Fishing for the Sun von Mitternachtsblick ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Wir gehen hier davon aus, dass Tony 1982 geboren wurde, ich kenne das richtige Geburtsdatum nicht und habe es auch nirgends wirklich gefunden. Ich hoffe, das hier stößt auf Interesse n__n Viel Spaß beim Lesen! ///////////////////////////// Tony ist vierzehn, als er Captain Rogers das erste Mal kennenlernt. Captain Rogers ist groß, blond und ein guter Freund seines Vaters und letzteres sollte genug Grund geben, ihn zu hassen, aber tatsächlich stellt Tony fest, dass Captain Rogers recht sympathisch wirkt als er vor ihm steht und auf ihn hinunter lächelt. Noch dazu ist er Captain America. Tony wusste schon als kleines Kind, dass sein Vater gut mit Captain America befreundet ist, aber er hat ihn nie zu Gesicht bekommen; warum, weiß er nicht. Warum war Captain Rogers noch nie im Haus der Starks? Howard redet mit ihm nicht über solche Dinge; die Geschichten über Captain America aus dem Krieg sind die wenigen Geschichten, die Howard mit ihm geteilt hat und da waren seine Augen von solchem Glanz erfüllt, dass Tony nicht umhin konnte, als Captain America für die Aufmerksamkeit und Hochachtung, die ihm sein Vater zuteil werden hat lassen, ein wenig zu hassen, auch wenn es auf der anderen Seite vermutlich nichts an Merchandising gibt, das Tony nicht von Captain America hat. "Benimm dich und sag hallo, Tony", sagt Howard zu ihm und Tony beißt die Zähne zusammen, weil er mit vierzehn immer noch wie ein kleines Kind behandelt wird, wenn Howard einmal das Wort an ihn richtet. "Captain", presst er daher hervor und starrt ihm mit aller Aufsässigkeit, die er aufbringen kann direkt in die Augen. Captain Rogers lächelt nur und streckt die Hand aus, um Tonys kräftig zu schütteln. "Steve ist in Ordnung", teilt er ihm mit und erwidert seinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken, aber mit einem leicht angedeuteten Lächeln. Er schenkt Tony keinen befremdeten Blick, keinen mitleidigen, keinen verärgerten, sondern nur einen etwas reservierten, aber freundlichen Blick und damit kann Tony gut leben. Erst später, als Captain Rogers, nein, Steve mit Howard in dessen Büro verschwunden ist, fällt Tony auf, dass er komplett in schwarz gekleidet war. *************************** In den folgenden Wochen ist Steve öfters bei ihnen. Keiner verrät Tony den Grund, aber er glaubt, dass es nicht nur wegen militärischen Dingen ist. Er weiß es, weil Steve auch öfters einfach so im Haus ist und fast verloren herumwandert oder bei ihnen zu Abend isst. Er weiß es, weil Steve auch immer wieder zu ihm in seinen eigenen Arbeitsbereich- den er sich mit viel Sturheit erbettelt hat, auch wenn es seinen Stolz angekratzt hat- besucht und ihm mit stillschweigender Faszination zusieht, eine stillschweigende Faszination, die Tony sich von seinem Vater gewünscht hätte, aber er nimmt, was er bekommen kann und es ist nicht das schlechteste, das Interesse von Captain America zu wecken. Er glaubt, dass Maria und Howard sich Sorgen machen, aber er weiß nicht, worüber und wieso und es macht ihn wahnsinnig, weil Tony alles wissen will. Er fragt ihn das nächste Mal, als Steve bei ihm in der Werkstatt ist und weil Tony nicht besonders geschickt ist in diesen Dingen, woher denn auch, platzt er heraus: "Warum bist du eigentlich hier?" Steve sieht ihn an und Tony ist kurz davor, seinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, weil Steve jetzt sicher beleidigt ist, aber dann streckt Steve ihm seine rechte Hand hin. Für einen Moment ist Tony verwirrt, dann fokussiert sich seine Aufmerksamkeit auf den schlichten, goldenen Ring an seinem Ringfinger und Tony denkt, oh. "Meine Frau ist vor sechs Wochen gestorben", sagt Steve und er klingt dabei sehr sanft und sehr leise, den Blick unverwandt auf den Ring gerichtet. Tony denkt, dass es schade ist um eine Frau wie Peggy Carter-Rogers, die er natürlich kennt, natürlich, wer kennt sie nicht. "Ich glaube, Howard macht sich ein bisschen Sorgen." Tony ist nicht sicher, wie er darauf reagieren soll, weil er noch nie in einer solchen Situation war, also fragt er nur: "Woran ist sie gestorben?" "Das Herz", sagt Steve und deutet sich dabei auf die Brust, dann lächelt er, aber Tony wünscht sich beinahe, dass er es nicht getan hätte, so weh tut es. "Sie war ja nicht mehr die Jüngste, hat sich nie geschont und dann...Die Ärzte haben versucht, es mir zu erklären, aber ich---" Da ist ein Satz, ein Loch in seiner Sprache, jedes Mal, wenn er Luft holt, ein tiefes, bebendes, kaum hörbares Einatmen, das Tony ins Fleisch schneidet wie der Bunsenbrenner, mit dem er sich einmal verbrannt hat. "Nun, wir haben beide damit gerechnet, aber---" Ein schweres, diesmal deutliches Seufzen entweicht ihm, bei dem seine Nasenflügel beben, dann schüttelt er den Kopf und dreht abwesend an dem goldenen Ring. "Es war zu früh", sagt er schließlich und sieht auf, um Tonys Blick zu begegnen. "Es war zu früh, sie war ja noch nicht einmal Sechzig." Captain Rogers war groß, blond und hat nicht älter ausgesehen als Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, als er ihn das erste Mal kennengelernt hat und so sieht er noch immer aus. Es ist schwer vorstellbar, dass er nur wenige Jahre jünger ist als Howard, dessen Schnurrbart inzwischen mehr grauweiß beinhaltet als Schwarz, und Maria, die, obwohl deutlich jünger als ihr Mann, ihren Sohn spät in ihrem Leben geboren und es vielleicht öfter bereut hat als sie hätte sollen. Es ist schwer vorstellbar, dass Steve zusammen mit seinem Vater im Krieg gekämpft hat und noch schwerer vorstellbar ist es, wie es sein muss, seine Frau altern zu sehen, ohne dass man selbst dermaßen altert. Es ist kein Wunder, denkt Tony, dass Peggy in den letzten Jahren nur noch äußerst selten und bei keinen offiziellen Anlässen mehr mit Steve zusammen in der Öffentlichkeit gesehen wurde; er hätte es an ihrer Stelle vielleicht auch nicht ertragen. Aber Peggy ist tot und muss sich um diese Dinge keine Sorgen mehr machen. Steve jedoch lebt und trauert und Tony weiß nicht, was er dagegen machen soll, also baut er ihm einen Roboter, als Steve den Tag darauf zu einer mehrtägigen Mission aufbricht. Es ist sein erster Roboter, auch wenn er früher schon mit dem Gedanken gespielt hat, einen zu entwerfen; er ist nie weiter gekommen als über das Programm, das er mit zehn entwickelt hat, weil er einfach die Lust daran verloren hat und von anderen Dingen abgelenkt wurde, aber jetzt holt er es wieder heraus aus einer der unzähligen staubigen Kisten, die auf dem Dachboden ruhen. Es ist ein einfaches System mit einer einfachen Kodierung und Tonys Interesse an dem Projekt ist so sehr wiedererweckt, dass er sich in seinem Arbeitsraum einsperrt, auf das Essen vergisst und es vollkommen auseinander nimmt und das ganze Ding neu programmiert. Er braucht ein paar Tage, weil er manche Teile erst vollkommen neu herstellen muss, weil es sie in dieser Form noch nie gegeben hat und er sie in dieser Form aber braucht und dann braucht er noch ein paar Tage mehr, um einen Bot zu bauen und das System zu integrieren und er flucht und hadert und strahlt, als das System das erste Mal erfolgreich hochgefahren wird und der Bot fast fragend seinen Arm hebt. Natürlich hat das System seine Tücken, das ist Tony bewusst; er hat ungenau gearbeitet und manche Dinge gelingen ihm einfach noch nicht so, wie er das möchte, weil ihm zum Großteil das nötige Wissen dafür fehlt, aber er würde sich lieber die Zunge abbeißen, als Howard um Hilfe zu bitten und außerdem hat der Bot, wenn er auch wie ein Dummy in den spektakulärsten Unfällen in Wände und Türen und Tische kracht und dann feststeckt und hilflos piepst, ein lernendes Programm, was nichts weiter heißt als dass Tony großartig ist. Als Steve den Roboter ein paar Tage später zum ersten Mal sieht- gleich nachdem er Tony am Ohr gepackt und ihm eine Gardinenpredigt von epischen Ausmaßen wegen der Vernachlässigung seiner selbst gegeben hat; aber immerhin hat er Howard, abgesehen von dem Teil mit dem Ohr, ebenfalls angefahren, weil keiner so richtig auf Tony geschaut hat, also ist es in Ordnung-, lacht er das erste Mal, seit Tony ihn kennt. Es ist ein überraschtes, fasziniertes leichtes Lachen, bei dem er nur die leiseste Andeutung von Zähnen zeigt und Tony, der klein ist für sein Alter und noch kleiner, wenn er neben Steve steht, sieht hinauf zu ihm und starrt ihn an. "Gott, Tony", sagt Steve fast atemlos und kniet sich vor den Bot, den Tony mehr oder weniger liebevoll Dummy getauft hat wegen seiner Trotteligkeit, um eine Hand auszustrecken und sie sachte auf Dummys Greifarm zu legen, was der Bot mit einem euphorisch klingenden Piepsen kommentiert. "Das ist großartig, Tony." "Findest du?", sagt Tony und kann nicht anders, als seine Brust mit warmer Zufriedenheit über dieses Lob zu schwellen. "Es ist nur--- ich habe nur---ich wollte nur--" Fast wünscht er sich, dass Steve ihm genauso ins Wort fallen würde wie Howard, wenn er zu lange braucht, um sich zu erklären, aber Steve richtet lediglich seine warmen blauen Augen auf ihn und wartet geduldig, also stammelt Tony: "Er ist für dich. Also, Dummy. Also, der Bot. Er heißt Dummy, ich habe ihn so genannt, weil er ziemlich ungeschickt ist, der kleine Trottel, aber das ist wohl meine Schuld, immerhin stimmt die Programmierung einfach nicht, ich werde da noch einmal drüber müssen, aber---ich, also. Er ist für dich. Als kleiner---Trost, weil...Also." "Ach, Tony", sagt Steve und dann steht er auf und schließt die Arme um Tony, sodass Tony sich gegen eine stählerne, breite Brust voller Wärme gedrückt findet, weil Steve im Moment ungefähr zwei Köpfe größer ist als er, und es ist seltsam, weil er sich nicht daran erinnern kann, wann er das letzte Mal umarmt worden ist und das ist doch wirklich erbärmlich, aber er versucht nicht daran zu denken, sondern schließt die Augen und atmet tief Steves herben Geruch ein, dann drückt er vorsichtig die Wange noch fester an seine Brust, unter der Steves Herz beruhigend gleichmäßig und laut klopft und Steve---hält ihn. Steve hält ihn weiter fest und es ist gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)