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Alles ist möglich...oder doch nicht?

Mr.Monk und einer seiner härtesten Fälle
von

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Verschwunden und gefunden

Wirbelnd flogen die herbstfarbenen Blätter durch die Straßen von San Francisco, welche mit ein wenig Fantasie wie kleine, tanzende Männchen aussahen, als sie von der Morgensonne angestrahlt wurden. Die Straßen waren wie immer belebt, in dieser Stadt war es egal, ob es sonnig oder regnerisch war, ob es kalt oder heiß war, die Leute machten sie zu einem allseits belebten und beliebten Ort. In dieser fröhlichen Menschenmasse gab es aber auch solche, die einem mit ihrem Blick die gute Stimmung verderben konnten. Manchmal sah man vereinzelt Polizisten auf den Straßen nervös umherlaufen, die Umgebung beobachtend, zwar ließen sich die Passanten davon nicht beängstigen, aber man merkte, dass sie etwas beschäftigte und das sie auf der Suche waren. Aber nach wem suchten sie? Es gab zwei Personen, die gesucht wurden. Einen möglichen Täter und ein mögliches Opfer. Ob es wirklich diese klassische Rollenverteilung gab, oder ob es sich um ein großes Missverständnis handelte, das wusste zu dem Zeitpunkt noch keiner. Fakt war, dass eine Person spurlos verschwand, eine Person, für die es recht ungewöhnlich war und die eigentlich Angehörige niemals ohne etwas zu sagen alleine lassen würde.

Nun war aber genau dies geschehen. Und wie das Leben so wollte, mussten diese Angehörigen in Kenntniss gesetzt werden und es gab einen, der an diesem sommerlich und zugleich herbstlichen Tag mit dieser Aufgabe verflucht wurde. Es war kein anderer, als der Privatdetektiv Adrian Monk, welchem der Tag ziemlich zu schaffen machte, denn zum ersten mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, wirklich nichts zu verstehen. Normalerweise war es die Aufgabe der Polizei, Angehörigen eine solch schlechte Nachricht zu vermitteln, aber da er eine Art guter Bekannter war, wurde er darum gebeten. Also machte er sich auf dem Weg zu dem besagten Haus, doch nicht alleine, denn entgegen dem Rat seiner Freunde suchte er Unterstützung bei seiner früheren Assistentin Sharona Fleming. Diese war umgezogen, aber hatte Urlaub und so kam ihm das sehr gelegen, sie zu überreden ein paar Tage für ihn zu arbeiten, es war eine Notsituation. Ohne eine Assistentin oder Person in der Nähe hatte er große Probleme sich zurecht zu finden, denn seine ganzen Phobien und Ticks machten ihm immer einen Strich durch die Rechnung, seit er seine Frau bei einem Bombenanschlag verlor. Sharona hatte kein Problem damit, ein paar Tage wieder bei ihm zu arbeiten, so verdiente sie sich ein wenig dazu.

Die Hausklingel läutete, aber keiner machte auf. "Scheint so als sei keiner da.", stellte Sharona fest. "Ja, scheint so.", entgegnete ihr Partner erleichtert und zugleich betrübt. Sie gingen die Straße in die entgegengesetzte Richtung entlang, da in dieser Richtung eine Schule lag. Und nach kurzer Zeit entdeckte der Detektiv auch die Person, vor der er sich am liebsten hinter einem Auto versteckt hätte. Es war Julie Teeger, die Tochter seiner zweiten Assistentin, welche anscheinend gerade von der Schule kam und sehr verwundert war, ihn zu sehen. "Mr. Monk? Was machen Sie denn hier? Können Sie mir jetzt vielleicht erklären, wo meine Mom ist?" Der Detektiv wollte versuchen zu antworten, doch er wurde unterbrochen. "Wissen Sie, ich muss den ganzen Weg von der Schule bis nach Hause laufen, das ist eine ziemlich weite Strecke und seit 3 Tagen kommt diese nervige Nanny, ich bin alt genug, ich brauche keine. Sie lässt mir überhaupt keinen Freiraum und ich will endlich wissen, was hier los ist!" "Ja, das will ich auch... .", kam es von der gegenüberstehenden Person zögerlich, bis Sharona ihn so kräftig anstieß, dass er gezwungen war zu reden. "Nein, also keine Sorge, die Nanny bleibt nicht bei dir, wir haben mit deinen Großeltern geredet und du wirst erst einmal bei ihnen bleiben." "Erst einmal?" Die Stimme des Teenagers klang schockiert und wütend. "Wie lange ist "erst einmal"? Ich soll zu Oma und Opa, einfach so? Wo ist meine Mom?" Da Monk nicht der Typ Mensch war, der gut mit Teenagern umgehen konnte, ergriff Sharona das Wort: "Hör mal, die Polizei tut ihr Bestes, um sie zu finden!" Jetzt war das Mädchen noch schockierter. "Die Polizei? Wurde sie entführt?"

Nach einer kurzen Pause wusste der Detektiv, dass er den Satz sagen musste, den er hasste. "Ich weiß es nicht, wir wissen es nicht, im Moment weiß das keiner, aber wir werden das bestimmt herausfinden, wir tun wirklich unser Bestes." "Nein.", entgegnete Julie, als sie sich an den beiden vorbeidrängelte um eilig weiterzugehen, "Wenn ihr euer Bestes tun würdet, wüsstet ihr wo sie ist."

Mit diesem Satz verschwand sie und ließ die beiden sprachlos zurück. "Ach , machen Sie sich nichts draus, es ist für kein Kind leicht zu hören, dass die Eltern entführt wurden, aber daran sind Sie ja nicht schuld!", versuchte Sharona ihn aufzumuntern. "Ja, vermutlich haben Sie recht."
 

Der nächste Stopp für die zwei war das Polizeirevier, sie erhofften sich ein paar neue Informationen über die vermeindliche Entführung zu bekommen und wurden schon von dem Captain begrüßt: "Das ist gut, dass Sie hier sind, ich habe Neuigkeiten, es geht um Natalie!" "Wurde sie gefunden?"

Der Captain wusste nicht genau, was er darauf antworten sollte, denn er drehte sich und lief ein langsam umher. "Uhm.....ja und nein.", kam es als kurze Antwort ohne weitere Informationen. "Ist sie tot oder lebt sie?", fragte Sharona leicht desinteressiert. "Also es scheint so, als sei sie noch ziemlich lebendig. Randy behauptet, er hat sie gesehen....beim Einkaufen! Aber fragen Sie ihn selbst... ." Er betonte den Satz so geschickt, dass er lächerlich klang und auch so aufgenommen wurde, denn Monk und Sharona schauten sich ungläubig an, bevor sie den Lieutenant selbst befragten. "Ja ich habe sie gesehen, heute Vormittag! Ich habe ein paar Sachen eingekauft, eigentlich waren sie gar nicht so wichtig, aber ich dachte mir ich kaufe sie heute, weil wenn ich es auf morgen verschieben würde-" Monk unterbrach und wies auf die Wichtigkeit hin, ehe Randy fortfuhr: "Naja und da war sie auf dem Parkplatz, ich wollte zu ihr hin aber sie rannte weg." "Hat sie etwas gesagt?" "Hm....", überlegte Randy, "Ja, jetzt wo Sie das fragen...ich wollte wissen, wo sie hingeht und habe gesagt, dass alle nach ihr suchen aber sie sagte nur , dass es mich nichts anginge und dann rannte sie eben weg. Die Kollegen haben die gesamte Umgebung abgesucht, aber sie nicht gefunden." Grübelnd lief der Detektiv durch den Raum und er fühlte dieses schlimme Gefühl der Unwissenheit. Er konnte fast jeden Fall lösen, für jeden Fall gab es Anhaltspunkte, Hinweise, Indizien, die er verknüpfen konnte. Aber bei diesem Fall war nichts. Ein Puzzleteil passte nicht zum anderen. Er kannte seine Assistentinnen und mit Natalie arbeitete er Tag für Tag viele Jahre zusammen und ihr Verhalten bescherte ihm Kopfschmerzen: "Das passt gar nicht zu ihr. Wieso sollte sie weglaufen? Wenn sie entführt worden wäre, würde sie doch nicht einkaufen gehen und selbst, wenn sie etwas zu verbergen hätte, würde sie doch nach ihrer Tochter sehen. Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn." "Vielleicht wird sie erpresst!" "Selbst wenn", entgegnete er, " würde sie erst recht ihr Haus nicht verlassen oder versuchen, ihre Tochter in Sicherheit zu bringen. Egal was los ist, eigentlich würde sie es entweder erzählen oder was anderes tun, aber doch nicht so etwas!" "Nun, es ist aber nunmal passiert und ich weiß nicht, ob der ganze Aufwand mit den ganzen Polizisten immer noch notwendig ist, immerhin scheint kein Bedarf zu bestehen und es sieht nicht aus, als sei sie in Lebensgefahr. Dennoch können wir noch einmal zum Supermarkt fahren und uns die Umgebung noch mal mit Ihrer Hilfe anschauen." Damit waren alle einverstanden.
 

Somit fuhren alle zum Supermarkt und suchten die Umgebung ab. Sie fanden keine Spuren oder Hinweise auf den Parkplätzen und gingen durch die Straßen San Franciscos. Sharona hatte ziemlichen Hunger und kapselte sich kurz von der Gruppe ab, um bei nahegelegenen Shops nach etwas Leckerem Ausschau zu halten. Die restliche Gruppe versuchte aufmerksam jede Person zu beobachten, ob sie sich auffällig verhielt. Sie redeten ab und zu mit den daherlaufenden Polizisten und zerbrachen sich den Kopf. Ein paar Meter weiter war eine Bäckerei, nichts Außergewöhnliches, aber es reichte aus, um Sharonas Magen knurren zu lassen. So schnell wie möglich drängelte sie sich an den ganzen einkaufenden Menschen vorbei und stieß diverse Leute an, bevor sie sich eilig entschuldigte. Die Vorfreude auf etwas Essbares stieg, als noch eine Person ihren Weg kreuzte und sie diese anstieß. "Entschuldigu-", brachte sie hervor als sie sich umdrehte, ehe ihr bewusst wurde, wen sie angestoßen hatte. "Sie? Sie sind doch..." Es war keine Andere, als die vermisste Natalie Teeger, Monks frühere Assistentin, welche sofort wusste, dass die Anderen in der Nähe sein mussten und versuchte sich wortlos aus dem Staub zu machen. "Hey, Adrian!", kreischte Sharona durch die Menschenmasse, "Schau mal!" Und Monk tat es. "Captain, da ist Natalie!", sagte er aufgebracht, bevor er ihr hinterherrannte. Das war der Anfang einer längeren Hetzjagd mitten durch die Metropole."Natalie, bleiben Sie doch stehen!", rief er, als würde er einen Verbrecher jagen. Die restliche Gruppe kam nur schleppend hinterher, da Natalie nicht vor hatte gerade Wege zu rennen. Sie bog,ohne sich auch nur einmal umzudrehen, gezielt in Seitengassen ab, in dem zahlreiche Laternen standen weil sie genau wusste, dass Monk aufgrund seiner Tics erst einmal jede Laterne berührte, ehe er weiterlief. Das verschaffte ihr einen Vorsprung. Dennoch verlor er sein Ziel nicht, sie musste sich also etwas anderes einfallen lassen. Als sie auf einen riesigen, modernen Springbrunnen zulief, welcher aus Bodenplatten bestand aus denen Fontänen kamen, rannte sie einfach hindurch, im Gegensatz zu Monk, der dem normalen Fußweg folgte.
 

Allmählig verließen sie den Kern der City und es wurde grüner. Eigentlich gab es in San Francisco nur wenige Wälder, meistens waren es angelegte Parks. Doch hier dockte ein großer Wald an, was Monk gar nicht gefiel, denn der Wald war ein unberechenbares Durcheinander von Bäumen und Sträuchern, Insekten und anderen Tieren. Ein anderer Nachteil war, dass man hier leichter die Spur verlieren konnte, samt Personen. Dennoch rannte Natalie zielstrebig den Waldweg entlang, zwischendurch nahm sie Abkürzungen, um ihre Verfolger zu verwirren, welche Probleme hatten ihr zu Folgen. Letztendlich erreichten sie einen Bahnübergang, welcher zwischen den Waldstücken auf einer freien Wiese lag. Durch ihren Vorsprung und ihr vermeindliches Glück sollte hier die Jagd enden, denn als Monk ankam, sah er, dass sich die Schranken schlossen und wusste, dass der anfahrende Zug sie voneinander trennen würde. Es war der erste Augenblick, in dem sich Natalie umdrehte und sich ihre Blicke kreuzten. Schweigend warteten sie nun auf den Zug. Es war wie ein Machtkampf, keiner dachte auch nur daran, seinen Blick für eine Sekunde abzuwenden bis der Zug diesen Machtkampf rasch beendete. Es dauerte nicht lange und die Gruppe erreichte erschöpft den Ort des Geschehens. "Wow, diese Frau ist gut im Rennen!", stellte Sharona keuchend fest. Captain Stottlemeyer war nicht gerade erfreut über diese Verfolgung: "Monk, was zur Hölle geht hier vor sich? Was sollte das?", fragte er wütend. Es dauerte eine Weile,bis der Detektiv reagierte. "Ich...ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.", wiederholte er verwirrt. Monk bemerkte eine Feder, die vor ihm auf dem Boden lag und hob sie auf. Das beachtete keiner von den anderen, während Randy und Sharona mit Atmen beschäftigt waren, setzte der Captain seine Wutrede fort: "Schön, wir wissen nicht was hier läuft aber ICH weiß, dass ich meine Männer zurückziehen kann, da anscheinend alles in bester Ordnung ist!"
 

"Nein...", entgegnete Monk, "....irgendetwas ist hier überhaupt nicht in Ordnung und ich werde herausfinden, was."

Wenn man den Wald vor Bäumen nicht sieht

Es war noch sehr früh am Morgen, als man das Geräusch des Schlüssels hören konnte.

"Hallo, ist schon jemand wach?", schallte es durch das Haus.

"Haha, schon? Das ist ein guter Witz, Sie bringen mich zum Lachen..." , kam es sarkastisch zurück.

"Sitzen Sie hier schon lange?", fragte Sharona, welche gerade ihre Jacke auszog. "Ja, ich glaube seit gestern."

Monk rieb sich die Augen, was Sharona leicht verwunderte: "Sagen Sie nicht, Sie haben nicht geschlafen! Ich dachte Sie hatten gestern so schlimme Kopfschmerzen."

"Hatte ich auch", kam es mürrisch zurück, als er sich immer noch die Augen rieb und Sharona sich zu ihm setzte.

"Wissen Sie, Sie grübeln einfach zu viel, Sie müssen einfach weniger denken! Sehen Sie es positiv, jetzt denken Sie zu viel und wissen nichts und wenn Sie nichts denken, dann wissen Sie auch nichts, aber dafür haben sie keine Kopfschmerzen mehr!"

Diese Idee klang fast verlockend, doch er schaffte es nicht einmal eine Minute lang durchzuhalten: "Irgendetwas ist da draußen, ich habe das Gefühl, dass es genug Hinweise gibt, nur ich sehe keine. Gerade ich! So etwas ist mir in meinem Leben noch nicht passiert....doch, aber nur einmal...." Es folgte eine kurze Redepause und Monk stand auf, um sich abzulenken, indem er alles was ein wenig verrutscht war wieder gerade stellte. Sharona startete noch einen Versuch: "Bestimmt ist es etwas ganz Harmloses und der ganze Aufwand hier ist sicherlich übertrieben!"

"Das kann natürlich sein", antwortete er, "aber es kann auch etwas Schlimmes sein und deswegen müssen wir auf alles vorbereitet sein." Das ein Mensch, der sich immer nach Indizien richtet jetzt so eine negative Einstellung haben konnte, verwunderte Sharona. Plötzlich klingelte ihr Handy.

"Hallo? Oh, hallo. Ja...verstehe...ja das machen wir, ist es schlimm? Können sie jetzt nicht erklären? Okay wir sind gleich da." Bei den Worten lief es Monk heiß und kalt den Rücken runter. Er stellte sich die schlimmsten Szenarien vor und ertappte sich sogar bei einem Hauch Erleichterung beim Gedanken, dass seine Assistentin eventuell tot sein könnte und dieser psychische Druck dann zuende wäre, aber diesen Gedanken verwarf er sogleich wieder und schämte sich zutiefst.
 

Angespannt machten sie sich erneut auf den Weg in die Polizeistation, doch diesmal war es keine freudige Anspannung, keine Hoffnung, sondern eher Angst, zumindest bei einem der beiden.

Und so durchschritten sie Raum für Raum, bis sie im Büro des Captains angekommen waren. "Hey Sharona! Hey Monk!", rief der Lieutenant freudig. "Anscheinend wusste er noch nicht worum es geht, oder die Neuigkeit ist gar nicht so schlimm", dachte sich Monk, allerdings saß der Captain an seinem Tisch und seine Gesichtszüge ließen keine gute Laune vermuten: "Und so schnell sehen wir uns wieder, was ist denn mit Ihnen los? Sie sehen aus, als hätten sie ein Gespenst gesehen." "So fühlen wir uns auch", antwortete Monk ungefragt gleich für Sharona mit, "Also, schießen Sie los mit den schlechten Nachrichten, nur falls sie zu schlecht sind, gehe ich lieber raus." "Also...Miss Teeger wurde wieder gesichtet, aber diesmal war sie nicht alleine." "Na sehen Sie", warf Sharona ein, "ich habe doch gesagt, dass ihr alle übertreibt, die Frau braucht einfach mal mehr Freiraum. Es ist doch immer das Gleiche, Frauen kriegen überhaupt keinen Freiraum mehr und dann lernen sie jemanden kennen und müssen sich heimlich verabreden, weil wenn jemand von den Dates erfährt denken alle sie vernachlässigt ihre Pflichten und dann gibt es Stress, sowas kenne ich schon!" "Echt?", schaute Randy sie erstaunt an, bevor sie die Augen verdrehte. Der Captain wandte sich zu Monk: "Also wenn das ein freiwilliges Date war, dann esse ich einen Besen. Ihr Begleiter war nämlich kein anderer, als Guido Jackson, falls Ihnen der Name noch etwas sagt." Der Detektiv grinste: "Nein,nein, da muss eine Verwechslung vorliegen, das kann nicht Guido Jackson sein, der lebt doch überhaupt nicht hier und war im Gefängnis!" Randy und Sharona verfolgten das Gespräch, unwissend wer dieser Mann war. Gehört hatte Sharona mal von ihm- in den Medien. "Doch, er war es mit Sicherheit. Ein Polizist von uns, welcher früher bei der New Yorker Polizei arbeitete und mit dem Fall zutun hatte, hat ihn klar und deutlich erkannt." "Können wir mit ihm reden?", fragte Monk. "Das könnte schwer werden. Er ist tot. Er rief an und teilte uns seine Beobachtung mit, dabei brach das Gespräch ab und er wurde vor ein paar Stunden tot aufgefunden. Das sollte eindeutig sein." Die Information schien klar und deutlich, Monk wandte sich grübelnd zum Fenster und starrte hinaus. "Wer ist denn dieser Guido Jackson?" , fragte Randy interessiert.

"Guido Jackson-und sein Fall...ein Mysterium für sich. Vor Jahren entführte er 9 Frauen, ein Serientäter. Er entführte sie , sperrte sie ein, brachte sie aber nicht um sondern ließ sie nach einiger Zeit wieder frei. Sie kehrten zu ihren Familien und Freunden zurück, verloren aber niemals ein Wort über den Aufenthalt dort, wir wissen also nicht, was bei ihm vorgefallen ist. Auf jedenfall lebten sie wieder normal, wochenlang, monatelang. Manche machten eine Therapie, anderen ging es sogar wieder richtig gut. Und dann wurden sie tot aufgefunden. Alle , ohne Ausnahme, starben an einem Herzstillstand. Es konnte aber nie bewiesen werden, dass er daran Schuld ist, deswegen bekam er nur die Strafe für das Kidnapping. Die Frauen waren nicht verletzt, also konnte man ihm noch nicht einmal Misshandlung vorwerfen. Somit war er nicht für lange Zeit im Gefängnis und wenn mich nicht alles täuscht, wurde er erst vor einem Monat entlassen."

Es fiel Sharona und Randy nicht leicht, das zu glauben: "Herzstillstand? Alle? Plötzlich? Waren sie denn krank?" "Nein", antwortete er, "alle Frauen waren kerngesund, auch nach der Entführung. Es konnten keine Mittel im Blut nachgewiesen werden, sie hatten also nichts eingeflößt bekommen. Er hat womöglich 9 Frauen auf dem Gewissen, seine Lieblingszahl ist allerdings die 10...." "Die Zehnte hat er jetzt gefunden", fügte Sharona hinzu.

Dennoch konnten sie nicht glauben wie ein Mann 9 Frauen auf diese Weise umbringen konnte, welches Motiv er hatte und wieso keiner auch nur einen Beweis fand. "Auf jedenfall passt ihr Verhalten von gestern zu der Sache, sie kann einkaufen gehen weil keiner sie mehr festhält. Sie ist wahrscheinlich nicht nach Hause gegangen, um Julie nicht zu gefährden und sie kam nicht zu uns, weil....ich weiß es nicht. Vielleicht dachte sie, es wäre vorbei aber war sich nicht sicher ob sie wirklich in Sicherheit ist."

Unbemerkt schüttelte Monk, welcher immer noch aus dem Fenster auf die ganzen langweiligen aber akkurat angerichteten Tower starrte, den Kopf. "Was auch immer mit den ganzen Frauen passierte, wir können nur hoffen, dass er es noch nicht getan hat." "Er hat es getan. Ich bin mir sicher, er hat es getan" , sagte Monk mit einer großen Sicherheit. Mit einem Wink schickte der Captain Sharona und Randy raus und er freute sich schon, denn diese Sicherheit in den Sätzen des Detektivs versprachen immer eine möglichst schnelle Lösung eines Falles. So setzte er sich gespannt hin: "Sie sind sich also sicher? Wie kommt's?" Umdrehend fing er an, seine Theorie zu erklären: "Ich habe es gesehen. Ich habe in ihre Augen geschaut und dann wusste ich es. Sie waren ganz rot, sie muss viel geweint haben. Und ich glaube sie hatte Angst."

"Verständlich" , stimmte der Captain zu, "hätte ich auch, wenn ich in ihrer Situation wäre." "Ich glaube aber sie hatte nicht Angst vor Jackson, sondern sie hatte Angst vor uns." Der Captain fing an zu lachen: "Vor uns? Monk, sie wurde entführt, da hat sie doch keine Angst vor uns, ich glaube Sie verwechseln da etwas." Der Detektiv fuhr fort: "Sie verstehen nicht...ich glaube sie hat etwas Verbotenes getan. Als sie uns dann gesehen hat, flüchtete sie weil sie Angst hatte, wir könnten sie festnehmen. Vielleicht hat er sie zu etwas gezwungen und jetzt hat sie sich selbst strafbar gemacht. Und deswegen kommt sie auch nicht zurück weil sie weiß, sie hätte dann Kontakt zu uns und wir würden es rauskriegen." "Das ist also Ihre Theorie? Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen keinen Glauben schenken. Ich denke nicht, dass jemand, der entführt wurde sich noch Gedanken über eine eventuelle Festnahme macht, sondern, dass das er eher Todesangst hat. Wir bleiben auf jedenfall an dem Fall dran und rufen Sie an, wenn es was Neues gibt!" Damit war das Gespräch beendet und beide hatten zwar ihre Theorien, aber keiner hatte auch nur einen Beweis. Monk hatte sie zwar gesehen, aber einen menschlichen Blick konnte man niemals eindeutig deuten und er zweifelte nun selbst an seiner Theorie.
 

Am äußeren Rand der Stadt zierten die kleinen Wälder die Landschaft. Es fuhren viele Züge durch die Metropole, doch nur ein alter Zug fuhr in den Norden über die Hügel, denn nur wenige Leute mussten in die Richtung und dementsprechend nahm die Bevölkerungsdichte dort ziemlich ab. Wo am Anfang noch kleine Häusergruppen zu sehen waren, sah man nach und nach nur noch vereinzelte Häuser, bevor die Wälder die Aussicht auf sämtliches Leben verdeckten. Auch die Straßen wurden schmaler und unbefahrener. Hier fand man ungefähr 30 Minuten vom kleinen Bahnhof entfernt eine kleine Holzhütte, farblich an das Braun der Baumstämme angepasst. Die Hütte war nicht mehr die Neuste, aber ausgestattet mit allem. Auch mit einer Garage, in welche eine Frau nervös auf und ab lief, immer auf die Uhr schauend. Eine Kuckucksuhr. Die Garage war voller Krimskrams, Sägen, Kleinzeug, Munitionen. Die Wände allerdings waren alle eintönig dekoriert und zwar mit geschossenen Tieren. Es schien, als würde der Inhaber nichts anderes tun, als Tiere zu erschießen und aufzuhängen. Ein riesiges Geweih hing über der verschlossenen Tür, die zum Rest der Hütte führte. Plötzlich waren Schritte zu hören und die Tür öffnete sich. Es war ein Mann mittleren Alters, kurze recht dunkle Haare, er sah nett aus. "Das war doch ganz leicht, oder? Ich habe dir doch gesagt, dass das ein Kinderspiel wird, du könntest richtig viel Geld machen, Natalie!" , rief er und warf ein goldenes Kästchen auf und ab. "Es war nicht leicht" , entgegnete die sichtlich ermüdete Frau, "noch einmal klappt das nicht, sie hätten mich beinahe erwischt und dabei waren da nur zwei Leute, die nur aufgepasst hatten. Ich kann das einfach nicht, ich bin keine Diebin! Es ist falsch zu Klauen! Sie haben gesagt, Sie lassen mich gehen, wenn ich Ihnen den Schmuck besorge, ich habe es getan, also halten Sie Ihre Abmachung ein!" "Immer mit der Ruhe." Er stellte das Kästchen beiseite. "Ich halte meine Abmachung auch ein, aber noch nicht jetzt. Erst musst du mir noch etwas Anderes besorgen und zwar genau das hier!" Der Mann zeigte ihr eine Seite einer Zeitung, dort war eine Perle abgebildet, eine ziemlich teure, denn sie kostete 10000 Dollar. "Sie sind doch verrückt, das mache ich nicht! Wissen Sie wie viele Leute diese Perle bewachen? Ich bin keine Agentin!" Geduldig räumte er ein paar Kleinteile in eine Kiste, um ein wenig Ordnung zu schaffen. "Hör mal, du willst doch, dass ich dich und deine Tochter in Ruhe lasse. Also hast du keine Wahl. Ich zeig' dir mal was." Mit großen Schritten durchschritt er seine Hütte, man hörte Geklimper und Natalie ging in die Hintere Ecke der Garage, denn sie glaubte er hole ein Messer oder eine andere Waffe. Aber es war nichts von dem, sondern ein größerer Metallkäfig, in dem ein Rotfuchs hin und her lief. "Begrüße Kayla, die Fuchsdame!" , rief er. "Es scheint wohl Ihr Lieblingshobby zu sein, Menschen und Tiere einzusperren und festzuhalten." , antwortete sie. "Nun,ich bin nicht nur Hobbysammler und Jäger, ich bin noch viel mehr. Ich bin Meister der Hypnose und Meister der Illusion. Ich werde dir zeigen, was passiert, wenn du dich weigerst meinen Anweisungen zu folgen. Gewöhne dich also schon einmal an das, was du gleich sehen wirst!" Mit diesen Worten öffnete er den Käfig und packte den Fuchs, setzte ihn auf den Boden und ließ ihn rumlaufen. Natalie hatte keine Ahnung, was er vor hatte, da er keine Waffe in der Hand hielt und nicht die Anstalten machte, näher zu kommen, hatte sie nicht allzu große Angst. Doch dann hob er die rechte Hand und schnippte mit den Fingern und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sie wieder zu sich kam, sah sie sich-auf dem Boden liegend und das verwirrte sie. Vor allem als sie merkte, dass sie nicht träumte, sie wollte etwas dazu sagen aber dazu war sie nicht in der Lage. Immernoch stark verwirrt fing sie an durch den Raum zu rennen, bevor er seine linke Hand hob und wieder mit den Fingern schnippte und sie wieder erwachte: "Was-Was war das? Was haben Sie getan? Tun Sie das nie wieder!", versuchte sie zu drohen. "Ich habe es also nicht verlernt. Ich erklär es dir, wenn du willst. Ich brauche nur einmal mit meinen Fingern zu schnippen und du fällst ins Koma. Dein ganzer Organismus ist so gut wie tot. Das passiert übrigens auch mit dem Tier. Aber ich manipuliere dich und dein Organismus erwacht wieder- aber nicht in deinem Körper, sondern in dem des Fuchses." , erklärte er von sich begeistert. "Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie sagen. So etwas ist nicht möglich, ich bilde mir das sicherlich nur ein. Aber wie kommen sie zu so etwas?" Jackson zeigte auf seine ganzen geschossenen Tiere: "Weißt du, es gibt da einen sehr tollen Nebeneffekt. Kleine Tiere kommen unbemerkt in Häuser, haben aber die Intelligenz des Menschen und kommen so an alles, was ich haben will! Und noch etwas: Solange wie der Mensch im Koma liegt und denkt, er sei ein Tier ist er verwundbar. Stirbt das Tier, stirbt aber auch unverzüglich der Mensch. Wenn ich einen Menschen erschieße, dann kann man mich dafür verhaften, aber wenn ich einen Fuchs erschieße, kann mir kein Polizist der Welt einen Vorwurf machen." Natalie war geschockt: "Oh mein Gott, so haben Sie die ganzen Frauen umgebracht?" Er lachte: "Exakt, aber pssst- das bleibt unser kleines Geheimnis!" Natalie sank zu Boden.

Zwischen Tätern und Opfern

Das sonnige Herbstwetter vom Vortrag war verflogen, jetzt bedeckten große, graue Wolken den Himmel. Es störte die Bevölkerung, samt Touristen wenig, die Straßen waren dennoch belebt. Aber die eigenartig bedrückte Stimmung hatte sich verschlimmert, auf jedenfall bei Monk. Er war nervös. Nun, da er mehr wusste, als er sich erhofft hatte, aber dennoch keine konkrete Spur verfolgen konnte, war er alamiert. Er mochte keine Täter, die ihm Rätsel aufgaben. Es war die selbe Situation, wie mit seiner verstorbenen Frau, er konnte den Mörder einfach nicht finden. Und Jacksons Taten wurden sogar in den Medien verbreitet, er war also kein Unbekannter.

Sharona und er gingen zuerst nach Hause aber es war eine Tortur für beide, denn Monks Ticks waren schlimmer denn je, er schaltete Lampen ein und aus und wieder ein und aus, lief ununterbrochen durch die Gegend, so, dass Sharona genervt vorschlug, durch die Stadt zu laufen und sich abzulenken.

„Rennen Sie doch nicht so, haben wir es denn eilig?“ , fragte sie.

„Ich weiß nicht...“ Jetzt zügelte er seine Geschwindigkeit ein wenig.

„Sie scheint Ihnen viel zu bedeuten.“

„Ich will nur den Fall lösen!“, entgegnete er.

„Also bedeutet sie Ihnen nichts?“

„Das habe ich nie behauptet.“ Er fühlte sich durch die neugierige Fragerei bedrängt.

„Aber Sie sagten-“

„Sharona, das hängt doch alles zusammen“, erklärte er, „Wenn ich den Fall löse, finden wir Jackson und dann finden wir auch Natalie.“

Dies schien sie erst einmal zufriedenzustellen oder sie gab es auf, auf jedenfall hörte sie mit der Fragerei auf.

Plötzlich fiel eine Polizistenansammlung auf einem größeren Platz auf.

„Lassen Sie uns mal nachschauen, was dort los ist!“, schlug Sharona vor und Monk mit seinen falschen Hoffnungen willigte ein.

„Hallo, können Sie uns sagen, was hier vorgefallen ist?“

„Haben Sie eine Berechtigung, das zu erfahren?“, brummte der Polizist.

„Nun ja, ich bin Detektiv und das ist meine Assistentin. Es sieht so aus, als sei hier etwas passiert.“

Ein anderer Polizist kam hinzu: „Eine sehr teure Perle wurde gestohlen, jemand ist eingebrochen...ohne einzubrechen.“

Monk und Sharona waren verwundert, aber sie bekamen die Gelegenheit sich selbst ein Bild zu machen.

„Hier ist der Raum“, zeigte der Polizist, „Die Perle stand da auf dem Podest. Die Tür wurde die ganze Zeit nicht geöffnet. Wie Sie sehen, ist es eine stählerne Sicherheitstür, beim Öffnen geht der Alarm los.“

Tatsächlich war die Tür noch unversehrt und auch auf der Überwachungskamera, welche auf die Tür gerichtet war, war auch nichts zu sehen. Monk fand das sehr merkwürdig.

„Der Luftschacht da oben ist die einzige Möglichkeit, hier reinzukommen, aber da passt niemand durch, höchstens ein Kind, aber ein Kind könnte dafür niemals den Glaskasten zertrümmern.“ , waren seine Gedanken.

„Nicht schon wieder so ein Rätsel!“, jammerte er. Sie verweilten noch eine Weile am Tatort, ehe sie weitergingen, denn es kam der zuständige Detektiv und übernahm den Fall und Monk hatte ganz andere Sorgen.
 

Sie liefen die Union Street entlang, an den Wänden hingen alte Plakate, manche Events waren schon seit Jahren abgelaufen. Ein Plakat erweckte Monks Interesse. Es war ein Plakat verschiedenen Vogelarten und deren entsprechenden Federn. Sämtliche Vögel waren nicht einheimisch, man fand sie in San Francisco nicht. Ein Text, geschrieben in großen, auffälligen Buchstaben verwies auf eine Jagdhütte, in denen man diese seltenen, ausgestopften Vögel sehen konnte, doch das Plakat war von 1999, also war es nicht mehr aktuell.

„Interessieren Sie sich neuerdings für Vögel, oder wie?“ , fragte Sharona sichtlich amüsiert.

„Nein, Moment......“

Sein Auge fiel auf einen Vogel, dessen Feder genauso aussah, wie die Feder, die Monk am Bahnübergang fand, als er Natalie verfolgte.

„Wissen Sie was? Ich glaube, ich gebe Ihnen heute frei.“, kam es plötzlich. „Wie? SIE geben mir frei? Sie haben mich doch erst wieder eingestellt! Alleine kommen Sie doch im Moment gar nicht zurecht!“, regte sich die Frau auf.

„Danke für die Blumen....meinetwegen bekommen Sie es auch bezahlt.“

Sharona traute ihren Ohren nicht aber wenn es Geld für umsonst gab, wieso sollte sie ablehnen: „ Sie sind sich sicher?“

„Ja, ich denke schon....“ , sagte er immer noch vertieft in das Plakat.

„Okay, Adrian, wir sehen uns!“ , sagte sie und ging.
 

Er dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass eine unbenutzte, alte Jagdhütte in einem großen Wald, das perfekte Versteck für einen Mörder war. Allerdings wusste er, dass Stottlemeyer es für sehr wichtig hielt, ihn bei jeder neuen Erkenntnis zu kontaktieren. Aber es war ja weniger, als eine Erkenntnis, es war nur eine Vermutung und es war zudem ein Risiko für alle, für das Opfer und für die Polizisten, wenn man mit einem großen Polizeiaufgebot ein Gebäude stürmen würde. Denn oft fühlen sich die Täter so bedrängt, dass sie wild um sich schießen und das Opfer dann womöglich umkommt. Monk wollte daran nicht denken. Er beschloss, es zu wagen. Am späten Nachmittag machte er sich auf zum kleinen Bahnhof. Alle Stationen waren voller Menschen, so etwas konnte er nicht leiden. Umso mehr freute er sich darüber, dass genau an seiner Station keiner stand. Die Zugfahrt war lang und langweilig. Es war für ihn schrecklich, in einem bakterienüberladenen Zug sitzen zu müssen und er zweifelte an seinem Vorhaben, denn er hatte noch nicht einmal ein Handy dabei. Falls etwas passieren würde, könnte er den Captain nicht erreichen. Aber irgendetwas war es ihm dennoch Wert. Es war dieser typische Drang eines Polizisten oder eines Detektivs, einen Fall lösen zu müssen. Und hier war es ein komplizierter Fall den bisher keiner lösen konnte, das motivierte ihn.

Der Wald war, wie schon bekannt, ein einziges Chaos. Die wenigen Leute im Zug, schauten misstrauisch, als er mitten im Bäume-Wirrwarr ausstieg, denn dort gab es weder Häuser, noch Geschäfte. Die Bahnhofstation war sehr klein und er hätte sich verlaufen, wären da nicht noch 2 weitere Plakate mit einem Pfeil gewesen.

Nach dem fünfzigsten Baum beschloss er, mit dem Bäume-Antippen aufzuhören, da ihm so langsam die Finger schmerzten.
 

Nach einem längeren Fußmarsch erreichte er die Hütte. Sofort sah man, dass die Tierausstellungen seit Jahren nicht mehr stattfanden. Langsam umkreiste er die Hütte und fand die Totenstille unheimlich, man hörte nur das Rascheln der Blätter im Wind. Eigenartig fand er, dass die ziemlich alte Hütte eine neuere Garage hatte und das diese aufstand. Als ihm klar wurde, wer sich in dieser Garage befand, wusste er nicht, wie er sich verhalten soll und auch nicht, ob er sich freuen soll. Freude war etwas Seltenes in seinem Leben. Seit dem Tod seiner Frau gab es sehr wenige und nur sehr kurze Augenblicke, in dem er Freude empfand. Er dachte nicht weiter darüber nach, denn Gefühle, die ihn manipulieren könnten, waren in dieser befremdlichen Situation einfach unangebracht.

Jetzt waren seine Schritte vernehmbar und die Frau vor ihm drehte sich, nicht sonderlich interessiert, um.

„Natalie!“, rief er. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.

„Mr.Monk?“, sie fasste sich an die Stirn, „Was machen Sie denn hier? Gehen Sie nach Hause!“

Ihr Chef hatte mit vielem gerechnet, aber mit dieser Antwort nicht und er merkte, dass er mit direkten Fragen nicht an die Informationen kommt, die er braucht, um den Fall zu lösen. Deswegen tat er so, als überhöre er den Befehl und wandte seinen Blick nach oben: „Das sind aber eine Menge geschossener Tiere. Wohnt hier ein Jäger? Oder ein Sammler? Interessieren Sie sich auch für die Jagd?“

Dass er am liebsten so schnell wie möglich das Weite gesucht hätte, versuchte er zu unterdrücken, denn Tierkadaver waren nicht gerade das, was er toll fand.

„Nein, ich interessiere mich nicht für die Jagd und wer hier wohnt geht Sie nichts an! Es ist schön, dass Sie den ganzen Weg hierher gemacht haben und Sie haben die Hütte jetzt gesehen, also können sie beruhigt nach Hause gehen, mir geht es gut und bald komme ich auch wieder zurück!“

So langsam wurde die Geduld des Mannes auf die Probe gestellt und er legte die Karten offen: „Hören Sie, ich glaube hier wohnt ein ehemaliger Mörder, ich weiß nicht, ob Sie etwas damit zu tun haben oder was hier vor sich geht, aber wir sollten schnellstens verschwinden, bevor er zurück kommt, er ist gefährlich!“

„Das geht nicht, ich kann hier nicht weg, aber gehen Sie ruhig, ich halte Sie nicht auf.“,antwortete sie mit einer winkenden Handgeste.

„Natürlich können Sie! Die Tür steht offen, keiner bemerkt es, wenn wir gehen. Er hat es auch nicht gemerkt, dass ich gekommen bin, wir beeilen uns und kriegen den Zug, dann fahren wir direkt zum Polizeirevier, schicken unsere Leute hierhin und er wird verhaftet!“

Die Kuckucksuhr tickte in unregelmäßigen Abständen, dennoch schien das Ticken für Natalie eine größere Bedeutung zu haben, denn sie schaute permanent auf diese Uhr und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser.

„Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie sich hier anlegen, Mr. Monk. Er gewinnt immer. Ich weiß, Sie haben schon viele Fälle gelöst, aber diesen hier können Sie nicht lösen und ich kann und werde Ihnen bei Ihren Ermittlungen nicht helfen.“

„Aber das ist Ihr Job!“, mahnte er.

„Ich mache das nicht, eher kündige ich.“, sagte sie gähnend, „Und jetzt bitte ich Sie wirklich zu gehen, gleich ist es sieben Uhr...“

Monk schaute auf die Uhr, es war zwei Minuten vor Sieben.

„Was passiert denn um sieben Uhr? Sagen Sie es doch einfach!“, forderte er sie in einem lauten Tonfall auf, als sich die Tür mit dem großen Tierkopf öffnete und es ihm die Sprache verschlag, er ahnte das Schlimmste und er hatte keine Waffe um sich zu wehren.

„Hatten wir Besuch erwartet? Und dann noch von so einem berühmten Detektiv? Ich fühle mich schon fast geehrt.“, sprach der Mann.

„Nein, er wollte eigentlich gerade gehen.“

„Ja, Natalie hat Recht, ich wollte gerade gehen, glaube ich“, stimmte Monk zu, „aber nicht alleine, lassen Sie sie auch gehen!“

Schulternzuckend lief der Mann die paar Stufen hinunter in seine Garage: „Das Tor steht jederzeit offen, sie kann kommen und gehen, wann sie will oder sieht es aus, als sei sie hier angebunden?“

Es lag eine große Selbstsicherheit in seinen Worten und er hatte in der Tat Recht. Jeder konnte kommen und gehen und es störte den vermeindlichen Mörder auch nicht, dass sich ein berüchtigter Detektiv in seiner Garage befand. Vielleicht, dachte er sich, gab es wirklich einen anderen Grund, wieso Natalie sich bei ihm befand und die ganzen Vermutungen waren nichts weiter, als eben Vermutungen. Andererseits hatte er ein großes Problem damit, sich einfach umzudrehen und zu gehen. Er ahnte, es würde dann etwas Schlimmes passieren, was er hätte verhindern können.

„Du weißt, dass es sieben Uhr ist. Und du weißt auch, wieso ich hier bin.“, wandte sich Jackson zu ihr, bevor Monk ihn zum Stoppen brachte: „Entschuldigen Sie, könnten Sie ihre Uhr reparieren? Die Uhrzeit stimmt, aber sie tickt nicht mehr ganz richtig.“

Jackson versuchte diese kleine Unterbrechung gekonnt zu ignorieren, sein Blick wartete voller Vorfreude: „Du hattest einen Auftrag, hast du das Geld?“

„Nein“, antwortete sie zögerlich, „Das ging nicht, es war unmöglich an das Geld zu kommen, egal was ich versucht hätte. Das Gebäude wimmelte von Polizisten und Wachleuten, das Geld war verschlossen in einem Safe....“

„Ich habe dir die Kombination genannt, jeder Idiot hätte es gekonnt!“

„Wieso machen Sie es dann nicht selbst?“, fauchte sie zurück.

Das sie zu weit ging, war ihr bewusst, doch der Stress provozierte sie bei dem Gedanken, mehrere Verbrechen begangen zu haben. Zwar wurde sie bedroht und dazu genötigt, aber eine Straftat blieb eine Straftat.

„Du hast es also nicht. Wir hatten eine klare Abmachung. Ich habe dir die Freiheit versprochen, du solltest mir im Gegensatz nur ein paar Dinge besorgen.“

„Was?“, unterbrach Monk, „Sie haben in seinem Auftrag also wirklich die ganzen Diebstähle begangen?“

Abgelenkt versuchte er mit einer längeren Stange die kaputte Uhr zu erreichen, Jackson fuhr fort:

„Ich bin kein Psychopath. Ich bin weder ein Killer, der wahllos Leute umbringt und theoretisch stehe ich auch nicht drauf, Leute zu entführen und ihnen etwas anzutun. Aber es gibt etwas, was ich über alles hasse und zwar Abmachungen, die nicht eingehalten werden! Es ist mir egal , wen ich entführt habe, dass du diejenige bist ist einfach dein Pech. Es geht hier nur um den Gewinn, um das Geld und um den Reichtum. Ich habe dir sogar bei den Raubzügen Hilfestellung gegeben und du nimmst dir die Frechheit, dich dennoch gegen mich aufzulehnen?“

„Geben Sie mir noch eine Chance! Das nächste Mal klappt es, versprochen!“, bettelte sie beschwichtigend.

Der Detektiv im Hintergrund, der immer noch mit der Stange versuchte, die nervige, falsch-tickende Uhr zum Schweigen zu bringen, verstand die Situation nur wenig. Er fragte sich weiterhin, wieso sie nicht einfach durch das offene Tor floh, stattdessen aber sogar noch das Gespräch mit ihm suchte. Doch obwohl die Situation hätte schlimmer sein können, spürte man, dass eine große Spannung in der Luft lag, der Blick des Entführers verfinsterte sich immer mehr und er rang damit, nicht die Beherrschung zu verlieren.

„Okay, eine Chance bekommst du, eine Einzige. Kein anderer hat eine zweite Chance bekommen, also versag nicht wieder, sonst....“

„Moment“, unterbrach Monk, „Sie machen ihr Vorwürfe? Sie haben 9 Frauen auf dem Gewissen und das Gefängnis hat Sie kein bisschen verändert und jetzt beschweren sie sich, dass jemand den Sie entführt haben, Ihnen kein Geld besorgt? Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, alle Frauen umzubringen, aber ich weiß, dass Sie der Täter sind und dafür werden sie Ihre Strafe bekommen!“

Jetzt änderte sich das finstere Gesicht in ein sichtlich erheitertes: „Ja ganz genau, das ist der Punkt. Sie sind der beste Detektiv hier weit und breit, aber Sie wissen rein gar nichts. Und beweisen können Sie auch nichts. Solange keine Beweise auf dem Tisch liegen, kann mir keiner was!“ Jackson versuchte unbemerkt eine alte Eisenstange zur Waffe zu machen, indem er danach hinter seinem Rücken griff, doch der Detektiv reagierte schneller und schlug mit seiner erbeuteten Stange zu. Der Täter stolperte und schlug gegen die dünne Wand, was zur Folge hatte, dass sämtliche tote Tiere und Tierköpfe auf ihn niederfielen.

„Das ist unsere Chance, lassen Sie uns verschwinden!“, rief Monk und rannte zum Tor. Seine Assistentin zögerte, denn sie hatte sich noch nicht endgültig entschieden, ob sie fliehen- oder ihre Abmachung einhalten solle. Doch letztendlich entschied sie sich für die Flucht.

„Kommen Sie doch, worauf warten Sie!“ , mahnte der Detektiv noch einmal.

Jackson lag unbeeindruckt unter den Tieren begraben, er hätte sich befreien können, aber er machte nicht den Anschein, als würde er es für notwendig halten: „Hey Nummer 10!“, sprach er, „Überlege dir gut, was du jetzt machst. Du wirst dein Leben verfluchen, wenn du jetzt gehst und du wirst mich auf Knien anflehen, dir noch eine Chance zu geben. Aber die wirst du dann nicht mehr bekommen! Und übrigens, ich würde dir nicht raten irgendwem unser kleines Geheimnis zu verraten,wenn du verstehst, was ich meine. Das würde deinen Tod bedeuten.“

Das waren die letzten vernehmbaren Worte, bevor sie sich von der Hütte entfernten und so schnell rannten, wie sie konnten, um den Bahnhof und den Zug noch zu erreichen. Doch der ließ auf sich warten, denn er kam eine halbe Stunde versetzt.

Monk wäre am liebsten den Weg zurück gerannt, alles schien sich gegen ihn zu richten. Alleine das Wetter war ungünstig, um den Killer schnell zu erkennen. Es fing an zu dämmern, der Himmel war dunkelgrau gefärbt, der Boden nass und rutschig und es war windig. Zu dem war, wie von ihm erwartet, die Haltestelle erneut menschenleer, also gab es keine Zeugen, falls Guido Jackson auftauchen würde.

„Wieso verfolgt er uns nicht? Wenn ich wüsste, dass zwei Leute direkt zur Polizei laufen würden und meinen Standort verraten, würde ich alles daran setzen, sie daran zu hindern. Aber ich kann ihn nirgends sehen....“

Monk erwartete nicht nur den Zug, sondern auch eine Reaktion von seiner Assistentin, aber es kam keine.

„Sind Sie wütend? Ach kommen Sie, wir holen die Polizei und sie nehmen ihn fest. Aber was hat er eigentlich mit „Geheimnis“ gemeint? Wissen Sie, wie er die Frauen umgebracht hat?“

„Ja.“, antwortete sie kurz ab.

„Und?“

Wieder kam keine Reaktion.

„Natalie, hören Sie, dieser Fall ist seit so langer Zeit offen. Keiner konnte jemals einen Beweis finden, Sie sind die Einzige Überlebende, die so viele Informationen über ihn bekommen hat. Sie müssen dem Captain erzählen, was Sie wissen, das ist wichtig!“

Da wieder keine Antwort kam, nahm er lieber seufzend das Ankommen des Zuges entgegen.

Nun, da es der letzte Zug war, der an diesem Tag, diese Strecke fuhr, war er nicht so unbelebt, wie auf der Hinfahrt. Seine Hoffnungen, an wenigstens eine wichtige Information zu kommen, welche ihm beim Lösen des Falles weiterhilft, verschwanden immer mehr, denn Natalie war vor Erschöpfung eingeschlafen.

Grübelnd schaute er auf das schaurige Wetter. Er hatte jetzt die Tür zur Lösung, nun brauchte er den Schlüssel.



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