Deine Freundschaft hilft mir aber nicht! von goldpetal ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 - Rückschlag. ------------------------------------ Kapitel 16 - Rückschlag Sakura lag noch immer in der Klinik, sowohl Itachi als auch ich besuchten sie annähernd täglich. Das ging nun schon fast einen Monat so und Sakura verhielt sich, wie eine komplett normale siebzehnjährige sich verhalten würde. Als ich nach einem meiner vielen Besuche in dieser Zeit aus Sakuras Zimmer trat, wurde ich beinahe sofort von ihrem Psychiater abgefangen, welcher mir, ohne viel um den heißen Brei herum zu reden, seine neueste Idee unterbreitete: „Ich will Sakura wieder in die Schule gehen lassen. In nicht allzu ferner Zukunft habt ihr schließlich Abschlussprüfungen, da sollte Sakura vorher doch noch in die Schule gehen.“ „Aber…“, begann ich, doch Itachi schien mich zu verstehen: „Ihre Mutter?“, ich nickte. „Nun, ich habe sie schon gefragt. Sie hat keinerlei Problem damit, dass Sakura die Schule wieder besucht. Allerdings gehe ich davon aus – und du wirst mir sicherlich zustimmen – das sie ihrer Tochter schnell wieder zu viel Druck machen wird. Und hier kommst du ins Spiel“, er erklärte mir, dass er der Meinung sei, es wäre besser Sakura bei mir daheim wohnen zu lassen, um dem Risiko, welches durch ihre Mutter ausging, zu entgehen. Ohne groß zu zögern stimmte ich ihm zu und so kam es, dass Sakura bei mir daheim einzog. Sie musste alle zwei bis drei Tage zu einer Therapiesitzung bei Itachi gehen, doch das störte sie nicht weiter. Sakura blühte regelrecht auf, seit sie wieder in der Schule war. Ihre Noten waren blendend und ich war mir sicher, dass sie ihren Abschluss ohne Probleme schaffen würde. Wenn wir nicht in der Schule waren und Sakura keine Sitzung hatte gingen wir aus – oftmals mit Suigetsu. Und genau mit dem haben wir uns an diesem Tag auch getroffen. Wir saßen gemeinsam mit Suigetsu, Juugo und einigen anderen seiner Bekannten im Park der Stadt, wir unterhielten uns, lachten, einige aßen etwas und Suigetsu plante schon wieder die nächste Party. „Dieses Wochenende können wir bei mir feiern, ich hab Sturmfrei!“, grinste er und begann, den verschiedensten Leuten Kaufaufträge zu geben – Sakura und mich ausgeschlossen, unsere Anwesenheit allein reichte ihm offenbar aus. Auch Sakura hatte viel Spaß, lachte und redete mit den anderen während sie ein Stück Wassermelone aß. Offensichtlich hatten Wassermelonen recht wenige Kalorien, sonst würde sie nicht einmal daran denken die Frucht zu essen – abgesehen von der Tatsache, dass sie nun schon seit fast einer Stunde an ihrem Stück herumkaute. Geistesabwesend lies ich meinen Blick durch die Gegend schweifen, bis er an einer mir nur allzu bekannten Frisur hängen blieb. Rasch konzentrierte ich mich wieder auf Suigetsus Planungen, in der Hoffnung er hätte uns nicht bemerkt, doch kurz darauf brummte mein Handy schon, denn ich hatte eine Nachricht bekommen. Sie haben 1 neue SMS von Entenarsch erhalten Ich wollte sie nicht öffnen, denn ich konnte mir schon fast denken, was ungefähr darin stehen würde. Doch früher oder später hätte ich sie ohnehin öffnen müssen, weshalb ich auf meinen Bildschirm tippte. Komm sofort zu der Bank am Osteingang! „Höflich wie immer“, brummte ich missmutig vor mich hin, dann erhob ich mich und verließ mit der Entschuldigung, ich müsse mal für kleine Mädchen, die Gruppe. Der Osteingang war recht weit entfernt und ich wusste jetzt schon, welche Art von Sprüchen mich später erwarten würde – das Gute daran war, dass eine der öffentlichen Toiletten dieses Parks wirklich dort war. Als ich an Besagter Stelle ankam, erwartete er mich bereits. Und sonderlich fröhlich schien er auch nicht. Um genau zu sein wurde ich sobald er mich erblickt hatte angefaucht: „Was denkst du dir eigentlich dabei?!“ Mein scheinheiliges „Wobei?“, trug nicht gerade zur Stimmung bei, sein wütendes: „Du weißt es doch!“, bestätigte mich nur in meiner Annahme. „Ich kenn den Kerl zu gut! Und weißt du warum? Weil er früher sehr gut mit mir befreundet war! Über ihn habe ich Karin kennengelernt!“, er wurde immer lauter und als Karins Name fiel hatte ich ihm schon eine Ohrfeige verpasst. Nicht wegen ihr, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich es für unglaublich feige hielt, Suigetsu dafür verantwortlich zu machen, was er getan hatte. Nach einem kurzen Schockmoment hatte sich Sasuke wieder gefasst, starrte mich nun ebenso wütend an wie ich ihn. „Glaub mir, ich kenn ihn. Lass das. Bitte“, zischte er schon fast, da er sich offenbar zusammenreißen musste, mich nicht anzuschreien. Ich konnte sehen wie seine Wange leicht anschwoll, offensichtlich hatte ich härter zugeschlagen als gedacht. Nachdem er noch mehrere Male mit einem fürchterlich aggressiven Unterton wiederholt hatte, dass Suigetsu weder für mich noch für Sakura der richtige Umgang sei, riss auch mir der Geduldsfaden und ich schrie ihn an: „Das ist unsere Sache! Suigetsu lenkt uns ab! Er lenkt Sakura von ihren Problemen ab! Er verschafft mir Atempausen! Ich brauche ihn! Sakura braucht ihn! Er ist eine viel bessere Hilfe als du es je sein könntest und er merkt es nicht einmal! Nimm mir das nicht weg!“, während ich geschrien hatte war ich in Tränen ausgebrochen und ein älteres Ehepaar begann zu tuscheln, bevor sie ihren Platz  in unserer Nähe verließen. Offensichtlich belästigte Sasuke momentan nicht nur mich. Dieser sah mich hochnäsig, wie ich ihn damals kennengelernt hatte, an: „Mach doch was du willst, Prinzesschen!“, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und verschwand. „Ich geb’ dir gleich Prinzesschen!“, brüllte ich ihm noch hinterher, bevor ich auf die Toilette verschwand um die Spuren meines kurzen Tränenausbruches zu beseitigen. Als dies erledigt war ging ich, lächelnd als ob nichts passiert wäre, zu den Anderen zurück, ließ mich neben Sakura fallen und gab einige Musikwünsche bei Suigetsu ab, während ich gekonnt die Witze bezüglich meiner längeren Abwesenheit überhörte. Auch die nächste Woche in der Schule verlief weitestgehend normal. Sakura stritt sich wieder mit Naruto, was sie seit gut einem Jahr nicht mehr getan hatte, wir blieben gemeinsam in der Schulbücherei um für unsere Abschlussprüfungen zu lernen und uns das, was wir nicht verstanden, von Hinata erklären zu lassen, welche nur mit kam, da Naruto dort war – immerhin war sie eine der wenigen, die schon früh genug mit Lernen begonnen hatten. Sasuke sahen wir immer seltener, denn unser Schülersprecher schien sich plötzlich der Wichtigkeit seines Amtes bewusst geworden zu sein und holte nun sämtliche Aufgaben, die im Laufe des letzten Schuljahres angefallen waren, in aller Ordentlichkeit nach. Ich hatte von Sensei Iruka, dem Betreuer des Schülerrates, gehört das Sasuke oftmals der Erste war, der in die Schule kam und der Letzte der wieder ging – der Hausmeister hatte ihm offenbar einen Schlüssel für die Schule anvertraut, da er erst so spät nach Hause ging. Ich fand dies nicht weiter verwunderlich, immerhin hatte er auch einen Ruf zu verlieren, wenn er seine Aufgaben weiterhin so vernachlässigte. Ich hingegen bemühte mich, meine Zeit mit Sakura so angenehm wie möglich zu gestalten, was im Klartext hieß, dass wir so oft wie möglich feiern gingen und nicht mehr Zeit bei mir zu Hause verbrachten, als zwingend notwendig war. Somit hatten sowohl Sasuke als auch ich alle Hände voll zu tun und wir sahen uns nur noch während der Unterrichtsstunden. Er war blass geworden und hatte Augenringe bekommen, doch auch das war mir herzlich egal. Sollte er doch krank werden, mich würde es nicht stören. Ich verfiel wieder in mein altes Verhaltensmuster ihm gegenüber, entweder ignorierte ich ihn geflissentlich oder ich musterte ihn abwertend, wenn ich über in reden musste, dann tat ich dies nur mit einem abschätzigen Unterton. Sakura schien dies mit der Zeit auch aufzufallen, denn auf dem Heimweg sprach sie mich aus heiterem Himmel darauf an: „Ist zwischen euch was vorgefallen?“ Leicht verwirrt fragte ich sie, was sie meinte, und sie begann mir zu erklären, dass Sasuke und ich uns schon seit beinahe einem halben Jahr nicht mehr so feindlich gesinnt gewesen waren. „Wir haben nur beschlossen, uns nicht mehr in die Angelegenheiten des anderen einzumischen“, mit einem Schulterzucken und dieser Aussage war das Thema sowohl für mich als auch für Sakura abgeschlossen und wir begannen, uns über die Party, welche heute Abend stattfinden sollte, zu unterhalten. „Weißt du, Ino, ich bin schon die ganze Zeit am überlegen was da eigentlich zwischen mir und Sai läuft“, erklärte Sakura mir, als ich ihr gerade die Haare locker nach oben steckte. „Nun, ihr macht auf so ziemlich jeder Party miteinander rum…“, murmelte ich gedankenverloren, bevor ich Sakura eröffnete, dass ich der festen Überzeugung war Sai wäre ihr verfallen. Ich mochte Sai zwar nicht, aber wenn er Sakura glücklich machen konnte, dann würde ich ihn wohl ertragen müssen. Dennoch war mir der Kerl nicht geheuer und die Tatsache, dass er sein Abitur mit 1,0 gemacht hatte und nun Kunst studierte machte das ganze nicht viel besser. Auch diese Party verlief wie die vielen anderen davor, Sakura trank ihr Willkommensbier aus und verschwand mit Sai in irgendeiner Ecke, ich flirtete heftig mit Suigetsu, um mich selbst davon abzuhalten, Sakuras Wachhund zu spielen und am Ende landeten auch er und ich meist wild knutschend auf einer Couch – das gute daran war, dass Suigetsu oftmals betrunken genug war um am nächsten Morgen der Meinung zu sein, er habe nur geträumt, allerdings erinnerte er sich beinahe schon unheimlich klar an die letzten Wochen und war somit der festen Überzeugung er und ich würden ein Traumpaar abgeben – welches Sakura in Sai nun schon seit etwa einem Monat waren. Inzwischen hatte ich mich recht gut mit ihm abgefunden, auch wenn er noch immer zu perfekt auf mich wirkte, wodurch ich dazu tendierte, ihn eindringlich zu beobachten, wenn er in meine Nähe kam, was ihn allerdings nicht weiter zu stören schien. Die Realschulabschlussprüfungen hatten sowohl Sakura, als auch ich bestanden, womit wir uns für die örtliche Oberschule qualifiziert hatten, an welche wir auch nach den Sommerferien gehen würden – Hinata, Shikamaru, Choji und Sasuke ebenfalls, Naruto hingegen begann seine Ausbildung bei Ichirakus Nudelgeschäft, welche er schon vor seinem offiziellen Schulabschluss beginnen durfte, dort gingen Sakura, Hinata und ich inzwischen regelmäßig Essen, um ihn zu besuchen. Auch an diesem Tag kamen Sakura und ich gerade aus dem Laden, wo wir die arme Hinata in der Hoffnung, sie würde eine normale Konversation mit Naruto führen, allein gelassen hatten. Ich brachte Sakura zu Itachis Praxis, wo sie nun ihre anderthalbstündige Sitzung hatte – in der Zwischenzeit ging ich etwas einkaufen, da mein Vater noch immer im Laden war und heute nicht mehr dazu kommen würde. Gerade als ich aus dem Supermarkt kam – ich wollte nun wieder zu Itachis Praxis, um Sakura abzuholen – traf ich ihn. Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt, so schlecht sah er aus. Er war kreidebleich, seine schwarzen Haare wirkten glanzlos, sein Gesicht sah ausgezehrt aus und ich war mir sicher das seine Augenringe so leicht nicht mehr verschwinden würden. „Hallo, Prinzesschen“, nuschelte er mir im Vorbeigehen zu und auch von mir kam ein kühles: „Hallo, Herr Schülersprecher“, bevor er und ich weiter unseres Weges gingen. Nun, genauer gesagt bevor er und ich vorhatten, weiter unseres Weges zu gehen, denn ein dumpfes Geräusch ließ mich heftig herumfahren. „Sasuke!“, kam es erschrocken von mir, denn der Junge lag auf dem Boden, offenbar ohnmächtig. Ich stürzte zu ihm und gab ihm eine Ohrfeige, von der er auch nicht wach wurde, weshalb ich leicht panisch kontrollierte, ob er noch atmete und Puls hatte – glücklicherweise war beides vorhanden, weshalb ich erleichtert aufatmete. Ich öffnete den Kragen seines Hemdes ein wenig und legte seine Füße auf meine Schultern, bevor ich den Krankenwagen rief. Dass mir die Ausbildung als Schulsanitäter in diesem Jahr so hilfreich sein würde hätte ich nie erwartet. Während ich auf den Krankenwagen wartete, überprüfte ich, ob er Wunden hatte, doch außer einer ziemlichen Beule schien er unverletzt zu sein. Beim Eintreffen der Sanitäter wirkte Sasuke schon, als würde er jeden Moment wieder aufwachen, weshalb ich den Ärzten nur schnell die Situation erklärte und mit den Worten: „Entschuldigen sie, ich habe noch einen wichtigen Termin!“, das Weite suchte. Ich war tatsächlich noch angekommen, bevor Sakuras Sitzung beendet war, womit mir noch etwas Zeit blieb mein weiteres Vorgehen zu planen. Sollte ich Sakura von diesem Zwischenfall erzählen? Früher oder später würde sie es ohnehin erfahren, denn Tratsch – besonders wenn er Sasuke betraf – verbreitete sich selbst in den letzten beiden Schulwochen, in welchen die Schulabgänger bloß noch Anwesenheitspflicht hatten, wie ein Lauffeuer. Wahrscheinlich war es besser, wenn sie es durch mich erfahren würde, doch ich hatte Angst, dass sie sich wieder die Schuld dafür geben würde, daher war es wohl besser, auf den richtigen Moment zu warten. Des Weiteren war ich der festen Überzeugung, dass er sich nur so verausgabt hatte, um immer eine Möglichkeit zu haben mir nach unserem Streit aus dem Weg zu gehen. Oder er hatte diese Auseinandersetzung als Kriegserklärung gesehen und wollte beweisen, dass er besser war als ich. Ich weiß es heute noch nicht, denn er hat nie wieder darüber geredet. Als Sakura fröhlich lächelnd aus dem Gebäude trat war meine Entscheidung gefallen: Ich würde es ihr erst sagen, wenn sie danach fragte. Den gesamten Rückweg unterhielten wir uns ausgelassen über Suigetsus nächste Party, ich plante mit Sakura ihr nächstes Date mit Sai – ein Kinobesuch sollte es werden – und vergaß darüber hinweg fast schon, was vor kaum einer Stunde vorgefallen war. Am nächsten Tag in der Schule konnte man die News schon förmlich riechen. An jeder Ecke unterhielten sich die Leute angeregt, als wir bei Hinata, Naruto, Choji und Shikamaru ankamen, brüllte Naruto schon aufgeregt zu uns herüber: „Sakura! Ino! Ihr glaubt gar nicht was ich gerade mitbekommen habe!“, bevor er auf uns einredete: „Wisst ihr, Kiba hat mir erzählt, dass Konohamaru ihm erzählt hat das der Mann im Maskenladen ihm erzählt hat das eine Kundin von ihm gesehen hat, wie Sasuke vom Krankenwagen abgeholt wurde! Er soll einfach umgefallen sein, mitten auf der Straße! Könnt ihr euch das vorstellen?“, er schien wirklich entsetzt über diese Neuigkeit zu sein. „Komm runter Naruto, es ist bestimmt nur halb so wild“, versuchte ich ihn zu beruhigen, doch hibbelig wie er war begann er nun die wildesten Theorien aufzustellen, was mit Sasuke passiert sein konnte, bis mir den Geduldsfaden riss und ich lauter und durchaus aggressiver als ich müsste fauchte: „Er ist einfach wegen Überarbeitung umgefallen, die Sanitäter sagen er kann morgen oder übermorgen schon wieder in die Schule gehen!“, und still war Naruto. Ebenso wie Sakura, welche dazu noch blasser als ohnehin schon geworden war, weshalb Choji ihr besorgt seine Chips unter die Nase hielt: „Willst du welche?“, doch Sakura schob seine Hand zur Seite. Ihr Blick war ausdruckslos und ich war mich ziemlich sicher, dass ich nun aufpassen musste. „Hey, Sakura-chan, das passiert nun mal wenn man sich so einen anstrengenden Posten im Schülerrat aussucht“, grinste ich und stupste sie an, doch von ihr kam nur ein Kaltes: „Ach, ist das so. Gut zu wissen, das du darüber so gut Bescheid weißt.“ „Naja… ich war zufällig da, er ist quasi neben mir umgefallen. Ich hätte mich strafbar gemacht wenn ich ihm nicht geholfen hätte“, rechtfertigte ich mich – für das völlig Falsche, was mir auch äußerst bewusst war, doch ich hoffte, dass Sakura mit einer solchen Antwort gelassener umging. Tat sie nicht. „Das ist mir durchaus bewusst“, antwortete sie mit einem bitteren Unterton, der mir verdeutlichte, dass ich jetzt besser schweigen sollte, was ich auch tat. Mir wurde bewusst, dass ich nichts mehr machen konnte, außer zu hoffen das sie sich wieder einkriegte, bevor sie sich etwas antat, denn es war Teil der Abmachung mit Itachi, das Sakura, sobald sie neue Schnitte aufweisen sollte, mit strikteren Therapiemaßnahmen oder im schlimmsten Fall einem Therapieabbruch rechnen musste. Nervös blickte ich auf die noch immer rosige Narbe an ihrer Wange. Wie ein Herz sah sie aus, irgendwie ironisch wenn man bedachte, dass sie aus Selbsthass entstanden war. Doch ich war mir sicher, dass Sakura solch eine für jeden sichtbare Verletzung vermeiden wollte, die Verbände um ihre Handgelenke waren schon auffällig genug und die Gerüchte darüber schwelten noch immer unter der Schülerschaft. Viele lagen richtig. Den restlichen Tag ignorierte sie mich gekonnt, unterhielt sich jedoch prächtig mit den Anderen, als wäre ich nicht anwesend. Auch auf dem Rückweg ignorierte sie mich, ebenso bei mir daheim. Sie legte sich auf ihre Matratze und las ein Buch, bevor sie einschlief, was mich beruhigte. Vielleicht war sie wirklich nur sauer auf mich, so wie früher. Wir ignorierten uns ein paar Tage und dann war von Schlag auf Schlag alles wieder gut und wir waren wieder die besten Freundinnen. In dieser Form waren unsere Konflikte in den letzten zehn Jahren oft abgelaufen, weshalb ich mich mit recht ruhigen Gedanken schlafen legen konnte. Auch der nächste Tag lief mit ziemlich kühlen Interaktionen ab, so kühl das selbst Naruto auf die Idee kam, Sakura und ich könnten uns gestritten haben, wofür er sich nur von Shikamaru anhören durfte was für ein Idiot er doch war, es erst jetzt bemerkt zu haben. „Hey, ich bin kein Idiot! Ich werde der Nudelsuppenmeister dieser Stadt, wart’ nur ab!“ „Natürlich, wir kommen dich heute wieder besuchen“, meinte Choji, welcher schon vorfreudig begann aufzuzählen, was Naruto ihm denn alles kochen könne. „Ihr bekommt heute die beste Nudelsuppe eures Lebens!“, grinste er, bevor er vorfreudig erzählte, wie gut ihm seine Ausbildung gefiel: „Und das Ichiraku mir erlaubt schon jetzt anzufangen find’ ich super! Außerdem kann ich immer Nudelsuppe essen und muss sie nicht bezahlen!“, grinste er in Chojis Richtung, von welchem er – wie zu erwarten – einen neidischen Blick zugeworfen bekam. „A-also ich finde die Idee g-gut, lasst uns doch alle zusammen N-Naruto-kun besuchen gehen“, nuschelte Hinata leise und sah Sakura und mich erwartungsvoll an. Offensichtlich dachte sie, unser Streit würde sich bei einer Nudelsuppe in einem fröhlichen Grüppchen wie von selbst auflösen, was ebenfalls schon oft der Fall gewesen war. Zwar bezweifelte ich dies, doch da Sakura fröhlich zusagte tat ich es ihr gleich, was schon zehn Male geklappt hatte würde auch noch ein elftes Mal funktionieren. Dennoch liefen wir schweigend zu dem Nudelsuppenrestaurant, auch während dem Essen – unnötig zu erwähnen, das Sakura sich mit einem Glas Wasser und einem Gemischten Salat ohne Dressing zufrieden gab – unterhielten wir uns kein einziges Mal. Hinata versuchte immer wieder vergeblich uns dazu zu bringen miteinander zu reden, doch sie konnte keine Erfolge verzeichnen. Zwar tat sie mir leid, doch ich wusste selbst nicht wie und wann Sakura und ich uns wieder vertragen würden, jedenfalls war meine Hoffnung, dieses Treffen würde alles wieder gut machen, bereits bei unserer Ankunft am Boden zerschellt. Somit verabschiedeten wir uns am Abend von allen, ohne das Hinata oder ich Erfolge erzielt hatten. Doch auch an diesem Abend schlief Sakura sofort ein – jedenfalls dachte ich dass es so war. Als ich mitten in der Nacht aufwachte, hörte ich etwas von ihrer Matratze her rascheln, doch ich dachte mir nichts weiter dabei und ging auf die Toilette, da ich der Meinung war, dieses Bedürfnis hätte mich aufgeweckt. Hatte es auch, doch von meinem Badezimmerbesuch nahm ich mehr wieder zurück als ich wollte, denn direkt neben dem Waschbecken sah ich sie liegen. Sie blitzten noch und sahen ganz neu aus, doch an ihnen klebte noch sehr frisches Blut. Ich dachte nicht lange nach, schmiss die Klingen in den Müll und stürmte in mein Zimmer, machte das Licht an und blickte direkt zu Sakura, welche gerade unruhig versuchte, ihren Arm zu verbinden. „Sakura!“, schrie ich sie an und weckte damit wahrscheinlich meinen Vater, was mir allerdings egal war, denn das Einzige was jetzt für mich zählte war meine beste Freundin. Ich gab ihr mehrere Ohrfeigen, während ich immer wieder ihren Namen schrie, bevor ich ihr die Binde aus der Hand riss und aus der Schublade meines Nachtschrankes mein Erste-Hilfe-Kit nahm. Immer wieder sagte ich ihren Namen, bis ich ihn nur noch schluchzte während ich ihre Wunden desinfizierte. Mir fiel auf, dass die vier neuen Schnitte unsauber waren, jede Wunde für sich schwankte  stark an der Tiefe, teils waren sie fast nur oberflächlich, teils tief genug das ich der Meinung war, die Blutung würde erst in einigen Stunden stoppen, und sie verliefen in Wellenlinien, als habe Sakura sich nicht entscheiden können in welche Richtung sie schneiden wollte. Als ich fertig war nahm ich Sakura in den Arm. Sie ließ sich schlaff hängen, als wäre sie nur eine Puppe und ich begann noch mehr zu schluchzen, während ich ihn ihr Ohr jammerte: „Spinnst du?! Du hast es doch so lange geschafft! Vielleicht… vielleicht verbietet Itachi dir jetzt in die Schule zu gehen! Was soll ich denn machen, so ganz ohne dich?“, als sie sich wieder bewegte, bemerkte ich das sie vier weitere der zittrigen Schnitte an ihrem Oberschenkel hatte. Sie hatte versucht diese zu verbinden, während ich mit ihr sprach und ich riss ihr den Verband geradezu aus der Hand: „Komm, gib mir das, ich mach das“, bevor ich ihr Bein sauber verband, sie wieder in ihr Kissen drückte und zudeckte. Während ich noch immer weinend neben ihr saß hatte sie keine Gesichtsregung gezeigt, doch nun flüsterte sie leise: „Leg dich hin, wir müssen morgen in die Schule.“ „Ja“, flüsterte ich zurück und legte mich erneut schlafen. Jedenfalls versuchte ich es, doch vor lauter Schuldgefühlen konnte ich kein Auge zutun. Was wäre gewesen, wenn ich es Sakura einfach gesagt hätte? Dann wäre sie nicht sauer auf mich gewesen. Ich hätte die Geschichte umerzählen können, dass er ungünstig gestolpert wäre oder so ähnlich, sodass Sakura nicht auf die Idee kommen könnte es sei ihre Schuld. Ich hatte schon wieder die falsche Entscheidung getroffen. Das Einzige in dem ich wirklich gut war, war es offenbar die falschen Entscheidungen zu treffen! Ich konnte Sakura nicht helfen, das wurde mir jedes mal wieder schmerzlich bewusst. Am nächsten Tag ging Sasuke bereits wieder in die Schule, er sah wieder ziemlich gesund aus und verhielt sich wie vorher, die Arbeit des Schülerrates blieb dementsprechend schnell außen vor, er erklärte jedem, dass er schlicht und ergreifend vom Lernen für den Abschluss übermüdet gewesen war und aufgrund dessen auf der Straße umgekippt war.  Sakura hatte eine weitere Sitzung bei Itachi gehabt und noch bevor die Sitzung beendet war, wusste ich was kommen würde, schließlich hatte er es oft genug sowohl vor mir, als auch vor Sakura wiederholt gehabt. Er rief mich kurz nach der Sitzung an und teilte mir mit, das Sakura nun für kurze Zeit eine stationäre Therapie verordnet bekommen habe, welche im Falle von nur geringer Situationsbesserung oder gar Situationsverschlechterung verlängert werden könne. Falls Sakuras Zustand sich verbessern würde, dann würde die Therapie voraussichtlich gegen Anfang der Sommerferien enden, doch ich solle vorerst niemanden davon erzählen, da weitere Gerüchte um Sakuras Zustand eher kontraproduktiv wirken könnten. Und so kam es, dass ich das erste Mal seit langem allein da stand und der Mensch, um den sich mein ganzes Leben gedreht hatte, plötzlich aus diesem gerissen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)