malefitz und Karlo, seine Kraft nun zum zerreißen gespannt. Twilight fühlte, wie ihr goldenes Diadem vor Magie heiß glühte. Sie konzentrierte all ihre Kraft in dem Edelstein, legte ihre letzten Reserven in den Strahl. Discord hatte sie aufgehalten und den Regenbogen weggedrückt, aber er hatte sich nicht gegen ihn zur Wehr gesetzt. Auch seine Magie war bereitwillig vor den Elementen gewichen. War es einfach nur zu viel auf einmal gewesen, oder war Malefitz vielleicht tatsächlich zu stark für sie? Das Licht hatte längst den Höhepunkt seiner Kraft erreicht, es stand kurz vor dem letzten Schlag, doch es konnte ihn nicht ausführen. Twilight hörte ihre Freunde vor Anstrengung keuchen als sie alle ihre letzte Kraft in den Regenbogen legten, aber es war umsonst: Der Regenbogen des Lichts zerriss, die Magie verschwand. Malefitz stand noch immer, ein triumphierendes Grinsen auf ihrem Gesicht. Sogar Karlo war noch da. Die Elemente der Harmonie hatten versagt. „Gut, gut. Es scheint als hätte eure hübsche Leuchteinlage keine Wirkung auf Wesen von außerhalb eurer eigenen Welt, oder deren Magie“, stellte sie fest, als sie lächelnd auf die erschöpften Ponys herabsah. „Alles, was ihr erreicht habe, war die Taten dieses hässlichen Wurms aufzuheben – also die einzigen Leute wegzuschicken, die mir hätten gefährlich werden können. Gut gemacht, meine kleinen Ponys.“ Mit einem wahnsinnigen Lachen verwandelte sie sich in einen riesigen schwarzen Drachen und flog mit Karlo am Schwanz durch die offene Decke davon. Twilight und ihre Freunde konnten nur verzweifelt zusehen als sie nach Canterlot verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)