Briefwechsel von Nightrose (Sherlock BBC) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- John war wieder zurückgekehrt. Zurück in die Baker Street und in die Wohnung vor der er doch eigentlich hatte fliehen wollen. Der „Urlaub“ hatte nur wenig gebracht und erst durch den Brief, den er von Molly erhalten hatte, hatte sich sein Gemütszustand etwas verbessert. Er hatte seiner Therapeutin von Mollys Idee erzählt doch diese hatte davon nicht viel gehalten. „Sie sollten ihm nicht schreiben. Sie müssen endlich seinen Tod akzeptieren.“, hatte sie gesagt. John schüttelte bei dem Gedanken an diese Worte den Kopf. Er sollte wirklich die Therapeutin wechseln. Natürlich wusste er, dass er Sherlocks Tod akzeptieren musste, aber sein Herz sträubte sich stets dagegen. Ob Molly Recht hatte? Würde es helfen all seine Gedanken einfach niederzuschreiben? Könnte er dann endlich loslassen? Er musste es zumindest versuchen. Langsam ging er zu seinem Sessel vor dem Kamin und ließ sich mit einem schweren Seufzen darin nieder. Wieder wurde ihm die Leere des anderen Sessels, der Gegenüberstand, bewusst. Wieso hatte er hier nicht längst schon einmal alles umgeräumt? Er hatte schon so viele Möglichkeiten dazu gehabt, aber John hatte es nicht gekonnt. Die Wohnung sah auch nach Monaten nicht viel anders aus als sie es vor Sherlocks Tod getan hatte. Einzig und allein der Küchentisch war nicht mehr vollgeräumt, da Mrs Hudson alle wissenschaftlichen Gerätschaften in Kisten gepackt und irgendwo verstaut hatte. Sie wollte sie noch weggeben, hatte es bisher aber auch nicht getan. Jetzt kam John die Küche jedesmal völlig leer vor, so als würde etwas fehlen...und das tat es schließlich auch. Schon wieder. John raufte sich die Haare. Schon wieder fing er damit an. Er musste sich nur Umsehen und schon waren die Gedanken an seinen Freund wieder da. Energisch schüttelte er den Kopf, stand auf und ging hinüber zum Schreibtisch. Er suchte sich Stift und Papier zusammen und begann endlich das aufzuschreiben, was ihm schon so lange auf der Seele brannte. Sherlock, Seit Sie....nein, Du, nicht mehr da bist, scheint die Welt für mich einfach stehen geblieben zu sein. Ich lebe so vor mich hin doch eigentlich ist es kein richtiges Leben mehr. Seit ich dich kenne, hat sich so viel in meinem Leben verändert. Du warst es der mir geholfen hat nach meiner Rückkehr aus dem Krieg wieder ein neues Leben zu beginnen und es war weiß Gott nie langweilig. Und nun scheint es einfach auseinander zu brechen. Jeder Tag scheint einfach nur an mir vorbeizugehen. Sinnlos, leer, unbedeutend. Du fehlst mir. Jeden Tag mehr und es gibt so vieles, was ich dir noch sagen wollte und es nie getan habe. Ich wollte dir immer sagen, dass ich es gehasst habe, wenn du um vier Uhr nachts auf die Idee kamst Geige zu spielen und ich nicht schlafen konnte, ich es aber andererseits mochte den Melodien zuzuhören. Es hat mich genervt, dass der Küchentisch immer mit deinen Experimenten überhäuft war und wir nie wirklich die Gelegenheit hatten daran zu essen. Ich hätte gerne mit dir gefrühstückt. Ich wollte dir immer sagen, dass ich es gehasst hab, wenn du die Namen meiner Freundinnen wieder einmal mit Absicht verwechselst hast nur um sie schneller loszuwerden, ich dir im Nachhinein aber dankbar war, weil sie doch nie richtig zu mir gepasst haben. Deine arrogante und besserwisserische Art anderen Leuten gegenüber ging mir sooft auf die Nerven, aber ich habe immer genau gewusst, dass du mir gegenüber auch anders sein konntest. Außerdem habe ich es gehasst, wenn du schon wieder mit diesem verdammten Schädel gesprochen hast und nicht mit mir, obwohl ich doch gleich nebenan war. Ich hab dir auch nie gesagt, dass ich es nicht leiden konnte, wenn du mir schon wieder widersprochen oder mich korrigiert hast und nun vermisse ich es. Ich kann deine Stimme immer noch hören und ich wünsche mir jedesmal du würdest mir wirklich antworten. Ich vermisse so furchtbar viel an dir und alles in dieser verdammten Wohnung erinnert mich an dich. Der Smilie an der Wand, der mich viel zu fröhlich angrinst (gelegentlich verspüre ich den Drang aus Verzweiflung selbst darauf zu schießen, lasse es dann aber, weil ich dich deswegen getadelt habe und Mrs Hudson sicher nicht noch mehr Löcher in ihrer Wand haben will), der leere Sessel, der meinen gegenüber steht und in dem du einfach nicht mehr sitzt, das Union-Jack Kissen auf der Couch, das immernoch nach dir riecht oder deine Geige, die ungespielt auf der Fensterbank liegt. Und jetzt? Jetzt kann ich dir das alles nicht mehr sagen, weil du einfach nicht mehr da bist. Warum? Warum hast du mich einfach alleine gelassen? Wie konntest du mir das nur antun? Nachts kann ich nicht mehr richtig schlafen, weil du mir im Kopf herum geisterst. Ich sehe dich fallen, immer wieder und wieder und schrecke weinend aus dem Schlaf. Ich möchte dich hiermit um einen letzten Gefallen bitten. Sei einfach nicht tot! Kannst du das für mich tun? Ich bitte dich, komm zurück. Ich bin nichts ohne dich. John Als er fertig war musste John sich die Tränen aus den Augen wischen. Es war schwerer gewesen, als er gedacht hatte, aber es tat gut alles aufgeschrieben zu haben. Wenn er ihm all das nur wirklich hätte sagen können. Langsam stand John auf und nahm einen Umschlag aus der Schublade des Schreibtisches. Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag. Dann schrieb er den Namen des Mannes darauf, von dem er doch wusste, dass er die Worte nie würde lesen könnte und doch wünschte er es sich so sehr: Sherlock Holmes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)