Deine Freundschaft hilft mir aber nicht! von goldpetal ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 - "Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!" ------------------------------------------------------------------- Kapitel 12 – „Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“ Haltlos weinend stand ich vor Sasuke, welcher mir über die Rücken strich und versuchte, mich zu beruhigen. Dieser Junge verstand einfach nicht, dass er doch Schuld war, dass es Sakura und mir selbst in diesem Moment nicht gerade gut ging, dennoch versuchte er mit aller Gewalt mich zu beruhigen. Als ich langsam weniger weinte drückte ich ihn von mir und strich mit meinem Arm über die Augen, dann streckte ich mich ausgiebig: „Ich muss aussehen wie ein Panda.“ „Stimmt“, sagte er trocken, dann bemerkte er bloß, dass es schon spät sei und er mich nach Hause bringen würde. Ich murrte zwar und behauptete, dass ich sehr gut allein nach Hause kommen würde, doch der Uchiha lies sich nicht beirren und als ich fast stürzte, weil ein Heulkrampf doch sehr auslaugend war, konnte ich ihn erst recht nicht abwimmeln. „Ach, ihr wohnt über eurem Laden?“ „Was hast du denn gedacht?“, brummte ich missmutig, bevor ich die Ladentür aufschloss und direkt nachdem ich hinein gegangen war wieder verschloss. So schnell wie möglich lief ich hoch in die Wohnung und schmiss mich auf mein Bett. Jetzt war ich wirklich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Mein Vater würde jetzt sagen, er sei mit seinem Latein am Ende. Ich würde es einfach so weiter versuchen, irgendwann musste Sakura doch wieder mit mir reden. Mit diesem Gedanken fiel ich in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich allzu früh wieder erwachte, als mein Vater an meine Tür klopfte: „Ino, Spätzchen, steh auf, du musst zur Schule.“ „Papa, ich bin keine zwölf mehr“, brummte ich, dann rollte ich mich aus meinem Bett und Schlurfte ins Badezimmer, wie jeden Morgen. Der einzige Unterschied zwischen diesem Morgen und den letzten war, dass heute Samstag war. Und Samstags war keine Schule, somit musste ich einen großen Teil des Tages totschlagen, bevor ich zu Sakura gehen konnte. „Ino!“, rief mein Vater empört, als er meine Zimmertür öffnete und ich sah ihn nur scheinheilig an: „Was ist denn Papa?“ „Schau dich doch mal hier um! Du musst dein Zimmer aufräumen, bald sind Prüfungen, da musst du lernen können, Prinzessin.“ Manchmal hatte mein Vater doch ziemlich gute Ideen.  Aufräume würde bei der Größe meines Zimmers und dem dort herrschendem Chaos sicherlich mehrere Stunden totschlagen, also begann ich meine Schulbücher vom Boden aufzuklauben und legte sie ordentlich gestapelt auf mein Bett, bevor ich die Kleidung, die auf meinem Boden herumlag in die Wäsche brachte. Wie ich mir gedacht hatte, dauerte das Aufräumen wirklich fast fünf Stunden und mein Zimmer war nun so ordentlich, wie ich es gefühlte Jahre nicht gesehen hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon halb drei Mittags war, daher machte ich mich in aller Ruhe fertig und verließ dann unsere Wohnung um zu Sakura zu gehen. Ich hatte mir fest vorgenommen, heute so lange mit ihr zu reden, bis sie mir antwortete. Bevor ich klingeln konnte urde die Tür schon von Sakuras Mutter geöffnet, welche mich erst leicht verwirrt, dann lächelnd ansah: „Oh, Ino, ich muss jetzt gehen, meinen Mann vom Flughafen abholen. Schließ die Tür hinter dir, wenn du gehst, ja?“ „Natürlich!“, antwortete ich mit einem Lächeln und betrat das Haus der Familie. Dass ihr Vater von seiner Geschäftsreise wiederkommen sollte würde sie sicherlich freuen. Ich klopfte zaghaft an de Tür: „Sakura?“, bevor ich sie öffnete. Meine Freundin saß wie immer zusammengekauert auf ihrem Bett und ich setzte mich zu ihr und legte meine Hand auf ihr Knie. Erschreckend, wie knochig es war. „Sakura, dein Vater kommt wieder zurück! Deine Mutter ist gerade los ihn vom Flughafen abholen“, verkündete ich ihr fröhlich und sie sah auf, lächelte leicht, doch ich schreckte zurück. Ihre Haut war unglaublich blass geworden, noch blasser als vorher, es kam mir vor als versuchten ihre Augen sich in den Höhlen zu verstecken. „Lass uns spazieren gehen“, war der erste Satz der mir einfiel und zu meiner Verwunderung erhob Sakura sich und begann, sich Alltagstaugliche Kleidung anzuziehen. Es war erschreckend und faszinierend zugleich ihr beim anziehen zuzusehen. Sie war so abgemagert, so dünn hatte ich sie überhaupt nicht in Erinnerung. Ihre Rippen konnte ich schon eine Weile zählen, doch inzwischen ragten sie heraus wie längliche Berge. Auch ihre Beine und Arme waren so dünn geworden, dass man das Gefühl hatte sie würden jeden Moment einfach abbrechen. Doch ich sagte keinen Ton, aus Angst, dass Sakura sich sofort wieder auf ihr Bett setzen würde. Als sie fertig war öffnete ich einfach ihre Zimmertür und hoffte, dass sie mir folgte, was sie auch tat. Wir liefen einfach nebeneinander her, sie sprach kein Wort und ich überlegte mir, was ich ihr erzählen sollte. Es war Samstag, also konnte ich ihr nicht erzählen was in der Schule passiert war. Und schon war mein Repertoire aufgebraucht. „Schönes Wetter heute, oder? Gestern war es ja ganz schön kühl“, versuchte ich die eisige Stimmung zu lockern, was allerdings nicht klappte, da Sakura schwieg. Sie reagierte nicht einmal auf meine Worte. Irgendwo konnte ich es ihr auch nicht verübeln, immerhin hätte ich selbst keine Reaktion auf solch einen Satz gezeigt. „Weißt du, mein Vater hat mich schon gefragt wann du uns mal wieder besuchen würdest. Er sagt, seine fast Mitbewohnerin fehlt ihm. Wollen wir uns nicht mal wieder einen Beautyabend gönnen?“, trällerte ich fröhlich vor mich hin. Mein Vater hatte sich heute tatsächlich so nach Sakura erkundigt, was mich zum einen gefreut, zum anderen leicht verunsichert hatte. Wenn selbst mein Vater, der so selten daheim war, merkte, dass Sakura selten zu Besuch kam wurde das ganze langsam wirklich auffällig. Es wehte wenig Wind, doch ich merkte wie Sakura zitterte, und so bugsierte ich sie in das nächst beste Café, wo ich mir einen Latte Macciato und sie sich ein Wasser gönnte. Innerlich schüttelte ich den Kopf darüber, dass sie sich nicht einmal Kaffee bestellte, aber ich sagte nichts dazu. „Weißt du, Naruto hat gestern wieder in den gang gemusst, Kiba mit ihm. Und Shikamaru dann auch, er war eingeschlafen. Sensei Asuma hatte wohl schlechte Laune“, erzählte ich ihr, was ich gestern vergessen hatte zu erzählen. Sie sah mich an und legte den Kopf schief. „Ja, er hat auch S… Sai angemeckert weil der ein wenig abwesend gewirkt hat“, gerade wollte ich Sasuke erwähnen, allerdings hatte ich mich im letzten Moment noch daran erinnert, dass es eher kontraproduktiv war diesen Namen zu erwähnen. Sakura stand plötzlich ohne ein Wort auf, legte etwas Geld auf den Tisch und verließ das Café. Na toll, dachte ich mir, dann schmiss ich ebenfalls genug Geld für mein Getränk auf den Tisch und lief ihr rasch nach, doch so krank Sakura auch aussah, sie war schnell. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin sie gerannt war, geschweige denn es erahnen. Ich konnte ohnehin ihre Gedankengänge und Handlungen nicht mehr nachvollziehen, weshalb ich mich einfach ziemlich demotiviert auf eine Treppe setzte und für einen Moment die Augen schloss. Dieser Moment der Ruhe hielt allerdings nicht sehr lange an. „Ino! Hey, hallo!“, wurde ich von der anderen Straßenseite angebrüllt.  Ich hätte nicht einmal meinen Kopf heben oder die Augen öffnen müssen um zu wissen, wer mich da gerade geortet hatte, denn in meinem gesamten Bekanntenkreis befanden sich nur zwei Jungen, die mich so begrüßen würden. Zum einen Naruto, aber der musste, wie ich und der Rest meines Politikkurses erfahren hatten, als unser Lehrer ausgerastet war, den gesamten Samstag nachsitzen. „Suigetsu!“, lächelte ich ihm mit dem strahlendsten Ino-Lächeln, welches ich aufbringen konnte entgegen und stand keine zwei Sekunden später ihm, seinem besten Freund Juugo und dessen derzeitigen Freundin gegenüber. „Was machst du denn hier so alleine? Wo ist das Blümchen?“, mit Blümchen meinte er Sakura. Ich selbst konnte zwar nie herausfinden, warum er Sakura und Blümchen miteinander verband, aber das war seine Sache. Was mich im ersten Moment mehr stutzen lies war, dass er nicht wusste, dass Sakura momentan nicht in die Schule ging, bis mir einfiel, dass er an eine andere Schule als ich ging und einen Jahrgang über meinem war, weshalb er ohnehin nicht so viel von der ganzen Sache mitbekommen würde wie die Leute in meinem Jahrgang. Das war auch gut so, denn noch jemanden, der mich jeden Tag belagerte und nach dem Wohlergehen einer Person fragte,  bei der ich selbst mit meinen Ideen und Versuchen am Ende angelangt war, konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Es reichte schon Naruto, der den ganzen Tag wenn er könnte zehnmal fragen würde. Oder Hinata, welche sich inzwischen auch Sorgen machte und mich jeden morgen schüchtern antippte und fragte, ob ich etwas Neues über Sakura wisse. „Sie ist daheim, lernt für deine Prüfung. Damit muss ich auch bald anfangen, immerhin schreiben wir sie schon Montag nächste Woche“, das war sogar fast die Wahrheit. Abgesehen davon, dass ich nicht wusste, ob Sakura für diesen Test lernte. „Richte ihr liebe Grüße von mir aus, ja? Und vielleicht hast du ja auch mal wieder Zeit, wenn die Prüfungen vorbei sind, Süße“, grinste er mich charmant an und drückte mich dann kurz, während er mir ins Ohr flüsterte: „Wenn du weiter so böse dreinschaust bekommen die Leute noch Angst vor dir, Süße“ „Danke, aber das war der erwünschte Effekt“, antwortete ich mit dem Unterton, der mir bei Sasuke den Spitznamen ’Eisprinzessin’ eingebracht hatte und Suigetsu tätschelte mir den Kopf, dann trällerte er ein fröhliches: „Auf Wiedersehen“ und verschwand mit den anderen Beiden Richtung Innenstadt. Ich seufzte hörbar, dann erhob ich mich und begab mich ohne Umwege nach Hause. Als ich den Blumenladen betrat begrüßte mich mein Vater und ich antwortete ihm so gut gelaunt wie ich konnte. „Du bist aber früh wieder daheim, Spätzchen“ „Ja, Sakura musste noch für ihre… Musikprüfung lernen“, ich hatte kein Musik, daher konnte ich mir mit dieser Ausrede keine weiteren Probleme einfangen. „Oh, sie ist ja schlau, da schafft sie das bestimmt“ „Klar“, antwortete ich rasch und huschte nach oben in unsere Wohnung, wo ich mir eine Flasche Bier meines Vaters schnappte und mich bei lauter Musik in mein Zimmer setzte. Von Alkohol wurde ich immer müde und da ich der Meinung war, fünf Uhr Nachmittags schlafen zu müssen, bot es sich an, ein wenig zu trinken. Ich hatte schon die halbe Flasche geleert, als mein Handy  mich mit einem Instrumentalstück, welches seit neuestem mein Klingelton war, von meinem vorhaben abbrachte. Eingehender Anruf von Entenarsch Ich seufzte, dann hob ich ab: „Was ist?“ „Hast du Zeit?“ „Nein“ „Ich habe aber eine Idee wegen Sakura“ „Das ist wirklich schön für dich, aber ich würde es gerne noch ein Weilchen selbst probieren. Wenn ich wirklich und absolut keine Idee mehr habe, sag ich dir bescheid“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Ich hatte keine einzige Idee mehr, wie ich selbst ihr helfen konnte, doch mein Stolz wollte nicht zulassen, dass Sasuke mir half. Demnach legte ich einfach auf, schaltete mein Handy aus und legte mich in mein Bett. Am nächsten Tag passierte nicht sehr viel, ich besuchte Sakura nicht, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich nicht sehen wollte, daher setzte ich mich den ganzen Tag hin, hörte Musik und machte meine Hausaufgaben. Auch der Rest der Woche verlief ohne große Zwischenfälle. Ich traf Suigetsu ziemlich oft in der Stadt, besuchte jeden Tag Sakura und versuchte sie zum reden zu bringen. Doch inzwischen reagierte sie nicht mal mehr auf mich. Freitagabend brach dann auch mein Stolz in sich zusammen, ich lag auf meinem Bett und starrte eine Weile auf mein Handy, bevor ich begann, eine Nachricht zu tippen. Nachricht senden an Entenarsch Hast du Samstag Zeit? Ich atmete tief durch, dann drückte ich auf Nachricht senden und wartete auf eine Antwort, welche auch keine fünf Minuten später eintraf. Ja, warum? Ich tippte nur Sakura zurück und Sasuke sagte mir sofort wann er mich wo treffen wollte. Dass ich diesen Jungen je um Rat fragen würde hätte ich mir vor einiger Zeit nicht träumen lassen. Ich rollte mich auf meinem Bett zusammen, um den unangenehmen Knoten in meinem Bauch besser ignorieren zu können, dann versuchte ich einzuschlafen. Samstagfrüh wurde ich von meinem Vater geweckt, welcher in meiner Tür stand und mir verkündete, dass das Frühstück fertig sei, woraufhin ich ihn anmurrte und mich aus meinem Bett quälte. Da ich nur mit meinem Vater frühstückte, machte ich mir nicht die Mühe etwas anderes anzuziehen als mein Höschen und das T-Shirt, in dem ich geschlafen hatte. Das war ein Fehler, denn keine zehn Minuten nachdem ich begonnen hatte, mich meinem Omelett zu widmen, klingelte es. Ich machte mir nicht groß Gedanken, wer vor der Tür stehen konnte, und so öffnete ich sie schwungvoll, doch als ich sah, wer das stand, schmiss ich sie wieder zu, rannte in mein Zimmer und zog mich so schnell wie möglich um, bevor ich die Tür erneut öffnete, den schiefen Blick von meinem Vater ignorierend. „Warum bist du schon hier?“, fragte ich ihn sowohl verwirrt, als auch genervt. „Egal“, brummte er, fuhr sich durch die Haare und fragte mich beiläufig, ob er hereinkommen dürfte. „Wir frühstücken grade, willst du etwas abhaben?“, fragte ich aus Höflichkeit, als ich zur seite trat und ihn eintreten ließ. „Gern.“ „Mein Vater hat Omelett gemacht. Ach ja, und er weiß nichts von Sakuras… Zustand.“ „Geht klar.“ Ich führte Sasuke in unser Esszimmer, stellte ihn meinem Vater vor und verschwand mit den Worten: „Ich muss noch duschen“ im Badezimmer. Als ich zurückkam unterhielten der Uchiha und mein Vater sich angeregt über Baseball, was mich ein wenig zum schmunzeln brachte. Ich setzte mich zu den beiden an den Küchentisch und widmete mich weiter meinem – inzwischen kalten – Essen. „Hast du dir das Spiel diesem Samstag angeschaut?“ „Natürlich! Dieser Home Run war grandios!“ Ich verstand kein Wort, daher hörte ich ihnen einfach stillschweigend zu, während ich meinen kalten Kaffee trank und mein Omelett aß. Warum war Sasuke zu Besuch gekommen? Diese Frage beschäftigte mich die gesamte Zeit, bis ich der Meinung war, dass ich nun das Männergespräch mit einem dezenten: „Sasuke, wollten wir nicht jemanden besuchen?“ unterbrach. „Stimmt“, antwortete er sofort und erhob sich, dann bedankte er sich bei meinem Vater und lief mir nach zur Tür. Kaum standen wir auf der Straße fauchte ich ihn auch schon an: „Was bildest du dir ein einfach morgens zu mir nach Hause zu kommen?! Hast du eigentlich nen Plan, was mein Vater jetzt denkt?!“ „Wahrscheinlich, dass du einen unglaublich charmanten, äußerst attraktiven und intellektuellen Freund hast.“ „Selbstverliebter Mistkerl trifft’s eher“, brummte ich und wies ihn dann an mir in das Eiscafé zu folgen, in welches es mich per SMS eigentlich kommandiert hatte, wo ich mich in die hinterste Ecke fallen ließ. „Du lässt wirklich nach“, kam daraufhin sichelnd zurück und ich sah ihn bloß mit einem Blick an, der genau die Wirkung erzielte, dich ich haben wollte. Der Uchiha blickte weg und man merkte, dass er sich leicht unwohl fühlte. Auch ein Schulsprecher war nur ein Mensch. Ich lächelte selbstgefällig, dann wurde mir allerdings wieder bewusst, was der Grund für unser Treffen war. Doch zuerst musste ich noch eine Frage klären: „Warum hast du mich besucht?“ „Weil ich ein Idee hatte“, brummte er „Aber sie wird dir nicht gefallen.“ Ich sagte nichts dazu, zum einen, weil die Bedienung kam und uns mit einem Lächeln nach unserer Bestellung fragte, zum anderen, weil ich mir schon dachte, was er sagen wollte. Als wir unsere Eisbecher hatten stocherte ich eine Weile mit dem Löffel in der Sahne herum und schob sie von meinem Eis herunter, auf eine genauere Ausführung von Sasukes Idee wartend, welche allerdings nicht kam. Auch er rührte lustlos in seinem Eiskaffee herum, und die eisige Atmosphäre wurde von Minute zu Minute unangenehmer, bis ich schließlich das Schweigen brach und ihn fragte: „Was war deine Idee?“ Keine Antwort. Manchmal fragte ich mich wirklich, was im Kopf von diesem Typen vorging, mit dem ich eine Art Feindfreundschaft aufgebaut hatte. Es vergingen weitere Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, dann antwortete er: „Mein Bruder…“ „Ja?“ „Er ist Psychiater.“ „Nein!“, rief ich schon fast und war kurz davor aufzuspringen, bis mir einfiel, wo wir waren und ich mich langsam auf die Bank zurückfallen ließ. Ich atmete mehrmals tief durch, bevor ich erneut zu sprechen begann: „Sakura würde sich wehren. Und sie würde mich hassen, wenn ich zu einem Psychiater mit ihr gehe, da bin ich mir sicher.“ „Aber ich denke, dass er ihr bestimmt helfen kann“, antwortete Sasuke mir ruhig, als rede er mit einem knurrenden Hund. „Sie würde das nicht annehmen. Sie würde nicht aus so was eingehen, ich kenn sie doch!“, meine Stimme wurde schon wieder lauter und ich bemühte mich, ruhiger zu werden, was nicht sehr gut klappte. Ein älteres Ehepaar blickte uns schon vorwurfsvoll an, was die Lage für mich nicht gerade verbesserte. „Das können wir nicht machen, Sasuke. Wirklich nicht, das würde es wahrscheinlich nur verschlimmern!“ „Aber wenn wir es nicht versuchen, können wir es nicht wissen. Das ist besser, als wenn sie sich selbst zerstört, oder nicht?“ „Glaub mir, das wird nicht klappen“, brummte ich und sank auf meiner Bank zusammen. Ich wusste, dass ich seiner Idee früher oder später nachgeben müsste, doch ich wollte es noch immer nicht wirklich wahrhaben. Nachdem ich zehn Minuten lang stumm mein Eis gelöffelt hatte, folgte ich einem Impuls, für den ich selbst keine Erklärung hatte, und schmiss etwas Geld auf den Tisch, bevor ich Sasuke am Arm packte und mit ihm zu Sakuras Haus stürmte, und bevor ich realisierte, was ich getan hatte, klingelte ich auch schon. Sakuras Mutter öffnete mir: „Oh, Ino und… Sasuke, oder?“ „Ja, freut mich sie wieder zu sehen, Frau Haruno“, sagte Sasuke mit einer leichten Verbeugung, die bei diesem Jungen nicht einmal unkonventionell wirkte. „Kommt doch herein, ihr wollt sicher Sakura besuchen“, lächelte sie uns nett an und trat zur Seite, um uns hereinzulassen. Ich holte tief Luft, dann begann ich Sakuras Mutter so einfach wie möglich zu erklären, dass ihre Tochter kaum etwas aß und sich die Arme aufschnitt, wenn ihr alles zu viel wurde. Man konnte der Frau wirklich ansehen, dass alles zu viel für sie war, denn die Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie musste sich an Sasukes Oberarm festhalten, um nicht umzufallen. Der Uchiha führte sie vorsichtig zu einem Stuhl, auf den sie sich setzte. Sowohl ich, als auch meine männliche Begleitung knieten uns vor sie. Erstaunend, wie gut Sasuke improvisieren konnte. Weder er noch ich wußte wirklich, was wir jetzt tun sollten, mein Gedanke, welcher mich hierher geführt hatte war nur bis zu dem Punkt, an welchem ich die Bombe gegenüber Sakuras Mutter platzen ließ. Ab hier musste der schwarzhaarige übernehmen, welcher offensichtlich schon weiter gedacht hatte: „Frau Haruno, haben sie keine Angst um ihre Tochter. Ino – und seit geraumer Zeit auch ich – machen uns ebenfalls Sorgen um Sakura, und wir überlegen uns schon eine Weile, wie wir ihr am besten helfen können. Für unseren momentanen Plan bräuchten wir allerdings ihr Einverständnis, Miss.“ Sakuras Mutter nickte bloß langsam. Ich nahm an, dass sie die gesamte Situation einfach überforderte und sie nicht wirklich klar denken konnte. So hatte ich mich auch gefühlt, nachdem ich damals Sakuras Arm nähen musste. „Mein Bruder ist Psychologe und arbeitet in der Psychiatrie des Nachbarortes. Wir dachten uns, er kann ihr sicher helfen.“ Erneut nickte Sakuras Mutter, wie benebelt. Ich hatte mich schon erhoben und füllte ihr gerade etwas Wasser in ein Glas. Jetzt mussten wir wohl erstmal ihre Mutter ein wenig beruhigen, bevor wir Sakura unseren Vorschlag unterbreiten konnten. „Geht hoch“, sagte sie leise, dann atmete sie tief durch und trank einen Schluck aus dem Glas, welches ich ihr gereicht hatte. Wir bedankten uns bei ihr, dann liefen wir langsam die Treppe hinauf zu Sakuras Zimmer. Sasuke stand taktvoll hinter mir, sodass man ihn nicht direkt sehen würde. Ich holte tief Luft, dann klopfte ich an die Tür und öffnete sie vorsichtig. „Sakura-chan?“, fragte ich, als ich das Zimmer in Begleitung von Sasuke betrat. Ein schriller Schrei von ihrem Bett ließ uns beide zusammenzucken, dann sah ich Sakura, welche sich in die Zimmerecke gedrückt hatte und weinte, als wäre es das letzte was sie tun würde. „Sakura…“ „Geh weg!“, schrie sie. Es war das erste Mal seit mehreren Wochen, dass ich ihre Stimme hörte, doch sie klang sehr brüchig. Es verwunderte mich, dass sie überhaupt noch schreien konnte. „Sakura, hör mir zu!“, bat ich sie, doch sie brüllte:  „Verschwinde!“ „Nein!“, sagte ich ruhig, aber bestimmt, „Ich bin deine beste Freundin! Ich will dir doch nur helfen, also lass es mich wenigstens versuchen!“ Sakura schluchzte und sah mich wutentbrannt an: „Ja, schön für dich! Wenn du meine beste Freundin bist, müsstest du wissen, dass ich ihn nicht sehen will? Warum kommt gerade ER mit dir?!“ „Er will dir auch helfen!“, nun wurde auch ich lauter. Mir tat Sakuras Mutter unglaublich leid, welche gerade nicht weit entfernt saß und sicherlich mitbekam, wie wir uns gegenseitig anschrien. Und das in ihrem Zustand. „Kann er aber nicht! Er macht es nur schlimmer!“, kreischte sie schon beinahe hysterisch, sodass Sasuke hinter mir ein Stück weit zurückwich. Er machte schon Anstalten, das Zimmer zu verlassen, doch ich packte seinen Unterarm und vergrub meine Fingernägel in seiner Haut, während ich zischte: „Wehe du gehst jetzt“, dann atmete ich erneut tief ein, bevor ich sagte: „Sein Bruder ist Psychologe“, doch Sakura kreischte: „Nein!“, bevor ich meinen Satz vollenden konnte, doch dann unterbrach ich sie: „Er kann dir bestimmt helfen!“ „Du willst mich zum Psychologen bringen?!“, schrie sie fassungslos, und man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie sich verraten fühlte. „Ich mag dich! Ich kann einfach nicht mit ansehen, wie du zerbrichst und dich selbst zerstörst!“ „Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“ Das hatte gesessen. Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht für mich, vor allem, da mir klar geworden war, dass sie Recht hatte. Ich konnte ihr nicht helfen, ganz egal wie stark mein Wille war, ihr zu helfen, in der Lage dazu war ich tatsächlich nicht. Mir war der Schock deutlich anzusehen. Sakura sah mich mit einem eisigen Blick an. Sasuke zischte vor schmerz und ich spürte ein wenig Blut an seinem Arm herablaufen. Und in diesem Moment sank ich auf den Boden und starrte emotionslos auf Sakuras Teppich, nicht in der Lage mich zu bewegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)