Der Beginn einer Lüge von GloZe (Molly trifft auf James Moriarty) ================================================================================ Mollys Liebesbrief ------------------ Jeder weiß es. Nur nicht der, der es wissen soll. Molly seufzt in ihrem kleinen Zimmer voller Leichen. Sie wartet auf ihn. Er soll kommen. Schließlich ist wieder ein neuer toter Mann entdeckt worden, in dessen Fall ER wieder seine Nase hineinsteckt und so lange darin behält, bis er des Pudels Kern entdeckt oder es ihm zu langweilig wird und nach einer neuen Herausforderung sucht. Für Molly ist er nicht die Sensation Londons, der Meisterdetektiv, der alles weiß, nicht der tolle Held aus jeder Kriminalgeschichte in der Zeitung. Für Molly ist er viel mehr als das. Er ist die Erleuchtung in ihren Träumen. Nein, viel mehr ist er die Verkörperung ihrer Träume. Stets spielt er Hauptrolle, Nebendarsteller und auch die Gegenstände um ihn herum sind in sämtlichen nächtlichen Gedankenspielen er selbst. Niemand darf ihr so nahe kommen wie er. Und trotzdem tut er es auf die kälteste Art und Weise, die es nur geben kann. Denn auf beruflicher Basis findet sich keine Liebe. Seine Leidenschaft gehört seiner Arbeit. Seine Leidenschaft und seine Liebe soll ihr gehören und nicht der Reitergärte, mit der er Leichen angreift. Nochmals ein langer, tiefer Seufzer. Sie fängt an in ihrer Traumwelt zu schwelgen, von rosaroten Wolken, welche sich in ihn verwandeln und dann auf sie zu kommt und die Augen schließt und zum langersehnten Kuss ansetzt… „Molly!“ Etwas lauter ist die zarte Stimme, die sie wieder in die reale, kalte Welt bombardiert. „Schlafen Sie nicht, ich will Ihren ausführlichen Bericht in diesem Fall hören.“ Sie springt von ihrem winzigen, kalten Stuhl auf um für ihn da zu sein. Wie immer wenn er kommt. „Ja“, bemerkt sie und tritt neben den in einem desinfizierten, schwarzen Leichensack mit einem Reißverschluss verbleibenden Toten. Sie öffnet den Reisverschluss und wenig ungewöhnlich kommt ein Mann mittleren Alters zum Vorschein, jedoch vor nicht mal 24 Stunden verstorben. Mit keinem natürlichen Tode, versteht sich. Sonst wäre wohl keiner der dort Anwesenden zu dieser Zeit an diesem Ort. „Also die Schusswunden beschränken sich auf zwei der Anzahl nach, welche beide in die Oberarme trafen. Ungewöhnlich ist hierbei nur…“ Sie deutet auf beide Einschusslöcher um dann von dem Genie im Raum unterbrochen zu werden. „Ich sehe es schon, danke sehr.“ Stockend fuhr sie fort mit dem Bericht. In keimfreien Einmalhandschuhen zeigt ihre rechte Hand auf den Kopf, die linke deutet auf den Magenbereich des Opfers. „Was aber zum Tode führte, waren drei Stichwunden in der Magengegend und nicht zuletzt auch die Schläge mit einem stumpfen Gegenstand auf den Schädel.“ In dem Bericht entsteht eine kleine Pause, in der sie ihn anlächelt und darauf hofft, dass seine Gesichtszüge, welche sich nur dann regen, wenn etwas Außergewöhnliches an einer Leiche seinen Tag versüßt, sich vielleicht auch zu einem Lächeln verziehen. Aber dieses Mal, wie die letzten Male davor, war das Lächeln Kilometer davon entfernt überhaupt aufzutauchen. „Keine Vergiftungen? Oder Wunden an den Füßen?“ „Nichts dergleichen. Nur ältere Einrisse in den Füßen, welche jedoch kaum natürlich sein konnten, sind vorhanden, aber haben kaum etwas mit dem Mord zu tun.“ „Mit Sicherheit hat es nichts mit dem Mord zu tun, aber das betrachte ich erst mal genauer.“ Seine Lupe ist neben seiner Gärte der von ihm meist geliebte Gegenstand. Sie beobachtet seine fließende Bewegung, alles genau, im wahrsten Sinne des Wortes, unter die Lupe zu nehmen und mit ein wenig Glück ein kleines, selbstherrliches Lächeln an ihn zu erkennen. Kurze Zeit später, ein Lächeln fehlte bei diesem Treffen wie jedes male zuvor, gibt er einen Befehl an seinem treuen Gefährten weiter, um sich auf die Suche nach neuen Spuren zu machen. Bei dieser Anweisung zuckt Molly zusammen und stellt sich ihnen kurzerhand in den Weg. Mit sehr roten Wangen versucht sie stockend einen Satz zu formulieren, der die beiden Männer aufhalten soll. „Ich… äh, habe noch etwas für Sie.“ Verlegen lächelt sie ihn an, ebenfalls in der Hoffnung, hoffnungsloser denn je, dass er zurücklächelt. Aber kaum einen Blick schenkt er ihr, die meiste der kurzen Zeit sieht er an ihr vorbei auf den Gang, das Nachbargebäude und anderen Kleinigkeiten. „Machen Sie bitte schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren!“ „Oh…“ Molly zögert und tritt dann schüchtern, auch eingeschüchtert einen Schritt zur Seite um ihnen Platz zu machen. „Dann“, sagt sie mit einem gekünstelten Lächeln und einer Geste, die voller Vorfreude stecken soll. „Dann mal los, Zeit kommt so schnell nicht wieder.“ „Sehr richtig.“ Kalt und ohne einen weiteren Blick geht er durch die Glastür und hastet in Richtung Ausgang. Nicht bemerkend, dass der stets folgende Gefährte noch in Mollys Büro steht. Seufzend sinkt Molly auf ihren Stuhl zurück. Mit einem fragenden Blick wendet sie sich an seinen Freund, der wie angewurzelt, aber keineswegs emotionslos wie er, noch bei ihr steht. „Wollen Sie ihm nicht hinterher gehen?“ „Wozu? Wenn ich nicht sofort sprinten würde, würde er sowieso ohne mich nach Scotland Yard zurückfahren.“ Er lächelt sie nett an. Würde er das doch auch tun, damit sie weiter seufzen kann. „Was wollten Sie ihm denn geben?“ Nervös fährt sie aus ihrem Stuhl auf und zupft an ihrem Kittel um nicht die Fassung zu verlieren. „Was? Ich wollte nicht… ich meine, gar nichts“, brachte sie angespannt hervor. Ein langgezogener Seufzer ließ sie wieder zurücksinken auf ihren Stuhl. Verzweifelt lächelt sie und reibt sich über ihre mit leichten Schweißperlen bedeckte Stirn. „Woher wussten Sie, dass ich ihm etwas geben wollte?“ „Ich heiße zwar nicht Sherlock Holmes, aber einiges, vor Allem für Dinge, für die er zu blind ist, bemerke ich dagegen schon. Nun, was soll ich für ihn mitnehmen?“ Ein leises Kichern lässt ihre Anspannung fallen und sie kramt in ihrer Tasche nach dem Brief, den sie für ihn verfasste. „Ich weiß, er wird ihn zwar lesen, aber verstehen wird er nicht.“ Traurig betrachtet sie den weißen Umschlag auf den liebevoll mit einer sauberen Handschrift „Sherlock“ hinaufgeschrieben wurde. „Es ist schon gut. Sie brauchen ihn nicht mitzunehmen. Machen Sie lieber schnell…“ In der Sekunde piept ein Handy auf. Wider Erwarten war es Mollys anstatt John Watsons Exemplar. „Entschuldigen Sie…“, meint sie höflich und liest die Nachricht zuerst leise, dann laut. So sehr erstaunt war sie darüber. Es war die erste, einzige und letzte Nachricht vom großartigsten Genie Londons. „Sagen Sie Watson, ich warte im Taxi. Ihr Kaffee steht auf dem Fensterbrett. - SH“ Verblüfft sieht Molly aus der Glastür und entdeckt einen Becher auf den beschriebenen Platz. Verwirrt dreht sie sich zu John um, der nur lächelt. Er steht auf, geht langsamen Schrittes auf sie zu und meint: „Denken Sie nicht zu schlecht von ihm… Jedoch würde ich Ihnen raten“, er zeigt auf den Brief. „Geben Sie ihm den Brief persönlich. Das ist bei solchen Einzelstücken wohl das Beste… Ich denke, ich gehe dann besser, damit ich das richtige Taxi finde. Bis später.“ Sie blickt nochmals zu dem Kaffee, auf ihren Brief und zuletzt zu John, dem sie mit einem kurzen Kopfschütteln in die große Suche nach dem richtigen Taxi entlässt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)