Deine Freundschaft hilft mir aber nicht! von goldpetal ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 - Blut. ---------------------------- Kapitel 7 – Blut.   Ich rede noch immer von dem Tag, der völlig normal begonnen hatte. Sakura hatte gefrühstückt, wir waren in den Unterricht gegangen, waren beide wieder die Vorzeigefreundinnen. Und jetzt? Jetzt rannte ich in den Sanitätsraum, als ginge es um mein Leben.   Es war wirklich unangenehm in einer Feinstrumpfhose zu rennen und zu merken, wie sich die Laufmasche, welche man sich zugezogen hatte, in vereinzelten Sprüngen über das ganze Bein zu ziehen begann. Aber das war es mir wert. Klar, ich war eine Tussi. Ich bezeichne mich auch heute noch gerne selbst als Tussi, aber es ist, wie es ist. Warum lag der verdammte Sanitätsraum eigentlich so weit von der Toilette entfernt? Ich fluchte vor mich hin, Worte die ich von einem meiner Kumpel gelernt hatte, der wirklich göttlich fluchen konnte. Ich flitze um eine Kurve und trippelte dann eine kurze Treppe hinauf, bevor ich die Tür aufriss und an mein weißes Schließfach trat, auf welchem sich ein rotes Kreuz und mein Name befanden. Mit einem schnellen Drehen des Verschlusses öffnete ich mein Fach und schnappte mir die ’Erste Hilfe’ Tasche, welche sich – neben Ballerinas, in die ich auch sofort schlüpfte – darin befand. In meiner Eile schloss ich nicht ab, sonder schlug die Tür einfach nur in derselben Bewegung, in der ich den kleinen Raum, in welchen sich abgesehen von einer Liege und einem riesigen Medizinschrank nicht viel befand, verlassen hatte. Auf dem braun gefliesten gang stieß ich erneut mit einer Person zusammen. Um ganz genau zu sein rannte ich mitten in unsere Schulschwester, welche ich mit einem knappen „Es ist eilig“ aus dem Weg schob. Die junge, braunhaarige Frau sah mich schief an und rief mir nach, sie wolle nachher eine driftige Erklärung dafür haben, bevor auch sie ihren Weg fortsetzte. Innerlich lies ich in diesem Moment einen genervten Seufzer vernehmen, doch ich hatte keine Puste, um diesen Seufzer nach draußen zu lassen. Zwei Minuten später stand ich schon wieder vor der rosa Toilettentür – von Sasuke oder meinen Schuhen war nirgends eine Spur. Ich zuckte mit den Schultern, bevor ich in das Mädchenklo trat. Sakura schluchzte noch immer, doch man hörte auch ein beruhigendes „Schhh“ aus derselben Toilettenkabine. Ich lief zu der offenstehenden Tür und erblickte eine kreidebleiche Sakura. Sie zitterte und schluchzte, ihr Arm war schon mit einem Stück Stoff abgebunden worden, sodass der Blutfluss etwas gemindert wurde. Auf dem Boden hatte sich schon eine kleine Blutlache gebildet und ich merkte, wie auch ich erbleichte. So viel Blut war ich nicht gewohnt. Ich musste mehrmals tief durchatmen, als mir der Metallische Geruch in die Nase stieg. „Soll ich das machen?“, fragte auf einmal eine kühle Stimme. Erst in diesem Moment realisierte ich den Uchiha mit dem Zerrissenen Hemd, auf dessen Schoß Sakura mehr hing als saß. Eine innerliche Schimpftyrade später brummte ich nur, dass es ginge und setzte mich ohne Rücksicht auf Verluste mitten in das blut auf dem Boden, bevor ich begann in meiner Sanitätertasche zu kramen. Nach dem Desinfizieralkohol suchend drückte ich Sasuke ein Tuch in die Hand. Wenn er schon in der Mädchentoilette sitzen musste, dann konnte er auch mal Krankenschwester spielen. Wenige Sekunden später hielt ich auch schon triumphierend eine Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit in der Hand und befeuchtete mit dieser nun das Tuch. „Halt sie fest“, befahl ich Sasuke, bevor ich Sakura sagte „das brennt jetzt etwas mehr als bei den anderen Schnitten“ Der Uchiha gehorchte mir ohne Widerworte und hielt seine Exfreundin fest im Arm, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Sakura selbst hatte mir den einen Arm entgegengestreckt, den Anderen nutze sie, um sich die Hand auf die noch immer von Tränen verschleierten Augen zu drücken. Ich wische vorsichtig um die Wunde und desinfizierte so gut es ging den klaffenden Schnitt. Die rosahaarige hatte sich gute drei Zentimeter geschnitten und der Schnitt hörte nicht auf zu bluten. „Sasuke, in der Tasche sind eine Nadel und ein blauer faden, beides Steril verpackt. Gib mir das mal“, sagte ich ruhig. Da die Wunde sich sicherlich verbreiten würde, wenn ich sie einfach Verband, sah ich mich beinahe gezwungen, sie zu nähen. Zuerst, um die Blutung zu stoppen, des Weiteren um Sakura eine breite und auffällige Narbe zu ersparen. Der Uchiha reichte mir stumm wonach ich ihn gebeten hatte und ich begann sofort den blauen Plastikfaden in die Öse der Nadel zu fädeln und einen Knoten in das hintere Ende zu machen, damit die Schnur hielt. „Sakura, tut mir leid, aber ich habe keine Betäubung…“,  begann ich, doch sie jammerte nur, ich solle dafür sorgen, dass sie nicht weiter blute. Ich nickte knapp, bevor ich am Rand der etwa fünf Zentimeter langen Wunde ansetzte und die Nadel vorsichtig in Sakuras warme, bleiche Haut stach. Sie zuckte zurück und zischte schmerzerfüllt, doch mit einem eiskalten Blick auf Sasuke sorgte dieser dafür, dass sie sich nicht mehr bewegte und brummte ihr etwas von wegen sie müsse still halten, sonst blute es noch mehr in ihr Ohr. Wo er recht hatte, hatte er recht. Ich hatte die Nadel schon in die andere Seite der Wunde gestochen und zog diese nun leicht zusammen, bevor ich wieder die Anfangsseite traktierte. Etwa zehn Stiche Später war der fünf Zentimeter lange Schnitt von mir genäht worden und ich zog ihn jetzt vorsichtig zusammen, um Sakura nicht noch weiter weh zu tun, bevor ich den Faden aus der Nadelöse zog und ihn ebenfalls verknotete. Danach wischte ich noch mit etwas Desinfektionsalkohol über die Naht und erhob mich aus dem Blut am Boden. „Fertig“, seufzte ich auf, dann umarmte ich Sakura vorsichtig „Was machst du für Sachen…?“ Sie wurde von mehreren Schluchzern geschüttelt und klammerte sich mit ihrer rechten hand an meinen Rücken, die linke konnte sie noch nicht bewegen, da Sasuke ihren Oberarm festhielt. Ich fragte nicht weiter nach und schnappte mir einen Verband aus der Tasche, mit dem ich ihren zerschundenen arm wieder ordentlich verband, während ich ihr erklärte, dass sie besser keinen Druck auf den Arm ausübe und ich ihr in zwei Wochen die Fäden ziehen würde. Danach widmete ich mich mit dem Tuch meiner Strumpfhose, welche von Blut durchtränkt und nicht mehr zu retten war, daher zog ich sie kurzerhand in der Toilettenkabine nebenan aus und wischte das Blut von meinen Beinen. Wenig später stand ich wieder vor Sakura und sah sie an. Sie zitterte und war kreidebleich, doch sie weinte nicht mehr. Die Spuren von verlaufener Wimperntusche hoben sich stark gegen ihre blasse Haut ab und ihre Augen, sowie ihre Lippen waren angeschwollen. Sie sah mir allerdings nicht in die Augen, sondern blickte beschämt zu Boden. „Sasuke, komm mal“, sagte ich, denn ich hatte im Gefühl, dass sie allein sein wollte. Der Uchiha Hob sie kurz an, stand auf und setzte meine Beste Freundin dann auf den Toilettensitz, als wöge sie nichts. Naja, sie wog ja ohnehin wenig, doch sie hatte in der letzten Zeit auch sehr viel abgenommen. Der Uchiha folgte mir aus dem kleinen Toilettenraum in den Gang, wo ich mich auf den Boden fallen ließ und mir meine Sanitätertasche auf den Schoß legte. Auch Sasuke ließ sich auf den Boden fallen, bevor er mich trocken wie immer fragte: „Deshalb wolltest du mir nichts sagen?“ Ich nickte und brummte: „Ja…“, bevor ich ihn anfunkelte und mit bedrohlichem Unterton sagte: „Und wag du dich ja nicht, irgendwem davon zu erzählen!“ Er hob seine Hände „Nein. Ich will nur ein bisschen was von dir wissen.“ Mein erster Gedanke war Na toll, den zweiten Gedanken sprach ich dann einfach aus: „Ja? Warum? Das ist eine Sache, die dich ’nen feuchten Fliegenschiss angeht, immerhin ist das deine Schuld.“ Er riss seine schwarzen Augen auf: „Meine Schuld?“ „Ja?“, fragte ich mit einem herabblickenden Tonfall und verdrehte die Augen. Dieser junge war wirklich schwer von Begriff. „Eisprinzessin? Ich soll schuld sein, dass Sakura sich die Arme aufschneidet?“, fragte er verwundert und ich brummte nur entnervt: „Denk mal scharf nach, Uchiha“, bevor ich mich erhob, ihm meine Schuhe abnahm und zum Sanitätsraum lief, um meine Tasche wieder aufzufüllen und die Ballerinas in den Spind zu packen. Auf dem Weg dorthin lief ich erneut an unserer Schulschwester vorbei, welche mich zurückhielt: „Ino Yamanaka, hier geblieben.“ Ich drehte mich verwundert zu ihr um und fragte: „Was ist denn, Schwester Shizune?“ „Ich glaube, ich will nicht wissen, warum du wie von der Tarantel gestochen an mir vorbeigerannt bist, aber du musst die Tasche wieder ordentlich auffüllen, ja? Ich sag deinem Klassenlehrer einfach…“, begann die braunhaarige Frau, doch ich unterbrach sie: „Sensei Kakashi weiß, dass ich nicht im Unterricht bin. Er hat mich für diese Stunde freigestellt“ „Na wenn das so ist“, nickte die Frau, bevor sie meine Tasche entgegennahm und mich mit den Worten „Ich mach das schon“ wieder wegschickte. Ich dankte ihr mit einem Lächeln und lief gemächlich zurück zu der Toilette, vor welcher noch immer Sasuke saß, einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Ich ignorierte ihn einfach und ging wieder in den kleinen Raum, wo ich begann mit Toilettenpapier das Blut vom Fußboden zu wischen. Sakura sah mir einfach dabei zu und sagte nichts. Es schien fast so, als säße sie nicht auf den Toilettensitz  im Mädchenklo im Erdgeschoss, sondern irgendwo weit, weit weg von allen Sorgen, von Anna, von Sasuke und von mir.   Das alles ereignete sich in nichtmal einer dreiviertel Stunde. In einer dreiviertel Stunde hatte Sasuke Uchiha das Geheimnis, welches Sakura und ich hatten, aufgedeckt. In einer dreiviertel Stunde hatte ich das erste Mal eine offene Wunde genäht. In einer dreiviertel Stunde hatte sich die Situation völlig verändert – ob zum Guten oder zum Schlechten wusste ich damals aber nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)